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17. Juli 2007

Death Proof

Shots first, questions later!

Wenn sich zwei der talentiertesten und kultigsten Regisseure unserer Generation zusammentun, um ein Double Feature ins Kino zu bringen, jubelt der Filmfan. In der Tradition des Grindhouse, das zur Ertragsstreigerung zwei trashige B-Movies zum Preis von einem zeigte (sogar Kubricks The Killing lief einst im Grindhouse), wollten Robert Rodriguez und Quentin Tarantino jeweils einen Film beisteuern und als Hommage an dieses drehen, um beide Filme anschließend als Double-Feature ins Kino zu bringen. Inklusive Fake-Trailer zu weiteren Grindhouse-Filmen, gedreht von den neuen Söhnen des Horrors wie Eli Roth und Rob Zombie. Dabei liegt die Betonung aber auf wollten, denn wenn Dinge zu schön scheinen, um wahr zu sein, sind sie es meist nicht.

Das Budget von GrindHouse lag bei 53 Millionen Dollar, produziert wurde er von Tarantinos langjährigen Partnern, Bob und Harvey Weinstein. Enttäuschenderweise spielte GrindHouse am Startwochenende in den USA nicht einmal 12 Millionen Dollar ein – was angesichts des Ostertermins aber auch nicht allzu verwunderlich ist für einen R-Rated-Film. Tarantino war zwar enttäuscht, bezeichnete sich jedoch als stolz über seinen vermeintlichen Flop. Ganz anders dagegen Harvey Weinstein. Der sah sein Geld den Bach runter gehen und weil Produzenten keine Filmschaffenden, sondern Geschäftsleute sind, versuchte sich der gierigere Weinstein an Schadensbegrenzung. Vielleicht sollten er es George Lucas machen und ein und denselben Film alle paar Jahre re-digitalisiert neu veröffentlichen.

Das Schema des “Zwei Filme zum Preis von einem“ kam in den USA allerdings nicht wirklich an. Mancher verließ das Kino bereits nach Rodriguez’ Segment Planet Terror, unwissend, das Tarantinos Death Proof folgte. Harvey Weinstein sah jedenfalls sein teures Geld davon fließen, weshalb er nun außerhalb der USA GrindHouse getrennt vertreibt, dafür in erweiterten Fassungen. Seiner Begründung nach können Europäer ohnehin nichts mit der Tradition des Grindhouse-Kinos anfangen, wieso ihnen folglich die Mühe machen. Gesagt, getan und nun startet Planet Terror gut zwei Monate nach Death Proof in unseren Kinos. Statt 2 für 1 also alles wie gehabt. Ganz schön dreist eigentlich, dass man nun den doppelten Preis für ein Produkt zahlen muss, wie von den Produzenten zuvor angekündigt.

Death Proof handelt von Stuntman Mike (Kurt Russell), der in seiner Freizeit junge, scharfe Mädels kalt macht. Hierbei hat er sich als Opfer DJane Jungle Julia (Sydney Potier) und deren Freundinnen Arlene (Vanessa Ferlito) und Shanna (Jordan Ladd) ausgesucht. Nach einem Abend in der Kneipe sucht er sie schließlich mit seinem todsicheren Chevy Nova heim – nur damit sich die Handlung in der zweiten Hälfte des Filmes nochmals wiederholen kann. Dort nimmt es Stuntman Mike mit den etwas robusteren Mädels Abernathy (Rosario Dawson), Kim (Tracie Thoms) und Zoë (Zoë Bell) auf. Während vieler tiefsinniger Frauengespräche bietet Tarantino auch jede Menge Kunstblut und obschon beide Teile seines Filmes identisch wirken, sind sie prinzipiell dann doch grundverschieden.

Das der Film Tarantino Spaß gemacht hat, macht sich bemerkbar. Er zitiert sich gerne selbst, referiert des Öfteren Vanishing Point und Bullitt, stellt für eine Barszene seine private Jukebox zur Verfügung und ergötzt sich an seinen Frauendialogen. Jungle Julia und/oder Abernathy treffen sich beide mit ihren Freundinnen zu einem großen und ausführlichen Plausch zu Tisch, doch während die einen unbekümmert über Männer und Flirten tratschen, offenbart sich bei zweiter Gruppe die toughere Natur der Damen – mal abgesehen von Lee (Mary Elizabeth Winstead), die dafür das eye candy des Filmes bildet. So nett und ausgefeilt Tarantinos Dialoge auch sind – sie sind zu lang. Denn an sich führen sie nirgendwo wirklich hin und entwickeln zudem nicht einmal die dargebotenen Charaktere weiter.

Die Tonmängel und Farbfehler sind natürlich nett mitzuerleben und schön eingebaut für das richtiges Flair, welches durch Tarantinos exzellente (und erstmalige) Kameraführung unterstützt wird. Auch die Musikauswahl ist wie immer über jeden Zweifel erhaben, für einen echten Grindhouse-Film ist allerdings doch zu unkonsequent durchgezogen. Denn nur weil Death Proof sich mitunter Stilblüten des Grindhouse bedient, macht das den Film noch lange nicht zu Grindhouse. Einen guten Film auf schlecht zu trimmen, damit er den Anspruch erfüllt so schlecht zu sein, dass er schon wieder gut ist, funktioniert hier dank Tarantinos gekonnte Inszenierung nicht. Und auch die überbordende Länge spricht dafür, dass Death Proof in seiner ursprünglichen GrindHouse-Fassung sicherlich runder daherkommt.

6.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision