Posts mit dem Label Ben Barnes werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Ben Barnes werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

10. Dezember 2016

Westworld – Season One

Doesn’t look like anything to me.

Dass Fernsehserien durchaus mal Meta-Elemente integrieren, ist keine Seltenheit. Wenn sie wie Westworld jedoch nahezu komplett auf Selbstreferenzialität gründen, dann durchaus. In der TV-Adaption von Michael Crichtons Original sucht die Mehrheit der Menschen den Western-Themenpark Westworld für eine leere Show-Illusion voll von Sex und Gewalt auf. Somit repräsentiert Westworld im Prinzip den Westworld-Sender HBO, dessen Programm seit Jahren um die nackten Körper von Frauen und Gewaltorgien von Männern aufgebaut ist. Sei es True Blood oder Game of Thrones. Ein Phlegma des Senders, dem im Laufe seiner Ausstrahlung auch Westworld nach äußerst vielversprechendem Beginn zunehmend verfällt.

Jonathan Nolan, kleiner Bruder von Christopher Nolan, erzählt mit seiner Gattin Lisa Joy die Geschichte des von Robotern bevölkerten Themenparks, in dem die Attraktionen mit der Zeit ihre Besucher attackieren. Das Konzept der lebensecht wirkenden Roboter fußt auf der Arbeit von Gründer Robert Ford (Anthony Hopkins), der jedoch in seinem Park schon länger die Leitung einem Aufsichtsrat und dessen Marionette, Theresa Cullen (Sidse Babett Knudsen), überlässt. Gemeinsam mit Programmierungsleiter Bernard (Jeffrey Wright) bemüht Ford sich, die Roboter zu optimieren. Und noch natürlicher wirken zu lassen. Einer von ihnen, Dolores (Evan Rachel Wood), beginnt derweil, sich seiner Existenz in einer Zeitschleife gewahr zu werden.

Neben dem Aspekt der gegen ihr Publikum aufbegehrenden Park-Attraktionen, dem sich Michael Crichton auch in Jurassic Park widmete, dreht sich Westworld vor allem um die Frage der Menschlichkeit. Und dies in mehrerer Hinsicht. Was unterscheidet den Mensch von Fords Schöpfungen? Die Serie spielt gerade zu Beginn damit, dass nicht immer klar ist, ob die Figur, die wir gerade sehen, ein Besucher oder Darsteller des Parks ist. Selbst wenn Westworld sich wenig darum schert, diese verwischte Grenze von seinen zahlreichen Charakteren selbst ausloten zu lassen. Zumindest die Gäste scheinen sehr wohl direkt zu wissen, bei wem es sich im Park um einen Roboter handelt und nicht vielmehr um einen anderen Besucher.

Verletzen können die Darsteller des Parks nur sich selbst, nicht jedoch die Besucher. Doch die Waffen, derer sich Letztere in Westworld bedienen, sind durchaus echt. Was also, wenn ein Besucher denkt, er verletzt zum Spaß einen Darsteller, nur um dann letztlich einen anderen Besucher in Gefahr zu bringen? Nolan und Joy interessieren sich für diesen Aspekt nicht und leider im Verlaufe der ersten Staffel auch immer weniger für das faszinierende Element der sich anbahnenden künstlichen Intelligenz der Park-Darsteller. Stattdessen werden in Lost-Manier Mysterien eingeführt und offene Fragen in den Raum geworfen, um ganz bewusst unter den Zuschauern fortan die Spekulation und Diskussion anzuregen. Dies jedoch zu Lasten der Serie.

Westworld teilt sich hierbei in zwei Teile, wenn man so will. Der nahezu perfekte Auftakt The Original gefolgt von der starken Folge Chestnut sowie den folgenden acht Episoden, die sich immer mehr von der brillanten Premiere entfernen, ehe sie im aufgeblasenen Finale The Bicameral Mind (vorerst) ihr Ende finden. The Original fokussiert sich primär auf Dolores und ihren wiederkehrenden Alltag in einem Aufbau, der entfernt an Peter Weirs Meisterwerk The Truman Show erinnert. In The Dolores Show, wenn man so will, verlebt Evan Rachel Woods Charakter – eine junge Farmerstochter, die jedoch entgegen ihres Erscheinungsbildes der älteste Darsteller im Park ist – ähnlich wie Bill Murray in Groundhog Day immer wieder denselben Tag.

“Any day the course of my whole life could change with just one chance encounter”, wiederholt Dolores, was ihr der Drehbuchschreiber des Parks auf die Festplatte geschrieben hat. Als damsel in distress wird sie dabei entweder vom vermeintlichen love interest Teddy (James Marsden) gerettet oder von jedem x-beliebigen Besucher, der sich dieser Storyline annehmen will. So auch William (Jimmi Simpson), der mit seinem Schwager-in-spe Logan (Ben Barnes) den Park besucht. Logan war bereits in Westworld, wie so viele andere Besucher, denen wir begegnen. Darunter auch ein ominöser Man in Black (Ed Harris), der seinen ganz eigenen Erzählstrang zu weben beginnt, nachdem er den Park bereits seit rund 30 Jahren besucht.

In gewisser Weise ist Westworld dabei eine Show über Grenzen. Die Menschheit hat ihre schöpferische Grenze erreicht, laut Ford alle Krankheiten geheilt (auch wenn Bernards Sohn vor vielen Jahren dennoch einer erlag). “This”, resümiert Ford in einer Szene hinsichtlich seiner Roboter und des gesellschaftlichen Status quo, “is as good as we’re gonna get.” Der Mensch, hier in Person von Ford und seinem vor langer Zeit verstorbenen Partner und Mitgründer Arnold, ist zum Gott geworden, der etwas nach seinem eigenen Angesicht schuf, das nun kurz davor steht, ein Bewusstsein für sich selbst zu entwickeln. Auslöser hierfür scheint ein Mimik-Update von Ford zu sein, mit dem 200 Darsteller, etwa ein Zehntel des Parks, bespielt wurden.

“A fucking shitstorm”, nennt es Theresa später, als einer der Darsteller jenseits seiner Programmierung am Rad dreht. Und selbst Bernard räumt ein, das Verhalten sei “miles beyond a glitch”. Die Grenze zwischen dem, was den Mensch zum Mensch und den Roboter zu bloßen Bits and Bites macht, beginnt zu verwischen. Mit den Anfang macht Dolores’ „Vater“, als er auf einen Hinweis der Welt jenseits des Parks stößt. “I had a question. A question you’re not supposed to ask”, berichtet er später Dolores. “Which gave me an answer you’re not supposed to know.” Er ist einer der ersten, die den wiederkehrenden Kreislauf zu durchbrechen scheinen. Und Kreisläufe sind das, was Westworld letztendlich auszumachen scheinen.

Wie jede gute Show beginnt auch die des Parks immerzu aufs Neue. “Out of repetition comes variation”, meint Bernard später. Im Umkehrschluss scheint aber auch aus Variation wiederum Repetition zu kommen, wenn man sich Logan ansieht. Während er sich im schwarzen Kostüm in Westworld eher austoben will, strebt der ideellere William mit weißem Cowboy-Hut nach Heldentaten. “There’s no such thing as heroes and villains, it’s just a giant circle jerk”, sagt Logan. Westworld dreht sich darum, dass sich die Besucher ausleben können. Einer Fantasie hingeben. “The only limit here is your imagination”, erklärt Park-Hostess Angela (Talulah Riley) daher Neuling William bei seiner Ankunft. “How far you want to go is entirely up to you.”

“How far” scheint hierbei für viele, besonders die männlichen Gäste, auf Sex und Gewalt hinauszulaufen. Vermutlich alle der Frauen-Darsteller wie die Bordell-Besitzerin Maeve (Thandiwe Newton) sind darauf ausgelegt, sich bei Bedarf willig zu geben. Notfalls sind aber sicher auch Vergewaltigungen im Eintrittspreis enthalten. Die Roboter werden dabei nach Belieben erschossen, erdrosselt oder erstochen – und später in einer Werkstatt für den nächsten Tag wieder restauriert. Mit einer perversen Lust erfreut sich da in The Original beispielsweise ein Besucher-Paar, als sich einer der Desperado-Darsteller (Rodrigo Santoro) und seine Komplizin (Ingrid Bolsø Berdal) „sterbend“ im Dreck winden, nachdem sie beide erschossen haben.

Nur selten beziehungsweise zu selten konfrontieren Nolan und Joy die menschlichen Besucher mit ihrem Verhalten gegenüber den Robotern. Was umso verwunderlicher ist, da Dolores, Maeve und Co. eben in der Tat so menschlich aussehen und agieren wie es ihnen möglich erscheint. Dennoch werden die Darsteller eher wie Objekte behandelt, was angesichts ihrer identischen Anatomie mit den Park-Besuchern etwas ungewöhnlich erscheint. So ist es lediglich William, der allmählich beginnt, vom Bewusstsein von Dolores überzeugt zu werden. Doch hier findet sich eine weitere Crux der Show, denn wie schon Alex Garlands Ex Machina zuletzt reduziert Westworld seine künstliche Intelligenz letztlich primär auf das rein Sexuelle.

Wo die Faszination von Domhnall Gleesons Figur in Ex Machina darauf fußte, dass Alicia Vikanders Roboter auf Basis seiner Pornografie-Chronik gebaut wurde, wirkt auch Williams Unterstützung für Dolores weniger glaubhaft, da er Gefühle für sie entwickelt. Ähnlich wie in den Sex-Akten der anderen Besucher scheint niemandem bewusst zu sein, dass der Roboter, mit dem sie sich auseinandersetzen, keinerlei Sexualität besitzt. Die Faszination von Gleeson in Ex Machina oder Jimmi Simpson in Westworld an den künstlichen Intelligenzen basiert also nicht (nur) auf der künstlichen Intelligenz selbst, sondern auf der weiblichen Verpackung, in der sie daherkommt. Selbst wenn darunter prinzipiell dasselbe Gerüst steckt, wie bei männlichen Robotern.

Sowohl Ex Machina als auch Westworld opfern also einen interessanten Diskurs über die Beziehung von Mensch und künstlicher Intelligenz einer generischen Romanze nach traditionell-konservativem Rollenbild. Dies wiederum auch noch eingebettet in eine Geschichte, die sich mit fortschreitender Dauer immer mehr in ihre aufgeworfenen Fragen zurückzieht. Wer ist der Man in Black und was ist seine Agenda? Welche Motive treiben Ford an und können er und Bernard sich gegenüber Theresa und dem Aufsichtsrat der Park-Eigentümerfirma Delos behaupten? Werden es die Roboter wie Dolores und Maeve schaffen, sich ihrer Situation bewusst zu werden und wenn ja, wie und welche Konsequenzen wird dies haben?

Westworld opfert also im Prinzip das Interessante für das Gewöhnliche. Und wird dadurch auch nicht besser, dass es hierbei als versuchte Spannungsschraube selbst auf Repetition zurückgreift. Gerade in der zweiten Hälfte der Staffel langweilen die Road Trips durch den Park von William und Dolores sowie der des Man in Black nur noch, wie auch Maeves Bestrebungen, sich aus ihrer Lage zu befreien, immer wiederholen, während Hopkins’ Ford mit seinem müd-milden Blick den machiavellistischen Intrigen seines jeweiligen Gegenüber begegnet. Dass dann vermeintliche Twists bereits ab Mitte der Staffel absehbar sind, aber dennoch erst im Finale „aufgelöst“ werden, ist da nur umso ärgerlicher und anstrengender.

Insofern ist die Selbstreferenzialität von HBO’s Westworld natürlich keine gewollte, aber gerade hier hätte Potential gelegen, indem der Sender seine eigenen Probleme oder die, die er sich selbst durch seine Zuschauer (ähnlich wie Westworld mit seinen Besuchern) auferlegt, zum Thema macht. Dass Westworld als Erlebnispark dabei keinen rechten Sinn macht, wird da ironischerweise auch nur Ed Harris’ Figur nach drei Jahrzehnten des Besuches gewahr. Denn die Erfahrungen im Park können insofern nicht real sein, da sie ohne Konsequenzen sind. Wie aufregend ist eine Schießerei mit einer Bande Desperados, wenn deren Kugeln an einem Abprallen wie an Schwarzeneggers Terminator? Wenn man ein Gott unter Menschen ist?

Auch einen Blick jenseits des Parks lässt die Show nicht zu, deutet lediglich mit der Backstory des Man in Black kurz an, welche Diskrepanz zwischen dem Verhalten der Besucher in Westworld und außerhalb herrscht. Die Psychologie, die dahintersteckt, also raubend, vergewaltigend, mordend lebensechte Roboter heimzusuchen, ist für Nolan und Joy nicht existent. Ein Abstumpfungsaspekt, der als eine Überspitzung der Gewaltspieldebatte verschenkt ist. Denn 2D-Computerfiguren auf dem Bildschirm zu erschießen ist nochmals etwas anderes als ein Messer in ein lebensechtes Kind zu rammen, während man ihm beim Verbluten zuschaut. Was ihr Verhalten im Park für die Besucher in der realen Welt bedeutet, bleibt leider offen.

Dasselbe ließe sich auch für die Roboter sagen, sobald diese mehr und mehr Bewusstsein erlangen. Die Realität und ihre Diskrepanz zur vermeintlichen „wahren“ und rückständigen Welt der Park-Bewohner wird bei Seite gewischt für 0815-Actionorgien. Was bei Genre-Filmen aufgrund der begrenzten Laufzeit noch nachvollziehbar wäre, wird hier zur weiteren verschenkten Möglichkeit. Wo wenn nicht in einer 10-Stunden-Erzählung bestünde Raum, um darzulegen, was es bedeutet, wenn die Wirklichkeit, an die man im einen Moment noch glaubte, plötzlich Fiktion oder zumindest Vergangenheit ist? Und wie dramatisch muss der Sprung vom Wilden Westen in eine futuristische Landschaft sein, voll mit Technik, die einem unbekannt ist?

Westworld bedient sich vieler interessanter, faszinierender und spannender Ansätze, nutzt diese aber lediglich als Aufhänger für das übliche Sortiment des HBO-Warenregals. Das ist aufgrund der Ausstattung, Effekte und des durchaus überzeugend aufspielenden Ensembles keineswegs ein Totalausfall, am Ende aber nur Durchschnittsware, die trotz ihres enormen Potentials nie vollends zu überzeugen weiß. Die Ausnahme bildet The Original, eine Folge so gelungen, dass man im Prinzip Westworld hätte nach ihr beenden können und dennoch wäre alles gesagt. Nur hätte man dann eben auf entblößte Brüste und spritzendes Blut verzichtet. Sich davon zu trennen ist HBO, so scheint es, um der Show Willen bislang doch noch nicht bereit genug.

7/10

25. Juli 2008

The Chronicles of Narnia: Prince Caspian

You people have no imagination.

Lange wollte man es nicht glauben und allein der Versuch war für viele bereits zum Scheitern verurteilt, aber J.R.R. Tolkiens Lord of the Rings ließ sich – zumindest visuell – auf Zelluloid bannen. Peter Jacksons überschätzte Fantasytrilogie sorgte nicht nur dafür, dass sich Edward Norton dazu entschied, in The Incredible Hulk mitzuspielen, sondern genehmigte quasi blanko die Budgets für allerlei andere kultige Fantasy-Romane. In den Nachwehen von LotR entstanden somit Adaptionen von C.S. Lewis’ The Lion, the Witch and the Wardrobe sowie von Philip Pullmans The Golden Compass. Vor drei Jahren wagte es Walden Media dann mit unverbrauchten Jungdarstellern den Schritt zu gehen und mit Andrew Adamson einen bisher lediglich mit Animationsfilmen erfahrenen Regisseur an Lewis’ ersten Roman zu lassen. Ein weltweites Einspielergebnis von 745 Millionen Dollar bestätigte die Erwartungen und sicherte die Produktion der Fortsetzung(en).

Ursprünglich sollte Prince Caspian wie sein Vorgänger an Weihnachten erscheinen, doch wurde der Starttermin von den Produzenten von Dezember 2007 auf Sommer 2008 verschoben. Diese Aktion dürfte wohl ein Griff ins Klo gewesen sein, blieben die Einspiele des Filmes vor allem in den Vereinigten Staaten doch weit hinter den Erwartungen zurück. Auch wenn der Film in vielen Ländern, wie Deutschland, erst noch anläuft, dürfte dem zweiten Teil der Narnia-Reihe lediglich die Hälfte des Einspiels seines Vorgängers gesichert sein. Immerhin konnten die Produktionskosten zurück gewonnen werden, sodass ein Verlustgeschäft ausblieb. Da die Verfilmung des dritten Bandes The Voyage of the Dawn Treader im Oktober dieses Jahres beginnt, wird wohl damit zu rechnen sein, dass man diese wieder an Weihnachten in die Kinos bringt, auch wenn bisher erneut ein Starttermin im Mai 2010 angedacht ist. Ob jedoch alle sieben Teile von Lewis’ Fantasyepos produziert werden, steht noch in den Sternen.

Ein ganzes Jahr ist seit den Ereignissen in Lion/Witch/Wardrobe vergangen, zumindest in England. Im magischen Königreich Narnia hingegen vergeht die Zeit sehr viel schneller, als in der Welt der Menschen. Das haben auch die vier Pevensie-Geschwistern am Ende des ersten Teiles bemerkt. Lewis lockt das Publikum zu Beginn in ein fremdes und neues Königreich – nämlich das der Telmarer. Ein Knabe wird geboren und da es sich hierbei um den Sohn des ehrgeizigen Miraz (Sergio Castellitto), Mitglied des herrschenden Rates und Bruder des verstorbenen Königs, handelt, ist das Leben eines anderen Knaben in Gefahr. Der rechtmäßige Thronfolger, Prinz Caspian (Ben Barnes) muss fliehen, ehe er im Rechtsstreit ermordet werden kann. Seine Flucht führt ihn in den Wald und inmitten zweier Zwerge und eines sprechenden Dachses. Mit letzter Kraft bläst Caspian in ein mysteriöses Horn und löst damit eine Kette der Ereignisse aus.

Denn in London werden die Pevensies plötzlich direkt nach Narnia transportiert und müssen feststellen, dass ihr Königreich nicht so ist, wie sie es hinterlassen hatten. Weit mehr als ein Jahrtausend ist in ihrer Abwesenheit vergangen und ihr Königreich sprichwörtlich der Vegetation anheim gefallen. Die Legende besagt, dass mit den vier königlichen Geschwistern auch Aslan aus Narnia verschwand, von den Fabelwesen existieren nur noch einige hundert im Untergrund. Während Lucy (Georgie Henley) Aslan zu sehen glaubt, strebt Peter (William Moseley) den direkten Angriff an. Als sich die Geschwister mit den Narniern rund um Caspian vereinen, beginnen die Planungen für eine alles entscheidende Schlacht, die über Überleben und Untergang der Narnier entscheiden wird. Doch nicht jeder folgt Peter so bedingungslos wie seine Schwester Susan (Anna Popplewell) und sein Bruder Edmund (Skandar Keynes): zwischen dem Hochkönig von Narnia und Prinz Caspian entsteht ein Kampf um die Autorität über die Armee.

Mit 200 Millionen Dollar erhielt Prince Caspian noch mal einen kleinen Obolus im Vergleich zum Budget des Vorgängers. Adamson wollte das Geld in noch mehr narnische Figuren und größere Schlachten stecken. Das Endresultat bestätigt ihn in seiner Absicht. Gab es in Lion/Witch/Wardrobe lediglich die finale, Braveheart und LotR zitierende, Schlacht, so wird in Prince Caspian gekämpft was das Zeug hält. Fast die gesamte zweite Hälfte des Filmes besteht aus Kampfsequenzen und das Töten nimmt praktisch kein Ende. Die Schlachtszenen sind dabei von ihren Effekten her wieder ebenso gelungen, wie Ausstattung und Kostüme, auch die Musik fügt sich erneut in das ansehnliche Bild ein. Erfreulicherweise können die Jungdarsteller in ihrem zweiten Abenteuer weitaus besser überzeugen, als dies noch im Vorgänger der Fall war.

Antagonist Castellitto kommt als Javier Bardem-Verschnitt daher, was man aber nicht als negatives Kriterium verstehen sollte. Er überzeugt ebenso wie Caspian-Darsteller Ben Barnes, der ungemein glaubhaft den spanischen Akzent seiner Figur auf die Leinwand bannen kann. Obschon Barnes in Matthew Vaughns Stardust Fantasy-Erfahrung gesammelt haben sollte, scheint er sich manchmal unwohl zu fühlen, ins Nichts – zu den später digitalisierten Narniern – spielen zu müssen. Doch weiß Barnes dies dank seiner Theater-Erfahrung in den Griff zu kriegen, sodass einer eingespielten Leistung im dritten Teil nichts im Wege stehen dürfte. Auch die Synchronisationen, dieses mal von Eddie Izzard als Reepicheep sind erneut gelungen.

Fans der Vorlage dürften gleich zu Beginn merken, dass Adamson im Gegensatz zu Lewis’ Werk die Chronologie etwas durcheinander bringt. Caspian bläst weitaus früher in Susans Horn, sodass der Aufenthalt der Geschwister ausgedehnt wird. Dies diente Adamson wohl dazu, die beiden Handlungsstränge parallel laufen lassen zu können. Interessant wird sein, wie die treue Leserschaft den Mittelteil des Filmes aufnimmt. Hier fügten Christopher Markus und Stephen McFeely nämlich eine gänzlich neue Episode ein: einen nächtlichen Angriff auf die Burg der Telmarer. Adamson war von der Idee fasziniert, Fabelwesen eine mittelalterliche Burg stürmen zu lassen und ließ diese Sequenz extra zusätzlich in das Drehbuch schreiben. Sie dient vor allem dazu, den Konflikt zwischen Peter und Caspian zu verstärken, sowie die Gefahr für die Narnier, ihre Existenzbedrohung, vor der finalen Schlacht zu verbildlichen. Diese zusätzliche Szene ist per se nicht wirklich schlecht, vielleicht sogar ein kleines Highlight des Filmes, doch geht sie unmittelbar mit den Abänderungen zur Vorlage einher.

Viel Gewichtung wird auf den Peter-Caspian-Konflikt gesetzt, Chancen werden genutzt auch Tilda Swinton nochmals auf irgendeine Art und Weise einzubauen. Ob dies jedem zusagen dürfte bleibt ungewiss. Kritisch ins Auge fällt jedoch erneut die unwahrscheinliche Verherrlichung von Gewalt, welche diesmal vormerklich die Macher und nicht unbedingt Lewis betreiben. Wo in der Vorlage ein Warnschuss stattfindet, wird hier von den Geschwistern eiskalt ermordet. Auch die Burgsequenz dient dazu dieses Bild zu bestärken. Mancher Kritiker sprach bereits davon, dass es Prince Caspian ein Film sei von Kindern, die zwei Stunden lang morden. Dabei geht es nicht nur um die Gewalt, welche die Pevensie-Kinder ausüben, sondern ebenso um die Gewalt, die den Narniern zugefügt wird. Vergleicht man Film mit Vorlage, so fällt auf, dass Narnier hier aus dramaturgischen Gründen gezielt getötet werden. Die Zahlen ihres Heeres nehmen in jeder Szene ab, sodass sie sich am Ende kaum halten können und der Rettung in letzter Sekunde bedürfen.

Hier begeht Adamson denselben Fehler wie im ersten Teil, das Ende ist im Vergleich zum restlichen Film wieder absolut misslungen. Konnte man dies bei Lion/Witch/Wardrobe noch Lewis anlasten, trifft die Schuld dieses Mal Adamson selbst. Ohne zu viel zu verraten, spielt der Löwe Aslan wieder eine entscheidende Rolle, nur wird er im Gegensatz zur Vorlage hier praktisch zum Arschlochmessias. Das Finale ist im Kontext seiner Geschichte absolut deplatziert und widerspricht sich letztlich selbst. Konnte der Film über weite Strecken unterhalten und eine Steigerung zum Vorgänger darstellen - allein der Kampf zwischen Peter und Miraz ist ungemein spannend - macht Adamson am Ende wieder genau denselben Fehler wie beim ersten Teil. Inkonsequent zur restlichen Handlung und seiner eigenen Vorgabe widersprechend wird erneut die gesamte Geschichte unterm Strich gesehen hinfällig.

Manch fanatischer Peter Jackson Fan wird sich zudem daran stören, dass sich Adamson bei Fellowship of the Ring und The Two Towers bedient, selbst wenn Tolkien hier einst selbst Hilfe bei Lewis’ Werk gesucht haben mag. Im Großen und Ganzen ist Prince Caspian durchaus eine Steigerung zum ersten Teil, den er oft zitiert und Referenz erweist, so wie er es auch bei der LotR-Trilogie oder Kingdom of Heaven tut. Man hätte allerdings auf viele der Action- und Kampfszenen verzichten können, da der Film gerade in den Schlachtszenen ungemein langatmig ist und auf der Stelle tritt. Es ist also wieder der inhaltliche Aspekt, der dem Werk einen Abbruch tut, während die technische Seite im Grunde tadellos bewerkstelligt wird. Da für Voyage of the Dawn Treader Michael Apted als Regisseur engagiert wurde, besteht jedoch ein Funken Hoffnung, dass er eventuell endlich mal in einem Narnia-Film das Ende retten kann.

6/10