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8. Oktober 2010

She’s All That

Brock Hudson? What kind of a name is that?

Die High-School-Komödie ist ein inzwischen traditionelles Genre im hollywoodschen Gefilde. Doch High-School-Komödie ist nicht gleich High-School-Komödie und in den neunziger Jahren setzt zudem bereits eine Abgrenzung zu den Vertretern aus den 80ern ein, die durch die gegenwärtige Apatowisierung ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint. Ende der neunziger Jahre, 1999 um präzise zu sein, prügelten sich dann zwei Schulkomödien um den Thron, die im Grunde unter denselben Voraussetzungen gestartet waren und auf die sich die Kritik und Muster des Genres vis-à-vis anwenden ließ. Dass es American Pie (11 Millionen Dollar Kosten) letztlich gelang mehr als doppelt so viel einzuspielen als She’s All That (10 Millionen Dollar Kosten), dürfte wahrscheinlich daran liegen, dass Ersterer sich eher darauf beschränkte, Jungenhumor zu erzeugen. Denn die moderne Adaption von George Bernard Shaws Pygmalion tendierte dann doch eher in Richtung einer Katharsis der Figuren als Paul Weitz’ Sex-Klamotte.

Dabei bedienen sich wie gesagt beide Filme freizügig des Klischeepools. „All the students seem to be in their 20s“ merkte Roger Ebert hinsichtlich des Alters von Freddie Prinze Jr. (damals 23) und Rachel Leigh Cook (damals 20) an. James Berardinelli sah in der Story des hässlichen Entleins als potentielle Ballkönigin “the foundation for nearly every teen romantic comedy“, wohingegen Mick LaSalle feststellte, dass She’s All That “runs out of plot”. Godfrey Cheshire schloss sogar die sehr nette Analogie, dass Robert Iscoves Film “makes (…) 'Varsity Blues' look like 'Citizen Kane'“. Sicherlich keine unberechtigte Kritik, aber nun auch keine, die in irgendeinem Genrebeitrag der damaligen Zeit - insbesondere American Pie - eine Ausnahme gefunden hätte. Da die Schablone seit gut dreißig Jahren angewendet wird, ist es folglich, wie auch im Horrorfach, stets eine Frage der kreativen Umsetzung einer altbekannten Geschichte bzw. eines vorgegebenen Musters. Und für das, was die jeweiligen Filme darstellen wollen, muss man eingestehen, dass American Pie weitaus harmonischer funktioniert, als in diesem Fall She’s All That.

Der kanadische Regisseur Robert Iscove, jahrelang Fernsehregisseur, dessen Vita Ende der Achtziger mit Gastarbeiten für Miami Vice, Star Trek: TNG oder 21 Jump Street am eindrucksvollsten erscheint, steht letztlich zwischen den Stühlen eine moralische Komödie zu drehen oder sich auf ein Klischeefeuerwerk zu beschränken. Der Pygmalion-Ansatz ist in seinem Grundsatz nicht verfehlt. Nachdem Zack (Freddie Prinze Jr.), der populärste Junge der Schule, von seiner Freundin Taylor (Jodi Lyn O’Keefe), dem populärsten Mädchen der Schule, sitzen gelassen wurde, fühlt er sich natürlich in seinem Stolz gekränkt. Später im Film bringt es Zacks vermeintlicher Freund Dean (Paul Walker) einmal auf den Punkt, wenn er rekapituliert, welchen Status Zack während der letzten Jahre inne hatte („For four years I watched you fool people into thinking you’re some sort of god in this place“). Und so führt sich Zack - zumindest zu Beginn - auch auf. Egal ob er ein Mädchen mit falschem Namen anspricht oder Simon (Kieran Culkin) lediglich „Spasti“ ruft („He knows my name!“), die Reaktionen der Personen sind sympathischer Natur.

Seine Oberflächlichkeit kommt auch in seiner Reaktion auf Taylors Abservierung zum Ausdruck. „You strip away all that attitude and makeup...and basically all you have is a C-minus G.P.A. with a wonder bra”, urteilt er über die Frau, mit der er zuvor glücklich zusammen war und die ihn verlassen hat. Nun ist High School weniger eine Sache von emotionaler Verbundenheit als eher ein Sehen und Gesehen werden unter den bestmöglichen Voraussetzungen. Das pygmalion'sche Element greift nun, als Zack behauptet, an seiner Seite würde jedes Mädchen zur Ballkönigin. Hier sieht Dean seine Chance („This is one contest you’re gonna lose“), den Unfehlbaren versagen zu lassen. Die Wahl fällt auf die verschlossene und verschrobene Laney (Rachel Leigh Cook), die in ihrer Kunstklasse schon mal den Hinweis erhält, sich doch umzubringen, weil die meisten Maler erst nach ihrem Tod entsprechend gewürdigt wurden. Im Folgenden kommt es folglich wie es kommen muss: Zack verliert seine Oberflächlichkeit und beginnt sich in Laney zu verlieben - und vice versa.

In der Choreographie dieser Romanze verhebt sich Iscove ein ums andere Mal. Viele Ausflüge zu unwichtigen und total belanglosen Charakteren in den Personen von The Real World-Star Brock Hudson (Matthew Lillard), der Zack Taylor ausgespannt hat, oder speziell dem Campus-DJ (Usher) führen der Handlung weder Inhalt noch Humor zu. Dies wird nur noch dadurch überboten, dass einerseits eine zwar nett inszenierte, aber unerhebliche Tanzsequenz integriert wurde (um die Laufzeit aufzublähen) und andererseits durch eine krude Schamhaar-Pizza-Rache-Szene, die zum einen den romantischen Helden zum Beschützer des Nerds erklärt (Lucas lässt grüßen), dann jedoch aber auch in die humoristischen Gefilde eines American Pie vordringt, die der Film zuvor allerdings weitestgehend vermieden hat. Stattdessen widmet sich She’s All That zu wenig der Annäherung von Zack und Laney, die von Iscove meisten dann abgebrochen wird, wenn sie gerade erst beginnt, sich in eine interessante Richtung zu bewegen. Sei es die unglücklich verlaufene Party von Preston („Sometimes when you open up to people, you let the bad in with the good”) oder das sich öffnende Gespräch zwischen den beiden in Laneys Keller über ihre Verschlossenheit und seine Zukunftsängste.

Dabei weist der Film viele positive Eigenschaften auf: sei es die interaktive Rückblende zu Taylors Spring-Break-Erlebnissen oder Zacks Bühnenauftritt im Jesters. Wie viele High-School-Komödien finden sich nach einigen Jahren Abstand auch bekannte Gesichter wieder, wie in Nebenrollen: Milo Ventimiglia, Anna Paquin, Gabrielle Union oder Jodi Lyn O’Keefe. Von den drei größeren Rollen konnte sich lediglich - wenn man so will - Paul Walker durchsetzen, während sich ein gut aufgelegter Kevin Pollock auch für einen Nebenpart als schrulliger Vater nicht zu schade war. Was den Film ansonsten auszeichnet, ist sein stimmiger Soundtrack, der speziell durch „Kiss Me“ von Sixpence Non The Richer besticht, aber auch durch Goldies „Believe“ herausragt. Hätte sich She’s All That mehr an seinen emotionalen Momenten versucht, die ehrlichen Augenblicke zwischen Zack und Laney stärker fokussiert und andere Elemente wie Brocks Eskapaden weitestgehend beschnitten, hätte Iscoves High-School-Komödie sicher zu mehr getaugt. So ist der Film bisweilen recht nett, aber schlussendlich einfach nur durchschnittlich.

6/10

27. August 2008

Meet Dave

Yeah, boy, yeah!

Was macht eigentlich Eddie Murphy? Der Kinogott der achtziger Jahre. Der Beverly Hills Cop. Der Glücksritter. Der Prinz aus Zamunda. Okay, ich geb’s zu, das war eine rhetorische Frage, ich weiß ja schließlich was der Murpherl-Eddie macht. Kinderfilme, das macht er. Neben The Haunted Mansion und Daddy Day Care dann auch noch Filmchen wie Norbit und Pluto Nash (letzteren könnte man auch Pluto Trash nennen, wäre vielleicht sogar die bessere Wahl gewesen). Aber Eddie Murphy kann auch schauspielern. Nee, in echt jetzt. Nach seiner Leistung in Dreamgirls ging er als Golden Globe-Gewinner sogar als Favorit ins Rennen der Oscarverleihung. Da fragt man sich durchaus, warum der Kerl nicht öfter richtige Rollen annimmt. Aber das kann man sich auch bei Adam Sandler fragen und trotzdem dreht der weiterhin Blödel-Komödien wie I Now Pronounce You Chuck & Larry. Wobei Sandler wenigstens seine Fanbase bedient, die ihm seit SNL-Zeiten treu ist, was sich von Murphy nicht behaupten lässt. Für Schlagzeilen sorgte der gute Mann dann zuletzt auch eher als Vater von Mel B’s Tochter. Mel B. Eines der Spice Girls. Ja, ich les gelegentlich Bunte, guilty pleasure. Zurück zum Thema. Zu Norbit lässt sich eigentlich kaum etwas Gutes sagen und im Grunde markierte der Film auch den Tiefpunkt von Murphys Karriere – die nur an der Oberfläche gehalten wurde, da er Esel in der Shrek-Reihe spricht. Immerhin brachte der Film Murphy mit Regisseur Brian Robbins zusammen. Und Robbins hat immerhin Regie geführt bei Varsity Blues und der ist immerhin besser als Friday Night Lights von Peter Berg. Und eigentlich auch besser als Any Given Sunday von Oliver Stone. Das Drehbuch stammte dieses Mal nicht von Autoren solcher Filme wie Vampires in Brooklyn oder I, Spy, sondern von Rob Greenberg, langjährigen Autor der Serie Frasier, sowie Bill Corbett, Mitwirkender der langlebigen Serie Mystery Science Theater 3000.

Inspiriert wurde Meet Dave (dessen deutscher Titel Mensch, Dave fast besser ist, und das lässt sich so gut wie nie sagen) von dem britischen Comicstrip The Numskulls. Ein Raumschiff landet auf Liberty Island und das Raumschiff beherbergt…naja, Außerirdische. Kleine Außerirdische. Und das Raumschiff ist eigentlich ein Mensch, zumindest äußerlich. So ähnlich wie in Men in Black, der eine Typ da. Und das Raumschiff sieht aus wie Eddie Murphy. Und der Kapitän des Raumschiffes sieht auch aus wie Eddie Murphy beziehungsweise wie das Raumschiff oder besser gesagt sieht das Raumschiff aus wie der Kapitän. Der Plan der Außerirdischen ist es eine kleine Kugel zu finden, die vorab auf die Erde geschickt wurde. Diese sollte die gesamten Meere aufsaugen, damit der Planet der Außerirdischen von deren Salzvorkommen seine zu Ende gehende Energie aufbessern kann. Nur muss die Kugel erstmal gefunden werden und das Raumschiff sich der menschlichen Gesellschaft von New York anpassen. Nachdem es von der allein erziehenden Mutter Gina (Elizabeth Banks) angefahren wurde erhält es auch einen Tarnnamen: Dave Ming Chan. Dank Gina und ihrem Sohn Josh erhält nicht nur der Kapitän, sondern auch seine Nummer 3 (Gabrielle Union), Nummer 4 (Pat Kilbane) und im Grunde die gesamte Crew einen Einblick in die menschliche Kultur. Bald beginnen sich bei den Außerirdischen Emotionen einzustellen, Sympathien, verborgene (Ge-)Lüste. Lediglich der zweite in der Rangfolge, Nummer 2 (Andy Bernard, ach quatsch, Ed Helms), scheint immun dagegen und ist geradezu angewidert von den Menschen. Dumm nur, dass bei all den Sympathien die Energiereserven des Raumschiffes nur noch für einige Stunden reichen. Es muss gehandelt werden, denkt sich auch Nummer 2 und plant insgeheim eine Revolte gegen den Kapitän.

Ursprünglich hieß das Projekt Starship Dave, doch man befürchtete wohl zu viele Analogien mit dem Trash-Vehikel Pluto Nash. Umso erstaunlicher, dass Murphy für sein aktuelles Werk ein Budget von einhundert Millionen Dollar zusammentragen konnte. Solche Budgets sind heutzutage ja keine Seltenheit mehr, fast schon der Normalfall, sodass man keine überragenden Effekte erwarten sollte. Sie sind zwar nicht schlecht, gerade in den Szenen, in welchen der Kapitän und Nummer 3 außerhalb von Dave ihr Abenteuer bestehen, merkt man die Grenzen des Projektes doch deutlich. Aber wer hat auch ernsthaft ein Meisterwerk erwartet und der Film ist weit entfernt davon eines zu sein. Oder wie man’s nimmt, im Vergleich zu „Pluto Nash“ könnte man ihn durchaus als solches sehen. In einer Szene des Filmes schauen sich der Kapitän und Nummer 3 Frank Capra’s It’s a Wonderful Life an und man merkt es Robbins an, dass er versucht mit Meet Dave eine Caprasche Geschichte zu erzählen. Eine „Fish-out-of-Water“-Geschichte, ein Fremder in einem fremden Land. Dabei ist Robbins Film weniger Frank Capra als vielmehr Edward D. Wood Jr., der hätte seine helle Freude an dem Film gehabt. Außerirdische, eine Liebesgeschichte und eine Moral – etwas das Wood immer gerne eingebaut hat. Für einhundert Millionen Dollar hätte auch der gute Ed Wood einen solchen Film zaubern können und das kann man durchaus als Kompliment sehen. Denn schlecht ist Meet Dave nicht. Nur richtig gut, dass ist er ebenfalls nicht, muss er allerdings auch nicht sein. Ordentlicher Durchschnitt, eine Steigerung in Murphys Karriere nach den miesen Filmchen, die er in den letzten Jahren zu drehen pflegte.

Ob man Meet Dave gut findet oder nicht, merkt man nach fünf Minuten. Wenn Murphy mit seinen ersten Schritten auf Erdboden herumstakst, ist das sicher nicht jedermanns Sache, ebenso wenig seine Grimassen. Wer an dieser Stelle jedoch lacht, der hat bereits gewonnen und wird in den nächsten 85 Minuten mitunter gut unterhalten werden. Allein Murphys „Staying Alive“-Performance ist – zumindest für mich – zum Schreien (also bildhaft gesprochen). Punkte fährt Robbins auch bei seinen unzähligen pop-kulturellen Referenzen ein, die jedoch in Deutschland eher weniger funktionieren. Wer kennt hierzulande schon „Captain Crunch“? Und Frühstücksflocken mit einem „Kapitän“ im Titel gibt es bei uns nicht. Da wird man sich etwas anderes einfallen lassen müssen. Aber auch Google, Yahoo, MySpace und und und – sie alle finden Einzug in den Film und dies nicht als product placement. Vielmehr gelingt es Robbins ein authentisches Bild unserer heutigen Gesellschaft zu zeichnen. Die „Gefahr“, die von Google ausgeht, wurde schon in verschiedenen Magazinen thematisiert und zu welchen Missverständnissen (natürlich überspitzt) dies führen kann, zeigt die Szene bezüglich des Abendessens (Hackbraten/engl. meat loaf). In dieser Hinsicht funktioniert der Film dann doch, der sich wie manch andere Vertreter gezielt mit der Thematik „Ist der Mensch, dieses absurde Wesen, wert gerettet bzw. nicht getötet zu werden?“ beschäftigt. Und wie in Bessons The Fifth Element ist es auch hier die Liebe, welche die Außerirdischen umstimmt in ihrer Haltung. Naja, bis auf Nummer 2 eben. Wer Ed Helms kennt, muss unweigerlich an seine Figur des Andy Bernard in The Office denken und auch Pat Kilbane dürfte manch einem aus MadTV bekannt sein. Zudem sind Banks und Union nette Hingucker, doch die ganze Miete des Filmes ist Eddie Murphy. Man muss sich zwar, wie angesprochen, nach fünf Minuten entscheiden, wenn man ihm jedoch bereit ist zu folgen, wird er einen sicherlich das eine oder andere Mal zum Lachen bringen. Jedenfalls mindestens so oft wie in seinen letzten acht Filmen zusammen.

6/10