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12. Mai 2015

Maggie

Say your goodbyes.

Wer aus der Masse herausragen will, muss anders als die Masse sein. Das ist im Filmfach nicht anders als in der menschlichen Soziologie. Gerade in Genre-Werken kann Individualismus zum Alleinstellungsmerkmal führen. Im Falle eines Zombie-Films heißt das, eben nicht so zu sein, wie jeder andere Zombie-Film. Auch wenn man dadurch womöglich die Fans jenes Genres vergrätzt, die besonders dessen klassische Elemente schätzen. Henry Hobson, der für die Titelsequenz des geschätzten PlayStation-Spiels The Last of Us verantwortlich ist, hat mit Maggie nun einen Zombie-Film abgeliefert, der durchaus anders ist als der klassische Zombie-Film. Und das nicht nur, weil Arnold Schwarzenegger eine der Hauptrollen in diesem übernimmt.

Was in den 80er Jahren vermutlich ein feuchter Traum jedes Filmfans gewesen wäre, ist in Zeiten der Post-Gouverneur-Phase des Österreichers eher ein Nischenprodukt. Schwarzenegger spielt Wade, einen Farmer, der zu Beginn in die Stadt fährt, um seine Tochter Maggie, gespielt von Abigail Breslin, abzuholen, nachdem diese von einem Zombie gebissen wurde. Wider den Genre-Gepflogenheiten mutieren die Menschen hier nicht sofort oder über Nacht in die wandelnden Toten, sondern schleichend über Wochen. “Quarantine is eight weeks in”, gibt Maggies Arzt ihrem Vater mit auf dem Weg als er sie entlässt. Mit dem Hinweis: ”Say your goodbyes.” Was folgt, ist also ein Abschied auf Raten. Im Wissen um das, was die Zukunft bringt.

Vorbei an brennenden Feldern, leeren Straßen und verlassenen Tankstellen geht es für Wade und Maggie zurück nach Hause. Dort werden die beiden kleinen Halbgeschwister bis zum Tod der Schwester zur Tante weitergereicht. Die Zombie-Epidemie wird als solche in Maggie nur angerissen. Ein Junge in seiner Klasse sei ebenfalls infiziert gewesen, berichtet Maggie ihr kleiner Bruder. “I didn’t like him much, but I didn’t think he deserved to die”, sagt er, ehe er sich verabschiedet. Weitaus schwerer als Wade tut sich Maggies Stiefmutter (Joely Richardson) mit dem Familiengast auf Zeit. Man arrangiert sich, alle drei. Auch dann, als die Infektion ins nächste Stadium übergeht und Maggie scheinbar ein Finger abstirbt. Und diese ihn daraufhin amputiert.

Wie sich die Jugendliche infizierte wird nicht genauer erklärt, genauso wenig ihre Vorgeschichte mit ihrer Familie. Sie muss sich nun mit ihrem Schicksal arrangieren, was umso schwerer fällt, als sie sich abends mit ihren alten Freunden an einem Lagerfeuer trifft. Die Folgen des Virus nimmt Hobson quasi im Vorbeigehen mit. Kaum eine Figur, die nicht Menschen verloren hat. Dabei sind Zombies selbst eine eher unscheinbare Präsenz im Film. Aber wenn, eine gewichtige. So als Wade eines Tages seinem Nachbarn begegnet. “Nathan… say something”, fleht Schwarzenegger fast um einen Rest von Menschlichkeit in seinem Gegenüber, dessen Tochter er einst beaufsichtigte. Zugleich bietet ihm der Nachbar einen Blick in die Zukunft von Maggie.

Drei Optionen habe Wade für seine Tochter, klärt Wade sein Hausarzt auf. Die Quarantäne ist für den Vater dabei außen vor, das macht er auch dem befreundeten Sheriff klar, der ab und an das Gelände besucht. “I promised your mother that I’d protect you”, sagt Wade zu Maggie – im Wissen, dass er im Grunde schon versagt hat. Alternativ zu Option Eins könne Wade seiner Tochter selbst den tödlichen Cocktail verabreichen, der enorm schmerzvoll sei – selbst für Infizierte, die keinen Schmerz mehr spüren. “What’s option three?”, fragt Wade und scheint die Antwort bereits zu kennen. Unterdessen verschlechtert sich Maggies Zustand, ihre Augen werden immer milchiger, Maden nisten sich langsam in ihrer Wunde ein, die zu verwesen beginnt.

Im weitesten Sinne ist Maggie weniger Zombie-Horror als ein Familiendrama. Hobson erzählt seine Geschichte in überaus ruhigen Bildern, ein Tempo, dem sich auch Breslin und Schwarzenegger in ihrem Spiel anpassen. Gerade der alternde Hollywood-Star hinterlässt dabei einen starken Eindruck durch ein enorm nuanciertes Spiel, in dem Hobson oftmals darauf verzichtet, dem Österreicher überhaupt Dialogzeilen zu schenken. In der Regel greift Schwarzenegger also schlicht auf sorgenvolle Blicke zurück, umspielt seine Lippen mit einem leichten Lächeln, schenkt seinem Gegenüber einen warmen Händedruck. Schauspielerisch hat man Arnold Schwarzenegger selten besser gesehen, das ist auch einer von Henry Hobsons Verdiensten in Maggie.

Abigail Breslin und Joely Richardson stehen dem in nichts nach und komplettierten eine überzeugende Leistung des Ensembles. Beeindruckend gerät auch die ganze Atmosphäre des Films, die durchaus an The Last of Us erinnert, nicht nur weil John Scott hier die Geschichte einer Jugendlichen und ihres väterlichen Begleiters in einer Zombie-infizierten Welt erzählt. In David Wingos musikalischem Theme schwingt jene Melancholie mit, die die Welt in Maggie heimgesucht hat. Lukas Ettlins Bilder wiederum fangen genug Postapokalypse ein, um dem Zuschauer einen Eindruck von dieser zu geben, kontrastiert dies gleichzeitig aber geschickt mit warmen Bildern von Wades Farm, die eine Idee von einer besseren, glücklicheren Zeit vermitteln.

Im Grunde könnte Maggie statt von einem Zombie-Virus – der im Film “Necro-Ambulant” betitelt wird – genauso gut ein Aids- oder sonstigen Viren-Drama sein. Eine unheilvolle Infektion, die das Leben des Betroffenen aus den Fugen reißt und auf lange Sicht nur im Tod enden kann, was wiederum eine Trauerstimmung über Freunde und Familie legt. Dies macht sich Hobson hier zum Thema, für den Zombie an sich interessiert sich sein Film nahezu kaum. Stattdessen geht es um das Zwischenmenschliche und welche Folgen die Epidemie für Infizierte und designierte Hinterbliebene hat. So wie im Falle von Wades Sohn und dessen Schulkamerad, Nachbar Nathan oder einem von Maggies Freunden, der ebenfalls wie sie zu den Infizierten gehört.

Fans des klassischen Zombie-Films, die womöglich gehofft hatten, dass Schwarzenegger in bester 80er-Jahre-Arnie-Manier hier Zombie-Herden mit dem MG niedermäht und Gehirn mittels Baseballschlägen, die auf Schädel treffen, an die Wände verteilt, werden sicherlich nur wenig Gefallen an Maggie finden (nicht, dass es keine Arnold-Zombie-Konfrontationen gibt). Maggie ist kein gewöhnlicher Zombie-Film, sondern außergewöhnlich. Als Folge dessen ragt Hobsons Film aus seinem Genre heraus und gewinnt obendrein eine Strahlkraft, die ihn auch über die Genregrenzen hinaus auszeichnen. Insofern ist Maggie nicht nur ein besonders starker Vertreter des Zombie-Films, sondern auch des filmischen Jahrgangs 2015 allgemein.

7.5/10

11. Dezember 2009

Zombieland

Twelve's the new twenty.

„This summer, when you think vacation, think National Lampoon’s Vacation. See the real America. It’s friendly. It’s educational. And most of all…it’s fun”, proklamierte 1983 der Trailer zu National Lampoon’s Vacation. Jetzt, 26 Jahre später, schickt sich eine Zombiekomödie an, zum Crossbreed aus Harold Ramis’ Klassiker des amerikanischen Road-Trips und Shaun of the Dead, der hier Pate stehenden britischen Zombiekomödie, zu werden. Man mische eine amerikanische „Familie“ aus vier Kaukasiern (2 Männer, 2 Frauen), eine Reise mit dem Auto zu einem Freizeitpark und jede Menge vergnügliches Zombiegekloppe – fertig ist ein Komödienhit. Zudem einer, der bereits seine Fortsetzung gegreenlighted bekommt, bevor der Vorgänger überhaupt weltweit vollständig gestartet ist. Dementsprechend kann man die erfolgreichsten Komödien des Jahres (The Hangover allen voran) daran erkennen, dass in den kommenden Jahren die 2 hintendran gehängt wird und die Chose startet neu.

Anti-Held und Erzähler der Geschichte von Regisseur Ruben Fleischer ist ein übervorsichtiger Nerd, der aufgrund seines Reiseziels den Spitznamen Columbus, Ohio (Jesse Eisenberg) erhält. Er hält sich an das Motto aus Stand By Me („Have Gun Will Travel reads the card of a man. A knight without armor in a savage land.“) und zieht mit Flinte und Trolley durch das post-apokalyptische Amerika. Um das Buddy-Gespann zu komplettieren wird dem Weichei Columbus der extracoole Tallahassee (wie immer herrlich: Woody Harrelson) an die Seite gestellt. Tallahassee macht sich ein Vergnügen an der kreativen Beseitigung der lebenden Toten, schließlich haben diese auch seinen kleinen Sohn auf dem Gewissen. Eine später vermeintlich emotionale Szene, die einen jedoch in all dem sonstigen Nonsens-Klamauk überraschend kalt lässt. Das Testosteron-Duo wird schließlich noch von dem Schwesterpärchen Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) unterstützt, die es sich zum Ziel gesetzt haben, den kalifornischen Freizeitpark Pacific Playground zu erreichen.

Ein Alibi-Subplot – Tallahassee sehnt sich nach Amerikas letztem Twinkie – führt dann dazu, dass während der Reise durch verweste Straßen gelegentlich angehalten wird, um den ein oder anderen Zombie auf möglichst amüsante Art und Weise umzunieten. Schließlich ist es ein groß angekündigter Cameo, der endlich die Überleitung bildet zur eigentlichen Station von Zombieland. Für eine Komödie die keine anderthalb Stunden geht, weist Fleischers Film gerade in seiner Mitte unwahrscheinliche Längen auf. Eine Zerstörungsorgie in einem Souvenirshop amerikanischer Ureinwohner wird hier exzessive ausgedehnt, ehe man ganze zehn Minuten mit dem nur leidlich lustigen Cameo-Gast verschwendet. Lediglich dessen Exposition und Verabschiedung wollen einige Lacher aus einem heraus kitzeln. Ein Manko, das Zombieland eigentlich durch die gesamte Laufzeit hindurch begleitet. Einige Szenen von Tallahassee sind zu überzogen auf cool getrimmt, andere Szenen aufgrund ihrer Redundanz bereits langweilig.

Wo manch andere Komödie ihre fehlgeleiteten Witze durch die enorme Gagdichte ausgleichen kann, fallen einem Zombieland’s gelungene Szenen wie Kakteen in der Wüste auf. Ideen wie der Zombie Kill of the Week oder Tallahassees Achterbahnfahrt sind in der Tat ganz lustig, können jedoch all die Leerstellen, die sich sonst auftun, nicht vollends überdecken. Da Humor jedoch eine subjektive Sache ist, kann man Fleischer und seinen Drehbuchautoren hier wohl keinen Vorwurf machen. Daher kann Zombieland ein gewisser Charme somit nicht abgesprochen werden. Dieser gründet zu einem Großteil auch auf der gefälligen Besetzung, von der Eisenberg als Michael Cera für Arme als schwächstes Glied der Kette herausragt. Hätte Fleischer sich auf ein tatsächliches Zombieland beschränkt – indem der Titel Abenteuer in einem Themenpark (Itchy & Scratchy Land lässt grüßen) und nicht in den USA referieren würde -, wäre seinem Film wohl mehr geholfen gewesen. So ist Zombieland eine nette Komödie geworden. Mehr aber auch nicht.

6/10

17. Juni 2008

Nim’s Island

Be the hero of your own life story.

Kinderbücher zu verfilmen war schon immer en vogue, das erfolgreichste Beispiel dürfte wohl die Verfilmung der Harry Potter-Reihe sein, deren sechster Band diesen Herbst im filmischen Gewand daherkommt. Aber auch die Chroniken von Narnia oder His Dark Materials schafften es ins Kino. In diesem speziellen Genre wird keine Müdigkeit vorgeschützt, The Hobbit ist soeben in Planung und bereits abgedreht sind die Kultbücher Inkheart von Cornelia Funke und Where The Wild Things Are von Maurice Sendak. Abgesehen von letzterem handelt es sich bei den verfilmten Kinderbüchern um Textgeschichten, die wenig bis gar keine Bilder aufweisen. Somit wird die Phantasie der Leser gefordert und spätestens in den jeweiligen Verfilmungen dann bildlich kontextualisiert. Dass es nicht immer eines Kultbuches bedarf, um eine Verfilmung zu erzwingen, beweist nun das neue Werk von Universal. Filmproduzentin Paula Mazer, die hinter Kinderfilmen wie Corinna, Corinna steht, entdeckte zufällig einen Roman in einer Bücherei in Santa Monica. Das Buch wurde gekauft und ihren eigenen Kindern vorgelesen. Mazer war so fasziniert von dem Buch, dass sie sich die Rechte daran sicherte und eine Verfilmung anstrebte. Bei dem angesprochenen Buch handelt es sich um Nim’s Island, das 2002 aus der Feder von Wendy Orr erschien. Als Regisseure und Autoren konnte Mazer das Ehepaar Mark Levin und Jennifer Flackett gewinnen. Beide haben in ihren Vitae dramaturgische Arbeiten an den Fernsehserien The Wonder Years und Earth 2 vorzuweisen, wie auch ihre Arbeit an dem Drehbuch zur britischen RomCom Wimbledon. Mit einem relativ bescheidenem Budget von 37 Millionen Dollar stellten beide dabei einen durchaus überzeugenden Kinderfilm vor äußerst gelungenem Setting zusammen, der durch sein namhaftes Hauptdarstellertrio abgerundet wird. Bedenkt man die Konkurrenz, läuft der Film mit dem bisherigen Einspiel des doppelten seiner Produktionskosten verhältnismäßig gut.

Wie der Titel bereits verrät dreht es sich in der Geschichte um die Insel von Nim. Nim (Abigail Breslin) lebt zusammen mit ihrem Vater Jack (Gerard Butler), einem Meeresbiologen, auf einer einsamen Insel im Südpazifik. Ihre freie Zeit vertreibt sie sich dabei mit den Lebewesen der Insel, darunter allen voran die Seelöwin Selkie. Aber auch ein Leguan, eine Seeschildkröte und ein Pelikan zählen zu ihrem Freundeskreis. Sollte Nim doch einmal langweilig werden, vertieft sie sich in die Abenteuerromane rund um Alex Rover (Gerard Butler), der selbstredend an Genrevater Indiana Jones angelehnt ist. Als Jack eines Tages auf eine Expedition geht, aufgrund eines Unwetters jedoch nicht zurückkehrt, beginnt sich Nim Sorgen zu machen. Vor allem da auch Piraten drohen die Insel zu okkupieren. Da trifft es sich gut, dass per Email Alex Rover mit ihr Kontakt aufnimmt, den sie prompt um Unterstützung bittet. Was Nim jedoch nicht weiß: bei Alex Rover handelt es sich um Alex(andra) Rover (Jodie Foster), die unter extremer Agoraphobie leidet. Mit Hilfe ihres Alter Egos Alex Rover gelingt es Alexandra jedoch das Abenteuer anzunehmen und sich auf die Suche nach Nim und ihrer Insel zu begeben. Das ganze ist im Endeffekt zwar weniger abenteuerlich, wie es die Produzenten einem weiß machen wollen, dafür ist das Paradies aber mehr als tropisch. Eigentlicher Hauptdarsteller ist im Grunde Hinchinbrook Island, eine Insel vor der Küste Australiens, die Pate für Nim’s Insel stand. Wunderschöne Sandstrände und glasklares Wasser machen das Kinopublikum sehnsüchtig nach einem eigenen Ausflug in den Pazifikraum. Mit der Oscarnominierten Abigail Breslin konnten die Macher einen der Top-3-Kinderstars für ihr Projekt gewinnen, wenn nicht sogar das derzeit talentierteste Kind der Filmbranche, da Freddie Highmore und Dakota Fanning für ihre Leistungen bisher nicht sonderlich honoriert wurden.

Komlettiert wird Breslin hierbei von Oscarpreisträgerin Jodie Foster, die sich selbst zum Affen machen darf und dabei keinerlei Scheu empfindet. Ihr Engagement am Film dürfte sicherlich auch mit ihren eigenen beiden Kindern zusammenhängen, denen sonst die Filme ihrer Mutter aufgrund der Altersfreigabe verwehrt bleiben dürfte. In einer Doppelrolle zu sehen ist Gerard Butler, der seit seinem Erfolg in 300 sich auch für weniger spektakuläre Rollen – wie diese hier – nicht zu schade ist. Die Tatsache, dass Butler auch als Abenteurer Rover zu sehen ist, fügt sich sehr schön in Nim’s blühende Phantasie ein, in der es nur selbstverständlich wäre, dass ihr Vater, den sie als Held ansieht, Pate steht für ihren anderen Helden. Allgemein sind die Szenen, welche Alex Rover einbeziehen, sehr gelungen geraten, obschon sie einer gewissen Lächerlichkeit ausgesetzt sind. Besonders die Szene, in der Nim das neueste Roversche Abenteuer liest, ist ausgesprochen gelungen und praktisch eine Liebesbezeugung an die Magie des Lesens. Die Phantasie spielt ohnehin eine gehobene Rolle in Nim’s Island, auch wenn die Tierfreunde von Nim mit anderen Personen interagieren. Diese finden sich außerhalb des Drehrahmens im Sea World Australia, erstaunlicherweise scheint vieles im Film – entgegen seinem Anschein – nicht von Animatronics zu stammen. Wer den Film in der deutschen Synchronisation sieht, darf sich zudem auf Dorette Hugo freuen, die einer Stewardess ihre Stimme leiht und einen „Kurzauftritt“ hat. Ich selbst bin der guten Frau seit Arielle – die Meerjungfrau stimmtechnisch sowieso verfallen, sodass die deutsche Fassung des Filmes allein ihretwegen schon wert war angesehen zu werden.

Man sollte sich aber nicht in die Irre führen lassen, denn die eigentliche Heldin von Orrs Geschichte ist weniger Nim als vielmehr Alexandra. Nim ist ohne Frage ein heldenhafter und mutiger Charakter, was allein durch ihren Status als Mädchen schon etwas Besonderes darstellt. Aber die eigentliche Handlung spielt nicht auf ihrer Insel, sondern auf dem Festland. Alexandra ist es, die ihre Ängste überwinden, sich auf ein Abenteuer einlassen muss. Ironischerweise ist sie das verklärte Gegenbild von all den Idealen, welche sie ihrem männlichen Alter Ego Alex zuschreibt. Alles muss desinfiziert sein und nicht mal die Post aus dem Briefkasten ist für Alexandra eine zumutbare Aufgabe. Die Not von Nim in Verbindung mit ihrer inneren Stimme (Alex Rover) hilft ihr jedoch bei der Überwindung und so nimmt sie die Reise in den Pazifik tatsächlich auf sich. Das ist die eigentliche Geschichte, welche Orr erzählt, denn dass der Film am Ende eigentlich überhaupt keine funktionierende Handlung hat, verwundert gar nicht mehr. Nim’s Not ist ein einfacher MacGuffin, der die vordergründige Geschichte auslöst. Alexandras Emanzipation. Wer hier eigentlich der Hilfe von wem bedarf, zeigt sich gegen Ende des Filmes. Für die Ansprüche eines Erwachsenen mag der Film nicht genügen, die Kinderherzen zwischen 8 und 12 lassen sich aber bestimmt einfacher gewinnen. Dafür sorgt wohl allein der Leguan Fred, der als comic relief funktioniert. Die Handlung ist kaum bis selten innovativ, das Ende bereits nach wenigen Minuten absehbar und die auferlegte Spannung in keinem Moment wahrlich spannend. All das brauchen Kinder allerdings auch nicht, denen wird Nim als emanzipiertes und akzeptiertes Kind auf Augenhöhe mit Erwachsenen zusagen, zusammen mit der Insel als Spielplatz und den sympathischen Tierfiguren als Freunde. In der Hinsicht funktioniert der Film also, bei dem es, wie so oft in Kinderfilmen, vormerklich um die Vermittlung einer Botschaft geht.

6/10

19. März 2008

Definitely, Maybe

What's a threesome?

Man schrieb das Jahr 1998 und eine kleine Serie wurde aus dem Boden gestampft, die da hieß: Two Guys, a Girl and a Pizza Place. Diese hatte neben sympathischem Humor und netten Geschichten (zumindest in den ersten beiden Staffeln) auch zwei Schauspieler aufzubieten, von denen damals wohl kaum einer dachte, dass sie ihr heutiges Standing erreichen würden. Als schräger Medizinstudent Berg stolzierte Ryan Reynolds über den Bildschirm, sich für keinen Ekel zu schade, was Reynolds dann auch in so Filme wie National Lampoon’s Van Wilder oder dem Remake von The In-Laws weiterführte. Von diesem eher ärmlichen Humor schien er sich dann mit Blade: Trinity entfernen zu wollen und untermauerte seinen Action-Held-Status anschließend mit Joe Carnahans Smokin’ Aces.

Inzwischen gab er in Gavin Hoods Wolverine den Deadpool, demnächst für Martin Campbell den Green Lantern und dazwischen war er mit Scarlett Johansson verheiratet. Wer hätte das 1998 von Berg gedacht? Und auch der etwas naive Johnny, gespielt von Nathan Fillion, entwickelte sich zu einer Art Kultschauspieler, nicht zuletzt dank seiner Rolle als Malcolm Reynolds in Firefly/Serenity. Selbst die kleinste Nischen-Sitcom kann somit Stars oder zumindest Sternchen produzieren, in diesem Fall den guten Mr. Reynolds der in Definitely, Maybe genreuntypisch als männlicher Protagonist Zentrum einer Jahrzehnte umspannenden Liebesgeschichte ist. Die Story: Aus welcher seiner drei ernsthaften Beziehungen resultierte schließlich seine neugierige 10-jährige Tochter Maya (Abigail Breslin)?

Weshalb Sexualkundeunterricht die Frage nach sich zieht, wieso sich Dad von Mum hat scheiden lassen, erschließt sich einem nicht, bildet jedoch den Aufhänger für eine Liebesgeschichte, die einst mit Bill Clinton begann (wie viele Liebesgeschichten können das schon von sich behaupten?). Der in die Großstadt flüchtende Will verliert schließlich durch die Distanz seine College Freundin Emily (Elizabeth Banks). Die zweite Beziehung zu der Journalistin Summer (Rachel Weisz) scheitert an beruflichen Differenzen und die dritte Beziehung zu April (Isla Fisher) ist ohnehin über Jahre von freundschaftlicher When Harry Met Sally Natur. Für die kecke Maya stellt sich also die Frage, wie sich ihr Vater und ihre Mutter ursprünglich ineinander verliebt haben und weshalb sie sich folglich scheiden lassen.

Da eine einfache Antwort des Vaters an die Tochter keinen ganzen Film ausfüllen würde, wird das ganze investigativ verpackt und Maya darf es selbst rausfinden. Hierbei wird sie feststellen, dass Beziehungen und die Liebe nicht immer so einfach sind, wie man sich das vielleicht denkt. Die hier aufgezeigten Probleme sind natürlich nicht sonderlich einfallsreich, ebenjene Distanz, das Auseinanderleben beendet die eine Beziehung, die Kollision von Beruf und Privatleben dann später die zweite und die dritte wiederum wird von wechselnden Gefühlswandlungen zu verschiedenen Zeiten blockiert. Insgesamt werden hier typische Beziehungsformen abgespult, die jeder im Laufe seines Lebens einmal kennen gelernt haben wird und dem Film somit einiges nachempfinden zu können.

Die vorherrschende Frage des Publikums ist dieselbe wie die von Maya: Welche der drei Damen wird sich als ihre Mutter herausstellen? Dabei lockt einen der Film auf eine ziemlich falsche Fährte, der zumindest ich bis zum Ende auf den Leim gegangen bin. Wie das Ganze verpackt ist, kann man dabei sehr kritisch betrachten. Definitely, Maybe ist gefühlte zweieinhalb Stunden lang, was er besonders seiner Mitte zu verdanken hat, in welcher alle Charaktere eine zweite Runde drehen dürfen. Letzten Endes führt dies irgendwie nirgendwo hin, wiederholt sich zu sehr und zögert das Unweigerliche hinaus. Insofern hätte die gesamte Geschichte sich auch gut wenn nicht gar besser in einem anderthalb Stunden dauernden Film erklären lassen und hätte auf dieselbe Art und Weise gepunktet.

Selbstverständlich befriedigt der Film dabei die Erwartungen der Zuschauer, indem er sie mit den typischen RomCom-Zutaten füttert. Roter Faden für die Damen dürfte der sympathische Ryan Reynolds sein, hübsch anzuschauen und überhaupt, so fürsorglich. Die Männer hingegen erwartet ein Aufmarsch attraktiver Frauen, welche sich nicht nur auf die drei in die Prämisse  integrierten Elizabeth Banks, Rachel Weisz und Isla Fisher beschränken, sondern bis in die Nebenrollen weiterreichen. Besonders zwischen Reynolds und Fisher stimmt die Chemie, was deshalb günstig ist, da die beiden von allen drei Paarungen am meisten Screentime abbekommen haben und ebenjene Chemie ausspielen können.

Verantwortlich für den Film ist primär Regisseur Adam Brooks, sekundär dann dieselben Leute, die hinter britischen RomComs wie Love Actually, Wimbledon und Notting Hill standen. In dieselbe Schublade lässt sich auch problemlos Definitely, Maybe einordnen. Kameramann-Erbe Florian Ballhaus orientiert sich in seiner Arbeit an Videoclip-Ästhetik und Clint Mansells Score geht überraschend irgendwie unter. Der Cast weiß, bedenkt man die Charaktere, zu überzeugen. Highlight des Filmes ist hierbei Isla Fisher, welche die charmanteste Figur abbekommen hat. Weshalb ich am Ende dann auch durchaus neidisch auf Sacha Baron Cohen war, der nicht nur mit Isla Fisher liiert ist, sondern sogar eine Tochter mit ihr hat. Außer er erzählt ihr in zehn Jahren etwas anderes.

7/10