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23. Januar 2017

Nein zu Amazon Prime – Ein Fazit

Kurz vor Weihnachten gab es bei der Geschenk-Order eine gute Nachricht: Amazon bot mir nochmals einen Probemonat zur Prime-Mitgliedschaft an. Meine Weihnachtspräsente wurden also alle noch rechtzeitig geliefert und obendrein bot sich als Bonus die Chance, mal die Bibliothek von Amazon Prime Video auszutesten. Nun, 30 Tage später, ist das Ergebnis relativ ernüchternd bzw. war es das im Grunde schon zuvor. Insbesondere die Film-Bibliothek von Amazon Prime Video empfand ich als sehr enttäuschend. Wenig interessante Titel, Franchise-Filme oft beliebig zusammengestellt. Zwar alle Transformers-Teile, aber bei den Hunger Games nur Mockingjay: Part II, alle Jaws-Filme, aber nur die ersten beiden mit Originaltonspur.

Zwar bin ich von Netflix bereits eine traurige deutsche Filmbibliothek gewohnt (obwohl ich als deutsches Netflix-Mitglied so viel zahle wie meine US-Kollegen, aber nur einen Bruchteil von deren Angebot nutzen kann), aber Amazon Prime Video liegt da doch noch mal etwas drunter. Auch wenn die Auswahl an vielen kleinen obskuren Titeln (B- und C-Movies) hier durchaus größer ist. Es war also erst einmal schwierig, überhaupt Filmtitel zu finden, die mich für eine Wiederholungssichtung reizten. Waren diese wie im Fall von Lasse Hallströms The Shipping News dann mal gefunden, war die Freude von kurzer Dauer: Denn der Film wird, zumindest für Prime-Mitglieder, nicht mit der Originaltonspur angeboten. Und das ist bei Amazon leider kein Einzelfall.

Insofern musste ich passende Titel erst über die Suchfunktion filtern. Welche Filme Amazon mit der OV-Option ausstattet und nicht erschien mir ziemlich willkürlich. Und teils wenig durchdacht. So gibt es zwar die originale Tonspur zu Låt den rätte komma in (So finster die Nacht) – aber keine Untertitel, weder in Deutsch noch Englisch. Womit sich das OV-Angebot nur an in Deutschland lebende Schweden richtet, was – so vermute ich mal – ein kleinerer Markt sein dürfte als Deutsche, die den Film auf Schwedisch mit Untertiteln sehen würden. Ein weiteres Problem der Prime-Bibliothek: Hatte ich dann doch mal interessante Filme mit Originalton gefunden, zum Beispiel Sean Penns The Pledge, wurden diese nicht in HD wiedergegeben.

Die passende Film-(Sub-)Bibliothek erfordert das große Filtern.
Auch hier ist die Zusammenstellung wieder sehr willkürlich gewählt. Während ich also Brian Levants The Flintstones (1994) und Beethoven (1992) sowie Robert Zemeckis’ Death Becomes Her (1992) in HD sehen konnte, blieb für The Pledge aus dem Jahr 2001 nur die Standardauflösung. Die wird bei Amazon zwar mit DVD-Qualität verglichen, entspricht aber doch eher einem unterdurchschnittlichen VHS-Transfer. Damit jedoch nicht genug, leider springt die Bildauflösung während der Wiedergabe bisweilen, weshalb ich nach rund einer Stunde meine Sichtung von John Frankenheimers Ronin abbrach, da der Film unentwegt zwischen der Standardauflösung, High Definition (720p) sowie High Definition (1080p) hin und her sprang.

Ein Problem, das ich zuletzt auch bei Batman V Superman: Dawn of Justice in der Extended Edition hatte (kein Bestandteil der Prime-Mitgliedschaft, sondern eine Ausleihe). Nun mag dies auch an meiner Internetverbindung liegen – ich zahle für bis zu 50 Mbit/s, kriege aber meist nur ca. 15 Mbit/s –, dennoch ist die HD-Wiedergabe bei Netflix vergleichsweise konstanter und besser. Hinzu kommt das Abspielen von Filmen in anderen Formaten, wie auch der geschätzte Kollege bullion bereits feststellte. Ähnlich wie bei seiner Sichtung von Anomalisa wird auch Batman V Superman bei Amazon in 16:9 (2.40:1) statt dem Originalformat 2.35:1 wiedergegeben. Falsche Formate, variierende Qualität, wenig Originalton: Liebe zum Film sieht anders aus.

So enttäuschend das Filmangebot ist, die Serienauswahl ist etwas besser. Zumindest wie ich es einschätzen konnte, gab es die meisten „jüngeren“ Serie mit der Option des englischen Originaltons. Obendrein lässt sich gegenüber Netflix natürlich auf das originäre Angebot von Amazon zugreifen. Nur, wirklich überzeugen vermochte das zumindest mich nicht. The Man in the High Castle verfolgte ich nur drei Episoden lang, selbst wenn ich Dick-Fan bin und die Vorlage mochte. Ganz gesehen habe ich die ersten Staffeln von Halt and Catch Fire (keine Amazon-, sondern eine AMC-Serie) sowie die hochgelobte Mr. Robot, empfand beide jedoch als sehr durchschnittlich, generisch und mit eindimensionalen Figuren versehen. Alles nicht so meins.

Fazit: Im direkten Vergleich fühle ich mich bei Netflix besser aufgehoben als bei Amazon Prime Video. Sicher sind Serien wie The Crown oder Orange is the New Black ebenfalls nicht die hohe Kunst, aber dennoch interessanter. Das Netflix-Filmangebot ist zwar anders und nicht zwingend größer, immerhin jedoch – nach meiner Einschätzung jedenfalls – quasi durchgängig im Originalton erhältlich (was bei nicht-englischsprachigen Filmen bedeutet: deutsche Untertitel!) und mit konstanterer HD-Wiedergabe. Zumindest bei bezahlten Ausleihen und Käufen wäre es bei Amazon schön, wenn wie im Fall von AppleTV/iTunes gesichert wäre, dass die Wiedergabe auch durchweg HD 1080p ist. Denn wenn ich für HD zahle, will ich es auch bekommen.

12. November 2009

Forrest Gump

Are you stupid or somethin’?

Die Academy Awards sind eine oft missverstandene Veranstaltung. Die meisten oder zumindest viele Menschen glauben wahrscheinlich, dass hier wie bei der Olympiade der Beste jedes Jahr gekürt wird. Der beste Film, der beste Regisseur und so weiter. Dabei geht es bei den Oscars nicht darum, den Besten auszuzeichnen, sondern Denjenigen, der der Mehrheit der Academy inklusive Mitgliedern wie Michael Bay am besten gefallen hat. Ein kleiner aber feiner Unterschied, der im Laufe der Jahre dazu führt, dass Filme wie Rocky (gegen Taxi Driver und All the President’s Men), Chicago (gegen The Pianist), Shakespeare in Love (gegen The Thin Red Line) oder The Departed (gegen Letters from Iwo Jima) ausgezeichnet werden. Wobei auch dies natürlich im Auge des Betrachters liegt. Jedenfalls machen Oscarnominierungen noch lange keinen guten Film aus. Gerade in ihrer Höhe (s. The Return of the King) sind sie eher trügerisch. In die Kategorie dieser fragwürdigen Oscargewinner gehört auch Robert Zemeckis’ Forrest Gump von 1994. Bei 13 Nominierungen erhielt der Film sechs Auszeichnungen, davon in vier der Kardinalskategorien.

Heutzutage ist Forrest Gump aufgrund seiner visuellen Effekte, die den Protagonisten in Archivmaterial mit historischen Persönlichkeiten wie John Lennon oder John F. Kennedy und dessen Nachfolger integrieren, sowie Zitaten wie “Life is like a box of chocolates“ in Erinnerung geblieben. Die Adaption von Winston Grooms Roman aus den Achtzigern erzählt von rund drei Jahrzehnten aus dem Leben von Forrest Gump (Tom Hanks). Benannt nach seinem Vorfahren und Ku-Klux-Klan-Gründer Nathan Bedford Forrest hat Forrest ein Problem: er ist anders. Speziell. Nicht normal. Will man ihm zumindest einreden, da er nur einen Intelligenzquotienten von 75 hat und damit exakt fünf Punkte zuwenig, um als „normal“ zu gelten. Fünf Punkte hier oder da, denkt sich seine Mutter (Sally Field) und schläft kurzerhand mit dem Schulpsychologen, um Forrest (s)eine Schulbildung zu ermöglichen. Der Anfang einer beeindruckenden Karriere, wie man sie wohl nur als vermeintlich Minderbemittelter ausleben kann. Auch Homer Simpsons „Feind“ Frank Grimes würde drei Jahre später in Homer’s Enemy bestaunen, was der glatzköpfige Springfeldianer erreichen konnte.

Auf einer Parkbank in Savannah, Georgia sitzend, resümiert Forrest schließlich über sein bisheriges Leben. Die Zuhörer wechseln sich ab, ehe eine ältere Dame ganz fasziniert sogar Bus um Bus vorbeifahren lässt, um Forrests Geschichte zu Ende zu hören. Es ist eine Geschichte über seine große Liebe Jenny (Robin Wright Penn), die er im Kindesalter an seinem ersten Schultag kennen gelernt hat. Sein bester Freund bzw. sein einziger Freund damals in Greenbow, Alabama. Die Wege von Forrest und Jenny führen sie von der Grundschule in die High School, von dort aufs College, wo sie sich schließlich verlaufen und nur gelegentlich wieder kreuzen. „And just like that…she was gone“ wird zum geflügelten Satz in Forrests Wortschatz werden. So sehr Forrest Gump eine Liebesgeschichte ist, so ist versucht es auch eine Geschichte über Amerika zu sein. Immer wieder verwebt der Film historische Ereignisse oder Persönlichkeiten mit dem Leben von Forrest. Sei es Elvis Presley, der einst kurz bei den Gumps lebte und seinen einzigartigen Tanzstil von dem Jungen mit den Beinschienen lernte. Oder Forrests Ausflüge nach Washington D.C., wo er nicht weniger als drei US-Präsidenten im Oval Office besuchen würde.

Die visuelle Einbettung von Hanks in die Archivbilder ist in der Tat einer der Trümpfe des Filmes. Egal ob er als Vorlagengeber für John Lennon fungiert oder Präsident Johnson seinen Allerwertesten entgegenstreckt. Natürlich sind all diese Verknüpfungen unglaublich konstruiert, vielleicht noch am deutlichsten, wenn Forrest einen Dreijährigen-Marathon beginnt und nebenbei Symbole wie „Shit Happens“ und den „Have a nice day“-Smiley initiiert. Nichts im Film, was nicht reines Mittel zum Zweck ist, dabei stets bloßes comic relief ohne jeglichen inhaltlichen Bezug. Dies ist zu Beginn noch amüsant, wenn Forrest dabei ist, wenn zum ersten Mal Afroamerikaner in ein College gelassen werden, wirkt aber spätestens dann verbraucht, wenn er ebenjenes Smiley-Symbol unwissentlich kreiert. Abseits der Liebesgeschichte findet sich also eigentlich keinerlei Substanz, was den Film nicht nur zu einer ausufernden Laufzeit bringt, sondern ihn auch letztlich ab einem gewissen Zeitpunkt redundant werden lässt.

Ein viel größeres Problem liegt jedoch in dem extensiven Konservatismus, den der Film an den Tag legt. Exemplarisch werden zwei Lebenswege am Beispiel von Forrest und Jenny präsentiert. Während Forrest quasi von Erfolg zu Erfolg eilt – sein Shrimp-Unternehmen sowie seine Beteiligung an Apple Computer machen ihn zum Millionär -, dabei stets von naiver Unschuld geschlagen, stagniert Jenny in all ihren Stationen des Lebens. Fraglos ist Forrest sympathisch, das liegt schon in der Natur der Sache. Harmlos wie eine Fliege ist er, der Junge, der Football spielte, danach sein Land in Vietnam verteidigte, seine gesamte Einheit rettete, der großen Nation China den Arsch beim Ping Pong versohlte und dabei all die Zeit schön die Finger von Sex, Drugs und Rock ’n Roll ließ. Ganz im Gegensatz zum white trash girl Jenny, die vom Vater misshandelt wurde und wohl deshalb eine destruktive Persönlichkeit entwickelte. Sie sucht sich stets die falschen Partner aus, prostituiert sich, nimmt Drogen und wird zur politischen Aktivistin, als sie sich mit den anderen 68ern der Hippie-Bewegung anschließt. Kein Wunder, dass die Zeitschrift National Review Forrest Gump zum viertkonservativsten Film aller Zeiten gewählt hat.

Noch trauriger ist jedoch, dass Zemeckis’ Film so gnadenlos inhaltsleer ist, selbst wenn ständig etwas passiert. Eigentlich erhält das Publikum nie eine Erklärung, für das, was es sieht. Wer war eigentlich Forrests Vater und was ist aus ihm geworden? Selbiges gilt für Jennys angebliche Schwestern, die Drehbuchautor Eric Roth an einem Punkt erwähnt, während er Jenny dann alleine zu ihrer Großmutter schickt, nachdem der Vater in den Knast kam. Wieso und wovor rennt Jenny stets davon? Oder andersherum: Warum kommt sie plötzlich eines Tages wieder zu Forrest nach Greenbow, lehnt dann seinen Heiratsantrag ab, hat aber Sex mit ihm und verschwindet erneut? Warum beginnt Forrest am Tag darauf ziellos zu rennen? Immerhin hat er Jenny nicht das erste Mal verloren. Und viel wichtiger: Wenn Jenny am Ende aufgrund ihres Lebensstils an HIV leidet und letztlich auch daran stirbt, wie kommt es, dass Forrest und Forrest, Jr. nicht an dem Virus leiden? Selbst wenn sie sich das Virus erst nach der Trennung von Forrest zuzog, ist zumindest die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Forrest, Jr. (Haley Joel Osment) das HI-Virus in sich trägt.

Selbst die beiden Audiokommentare liefern keine Erklärungen, keinen Inhalt. Der Film enttäuscht hier doch immens, wenn er sich nur auf die Liebesgeschichte stützen kann, der er nicht einmal gerecht wird. “And that’s all I have to say about that“, schließt Forrest oft eine seiner Erzählungen ab. Nach fast zweieinhalb Stunden ist man als Zuschauer jedoch keiner der Figuren auch nur ansatzweise näher gekommen. Weder dem suizidalen Lieutenant Dan (Gary Sinise), noch Forrest und erst recht nicht Jenny. Dabei ist auch nicht alles schlecht, was Roth und Zemeckis hier „verbrochen“ haben. Die Liebesgeschichte hat durchaus Potential und schöpft dieses in einigen Fällen auch entsprechend aus. Gerade die letzte Viertelstunde ist dabei ausgesprochen gelungen. Dagegen dient die andere Hälfte des Filmes mittels der chronologischen Folge amerikanischer Geschichte ausschließlich der humoristischen Auflockerung. Dies funktioniert mitunter sehr gut, manchmal wiederum aber auch gar nicht.

Ohnehin ist Forrest Gump ein Film, der primär von seinem brillanten Hauptdarsteller getragen wird. Was Hanks hier schauspielerisch darbietet ist ganz großes Kino. Allein die Szene, in der er von Forrest, Jr. erfährt und diese Emotionen und Ängste ausschließlich mit seinen Augen spielt, rechtfertigt schon seine Nominierung. Sein Oscar ist am Ende vielleicht der einzig verdiente, bedenkt man dass der Film sich gegen die weitaus gelungeneren The Shawshank Redemption und Pulp Fiction, Regisseur Robert Zemeckis wiederum gegen Kollegen wie Krzysztof Kieslowski durchgesetzt hat. Im Gegensatz dazu wurde Komponist Alan Silvestri, dessen wunderschöner Soundtrack neben Hanks der zweite Star ist, zwar nominiert, aber nicht ausgezeichnet. Im Nachhinein ist Forrest Gump ein zwiespältiges Erlebnis. Ähnlich wie A Beautiful Mind hat man hier keinen wirklich guten Film, aber einen, der dennoch seine (vor allem bewegende) Momente hat. In diesen besten Momenten präsentiert Zemeckis ein bezauberndes Märchen, das so unschuldig wie seine Hauptfigur ist. Aber all der aufgesetzte Konservatismus und die offensichtliche Inhaltsleere trüben am Ende das Bild von Forrest Gump als guten und gelungenen Film.

5.5/10

15. Juli 2008

Back to the Future

I just don't think I can take that kind of rejection.

Wenn ein Film mal so nebenbei gedreht wird, ist das in Hollywood schon etwas Besonderes. Wenn dieser Film dann aber zum erfolgreichsten Film seines Erscheinungsjahres wird, ist das etwas Außerordentliches. Für zwanzig Millionen Dollar und mit 32 Spezialeffekten gedreht, avancierte Back to the Future im Jahre 1985 zum Hit und spielte weltweit 380 Millionen Dollar ein. Heutzutage unvorstellbar, dass Marty McFly nicht von Michael J. Fox gespielt wird, aber beinahe wäre dies der Fall gewesen. Damals hatte Fox nämlich noch eine vertragliche Bindung mit seiner Fernsehserie Family Ties, weshalb die erste Wahl von Universal absagen musste. Stattdessen engagierte man Eric Stoltz und begann die Dreharbeiten, die jedoch nach wenigen Wochen abgebrochen wurden, da Produzent Steven Spielberg das Gefühl hatte, dass Stoltz nicht zum Projekt passte, da er zu ernst an die Rolle von McFly heran ging.

Stattdessen wurde doch Fox für die Rolle geholt, der während der gesamten Drehzeit wochentags für Family Ties vor der Kamera stand und nachts sowie am Wochenende Back to the Future drehte. Von den Lesern der britischen EMPIRE wurde Robert Zemeckis’ Film auf Platz Zwanzig der besten Filme aller Zeiten gewählt und dieser Platz gebührt ihm in der Tat. Zemeckis gelingt hier etwas, dass er später mit Forrest Gump noch mal wiederholen würde: die Einbindung von amerikanischer Zeitgeschichte in den Kontext seiner Filmhandlung. Beispielhaft hierfür steht die finale Schulballszene, wenn Marty den Klassiker„Johnny B. Goode“ anstimmt und Band-Sänger Marvin Berry so beeindruckt ist, dass er seinen Cousin Chuck anruft. Auch das Product Placement fand verstärkt Einzug in Back to the Future, von Pepsi Cola über Nike bis hin zu Goodyear Autoreifen.

Zudem nutzte Regisseur Robert Zemeckis den Film als Referenzwerk - die ganze Anfangssequenz übernahm Zemeckis aus The Time Machine, wie auch der De Lorean DMC-12 an die Zeitmaschine aus dem 60er Jahre Kultfilm angelehnt ist. Auch Referenzen zu Werken von Stanley Kubrick lassen sich durch den Film hinweg finden. Äußerst eindrucksvoll spielt der Film jedoch mit den kulturellen Referenzen, die Einbindung von Ronald Reagan in beide Zeitebenen, als amerikanischer Präsident in 1985 und als Schauspieler in 1955, aber auch die Thematik der nuklearen Bedrohung und Invasion Außerirdischer, die in den fünfziger Jahren eminent war, wird eingebaut. All jene Punkte, die auch das vierte Abenteuer von Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull ausmachen, finden sich bereits zwanzig Jahre zuvor in Zemeckis zeitlosem Meisterwerk.

Genauer gesagt verbindet beide Filme sogar weitaus mehr, denn ursprünglich war die Zeitmaschine nicht ein De Lorean DMC-12, sondern ein Kühlschrank. Doch Produzent Spielberg verwarf diese Idee, da er befürchtete, dass begeisterte Kinder anfangen würden in die hauseigenen Kühlschränke zu kriechen. Dennoch gelang es Spielberg, ein Element des früheren Drehbuchs filmisch zu verewigen. Marty McFly sollte eigentlich am Ende von Back to the Future durch eine nukleare Explosion in der Wüste Nevadas zurück in das Jahr 1985 geschickt werden, doch verschwand diese Szene, da sie damals nicht adäquat umzusetzen war. Stattdessen baute Spielberg jene berühmt-berüchtigte Szene in Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull ein, wo sie anschließend für Kontroversen unter den hartgesottenen Indiana-Jones-Fans sorgen sollte.

Während der Film für den Durchbruch von Hauptdarsteller Michael J. Fox sorgten, konnte auch ein anderer bekannter Darsteller hier erste Schritte in das Filmgeschäft machen. Beispielsweise Billy Zane, der seine erste Filmrolle als einer von Biffs Kumpels ergatterte (und damals noch Haare hatte). Nach der kurzen The Time Machine-Hommage präsentiert Zemeckis auch bereits das erste Product Placement: von Marty sieht man zu Beginn nichts außer seinen Schuhen. Seine Nike-Schuhe. Später sollen sich hier noch JVC und andere Artikel dazugesellen, der durchschnittliche Bond-Film würde vor Neid erblassen. Immerhin gelingt es Zemeckis exzellent, viele seiner Produkte gekonnt in das Handlungsgeschehen einzubinden, zum Beispiel wenn Marty 1955 in einer Bar eine zuckerfreie Pepsi bestellen möchte (“You want a Pepsi, pal, you gonna pay for it“).

US-Präsident Ronald Reagan (1955 noch als Filmschauspieler tätig, während er 1985 Präsident des Landes ist) war von der Anspielung auf seine Persönlichkeit so begeistert, dass er den Vorführer im Kino kurz nach der Szene bat, noch mal zu ihr zurück zu spulen. Später würde er den Film für eine seiner öffentlichen Reden zitieren. Aber auch der Einbezug von Calvin Klein Unterhosen (”Why do you keep calling me Calvin?“ - ”Well, that is your name, isn’t it? It’s written all over your underwear.“) und den anderen Produkten funktioniert ebenso gut, wie Martys Jimi Hendrix und Angus Young Imitationen oder die Doppelreferenz von Star Wars und Star Trek (“My name is Darth Vader. I am an extraterrestrial from the planet Vulcan!“). Back to the Future ist eine einzige pop-kulturelle Anspielung, dabei gehen die Macher äußerst liebevoll und detailverliebt mit diesen Anspielungen um.

Wenn Marty immer wieder das Wort „heavy“ benutzt, versucht sich Doc Emmett L. Brown (Christopher Lloyd) dies dadurch zu erschließen, dass 1985 etwas mit der Erdanziehung nicht stimmt. Und nachdem Marty von seiner Zeitreise zurückkehrt, heißt die „Two Pines Mall“ plötzlich „Lone Pine Mall“, da unser Jungspund schließlich eine der beiden Tannen umgefahren hat. Im Jahr 1994 würde Zemeckis Tom Hanks in allerlei historisches Archivmaterial schneiden lassen, denselben hervorragenden Effekt wie in Back to the Future konnte er aber nicht erzielen. Anfang der achtziger Jahre versuchte sich Autor Bob Gale hineinzuversetzen, ob er mit seinem Vater befreundet gewesen wäre, wenn er ihm im selben Alter hätte begegnen können. Aus dieser Idee heraus entstand Back to the Future, ein Projekt für welches sich Steven Spielberg sofort begeisterte.

Der Film erzielt seine Spannung aus dem Großvater-Paradoxon, da der 17-jährige Marty McFly (Michael J. Fox) durch eine notgedrungene Zeitreise zum 25. Oktober 1955 mit seiner eigenen Entstehung spielt. Statt seines Vaters George (Crispin Glover) wurde Marty von seinem Großvater angefahren. Aus diesem Grund verliebt sich anschließend seine Mutter Lorraine (Lea Thompson) nicht in seinen Vater, sondern in ihren eigenen Sohn - unwissentlich natürlich. Als Gale und Zemeckis mit dieser Geschichte zu Disney gingen, lehnten diese eine Finanzierung ab, zu riskant war ihnen die inzestuöse Thematik. Wohin das Großvater-Paradoxon führen kann, hat die Futurama-Folge Roswell That Ends Well auf humoristische Art und Weise gezeigt, als Fry nach einer Zeitreise in die Vergangenheit sein eigener Großvater wird.

In Back to the Future hingegen muss Marty fortan alles dafür tun, dass Lorraine doch ihre Gefühle für den schüchternen und introvertierten George entdeckt. Ein Grund weshalb George so klein gehalten wird, findet sich in seiner Nemesis Biff Tannen (Thomas F. Wilson). Im Grunde begrenzt sich das Back to the Future-Universum auf diese drei Charaktere: Marty McFly, Doc Brown und Biff Tannen beziehungsweise seine Vor- und Nachfahren. Ein Grund weshalb der Film und auch die Serie so exzellent funktioniert, liegt sicherlich in den Darstellungen dieser drei Schauspieler begründet, allen voran ist die Chemie zwischen Fox und Lloyd einfach nur grandios. Fox selbst würde durch die Trilogie zu internationalen Ruhm aufsteigen und die Rolle letztlich seine gesamte Karriere formen, wie es auch bei einem Tobey Maguire (Spider-Man) oder Daniel Radcliffe (Harry Potter) der Fall ist.

Durch seine Zeitreise-Thematik unterliegt Back to the Future denselben Schwächen wie die meisten seiner Genrevertreter á la The Terminator. Marty’s Existenz setzt voraus, dass er erfolgreich handeln wird beziehungsweise bereits gehandelt hat - unter gewissen Gesichtspunkten. Dahingehend widersprechen sich Zeitreise-Filme in gewissen Punkten selbst, obschon es Bill & Ted’s Excellent Adventure gelungen ist, diese Problematik auf geniale Weise vorzuführen und zum eigenen Vorteil zu verwenden. Wie jedoch das angesprochene Beispiel der „Lone Pine Mall“ zeigt, beschränken sich die Fehler innerhalb der Handlung auf dieses Ausgangsproblem, der Rest greift wie bei einem Reißverschlussverfahren gekonnt ineinander. Großes Plus des Filmes ist seine perfekt ausgearbeitete Handlung - er ist weder zu lang, noch zu kurz.

Es existieren keinerlei Lücken innerhalb des erzählten Geschehens, Marty geht es darum dafür zu sorgen, dass sich Lorraine und George beim Abschlussball küssen. Dabei dauert sein gesamter Aufenthalt in 1955 eine knappe Woche an, die im Film innerhalb von nicht mal zwei Stunden erzählt wird. Marty interveniert mit dem Raum-Zeit-Kontinuum und nach zwei gescheiterten Kuppelversuchen stehen auch schon der Ball und damit das Finale vor der Tür. Zu keinem Zeitpunkt verliert sich Zemeckis in Nebenhandlungen oder prescht auf irgendeine Art durch das Drehbuch. Nicht nur der Film, sonder auch die Inszenierung der Szenen ist dabei perfekt getimt. Die Minute, die Einstein zu Beginn in die Zukunft reißt, vergeht innerhalb des Filmes quasi in Realzeit (70 Sekunden). Hieran sieht man die extreme Liebe zum Detail, die den Machern anzurechnen ist.

Weiterer Pluspunkt ist der Fakt, dass es sich um eine Studioproduktion handelt. Der zentrale Platz des fiktiven Örtchens Hill Valley wird dabei in allen drei Filmen beibehalten und eingebaut. Doch nicht nur die Ausstattung überzeugt, sondern auch die restlichen technischen Bereiche. Lea Thompson, Thomas F. Wilson und Crispin Glover spielten ihre älteren Versionen von sich im Jahr 1985 selbst, was durch stundenlange Aufenthalte im Make-up möglich gemacht wurde. Dies ist natürlich nicht perfekt, hat es aber auch nicht zu sein, sehen Wilson und Thompson immerhin herrlich doof aus. Glover hingegen merkt man an, dass eine Hornbrille nicht reicht, um aus dem jüngsten Mitglied des Ensembles (damals 19 Jahre alt) den Familienvater zu machen. Den Spaß am Film trübt dies jedoch nicht, wird der doch allein durch den genialen Soundtrack von Alan Silvestri und Huey Lewis aufrecht erhalten.

Neben dem Klassiker „Earth Angel“ von den Temptations stechen vor allem die beiden Songs von Huey Lewis and the News hervor. Gerade „The Power of Love“ ist ein Meisterwerk der Pop-Geschichte und trug zum Kultfaktor des Filmes bei. Ironischerweise war für diesen nie eine Fortsetzung angedacht, trotz des offenen Endes. Als grandioses Beispiel dafür, was mit wenig Geld und Spezialeffekten erreicht werden kann, hat sich Zemeckis’ Werk seinen Platz in der Filmgeschichte verdient. Ohnehin ist es erstaunlich, dass Spielberg sich in den achtziger Jahren mit lediglich 20 Millionen Dollar für solche Meisterwerke wie Raiders of the Lost Ark oder  Back to the Futureverantwortlich zeichnet. Letzterer selbst ist ungemein amüsant und liebevoll inszeniert - was ihn zu einen der besten und einen der coolsten Filme aller Zeiten macht.

10/10