
(The Spirit)
Über Toiletten und was auf ihnen geschieht spricht man in gesellschaftlichen Kreisen eher ungern. Als zu delikat gilt das persönliche „Geschäft“. Dabei war dies nicht immer so, eher im Gegenteil. Die Funktion der Toilette als Ort für das Entsorgen der eigenen Exkremente gibt es schon seit fast fünftausend Jahren. So finden sich derartige Einrichtungen bereits um 2.800 vor Christus in Mesopotamien. Ihren Namen verdankt die Toilette der französischen Sprache. Als toile bezeichnete man das Tuch, das empor gehalten wurde, um die Verrichtung des Geschäfts zu verdecken. In der frühen Neuzeit verdiente sich Mancher sein Geld damit, in Parks und anderen Orten ein toile bereit zu halten, sollte jemand diesen Dienst in Anspruch nehmen müssen. Eine ähnliche Privatsphäre besaßen im alten Rom nur die Reichen. Für den Plebs waren öffentliche Latrinen vorgesehen, welche über aneinandergereihte Öffnungen verfügten, die Platz für 50 bis 60 Personen boten. Hier wurde der Gang zum Klo zum gesellschaftlichen Treffpunkt. Die Exkremente flossen dabei in Abwasserkanäle, von denen die Cloaca Maxima wohl die bekannteste war. Mit dem Ende des Römischen Reichs ging jedoch auch erst einmal ein Ende dieser Kloaken daher.
Im Mittelalter verlor der Stuhlgang seinen gesellschaftlichen Charakter. Man verrichtete sein Geschäft wann man wollte, wo man wollte. So mussten in Schlössern und anderen Bauten auch gerne mal Korridore und Flure herhalten, genauso wie auch Gärten und Parks hemmungslos beschmutzt wurden. Typisch waren damals Nachttöpfe, wie man sie beispielsweise in Pier Paolo Passolinis Salò o le 120 giornate di Sodoma bewundern kann. Die Inhalte dieses Nachttopfs wurden dann ungeniert einfach auf der Straße entleert, was auch Großstädten wie Paris oder London stinkenden Fäkalgeruch anhaftete. Dabei hatte der Dichter Sir John Harington bereits 1596 einen Prototyp unseres heutigen Wasserklosetts erfunden, war bei seinen Landsleuten jedoch trotz genauer Bauanleitung auf Unverständnis gestoßen. Erst 1775 ließ Alexander Cummings das Wasserklosett patentieren. Was aber nicht bedeutet, dass es anschließend flächendeckend zum Einsatz kam. Erst in den 1860er Jahren begann man in Manchester Häuser mit derartigen Toiletten zu bauen. Eine der ersten deutschen Toiletten wurde 1820 im Schloss Bad Homburg auf Geheiß der Ehefrau des dortigen Landgrafen installiert.

Die meisten Namen für diese sanitäre Anlage zur Aufnahme von Körperausscheidungen haben dabei meist nichts mit dem Klo als solchem zu tun. Stattdessen versuchen sie vielmehr durch die Umschreibung des Ortes von jener Anlage und damit dem „schmutzigen Geschäft“ abzulenken. Während die Toilette jenes Tuch umschreibt, das einen abgeschirmten Privatraum erschuf, versteckt sich hinter dem Abort das „Austreten“, wohingegen in China die Toilette auch als „Halle der Inneren Harmonie“ tituliert wird. So werden Toiletten auch spezifisch nach Geschlechtern getrennt, an öffentlichen Plätzen verlangt man zudem meistens Geld als Gegenleistung. Inzwischen gibt es eine Welttoilettenorganisation, einen Welttoilettentag (der morgige 19. November) und verschiedene Toilettenbräuche wie Gebläse zur Geruchsüberdeckung in Italien oder kleine Lautsprecher zur Übertönung der Körpergeräusche in Japan. Dennoch ist auch ein Klo kein Allerweltgut. Planet Wissen erklärte zu Beginn des Jahres, dass obschon jeder Mensch gut ein Jahr seines Lebens auf der Toilette verbringt, circa 2,6 Milliarden Menschen - und damit 40 Prozent der Weltbevölkerung - über keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen verfügen.
Auch im Film zählt die Toilette im Grunde eher zu den Tabuzonen. Der Vorgang der Exkrementausscheidung wird wenn gezeigt, dann meist ins Groteske verzerrt. Beispielsweise in Filmen wie Dumb and Dumber, American Pie oder der South Park-Episode More Crap. Als Rückzugsort für sexuelle Selbstbefriedigung findet sich – abseits der pornographischen Medien – fast ausschließlich Amy Heckerlings Fast Times at Ridgemont High. Dagegen wird in Filmen und Serien die Toilette sehr viel häufiger mit einem Hort von Gewalt, sei sie physisch oder psychisch, assoziiert. Ein beliebtes Motiv ist hierbei die Rache, die – wenn auch indirekt – in Richard Donners The Goonies zum Tragen kam oder im Finale von American History X. Besonders in Szene gesetzt wurde die Toilette bei Alfred Hitchcock zur Vernichtung von Beweismaterial in Psycho, was wiederum in Francis Ford Coppolas The Conversation eine Referenz fand, wenn die Toilette Beweismaterial zu Tage förderte. Als Ausgangsbasis für die eigentliche Geschichte findet sich das Klo in Werken wie The Big Lebowski oder der Simpsons-Folge Bart vs. Australia.

Am häufigsten dient die Toilette jedoch als Herberge für Gewalt, meist mit beabsichtigter oder resultierender Todesfolge für das Opfer. Während sich Jason Lee in Dreamcatcher eines Angriffs aus seinem Klo erwehren muss, führen die stillen Orten in Filmen wie Pulp Fiction oder Full Metal Jacket meist während Schusswaffengebrauchs zum Tod, während sich Danny Glover und Mel Gibson in Lethal Weapon 2 gar eines Bombenanschlags auf dem Lokus erwehren mussten. Wenn auch der Angriff auf oder mit dem Klo das meistverwendete Motiv einer Toilettenszene darstellt, inszenieren Look Who’ Talking Too, Slumdog Millionaire oder die Scrubs-Episode My Porcelain God den Abort als Hindernis, das es für die Hauptfigur zu überwinden gilt. Letztlich lässt sich somit wohl resümieren, dass das Klo auch im Film eine eher unbeliebte Location ist, die ob ihrer vermeintlichen Obszönität für möglichst widerwärtigen Humor herhalten muss oder ein Vorlagengeber für eine Racheaktion bis hin zum Tod einer Person in möglichst ungewöhnlicher Umgebung ist. Die folgenden fünf Filmszenen stehen wie immer natürlich in der subjektiven Sicht eines jeden Betrachters zur Diskussion, zählen für mich jedoch zu den gelungensten Vertretern und sind in manchen Fällen wenig überraschend:




