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2. Oktober 2012

Filmtagebuch: September 2012

21 JUMP STREET
(USA 2012, Phil Lord/Chris Miller)
6/10

50/50
(USA 2011, Jonathan Levine)
4/10

AMERICAN REUNION
(USA 2012, Jon Hurwitz/Hayden Schlossberg)
6/10

BATTLESHIP
(USA 2012, Peter Berg)
3/10

BEASTS OF THE SOUTHERN WILD
(USA 2012, Benh Zeitlin)
8.5/10

BREAKING BAD - SEASON 5: PART I
(USA 2012, Adam Bernstein u.a.)
8/10

THE CABIN IN THE WOODS
(USA 2011, Drew Goddard)
3/10

CHRONICLE [EXTENDED CUT]
(USA 2012, Josh Trank)
4/10

CRIMSON TIDE
(USA 1995, Tony Scott)
7.5/10

DAYS OF THUNDER
(USA 1990, Tony Scott)
7/10

EIN JAHR NACH MORGEN
(D 2012, Aelrun Goette)
0/10

HERR WICHMANN VON DER CDU
(D 2003, Andreas Dresen)
8.5/10

HERR WICHMANN AUS DER DRITTEN REIHE
(D 2012, Andreas Dresen)
7.5/10

HESHER
(USA 2010, Spencer Susser)
2.5/10

THE HUNGER GAMES
(USA 2012, Gary Ross)
5.5/10

INCIDENT AT LOCH NESS
(GB 2004, Zak Penn)
5.5/10

JIRO DREAMS OF SUSHI
(USA 2011, Dabid Gelb)
7.5/10

KRIEGERIN
(D 2011, David Wnendt)
1/10

THE ROOM
(USA 2003, Tommy Wiseau)
3/10

SNOWTOWN
(AUS 2011, Justin Kurzel)
1/10

DIE THOMANER
(D 2012, Günter Atteln/Paul Smaczny)
7.5/10

Werkschau: Roland Emmerich


DAS ARCHE NOAH PRINZIP
(D 1984, Roland Emmerich)
5/10

MOON 44
(D 1990, Roland Emmerich)
4.5/10

UNIVERSAL SOLDIER
(USA 1992, Roland Emmerich)
7/10

STARGATE [DIRECTOR’S CUT]
(USA/F 1994, Roland Emmerich)
6/10

INDEPENDENCE DAY [EXTENDED VERSION]
(USA 1996, Roland Emmerich)
5.5/10

GODZILLA
(USA 1998, Roland Emmerich)
7/10

THE PATRIOT [EXTENDED CUT]
(USA/D 2000, Roland Emmerich)
6.5/10

THE DAY AFTER TOMORROW
(USA 2004, Roland Emmerich)
6/10

10,000 BC
(USA/ZA 2008, Roland Emmerich)
3/10

2012
(USA 2009, Roland Emmerich)
5.5/10

ANONYMOUS
(GB/D 2011, Roland Emmerich)
6/10

8. November 2009

2012

We’re gonna need a bigger plane. 

Er gilt als der Master of Desaster und die Rede ist bei weitem nicht von Michael Bay. Niemand zerstört so gerne und genüsslich wie der Sindelfinger Roland Emmerich. Egal ob die Hauptstädte der Erde durch eine sommerliche, außerirdische Invasion dran glauben müssen oder eine mutierte Riesenechse New York City zerlegt. Roland kennt keine Gnade. Nachdem ihn sein Wahl-Lokalpatriotismus mit The Patriot in etwas überzogen-pathetische Gefilde getrieben hatte, versuchte Emmerich parallel zur Rot-Grünen Bundesregierung eine politische Botschaft mit seinem liebsten Hobby bzw. Beruf in Einklang zu bringen. In The Day After Tomorrow stellte Wissenschaftler Dennis Quaid fest, dass die Erde den Bach runtergehen wird. Von wegen Klimawandel, globale Erwärmung und so. Ein Szenario, dass nun in Emmerichs neustem Film 2012 ein Echo erfährt. Hier darf Wissenschaftler Chiwetel Ejiofor dem US-Präsidenten die „frohe“ Botschaft bringen, dass die Menschheit so 2009 ist. 

 Zum ersten Mal seit er in Hollywood arbeitet hatte sich Emmerich nach einem Film gleich wieder ans Steuer gesetzt. Vielleicht auch deshalb, weil 10.000 BC alles andere als gelungen war. Und obschon Emmerich mit dem Zerstören der Erde eigentlich abgeschlossen hatte, lieferte ihm sein Filmkomponist nach dem Urzeit-Actioner ein Drehbuch, dass der Schwabe nicht ablehnen konnte. Nach dem Motto „wenn ich die Welt nicht zerstöre, zerstört sie ein Anderer“ rief sich Emmerich ins Gedächtnis, dass niemand die Welt so gut zerstört wie er. Gesagt getan und mehrere Tausend Digitaleffekte später ist sie nun fertig gestellt: Emmerichs Interpretation einer Maya-Prophezeiung, die vorsieht, dass wir alle am 21. Dezember 2012 sterben. Im Gegensatz zu The Day After Tomorrow also ein unverschuldetes Sterben, was die Bezüge zur Gegenwart auf ein Mindestmaß beschränkt. Weshalb der Film auch besser in den USA ankommen könnte, selbst wenn Emmerich das tollste Land der Erde – nach eigenem Selbstverständnis – als Erstes sprichwörtlich den Bach runtergehen lässt.

Die Prophezeiung der Mayas dreht sich nun um Sonnenstürme, die für eine Überhitzung des Erdkerns sorgen – so zumindest die aktuelle Deutung. Emmerich lässt daher die Erdkruste zerfallen, was zu Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Riesentsunamis führt. Ein Doomsday-Szenario, von dem der US-amerikanische Geologe Dr. Adrian Helmsley (Chiwetel Ejiofor) 2009 mittels eines indischen Kollegen in Kenntnis gesetzt wird. Die US-Regierung wird informiert und baut in Abstimmung mit den anderen großen Nationen – die Kleinen müssen sich um sich selbst kümmern – Riesenarchen, deren Plätze für 1 Milliarde Euro, pro Person versteht sich, auf den Markt geschmissen werden. Etwas von dem Ottonormalbürger nichts mitbekommt, man will ja keine Panik verursachen. Aber als sich Helmsley in seinen Kalkulationen irrt und die Kacke statt kurz vor Weihnachten 2012 bereits im Sommer desselben Jahres am Dampfen ist – warum haben die Mayas das nicht gewusst? -, muss alles Schlag auf Schlag gehen. Mittendrin der gescheiterte Schriftsteller Jackson Curtis (John Cusack), der eigentlich nur wieder eine richtige Beziehung zu seiner Ex-Frau (Amanda Peet) und den gemeinsamen Kindern haben möchte.
  Nun macht der deutsche Regisseur keinen Hehl aus seinen Ambitionen und räumt seinem Prolog zum Weltuntergang lediglich so viel Raum ein, wie absolut nötig ist. Ganz kurz wird die Vorbereitungsphase abgehandelt, ehe Emmerich zum Punkt kommt. Nach einigen Erdbeben stürzt der Deutsche schließlich erst Los Angeles und dann die ganze Westküste der Vereinigten Staaten ins Unglück. Curtis, der während eines Camping-Ausflugs mit seinen Kindern dank dem überdrehten Radiomoderator Charlie (Woody Harrelson) vom Ende der Welt und den Archen Kenntnis erhalten hat, schnappt sich kurzerhand seine Familie und rettet sich mit einer Stretch-Limo (!) aus dem zusammenstürzenden L.A. Spätestens hier wird klar, dass Emmerich seinen Film vollkommen selbstironisch ausgelegt hat. Was jetzt beginnt, wird sich die kommende Stunde fortsetzen und 2012 zur teuersten Komödie aller Zeiten werden lassen.

Immer wieder, oder besser gesagt die ganze Zeit, können Curtis und seine Patchwork-Familie – der neue Freund seiner Ex-Frau, Gordon (Thomas McCarthy), darf mit und dankt es, indem er praktischerweise Flugerfahrung hat – in letzter Sekunde den zerstörerischen Erdmassen entfliehen. Dass Curtis derweil für seinen Sohn von „Jackson“ wieder zu „Dad“ avanciert, ist ein nettes Zubrot. Die Flucht der Familie Curtis ist dabei fernab jeglicher Realität von Emmerich inszeniert, natürlich ihrer eigenen Lächerlichkeit bewusst und kostet diese mit Vergnügen aus. Wo Klosers Drehbuch bei 10,000 BC noch jenseits jeglichen guten Geschmacks war – und auch nicht mehr als Trash durchgehen konnte -, funktionieren speziell die Dialoge dieses Mal erstaunlich gut. Gerade weil sie wirken, wie etwas, das von den Figuren erwartet, aber von ihnen auch bewusst so wahrgenommen wird. Da blufft Curtis auch seine kleine Tochter nicht, wenn er sie zur Beruhigung fragt, ob er ängstlich aussieht, während hinter ihm der Yellowstone Nationalpark in Flammen aufgeht.

Weitaus dramatischer und seriöser geht es dagegen bei Helmsley zu. Zwar kommentiert Emmerich auch diesen Handlungsstrang gerade im Finale sehr selbstironisch, doch primär hier findet sich die emotionale Keule des Regisseurs. Abschiedsanrufe an den eigenen Vater führen zu einer Massenaussöhnung von Vätern mit ihren Kindern, die auch vor dem US-Präsidenten (Danny Glover) selbst nicht Halt macht. Dabei sollte man sich nicht wundern, wenn alle Figuren in 2012 am Ende über drei Ecken entweder verwandt oder bekannt miteinander sind. Im Auge des Massen-Genozids der Menschheit ist es eben wirklich eine kleine Welt, in der man fortan lebt. Nach gut anderthalb Stunden beginnt Emmerich dann sein Katastrophenfilm-Schema beiseite zu legen. Die Zerstörungswut, die gerade noch das Weiße Haus und den Petersdom befallen hat, nimmt ab und die Handlung selbst beruhigt sich etwas, als sie an ihrem Endpunkt im chinesischen Hochgebirge anlangt. Und scheinbar endet mit den Katastrophen auch der Humor, der 2012 bisher so überraschend gut im Rennen gehalten hat. Stattdessen beginnt das letzte Reise-nach-Jerusalem-Spiel in der Geschichte der Menschheit. Plötzlich also die Kehrtwende und die Handlung wird dramatisch. Es wird gebettelt, gefleht und geweint. Emmerich verirrt sich nun in eine überlange Referenz an Filme wie Wolfgang Petersens Poseidon, wenn sich das Schauspiel auf der Arche schließlich fortsetzt. Unspannend ist das nicht, auch wenn klar ist wie das Ganze ausgehen wird, aber seine Längen hat es nichtsdestotrotz. Eine halbe Stunde weniger hätte hier alles andere als geschadet, speziell da vieles im Finale unnötig hinausgezögert wird, wahrscheinlich um dem Film mehr Tiefe zu verleihen. Hier verliert sich Emmerich etwas und zerstört die überaus gelungene Unterhaltung zuvor, wenn er nach all dem Jux aus dem Nichts heraus ein ernstes Gesicht aufsetzt. Zwar setzen sich bis zum Schluss die überzogenen Spielereien fort, verkommen jedoch nur zu comic relief in dieser überbordenden Dramatik. Dabei konnte Emmerich mit 2012 einiges wieder wett machen, was er letztes Jahr seinen Zuschauern mit seinem Wüste-an-Gletscher-Vehikel noch eingebrockt hatte.

Die Charaktere werden nicht vernachlässigt, was ob des Weltuntergangs im Hintergrund durchaus beachtlich ist. Besonders bei der Patchwork-Familie haben sich Kloser und Emmerich Mühe gegeben, gerade in Bezug auf die Konstellation von Curtis, Gordon und Curtis’ Sohn Noah (Liam James). Zwar verflacht das Ganze dann gegen Ende wieder in Klischeemuster, ähnlich wie im Falle des anderen Handlungsstrangs um Thandiwe Newtons Figur der First Daughter, generell sind die Bemühungen, den Figuren eine entsprechende Tiefe und Glaubwürdigkeit, auch oder gerade in diesem teils nicht ernst zu nehmendem Umfeld, zu verleihen aber sehr löblich. Die in Vielfalt vorhandenen Spezialeffekte sind hierbei nicht unbedingt state of the art, überzeugen jedoch im Kontext des Filmes ausreichend, um keine Augenbrauen hochschnellen zu lassen. Weitaus nerviger sind dagegen fehlbesetzte Figuren wie Danny Glover – passenderweise bemühte Emmerich sich die Staatsoberhäupter authentisch zu besetzen, vom afroamerikanischen US-Präsidenten bis hin zur weiblichen Bundeskanzlerin – geraten.

Was 2012 auszeichnet, ist die Tatsache, dass er die meiste Zeit total Gaga daherkommt und dies auch gewollt. Das hat in diesem Zusammenhang nichts mehr mit einem schlechten Drehbuch zu tun, weil es weitestgehend das sein will, was es ist. Das sollte man Emmerich anrechnen und letztlich ändert daran auch die Überlänge und überschwängliche Dramatik im dritten Akt nicht sonderlich viel. Insofern konsolidiert sich der Schwabe mit seinem neuesten/letzten Desasterfilmle, das hinsichtlich seiner Stärken und Schwächen in etwa auf eine Stufe neben Godzilla zu stellen wäre. Sollte dies wirklich Emmerichs Abschied vom Genre darstellen, so ist es ein gebührender Abschied in all seiner Kompromisslosigkeit. Denn wie oft haben sich Filmemacher schon getraut, die ganze Menschheit zur Unterhaltung auszurotten? Ein Vorhaben, dasswohl nur aus einer deutsch-österreichischen Kollaboration wie der von Emmerich und Kloser stammen kann. Wer sich an zweieinhalb Stunden Explosionen und Katastrophen erfreuen kann und dabei im Gegensatz zu einem Michael-Bay-Film auch etwas von seinen Figuren mitnehmen möchte, der ist bei 2012 fraglos an der richtigen Adresse. 

6/10

3. März 2008

10,000 BC

Bring them down.

Es herrscht das Jahr 10.000 vor Christus - daher der Titel - und die Menschen bzw. ein Bergstamm schöpft sein Überleben aus der Jagd nach Mammuts. Diese sind in den letzten Jahren jedoch relativ rar geworden, weswegen vermehrt das eigene Orakel befragt wird. Als ein blauäugiges Mädchen zum Stamm stößt, eröffnet sich eine Prophezeiung, dass diese einst mit einem tapferen Krieger vermählt werden und ihr Volk in eine bessere Zukunft führen wird. Da sich der junge D’Leh in die kleine Evolet verliebt, bleibt ihm nichts anderes übrig als der beste Jäger seiner Altersklasse hervorzutreten. Einige Jahre später ist der Zeitpunkt der letzten Jagd gekommen und tatsächlich geht D’Leh (Steven Strait), der an sich nicht der optimale Führer seines Stammes ist, als Sieger aus der Jagd hervor. Kurz darauf treffen allerdings berittene höher zivilisierte Männer ein und nehmen die Mehrheit des Stammes als Sklaven, darunter auch Evolet (Camilla Belle). Das kann D’Leh nicht auf sich sitzen lassen und macht sich gemeinsam mit dem Dorfältesten Tic Tic (Cliff Curtis) und zwei anderen Jäger auf zur Verfolgungsjagd, während der Anführer der Fremden sich beginnt in Evolet zu verlieben. Nach einem halsbrecherischen Ausbruchsversuch verlieren D’Leh und Tic Tic ihre beiden Gefährten und müssen nun versuchen die umliegenden Stämme dazu zu bewegen, in eine finale Schlacht gegen die Unterdrücker zu ziehen.

Riesige Krawumm-Filme, die von ihrer Action und ihren Spezialeffekten leben, dafür steht eigentlich Michael Bay, allerdings bildet dies auch immer die Grundlagen vom German Master of Desaster, dem Regisseur Roland Emmerich. Mit Independence Day wurde er berühmt und lieferte seiner Zeit den erfolgreichsten Film aller Zeiten ab (auch wenn dieser natürlich inzwischen überboten wurde). Anschließend ließ er in chronologischer Reihenfolge erst Godzilla, dann Mel Gibson und schließlich die Erderwärmung auf die amerikanische Bevölkerung los, um sich dieses Mal ein nicht-amerikanisches Thema vorzunehmen, ohne Star Spangled Banner aber deswegen nicht gleich ohne Patriotismus. Für sein 130 Millionen Dollar teures Spektakel holte sich Emmerich unverbrauchte Gesichter für die beiden Hauptrollen an Bord und fand sie in Steven Strait (The Covenant) und Camilla Belle (When a Stranger Calls), als Drehbuchpartner engagierte er seinen österreichischen Komponisten Harald Kloser und drehte an Originalschauplätzen in Neuseeland und Namibia. Für die Trickeffekte zeichnen sich gleich zwei Effektstudios verantwortlich und arbeiteten zwei Jahre an den im Film auftretenden Mammuts, Säbelzahntiger und der landschaftlichen Umgebung. Dabei arbeitet Emmerich zum ersten Mal seit Indepence Day wieder mit einem so geringen Budget (auch wenn es noch aufgestockt worden zu sein scheint) wie bei 10,000 BC, während er für seine letzten drei Filme immer über hundert Millionen Dollar zur Verfügung gestellt bekommen hat.

Wie der Trailer verlautbart, erzählt Emmerichs neuester Film die erste (fiktive) Heldengeschichte der Menschheit und dass mit totaler Berechnung. Schließlich trägt Protagonist D’Leh einen Namen, der rückwärts gesprochen das deutsche Wort „Held“ ergibt. D’Leh ist also bereits ein Held, bevor er es selber weiß und während des Filmes zweifelt er durchweg an sich selbst und seiner Bestimmung. Vor allem da ihm mit dem besten Freund seines Vaters – der den Stamm vor Jahren verlassen hat, um nach einem Ausweg zu suchen – Tic Tic und dem designierten Stammesführer Ka’Ren zwei vollwertige mutige Krieger gegenüberstehen. D’Leh hingegen ist ein Romantiker, der an die große Liebe glaubt und diese in der von der Prophezeiung vorherbestimmten Evolet gefunden zu haben glaubt. So sehr, dass er ohne zu zögern den Mut aufbringt, einem ganzen fremdländischen Heer (das nach Tic Tics Andeutungen die Atlanter sein könnten) um ihretwillen nach zu jagen. Um was für ein Volk es sich hierbei handelt, woher sie kamen und was genau ihre Bestimmung ist, das wird nicht erklärt und spielt an sich auch kaum eine Rolle. Es ist eben da und versklavt die umliegenden nieder entwickelten Volksstämme zur Errichtung seiner Pyramiden und Stadtstrukturen.

Wie eingangs erwähnt muss man bei Emmerich dieselbe Schablone anlegen wie bei einem Michael Bay, seine Filme leben von ihren Spezialeffekten und werden von diesen zusammengehalten, da sie inhaltlich eher schwach sind. Letzteres ist auch hier erneut der Fall. Die Figuren in Emmerichs Werk sind schwach gezeichnet, wenn überhaupt und diejenigen die so etwas wie einen Charakter besitzen, sind nach Klischee strukturiert. Der inhaltliche Aufbau wird dabei Stück für Stück von deutschen Regisseur selbst sabotiert, D’Lehs Vater, der auszieht für letztendlich nichts und wieder nichts, das Orakel, die Prophezeiungen durch den ganzen Film hindurch, alles wirkt so konstruiert wie es ist, vorhersehbar und jegliche Spannung vermissend. Die Tatsache, dass man es hier mit verschiedenen menschlichen Kulturstämmen zu tun hat, die allesamt mit Mammuts, Säbelzahntiger und Riesensträußen co-existieren sind selbstverständlich historisch gesehen ganz großer Mumpitz.

Zudem dienen letztgenannte Geschöpfe für keinerlei höheren Zweck in Emmerichs Geschichte, allen voran der Säbelzahntiger, der einen Großteil der digitalen Effekte ausgemacht hat. Auch wie die Mammuts dargestellt werden, die wie kleine Hunde bei ihrer Flucht hüpfen und dabei jegliche physikalischen wie anatomischen Gesetze widerlegen, sorgt für ziemlichen Unmut. Der Gipfel des ganzen ist dann die hoch entwickelte Kultur der Sklaventreiber, die Pyramiden auf die Beine stellen und mit Schiffen fahren, auf welche die erste ägyptische Dynastie, die sechstausend Jahre später entstehen sollte, vor Neid erblasst wäre. Da versteht es sich von selbst, dass in dieser Kultur Mammuts als Nutztiere verwendet werden und irgendwie würde es einen auch nicht wundern, wenn eines von ihnen eine steinerne Variante eines Tomtom umgebunden hätte.

Inhaltlich bewegt sich Emmerichs klischeebeladener Film, der reichlich bei Steven Spielberg und Peter Jackson klaut und am Ende Emmerichs erstes Hollywoodvehikel Stargate zitiert, somit auf einem äußerst schwachen Gerüst. Verlassen tut er sich auf seine Spezialeffekte, die verschneite Schneelandschaften neben tropische Dschungel und ausgetrocknete Wüsten setzen. Auch die nahezu perfekt gebaute Stadt der Sklaventreiber wirkt ebenso wie die animierten Ur-Tiere ziemlich unglaubwürdig und wird allerhöchstens noch überboten von der missratenen Green-Screen-Einlage zu Beginn, als man D’Lehs Stammesdorf besucht. Gegen einen Transformers oder King Kong sehen Emmerichs Effekte aus als hätte er sie in einem Secondhand-Laden ersteigert.

Und bedenkt man dass sein Budget genauso hoch war, wie damals für Independence Day, jedoch nicht so namhafte Schauspieler (Will Smith, Jeff Goldblum, Bill Pullman) aufwarten kann, fragt man sich doch, was er stattdessen mit den ganzen Millionen gemacht hat. Wenn man sich schließlich gerade den Säbelzahntiger ansieht, der nicht billig gewesen sein dürfte, die Handlung allerdings kein Stück voranbringt oder spannend macht, wäre es besser gewesen, das Geld etwas geschickter zu verteilen. Der größte Fehler des Filmes dürfte jedoch gewesen sein, den Komponisten Kloser am Drehbuch mitschreiben zu lassen, was logischerweise dessen erste literarische Arbeit war (bedauerlicherweise jedoch nicht seine letzte, da er an Emmerichs neuestem Werk mitschreiben wird). Gegen 10,000 BC sieht The Patriot aus wie ein kleines Meisterwerk und Emmerich dürfte ohne Frage auf seinem (künstlerischen) Karrieretiefpunkt angekommen sein.

2.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision