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6. September 2014

Blended [Urlaubsreif]

We used to have gas. But now we’re out.

Im Ausland – und vermutlich auch in den USA – ist Adam Sandler ein Phänomen. Ein Kassenmagnet, und das mit eher bescheidenen Filmen. Zotig geht es bei Sandler oft zu, Pointen müssen die Witze dabei nicht zwingend haben. Product Placement ist willkommen und wird durch Furz-, Kotz- und Pisswitze ergänzt. Sandlers letzte zehn Film spielten insgesamt eine Milliarde Dollar Gewinn ein und dennoch gilt sein Jüngster, Blended (bei uns: Urlaubsreif), als Flop. Sogar als Beginn von Sandlers Kassenära-Ende. Was verwundert. Der Film lief in den USA zwar für Sandlers Verhältnisse wenig erfolgreich (startete dabei aber zur selben Zeit wie X-Men: Days of Future Past und Godzilla), spielte aber dennoch das Dreifache seiner Kosten ein.

Erzählt wird die Geschichte der jeweils allein erziehenden Jim (Adam Sandler) und Lauren (Drew Barrymore), die sich bei einem Blind Date treffen und bald wieder getrennte Wege gehen. Da Jims Chef und Laurens Kollegin, ein Paar, sich trennen, kaufen beide ohne es zu wissen günstig deren geplatzte Afrika-Reise. Dort müssen Jim und seine drei Töchter sowie Lauren und ihre zwei Söhne nun wider Willen dasselbe Zimmer und dieselben Aktivitäten teilen. Hierbei schafft es Lauren, die Mädchen über den Tod ihrer Mutter hinwegzutrösten und Jim es, die Jungs bei den richtigen Hörnern zu packen. Und obendrein merken beide Elternteile, dass sie vielleicht doch mehr gemein haben, als sie bei ihrer ersten Begegnung dachten.

Man muss nun kein Sandlerologe sein, um zu wissen wie Blended verläuft. Das Rom-Com-Gesetz behält Gültigkeit. Was Blended aber von anderen Sandler-Werken – der Film ähnelt dabei eher Just Go With It und Click statt Grown Ups oder Jack & Jill – unterscheidet beziehungsweise auszeichnet, ist neben dem moderaten Budget (es ist Sandlers günstigster Film seit 15 Jahren) vor allem die immer wieder eingestreuten emotionalen Momente. In die Karten spielt dem Film dabei die Darstellung von Jim als Witwer und die Rolle, in der er sich dadurch wiederfindet. Die älteste Teenager-Tochter Hilary (Bella Thorne) wird als Tomboy erzogen, “Larry” gerufen und zur Sportmaschine erzogen, wo sie doch gerade ihre Weiblichkeit entdeckt.

Die Zweitjüngste Tochter heißt schlicht Espn (Emma Fuhrmann) nach Jims Lieblingssender und dann ist da noch Lou (Alyvia Alyn Lind). Alle drei teilen sich denselben Jungenhaarschnitt, den sie Jims Friseur verdanken, der schon Opa und Uropa bediente. Während die aufgeweckte Lou nach einer Mutterfigur lechzt, kann sich Espn noch nicht von der alten lösen und behält diese als unsichtbaren Begleiter. Probleme, wie sie Lauren nicht kennt. Sie hadert mit ihrem für die Babysitterin schwärmenden Ältesten Brendan (Braxton Beckham) und ihren ADHS-Jüngling Tyler (Kyle Red Silverstein). Ihr Ex-Mann Mark (schmierig wie immer: Joel McHale) ist ihr keine große Hilfe und vernachlässigt den Nachwuchs, wo sich ihm eine Möglichkeit bietet.

Auf ihrer Afrikareise dürfen beide Elternteile, die sicher nicht von ungefähr das gegensätzliche Geschlecht gegenüber ihren Kindern haben, ihre Stärken beim Nachwuchs des anderen ausleben. Jim gibt väterliche Ratschläge, zu denen Mark nicht im Stande ist, und Lauren steht mütterlich zur Seite, was der eigentlichen Erzeugerin verwehrt blieb. Hierbei berühren insbesondere die Szenen zwischen den Frauen, was auch daran liegen mag, dass hier ein Todesfall kaschiert werden muss. Blended reibt einem diese emotionalen Momente nicht aufdringlich ins Gesicht, sondern streut sie immer mal wieder in die einzelnen Sequenzen ein, die prinzipiell auf Lacher gebürstet sind. Und dies mit weitaus mehr Pointen als sonst bei Sandler-Filmen üblich.

Ebenfalls unüblich ist, dass selbst comic relief-Nebenfiguren eine emotionale Katharsis durchlaufen dürfen. In der Tat geht der Film trotz seiner Karikierung erstaunlich aufrichtig mit einem von Kevin Nealon und Jessica Lowe gespielten Pärchen um (alter Mann und junger Feger), mit denen sich Jim, Lauren & Co. den Esstisch teilen müssen. Sonderliche Tiefe bleibt da zwar bei den Hotelangestellten wie Mfana (Abdoulaye N’Gom) und Nickens (Terry Crew) aus, dennoch sorgen diese mit Running Gags ebenfalls für liebenswerte Augenblicke (“They’re blending over there!”). Das Ganze, man muss es für einen Sandler-Film vermutlich nochmals betonen, ohne Pipi-Kaka-Witze, die man sonst von dem New Yorker Comedian gewöhnt ist.

Dem Film spielt dabei in die Karten, dass er gut besetzt ist. So überzeugen die Kinderdarsteller, vom vermeintlich hässlichen Schwan Bella Thorne bis zum “Heartbreaker” Alyvia Alyn Lind. Selbst Gastauftritte von Shaquille O’Neill fallen nicht aus der Rolle und die Chemie zwischen Barrymore und Sandler stimmt nach zwei Filmen (The Wedding Singer, 50 First Dates) ohnehin. Hier macht es sich bezahlt, dass Sandler für den Regieposten statt auf Dennis Dugan wieder auf Frank Coraci (The Wedding Singer, Click) gesetzt hat. Entsprechend stehen Emotionen vor Zoten – was dem Film fraglos zum Vorteil gereicht. Dass Blended, wie so viele Sandler-Werke, etwas zu lang gerät (ohne dabei Längen zu haben), ist verzeihenswert.

Insofern ist es bedauerlich, dass der Film aufgrund seiner Konkurrenz unter seinen Möglichkeiten lief – speziell in seiner Heimat (Blended spielte, für einen Sandler-Film ungewöhnlich, fast doppelt so viel im Ausland ein). Ein Flop ist der Film dank seines sparsamen Budgets aber keineswegs und von seiner Inszenierung her vielmehr sogar ein Schritt in die richtige Richtung. So anarchisch-vergnüglich Werke wie That’s My Boy auch sind. Unterm Strich bleibt eine unterschätzte Sommerkomödie, die zugleich die Lachmuskeln bewegt wie auf die Tränendrüse drückt. Und angesichts eines bislang erschreckend schwachen Kinojahres kann und muss sogar konstatiert werden, dass Blended zu den besten Filmen des Jahres zu zählen ist.

7.5/10

12. April 2007

Idiocracy

If you don’t smoke Tarryltons... Fuck You!

Wieder mal ein Film, den ich gerne im Kino gesehen hätte, der in meiner Region jedoch keine Kopien erhalten hatte. Egal, schau ich ihn mir eben auf DVD an, so komm ich auch in den Genuss der Originalfassung. Eigentlich schade aber, dass Regisseur Mike Judge so selten in Aktion tritt, zeichnet ihn doch nicht nur seine Arbeit an Beavis & Butthead aus, sondern auch sein Werk Office Space (welches ich erst vor ein paar Wochen genießen durfte). Überrascht war ich, als ich im Vorspann zu Idiocracy sah, dass Ethan Coen mit am Drehbuch geschrieben hat. Es handelt sich dann aber doch nur um Judges langjährigen Kollaborationspartner Etan Cohen (Beavis & Butthead, King of the Hill). Daran, dass der Film ein Knaller ist, hat das allerdings nichts geändert.

Aber nun zur hervorragenden Story: Soldat Joe (Luke Wilson) ist im wahrsten Sinne des Wortes ein average Joe, ist er doch in allem, was er macht, lediglich Durchschnitt. Das bewegt die Armee, in welcher Joe den einfachsten verfügbaren Job ausfüllt, dann dazu, Joe gemeinsam mit der Prostituierten Rita (Maya Rudolph) für ein Experiment zu benutzen. Ziel ist es, die Probanten von 2005 bis 2006 kryogenisch einzufrieren. Als aber der leitende Wissenschafter wegen eines Prostituiertenrings auffliegt, werden Joe und Rita vergessen, weshalb sie irgendwann erst wieder im Jahr 2505 aufwachen. Inzwischen ist die US-Bevölkerung so verdummt, dass Joe nach einem IQ-Test zum klügsten Menschen und Innenminister ernannt wird. Dabei will er eigentlich nur wieder zurück nach Hause.

Minimal erinnert das Szenario an die Prämisse von Matt Groenings Futurama, doch Judge will weitaus mehr. Um seine Prämisse zu erklären wird zu Beginn eine fiktive Studie anhand zweier Familien gezeigt: Ein überdurschnittlich intelligentes Pärchen spart sich die Familienplanung jährlich auf, während ihr asoziales Pendant sich exponential vermehrt. Dementsprechend erwacht Joe 500 Jahre später nicht mehr in einer Demo-, sondern einer Idiokratie - einer Gesellschaft, die durch und durch verdummt ist. Köstliche Beispiele hierfür sind Sofas mit integriertem Klo, eine Sitcom über Tritte in die Weichteile, Restaurants mit dem netten Namen Butt-Fuckers oder ein Film der Arsch heißt, 90 Minuten lang auch nichts als diesen zeigt und damit 8 Oscars (nur?) gewonnen hat.

Als Joe einen IQ-Test machen soll bevor man ihn ins Gefängnis wirft, weil er seine Krankenhausrechnung nicht gezahlt hat, lautet eine der darin vorkommenden Fragen: If you have one bucket that holds two gallons and another bucket that holds five gallons, how many buckets do you have? Kein Wunder, dass er anschließend zum klügsten Menschen erklärt wird und das Amt des Innenministers von einer Bande von Idioten zugesprochen bekommt. Dabei will Joe nichts weiter als zur Time Macheene zu kommen, von der ihm sein Verteidiger Frito (Dax Shepard) erzählt hat. In einer Zukunft, wo der US-Präsident ein Ex-Pornostar (Terry Crews) ist und Charlie Chaplin wegen The Great Dictator als NS-Mitverschwörer gilt, ist Joe klar der einäugige König unter den Blinden.

Und Judge gelingt es mit Idiocracy ein hervorragendes Bild des derzeitigen Bildungsstandes der Vereinigten Staaten wiederzugeben. In Zeiten, in denen Teenager kaum mehr lesen, Sex und Pornographie jedoch zum Mittelpunkt der Gesellschaft werden, ist eine Zukunft wie in Idiocracy nicht unwahrscheinlich. Selbst in Deutschland sieht man dies, wo Jugendlich nicht mehr ohne die Wörter Alter und ich schwör in ihren Sätzen auskommen. Mit Idiocracy gelingt Judge ein sehr wichtiger und (was ebenso wichtig ist) ungemein amüsanter Film, der sich in meinen Augen nicht vor Abrahams, Zucker & Zucker verstecken muss. Ich kann den Film wirklich nur weiterempfehlen und nicht beirren lassen: nicht der Film ist debil, sondern die Gesellschaft, die in ihm widergespiegelt wird!

9/10