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24. Oktober 2010

Scott Pilgrim vs. the World


If your life had a face, I would punch it in the balls.
(Scott Pilgrim Gets It Together, p. 149)

Eine Mütze bedeckt seinen Kopf, die Augen fixieren ein Computerspiel. Er ist Mitglied in einer nerdigen Welt. Daran besteht kein Zweifel. Dafür braucht es nicht die deplatziert wirkende Mütze, das Videogame oder die Comic- und Skateboardeinbindungen ins Geschehen. Er teilt sich sein Leben mit einer Frau, die ihm in gewisser Hinsicht nicht unähnlich ist. Beide hängen noch alten Beziehungen hinterher; emotionaler Ballast und fehlende Reife zeichnen sie aus. Sie bevölkern ihre eigene kleine Welt, in der auch mal einem Videospiel gleich Lebensbalken am oberen Bildschirmrand auftauchen oder in Panik aus dem Fenster gesprungen wird. Es ist das Leben von Tim (Simon Pegg) und Daisy (Jessica Hynes), zweier Slacker, die eine WG gründen. Sie entstammen der britischen Sitcom Spaced von Regisseur Edgar Wright. Das Ganze geschah 1999, fünf Jahre ehe der kanadische Comicautor Bryan Lee O’Malley mit Scott Pilgrim für Oni Press eine der Comicreihen des letzten Jahrzehnts entwarf.

Im Juli 2004 erschien Scott Pilgrim’s Precious Little Life, eine Geschichte eines Antihelden, wie er im Buche steht. Die Titelfigur ist ebenjener 23-jährige Scott Pilgrim, der sich gerade zwischen zwei Jobs befindet (lies: arbeitslos ist). Er teilt sich eine Einzimmerwohnung mit dem homosexuellen Wallace Wells, der neben der Wohnung selbst und dem Inventar auch die Lebensmittel bezahlt. O’Malleys Geschichte setzt ein, als Scott seinen Freunden und Bandmitgliedern mitteilt, dass er mit der 17-jährigen Knives Chau eine High Schoolerin dated. Allerdings nur so lange, bis er der aus Amerika nach Toronto zugezogenen Ramona Flowers begegnet - in seinen Träumen. Als er sie schließlich zu einem Rendezvous überzeugt und mit Knives Schluss macht, führt O’Malley schließlich den MacGuffin seiner Geschichte ein: Ramonas sieben Ex-Freunde. Um mit der Amerikanerin zusammen sein zu können, muss Scott ihre Ex-Liebhaber im Kampf bezwingen. Und mit diesen auch Ramonas Bindungsangst.

Scott wirkt wie eine unsympathische Figur, sagt doch selbst seine beste Freundin Kim, dass wenn sein Leben ein Gesicht hätte, sie es schlagen würde. Mit dem geringstmöglichen Aufwand kriegt Scott wenn schon nicht das größtmögliche Ergebnis dann doch eines, das ergiebiger ist als das, was er reinsteckt. Um die finanziellen Dinge kümmert sich Wallace, und Scott hangelt sich von der einen Freundin zur anderen. „You seem really fine doing nothing. It’s like you don’t feel all that bullshit pressure to be successful”, legte Noah Baumbach in Greenberg einer Figur einen Satz in den Mund, der auch auf Scott Pilgrim zutreffen würde. Dabei hat auch Scotts Leben eine Schattenseite, die erst später, speziell in Scott Pilgrim & the Infinite Sadness und Scott Pilgrim’s Finest Hour, beleuchtet wird. Stück für Stück werden die thematischen Schwerpunkte in die locker-flockige Handlung eingestreut. Zwar wird die Geschichte um die sieben Kämpfe strukturiert, diese dann jedoch stets in wenigen Panels abgehakt.

Die eigentliche Geschichte behandelt eine Gruppe von Twens, die versucht, sich im Leben zu recht zu finden. Scott Pilgrim erzählt von Bindungsangst, von emotionalem Ballast, davon, Schlussstriche zu ziehen und nach vorne statt zurück zu blicken. Die Reifeprozesse seiner Figuren stagnieren, neben ihren wöchentlichem Jam Sessions treiben sich manche wie Stephen Stills in einer Restaurantküche rum, andere wie Kim arbeiten in der Videothek oder wie Scotts kleine Schwester Stacey in einem Coffee Shop. Was auf Scotts „berufliche“ Situation zutrifft, lässt sich auf das Leben von ihnen allen münzen. Sie befinden sich nicht zwischen zwei Jobs, sondern zwischen zwei Leben. Mit dem College haben sie abgeschlossen, ihren Platz jedoch noch nicht gefunden. Bindungsängste eben, in der Karriere, wie im Leben. Keine Figur, die bei O’Malley nicht einer oder einem Ex hinterher trauert. Letztlich ist seine gesamte Comicreihe ein Reifeprozess, ein Coming of Age, für alle Figuren, nicht nur für Titelprotagonist Scott.

Ein thematisches Feld, welches Edgar Wright bestens kennt, nicht nur durch Spaced, sondern auch durch dessen geistiges Kind Shaun of the Dead. Tim, Shaun, Scott - sie alle sind zockende Nerds, Slacker, Loser im Verständnis des kapitalistischen Establishments. Und sie alle hängen emotional an einer Frau, egal ob sie Sarah, Liz oder Envy Adams heißt. Somit schien der englische Regisseur prädestiniert zu sein für eine Adaption der in der Szene vielbeachteten und populären Scott Pilgrim-Reihe. Für Wright wiederum stellt das Projekt seinen nächsten Karriereschritt dar - gen Hollywood. Das 12-Millionen-Dollar-Budget von Hot Fuzz verfünffachte sich zu 60 Millionen Dollar für Scott Pilgrim vs. the World. Eine gewagte Investition, die letztlich in einen kreativen Output floß, dem mit einem weltweiten Einspiel von 47 Millionen Dollar kein finanzieller Input folgte. Zu nah war Wrights Adaption an der Vorlage. Und damit zu weit weg, vom Massenkompatiblen Kinopublikum.

Das fängt bereits mit dem Universal-Logo zu Beginn im 8-bit-Format an und setzt sich in den folgenden 110 Minuten fort, in denen sich Wright offensichtlich darin bemüht, Panel für Panel der Vorlage treu zu bleiben. Der Engländer übernimmt die Urinskala als Scott Pilgrim (Michael Cera) aufs Klo geht, er versieht die meisten Geräusche lautmalerisch mit entsprechenden Zuweisungen. Es „dingt“, wenn jemand an der Tür ist oder „ringt“, wenn das Handy klingelt. Und auch Kims (Alison Pill) Drum-Set-Anweisungen werden angezeigt. Wenn der Zuschauer in Scotts und Wallaces (Kieran Culkin) Wohnung eingeführt wird, etikettiert Wright wie O’Malley die Gegenstände nach ihrem Besitzer. Dies alles ist ungemein bemüht und zugleich charmant, wenn die Kämpfe einem Capcom-Spiel gleich kommentiert („Combo!“, „K.O.!“) oder mit Charakterstärken ausgezeichnet werden. Der Film besitzt eine Visualität, die ihn auszeichnet und vereinnahmt, die letztlich aber auch zum Hauptdarsteller mutiert.

Etwa 110 Minuten dauert Scott Pilgrim vs. the World und Wright versucht, alle sechs Bände zu integrieren. Ein Unterfangen, das nur scheitern kann und es auch tut, denn um dem Comic so gerecht zu werden, wie Wright es möchte, langt ihm schlichtweg die Laufzeit nicht. Wird der erste Band quasi 1:1 integriert (wenn auch innerhalb von 15 Minuten rasch abgespult und somit ob seiner Hast zur Last), selektiert Wright anschließend Häppchenweise Elemente und Momente, versucht sie zu einem Konstrukt zu stricken, das zwischen den Kampfszenen aufgezogen wird. Und hier liegt, wie in den meisten Comicverfilmungen, der Fehler. Denn die Kämpfe gegen die sieben Ex-Freunde von Ramona (Mary Elizabeth Winstead) sind an sich belanglos - ein MacGuffin. Dementsprechend hakt sie O’Malley meist sehr schnell ab (so beansprucht der „Kampf“ gegen Lucas Lee im Comic nur wenige Panels), wohingegen sie Wright, sicher auch wegen Lee-Darsteller Chris Evans, auf das Doppelte ausgedehnt.

Was Scott Pilgrim ausgezeichnet hat, sucht man im Film vergebens. Kaum vorhanden ist die Bindungsangst von Ramona, deren Bedeutung bei Wright ohnehin primär die einer Trophäe darstellt. Dementsprechend verlieren auch die Ex-Freunde, speziell Gideon (Jason Schwartzman), an Tiefe, da ihre und Ramonas Geschichte - hier und da als Flashback in ursprünglicher Comic-Form integriert - irgendwann nicht einmal mehr angesprochen wird. Am deutlichsten wird dies im Fall der Katayanagi-Zwillinge (Keita & Shota Saito), denen nicht einmal eine einzige Dialogzeile vergönnt ist, da sie mit Darstellern besetzt wurden, die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Somit irgendwie logisch, dass das große Thema des emotionalen Ballastes und des Ziehens von Schlussstrichen auch weitestgehend unter den Tisch gekehrt wird. Das zeigt sich schon daran, dass eine Figur wie Envy Adams (Brie Larson), bei O’Malley mit ihrem eigenen Band (Scott Pilgrim & the Infinite Sadness) ausgestattet, zur Randfigur wird.

Ohnehin spielt in Scott Pilgrim vs. the World niemand eine Rolle, außer Michael Ceras Scott. Insofern Figuren wie Lisa Miller oder Joseph nicht ganz aus der Handlung eliminiert wurden, sind sie wie Kim oder Envy zu Stichwortgebern degradiert. Die Bedeutung der Charaktere, insbesondere für Scott und somit die Handlung, geht verloren. Szenen und Momente werden aus ihrem Zusammenhang gerissen, zum Beispiel dass Todd (Brandon Routh) einst für Ramona ein Loch in den Mond schlug, einzig um einer amüsanten Anekdote Willen. Dass Kim und Scott mal ein Paar waren, ist für Wrights Film unerheblich, da er diesem Handlungsstrang keine Bedeutung schenkt. Wieso er jedoch ebenso angesprochen wird wie die Beziehung von Stephen Stills (Mark Webber) und Julie (Aubrey Plaza), die für den Filmverlauf unerheblich ist, bleibt fraglich. Zudem verabschieden sich nahezu alle Figuren nach dem zweiten Drittel aus unerklärlichen Gründen, ohne dass sie zuvor von Mehrwert waren.

Das Problem von Wrights Scott Pilgrim vs. the World ist in diesem Fall style over substance. Was umso verstörender ist, wenn man bedenkt, dass Wright dasselbe Thema wie hier mit mehr Fürsorge in Spaced umgesetzt hat. Seine Szenenauswahl ist es jedoch, die seinen ersten Hollywood-Film zu keinem kohärenten Ganzen werden lassen will. Denn wenn der Kern einer Geschichte vernachlässigt - oder wie in diesem Fall: ausgelöscht - wird, funktioniert die Geschichte auch trotz allerlei liebe- und detailvoller Optik nur bedingt. So nett und gelungen Szenen wie Crash and the Boys oder die Seinfeld-Hommage (die in diesem Fall originär aber auch sehr langatmig ist) auch sind, entschädigt das nicht für jene wichtigen Szenen, die die Geschichte ausmachen. Oder wie schon bei Zack Snyders Watchmen der Fall: Eine Treue zu den einzelnen Panels entspricht nicht einer Treue zum Comic. Gerade von Watchmen hätte Scott Pilgrim vs. the World viel lernen können. Umso bedauerlicher, dass dies nicht geschah.

In beiden Fällen ging die Rollenbesetzung zum Teil gehörig in die Hose. Zwar wird eine fehlbesetzte Alison Pill als Kim dadurch entschädigt, indem ihre Figur im Film kaum auftaucht, aber dennoch zählt sie wie Aubrey Plaza, Brie Larson, Anna Kendrick, Thomas Jane und insbesondere Michael Cera zu den großen Fehlern von Edgar Wrights Film. Gerade Cera ist mit seiner obligatorischen eingeschüchterten Flüsterstimme plus patentiertem Dackelblick phänomenal an der Figur vorbeibesetzt. Er bleibt über die gesamte Spielzeit Michael Cera (ein Schauspieler, der es wie kein Zweiter in den letzten Jahren versäumt hat, sich weiterzuentwickeln) und avanciert nie zu Scott Pilgrim. Das es auch besser geht, zeigt vor allem Ellen Wong, die als „Scottaholic“ Knives Chau ein Traum ist. Keine andere Person scheint ihren Part so gut verstanden zu haben, wie die 25-jährige Kanadierin. Ihre Darbietung ist neben der visuellen Ästhetik der Höhepunkt eines Filmes, der ansonsten zu selten sein Potential ausschöpft.

Insofern ist Scott Pilgrim vs. the World ein zweischneidiges Schwert. Wrights Bemühungen, sich visuell an der Vorlage zu orientieren, gehen oft auf, obschon sie bisweilen - gerade im überhastet abgespulten ersten Akt - verloren gehen. Zwar sind Ramonas Ex-Liebhaber bis auf die nutzlosen Saitos punktgenau besetzt, allerdings leiden sie größtenteils an ihrem geraubten Hintergrund (nur Matthew Patel und Todd erhalten eine Comic-Flashback-Erläuterung). Der fehlende Hintergrund, der zwar bei Wright gelegentlich impliziert, aber nie gebührend erläutert wird, ist es auch, der allen Figuren - und mit ihnen der Handlung selbst - das Genick bricht. Von O’Malleys eigentlicher Geschichte (commitment, closure, coming of age, emotional baggage) ist in Wrights Film jenseits der Oberfläche nicht mehr viel übrig geblieben. Und das, was es auf die Leinwand geschafft hat (warum auch immer, die Auswahl des Engländers ist selten nachvollziehbar, siehe die Integration von Negascott im Finale), vermag sich nicht wie eine stringente Geschichte anzufühlen.

Die Verfilmung eines Comics stellt somit weiterhin eine diffizile Angelegenheit dar (trotz exzellenter Beispiele wie Hulk oder Bryan Singers X-Men-Filme), von denen Sylvain Whites The Losers zwischen den misslungenen Scott Pilgrim vs. the World, Kick-Ass und Iron Man 2 dieses Jahr sichtbar herausragt. Und wie sich zeigt, scheinen auch die optimalen Voraussetzungen eines Edgar Wright durch Themenverwandte Projekte wie Spaced und Shaun of the Dead nicht auszureichen, um eine Geschichte in ihrem Kern getreu zu adaptieren. Weshalb sich der Brite neben seine Landsleute Matthew Vaughn und Christopher Nolan, sowie die amerikanischen Kollegen Zack Snyder und Jon Favreau einreiht. Vielleicht sollte Wright einfach einen erneuten Blick in O’Malleys Comics werfen, speziell in den finalen Band und auf Kims entscheidenden Rat an Scott: „If you keep forgetting your mistakes, you’ll just keep making them again“.

5.5/10

31. Mai 2010

Chuck - Season Three

Classic geek tragedy. Sound familiar?

Wie man es macht, ist es nicht recht. Generell können Serien schnell redundant werden und Folge um Folge, Staffel um Staffel derselben Prozedur folgen. Da muss ein Jack Bauer Los Angeles, New York oder gleich die ganzen USA retten und Dr. House seine Patienten mit der unwahrscheinlichsten und daher von allen Kollegen verpönten Methode heilen. Uninspiriertheit, schimpft sich das gerne. Macht es eine Serie wie Lost dann anders, indem sich jede Staffel - und oft auch Folge - um ein anderes Thema dreht und seine Protagonisten in eine andere Richtung stößt, ist das Gejammer jedoch kaum kleiner. So lässt sich natürlich Josh Schwartz’ kultige Agenten-Parodie Chuck schnell vorwerfen, dass sie in ihrer dritten Staffel den Rückzug zu Altbewährtem antritt. Anderseits beweist die Serie, dass sie auch im Rückzug noch einen Schritt vorwärts machen kann. Was vielleicht auch nur einer Serie wie Chuck gelingt, die jedes Frühjahr trotz ihres Kultfaktors um die Verlängerung kämpfen muss.

Nun also der Reboot. Das (neue) Intersect ist weiterhin in Chucks (Zachary Levy) Gehirn, was dazu führt, dass Team „Chuck“ auch weiterhin im Einsatz bleibt. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Chuck nun größeren Nutzen aus dem Intersect bezieht, indem er Kampftechniken - The Matrix lässt grüßen - auf die Schnelle downloaden kann. Es ist ein Akt der Liebe, der Chuck nun ins Agentenprogramm der CIA drängt, kann sich Sarah (Yvonne Strahovski) doch nur vorstellen, mit ihm zusammen zu sein, wenn Chuck selbst auch Agent ist. Was nicht erleichtert wird, als mit dem neuen Team-Leader David Shaw (Brandon Routh) ein harter romantischer Konkurrent die Bühne betritt. Neben Shaw belebt auch „The Ring“, die Wachablösung zu „Fulcrum“, Chucks Universum. Was neben Shaw später auch Casey (Adam Balwin) betreffen wird. Wirklich leichter ist das Leben derweil im Buy More auch nicht, treiben hier nicht nur Jeff und Lester ihr Unwesen, sondern auch Morgan (Joshua Gomez) tritt - erwartungsgemäß - wieder auf den Plan.

Wie gesagt: Rückzug. Oder Rückbesinnung. Der Abschied von Morgan war ein Abschied auf Zeit. Und Chuck ohne einen Chuck mit Intersect verliert seine Prämisse (wobei das Finden einer neuen Prämisse interessant gewesen wäre). Zumindest jedoch zugleich ein Fortschritt, denn dass Chuck nun nicht mehr nur der Informationstragende Nerd ist, sondern selbst auch effektiv an den Missionen teilnehmen kann, verleiht der Show eine neue Würze. Zudem wird dem Geist der ersten Staffeln die Treue gehalten, wenn Morgan im Laufe der Staffel schließlich Chucks Nerdstelle im Team einnimmt, als er eingeweiht wird. Aber selbst wenn die Serie im Rückschritt nach vorne schaut, kann sie altbekannte Mängel nicht vollends abschütteln. Redundanzen schleichen sich ein, wenn es gilt, Chucks Tötungsphobie zu beheben, die gleichzeitig einhergeht mit Sarahs innerer Bestimmung, diesen Chuck dann nicht zu lieben. Dass Rouths - gut gespielte und interessante - Figur dann ebenfalls zum running threat verkommt, war auch nicht der smarteste Schritt.

Obschon die dritte Staffel dann dennoch einen besseren Eindruck hinterlässt, als die vergangen Beiden, kann sie sich letztlich qualitativ zumindest nicht von ihrem Vorgänger abgrenzen. Einer gesteigerten ersten Hälfte mit starker Tendenz folgt eine durchschnittliche zweite Hälfte, die sich in Doppelspielereien verliert. Die gelungenste Episode findet sich in Chuck vs. Operation Awesome, dicht gefolgt von Chuck vs. the Fake Name. Dass sich die schwächste Folge im Staffelauftakt findet, ist da hinsichtlich des restlichen Verlaufs schon angenehmer. Wurde bei den vorangegangenen beiden Sitcoms empfohlen, mehr (personifizierte) Abwechslung einzubringen, ist dies bei Chuck nicht nötig. Neben Routh, der aufgrund seiner Präsenz schon fast nicht mehr als Gaststar zu bezeichnen ist, stellten sich im dritten Jahr unter anderem auch Robert Patrick, Armand Assante, Christopher Lloyd (kaum wiederzuerkennen) und erneut Scott Bakula zur Verfügung. Etwas bedauerlich ist die rasche Verpulverung von Kristin Kreuk als neues love interest.

Dass über Schwartz’ Serie das Damokles-Schwert schwebte, lässt sich am Staffelfinale (Chuck vs. the Ring: Part II) erkennen. Dieses hätte auch gut als Serienfinale getaugt, ließ sich jedoch, wie geschehen, in seiner finalen Einstellung noch zur Integration eines neuen Handlungsstranges missbrauchen. Wie es die Branchenkonventionen so wollen, wirkt dieser sehr bei anderen Kollegen (z.B. Prison Break oder Jumper) entlehnt. Allerdings verspricht die vierte Staffel zumindest was die Gruppendynamik angeht, mit offenen Karten zu spielen, da sich neben Awesome und Morgan nun auch Ellie als Eingeweihte erachten darf. Nicht nur wegen der jährlichen Querelen um eine weitere Verlängerung dürfte Chuck jedoch kaum zur Serie verkommen, die auch in drei Jahren noch mit ihrer sechsten Staffel im Fernsehen laufen wird. Vieles deutet darauf hin, dass das vierte auch das letzte Jahr für Team Chuck sein könnte. Was für Schwartz und Co. Ansporn sein sollte, es 2011 noch mal ordentlich krachen zu lassen.

7.5/10

24. April 2009

Zack and Miri Make a Porno

Lester the Molester Cockenschtuff.

Was macht eigentlich Bob Weinstein? Gibt es Bob Weinstein überhaupt? Oder ist das so ein verkappter Donald Kaufman? Weil man immer nur von seinem diabolischen Bruder Harvey hört oder liest. Eben jener Harvey ist unter anderem ein Förderer von Quentin T. und Kevin S. aus New Jersey. Mit jenem Kevin S., dessen Name die Redaktion als Kevin Smith enthüllen möchte, traf sich der böse Harvey mal zu Mittag. Smith pitchte Harvey seine Idee eines Filmes Zack and Miri Make a Porno. Harvey erwiderte, dass der Film von ihm produziert würde, dabei hatte Smith ihm nichts über das Projekt mitgeteilt, außer dessen Titel. Im Nachhinein muss man sagen: das erklärt einiges. Sicherlich schreibt Smith nicht die intelligentesten Drehbücher in der Industrie, ohne Frage sind seine Charaktere redundante Abziehbilder von Klischees. Das mag man Smith alles vorhalten und nichtsdestotrotz bin ich ein sehr großer Fan dieses Mannes. Mir gefällt sogar Jersey Girl, den alle verdammen. Mich hatte die Idee von Zack and Miri Make a Porno nicht unbedingt umgehauen (obschon ich zum Trailer den Satz verfasste: „In meinen Augen kann Smith generell sehr wenig falsch machen“.). Manchmal irrt man sich eben.

Da sind sie nun, die beiden Slacker namens Miri (Elizabeth Banks) und Zack (Seth Rogen), die sich seit der ersten Klasse der Grundschule kennen – zwanzig Jahre um genau zu sein – und zusammen in einer WG leben. Oder treffender gesagt: überleben. Das Geld reicht hinten und vorne nicht, der Stapel mit den unbezahlten Rechnungen vegetiert vor sich hin. Es gibt bessere Voraussetzungen zu einem Klassentreffen zu fahren, auf welchem man offensichtlich deplatziert wirkt. Nicht nur ist der Schwarm vergangener Jahre (unglaublich schlecht: Brandon Routh) plötzlich schwul, sondern ein Handyvideo von Miris Unterwäsche kursiert auch bereits durchs Netz. Doch das ist erst die Spitze des Eisberges, denn – oh Wunder – zu Hause angekommen, wird Wasser und Strom abgeschaltet. Was machen, ja, das ist die große Frage. Und weil Brandon (Justin Long), der Freund von Miris Schwarm Bobby, im Pornogeschäft ist, kommt Zack die rettende Idee. Einfach selber einen Porno drehen, in welchem Miri und er gemeinsam Sex haben. Schließlich vögelt Miri eh alles was nicht bei Drei auf den Bäumen ist und für Männer ist Sex nun mal einfach nur Sex.

Was Smith hier dann als „Drehbuch“ vom Stapel lässt, ist gelinde gesagt recht enttäuschend. Erst wird minutenlang an einem möglichen Titel für den Porno rumgespielt (was bereits nach dem fünften Titel ausgelutscht wirkt), um dann in einer der folgenden Szenen das „Filmstudio“ einreißen zu lassen, gerade als man drehen wollte. „Oh, wie sollen Zack und Miri nun den Porno drehen?“, soll man sich wohl fragen, wohl wissend, dass sie ihn drehen werden. Als kleine Referenz an seine eigene Karriere verlegt Smith das Prozedere nun an den Arbeitsplatz von Zack. Schließlich musste er selbst damals für Clerks. auch an seinem Arbeitsplatz mit Freunden drehen. Man fragt sich dann aber doch, wann Zack und Miri eigentlich Schlafen, wenn sie bis Sonnenaufgang an ihrem Porno drehen, um anschließend zur Arbeit zu gehen. Hier wirkt alles viel zu sehr wie Mittel zum Zweck und der Übergang vom ersten zum zweiten Akt ist mehr als harsch. Die einzelnen Szenen des Pornos werden kurz gedreht, die emotionale Spannungsschraube natürlich hinsichtlich des sexuellen Aktes von Zack und Miri angedreht und zwischendurch bezahlen die Freunde alle überfälligen Rechnungen, damit es dem Pärchen auch nicht allzu schlecht geht.

Nun ist es schon alleine im Genre begründet, dass Zack und Miri zusammen kommen. Und wie immer, wenn man bestimmten Genrekonventionen folgt, geht es nicht darum was man sagt, sondern wie man es sagt. Da kennen sie sich seit zwanzig Jahren, der Zack und die Miri, haben sich des Öfteren nackt gesehen, aber nie sexuelles Interesse aneinander gezeigt. Bis sich ihre Lippen eben zum ersten Mal berühren. Und schon kribbelts im Bauch und die Schmetterlinge rasen wie Flugzeuge umher. Ja, nee, is klar – komm, hör mir doch auf. Das kauft niemand den Figuren ab und das ist schlampiges Schreiben von Smiths Seiten aus. Wo der Regisseur, Autor, Produzent und Cutter in Personalunion sich bei Chasing Amy bzw. Jersey Girl noch ausgiebig Zeit gelassen hat, um den Weg von Freundschaft zu Beziehung der Figuren Holden und Alyssa bzw. Ollie und Maya glaubhaft zu verkörpern, berühren sich hier zwei Lippen und sofort entbrennt eine nicht geahnte Leidenschaft. Dies wirkt gerade deswegen heuchlerisch, weil die Figuren vorab noch ausdiskutieren, dass sie sich mehrfach nackt gesehen haben und seit der Grundschule kennen. Hinsichtlich der Tatsache, dass Miri scheinbar eh niemanden von der Bettkante stößt, wirkt die plötzliche Eifersuch vor den geplanten Sexszenen doch mehr als befremdlich.

Wie dilettantisch Smith hier sein Drehbuch hingerotzt hat, merkt man dann besonders im Finale. Nach der kurzen Klimax folgt schließlich nochmals das große Tabula Rasa innerhalb von zehn Minuten. Da ist es bittere Ironie, wenn Delaney (Craig Robinson) zu Zack meint, dass ihr Film keine Handlung (oder ein Ende) habe. Hat Zack and Miri Make a Porno schließlich ebenfalls nicht bzw. gerade soviel, dass man sie in einem Bloodhound Gang Video hätte erzählen können. Das kennt man von Smith nicht nur eigentlich besser, das kann man von ihm auch besser erwarten. So verwundert es dann doch, wenn seine achte Regiearbeit das mit Abstand schlechteste Werk innerhalb seiner ansonsten recht ansehnlichen Filmographie ist. Der Film verfügt weder über den Charme eines Chasing Amy, noch über den Witz eines Jay & Silent Bob Strike Back, den versuchten Zynismus eines Dogma oder die Wärme eines Jersey Girl. Das ist über weite Strecken zu lieb- und leblos und zugleich größtenteils ohne Sinn und Verstand zusammengeschustert. Die Dialoge sind flach, die Charaktere extrem eindimensional und die Entwicklung der Handlung wie angesprochen nicht wirklich vorhanden.

Exemplarisch für das Versagen des Filmes steht seine Besetzung. Seth Rogen und Elizabeth Banks entwickeln keine rechte Chemie, wirken stets wie zwei Schauspieler, die bezahlt wurden, um sich als Freunde auszugeben. Vielleicht wäre dem Film mehr geholfen, hätte Smith die Hauptrollen mit Jason Lee und Joey Lauren Adams besetzt. Unterboten wird die Besetzung von Rogen und Banks nur noch von der Darstellung Longs und Rouths. Das ist speziell bei Letzterem mehr als peinlich anzusehen, wie der Superman-Schauspieler versucht eine Rolle zu verkörpern, für die er überhaupt kein Talent mitbringt (und das ist bei einer derart simplen Figur, mehr als erschreckend). Ein Gewinn stellen lediglich die Smith-Zöglinge Jeff Anderson und Jason Mewes dar, auch wenn gerade die letzten beiden bedauerlicherweise viel zu kurz kommen. Letztlich ist es zu empfehlen, über Zack and Miri Make a Porno den Deckmantel des Schweigens zu hüllen. Nun ist Smiths letzter Film bei Weitem nicht das Gelbe vom Ei, weiß aber doch bisweilen mit dem Witz des Regisseurs aufzuwarten (allein wie Zack allmählich herausfindet, welcher Arbeit Brandon nachgeht oder er den Streit des Schwulenpärchens bewertet). Dennoch beweist der Film einmal mehr, dass Smith kein wirkliches Händchen dafür zu besitzen scheint, Hollywood-Schauspieler an Stelle seiner Freunde zu inszenieren. Somit ist sein Film zwar noch Durchschnitt, lässt aber für Cop Out - seine erste Studioarbeit - nichts Gutes ahnen.

5/10