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30. April 2016

Little Shop of Horrors [Director’s Cut]

Well, that’s an unusual story and a fascinating plant.

Wenn es um Feel-Good-Movies geht, dann ist ein Musical über eine Alien-Invasion, in deren Verlauf – unter anderem – der Held sowie sein Love Interest sterben, wohl eher nicht das, was einem in den Sinn kommt. Und dennoch gehört Frank Oz’ Little Shop of Horrors zu den Filmen, die zumindest bei mir, vielleicht auch wegen meines leicht misantropischen Charakters, stets für gute Laune sorgen. Und einer der Filme, die durch ihren Director’s Cut gegenüber der Kinofassung gewinnen. Dabei handelt es sich im Grunde nur bedingt um einen „Director’s Cut“, angesichts dessen, dass dieser lediglich dem Finale der Broadway-Vorlage von Alan Menken und Howard Ashman treu bleibt, das für die Kinofassung editiert werden musste.

“The audiences were upset that the plant wins”, berichtet Oz zu den damaligen Testvorführungen. Die Reaktionen waren derart negativ, dass Little Shop of Horrors ein Happy End erhielt – offensichtlich sind die Befindlichkeiten von Broadway- und Kinopublikum nicht identisch. Das Happy End bricht dem Film natürlich nicht das Genick, der ursprüngliche Handlungsverlauf wirkt dennoch konsequenter für den generellen Ton der Geschichte. Die ist wenig hoffnungsvoll, nicht nur aufgrund ihrer Verortung in die Innenstadt (downtown). “Downtown, where depression’s just status quo”, singt unser Protagonist Seymour (Rick Moranis) hier zu Beginn des Films, der in diesem nur eine von vielen verlorenen Figuren darstellt.

Als Waisenjunge, der von seinem jetzigen Arbeitgeber, Florist Mr. Mushnik (Vincent Gardenia), aufgenommen wurde, hat es Seymour nicht leicht, aber wie Kollegin Audrey (Ellen Greene) zeigt, kann es einen auch noch schlechter treffen. Sie wird von ihrem Freund, Zahnarzt Orin (Steve Martin), misshandelt. “If he does this to me when he likes me, imagine what he’d do if he ever got mad”, sinniert diese, als sie ein Trio von Straßenteens auf ihre Lage anspricht. “That poor child suffers from low self-image”, realisieren diese sogleich das Problem. Dieses ist es auch, dass eine Romanze zwischen Seymour und Audrey zuerst erschwert. Weniger die Tatsache, dass Seymour nicht gut genug für Audrey ist, als dass diese es andersherum sieht.

Generell ist das Leben in Downtown nicht leicht (“You put in eight hours for the powers that have always been”, singt eine Arbeiterin in “Skid Row”), als Folge floriert auch das Blumengeschäft von Mr. Mushnik nicht. Das soll sich ändern, als Seymour eine neue exotische Pflanze – Audrey II (Stimme: Levi Stubbs) getauft – ins Schaufenster stellt, die er jüngst für $1.95 während einer Sonnenfinsternis erworben hat. “Excuse me, I couldn’t help noticing that strange and interesting plant”, taucht sogleich ein Kunde (Christopher Guest) im Laden auf. Doch der neue Erfolg des Geschäfts kommt nicht ohne Preis daher, wie Seymour schon bald feststellt. Denn Audrey II verlangt es nach menschlichem Blut, um ihrerseits weiter wachsen zu können.

“A lot of folks deserve to die”, macht Audrey II in der Folge Seymour zu ihrem Mittäter. Und Mr. Mushniks Geschäft zum “little shop of horrors”. Dabei hatte ein Chorus eingangs noch gewarnt: “everybody better beware”, doch wie in einer griechischen Tragödie war alles vergebens. Der Niedergang der Menschheit wird von Ashman und Menken dabei herrlich komisch inszeniert, von Seymours „gescheitertem“ Mordversuch an Orin und dann dessen Leichenbeseitigung per Stadtbahn bis hin zu Audrey IIs intrigantem Spiel (in einer Szene ruft sie ihre Namensvetterin an und überprüft das Telefon anschließend auf Restgeld). Kleine Highlights sind auch die Cameos von John Candy als Radiomoderator und Bill Murrays masochistischer Zahnarztpatient.

Star des Films, neben den herausragenden praktischen Effekten von Audrey II, welche die Puppe gemeinsam mit Levi Stubbs’ Synchronisation zu einer authentischen Figur im Ensemble machen, sind aber natürlich die grandiosen Songs von Alan Menken. Diese überzeugen einerseits durch ihre gefälligen und variationsreichen Kompositionen wie im Falle von “Da-Doo”, aber auch durch deren Verbindung mit den Lyrics sowie der Lyrics mit der Handlung und ihren Charakteren. “You’ll be a dentist”, singt Rock-Zahnarzt Orin da auf seinem Motorrad in “Dentist!”, während er seine „Origin Story“ für uns reflektiert. “You have a talent for causing things pain.” Menken untermauert hier, dass ein Musicalfilm wahrlich nur so gut wie seine Songs ist.

Zugleich stellt das Remake von Roger Cormans 1960er Original gegenüber diesem klar eine Verbesserung dar – was allerdings auch nicht sonderlich schwer ist. “The original (…) began almost as a joke”, erinnert sich Corman. Innerhalb von zwei Tagen auf einem bereits existierenden Set gedreht, repräsentiert The Little Shop of Horrors jenes preisgünstige und effiziente Arbeiten, das Cormans Karriere ausmachte. Frank Oz’ Broadway-Adaption kam nun pompöser und mit einem Millionen-Budget ausgestattet daher – und avancierte 1986 zum moderaten Erfolg. Wenn auch nicht ganz so bedeutsam wie ein Vertreter Seymour gegenüber um Audrey II wirbt. “This could be bigger than Hula-Hoops”, hofiert der um die Vertriebsrechte.

Wo hier in der Kinofassung nun der Showdown zwischen Seymour und Audrey II den klassischen Filmverlauf nimmt, gerät die Ursprungsfassung respektive der Director’s Cut sehr viel „depressiver“. Wie schon Audrey ergibt sich auch Seymour quasi seinem Schicksal, während “the mean green mother from outer space” in einer epischen Zerstörungsorgie das Kommando über die Erde an sich reißt. Selten – abgesehen von Roland Emmerichs Filmen – war der Untergang der Welt wohl unterhaltsamer inszeniert. Und das zeichnet Little Shop of Horrors aus: dass er sich so gut anfühlt, obwohl das, was passiert, nicht wirklich gut ist. Zumindest der Zuschauer entkommt auf diese Weise für anderthalb Stunden seinem depressiven Status quo.

8.5/10

19. September 2007

This is Spinal Tap

Fuck the napkin!

Nicht von ungefähr gilt This is Spinal Tap als der Kultfilm überhaupt. Entsprechend hoch liegen die Erwartungen, wenn man den Film noch nicht kennt. So hatte ich von Regisseur Rob Reiner ein brachiales Gagfeuerwerk erwartet und fühlte mich im Nachhinein leicht enttäuscht. Sicherlich hat der Film zahlreiche geniale Momente und Szenen, aber auch viel, was ihn in der Luft hängen lässt. Und natürlich ist es ein Film, der besonders im Kontext seiner Zeit steht, in diesem Fall die Achtziger und des Heavy Metal Rocks. Wenn man bei Erscheinen des Films gerade in der Pubertät war und auf Rock stand, muss dieser Film für einen vermutlich genial gewesen sein und auf seine Art und Weise ist er das auf jedenF Fall auch heute noch.

Doku-Filmer Marty DiBergi (Rob Reiner) begleitet die britische Heavy-Metal-Band Spinal Tap auf ihrer US-Tour. Die Gründer der Band, David St. Hubbins (Michael McKean) und Nigel Tuffnel (Christopher Guest), kennen sich bereits seit ihrer Kindheit, daneben ist Derek Smalls (Harry Shearer) das älteste Band-Mitglied. Spinal Tap befindet sich im Herbst ihrer Karriere und treten inzwischen in Hallen mit einer Kapazität von 1.200 Sitzen auf, statt wie früher noch mit 12.000. Auch werden viele ihrer Gigs überraschen abgesagt und oft hapert es mit dem Bühnendesign. Als Davids Freundin Jeanine zur Band stößt, polarisiert sie derart, dass sich Bandmanager Ian Faith als auch Nigel langsam von David entfremden.

Geschildert werden mit verwackelter Handkamera die Probleme, denen eine Band während einer Tournee begegnet. Zum Beispiel verläuft sich die Band auf dem Weg zur Bühne, Gigs werden abgesagt, Reservierungen missverstanden und es gibt Ärger mit der Plattenfirma, weil das Albumcover sexistisch sei. Hierbei werden die Bandmitglieder auch reichlich naiv dargestellt, allen voran Nigel. Aber genauso gerne hört man David dabei zu, wenn er das Ende der Band mit dem Ende der Galaxie vergleicht. Zum running gag entwickelt sich dabei der Verschleiß an Drummern, die stets eines mysteriösen Todes sterben und zum Zeitpunkt von DiBergis Films bereits die erstaunliche Anzahl von 32 erreicht haben.

Neben dem Film – der Cameos von Billy Chrystal, Anjelica Huston und Bruno Kirby bietet – ist auch die Hintergrundgeschichte nicht weniger unterhaltsam. So wurde Reiner mehrfach darauf angesprochen, dass er doch lieber einen besseren Kameramann und eine bekanntere Band für seine Dokumentation hätte wählen sollen. Vielen Menschen war scheinbar nicht bewusst, dass es sich nicht nur um eine rockumentary, sondern um eine mockumentary gehandelt hatte. Dabei scheinen die gezeigten Elemente im Film tatsächlich allgemein den Tatsachen entsprochen zu haben, so amüsierte sich beispielsweise Eddie Van Halen mit seiner Band darüber, dass ihnen viel aus Spinal Tap selbst schon passierte.

Wenig Fiktives und Lustiges konnte auch Aerosmith-Frontmann Steven Tyler an Reiners Film ausmachen, da ihm und seiner Band angeblich alles im Film bereits am eigenen Leib geschehen war. Der Film, welcher von solchen Größen wie den Beatles oder Led Zepplin inspiriert und beeinflusst ist, hat somit verständlicherweise eine große Reputation innerhalb seiner Rock- und Musikbranche und ist zum Adjektiv avanciert, welches Bands wie Metallica oder R.E.M. verwenden, um ihre eigenen entsprechenden Tourneen als “very spinal tap“ zu bezeichnen. Dahingehend ist This is Spinal Tap ohne Frage ein Kultfilm, der auch den Menschen gefallen sollte, die nicht auf (Heavy Metal) Rock stehen und allemal eine Sichtung wert.

8/10