Schon Goethe wusste: wo viel verloren wird, ist manches zu gewinnen. Vielleicht öffnet auch deswegen Laura Peterson (Sheila Kelley) bereitwillig an jenem Tag die Tür zu ihrem Haus, als der charmante David (Dan Stevens) vor ihr steht. Er habe gemeinsam mit ihrem im Krieg gefallenen Sohn gekämpft, erklärt David. Und habe diesem versprochen, dass er nach dem Rechten sehen werde. Es mag der Kummer sein, der die Mutter schließlich dazu bewegt, David für einige Tage im ehemaligen Zimmer ihres Sohnes nächtigen zu lassen. Während David schon bald Beziehungen zu den anderen Familienmitgliedern aufbaut, allen voran den in der Schule gemobbten Luke (Brendan Meyer). Nur dessen Schwester Anna (Maika Monroe) ist skeptisch.
Adam Wingard hält sich in seinem jüngsten Film The Guest gar nicht lange mit einer Exposition auf. Die Geschichte beginnt sogleich mit Davids Ankunft und lässt früh erahnen, dass mit dem Ex-Militär nicht alles im Reinen ist. Auch Familienvater Spencer (Leland Orser) hat zuerst seine Zweifel ob möglicher PTSD-Folgen, doch sind diese nach ein paar Bier beiseite geräumt. Davids aalglattes Erscheinungsbild irritiert derweil weiterhin Anna, die sich zugleich zumindest körperlich zu dem Beau hingezogen fühlt. Am meisten Einfluss hat David jedoch auf Lukes Leben, indem er dessen Bullys in einer Bar konfrontiert. Nicht zuletzt hier zeigt sich hinter seiner coolen Fassade, dass David eine ernstzunehmende Gefahr darstellt. Auch für die Petersons?
In gewisser Weise ist The Guest eine Art Home Invasion-Thriller, auch wenn Davids charmante Art diesen Eindruck nicht wirklich entstehen lässt. Aus einer Nacht werden schnell mehrere und ehe sich die Petersons versehen, agiert David wie ein eingefleischtes Familienmitglied. Seine Agenda bleibt dabei im Dunklen. Schaut er wirklich nur für einen gefallenen Kameraden in dessen Haushalt rein oder hat David eine tiefere MO? Fragen, die sich auch Anna stellt und per Telefon bei der Armee nachfragt. Was in Major Richard Carver (Lance Reddick) einen alten Weggefährten von David auf dessen Spur führt. Zur selben Zeit beginnen in der beschaulichen Kleinstadt der Petersons mehrere Leichen und Morde aus deren Umfeld für Aufsehen zu sorgen.
Die Coolness von David überträgt Wingard mit einer erstaunlichen Lockerheit auf seinen gesamten Film. Mit Dan Stevens hat er einen idealen Leading Man, der Davids Charme wie die von ihm ausgehende Bedrohung gekonnt zu transferieren versteht. Auch Maika Monroe hinterlässt Eindruck, während das übrige Ensemble seinen Dienst tut. Zweiter und heimlicher Hauptdarsteller ist hier jedoch der atmosphärische Soundtrack, der mit seinem 80’s-Flair Erinnerungen an Drive wachruft. Wenn während The Guest dann Survive mit “Hourglass”, Annie mit “Anthonio” oder F.O.O.L mit “Sahara” aus den Boxen schallen, weiß man nicht, ob man noch zuschauen oder schon mittanzen soll. Als Folge ist The Guest ein auditiver Hochgenuss – aber auch nicht makellos.
So wäre es wünschenswert gewesen, wenn sich Wingard etwas mehr den Beziehungen zwischen David und den Petersons gewidmet hätte. Gerade sein Verhältnis zum Familienvater wird kaum beleuchtet, abseits eines ersten Biergeschwängerten Abends. Wenn sich der Film auf diese psychologischen Komponente etwas mehr fokussiert hätte, anstatt im Schlussakt zum Action-Thriller zu mutieren, wäre auch die narrative Atmosphäre stärker geraten. Zwar kann man aufgrund von Davids Verhalten erahnen, dass er sich problemlos zu integrieren versteht, dennoch schadet sich The Guest hier zum Teil ein wenig selbst. Seine offenen Fragen um Davids Vergangenheit sind wiederum weniger problematisch und ausreichend angerissen.
Allerdings handelt es sich hierbei um Kritikpunkte, die womöglich bei Wiederholungssichtungen (für die er sich exzellent eignet) weniger schwer ins Gewicht fallen werden, wie sich der Film wohl ohnehin eher in der Tradition von Genre-Filmen aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern sieht. Unterhaltsam und mitreißend ist er auf jeden Fall und außer der fehlenden Tiefe im Drehbuch frei von Vorwurf. Nach dem enttäuschenden Meta-Horror You’re Next liefert Adam Wingard somit dieses Jahr wieder eine filmische Steigerung ab und auch wenn The Guest letzten Endes nicht der diesjährige Drive ist, so zählt er dennoch zu den stylischsten und lässigsten Vertretern des 2014er Jahrgangs. Auf jeden Fall ein Gewinn.
Adam Wingard hält sich in seinem jüngsten Film The Guest gar nicht lange mit einer Exposition auf. Die Geschichte beginnt sogleich mit Davids Ankunft und lässt früh erahnen, dass mit dem Ex-Militär nicht alles im Reinen ist. Auch Familienvater Spencer (Leland Orser) hat zuerst seine Zweifel ob möglicher PTSD-Folgen, doch sind diese nach ein paar Bier beiseite geräumt. Davids aalglattes Erscheinungsbild irritiert derweil weiterhin Anna, die sich zugleich zumindest körperlich zu dem Beau hingezogen fühlt. Am meisten Einfluss hat David jedoch auf Lukes Leben, indem er dessen Bullys in einer Bar konfrontiert. Nicht zuletzt hier zeigt sich hinter seiner coolen Fassade, dass David eine ernstzunehmende Gefahr darstellt. Auch für die Petersons?
In gewisser Weise ist The Guest eine Art Home Invasion-Thriller, auch wenn Davids charmante Art diesen Eindruck nicht wirklich entstehen lässt. Aus einer Nacht werden schnell mehrere und ehe sich die Petersons versehen, agiert David wie ein eingefleischtes Familienmitglied. Seine Agenda bleibt dabei im Dunklen. Schaut er wirklich nur für einen gefallenen Kameraden in dessen Haushalt rein oder hat David eine tiefere MO? Fragen, die sich auch Anna stellt und per Telefon bei der Armee nachfragt. Was in Major Richard Carver (Lance Reddick) einen alten Weggefährten von David auf dessen Spur führt. Zur selben Zeit beginnen in der beschaulichen Kleinstadt der Petersons mehrere Leichen und Morde aus deren Umfeld für Aufsehen zu sorgen.
Die Coolness von David überträgt Wingard mit einer erstaunlichen Lockerheit auf seinen gesamten Film. Mit Dan Stevens hat er einen idealen Leading Man, der Davids Charme wie die von ihm ausgehende Bedrohung gekonnt zu transferieren versteht. Auch Maika Monroe hinterlässt Eindruck, während das übrige Ensemble seinen Dienst tut. Zweiter und heimlicher Hauptdarsteller ist hier jedoch der atmosphärische Soundtrack, der mit seinem 80’s-Flair Erinnerungen an Drive wachruft. Wenn während The Guest dann Survive mit “Hourglass”, Annie mit “Anthonio” oder F.O.O.L mit “Sahara” aus den Boxen schallen, weiß man nicht, ob man noch zuschauen oder schon mittanzen soll. Als Folge ist The Guest ein auditiver Hochgenuss – aber auch nicht makellos.
So wäre es wünschenswert gewesen, wenn sich Wingard etwas mehr den Beziehungen zwischen David und den Petersons gewidmet hätte. Gerade sein Verhältnis zum Familienvater wird kaum beleuchtet, abseits eines ersten Biergeschwängerten Abends. Wenn sich der Film auf diese psychologischen Komponente etwas mehr fokussiert hätte, anstatt im Schlussakt zum Action-Thriller zu mutieren, wäre auch die narrative Atmosphäre stärker geraten. Zwar kann man aufgrund von Davids Verhalten erahnen, dass er sich problemlos zu integrieren versteht, dennoch schadet sich The Guest hier zum Teil ein wenig selbst. Seine offenen Fragen um Davids Vergangenheit sind wiederum weniger problematisch und ausreichend angerissen.
Allerdings handelt es sich hierbei um Kritikpunkte, die womöglich bei Wiederholungssichtungen (für die er sich exzellent eignet) weniger schwer ins Gewicht fallen werden, wie sich der Film wohl ohnehin eher in der Tradition von Genre-Filmen aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern sieht. Unterhaltsam und mitreißend ist er auf jeden Fall und außer der fehlenden Tiefe im Drehbuch frei von Vorwurf. Nach dem enttäuschenden Meta-Horror You’re Next liefert Adam Wingard somit dieses Jahr wieder eine filmische Steigerung ab und auch wenn The Guest letzten Endes nicht der diesjährige Drive ist, so zählt er dennoch zu den stylischsten und lässigsten Vertretern des 2014er Jahrgangs. Auf jeden Fall ein Gewinn.
10/10
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