17. Oktober 2007

Stardust


We always knew you were a whoopsie.

In Hollywood boomt das Geschäft mit Fantasyfilmen. Nicht nur wird alles verfilmt, was jemals auf eine Serviette gekritzelt wurde und Superhelden-kompatibel ist, nein, jede Märchenähnliche Geschichte mit Elfen und Tralala hat so sicher wie ein bestätigtes Budget, denn jeder Film könnte der neue Herr der Ringe oder Chroniken von Narnia sein. Selbst deutsche Literatur wie Cornelia Funkes Tintenherz wird verfilmt, und wenn die Amis was aus Deutschland verfilmen kann man sich sicher sein, dass das Genre heiß ist, verdammt heiß. Da ist es bereits Schmeichelei, dass man bereits 1998 auf Neil Gaiman zuschritt, als dessen Phantasiemär Stardust erschien. Miramax wollte sich die Rechte sichern, hatte aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Gaiman war mit deren Vorschlägen ziemlich unzufrieden und lehnte folgerichtig ab – da muss Hollywood erstmal geschluckt haben, passiert es ja nicht alle Tage, dass jemand ihre Millionen ausschlägt. Später diskutierte Gaiman eine Verfilmung mit Terry Gilliam – der schließlich The Brothers Grimm machte – und Matthew Vaughn, den deutschen Bunte-Lesern als Claudia Schiffers Mann bekannt.

Auch Vaughn trat zunächst von dem Projekt zurück und machte stattdessen Layer Cake. Mit Gaiman befreundet kam er jedoch nach seinem Film wieder auf das Stardust-Thema zu sprechen und erklärte sich bereit den Stoff zu verfilmen und sagte dafür sogar X-Men: The Last Stand ab (sicherlich keine falsche Entscheidung). Das Projekt landete bei Paramount Pictures und wurde mit 65 Millionen Dollar veranschlagt (spielte bisher gerade seine Kosten wieder ein). Gaimans Vorlage ist im Gegensatz zum Film eher ein Märchen für Erwachsene, inklusive Gewalt und Sex, wovon Vaughn jedoch etwas Abstand nehmen wollte und daher mehr Witz und Humor beifügte. Für diese Szenen, insbesondere die romantischen, schlug ihm Gaiman Jane Goldman vor und so ist Stardust eine wilde Mischung aus Sex, Gewalt und Humor – doch dazu später mehr. Die Besetzung hatte Vaughn selbst zu großen Teilen bereits selber vorgenommen und konnte für sein Werk Stars wie Robert De Niro, Michelle Pfeiffer, Ricky Gervais, Sienna Miller, Claire Danes und weitere gewinnen – äußerst viel versprechend also.

Vor 150 Jahren lebte in einem kleinen englischen Städtchen namens Wall der Junge Dunstan Thorn. Dieser schaffte es die sagenumwobene Mauer außerhalb von Wall zu überschreiten und landete in dem Märchenreich Faerie. Dort traf er auf einem Markt die hübsche Hexensklavin Una und verbrachte eine Nacht mit ihr – um neun Monate später Unas Geschenk und seinen Sohn Tristan zu erhalten. Als dieser in Dunstans Alter ist, versucht Tristan (Charlie Cox) alles um die Liebe der hochnäsigen Victoria (Sienna Miller) zu gewinnen. Selbst einen Stern will er ihr besorgen, nur dumm, dass dieser gerade jenseits der Mauer niedergegangen ist. Doch Tristan schafft es in das Märchenreich und zu dem Stern, der sich in der Gestalt der hübschen Yvaine (Claire Danes) manifestiert. Diese trägt das königliche Amulett von Stormhold um ihren Hals, hinter welchem die königlichen Erben Septimus (Mark Strong) und Tertius (Jason Flemyng) her sind. Während Tristan mit Yvaine zurück nach Wall zu Victoria möchte, versuchen nicht nur die beiden Prinzen ihrer habhaft zu werden, sondern auch die böse Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer), die gemeinsam mit ihren Schwestern Yvaines Herz zur ewigen Jugend essen will. Unterstützung erfahren Tristan und Yvaine in dem Luftpiraten Captain Shakespeare (Robert De Niro), welcher selber ein kleines Geheimnis mit sich herumträgt.


In Zeiten von Tolkien und Rowling, von Frodo und Harry Potter, ist es schwer das Publikum noch groß zu überraschen, der Markt gesättigt. Doch auf seine eigene Art weiß es Stardust zu gelingen, was an den Überbleibseln von Gaimans Werk liegen mag, denn Stardust ist obschon seiner mitunter kindischen Handlung eben doch an ein erwachseneres Publikum ausgerichtet. Spätestens wenn die königliche Familie von Stormhold frenetisch den Mord an ihrem Mitglied Secundus (Rupert Everett) feiert, wird einem klar, dass dies kein übliches Märchen ist. Und der Erzähler geht zweifellos nicht zimperlich mit seinen Figuren um, auch wenn einem mit Tristan und Yvaine zwei typische Kinderfiguren offeriert werden. Mit seiner naiven Art gelingt es Tristan unglaubwürdigerweise immer wieder seinen Kontrahenten einen Schritt voraus zu sein und so liebreizend eine immer noch scharfe Michelle Pfeiffer mit ihrer böswilligen Art anzusehen ist, ist ihre Figur Lamia doch eine Niete auf ganz großen Niveau. Ähnlich verhält es sich mit Septimus, denn beide agieren nicht wirklich in der Handlung, sondern mehr so nebenher, bis am Ende alle aufeinander treffen. Diese Nebenplots dienen der spaßigen Erheiterung, lassen die Handlung jedoch ein ums andere Mal stocken.

Ohne Frage ist Stardust eine erfreuliche Erscheinung, wobei sie jedoch sehr viel besser hätte sein können, wenn Matthew Vaughn nicht versucht hätte sie amüsanter zu gestalten. Denn die Sprüche zünden nicht immer (besonders Dexter Fletchers Kommentare aus dem Off nerven) und erheitern auch nicht, wirken stattdessen stümperhaft armselig und machen Stardust zu einem Film, der für Erwachsene zu kindisch und für Kinder zu erwachsen ist. Dieser Versuch zwischen Skylla und Charybdis durchzusegeln führt dazu, dass Stardust sein Potential nicht ausschöpft und vermuten lässt, dass der Mann hinter Guy Ritchie mit diesem phantastischen Stoff, dem Budget und den Erwartungen überfordert gewesen zu sein scheint. Das reißt auch ein im Tutu herumhüpfender Robert De Niro (was Travis Bickle wohl mit dem angestellt hätte!) nicht heraus, obschon er sich in seiner Rolle zu gefallen mag und damit seine Kinder ebenso beeindrucken dürfte wie es Johnny Depp mit der Figur von Jack Sparrow bei den seinen gelang. Gut möglich, dass diese erzählerische Schwächen auf die Synchronisation zurückzuführen sind, denn wenn De Niro seinen Namen Shakespeare im Film frivol als mit Speer schüttelnd erläutert, stößt einem dass dann doch sauer auf (auch wenn es sinnlich richtig ist). Stardust ist also kein Film für die Ewigkeit und keiner der Preise gewinnen wird, aber es gelingt ihm in der Menge nicht unterzugehen und kurzweilig zu unterhalten.

7/10

1 Kommentar:

  1. Werd ich mir auf DVD ansehen. Mal sehen, wie er dann bei mir abschneiden wird.

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