26. September 2013

Deadwood - Season One

I owe you a penny.

Gemeinhin gilt der Wilde Westen als Herberge für Cowboys, Prostituierte und Saloons, dazu noch des Goldrauschs und jede Menge Gesetzloser. Und an nur wenigen Orten war die gesetzlose Reputation seiner Zeit derart hoch wie in Deadwood, South Dakota. Angelockt vom Goldrausch wurde diese in heutigen Tagen rund 1.300 Einwohner umfassende Stadt 1876 im exterritorialen Siouxgebiet als Lager gegründet und war somit nicht Teil des Dakota-Territoriums. Ein Gesetz wie andernorts existierte somit in dieser Form nicht in Deadwood – was wiederum erklären mag, wieso die Geschichte der Stadt Serienschöpfer David Milch (NYPD Blue) dazu animierte, sie 2004 in einer HBO-Serie wieder auferstehen zu lassen.

Die Vorgaben könnten für eine HBO-Produktion besser nicht sein. Deadwood gibt ein abgeschlossenes Set für sich ab, das nur selten die Geschichte aus seinen zentralen Handlungsorten verlagert. Und da einer von diesen ein Bordell darstellt, ist für die obligatorische Fleischbeschau des Senders zugleich gesorgt. Mit einer Quote von 1.56 “fuck”-Äußerungen pro Minute und zahlreichen Morden ist auch dessen restliches Repertoire abgedeckt. Mit den Western von Bud Spencer und Terence Hill hat dies ebenso wenig gemein wie mit denen eines Sergio Leone. Deadwood, das zeigt sich früh, ist eine HBO-Serie durch und durch. Zwar mit keiner nennenswerten Handlung, aber rund einem Dutzend illustrer Charaktere.

In deren Mittelpunkt stehen der intrigante Al Swearengen (Ian McShane), Besitzer des Gem Saloons und Bordells sowie im Opiumhandel verstrickt, und Seth Bullock (Timothy Olyphant), ein ehemaliger U.S. Marshal, der mit seinem Geschäftspartner Sol Star (John Hawkes) eine Eisenwarenhandlung in Deadwood eröffnet. Der verdorbene Swearengen und der aufrechte Bullock geraten im Laufe der ersten Staffel mehrmals aneinander, nicht nur als es darum geht, dass Bullock und Star ihr Pachtgrundstück von Swearengen erstehen. Die übrigen Bewohner verteilen sich in etwa zwischen diese beiden Lager, vom umtriebigen Hotelbesitzer E.B. Farnum (William Sanderson) bis zum Zeitungsmann A.W. Merrick (Jeffrey Jones).

Allesamt historisch belegte Figuren, die noch durch die Gruppe von Wild Bill Hickok (Keith Carradine), Charlie Utter (Dayton Callie) und Calamity Jane (Robin Weigert) ergänzt werden. Das Ensemble komplettieren dann der Lagerarzt Doc Cochrane (Brad Dourif) und der lokale Reverend Smith (Ray McKinnon), die New Yorkerin Alma Garret (Molly Parker), deren Mann dem Goldrausch folgte und ein umkämpftes Grundstück erwarb, der zu Swearengen konkurrierende Bordellbesitzer Cy Tolliver (Powers Boothe) sowie die beiden in den jeweiligen Bordellen angestellten Huren Trixie (Paula Malcomson) und Joanie (Kim Dickens). Was Einfluss, Macht und Intrigenspiel angeht, reicht jedoch keine von ihnen an Swearengen heran.

Obschon Deadwood zwar um einen authentischen Anspruch bemüht ist – so erfährt selbst der Pockenausbruch von 1876 kurzzeitig einen Einzug in die Handlung –, ließ sich Milch viele Freiheiten bei den historischen Figuren. Charlie Utters Bruder Steve fehlt entsprechend ebenso wie die Familie von E.B. Farnum – der ohnehin weitaus tölpelhafter dargestellt wird als sein Alter Ego – und Seth Bullocks Frau wird kurzerhand zur angeheirateten Witwe seines Bruders (und seine Tochter zu deren von ihm adoptierten Sohn), damit Bullock romantisch mit Mrs. Garret gepaart werden kann. Eine Geschichtsstunde sollten Western-Interessierte folglich nicht erwarten, bei aller Anlehnung an den wirklichen Begebenheiten von 1876.

Und trotz einer Laufzeit von rund zwölf Stunden hat die Serie relativ wenig zu erzählen. So gibt es kleinere Themenpunkte wie die Ermordung von Wild Bill Hickok, der Pockenausbruch oder das Gold-Grundstück von Mrs. Garret, als roter Faden zieht sich der Willen der Einwohner um Swearengen, zum Dakota-Territorium annektiert zu werden, durch die erste Staffel. Die Klasse von Deadwood verdankt sich somit weniger dessen, was passiert, als vielmehr der darin verwickelten Protagonisten. Es handelt sich um eine Charakterserie, die ihren Figuren genug Raum zum Atmen lässt und somit selbst Rollen aus der dritten Reihe wie Swearengens verkrüppelter Putzfrau Jewel (Geri Jewell) Leben einhaucht.

Allen voran der hier grandiose Brad Dourif sowie die nicht minder beeindruckende Robin Weigert gewinnen in ihren Rollen als altruistischer Lagerarzt und versoffene Westernheldin die Sympathien des Zuschauers (und wurden verdientermaßen für einen Emmy Award nominiert), aber auch Figuren wie Dayton Callies loyaler Charlie Utter und John Hawkes’ Gutmensch Sol Star sind ein Genuss. Kaum ein Charakter erhält keine positiven Züge, selbst diejenigen, die sich am ehesten als Antagonisten qualifizieren. Und auch wenn das Bühnen- sowie das Masken- und Kostümbild den Stil von Deadwood nachzuempfinden versuchen, führt nichts daran vorbei, dass die Serie nur wegen ihrer Figuren funktioniert.

Dank seines schließenden Charakters unter manchen Subplot nimmt das Staffelfinale Sold Under Sin qualitativ eine herausragende Stellung ein, aber auch die Episoden Mister Wu und Deep Water stechen heraus. Für zwei von diesen war Davis Guggenheim (Waiting for ‘Superman’) als Regisseur verantwortlich, der neben Walter Hill – der den Piloten Deadwood inszenierte – und Alan Taylor (u.a. Game of Thrones) den prominentesten Namen hinter der Kamera darstellt. Deadwood macht so manches besser als der nicht unähnliche HBO-Kollege Rome, ist dabei oftmals ausgesprochen humorvoll geraten und durch die schillernden Figuren nur selten uninteressant. Oder anders gesagt: sehr salo(o)nfähig.

7.5/10

18. September 2013

Riddick

One down... Three down. You see where I’m going with this?

Im Falle des Sprichwortes „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ kommt einem vermutlich nicht direkt Marc Sinclair aka Vin Diesel in den Kopf. Als einer der vielversprechendsten Action-Stars ins 21. Jahrhundert gestartet, landete Diesel bald wieder auf dem Boden der Tatsachen. Inzwischen verbrachte er die letzten vier Jahre damit, „Dominic Toretto“ und damit seine erfolgreichste Filmfigur zu sein. Die jüngste Fast & Furious-Trilogie spielte weltweit über 1,7 Milliarden Dollar ein und verhalf Diesel, zugleich Produzent der Reihe, zu einem stattlichen Vermögen. Neben Dominic Toretto besonn sich Diesel dieses Jahr auch auf seine Rolle als Richard B. Riddick – jene Figur, die ihm vor 13 Jahren zum Durchbruch verhalf.

David Twohys Pitch Black machte Diesel bekannt, als ein lässig-cooler vermeintlicher Soziopath mit einer Schwäche für Altruismus. Und obschon die Fortsetzung The Chronicles of Riddick 2004 nicht wie erwartet von Erfolg gekrönt war, führte die nicht abebbende Faszination für Diesels Antihelden dazu, dass dieser nun nach fast einem Jahrzehnt in Riddick, einem nach ihm selbst benannten Sequel, wieder auf der Bildfläche erscheint. Wie in den Vorgängern strandet Riddick (Vin Diesel) erneut auf einem tödlichen Planeten, wo seine Überlebensqualitäten gefragt sind. Von den Necromongern um Vaako (Karl Urban) verraten, alarmiert Riddick einige Kopfgeldjäger, um mit ihrem Schiff entkommen zu können.

Daraufhin entwickelt sich fortan ein Abzählreimschema, wenn sich erst Riddick und danach die indigenen Kreaturen der Kopfgeldjäger annehmen. Die wiederum teilen sich auf in die Gruppe um Santana (Jordi Mollà) und Diaz (Dave Bautista), die primär auf die Belohnung aus sind, und in die Gruppe um Boss Johns (Matt Nable) und Dahl (Katee Sackhoff), die sich von Riddick Antworten darauf versprechen, was vor zehn Jahren mit Boss Johns’ Sohn in den Ereignissen in Pitch Black passiert ist. Für Riddick selbst ist dies einerlei, bringt den Furyaner doch nicht einmal ein nahender Sturm und die damit verbundene buchstäbliche Überschwemmung mit tausenden unter der Erde lebender Monstrositäten wirklich außer Fassung.

Insofern folgt Riddick also über weite Strecken seinen beiden Vorgängern, insbesondere dem Original. Ähnlich wie in diesen wird die Handlung von einer Erzählstimme der Figur eingeleitet, was bereits im zweiten Teil eher deplatziert wirkte und hier noch verkrampfter daherkommt. Verbrachte Chronicles nur einen Teil seiner Laufzeit auf dem Planeten Crematoria und schickte sich ansonsten eher als Weltraumtravestie à la Dune an, verortet sich der dritte Film nun erneut fest auf einer unwirtlichen Oberfläche. Und wenn Riddick sich im ersten Akt nahezu allein erst einmal zurechtfinden muss, dann ist dies ebenso gelungen wie seine späteren Spielereien mit den etwaigen Kopfgeldjägern auf Leben und – allen voran – Tod.

Die Figur scheint stets unter Kontrolle, selbst in Szenen, in denen sie sie nicht besitzt. Das macht den Reiz von Riddick aus und ihn so sehenswert. Problematisch fallen dagegen die Dialoge des Drehbuchs aus. Oft abgedroschen und lächerlich – was aber auch an der Synchronisation liegen kann – schaden sie dem Film mehr als sie ihm helfen. Würde halb so viel gebabbelt, wäre das Ganze gleich viel ansprechender. Das Ende wirkt ebenfalls nicht sonderlich rund und eher antiklimatisch, da hat man sich als Zuschauer gerade nach dem zweiten Akt mehr versprochen. Auch Sackhoffs vermeintliche lesbische Figur und etwaige daraus folgernde Anspielungen von Riddick, Santana und Co. verursachen primär Scham.

David Twohys dritter Riddick-Streich macht sich also sein Leben sehr viel schwerer als nötig gewesen wäre, ist die Action ansonsten doch imposant, die Figuren interessant und die visuellen Effekte überzeugend. Gerade die ersten 20 Minuten zeigen dabei, dass es für einen guten Riddick-Film eigentlich nur des Charakters selbst bedarf. So erreicht Riddick zwar nicht wirklich die Klasse von Pitch Black oder The Chronicles of Riddick, speziell für Fans des Furyaners ist der dritte Ausflug von Diesels Durchbruchsrolle aber allemal eine Sichtung wert. Der Amerikaner wiederum hat weitere Filme mit Riddick nicht ausgeschlossen und somit verinnerlicht, dass es sich für Schuster durchaus lohnen kann, bei ihren Leisten zu bleiben.

6/10

12. September 2013

Singapore Sling

I’ll be in good company tonight.

Zu den Merkmalen des Film noir zählen Morde, Detektive und Femme fatales – insofern ist Nikos Nikolaidis’ 1990er Kunstfilm Singapore Sling fraglos zu jenem Genre dazuzuzählen. Und wen wundert es, versucht der Film doch eine Art inoffizielle Fortsetzung zu Otto Premingers Laura von 1944 zu sein. Ein angeschossener Detektiv (Panos Thanasoulis), später Singapore Sling getauft, ist auf der Suche nach seiner verschwundenen Geliebten Laura. Mit Mühe und Not rettet er sich zur Schwelle eines Anwesens, wo Lauras Fährte endet. Die zwei Hausherrinnen, eine Mutter (Michelle Valley) und ihre Tochter (Meredyth Herold), wissen um Laura Schicksal Bescheid, haben sie diese doch vor drei Jahren ermordet.

“In the state I was in things couldn’t get any worse”, sinniert der Detektiv zu Beginn noch in der klassischen Erzählstimme. Dass er sich in seiner Einschätzung geirrt hat, macht der Film in den folgenden anderthalb Stunden deutlich. Kurzerhand fällt dann nämlich die Tochter über den bewusstlosen Ermittler her, ehe sie von ihrer Mutter unterbrochen wird. An ein Bett gefesselt wird der arme Kerl in den folgenden Tagen mehrfach von den Frauen vergewaltigt, über ihn erbrochen, auf ihn uriniert und er generell sexuell erniedrigt. “This routine case wasn’t what I had reckoned after all”, wird er gegen Ende rekapitulieren. Und wie sein Fall kein gewöhnlicher ist, verhält es sich letztlich auch mit Nikolaidis’ Film selbst.

Trotz etwaiger provokativer Obszönitäten – oder wohl eher gerade wegen dieser – erachtete der griechische Regisseur seinen Film insgeheim eigentlich als eine Komödie. Die Fressgelage bis man sich erbricht, Selbstbefriedigung mit einer Kiwi und inzestuösen Sexspiele mit der Mutter oder dem mumifizierten Vater sorgten scheinbar für jede Menge Spaß am Set. Singapore Sling nimmt sich erkennbar zu keinem Punkt ernst, sodass Slapstick bereits in der Eröffnungsszene Einzug findet, wenn Mutter und Tochter bei strömendem Regen den ausgeweideten Chauffeur im Garten beerdigen. Für humoristische Auflockerungen sorgen zudem immer wieder die weiblichen Figuren, die ohnehin ganz klar im Zentrum stehen.

Zwar sind sie durchweg die Femme fatales, aber stehen nicht hinter dem Ermittler zurück. Seine Frauenfiguren, so der Regisseur im Bonusmaterial, dürfen männliche Charakterzüge tragen – also stehlen, vergewaltigen und töten. Sie sind es, die über die Kontrolle verfügen und dennoch die Opfer von Männern bleiben. So berichtet die Tochter, dass ihr Vater sie mit elf Jahren entjungfert hätte, wie er es auch war, der mit dem Morden der Bediensteten anfing. “Corpses were the best fertilizer”, rezitiert ihn die Tochter glucksend, die gemeinsam mit der Mutter den Patriarch schon lange selbst getötet hat. Freiheit hatte dies dennoch nicht zur Folge, wie das Hörigkeitsverhältnis zwischen den Frauen zum Ausdruck bringt.

“That woman out there won’t let me smoke”, lamentiert die Tochter ein ums andere Mal an den Zuschauer oder Singapore Sling gerichtet. Die Mutter referiert ihr Kind derweil gerne als “that bitch daughter of mine” und frönt zudem ihrem Tick, das meiste was sie sagt nochmals ins Französische zu übersetzen. Um die Tochter in Zaum zu halten, spielt die Mutter gerne einen Herzinfarkt vor, die Tochter selbst scheint durch den Inzest sichtlich gestört, sowohl psychisch als auch sexuell. Die reine Anwesenheit eines Mannes im Haus führt bei ihr zu merkbarer Erregung und es ist dann natürlich auch jener Mann, der schließlich einen Keil zwischen die beiden Frauen treibt und das dramatische Finale herbeiführt.

Auf fast zwei Stunden gedehnt geht einem die Naivität der Tochter und ihr manisches Gehabe trotz des bemerkenswerten Spiels von Meredyth Herold allerdings mit der Zeit verstärkt auf den Zeiger, während wiederum Panos Thanasoulis’ Detektiv nach dem ersten Akt eigentlich nur noch als Requisite für die beiden Frauenfiguren fungiert. Schick-schockierend ist es dann zwar schon, wenn Früchte zur Masturbation herhalten müssen, nur lässt es leider wie so vieles in Nikolaidis’ Film einen wirklichen Kontext vermissen. Weitaus weniger skandalös als sein Ruf erahnen lässt, ist Singapore Sling als Akkumulation von provokativem Avantgardefilm und Film noir dennoch ganz nett geraten. Mehr allerdings leider auch nicht.

5.5/10

Blu-ray
Der HD-Transfer der Blu-ray überzeugt durch einen gefälligen Schwarz-Weiß-Kontrast und Detailschärfe, ebenso zufriedenstellend ist die klar verständliche Mono-Tonspur ausgefallen. Neben einem Interview mit Nikolaidis über seine Filmografie – das jedoch auf keinen der Filme analytisch eingeht – ist mit Directing Hell eine über einstündige Dokumentation von Christos Houliaras über Nikolaidis und sein Schaffen enthalten. Das Bonusmaterial wird abgerundet durch das für das Bildstörung-Label obligatorische Booklet mit einem informativen Essay von Gerd Reda über die Beziehung des Films zu Premingers Laura sowie Nikolaidis’ Filmografie.

5. September 2013

Somm

It sounds so ridiculous because, you know, it’s ferment grape juice.

Es ist immer dasselbe, vor dem Weinregal stehend suche ich nach einem schicken Rebensaft, der Blick streift das Etikett mit der Aufschrift „Merlot“ und in meinem Kopf schreit Paul Giamatti “I’m not drinking any fucking Merlot!”. Sein Miles aus Alexander Paynes Meisterwerk Sideways ist zwar eigentlich Lehrer und kein Sommelier, dennoch ging mir sein Wutausbruch seither nie mehr aus dem Kopf. Wer die Frage, welcher Wein es denn sein darf, heutzutage richtig beantwortet, hinterlässt bei Umstehenden einen Eindruck als Fachmann. “Somms now have become the new rock stars of our industry”, sagt daher auch der Koch und Restaurantkettenbesitzer Michael Mina in Regisseur Jason Wises Sommelier-Dokumentation Somm.

Darin begleitete Wise drei Jahre lang vier Anwärter für die Auszeichnung zum Master Sommelier bei ihrer Prüfungsvorbereitung. Lediglich rund 170 Master wurden in den vergangenen 40 Jahren ausgezeichnet, ein höheres Qualitätssiegel kann es für einen Sommelier nicht geben. Zuerst begegnen wir Ian Cauble, einem der größten Talente der Szene, der bereits als Kind seine Nase für den Wein begeistern konnte. “Nothing else matters other than that liquid”, versichert er. Seine Kollegen nennen ihn “dad”, da Ian dazu neigt, sie zu belehren. Quasi der Gegenentwurf zu Ian ist Brian McClintic. “I wasn’t entrenched in this world like a lot of people are”, gesteht Brian, der aus Wettbewerbsgeist Master Sommelier werden will.

Denn für die Karriere als Profi-Baseball-Spieler hatte es nicht gereicht und die Schwierigkeit der Sommelier-Prüfung reizte McClintic, der erst ein Jahr zuvor zum Wein fand. Jene Prüfung besteht aus drei Tests in Form eines Theorie-, Service- und Blindverkostungsteils. Kein Zuckerschlecken, nennt der seit 2005 ausgezeichnete Reggie Narito, Jr. die Prüfung doch “the hardest thing I’ve ever done”. Man muss nicht nur wissen, aus welchem Land, welcher Region und welchem Gut der Wein komme, sondern auch unterscheiden können, ob ihm nun normale oder getrocknete Veilchen für sein Aroma zugeführt wurden. Komplettiert werden Brian und Ian in ihrer Vorbereitung dann zusätzlich durch Dustin Wilson und DLynn Proctor.

Sie fragen sich bis tief in die Nacht per Skype gegenseitig ab, treffen sich zu privaten Blindverkostungen und ziehen sich gegenseitig auf. “They’re like guys in the locker room…with wine bottles”, schmunzelt Brians Ehefrau Kristin. Während ihrer Prüfung haben sie rund vier Minuten und zehn Sekunden pro Wein Zeit, diesen zu beschreiben und einzuordnen. Gar nicht so leicht, angesichts von schwierigen langen Weinnamen deutscher Weingüter oder der allein in Italien existierenden 3.000 Traubensorten. Entsprechend beeindruckt ist Kristin McClintic dann, wenn sie Brian, Ian und Co. in ihrem Element erleben darf. “And at the same time they’re just egomaniacs who are so self-absorbed”, lacht sie zur selben Zeit.

Angesichts solcher Sommelier-Persönlichkeiten wie der Legende Fred Dames oder dem strebsamen Ian, der schnell pissig reagiert, wenn man ihn aufzieht, kein gewagtes Statement. “The hardest test you’ve never heard of”, propagiert Somm sicher nicht zu Unrecht hinsichtlich der Master Sommelier-Prüfung. Wie diese nun aber wirklich aussieht, abläuft und letztlich entschieden wird, zeigt Wise uns nur leider nicht im Finale. Aber auch die Prüflinge erfahren wohl nicht, welche Weine sie nun tatsächlich im Test blind verkostet haben. So gesehen bewegt sich die Dokumentation bedauerlicherweise nur an der Oberfläche der Szene, wie auch Ian und Brian etwas mehr im Fokus stehen als DLynn und allen voran Dustin.

Dafür schafft es Somm hinsichtlich der Auflösung, ob – und wenn ja: wer – es von den vier Protagonisten am Ende einer zum Master Sommelier geschafft hat, zu überraschen. Selbst wenn der Zuschauer nicht erfährt, wie dies letztlich abgelaufen ist. Interessant ist das Ganze jedoch allemal, auch da Ian, Brian, Dustin und DLynn durchaus sympathische Teilnehmer sind. “It sounds so ridiculous because, you know, it’s ferment grape juice. I mean, you know what I mean?”, kommentiert Brian an einer Stelle lachend das Szenario. Somm bietet somit speziell im Doppelpack mit Sideways einen unterhaltsamen thematischen Filmabend mit passendem Wein dazu. Natürlich nur solange kein “fucking Merlot” darunter ist.

6.5/10

1. September 2013

Filmtagebuch: August 2013

BLOOD
(UK 2012, Nick Murphy)
5.5/10

COCOON
(USA 1985, Ron Howard)
7/10

COCOON: THE RETURN [COCOON II - DIE RÜCKKEHR]
(USA 1988, Daniel Petrie)

6/10

CREATURE FROM THE BLACK LAGOON (3D)
[DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS]
(USA 1954, Jack Arnold)

7/10

LA DOLCE VITA [DAS SÜSSE LEBEN]
(I/F 1960, Federico Fellini)

8.5/10

LA DOUBLE VIE DE VÉRONIQUE [DIE ZWEI LEBEN DER VERONIKA]
(F/PL/N 1991, Krzysztof Kieślowski)

5.5/10

DRACULA
(USA 1931, Tod Browning)
7/10

DRÁCULA
(USA 1931, George Melford)
6.5/10

FREE WILLY
(USA 1993, Simon Wincer)
6.5/10

GENERATION KILL
(USA 2008, Susanna White/Simon Cellan Jones)
7/10

GLENGARRY GLEN ROSS
(USA 1992, James Foley)
8/10

JAGTEN [DIE JAGD]
(DK 2012, Thomas Vinterberg)

5/10

KON-TIKI
(N/DK/S/UK/D 2012, Joachim Rønning/Espen Sandberg)
6.5/10

THE LONE RANGER
(USA 2013, Gore Verbinski)
7/10

MI MEFAHED MEZEEV HARA [BIG BAD WOLVES]
(IL 2013, Aharon Keshales/Navot Papushado)
7/10

MUD
(USA 2012, Jeff Nichols)
7.5/10

THE MUMMY [DIE MUMIE]
(USA 1932, Karl Freund)

6/10

THE MUMMY [DIE MUMIE]
(USA 1999, Stephen Sommers)

6/10

THE NEW WORLD (EXTENDED CUT]
(USA/UK 2005, Terrence Malick)

8/10

NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS
(D 1922, F.W. Murnau)
7/10

PAIN & GAIN
(USA 2013, Michael Bay)
5.5/10

THE PLACE BEYOND THE PINES
(USA 2012, Derek Cianfrance)
6.5/10

PIRANHA (3D)
(USA 2010, Alexandre Aja)

6.5/10

PRINCE AVALANCHE
(USA 2013, David Gordon Green)
7/10

SCRUBS - SEASON 5
(USA 2006, Bill Lawrence u.a.)
8/10

SCRUBS - SEASON 6
(USA 2006/07, John Putch u.a.)
7.5/10

SCRUBS - SEASON 7
(USA 2007/08, Bill Lawrence/Zach Braff u.a.)
8/10

SCRUBS - SEASON 8
(USA 2009, Bill Lawrence u.a.)
7.5/10

SIDE EFFECTS
(USA 2013, Steven Soderbergh)
4.5/10

SILVER LININGS PLAYBOOK [SILVER LININGS]
(USA 2012, David O. Russell)

1.5/10

SOMM
(USA 2012, Jason Wise)
6.5/10

THIS IS THE END [DAS IST DAS ENDE]
(USA 2013, Evan Goldberg/Seth Rogen)

5/10

TRANSFORMERS: DARK OF THE MOON [TRANSFORMERS 3]
(USA 2012, Michael Bay)

0.5/10

TROIS COULEURS: BLANC [DREI FARBEN - WEISS]
(F/PL/CH 1994, Krzysztof Kieślowski)

6.5/10

TROIS COULEURS: BLEU [DREI FARBEN - BLAU]
(F/PL/CH 1993, Krzysztof Kieślowski)

7/10

TROIS COULEURS: ROUGE [DREI FARBEN - ROT]
(F/PL/CH 1994, Krzysztof Kieślowski)

7/10

TRUE BLOOD - SEASON 6
(USA 2013, Howard Deutch/Scott Winant u.a.)
6/10

WELCOME TO THE JUNGLE
(USA/UK 2013, Rob Meltzer)
5.5/10

THE WOLF MAN [DER WOLFSMENSCH]
(USA 1941, George Waggner)

7/10

THE WOLFMAN [DIRECTOR’S CUT]
(USA 2010, Joe Johnston)

2.5/10