22. Februar 2013

How to Survive a Plague

Life is worth living. Isn’t it?

Von “Oscar snubs” ist meist die Rede, wenn ein Film oder eine Person wider Erwarten der Cineasten nicht für den prestigeträchtigsten Filmpreis der Welt nominiert wird. Oft treten solche Fälle in der Dokumentarfilm-Kategorie auf, mit prominenten Beispielen wie Grizzly Man oder Senna. In beiden Fällen wurde zuerst gemutmaßt, dass ihre Auslassung damit zusammenhängt, dass sie zu einem Großteil aus Archivmaterial bestehen. Dass dem nicht so ist, stellte vor zwei Jahren ein Jury-Mitglied klar und zeigt dieses Jahr auch David Frances How to Survive a Plague. In diesem erzählt France primär mit Archivmaterial von dem Kampf der New Yorker Bewegung Act Up und ihrer Politisierung von AIDS Anfang der 1990er.

Von 1981 bis 2009 hat AIDS weltweit rund 30 Millionen Tote gefordert. Bis heute gibt es keine Heilung, aber zumindest eine effektivere Behandlung als vor 20 Jahren, einer Zeit, in der für Erkrankte wenig Hoffnung bestand. Zwischen 1991 und 1992 starben 900.000 Menschen an AIDS, drei Jahre später waren es bereits doppelt so viele in einem Zeitraum von einem Jahr. “We’re as good as dead”, sagt an einer Stelle der HIV-infizierte Schriftsteller Larry Kramer. “I’m gonna die from this”, gibt zu Beginn von How to Survive a Plague der Banker Peter Staley konsterniert zu Protokoll. “This isn’t gonna be cured for years and years and years.” Was sie vermissen, ist ein öffentliches und politisches Bewusstsein von AIDS.

Einer der Schuldigen ist die Regierung. Zuerst die von Ronald Reagan, dann die von George Bush. Rettung verspricht aber auch nicht die Kandidatur von Bill Clinton im Jahr 1992. Es scheint, die schwul-lesbische Gemeinde und die HIV- und AIDS-Kranken sind auf sich allein gestellt. Und damit abhängig von Bewegungen wie Act Up. “It’s like living in a war”, beschreibt Staley Anfang der 1990er die Situation, dass Freunde um einen herum sterben. Wie lässt sich die Krankheit behandeln? Was könnte medizinisch helfen? Die Erkrankten “had to become scientists to some degree”, erläutert Staley. Zwar kommt 1987 AZT als viel versprechendes Medikament auf den Markt, kostet jedoch pro Patient $10.000 im Jahr.

“The most expensive drug in history”, schnaubt Staley. Was folgt, sind Demonstrationen. Vor Behörden, in Politiker-Büros, auf Kongressen. Die HIV- und AIDS-Bewegung will wahr- und ernst genommen werden. Und wenn schon keine Heilung, dann zumindest die Chance auf ein Überleben bekommen. Währenddessen sterben weiterhin die Freunde und Bekannte von Aktivisten wie Staley, Kramer oder auch Bob Rafsky. Der AIDS-kranke Journalist und Vater konfrontierte Bill Clinton 1992 während einer seiner Wahlkampfreden und verfluchte – sprichwörtlich – George Bush. Verständlich, bei Hunderttausenden neuen Toten pro Jahr. Am Ende von Frances Film wird nicht jeder der Protagonisten noch am Leben sein.

Thematisch ähnlich wie der ebenfalls Oscarnominierte We Were Here von 2011, ist Frances Film jedoch weniger persönlich und dafür mehr protokollarisch geraten. Über acht Jahre umfasst How to Survive a Plague, der abgesehen von Talking Heads mit den Protagonisten hauptsächlich aus einer erstaunlichen Fülle an Archivmaterial von damals besteht. Zwar ist er kein derart einnehmendes Ergebnis wie bei Herzog und Kapadia der Fall, dennoch gelingt France auch dank der starken musikalischen Untermalung von Stuart Bogie ein spannendes Dokument Zeitgeschichte. Mit einem vermeintlich versöhnlichen Abschluss, wenn man Mitte der Neunziger schließlich in der Kombinationstherapie einen ersten Lösungsansatz findet.

Wo We Were Here etwas mehr Fakten vertragen hätte, dürfte How to Survive a Plague gerne persönlicher sein. Zwar gibt Staley als “frontrunner” eine sympathische Identifikationsfigur ab, auf die anderen Protagonisten wie Iris Long hätte man jedoch mehr Fokus setzen können. Eine Mischung aus beiden Dokumentationen oder eine AIDS-thematische Mini-Serie wäre vielleicht der Weisheit letzter Schluss, aber auch so stellen die zwei Dokumentationen eine interessante Doppelvorstellung dar. Ohne zuviel zu verraten, sind entgegen der Befürchtungen im Film Larry Kramer und Peter Staley bis heute wohlauf. Für eine Auszeichnung am Sonntag dürfte das zwar nicht reichen, für einen “Oscar snub” allerdings auch nicht.

7/10

13. Februar 2013

Celeste & Jesse Forever

How do you get a nun pregnant? You fuck her.

Bereits seit der Schulzeit kennen und lieben sich die Trend-Vorhersagerin Celeste (Rashida Jones) und Künstler-Slacker Jesse (Andy Samberg). Sie leben zusammen, verbringen ihre Zeit zusammen und sind seit sechs Jahren verheiratet. Oder waren verheiratet. Denn eigentlich haben sie bereits vor Monaten die Scheidung eingereicht, nur scheint ihr normaler Tagesablauf davon noch nichts mitbekommen zu haben. Was für merkliche Irritationen sorgt, wenn auch nur in ihrem Freundeskreis. In Celeste & Jesse Forever erzählen Rashida Jones und Will McCormack die Geschichte zweier bester Freunde, deren langjährige Beziehung nun nicht mehr funktioniert, was Konsequenzen für ihre Freundschaft haben könnte.

Hollywood-Filme über das Ende einer Beziehung sind nichts Ungewöhnliches, sodass auch dieser hier an und für sich wenig Neues zu berichten vermag. Im Laufe des Films erfahren wir, dass Celeste sich mit dem unreifen Jesse keine Zukunft vorstellen konnte, was insofern eine ironische Wendung nimmt, da dieser aufgrund eines One Night Stands plötzlich Vaterfreuden entgegenblickt. Unerwartet stellen sich Zweifel bei Kontrollfreak Celeste ein, ob ihre Entscheidung richtig war und ob sie nicht voreilig gehandelt hat. Da wissen selbst eine neue Marketingkampagne für das Pop-Sternchen Riley Banks (grauenhaft: Emma Roberts) und die Yoga-Bekanntschaft Paul (Chris Messina) wenig Ablenkung zu verschaffen.

Aus der bisherigen Beschreibung lässt sich bereits erschließen, dass es Celeste ist, die im Mittelpunkt des Geschehens steht. Sie glaubt, aus den richtigen Motiven mit Jesse Schluss gemacht zu haben und fühlt sich dann vor den Kopf gestoßen, als dieser vor ihr wieder beginnt, sich zu verabreden. Unfähig, über die Trennung hinwegzukommen, verliert sie sich im Facebook-Stalking und in Hasching-Hangouts mit Dope-Dealer Skillz (Will McCormack). Die Avancen des humorvollen Paul intensiviert sie ebenso wenig wie die Bemühungen für Riley, sodass Celeste langsam aber sicher in ihrem Leben auf der Strecke zu bleiben droht. Verzweifelt klammert sie sich an ihr altes Leben, anstatt ein neues zu beginnen.

Obschon Celeste & Jesse Forever hinsichtlich solcher Themen wie den Ex-Partner loslassen kaum Neues zu bieten hat, vermag das Drehbuch von Jones und McCormack dem bekannten Szenario zumindest einen kurzweiligen Unterhaltungsfaktor abzugewinnen. Dies ist zum einen der semi-realistischen Darstellung einer Trennung zu verdanken, die nicht von beiden Partnern vollends verarbeitet wurde, zum anderen kleineren Elementen und Szenen. Zum Beispiel einer Halloween-Party, auf der Celestes kreative Verkleidung nur noch durch die von Paul überboten wird. Oder ein Running Gag zwischen Celeste und Jesse, der zu Beginn erstmals auftaucht und gegen Ende die Katharsis der Figuren dann abschließt.

Das Ergebnis ist somit zufriedenstellend, ohne wirklich erinnerungswürdig zu sein. Statt den neuen „Partnern“ mehr Zeit zu widmen, verschenkt sie der Film an Figuren wie den von Elijah Wood gespielten Geschäftspartner von Celeste, der aus unerfindlichen Gründen versucht, seinen Gesprächen eine homosexuelle Note zu verleihen. Genauso wirken auch Riley oder Skillz nicht wirklich nötig für das, was der Film erzählen möchte. Er steht und fällt also mit Rashida Jones, die dieser Aufgabe weitestgehend gewachsen ist. Vielleicht ist Celeste & Jesse Forever daher nicht unbedingt der perfekte Film für den Valentinstag (an dem er in Deutschland startet), aber womöglich genau der richtige Film nach einer frischen Trennung.

6/10

8. Februar 2013

5 Broken Cameras

It takes strength to turn anger into something positive.

Man muss sich das mal vorstellen: Es klopft nachts an der Tür und als man diese öffnet, sieht man sich bewaffneten Männern gegenüber, die einem mitteilen, dass das eigene Grundstück zur Militärzone erklärt wird. Und kurz darauf wird man verhaftet, weil man sich in dieser aufhält. Was eine Szene aus NS-Deutschland sein könnte, ist seit Jahren in Israel Gang und Gäbe. So ereignete sich eine solche Szene im palästinensischen Dörfchen Bil’in im Westjordanland, als an die Tür von Emad Burnat geklopft wurde. Sie wurde von diesem selbst mit seiner Kamera als eine der vielen Episoden in seiner und Guy Davidis Dokumentation 5 Broken Cameras festgehalten, die den Kampf von Bil’in gegen die israelischen Siedler zeigt.

Was im Februar 2005 mit Burnats erster Kamera begann, um die Geburt seines vierten Sohnes Gibreel zu dokumentieren, entwickelte sich zur langjährigen Begleitung der hiesigen Protestbewegung gegen zwei israelische Siedlungen, die unweit von Bil’in errichtet wurden und den Palästinensern ihr Land raubten. Da die meisten Dorfbewohner keine Arbeit haben, sondern vom Land leben, stellt der Siedlungsbau eine Existenzgefahr für sie dar. Schließlich beschlossen die Palästinenser, jeden Freitag nach dem Gebet an der Umzäunung zu protestieren, was von Burnat mit der Kamera gefilmt wurde. 5 Broken Cameras dokumentiert aber nicht nur die Entwicklung des Protests, sondern auch die von Gibreel.

“I film to hold onto my memories”, sagt der vierfache Familienvater zu Beginn. “When something happens in the village, my instinct is to film it.” Egal ob nun israelische Soldaten in der Nacht ins Dorf kommen, um kleine Kinder zu verhaften oder die Armee Tränengas in die Massen schießt, als wären es Feuerwerkskörper an Silvester. Das Bild, das hier von Israel gezeichnet wird, ist das von Invasoren. Mit kruden Gesetzen wird den Palästinensern ihr Land geraubt und als diese dieselben Gesetze zu ihren Gunsten anwenden wollen, dies einfach ignoriert. “It takes strength to turn anger into something positive”, sinniert Burnat aus dem Off. Und dennoch ist es erstaunlich, wie positiv sich die Einwohner von Bil’in geben.

Zum Beispiel Burnats bester Freund Bassem Abu Rahma, von allen nur ‘Phil’ genannt, weil er sich so resistent wie ein Elefant gibt, für die Kinder Zuversicht ausstrahlt. Oder Adeeb, der sich wie kein Zweiter den Protest auf die Fahnen geschrieben hat. “Adeeb is always looking for an opportunity to make a scene”, verrät uns Burnat. Immer wieder sehen wir ihn, wie er die israelischen Soldaten fragt, ob sie kein Herz hätten. Und wie er sich im Spiegel ausgiebig das Gel in die Haare schmiert. Amüsiert fragt Burnat, ob er auf eine Hochzeit geht. “A day of demonstration in the village is better than any wedding”, erwidert Adeeb. Im Laufe des Films wird er angeschossen und verhaftet. Und er ist dabei nicht der Einzige.

Auch Burnat wird zur – sprichwörtlichen – Zielscheibe als eine Kugel nur knapp sein Gesicht verfehlt und seine dritte Kamera zerstört. “When I film I feel like my camera protects me. But it’s an illusion”, hatte er dabei ursprünglich gemeint. In diesem Fall rettete ihm die Kamera das Leben. Aber nicht nur die palästinensischen Dorfbewohner werden angeschossen, auch die Friedensnobelpreisträgerin Mairead Corrigan erwischte es im April 2007 am Bein. Später wird 5 Broken Cameras auch nicht um Todesfälle umhin kommen. “When someone dies, the anger is so overwhelming”, beschreibt Burnat. Eines Tages fragt ihn Gibreel, warum er die Soldaten nicht mit einem Messer tötet. Weil sie Gewehre haben, lautet die Antwort.

Und hier reißt Burnat mit seinem Film, wenn auch nur oberflächlich und ohne dem nachzugehen, eines der zentralen Themen in dem israelisch-palästinensischen Konflikt an: Dem zur Mordlust werdenden Hass aufeinander. Die Jungen von Bil’in müssen mit ansehen, wie ihre Väter, Onkel und Brüder beschossen und verhaftet werden – weil sie dafür demonstrieren, dass sie ihr Land behalten dürfen. Stirbt dann noch jemand, ist der Hass so überwältigend “that people’s feelings erupt”. Auf ihre eigene Weise erzieht Israel so seinen selbst erschaffenen „Feind“, denn bei allen Aktionen der Soldaten “it’s the anger that remains” in den Herzen der palästinensischen Kinder und Bevölkerung von Bil’in.

Erstaunlich ruhig zeigt sich dagegen Burnat selbst wenn er filmt, wie Freunde blutend auf dem Boden liegen, drei seiner Brüder verhaftet werden und sein Vater auf einen Wagen der Armee klettert, um selbst einer solchen Verhaftung zu entgehen. Vermutlich ist es seine durch die Kamera angestoßene Rolle als Beobachter, die ihm etwas Distanz verleiht und so Raum bietet, über das Gesehene und Erlebte nachzudenken. Der Titel der Dokumentation verdankt sich der Tatsache, dass zwischen Februar 2005 und Herbst 2010 ganze fünf Kameras von Burnat beschädigt wurden. Sei es von israelischen Siedlern oder durch den Beschuss von scharfer Munition beziehungsweise Gaspatronen der israelischen Soldaten.

In Anbetracht der Umstände und des Risikos, dem sich Burnat beim Drehen ausgesetzt hat, ist der Film ein eindringliches Dokument eines Konflikts, der in den Medien nicht zuletzt aufgrund vieler anderer und ähnlicher Konflikte nicht mehr viel Aufmerksamkeit erhält. Das Verhalten der israelischen Regierung mit seiner Siedlungspolitik bringt jedenfalls nur Kopfschütteln mit sich und ist nicht zuletzt deswegen erschreckend, wenn man die Parallelen zu NS-Deutschland zieht. Dieses trägt letztlich in gewisser Weise natürlich auch eine Mitschuld daran, dass aus den Opfern von damals die Täter von heute geworden sind. Umso bemerkenswerter, dass 5 Broken Cameras dieses Jahr für einen Oscar nominiert wurde.

Damit befindet sich die Dokumentation in der Gesellschaft des ebenfalls Israel-thematischen The Gatekeepers, was durchaus löblich ist, auch wenn beide gegenüber Searching for Sugar Man das Nachsehen haben dürften. Dennoch ist 5 Broken Cameras wider Erwarten auch visuell trotz des 4:3-Videomaterials durchaus ansehnlich geworden, mit vielen eingestreuten persönlichen und sinnierenden Momenten, was nicht zuletzt dem erfahreneren israelischen Co-Regisseur Guy Davidi zu verdanken sein dürfte. “I have to believe that capturing these images will have some meaning”, hofft Emad Burnat. Und angesichts der Resonanz, die sein Film auch hinsichtlich der Oscars erhält, dürfte ihm diese sicherlich gewiss sein.

7.5/10

4. Februar 2013

Wait a Second... - Aliens (Special Edition)

Did IQ’s just drop sharply while I was away?!

Wenige Filme, falls überhaupt welche, halten jeder Rationalität stand. In der Regel fallen einem jene Dialoge, Momente oder Szenen, die irrational erscheinen, nicht mal auf. Oder man bemerkt sie, lässt sie jedoch außer Acht, da das Geschehen so einnehmend ist. Und hin und wieder gibt es Filme, die nicht nur penetrant Fragen offen lassen, sondern durch die unmittelbare Folge weiterer solcher Fragen und Unsinnigkeiten aus dem Film reißen. Sodass man sich verstärkt fragt: “Dafuq?”. Zuletzt bei mir geschehen in James Camerons von Cineasten manisch verehrtem Aliens, der bei Rotten Tomatoes mit 98% Approval sogar Ridley Scotts Alien überflügelt. Höchste Zeit also für eine weitere Runde “Wait a Second…”:

Den Anfang macht da die Bergung von Ellen Ripleys (Sigourney Weaver) Rettungskapsel der Nostromo zu Beginn des Films. “I should reach the frontier in about six weeks”, hatte Ripley am Ende von Alien im Logbuch aufgezeichnet. “With a little luck, the network will pick me up”, sagte sie ziemlich zuversichtlich. Umso schockierter ist sie daher, als ihr Paul Reiser company man Burke offenbart: “You were out there for 57 years”. Statt nach sechs Wochen die Grenzen unseres Solarsystems zu erreichen, flog Ripley 60 Jahre durchs All. “You had drifted right through the core systems”, sagt Burke. Die 60 Jahre sind natürlich deswegen wichtig, um dazwischen die Kolonie auf LV-426 zu etablieren. Dass ein Rettungsschiff mit Kurs ‚Solarsystem’ jedoch planlos durchs All gleitet und selbst beim Durchflug nicht per Signal aufgesammelt wird, erscheint fragwürdig.

Nachdem sich Ripley vom Kälteschlaf erholt hat, gibt es eine Anhörung ob der Vorfälle um die Nostromo, deren Zerstörung einen Schaden von 42 Millionen Dollar verursacht hat (“that’s minus payload, of course”).

Bei der Größe dieses Lastenschiffs der M-Klasse erstaunlich gering.

Laut Van Leuwen bestätigt “the lifeboat’s flight record (..) some elements” von Ripleys Bericht über die Ereignisse aus Alien. Darunter, dass die Nostromo auf LV-426 gelandet ist, aber nicht weshalb. Dass sie das Schiff gesprengt hat, aber nicht wieso. Da es sich um ein Schiff von Weyland-Yutani handelte, muss man davon ausgehen, dass die Firma den Flugschreiber manipuliert hat, zumindest lagen der Anhörung die Aufzeichnungen von MU/TH/UR nur in Auszügen vor. Interessant ist Van Leuwens Aussage, dass LV-426 “an unsurveyed planet at that time” sei.

“Unsurveyed at that time” impliziert, dass dies nicht mehr der Fall ist. Als Ripley vom Alien erzählt, wird diese nette Dame gefragt: “Are there any species like that hostile organism on LV-426?”. Die erwidert daraufhin: “No. It’s a rock. No indigenous life”. Wir können also davon ausgehen, dass LV-426 seither kartografiert wurde. Wie sonst können sich diese Herrschaften sonst sicher sein, dass er kein Leben beherbergt?

Abgesehen natürlich von den 158 Kolonisten, die seit zwei Jahrzehnten als “terraformer” auf dem Planeten leben und von denen nun Russ Jorden durch den Kolonie-Manager Al Simpson (rechts im Bild) losgeschickt wird, “out to that particular middle of nowhere on company orders”.

Jorden nimmt auf diesem Trip schließlich seine Frau und zwei Kinder mit, obschon er “past the alien range” geschickt wurde. Dies ist scheinbar die Seltenheit, aber dennoch kein Grund zur Veranlassung für Jorden, zumindest seine Kinder in Hadley’s Hope zu lassen. Interessant ist auch der Verweis auf das „Außerirdischen-Gebiet“, was wenig Sinn ergibt, wenn der Planet kein einheimisches Leben beherbergt und als erforscht gilt.

Die Jordens stoßen jedenfalls auf das außerirdische Schiff des Space-Jockeys, welches trotz seiner Größe und der Tatsache, dass LV-426 erforscht wurde, in den letzten 20 Jahren ein Mysterium geblieben war.

Umso erstaunlicher, da die Crew in Alien aufgrund eines akustischen Signals auf LV-426 landete. “It repeats at intervals of twelve seconds”, sagte Dallas. Und da die Crew der Nostromo das Signal nicht abgeschaltet hat, ist davon auszugehen, dass es auch weiterhin sendet. Komischerweise kann man es jedoch nicht einmal in Hadley’s Hope empfangen.

Nachdem Jorden von einem Facehugger attackiert wurde, gibt es einen Zeitsprung. Wir sehen Burke und Lt. Gorman das Quartier von Ripley aufsuchen. “We’ve lost contact with the colony on LV-426”, sagt Burke.

Zuvor haben wir durch Al Simpson erfahren, dass es zwei Wochen dauert, ehe auf LV-426 eine Antwort von der Erde eintrifft. Es sind also mindestens zwei Wochen seit dem Facehugger-Vorfall um Russ Jorden vergangen.

Und obschon er einen Marine mitbringt, wirft Burke zur Beruhigung von Ripley noch in den Raum: “It may just be a downed transmitter”.

Da Burke dies nicht mal selbst glaubt, wird also ein Trupp Colonial Marines ausgesendet. Angesichts der zweiwöchigen Funkverzögerung zu LV-426 im 39,5 Lichtjahre entfernten Planetensystem Zeta² Reticuli kann man davon ausgehen, dass eine Rettungsmission vermutlich außer Frage steht.

Wie lange die Reise bis zu LV-426 genau dauert, erfahren wir nicht. Lambert sagte in Alien, dass es für die Nostromo zehn Monate dauert, um zur Erde zu gelangen. Da die Sulaco-Crew zur Überbrückung in Kälteschlaf versetzt wird, dürfte es inzwischen nur unwesentlich kürzer sein.

Es schlafen jedoch nicht nur Ripley und die Marines, sondern auch Bishop (Lance Henriksen), ein Android. Wieso ein synthetisches Wesen in den Kälteschlaf versetzt wird, bleibt allerdings offen. Machte es bei Ash in Alien noch Sinn, da die Crew nicht wusste, dass er ein Android war, ist dies in Aliens obsolet. Es macht in jeglicher Hinsicht keinen Sinn, bürdet es Weyland-Yutani doch nur zusätzliche Kosten einer Kälteschlafkammer in Betrieb auf und birgt angesichts des scheinbaren Fehlens eines semi-kognitiven Bordcomputers wie MU/TH/UR nur Gefahr. Denn was passiert, wenn eine der Kammern einen Schaden hat? Wenn ein Asteroidengürtel auftaucht? Oder wenn die Sulaco an LV-426 vorbeifliegt? Schließlich haben wir zu Beginn erfahren, dass eine Kursprogrammierung bei gleichzeitigem Kälteschlaf der Passagiere fatale Folgen haben kann.

Wie es richtig geht, hat Ridley Scott im vergangenen Jahr in Prometheus gezeigt, wo der Android David (Michael Fassbender) die Lebensfunktionen der Crew überwachte und während der gesamten, vier Jahre dauernden, Reise zu LV-223 aktiv war und nicht in den Kälteschlaf versetzt wurde.

Insgesamt sind 15 Leute an Bord, davon zwei Piloten, Ripley, Burke, Bishop und Gorman. Macht am Ende lediglich neun Marines direkt im Einsatz. Erstaunlich wenig, bedenkt man, dass möglicherweise bis zu 158 Kolonisten infiziert wurden und Aliens geboren haben. Wie dem auch sei, die Truppe wird über die Mission aufgeklärt und Private Hudson (Bill Paxton) will lediglich wissen: “Is this gonna be a stand-up fight or another bug hunt?”. Die Frage suggeriert, dass es nicht der erste Kontakt mit Außerirdischen für die Colonial Marines ist. Zuvor hat Gorman gegenüber Ripley versichert: “We’ve been trained to deal with situations like this”.

Das ist umso wichtiger, da wir nochmals bestätigt bekommen, dass es sich kaum mehr um eine Rettungsmission handelt. Denn “there’s still no contact with the colony”, wie Gorman erklärt. Inzwischen wurde also fast ein Jahr lang nichts mehr von der Kolonie auf LV-426 gehört.

Die Mission beginnt und es machen sich alle 15 Mann auf den Weg zur Kolonie. Es bleibt niemand an Bord. Niemand. Was das für Folgen haben kann, wenn es zu Problemen mit dem Shuttle kommt, wird erstmal zurückgestellt. Stattdessen erfahren wir durch Nachhaken von Ripley, dass dies die bisher zweite Mission des sichtlich nervösen Lieutenant Gorman ist. Wieso Weyland-Yutani bzw. Burke jemanden mit so geringerer Erfahrung das Kommando über eine Mission erteilen, in der es gilt, Aliens zu töten oder zu Firmenzwecken gefangen zu nehmen, ist offen. Scheinbar ist Burke selbst verwundert angesichts des Blicks, den er Ripley zuwirft.

Zuvor haben wir nochmals in einer Montage gezeigt bekommen, mit wem wir es bei den Colonial Marines zu tun haben. “These Colonial Marines are very tough hombres”, hat Burke vor der Reise Ripley versichert. “There’s nothing they can’t handle.” Ähnlich wie Gorman scheinen sie jedoch nicht selektiert worden zu sein, wirken eher wie prollige Klischees. Vasquez, das Waffenverliebte Mannweib und ihr Bewunderer Drake, Ferro, die coole Pilotin, die selbst angesichts der schlechten Sichtverhältnisse auf LV-426 ihre Sonnenbrille nicht abnehmen will (Spunkmeyer braucht keine) und natürlich Hudson, der den stumpfsinnigen Pausenclown abgibt. Die beliebige Auswahl von Gorman und seinen Marines wirft ein fragwürdiges Licht auf die Intention von Weyland-Yutani. Wer gibt so viel Geld aus für eine derartige Mission, die mit derart inkompetenten Leuten besetzt wird?

Die Marines stürmen nun Hadley’s Hope und Hudson stößt bei seiner Suche nach Leben auf zwei muntere Mäuse in einem Käfig. Wieso sind die Mäuse am Leben? Wir können davon ausgehen, dass die Kolonisten vor mehreren Wochen verschleppt wurden. Hat Newt sich die Mühe gemacht, die beiden Nagetiere in schöner Regelmäßigkeit über Wochen zu füttern?

Eine Einstellung später sehen wir einen angefressenen Doughnut in einem feuchten Raum, gänzlich frei von Schimmel, der sich nach Wochen und Monaten angesetzt haben müsste. Hat Newt ihn erst am Vortag oder am Morgen angefangen zu essen und dann einfach liegengelassen?

Sowieso Newt, das ist das kleine Mädchen, das Hicks findet und das eigentlich ‚Rebecca’ heißt, aber von jedem ‚Newt’ (dt. Molch) genannt wird. “Nobody calls me ‘Rebecca’ except my brother”, verrät Newt. Dabei würde man denken, dass es eigentlich eher andersherum wäre.

Im Medical Lab entdeckt die Truppe dann konservierte Facehugger, zwei davon noch lebendig. “Surgically removed before embryo implantation”, bestätigt Bishop. Das lässt den Rückschluss zu, dass zwischen Jordens Infizierung und dem von Apone so genannten “last stand” der Kolonisten ein paar Tage vergangen sind. Vermutlich haben sie den Jorden-Vorfall also an Weyland-Yutani gemeldet, warum hat die Firma dann aber lediglich eine Einheit Marines ausgesendet, um sich das Alien zu sichern?

Derweil hat Hudson die Kolonisten in der Verarbeitungsstation ausgemacht, wohin sich die Marines auf dem Weg machen. Weil keiner dran gedacht hat, obliegt es Ripley, darauf hinzuweisen, wo sich die Marines befinden: “Right under the primary heat exchangers“. Was das bedeutet? “If they fire their weapons in there, won’t they rupture the cooling system?” Gorman ist total überfordert, weshalb es ihm Burke buchstabiert: “This whole station is basically a big fusion reactor”. Fällt ein Schuss, kann die Anlage also in die Luft fliegen. Weshalb Gorman nun, ohne zu erklären wieso, Sergeant Apone befiehlt, die Magazine der Truppe einzusammeln.

Weil die jedoch nicht nur prollige Soldaten sind, sondern eine handverlesene Elite, laden sie alle, von Vasquez bis Hicks, mal eben schnell nach. Wieso generell die Mission an diesem Punkt nicht abge- oder unterbrochen wird, ist offen. Die Marines mit leeren Händen nach den Kolonisten ohne Lebenszeichen in einer scheinbar von Aliens verseuchten Gegend suchen zu lassen, erscheint jedenfalls als eine suboptimale Idee.

Entsprechend folgt nach dem anschließenden Angriff der Aliens auch das große Rumgeballere, eine thermonukleare Explosion hin oder her.

Die Mission ist Gorman spätestens zu diesem Zeitpunkt vollkommen entglitten. Was wenig verwundert, der arme Kerl hatte zuvor erst einen Einsatz und muss nun eine Einheit übernehmen, mit der er vorher noch nie im Gefecht war. Was sich Weyland-Yutani dabei gedacht hat, ist fraglich. Außer Hicks, Vasquez und Hudson fallen jedenfalls alle Marines.

Zur Rettung wird das Shuttle gerufen, das irgendwo gelandet ist und die Ladeluke aus unbekannten Gründen geöffnet hat. Schließlich wurde der Transporter zuvor bereits abgeladen und ist zur Verarbeitungsstation gefahren. Spunkmeyer bemerkt zwar klebrigen Speichel im Innenraum, wundert sich jedoch nicht. Dabei haben alle wie von Gorman angeordnet zuvor Ripleys Bericht wälzen müssen. Ist klebriger Speichel dort nicht vermerkt? Scheinbar nicht, da Ripley, zugegeben, in Alien keinem begegnet ist. Der Hintersinn der Ladelukenöffnung angesichts der nunmehr bestätigten Anwesenheit der Aliens auf dem Planeten als solchen und innerhalb des Komplexes im Speziellen erschließt sich einem nicht.

Das Shuttle hebt nun ab, scheinbar in der Nähe des Hauptgebäudes. Warum ist es nicht mit zur Verarbeitungsstation geflogen, wenn man doch wusste, dass dort die Kolonisten sind? In den Transporter hätten sie nicht alle gepasst und für einen möglichen Rückzug, der nun eingetreten ist, wäre das Shuttle vor Ort aus militärischer Sicht hilfreich gewesen.

Spunkmeyer und Ferro werden jedenfalls nun von einem Alien getötet, das sich scheinbar in einer Solo-Mission auf dem Gelände aufgehalten hat.

Wieso das Shuttle überhaupt irgendwo abseits „geparkt“ hat, wo es zuvor doch nach dem Absetzen des Transporters wieder abgehoben ist, bleibt offen. Nun ist jedenfalls eingetreten, was man hätte vermeiden sollen: Man sitzt auf einem Planeten fest und niemand ist auf der Sulaco zurückgeblieben, um das zweite Shuttle auf LV-426 zu landen. Warum hat daran keiner gedacht? Warum hat Ripley nicht daran gedacht, schließlich ist in Alien beinahe dasselbe passiert, als die gesamte Crew in einem Shuttle auf LV-426 landete und dabei einen Schaden erlitt, der einen Tag lang repariert werden musste. Shit happens, warum also nicht zur Sicherheit jemanden auf der Sulaco lassen. Zum Beispiel Bishop.

Sowieso Bishop. Welchen Nutzen der Android bis hierhin hatte, lässt sich nicht sagen. Er ist scheinbar auch eher eine Requisite. “It’s a common practice. We always have a synthetic on board”, sagt Burke nach dem Kälteschlaf der geschockten Ripley. Selbst die Nostromo, ein einfaches Abbauschiff, hatte vor 60 Jahren bereits einen. Folglich können Androiden nicht allzu teuer sein, zumindest sind Kosten für Weyland-Yutani wenig relevant, wenn die Dinger selbst in Kälteschlaf gesetzt werden, obschon das nicht nötig ist. Hätte man nicht einen zweiten Bishop mitnehmen können und den auf der Sulaco lassen? Oder noch besser: Hätte man nicht zwei Dutzend Androiden statt die Marines mitnehmen können? Immerhin zeigen sich Androiden weitaus resistenter und stärker. Und man hätte nicht die Gefahr, dass sie durch Facehugger imprägniert werden. Unter einem befähigten Kommando gut 30 bewaffnete Androiden aussenden – klingt das nicht sinnvoller als einen Lieutenant mit praktisch null Erfahrung neu in eine Einheit zu beordern, die voll von Idioten ist? Nein?

Newt weist Ripley jedenfalls nun darauf hin, dass es bald dunkel wird und dann kommen die Aliens meistens. Was mehrere Fragen aufwirft, zum Beispiel, warum sich ein Alien von einem Tag-Nacht-Rhythmus abhängig macht? War das Alien, das Spunkmeyer und Ferro getötet hat, ein Patrouillen-Alien? Wird das nicht vermisst? Spielt das eine Rolle, wo die Aliens doch soeben in ihrem eigenen Nest angegriffen wurden? Warum stürmen sie nicht sofort Hadley’s Hope? Sie wären sicher schneller im Komplex als Ripley und Co., außerdem spielt es für den Angriff keine Rolle, ob Tag oder Nacht ist. Warum suchen die Aliens überhaupt Hadley’s Hope nach all den Monaten noch auf? Falls sie etwas übersehen haben? Letztlich ist Newts Bemerkung absolut belanglos, da so oder so von einem Alien-Angriff auszugehen ist, egal ob morgens, mittags oder abends.

Die folgende Szene ist nun sehr interessant. Ripley will von Hicks wissen: “How long after we’re declared overdue can we expect a rescue?”. Was ernst gemeint zu sein scheint, aber wenig sinnig ist, da Ripley inzwischen wissen müsste, wie lange die Strecke von der Erde bis zu LV-426 dauert. Noch interessanter ist aber Hicks’ Antwort, es seien 17 Tage. 17 Tage?

Laut Al Simpson braucht allein ein Funksignal zwei Wochen und Lambert zu Folge dauert der Flug zehn Monate. Ist nicht die Sulaco selbst ebenfalls zur Rettung angetreten? Hat sie wirklich lediglich 17 Tage gebraucht?

Warum wurde die Crew dann extra in Kälteschlaf versetzt?

Weil die Anlage wegen eines Lecks in vier Stunden in die Luft fliegen wird, müssen Ripley und Co. allmählich in die Puschen kommen. Das Reserve-Shuttle von der Sulaco lässt sich auch aus der Ferne steuern, stellt sich heraus. Man muss nur die Satellitenschüssel von Hadley’s Hope umjustieren. Ein Job für Bishop, der endlich nützlich wird. Er kriecht nun durch ein Rohr nach draußen, was 40 Minuten nach seiner Einschätzung dauert. Dazu kommt eine Stunde für die Justierung der Satellitenschüssel, 30 Minuten, um das Shuttle startklar zu machen und 50 Minuten für den Flug. Also insgesamt drei Stunden, man hätte somit noch eine Stunde für andere Dinge. Zum Beispiel, um notfalls kleine Mädchen zu retten…

Warum muss Bishop aber 40 Minuten durch das Rohr kriechen? Warum läuft er nicht einfach bzw. rennt. Schließlich sind Androiden was die Motorik angeht enorm schnell, wie Bishop in der Sulaco-Kantine gezeigt hat. Dann hätte man immerhin mehr Zeit und schließlich greifen ihn ohnehin keine Aliens an, da die alle durch den Verbindungstunnel zur Verarbeitungsstation kommen. Noch besser ist jedoch: Warum ist Bishop nicht gleich auf dem Rückweg vom Shuttle-Wrack draußen geblieben? Das hätte bestimmt eine ganze Stunde, wenn nicht sogar mehr gespart.

Derweil bringt Ripley die müde Newt ins Bett – und zwar ins Medical Lab. Dort versichert Ripley ihr: “I’m not gonna leave you”. Dann lässt sie Newt allerdings doch (allein) zurück. Gut, nur im Raum nebenan, den sie dank Sicherheitskamera immerhin die ganze Zeit überwachen kann.

Aber warum konnte Newt nicht im Kommandoraum schlafen, in der Gesellschaft aller anderen? Wäre das nicht sicherer gewesen?

Inzwischen hat Ripley die Bestätigung, dass es Burke war, der Russ Jorden zum Raumschiff und damit in seinen Tod geschickt hat (“You sent them to that log”). Sie macht ihm klar, dass sie auf der Erde dafür sorgen wird, dass das Konsequenzen für ihn hat. Der Gedanke, dass außer dem Alien auch Burke einen Selbsterhaltungstrieb hat, kommt ihr nicht.

Sie geht also zurück ins Medical Lab, um festzustellen, dass Newt verschwunden ist. Ihr überraschter Gesichtsausdruck und das Umsehen im Raum lässt darauf schließen, dass sie entgegen ihrer Versicherung gegenüber Newt nicht die Kameras gecheckt hat. Zum Glück hat in der Zwischenzeit jedoch kein Alien vorbeigeschaut. Newt ist natürlich nicht ganz verschwunden, nur unters Bett. Dahin verkriecht sich Ripley nun auch, was wiederum bedeutet, dass Hicks sie auf der Kamera nicht sehen kann, sollte er sich vergewissern wollen, ob alles in Ordnung ist.

Der Tatsache, dass Newt unbedingt ins Medical Lab musste und Burke gedroht wurde, wird nun Rechnung getragen, als dieser die beiden übriggebliebenen Facehugger mit Ripley und Newt zusammen einschließt.

Statt gemütlich in einer Ecke der Kommandobrücke zu schlummern...

...ist das Leben der kleinen Newt nun extremst gefährdet.

Und nicht nur das von Newt, sondern das von Ripley natürlich auch.

Während die Marines nun Burke erschießen wollen, besteht Ripley darauf, dass ihm kein Haar gekrümmt wird. Dann kündigen sich auch die Aliens an. “They cut the power!”, realisieren Ripley und Co. Auf ihre eigene Weise haben die Aliens herausgefunden, in welchem Raum sich die Menschen befinden und haben den Strom dieses einen Raums gekappt.

Denn wie wir später sehen, funktioniert der Strom in anderen Bereichen der Anlage sowie außerhalb noch 1a. Wie kappen die Aliens also die Stromzufuhr für diesen einen speziellen Raum? Und warum haben sie nicht schon vor ihrem Angriff auf die Kolonisten den Strom gekappt?

Im Eifer des Gefechts ergreift nun Burke die Flucht und verschließt den einzigen Ausgang hinter sich. Die Frage ist, wie er das eigentlich geschafft hat? Schließlich ist die Kommandobrücke ohne Strom. Burke selbst musste die Tür zuschieben, weil sie sich mechanisch nicht mehr bewegte und konnte kaum einen Code zum Verschließen eingegeben haben. Und wenn, woher kannte er ihn? Warum kennt ihn Ripley nicht? Wahrscheinlicher ist, dass er die Tür einfach auf- und wieder zugeschoben hat. Und dass Ripley offensichtlich zu schwach ist, schlichtweg dasselbe zu tun.

Hudson, Burke, Gorman und Vasquez fallen jedenfalls den Aliens zum Opfer, während Newt entführt wird. Ripley stürmt mit dem verletzten Hicks nach draußen zu Bishop, der auf ihre Frage, wie viel Zeit ihnen noch bis zur Explosion des Komplexes bleibt, antwortet: “Plenty! 26 Minutes!”.

Dabei hätten es nach seiner ursprünglichen Rechnung eigentlich 60 Minuten sein müssen, was bereits als knapp von Ripley angesehen wurde.

Sie fliegen nun zur Verarbeitungsstation, die, wie wir sehen, ausreichend Platz geboten hätte, um sogar darin zu landen. Ripley macht sich auf zum Nest und als sich Aliens ankündigen, ballert sie munter drauf los.

Aber war es nicht Ripley, die darauf hinwies, dass das Nest “right under the primary heat exchangers” sei? Wie war das dort noch mit Schüssen, “won’t they rupture the cooling system?”. Vermutlich ist es nun egal, ob Newt durch die Aliens stirbt oder durch eine thermonukleare Explosion.

Ripley schnappt sich Newt, wird aber von der Königin überrascht sowie zwei ihrer Handlanger. Kurzerhand droht sie also, mit ihrem Flammenwerfer eines der Eier zu zerstören. Klar, dass die Königin daher die Aliens abzieht. Schließlich ist es nicht so, dass der ganze Raum voller Eier ist und sie die Kapazität besitzt, dutzende weitere zu legen.

Alle können sich jedenfalls retten und gelangen zurück zur Sulaco. Dort überrascht die Königin, indem sie sich an Bord des Shuttles geschlichen hat und Bishop halbiert. Ripley löst nun diesen Konflikt so, wie sie ihn aus Alien kennt: Indem sie das Alien ins Weltall pustet. Musste Ripley dort noch in einem Raumanzug festgeschnallt werden, reicht es dieses Mal aus, lediglich einen Arm an einer Leiter zu verschränken. So wird auf die Druckverhältnisse gepfiffen, die Wissenschaft außer Kraft gesetzt.

Am Ende findet diese Chaos-Mission ein relativ glückliches Ende. Ripley ist den Aliens ein zweites Mal entronnen und konnte sogar ihre Ersatz-Tochter retten. Die Marines dagegen sind bis auf Hicks alle gestorben.

Natürlich auch Hudson, der angeblich nur noch vier Wochen abzuleisten hatte, aber dennoch auf eine Rettungsmission 39,5 Lichtjahre entfernt geschickt wurde, deren Rückflug mindestens sechs Monate dauert.

Der eine Verlierer des Ganzen ist Weyland-Yutani, die einen inkompetenten Offizier mit einer inkompetenten Truppe Soldaten auf eine Mission geschickt haben, die zum Scheitern verurteilt war. Der andere Verlierer ist die Rationalität, die in Aliens letztlich das allererste Opfer darstellt.


Filmausschnitte Alien, Aliens und Prometheus © 20th Century Fox Home Ent. (Hervorhebungen in den Bildern vom Verfasser vorgenommen)