30. Mai 2009

Terminator: Salvation

Analyzing alternatives…

Mensch und Maschine. Sie können nicht zusammenleben, zumindest nicht in den Augen der Geschichtenerzähler. Sei es I, Robot, The Matrix oder James Camerons Kultfilm The Terminator. Stets finden sich Schöpfer und Schöpfung auf unterschiedlichen Seiten wieder. Neben den Wachowskis hat Cameron wohl die düsternste Zukunft für die beiden „Spezies“ entworfen. Als das von Menschen entwickelte Computersystem SkyNet ein Bewusstsein erlangte und den Mensch als Bedrohung ansah, löschte es ihn einfach aus. Mit Judgment Day drehte sich das Blatt der Herrschaft über den Planeten. Nun müssen sich die Menschen in einem bewaffneten Widerstand gegen die Maschinen erwehren, die sich in unterschiedlicher Form zu manifestieren wissen. In wenigen Szenen ließ Cameron seinen männlichen Protagonisten Kyle Reese in The Terminator 1984 durch Rückblenden an seine Vergangenheit denken. Für Sarah Connor handelte es sich hierbei um ihre Zukunft bzw. die Zukunft der ganzen Menschheit. In Terminator 2: Judgment Day gab es dann nicht nur die doppelte Einführung des „Messias“, John Connor, sondern weitere Einblicke in die kommende Dystopie. Mit Terminator: Salvation wird die Zukunft nun zur Gegenwart.

Doch noch wird das Publikum nicht in das entscheidende Jahr 2029 transportiert. In jenes Jahr also, in welchem der Connor und der Widerstand gegen SkyNet obsiegt haben und die Ereignisse der cameron’schen Filme losgetreten wurden. Es ist 2018 und John Connor (Christian Bale) ist immer noch nicht der prophezeite Anführer des menschlichen Widerstands. Selbst wenn er von Einigen als solcher angesehen wird. Als eine Mission schief geht, will Connor die Leitung des Widerstands zur Rede stellen. Untergebracht in einem U-Boot vor der Küste von Los Angeles erfährt Connor hier von General Ashdowns (Michael Ironside) geplantem Schlag gegen SkyNet. Der Widerstand ist in Besitz eines Computersignals gekommen, dass SkyNet lahmlegen könnte. Innerhalb der nächsten vier Tage soll das Signal weltweit eingesetzt werden. Denn bis dahin hat SkyNet eine Todesliste zur Abarbeitung herausgegeben. Mit John Connor auf dem zweiten Platz. „Wer ist Nummer Eins?“, fragt Connor halb besorgt, halb gekränkt. „Kyle Reese“, lautet die entsprechende Antwort. In den kommenden vier Tagen geht es nun für den prophezeiten Messias darum, nicht nur das Signal zu testen, dass den Krieg gegen die Maschinen beenden könnte, sondern auch seinen zukünftigen Vater, Kyle Reese (Anton Yelchin), vor dem Übergriff von SkyNet zu bewahren.

Seinen Anfang findet Terminator: Salvation aber – ironischerweise – in der Vergangenheit. Im Jahr 2003, und somit ein Jahr vor Judgment Day, spendet der zum Tode verurteilte Häftling Marcus Wright (Sam Worthington) seinen Körper Dr. Selena Kogan (Helena Bonham Carter) für die Forschungsabteilung von Cyberdyne Systems. Natürlich kein Zufall und so ist der Zuschauer im Verlaufe des Filmes allen Figuren, einschließlich Wright, eine Spur voraus. Es entbehrt nicht einer gewissen Lächerlichkeit, wenn Wright nach der desaströsen Mission von Connor und seinem Team aus einer zerbombten Untergrundbasis klettert, um schreiend seine Hände in den verregneten Himmel zu recken. Ohnehin ist die gesamte erste Viertelstunde des Filmes als misslungen zu erachten. Von Wrights Einführungsszene (in welcher der Australier Worthington hörbare Probleme mit dem amerikanischen Akzent hat) bis hin zu Connors Auftritt und Abgang. Richtig Schwung nimmt die Handlung erst auf, als Connor von SkyNets Todesliste erfährt. Hier erhält der Film nun ein Fundament, auf dem sich die nächsten hundert Minuten aufbauen lässt. Auch wenn der Film den einen oder anderen Umweg nimmt, um noch eine rasantere und noch spektakulärere Actionszene einzubauen. Denn eines ist sicher, an Action mangelt es dem neuesten Auslöschungsversuch von John Connor ganz gewiss nicht.

Diese setzt mit der ersten Referenz an The Terminator ein und zieht sich anschließend durch den ganzen Film, der kaum einmal eine Pause findet, das nächtliche Sinieren von Marcus und Blair (Moon Bloodgood) mal ausgenommen. In Los Angeles trifft Marcus neben einem T-600 Modell auch auf den jungen Kyle Reese. Dieser schlägt sich in der Stadt der Engel gemeinsam mit der stummen Star (JadaGrace Berry) als „Filiale des Widerstands“ durch. Es ist letztlich Yelchins Kyle Reese, der den Film zumindest auf darstellerischer Ebene zusammenhält. Zwar übertreibt es Salvation mit den Referenzen an Camerons Figur – als ob Reese über ein Jahrzehnt bevorzugt mit Nikes durch die Gegend gerannt ist, eine abgesägte Pumpgun unter dem Arm -, doch es ist Yelchin, dem man seine Rolle als einzigen wirklichen abkauft. Während Worthington, Hollywoods scheinbar angesagtestem Newcomer, zuerst mit seinem Akzent und später mit der emotionalen Tragweite seiner Figur hadert, stolziert Christian Bale, wie so oft, mit einem einzigen Gesichtsausdruck durch den Film. Wenn der Brite nicht gerade mit versteinerter Miene dreinblickt, schreit er irgendwelche Befehle durch die Gegend. So kommt es, dass ihm selbst ein Rapper wie Common als seine rechte Hand Barnes den Rang abläuft. Akzeptabel ist auch Moon Bloodgood als Kampfpilotin, die später noch in einer entscheidenden Wendung zum Zünglein an der Waage wird.

Jene Wendung obliegt dem Handlungsmoment, wenn sich Connor und Marcus schließlich begegnen und Ersterer entscheiden muss, ob er dem ominösen „Zeitreisenden“ sein Vertrauen schenken will. Dabei vermisst es der Film, Marcus eine Motivation zu verleihen. Während sein erster Rettungsversuch von Kyle noch nachvollziehbar ist, berücksichtigt man die Umstände, so ist seine zweite Motivation etwas unverständlich. Schließlich wurde Marcus als Mann eingeführt, der keine Rücksicht auf andere Menschen nimmt, ja, der sogar seinen eigenen Bruder auf dem Gewissen hat. Zwar beruft sich Salvation auf Marcus’ mehrmaliger Predigt einer zweiten Chance, doch was ihn schließlich dazu bewegt, sich Kyles Schicksal anzunehmen, bleibt im Dunkeln. Hier ist der Film etwas schwammig, wie allgemein die ganze Prämisse der Todesliste irgendwann ziemlich gegenstandslos wird. Weshalb tötet SkyNet Reese nicht einfach, als es die Gelegenheit dazu hat? Oder woher weiß es überhaupt, wie Reese aussieht bzw. vermag diesen zu identifizieren? In diesen Momenten versucht sich der Film zu sehr auf Kyle als Schlüssel zum Verständnis des ganzen Terminator-Universums zu stützen. Andere Aspekte, wie Connors Sprung in den Pazifik, um das Kommando dazu zu bewegen ihn ins U-Boot aufzunehmen oder die Tatsache, dass man es sich in Zeiten des drohenden Genozids erst „verdienen“ muss, Teil des Widerstands zu sein (aber schön, dass man eine Auswahl hat) wirken dann nicht minder unstimmig.

Wie erwähnt mangelt es dem Film nicht an Action-Szenen. Die gelungenste von ihnen ist sicherlich die Flucht vor dem Harvester an der Tankstelle, die durch die überzeugenden Soundeffekte zusätzlich Atmosphäre verleiht bekommt. Alle anderen Actioneinstellungen sind zwar umfangreich, aber nicht sonderlich mitreißend. Hierzu zählt auch das Finale, welches sich großzügig sowohl bei The Terminator als auch bei Judgment Day bedient. Wenn man hier den T-800 so kämpfen sieht, kommt es einem Wunder gleich, dass er im ersten Teil in seiner Mission versagte. Bedenkt man die Ausgangslage in Camerons 1984er Film, wird auch nicht wirklich klar, weshalb SkyNet gleichzeitig die 800er-Reihe und das Marcus-Modell entwickelt (da beide demselben Zweck dienen). Die gesamte Nebenhandlung um Marcus, von der Einführung des Filmes bis hin zur „Auflösung“ (die eigentlich keine ist), ist narrativ nur unzureichend dargestellt. Helena Bonham Carter in ihrer Rolle als Selena Kogan ohnehin nicht nur überflüssig sondern auch schauspielerisch desolat. Den Grund für Letzteres findet man wahrscheinlich in der Tatsache, dass sie erst kurz vor Schluss Tilda Swinton ersetzte und zudem vier Familienmitglieder während ihrer Drehzeit durch einen Unfall verstarben. Es wäre wohl für alle Parteien das Beste gewesen, hätte man Carter für die ohnehin überflüssige Rolle einfach ersetzt.

In einem Branche, in der man in Filmprojekten immer öfter mit Spitznamen (hier JadaGrace, Common) konfrontiert wird, waren es sicherlich die drei Buchstaben McG, die vorab für den größten Zweifel unter den Fans sorgten. Und wirklich empfehlen will sich der Regisseur von Charlie’s Angels auch mit Salvation nicht so recht. Auffällig sind besonders McGs und Kameramann Shane Hurlbuts offensichtliche Vorliebe für Nahaufnahmen der Augenpartien. Diese finden sich durch den ganzen Film hindurch und verstören in den meisten Fällen als dass sie der Handlung zum Vorteil gereichen. Noch offensichtlicher ist aber McGs Angst, bei der seit 25 Jahren bestehenden Fangemeinde der Reihe durchzufallen. Anders lassen sich seine dutzende Referenzen, speziell natürlich an Camerons Filme, nicht erklären. Da sind die direkten – und unpassenden – Zitate „Come with me if you want to live“ und „I’ll be back“ nur die Spitze des Eisberges. Wie angesprochen ist es zudem das Finale, das seine größte Inspiration aus den Vorgängern bezog. Etwas mehr Mut zur Eigenständigkeit hätte man McG hier durchaus gewünscht. Immerhin hatte er die große Chance, einen Film, losgelöst von der vorherigen Trilogie zu erzählen. Keine Zeitreisestory um einen bösen Terminator, kein von äußeren Beschützern abhängiger John Connor. Da passt es nur zu gut ins Bild, dass Salvation der erste Film der Reihe ist, der ein „PG-13“-Rating erhielt, was nicht einmal die Familienversion Judgment Day geschafft hatte.

Letztlich ist Terminator: Salvation ein verschenkter Versuch, Camerons Geschichte auf ein neues Level zu heben. Da überrascht es auch nicht, dass die Zukunft weitaus weniger trostlos daherkommt, als man es erwartet hätte. Zumindest orientiert sich der Look eher an Mad Max denn The Terminator (was nicht nur daran liegt, dass hier Tag- und dort Nachtaufnahmen domininieren). Während die Action grundsätzlich in Ordnung geht, hapert es dem Film etwas an seinen Charakteren. Worthington, Bale und Bonham Carter versagen total, von den überzeugenden Yelchin, Bloodgood und Common gibt es zu wenig zu sehen. Noch härter hat es nur Bryce Dallas Howard als Kate Connor getroffen, die selbst in ihrer geringen Leinwandpräsenz nicht sonderlich viel machen darf.

So ist es Danny Elfmans gelungener Score, der hier (speziell durch das schöne, hoffnungsvolle Theme) über allem schweben darf. Gelungen ist auch die Einbindung von Linda Hamilton und Gouverneur Arnold Schwarzenegger, auch wenn man sich von der Szene des letzteren etwas mehr versprochen hätte. Sein Potential schöpft der Film also nicht aus, enttäuscht jedoch auch nicht. Vielmehr ist er einfach nur unwahrscheinlich belanglos, sodass man sich nach Kinobesuch nicht mehr weiter mit ihm beschäftigen möchte oder gar muss. Das Ende ist etwas flach geraten – zum Glück haben sich die Spoiler nicht bewahrheitet – und macht nicht unbedingt Lust auf mehr. Es bleibt also zu Hoffen, dass McG – sollte er an Bord bleiben (dürfen) – für den zweiten Teil etwas mehr Gewicht auf die Figuren legt und sich weniger an den Vorgängern orientiert. Dann wird das auch was, mit der Zukunft.

5.5/10 – erschienen bei Wicked-Vision

28. Mai 2009

South Park - Season Ten

The perfect storm of self-satisfaction.

Im Vergleich zur achten Staffel hatte die Neunte etwas gelitten. Ein grober Blick auf die Episodenübersicht verspricht jedoch schon allein durch die beiden Doppelfolgen der zehnten Staffel, dass dies eher nicht der Fall sein würde. Und es sind auch jene beiden Doppelfolgen, die sich wohl mit den politischeren Themen des Jahres 2006 auseinander setzten. Aber South Park weiß auch wie immer mit eher lockeren Folgen aufzuwarten, die sich jedoch nicht aussparen, einige bissige Kommentare in die eine oder andere Richtung abzugeben. Mittelstück und Herz der zehnten Staffel ist jedoch fraglos die mit einem Primetime Emmy ausgezeichnete Folge Make Love, Not Warcraft, die auch den Höhepunkt der Staffel bildet.

Den Auftakt bildet jedoch mit The Return of Chef die Abrechnung mit Isaac Hayes. Hayes, Sprecher der Kultfigur Chefkoch, äußerte nach Trapped in the Closet seinen Unmut über Trey Parker und Matt Stone. In besagter Folge aus der Vorjahresstaffel nahmen die Macher die Sekte Scientology aufs Korn, zu denen auch Hayes zählt. Durch dessen Abwesenheit wurden die Zeilen von Chefkoch mit ehemaligen Zitaten ausgefüllt und das Hayes-Scientology-Szenario in einer Chefkoch-Pädophilen-Konstellation aufgekocht. Bedenkt man die einige Monate später ausgetrahlte Episode Go God Go XII, müssen sich sowohl Parker als auch Stone allerdings den Vorwurf gefallen lassen, dass sie scheinbar nach zweierlei Maß messen, wenn es um Toleranz und Akzeptanz geht.

In der Doppelfolge Go God Go und Go God Go XII beschäftigt sich South Park zum einen mit dem – zuvorderst amerikanischen – Konflikt zwischen Evolutionisten und Creationisten (beide Parteien vertreten durch den Biologen Richard Dawkins und Mrs. Garrison) und der Akzeptanz von Andersdenkenden. Etwas gelockert, zugleich aber auch zusammengehalten, werden die Folgen von Cartmans Ungeduld hinsichtlich der Nintendo Wii Veröffentlichung. Gewürzt wird das Szenario dann mit Filmreferenzen an Buck Rogers in the 25th Century, A.I. – Artificial Intelligence und Life of Brian. Zwar stehen Parker und Stone hier für die Toleranz von Menschen ein, die religiöse anders gesinnt sind, doch wie oben angesprochen läuft die Moral dieser Botschaft der Auftaktsfolge etwas zuwider.

Natürlich dürfen auch wieder Folgen über das Umweltthema nicht fehlen, wobei speziell ManBearPig hier im Zuge von Al Gores An Inconvenient Truth eher versagt und eine der schlechteren Folgend er zehnten Staffel ausmacht. Zwar ist Gores Persiflage („I’m super serial“) sehr amüsant, jedoch das Schema der Folge kurz darauf ziemlich eintönig. Besser weiß da „Smug Alert“ zu gefallen, welches sich über jene Menschen lustig macht, die glauben durch ihre Umweltaktivität besser als ihre Mitmenschen zu sein. Es ist jedoch gerade die Mitte der Staffel, welche die etwas missratenen Folgen beherbergt. Zwar haben Mystery of the Urinal Deuce (Verschwörung zum 11. September) und Miss Teacher Bangs a Boy („Niceee“) ihre gelungenen Momente, doch wissen die Folgen, trotz ihres Bezugs zur Realität (911truth.org, Debra Lafave), nicht vollends zu überzeugen.

Die beste Folge ist ziemlich eindeutig Make Love, Not Warcraft gefolgt von A Million Little Fibers. Erstere Episode ist eine Zusammenarbeit mit den Herstellern von World of Warcraft und nimmt sehr gekonnt jene Nutzer des Spieles auf die Schippe, die ihr ganzes Leben aufgeben und auf jene virtuelle Realität ausrichten. Die Episode, an der fünf Tage lang gearbeitet wurde, steht damit mit Good Times With Weapons (8. Staffel) in einer neuen Tradition von Inter-Kolloboration der South Park-Macher. Im Gegensatz dazu lebt A Million Little Fibers in der ersten Hälfte von dem grandiosen Towelie („You’re a towel!“) und in der zweiten Hälfte von dem nicht minder genialen dynamischen Duo: Oprah Winfreys Vagina und After („At least I could see Paris before I died.“). Es ist zwar eine Nonsens-Folge, die ohne die vier Jungs aus South Park auskommen muss, weiß jedoch zu unterhalten.

In anderen Folgen nimmt sich South Park der amerikanischen Kultur an, um dieser den Spiegel vorzuhalten (Tsst/Super-Nanny, Hell on Earth 2006/Super Sweet 16, Stanley’s Cup/Sportaffinität). Ein sehr wichtiges Thema bildet dann den Inhalt der Doppelfolge Cartoon Wars, in der zwar South Park eine kleine Hasstirade auf Family Guy platziert (unabhängig davon, dass die Vorwürfe begründet sind), wobei dennoch der Zensurstreit obsiegt. Ausgangspunkt ist die Darstellung von Mohammed in Medien jeglicher Art. Ironischerweise zensierte Comedy Central selbst die Darstellung von Mohammed in einer Folge, die sich mit der Zensur einer Darstellung von Mohammed beschäftigte. Die Problematik einer scheinbar nicht durchsetzbaren Pressefreiheit wird hier mal wieder offensichtlich. Die zehnte Staffel von South Park unterhält, fängt sich im Vergleich zum Vorgänger ein wenig, weist aber dennoch die hier im Text hervorgehobenen Mängel auf. Nichtsdestotrotz weiterhin eine der fabelhaften amerikanischen Serien.

8/10 - erschienen bei Wicked-Vision

26. Mai 2009

Gossip Girl - Season Two

Ain’t karma a bitch? We know Blair Waldorf is.

Letztes Jahr war die erste Staffel von Josh Schwartz’ neuer Serie, Gossip Girl, von mir zur Serie des Jahres gekürt worden. Hatte ich zuerst etwas Anlaufschwierigkeiten, nahm mich der Drama-Faktor der Show kurz darauf richtig an. Hier legt wahrlich jede/r jede/n aufs Kreuz – gerne auch mehrfach. Zwar war die Auflösung des großen Geheimnis’ von Serena van der Woodsen (Blake Lively) letztlich nicht wirklich spektakulär (sie glaubte einen Menschen auf dem Gewissen zu haben), aber im Grunde wurde die Startstaffel ohnehin von Blair Waldorf (Leighton Meester) getragen. Mit ihren Kabalen reihte sie sich ganz weit oben ein, in der Liste der intriganten Schlampen (vis a vis mit Heather Locklears Amanda aus Melrose Place). Ihre kleinen und großen Machenschaften – mal mit, mal ohne Chuck Bass (Ed Westwick) – ließen bisweilen die Kinnladen zu Boden knallen. Aber man weiß ja, die unschuldigsten Gesichter bergen die größten Teufel. Inhaltlich folgte Gossip Girl zuvorderst den Erlebnissen des mittelständischen Dan Humphrey (Penn Badgley), sowie seiner Schwester Jenny (Taylor Momsen) und dem gemeinsamen Vater (Matthew Settle).

Am Ende der ersten Staffel gab es nun jede Menge Drama. Serena ehemalige Freundin Georgina (Michelle Trachtenberg) trieb sich wie ein Keil zwischen das Paar, während auch Chuck und Blair ihr Glück nicht gegönnt sein wollte. Die zweite Staffel setzt nun in den letzten Wochen der Sommerferien an, wenn Serena und Nate (Chace Crawford) vorgeben, wieder zusammen zu sein, während Nate eigentlich eine Affäre mit einer verheirateten Frau (Mädchen Amick) unterhält. Währenddessen trumpft Jenny in der Modefirma von Blairs Mutter auf, Blair lernt einen charmanten britischen Adeligen kennen und Dan genießt sein Praktikum bei einer renommierten Zeitung. Doch wer Gossip Girl kennt, der weiß, dass sich die Charaktere nur dann wohl fühlen, wenn sie im gegenseitigen Elend baden können. Inhaltlich versucht die zweite Staffel dabei mehrere Erzählstränge zu stemmen. Sei es Blairs Affäre mit Marcus, Dans Recherchen hinsichtlich Chucks Kindheit oder der unerwartete Tod von Chucks Vater, sowie die On-Off-Beziehung zwischen Rufus und Lily (Kelly Rutherford). Ganz besonders delikat wird das Ganze dann, als Dan eine Liaison mit Serenas Lehrerin Ms Carr (Laura Breckenridge) beginnt, während Blairs Zukunft den Bach runter zu gehen scheint.

Während der ersten fünfzehn Episoden weiß die Drama-Serie gut zu unterhalten, baut jedoch im Vergleich zum Vorgänger bereits eine Spur ab. Mit Pret-a-Poor-J und Gone With the Will wollen auch lediglich zwei Folgen so richtig überzeugen, wobei es – traurigerweise – gerade die Storyline um Mädchen Amicks Figur ist, die der Serie zu Beginn großen Schaden zufügt. Das Intrigenmuster - welches frei von jeglicher Motivation ist - will nicht wirklich unterhalten, sondern langweilt mit der Zeit eher. Derartige Nebenhandlungen baute Gossip Girl in den vergangenen Monaten öfters auf. Hatte Dans Affäre mit Ms Carr noch ansatzweise einen Zweck, so waren Serenas Anbandlungen mit Aaron, Gabriel und Co. nur leidliches Balsam auf die Drama-Haut der Serie. Ohnehin verkommt Schwartz’ Schöpfung inzwischen zu einer kleinen Melrose Place-Kopie, von im wörtlichen Sinne praktisch jeder einmal mit jedem ins Bett steigen darf. Besonders für Chace Crawford hatte man dieses Jahr einiges im Peto, durfte sich sein Charakter im Laufe der 25 Folgen neben Mädchen Amicks Figur auch noch mit Jenny, Blair und Vanessa (Jessica Szohr) vergnügen. Die Liebesschwüre ändern sich hierbei schneller, als für gewöhnlich das Wetter im April. Dass dabei die ungewöhnlichsten Durchmischungen zu Stande kommen, macht die Sache nur noch abstruser.

Mit den finalen zehn Episoden bricht die Show dann grandios ein, wobei hier die Schüler-Lehrerin-Affäre noch das Beste ist. Teilweise nehmen die Handlungsbögen wie in You’ve Got Yale! desaströse Formen an, wenn sich Chucks Cousin während einer Opernpause auf die Damentoilette mit Lily van der Woodsen einsperrt, um diese dort zu vergewaltigen. Fast genauso schlecht, weil total überflüssig, ist die vorletzte Folge Valley Girls, die, wie schon in Grey’s Anatomy vor zwei Jahren gepflegt, das im Herbst startende Spin-Off der Serie rund um die Jugendjahre von Lily einführen sollte. Eigentlich sind die letzten zehn Folgen bis auf das Staffelfinale The Goodbye Gossip Girl eine Beleidigung für die Ereignisse der ersten Staffel, hatte diese doch ein außerordentliches Niveau an den Tag gelegt. Es sollte somit nicht verwundern, dass die Serie - selbst wenn die Zuschauerzahlen in den USA im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind - im zweiten Jahr stark nachlässt. Oder drastischer gesagt, kaum wieder zu erkennen ist.

Sinnbildlich für die Inhaltsfreiheit der letzten Staffel kann man Lilys und Rufus’ Beziehung nehmen. Stets führt die kleinste Auseinandersetzung dazu, dass sich Rufus von Lily abwendet, um ein, zwei Folgen später doch wieder von Hochzeit und Zusammenziehen zu sprechen. Das wiederholt sich dann selbstverständlich mehrfach, fast genauso oft, wie Chuck und Blair versuchen anzubandeln, aber scheinbar aufgrund ihrer inneren Verrottung nicht dazu fähig sind, zu ihren Gefühlen zu stehen. Da brauchen sich die Charaktere nicht wundern, wenn sie im Finale Gossip Girl (Kirsten Bell) in aller Öffentlichkeit ob ihrer Geheimnisse und Fehltritte bloßstellt. Im Nachhinein sind die einzigen besonderen Vorzüge der zweiten Staffel - allerdings ausschließlich in optischer Hinsicht - die Gastrollen von der umwerfenden Mädchen Amick und der ihr kaum nachstehenden Tamara Feldman. Über die Nachfolgerstaffel, die kaum ein Kandidat für den Titel der Serie des Jahres ist, hüllt man besser den Deckmantel des Schweigens. Immerhin suggeriert das Staffelfinale, dass einige der Figuren in ihrem Charakter gewachsen sind. Ob sich diese Charaktere festigen werden, wird man im Herbst sehen. Inwieweit sich die Serie hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Locations fortführen lässt - die fünfte Staffel von Dawson’s Creek lässt grüßen -, bleibt abzuwarten.

7/10

24. Mai 2009

Prison Break - Season Four

Be the change you want to see in the world.

Man hat sicherlich ein Problem, wenn man wie Paul Scheuring eine Serie Prison Break nennt und ebenjenen Gefängnisausbruch an das Ende der ersten Staffel setzt. Folglich muss die Serie in den kommenden Staffeln ihre Prämisse verlieren bzw. ändern. Man kann nu natürlich argumentieren, dass die Verfolgung durch die Company die beiden Brüder Michael Scofield (Wentworth Miller) und Lincoln Burrows (Dominic Purcell) auch irgendwie in ein „Gefängnis“ versetzt (schließlich sind sie im eigentlichen Sinne nicht „frei“), aus welchem sie ausbrechen müssen. Nichtsdestotrotz ging man in der dritten Staffel aber auf Nummer sicher und verfrachtete einige der Fox River Eight im panamesischen Sona erneut in ein Gefängnis. Doch Prison Break kam nicht umhin, bereits frühzeitig Qualität einzubüßen. Bereits die zweite Staffel, die im Kern nichts anderes als eine TV-Variante von The Fugitive war, baute stark gegenüber dem klaustrophobischen und herausragenden Serienstart in Staffel Eins ab. Es war der von William Fichtner exzellent portraitierten Figur des Agent Mahone geschuldet, dass die Serie im Stande war, ein gewisses Niveau aufrecht zu erhalten.

Mit der dritten Staffel verlor sich die Qualität jedoch nochmals. Nun war es Michael, der eine Gefängnisstrafe antrat, und Lincoln, der seinen Bruder befreien musste. Und da Sarah Wayne Callies aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht mehr Dr. Sara Tancredi spielen wollte, wurde die Figur kurzerhand umgebracht. Dies führte nach erfolgreicher Flucht aus Sona dazu, dass Michael nun eine einsame Mission beging, um sich an Gretchen (Jodi Lyn O’Keefe) und der Company zu rächen. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Prison Break für eine vierte und finale Staffel verlängert würde. Fox merkte, dass die Geschichte an ihrem Ende angelangt war, dass das ewige Katz und Maus Spiel mit der Company redundant wurde und abgeschlossen werden musste. Die Serie war in der Zuschauergunst um gut zwanzig Plätze runtergerutscht, weder die Quoten noch die präsentierte Handlung wollte stimmen. Wie schlecht es um die Serie wirklich bestellt war, merkte man dann an der vierten Staffel, die im Vergleich zu ihrem Vorgänger drei Millionen Zuschauer einbüßte und sich zuvorderst durch ihr mangelhaftes Drehbuch auszeichnete.

Was die Autoren in der Auftaktfolge Scylla auf das Publikum loslassen, das hat die Welt noch nicht gesehen. Kurzerhand wird innerhalb der ersten fünf Minuten Whistler (Chris Vance) erschossen, nur damit Gretchen gegenüber Michael enthüllt, dass Sara (Sarah Wayne Callies) doch noch lebt. Lincoln hatte nämlich letztes Jahr nicht richtig hingeschaut, stellt sich heraus, und dabei glatt Saras abgetrennten Kopf mit dem einer unbekannten Frau verwechselt. So einfach kann amerikanisches Fernsehen manchmal sein. Für derartige Lapsūs erhält Scylla schon mal die Niedrigstwertung. Inhaltlich bietet die Folge den Auftakt der Prämisse für die erste Hälfte der vierten Staffel. Michael, Lincoln, Mahone, Sara, Sucre (Amaury Nolasco) und Bellick (Wade Williams) sollen für den Agenten Don Self (Michael Rapaport) des Heimatschutzes das Computersystem Scylla der Company stehlen. Da jenes System allerdings aus sechs Schlüsseln besteht, müssen diese erst der Reihe nach kopiert werden. Währenddessen schickt General Krantz (Leon Russom) seinen Auftragskiller Wyatt (Cress Williams) hinter der Truppe her.

Es ist jene Klimax der ersten Hälfte, die tatsächlich Klasse entwickelt und durch ihren Spannungsaufbau an die Hochzeit der ersten Staffel erinnert. Neben Five the Hard Way wissen vor allem Quiet Riot und Selfless zu überzeugen und trumpfen durch ihre nahezu perfekte Komposition auf. Es gelingt Scylla zu entschlüsseln, nur offenbart schon die verbliebene Zahl an Episoden, dass die Geschichte an diesem Punkt noch lange nicht zu Ende erzählt ist. In einer Nebenhandlung wird Michael ein vererbtes Aneurysma angehängt, sodass sein Fortleben von den Ärzten der Company abhängig ist. Self stellt sich als Verräter heraus, der Scylla an den Meistbietenden verkaufen will. Nun obliegt es Lincoln, Mahone und Co. Scylla zurück zu erobern. Als Michael und Sara die Flucht gelingt, geraten die Brüder auf unterschiedliche Seiten, die nochmals aufgespaltet werden, als mit Christina (Kathleen Quinlan) ihre Mutter als gewichtige Drahtzieherin der Company und Scylla die Bühne betritt. In den kommenden Episoden werden die Teams neu verteilt und eine neue Form der Redundanz eingeführt.

Weil der General die Liebsten von Lincoln, Self und Mahone bedroht, versuchen diese Scylla für die Company wiederzuerlangen. T-Bag (Robert Knepper) hilft als Handlanger des General gleich mit, während Michael und Sara die Company zum Sturz bringen wollen und Christina, ähnlich wie Self zuvor, an den Meistbietenden zu verkaufen strebt. Im Zuge dieser Schnitzeljagd fällt Scylla mal der einen und dann wieder der anderen Gruppe in die Hände. Die gesamte Schose, die sich über mehrere Folgen bis ins Finale zieht, ist nicht nur langweilig, sondern auch ermüdend. Hier zeigen die Autoren eindrucksvoll, dass sie im Grunde nichts zu erzählen haben und lediglich das Ende der Serie hinauszögern wollen. Es verwundert auch nicht, dass durchweg alle Folgen dieses Schauspiels ein unterdurchschnittliches Niveau haben, von denen ich jetzt keine explizit loben könnte. Eigentlich handelt es sich hierbei um nichts anderes als das Vorspiel zum Finale, welches – man verzichtete dankenswerterweise auf zwei weitere Episoden – in einer Doppelfolge daherkommt. Während Rate of Exchange noch relativ solide daherkommt, ist es mit Killing Your Number dann das Serienfinale, das neben Scylla zu den schlechtesten Folgen der Seriengeschichte zählt.

Aus unerfindlichen Gründen werden hier neben dem zuvor lange abwesenden Sucre auch andere Figuren ins Finale geschrieben, die nicht wirklich etwas mit der Geschichte zu tun haben und nichts als Nostalgie hervorrufen sollen. Die große Auflösung der Ereignisse ist dann auch nicht sonderlich aufregend gestaltet, eher im Gegenteil. Großartig ist die letzte Partei, die sich schließlich Scylla bemächtigt. So etwas habe ich zuvor im Fernsehen auch noch nie gesehen. Für die finale Einstellung wollte Scheuring Prison Break wohl mit einem Knall untergehen lassen. Dabei war diese Entscheidung nicht nur unnötig, sondern auch unstimmig und wenig harmonisch zum bisherigen Serienverlauf. Ingesamt ist die vierte Staffel ein unwürdiger Abschluss für die Serie, nur noch getoppt von der finalen Folge, die nicht nur ein armseliges Resultat für die Serie selbst ist, sondern auch für die vierte Staffel an sich. Die schauspielerischen Leistungen sind meistens okay, da kann man nicht meckern. Wobei an Fichtner und Knepper schwer eine der anderen Personen herankommt, bedenkt man dass Callies, Miller und Purcell die meiste Zeit mit demselben Gesichtsausdruck durch die Handlung laufen. Wie man nach den obigen Worten schließen kann, hält sich auch die Spannung – abgesehen von der Klimax der ersten Hälfte – in Grenzen. Im Nachhinein kann man froh sein, dass Prison Break nun zu Ende gegangen ist. Es ist kein ruhmvoller Abschluss, aber ein Abschluss.

6.5/10

22. Mai 2009

Grey’s Anatomy - Season Five

It’s time to make your own speeches.

Langlebige Serien sind in der heutigen Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Denn in der Medienwelt sind Quoten die neue Währung und wer kein „Geld“ hat, der darf nicht mitspielen. Schließlich sind es die Unterhaltungssendungen, die den Sendern ihre Existenzberechtigung verleihen. So kommt es, dass Serien wie Joss Whedons Dollhouse wohl allein wegen ihrer geringen Zuschauerzahl keine Verlängerung erfahren, während andere Serien im Herbst zurückkehren werden. Unter ihnen wird sich auch Shonda Rhimes’ Grey’s Anatomy mit ihrer sechsten Staffel. Und das, obschon die Quoten für Grey’s erneut gefallen sind, nachdem die Serie mit ihrer vierten Staffel im Vorjahr ihren bisherigen Tiefpunkt erlitten hatte. Bedenkt man die Entwicklungen im diesjährigen Staffelfinale, lässt sich davon ausgehen, dass die Quoten auch nächstes Jahr nochmals einbrechen werden. Dies könnte das Ende für das Ärzte-Drama darstellen. Aber soweit soll an dieser Stelle noch nicht gedacht werden.

In der Auftaktepisode Dream a Little Dream of Me – Part I weiß Rhimes gekonnt mit den Zuschauererwartungen zu spielen. Die ersten Sekunden befriedigen nämlich das, was das Finale des letzten Jahres suggeriert hatte. Doch natürlich hatte Derek (Patrick Dempsey) keinen Unfall, der ihn dem Tode nahe ins Seattle Grace Hospital einlieferte. Die große Überraschung der fünften Staffel ist sicherlich die Tatsache, dass Rhimes das Drama aus der Beziehung zwischen dem Neurochirurgen und Meredith Grey (Ellen Pompeo) herausnimmt. Im Gegenteil, die Liaison der beiden Ärzte festigt sich paradoxerweise sogar – sieht man von einem kurzzeitigen Lapsus Dereks ab. Am Ende steht dann die Verlobung der Beiden – und damit etwas, von dem Meredith selbst, gerade in der vierten Staffel, nicht zu Denken gewagt hätte. Ähnlich wie bei der Jim-Pam-Verlobung in The Office lässt die erwartete Hochzeit jedoch noch auf sich warten und wird für größere Effekthascherei aufgeschoben. Denn andere Ereignisse wissen sich stets in den Vordergrund zu drängen.

Für Meredith ergibt sich die Gelegenheit, ihre Mutter besser kennen zu lernen. Als sie deren Tagebücher findet, scheint sie in ihrem Charakter zu festigen und insgesamt zu reifen. Dies merkt man vor allem daran, dass sie sich endlich ihrer kleinen Halbschwester Lexie (Chyler Leigh) öffnet und diese als Familienmitglied akzeptiert. Erfreulicherweise hält sich Pompeos Figur ansonsten – im Gegensatz zur dritten Staffel – etwas im Hintergrund bzw. lässt den anderen Charakteren Luft zum Atmen. Für Dempseys Figur hat sich Rhimes eine Katharsis bei dem großen Vorbild Scrubs abgeschaut. In I Will Follow You Into the Dark kopiert die Serie My Fallen Hero, als Derek sich isoliert und dem Alkohol zuwendet, nachdem er einen Patienten verloren hat. Wie in vielen Belangen (z.B. Pompeos Voice-over) vermag Rhimes jedoch nicht an die Klasse von Lawrence Sitcom heranzureichen. Dass Shepherd sich letztlich wieder zusammenreißt, versteht sich natürlich von selbst.

Aber immerhin habe ich, was die anderen Ärzte angeht, weitestgehend Recht behalten. Cristina (Sandra Oh) darf erneut mit einem Vorgesetzten anbandeln, der aber überraschenderweise nicht der Kardiologie entstammt. Doch Owen Hunt (Kevin McKidd) hat als Veteran des Irakkriegs mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, die kurz darauf auch Cristina heimsuchen werden. Die Beziehung ist aber sehr nett und vorsichtig ausgearbeitet und findet im Staffelfinale eine nette Konklusion – auch wenn diese natürlich im Schatten des überwältigenden Dramas steht. Wo Meredith jedoch besonnener werden darf, erhält Cristina menschlichere Züge. Beides sehr löbliche Entwicklungen innerhalb der Serie. Weniger löblich ist da die Platzierung von Alex Karev (Justin Chambers), der wie jedes Jahr kaum Aufmerksamkeit erhält und ähnlich wie T.R. Knight als George O’Malley bis zu den finalen Folgen eher ins Hintertreffen gerät. Mit der Figur scheint Rhimes an ihre Grenzen geraten zu sein, wirklich neuartige Wendungen lassen sich kaum noch mit Karev vollziehen.

Dasselbe Schicksal offenbart sich Mark Sloan (Eric Dane), dem man zwar nach hinten raus eine viel versprechende Beziehung mit Lexie angedichtet hat (wobei nicht wirklich klar wird, wieso diese Beziehung viel versprechend ist), der allerdings ansonsten wie Dr. Bailey (Chandra Wilson) eher nur Mittel zum Zweck ist. Im Falle der Sloan-Lexie-Affäre ist der ganze Umstand für sich schon ungewöhnlich, da Rhimes Lexie sich erst wenige Folgen zuvor in George verlieben ließ. Diese Nebenhandlung wurde anschließend komischerweise ganz fallen gelassen. Etwas sauer stößt auch der plötzliche Abschied von Erika Hahn (Brooke Smith) auf, die im Stile eines Isaiah Washington das Seattle Grace verlassen hat. Scheinbar wollte Rhime die Show heterosexueller gestalten, nachdem mit Smith und Melissa Georges Gastfigur Sadie neben Callie Torres (Sara Ramirez) scheinbar zu viele „lesbische“ Figuren in Grey’s aufgetreten waren. Das hätte man besser lösen können, vor allem da mit Jessica Capshaw kurz darauf eine neue lesbische Ärztin die Bühne betritt.

Etwas schlecht gelöst hat Rhimes dann die Storyline um Izzie Stevens (Katherine Heigl). Nachdem Heigl bereits im Vorjahr mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, ist sie zudem die einzige Person des Grey’s-Ensembles, die den Sprung ins Kino geschafft zu haben scheint. Da war die Gehirntumor-Geschichte in Verbindung mit den Halluzinationen um Denny (Jeffrey Dean Morgan) ein willkommenes Mittel, um Heigl aus der Serie zu schreiben. Problematisch ist hier lediglich der nicht vorhandene Spannungsbogen, der auch schon Dominic Monaghans Ausstieg aus Lost zu absehbar machte. Es ist somit keine Frage, ob die Person stirbt, sondern wie. Dass James Pickens, Jr. den Ausstiegt von Heigl und Knight bereits in der Mitte der Staffel ausplauderte, machte die Sache natürlich nicht besser. Dahingehend weiß das Staffelfinale Now or Never zumindest in einer Weise wirklich zu überraschen. Und zwar auf eine Art und Weise, wie ich selbst sie im Fernsehen schon lange nicht mehr gesehen habe. An dem Ausstiegt der beiden Schauspieler dürfte dies jedoch nichts ändern, auch wenn der Cliffhanger hier mehrdeutig ist.

Wie bereits in den Staffeln zuvor wartet Grey’s Anatomy auch dieses Jahr wieder mit einigen Gaststars auf. Kevin McKidd verkommt mit seiner Präsenz praktisch schon zum Hauptcast, während Mary McDonell, Eric Stoltz und Melissa George in mehreren und August Schellenberg, Faye Dunaway und Hector Elizondo in Einzelfolgen auftauchen. Die fünfte Staffel ist erstaunlich homogen und weiß dank der oben genannten Vorzüge im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor wieder zuzulegen. Die gelungenste Episode stellt Stairway to Heaven dar, in welcher Stevens’ Zustand offenbart wird und Stoltz seinen Auftritt hat. Des Weiteren wissen auch eine Handvoll anderer Folgen zu überzeugen, der Rest bewegt sich im durchschnittlichen Bereich. Gelegentlich schimmert der gute alte Grey’s-Humor durch und auch mit splatter-artigen Szenen auf dem OP-Tisch hält die Show nicht zurück. Zwar weiß die Krebs-Handlung um Izzie nicht so recht zu unterhalten, aber grundsätzlich stellte die fünfte Staffel eine Verbesserung dar. Inwieweit die sechste Staffel hieran anknüpfen kann, ohne Heigl und Knight, wird man im Herbst sehen.

7.5/10

20. Mai 2009

How I Met Your Mother - Season Four

The place where the possible and the impossible meet to become...the possimpible.

“Kids”, ertönt die Stimme von Bob Saget aus dem Fernseher, wenn ein alter Ted Mosby seinen Kindern die Geschichte erzählt, wie er ihre Mutter traf. Dabei spielte die Prämisse von How I Met Your Mother in der Serie noch nie eine Rolle. Denn im Nachhinein erzählt die Sitcom von Carter Bays und Craig Thomas weniger die Geschichte, wie Ted (Josh Radnor) die Mutter seiner Kinder traf, sondern vom Alltag und den Problemen seiner Clique. Jobwechsel, verblasste Liebe, wieder entflammte Liebe, nicht erwiderte Liebe und eine mysteriöse Ziege, die gerne unangekündigt vorbei schaut. So konnte How I Met Your Mother in den letzten vier Jahre bedingt das Friends-Vakuum gefüllt. Oder versuchte es zumindest. Denn an ihr Vorbild reicht How I Met Your Mother auch dieses Jahr nicht heran.

Schnell frühstückt man die geplante Hochzeit mit Stella (Sarah Chalke) ab, da ohnehin feststand, dass sie nur eine Randnotiz in Teds Leben einnehmen würde. Weshalb die Klimax auch nur leidlich unterhaltsam ausfällt. Letztlich wird der Architekt in einer wenig innovativen Wendung für Stellas Ex vor dem Altar stehen gelassen. Im weiteren Verlauf der Staffel hat Ted dann auch nicht mehr sonderlich viel mit Frauen am Hut, sodass sich Affären wie im Vorjahr mit Gaststars á la Mandy Moore nicht ergeben. Stattdessen rückt Teds Karriereknick in den Fokus. Nachdem seinem Jobverlust versucht er sich als Selbstständiger durchzuschlagen. Dies gelingt mehr schlecht als recht, dient jedoch (natürlich) als Aufhänger, für die (versprochene) Bekanntschaft von Ted und der zukünftigen Gattin.

Auch für Robin (Cobie Smulders) hält das Berufsleben neue Herausforderungen bereit. Zuerst wechselt sie nach Japan, nur um schließlich erneut in New York nach Arbeit zu suchen, um die Ausweisung zu vermeiden. Am Ende landet sie in einer Morgensendung, was besonders amüsant in The Front Porch zum Thema wird, wenn sich zwar alle verabreden, um die Sendung zu schauen (die sehr spektakulär verläuft), nur um letztlich nichts mitzukriegen. Im Berufsleben der anderen tut sich dagegen nichts, auch wenn Marshall (Jason Segel) kurz befürchtet, eventuell entlassen zu werden. Ansonsten besteht die vierte Staffel aus weitestgehend zusammenhangslosen Episoden. Den Tiefpunkt markieren redundante Folgen wie The Best Burger in New York oder Sorry, Bro.

Eine kleine Nebenhandlung wird in der Fortführung von Barneys (Neil Patrick Harris) Gefühlen für Robin eröffnet. Es ist jedoch wie in Happily Ever After meist Barneys eigenes Verschulden, dass aus einer Beziehung nichts wird. Abgesehen davon zählt Neil Patrick Harris aber auch dieses Jahr wieder zu den uneingeschränkten Höhepunkten der Serie. Allein sein phänomenales Video Resümee aus The Possimpible ist für die Ewigkeit gemacht. Aber auch sonst wissen speziell die Folgen, die sich mehr als die anderen um ihn drehen, aus der Masse hervorzustechen. Murtaugh ist hierfür ein exzellentes Beispiel, wenn Barney versucht zu beweisen, dass er (und damit auch Ted) noch nicht „zu alt für diesen Scheiß“ ist. Hierzu zählen auch andere Episoden, wie The Fight oder The Naked Man.

Im Gegensatz zu den anderen Figuren nimmt Lily (Alyson Hannigan) in diesem Jahr den letzten Platz in der Rangliste der Freunde ein. Offensichtlich ist das Potential für die Figur an seine Grenzen gestoßen, wird die Einbindung von Lily in abgedrehte Aktionen im Gegensatz zu den anderen Charakteren immer geringer. Sie ist es auch, die neben Radnor am meisten Probleme hat, mit den meist besser aufgelegten Kollegen Harris, Segel und Smulders mitzuhalten. Dies kann aber auch daran liegen, dass ihre Figuren etwas ernsthafter geraten als die anderen. Lily, weil sie Ehefrau und als Lehrerin zudem eine Mutterfigur ist, während Ted danach strebt, endlich sesshaft zu werden. Was letztlich zu einer erwachsenen Haltung führt, wie im Staffelfinale The Leap zu sehen war.

Unterm Strich gesehen hält How I Met Your Mother ihr Niveau. Höhepunkte sind die Folgen The Possimpible und The Three Days Rule. Dicht gefolgt von Murtaugh und Three Days of Snow. Der Rest bewegt sich meist auf einem durchschnittlichen Niveau. Namhafte Gaststars, außer Laura Prepon und Robert Wisdom, sind diesmal nicht der Fall. Umso überraschender ist somit die Entwicklung, die die Serie genommen hat. Stand im Vorjahr nicht fest, dass sie verlängert werden würde, so übertrifft die Zuschauerzahl der vierten sogar die Werte der ersten Staffel. Dementsprechend steht einer fünften Staffel folglich nichts im Wege. Fraglich bleibt dennoch, wie lange sich die Show noch halten wird. Denn ewig können Craig Thomas und Carter Bays nicht an der eigentlichen Prämisse vorbei erzählen.

7/10

18. Mai 2009

The Office - Season Five

This is a dream I had since… lunch.

Man könnte meinen, Greg Daniels wollte mit der fünften Staffel von The Office gut machen, was der Autorenstreik in der vierten Staffel verursacht hat. Ganze 26 Folgen ließ er auf das Publikum los und bedenkt man gerade die zweite Hälfte, ist es erstaunlich, dass die Sitcom dennoch das Niveau ihrer Vorgänger zu halten vermochte. Auch in der fünften Staffel dreht sich vieles wieder um Liebe und Beziehungen. Schon beginnend mit Michaels (Steve Carrels) und Hollys (Amy Ryan) Affäre. Im Gegensatz zu Jan scheint Michael hier endlich jemand gefunden zu haben, der sich auf seinem (humoristischen) Level bewegt. Allerdings war es absehbar, dass die Beziehung nicht lange halten würde, was immerhin dazu führt, dass Toby (Paul Lieberstein) nach seiner missglückten Costa Rica Reise zurück in die Scrantoner Filiale von Dunder Mifflin kehrt.

Eine etwas dramatischere Beziehung führen da schon Angela (Angela Kinsey) und Andy (Ed Helms). Die ménage à trois zwischen den beiden Figuren und Dwight (Rainn Wilson) muss natürlich eskalieren und führt zu dem interessanten Ergebnis, dass sich beide Herren von der Neurotikerin abwenden (und teilweise sogar anfreunden). Diese Nebenhandlung ist allerdings nicht sonderlich interessant umgesetzt bzw. stört sie den Erzählfluss der restlichen Geschichte. So ist The Duel, die Klimax zwischen Dwight und Andy, auch die schlechteste Episode der fünften Staffel. Die Beziehung von Pam (Jenna Fisher) und Jim (John Krasinksi) dagegen scheint in Stein gemeißelt zu sein und erfährt erst leichte Sprünge, als die Ehe von Pams Eltern zu einem missverständlichen Streit führt.

Der grundsätzliche Ton der Serie scheint ernster geworden zu sein. Zumindest vermittelt der „Waffenstillstand“ zwischen Jim und Dwight diesen Eindruck. Lediglich zweimal spielt Jim seiner Nemesis einen Streich, womit die fünfte Staffel in dieser Kategorie die bereits niedrige vierte Staffel nochmals unterbietet. Dies ist dahingehend schade, dass frühere Streiche wie Dwight’s CIA-Auftrag oder Faxe aus der Zukunft das Herz von The Office ausmachten. Weshalb die Autoren nicht öfter auf derlei Ideen wie in Moroccan Christmas setzen, bleibt unverständlich. So kommt es in der gesamten zweiten Hälfte – wenn auch bedingt durch die Umstände – zu überhaupt keinem Streich seitens Jim an Dwight. Ein schmerzlicher Verlust für die Serie und ein Trend, der sich – bedenkt man die finale Szene der aktuellen Staffel – wohl auch im Herbst fortsetzen wird.

Ein thematische Überordnung weißt The Office dabei nur in der zweiten Hälfte auf. Die ersten Episoden beschäftigen sich primär mit den Beziehungsfragen von Michael, Dwight und Co. Allerdings finden sich auch hier die Höhepunkte der Staffel. Die tolle Folge Prince Family Paper wurde eine Woche später mit der perfekten Doppelfolge Stress Relief sogar noch überboten. Ansonsten bewegen sich die meisten Episoden auf dem gängigen The Office-Niveau und nur ein Viertel der Staffel ist lediglich durchschnittlich. Erst mit Michaels Kündigung und seinem Ersatz durch den von Idris Elba gespielten Charles bricht die Serie zum Ende hin etwas ein. Dieser Subplot, der aus sechs Folgen besteht, ist nur leidlich unterhaltsam und zudem extrem vorhersehbar. Obschon Elba sehr überzeugend spielt, birgt sein Charakter einfach zu wenig Sympathiepotential, als dass die Büroszenen ohne Michael wirklich funktionieren wollen. Genauso verhält es sich umgekehrt bei der Michael Scott Paper Company rund um Pam und den wieder eingeführten Ryan (B.J. Novak).

Hätte man auf diese sechs inhaltsleeren Folgen (trotz netten Jerry Maguire-Zitats) verzichtet, wäre die Staffel etwas runder und gelungener gewesen. Selbst wenn sich letztlich an der Wertung nichts ändert, da die Elba-Episoden zwar nur durchschnittlich, aber nicht schlecht sind. Ein Gewinn dagegen ist die neue Sekretärin Erin (Ellie Kemper), die sich mit überschwänglichem Enthusiasmus in ihren neuen Job stürzt. Der Staffelabschluss (dieses Jahr eine Solo-Folge) ist etwas schwach bzw. ruhig ausgefallen, weiß aber mit einer frohen Botschaft abzuschließen. Insgesamt ist auch die fünfte Staffel von The Office gelungene Unterhaltung und zeigt, dass die Show weiterhin durch ihre unglaubliche Konstanz zu glänzen weiß. Fraglich bleibt jedoch, wie lange sich Daniels Serie noch halten mag, da irgendwann die Ideen für die Scrantoneers ausgehen dürften. Bis dahin bin ich jedoch zuversichtlich.

8/10

14. Mai 2009

The Big Bang Theory - Season Two

I’m not insane. My mother had me tested.

Es scheint ein kleines Phänomen zu sein, dass die meisten Sitcoms über eine unwiderstehliche Figur verfügen. Sei es ein Joey Tribiani aus Friends, Barney Stinson in How I Met Your Mother oder Dwight K. Schrute von The Office. All diese Figuren sind sehr eigen, aber wahrscheinlich ist keine von ihnen so speziell wie Sheldon Cooper. Neurotisch und egozentrisch stellt diese Kult-Figur das Herzstück in Chuck Lorre und Bill Pradys The Big Bang Theory dar. Es ist erfreulicherweise erstaunlich, wie wenig sich hier einige Gags abnutzen. Zum Beispiel Sheldons Zwang auf einem bestimmten Platz des Sofas zu sitzen. Allein die Folge The Cushion Saturation beschäftigt sich ausgiebig mit jener Neurose, die auch in anderen Episoden Erwähnung findet. Dabei ist Sheldon (Jim Parsons) eine Figur, die man eigentlich nur deswegen so liebt, weil sie so unglaublich anstrengend sein kann.

Auf der anderen Seite haben wir Leonard Hofstadter (Johnny Galecki), der im Vergleich zur ersten Staffel ob seiner oft übertriebenen Naivität etwas einbüßt. Speziell in seiner Beziehung zu Penny (Kaley Couco), die gut ausgebaut wurde, wirkt Leonard (gerade was seinen Intellekt angeht) zu leichtgläubig, bleibt jedoch die erste Identifikationsfigur des Publikums in diesem Sammelsurium von Nerdlore zwischen Comics und Battlestar Galactica. Ohnehin seien an dieser Stelle die Autoren der Serie gelobt, die nicht nur den Eindruck erwecken, dass all das, was in The Big Bang Theory von sich gegeben wird, auch Hand und Fuß hat, sondern denen es zudem gelingt, bisweilen sehr geglückte Titelbeschreibungen für die einzelnen Folgen zu erdenken. Ohnehin überrascht die Sitcom mit zahlreichen frischen Ideen, sodass sich nie wirklich Redundanz verzeichnen lassen.

Denn mit The Killer Robot Instability enttäuscht nur eine der 23 Folgen der zweiten Staffel. Ansonsten verbessert sich die Show im Vergleich zum ersten Jahr, indem sich allgemein eine Qualitätssteigerung bemerkbar macht. Gerade die finalen sechs Folgen sind von starkem Niveau. The Maternal Capacitance und The Vegas Renormalization stellen hierbei die überzeugendsten Episoden dar, wobei auch Folgen wie The Bath Item Gift Hypothesis oder The Panty Piñata Polarization sehr gelungen sind. So vermag die Show nicht nur die Konstanz der vorherigen Staffel zu halten, sondern sogar das Tempo nochmals zu Steigern. Dies ist bei einer Anhebung der Episodenzahl um fünf Folgen nicht selbstverständlich und beweist, dass Lorre und Prady mit The Big Bang Theory ein Glücksgriff gelungen ist. Kein Wunder gab es bereits grünes Licht für weitere Staffeln.

Dieser Erfolg zeigt sich auch in der Fernsehquote. Zweimal war die Show Marktführer zu ihrer Sendezeit und im Vergleich zum Vorjahr schalten bei durchschnittlich 10,1 Millionen Zuschauern nochmals über eine Million mehr Leute ein. Hinzu kamen dieses Jahr Gastauftritten von Charlie Sheen (dank Lorres Two and a Half Men), Jodi Lyn O’Keefe und Summer Glau. Letztere muss sich in The Terminator Decoupling auf einer 11-stündigen Zugfahrt sowohl der Avancen von Rajesh (Kunal Nayyar) als auch Howard (Simon Helberg) erwehren. Womit die Überleitung zu den anderen beiden Hauptfiguren gelungen ist. Und inzwischen haben sich Helberg und Nayyar in der Tat ihren Status als vollwertige Hauptcharaktere neben Sheldon und Leonard redlich verdient, stehen sie doch in Episoden wie The Griffin Equivalency oder The Vegas Renormalization verstärkt im Mittelpunkt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass The Big Bang Theory nicht in solchen Maßen Nerdcode verwendet, wie noch im ersten Jahr. Man lacht somit weniger, weil man das Gefühl hat, etwas ist amüsant, sondern man lacht, weil man nunmehr bis ins Detail folgen kann. Der Humor ist dabei so gelungen, da er im Gegensatz zu Hollywood-Komödien nicht auf ausgelutschte Klischees angewiesen ist. Somit hat sich The Big Bang Theory mit faszinierender Leichtigkeit an die Spitze der Sitcoms gesetzt. Ihre originellen Figuren, die unterhaltsamen Episoden und der überlegene Humor beeindrucken und begeistern. Wird das Niveau auch in der dritten Staffel halten, dürfte die Show ihren aktuellen Status zementieren. Die zweite Staffel jedenfalls war mehr als gelungen, teils überragender Humor mit sympathischen Figuren. Oder mit Sheldons Worten: Peace out!

8/10

11. Mai 2009

Scrubs - Season Eight

This is our sketch show!

Er betrat die Bühne als newbie, wurde von Kollegen wegen seiner unschuldigen Naivität „Bambi“ getauft, sein Mentor belegte ihn mit Mädchennamen und für den Chefarzt war er lediglich ein Paar scrubs. Für Zach Braff bedeutete die Rolle von John “J.D.“ Dorian in Bill Lawrences Sitcom Scrubs den Durchbruch. Was im Jahre 2001 als unterhaltsames Pendant zu ernsten Krankenhausserien wie Chicago Hope oder ER begann, fand nun, nach acht Jahren, sein Ende. Den kulturellen Einfluss von Scrubs sollte man nicht unterschätzen, weisen andere Genreserien wie Grey’s Anatomy oder House, M.D. unübersehbare Parallelen zu Lawrences Lebenswerk auf. Nach acht Staffeln und einem Senderwechsel ging Scrubs dann in Rente. Zumindest in der Form, wie man es gewohnt war.

Zwar schloss Lawrence nicht aus, dass die Sitcom in einer anderen Form weitergehen könnte (sie tat dies anschließend auch), allerdings blieb fraglich, ob überhaupt jemand aus dem aktuellen Ensemble Bereitschaft zeigen würde und wenn ja, wie viele. Für Braff und die Zuschauer hieß es jedenfalls Abschied zu nehmen vom Sacred Heart und von Scrubs. Nachdem NBC die Serie gekündigt hatte, konnte ABC dazu gebracht werden, 19 abschließende Folgen auszustrahlen. Hierzu erklärten sich sowohl Lawrence als auch Braff bereit, nachdem der ursprüngliche Sender die siebte Staffel chronologisch umgeschmissen und ein ehrwürdiges Ende verhindert hatte. Ironischerweise ging dies gleich so weiter, wurde die zuerst produzierte Folge My ABC’s erst als vierte Episode ausgestrahlt.

Das Übermotto der finalen Staffel ist ziemlich offensichtlich die Liebe, wobei hier speziell drei Beziehungen im Mittelpunkt stehen. Zu Beginn muss das Sacred Heart jedoch erst einmal mit seiner neuen Chefärztin (Courtney Cox) klar kommen. Da allerdings absehbar war, dass Dr. Cox (John C. McGinley) über kurz oder lang diesen Posten einnimmt, ist der Gastauftritt von Courtney Cox nichts mehr, als ein kurzes Intermezzo. Und im Vergleich zu den vergangenen Staffeln wartete die Sitcom dieses Jahr ohne wirklich große Gastrollen auf. Abgesehen von Cox geben sich nur Elizabeth Banks und Scott Foley in ihren bekannten Rollen als Kim und Sean nochmals die Ehre. Des Weiteren lässt es sich Serienvater Bill Lawrence nicht nehmen, zweimal selbst einen kleinen Part zu übernehmen.

Wie erwähnt ist im letzten Jahr das große Thema die Liebe beziehungsweise Beziehungen. Zu Beginn kommen J.D. und Elliot (Sarah Chalke) wieder zusammen. Überraschender- und erfreulicherweise ohne großes Aufhebens um diesen Fakt. Eine Entscheidung, die quasi aus der Reife der Figuren heraus resultiert. Die Beziehung der Beiden verläuft dann auch ohne wirkliche Streitigkeiten (abgesehen von My Soul on Fire - Part II). Genauso im Grunde auch die anderen beiden hervorgehobenen Beziehungen, die sich auf zuvor vernachlässigte Figuren fokussieren. Zum einen erhält Ted (Sam Lloyd) in der etwas nerdigen Stephanie Gooch (Kate Micucci) endlich eine Freundin. Dagegen hatte Scrubs bereits im Vorjahr Lady (Kit Pongetti) als Freundin des Janitors (Neil Flynn) eingeführt.

Deren Romanze beschreitet eine neue Ebene als das Paar in der Doppelfolge My Soul on Fire auf den Bahamas heiratet. Auch die zuvor etablierten Beziehungen von Dr. Cox und Jordan (Christa Miller) sowie Turk (Donald Faison) und Carla (Judy Reyes) verlaufen abgesehen von kurzen Reibereien wie bei J.D. und Elliot sehr harmonisch. Die achte Staffel versucht somit gar nicht erst, irgendwelches Drama in romantischer Hinsicht einzuführen. Der durchgehende Ton der Staffel ist vielmehr der eines ruhigen und besonnenen Abschiedes auf Raten, auf den über 19 Folgen hinweg mit Würde hingearbeitet wird. Hierbei bleibt jedoch mitunter der Humor etwas auf der Strecke, wobei dies ein Problem ist, mit dem sich Scrubs schon seit ein paar Jahren auseinander setzen musste.

Ein Merkmal dieser Staffel ist die finanzielle Einsparung. Der Wechsel zu ABC brachte eine Budgetkürzung mit sich, was sich bemerkbar macht. So wird zum einen weitestgehend auf Vignetten von J.D. verzichtet oder dieses sehr kostengünstig inszeniert. Zum anderen muss das Publikum meist auf ein oder mehrere Mitglieder des Ensembles verzichtet. Hier sollten Gehälter eingespart werden. Fehlen gelegentlich Carla oder Turk, so wartet My Full Moon lediglich mit Chalke und Faison auf, während alle anderen Darsteller durch Abwesenheit glänzen. Was unproblematisch ist, da die Folge dennoch überzeugt. Ohnehin fiel das Niveau der achten Staffel nahezu durchweg überdurchschnittlich aus, abgesehen vielleicht von My Absence, My Lawyer’s in Love, My ABC’s sowie Their Story II.

Wirkliche herausragende Episoden wusste die Serie zuletzt zu Beginn der siebten Staffel zu offerieren. Aber auch dieses Jahr darf man sich bisweilen den Bauch halten vor Lachen, selbst wenn keine Folge herausragend ausfiel. Lediglich My Last Words, M< Soul on Fire – Part II, My Jerks und My Finale - Part II heben sich aus den 19 Episoden hervor. Wie sehr das Niveau von Scrubs in den Jahren gelitten hat, merkt man jedoch schon an den jeweiligen Sketchen. Zwar sind Turks Keksdiebstahl, sein Tigerblutfleck oder Teds Selbsteifersucht wie auch sein mentaler Hänger gelungene Momente, doch an die Höhepunkte anderer Staffeln reichen sie nicht heran. Weitestgehend mag man das Lawrence, der im finalen Jahr erstaunlich oft Regie geführt hat, aber verzeihen.

Vormerklich unter dem Gesichtspunkt, dass seine Serie hier würdig altern soll. Dass die Luft inzwischen raus ist, merkt man ihr mitunter an. Mit ihren über dreißig Jahren und ihren Kindern eignen sich die Figuren einfach nicht mehr für die einst vorgegebene Prämisse der Sitcom. Dies wird schon allein durch die Wiederzusammenführung von J.D. und Elliot offensichtlich. Es ist also ein langsames Abschied nehmen, gewürzt von einigen alten Bekannten (gerade im Serienabschluss My Finale). Dieses ist weniger lustig als wehmütig, geht aber durchaus in Ordnung. Lawrence hat seine Serie zu einem ehrenvollen Abschluss gebracht, der logisch und nachvollziehbar ist. Aber eben auch melancholisch. Sie wird mir fehlen, meine Lieblingsserie. Oder wie J.D. sagen würde: smell you later.

7.5/10

8. Mai 2009

Sunshine Cleaning

You are strong. You are powerful. You can do anything.

Beim diesjährigen Sundance Festival wurde zwar im Vergleich zu anderen Jahren mehr Wert auf die Indie-Beiträge gelegt, denn anbiedernde Hollywood-Produktionen, doch den kleinen Filmen scheint nicht gerade die beste Zukunft beschert zu sein. Manohla Dargis schrieb im Januar in der International Herald Tribune, dass durch die Entlassungen einiger Filmkritiker indirekt auch die Indie-Filme betroffen seien. Immerhin leben diese davon, durch gute Kritiken einen nationalen Verleiher zu finden. „Anything considered too arty, brainy, bleak or dark“ sei schwer an den Mann zu bringen, speziell wenn es auch noch von „no-name actors“ getragen würde. Ein Mischmasch bilden dann Werke wie Little Miss Sunshine, die Low-Budget sind (mit 8 Millionen Dollar allerdings eher verhältnismäßig), aber dennoch ein namhaftes Ensemble vorzeigen können. Peter Saraf und Marc Turtletaub produzierten anschließend Sunshine Cleaning, der nach seiner Premiere beim Sundance Festival 2008 nun ein geschlagenes Jahr auf einen Verleiher warten musste.

Die Grundidee von Megan Holley ist dabei ziemlich innovativ. Zwei Schwestern beginnen einen Tatort-Putzdienst, was zusätzlich dadurch gewürzt wird, dass beide Schwestern ziemlich unterschiedlich sind. Auf der einen Seite gibt es die ältere Rose (stark: Amy Adams), die nach dem Suizid der Mutter im Kindesalter automatisch die Verantwortungsvollere der beiden Lorkowski-Schwestern ist. Dabei ist Rose eine tragische Figur, repräsentiert sie doch die klassische High School Katharsis. Einst das angesagteste Mädchen der Schule, Cheerleaderin und mit dem Quarterback Mac (Steve Zahn) liiert, ist sie jetzt eine alleinerziehende Mutter eines Kindes (Jason Spevack) mit ADS. Mac hat nach der Schule ein anderes Mädchen geheiratet, unterhält jedoch mit Rose nebenbei eine Affäre. Es ist unklar, ob Roses Sohn Oscar Macs Sohn ist, eine Szene im Film lässt es zumindest vermuten. Ihr Hausputzdienst stellt die rothaarige Frau nicht wirklich zufrieden, in ihrer Dusche ist ein Post-it angebracht, dass ihr Selbstbewusstsein verschaffen soll und zugleich ausreden, sie sein eine Verlierin.

Die Verliererin in der Familie ist vielmehr Norah (herrlich: Emily Blunt), Roses Slacker-Schwester und emotional tief gebeutelt von dem Tod der Mutter, die sie nie wirklich kennen gelernt hat. Norah schafft es sogar, einen Job als Fast-Food-Bedieung zu verlieren und wirkt, als hätte sie kein wirkliches Ziel im Leben. Eher gezwungenermaßen arbeitet sie mit Rose zusammen, als diese ihren Tatort-Putzservice initiiert. Bei einem ihrer Aufträge findet Norah dann schließlich Kinderphotos der Tochter des Opfers und beginnt entgegen der Anweisung von Rose jene Frau aufzusuchen. Zwischen den beiden emotional gestörten Frauen beginnt langsam eine Freundschaft aufzukeimen, die von den Beteiligten jedoch mit unterschiedlicher Agenda verfolgt wird. Und wenn man hiervon bereits angefangen hat, ist man auch schon auf einen der großen Schwachpunkte von Christine Jeffs’ Film gestoßen.

Holley bildet eine ziemlich starke Exposition für ihre kreative Geschichte, die Figuren werden hinreißend eingeführt, die Ausgangslage gut gelegt für den weiteren Verlauf der Handlung. In der Mitte beginnt Sunshine Cleaning dann jedoch teilweise zu versacken, gerade weil die Nebenhandlungen mit zweitrangigen Charakteren (im Falle von Rose ist es Mac und bei Norah wiederum jene Tochter eines der Opfer) nicht wirklich tief genug weiterverfolgt werden. Wie dilettantisch diese Platzierung wirklich ist, merkt man, wenn beide Figuren irgendwann einfach verschwinden. Quasi wie Keyser Soze – und einfach so, waren sie weg. Die charakterlichen Entwicklungen – hauptsächlich von Rose und Norah -, die dem vorausgegangen waren, sind dabei nicht unbedingt nachvollziehbar gestaltet. Und ebenso wie einige Figuren (zu ihnen zählt auch der überzeugende Clifton Collins Jr. in einer verschenkten Nebenrolle) werden auch Aspekte der Handlung nicht wirklich weiterverfolgt.

Vieles wirkt wie reine Staffage, wie ein Pappmache-Haus, das unter fortdauerndem Regen beginnt in sich zusammen zu sacken. Was genau mit Oscar los ist, wird nicht erläutert. Dass er geistig auf der Höhe ist, zeigt er in den Szenen mit seinem Großvater (Alan Arkin). Auch der Grund für den Suizid von Roses und Norahs Mutter erfährt man nicht. Genauso wird die Tatsache nicht vertieft, dass beide Frauen in ein Gewerbe eintreten, dass unabdingbar mit persönlichen tragischen Ereignissen zusammenhängt. Wenn das Ende dann schließlich in Eitel Sonnenschein überblendet – offene Fragen lässt Jeffs außen vor -, wirkt das Potential, welches Sunshine Cleaning inne hatte sehr leichtfertig verschenkt. Und vielleicht findet sich hier der Grund, weshalb die fünf Millionen Dollar teure Drama-Komödie erst nach einem Jahr in die Kinos kommt. An seinem überzeugenden Ensemble scheitert der Film nämlich nicht. Adams zeigt erneut, dass sie ein zuverlässiges Glied der Einwechselbank ist, dass sich allmählich an einen Stammplatz herankämpft, während Blunt ein vielversprechendes Talent ist, das kurz vor dem Durchbruch steht.

6.5/10

6. Mai 2009

Star Trek

Space is disease and danger wrapped in darkness and silence.

Anfang der 1960er Jahre proklamierte John F. Kennedy die bemannte Raumfahrt innerhalb des nächsten Jahrzehnts. 1966 hieß es dann schon in Gene Roddenberrys Science Fiction Serie Star Trek, dass der Weltraum unendliche Weiten beherberge. Die deutsche Übersetzung unterschlägt dabei etwas jenes entdeckerischen Charakters der englischen Formulierung “final frontier”. Drei Staffeln lang tobten sich Captain Kirk und Co. im Weltall aus, ehe es zehn Jahre dauern würde, bevor die zum Kulturgut gewordene Serie ihren Weg auf die Kinoleinwänden finden sollte. Während man Star Trek: The Motion Picture immer etwas mit gemischten Gefühlen begegnet, gilt sein direkter Nachfolger The Wrath of Khan als Höhepunkt der Kinoreihe.

Vor 13 Jahren übernahm in First Contact die nächste Generation um Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) in ihrem ersten Solo-Abenteuer den Staffelstab, nur um nach zwei weiteren Abenteuern mit Nemesis ziemlich unrühmlich das Zeitliche zu segnen. Nun, sieben Jahre später, versucht Paramount einen Neustart. Und wo startet es sich besser, als am Anfang? An Bord holte sich das Studio das Dream Team um J.J. Abrams und Damon Lindelof. Abrams, für den Star Trek erst die zweite Regiearbeit ist, setzte sein Abenteuer rund um das Raumschiff Enterprise bei den Ursprüngen der Charaktere der Originalserie an. Und dies buchstäblich, beginnen Lindelof und Abrams den Film doch mit der Geburt ebenjenes Mannes, der zur Legende werden sollte.

Eingeleitet wird Star Trek mit der Ankunft von Pro- und Antagonist. Das Publikum wird Zeuge von der Bösartigkeit des Romulaners Nero (Eric Bana), als Captain George Kirk in seinem zwölfminütigen Kommando der U.S.S. Kelvin sein Leben für das von 800 Überlebenden opfert. Unter ihnen auch sein während der Flucht geborener Sohn, James Tiberius. Abrams gibt bereits mit dieser Einführung das neue Motto der nächsten Generation vor, indem er sich auf das bezieht, was er wohl am besten beherrscht. Die actionreiche Schlacht ist auch der Beginn einer Interpretation der Reihe, die offensichtlich neue Wege beschreiten will. So verkommen die Romulaner zu einem Volk tätowierter Glatzen mit ziemlich cholerischem Gemüt.

Nicht die einzige Neuerung, die die Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman (zuvor verantwortlich für Transformers) für das neueste Abenteuer parat halten. Obschon Abrams jedem Crew-Mitglied im Filmverlauf (oder hauptsächlich in der ersten Hälfte) entsprechend seine Aufmerksamkeit widmet, gibt der Beginn klar die später einschlagende Richtung vor. Einblicke in die Jugendjahre von Kirk und Spock offenbaren den beiden Männern innewohnenden rebellischen Geist. Während der Halbwaise Kirk zu Klängen der Beastie Boys in einem Oldtimer-Wagen seines Stiefvaters durch die Wüste brettert, wird der junge Spock wegen seiner menschlichen Mutter in seiner vulkanischen Schule von den anderen Mitschülern drangsaliert.

Das Mobbing gegenüber Spock wird sich auch später durch den vulkanischen Rat zeigen, womit die Entscheidung des Sohnes von Sarek (Ben Cross), sich in die Raumfahrtakademie der Föderation einzuschreiben, begründet wird. Den Jugendjahren der übrigen Crewmitglieder wird sich nicht näher gewidmet. In wenigen Minuten wird anschließend in aller Kürze Kirks (Chris Pine) Entscheidung, ebenfalls der Akademie beizutreten, erläutert, ehe Abrams direkt an das Ende der Ausbildung springt. Ein stärkerer Fokus auf jene Zeit hätte dem Film sicherlich gut getan. So beschränken sich die Macher darauf, als Überleitung der Charaktereinführung und des eigentlichen Abenteuers lediglich Kirks Erfolg im Kobayashi-Maru-Test anzuführen.

Damit sind die Formalien abgehandelt und Star Trek begibt sich schließlich auf die nächste Stufe. Hinsichtlich Kirks Vita scheinbar eine nichtkanonische, wobei sich generell die Frage stellt, inwieweit Abrams Film sich durch Neros Zeitreise überhaupt in den ursprünglichen Kanon eingliedern lässt oder einen neuen lostritt. Mit etwas Nachhelfen landen dann schließlich fast alle Crew-Mitglieder an Bord der Enterprise, die zu Beginn noch von Captain Pike (Bruce Greenwood) kommandiert wird. Es ist dieser Ausklang der ersten Hälfte, in dem sich Sulu (John Cho), Chekov (Anton Yelchin) und McCoy (Karl Urban) etwas in den Vordergrund spielen dürfen. Dies nimmt später bedauerlicherweise gerade bei diesen drei Figuren aber enorm ab.

Derweil fungiert Uhura (Zoë Saldana) vornehmlich als Spocks Liebesaffäre, wobei das Rumgeknutsche der Zwei teils etwas befremdlich wirkt. Von dem emotionslosen Spock (Zachary Quinto) von einst bleibt ohnehin nicht viel übrig beziehungsweise betont der Vulkanier erstaunlich oft seine Beziehung zur Erde und ihrer Bevölkerung. Desto überraschender, dass Abrams Spock und Kirk als zwei Männer präsentiert, die sich auf Anhieb nicht leiden können und auch im Verlaufe der Geschichte mehrfach – teils rabiat – aneinander geraten. Somit wird deutlich, dass sich die Freundschaft der beiden erst noch entwickeln muss, was sich vermutlich auch dadurch erklärt, dass Orci und Kurtzman mit Star Trek ohnehin eine alternative Realität inszenieren.

Betrachtet man die Handlung des Filmes könnte dies ein gelungener, weil viel Freiheit offerierender, Schachzug gewesen sein. Allerdings nur, wenn man in der Fortsetzung, die für 2011 geplant ist, nicht direkt auf die Ereignisse im Vorgänger eingehen wird. Denn wie immer mit Filmen, die Zeitreisen zum Inhalt haben, leidet die Handlung unter jenem Paradoxon. In diesem Falle unter Neros Rachefeldzug gegen die Föderation. Seine Ursache findet dies in der nicht verhinderten Zerstörung seines Heimatplaneten Romulus. Neros Plan sieht vor, die betreffenden Schuldigen, sprich alle Planeten der Föderation, dasselbe Schicksal erleiden zu lassen. Hier begründet sich der Status des Films, letztlich nicht mehr als ein bloßes Theorem zu sein.

Unwahrscheinlich, dass die Romulaner in Kenntnis ihrer Zerstörung dies zulassen würden. Sieht man von den Widersprüchen dieser Prämisse einmal ab, verirrt sich Abrams Film auch abseits des Geschehens in einige offene Fragen. So dient beispielsweise der Bohrer von Neros Schiff Narada einzig und allein einer zusätzlichen Actionszene um Kirk und Sulu. Schließlich könnte Nero seine Zerstörung des betreffenden Planeten auch ohne dieses Werkzeug vollziehen. Allerdings bliebe der Enterprise anschließend nicht mehr die Möglichkeit, diese Tat zu verhindern. Und inwiefern es möglich ist, sich auf ein mit Warp-Geschwindigkeit fliegendes Raumschiff zu beamen, will einem bei Sichtung des Filmes auch nicht unbedingt klar werden.

Im Vergleich zu früheren Filmen wie The Voyage Home, The Undiscovered Country oder Insurrection verzichtet das Reboot auf eine Symbiose aus Politik und Philosophie. Stattdessen rückt 90 Minuten lang die Action in den Vordergrund, was Star Trek zu einer wilden Achterbahnfahrt macht, die nur kurz Luft zum Atmen schnappen lässt. Damit folgt Abrams im Grunde der Richtung der TNG-Beiträge, die sich eher durch ihre Action und Spannung auszeichneten. Von den Filmen der Original-Crew hingegen wird mal mehr, mal weniger plakativ der Humor übernommen. Dem Vorhaben, zu erläutern, was die Crew-Mitglieder bewegte, den Weg einzuschlagen, den sie eingeschlagen haben, wird die Geschichte jedoch nicht gerecht.

Außer über Spock und Kirk erhält das Publikum keine Motivation, und selbst bei ihnen wirken ihre Beweggründe im Nachhinein relativ banal und profan. Von Nero gar nicht erst zu sprechen. Der Bösewicht bleibt die meiste Zeit des Filmes über relativ blass und erhält keine sonderliche Tiefe. Nicht einmal in seinem zentralen Monolog gegenüber Pike in der Mitte des Filmes. Damit ordnet sich Banas Figur eher in die Reihen eines Shinzon oder Ru'afo ein und vermag nie das Charisma von Khan oder jenes ersten, von Mark Lenard in Balance of Terror gespielten, romulanischen Kommandanten zu erreichen. Und da die Enterprise ohnehin nicht sonderlich im Mittelpunkt steht, steht und fällt Star Trek letztlich mit seinem Schauspielerensemble.

Dieses vermag durchaus zu überzeugen, selbst wenn einige Darsteller nicht über den Status der Nebenrolle hinauskommen. Besonders Urban und Yelchin geraten sympathisch, während Cho nach seiner Actionszene im Hintergrund verschwindet. Saldana gibt eine sexy Interpretation von Uhura, deren Kompetenz nicht zurücksteckt. Entgegen erster Zweifel überzeugen auch Pine und Quinto in den zentralen Hauptrollen, selbst wenn sie bisweilen ins Overacting abdriften. Eine wirkliche Enttäuschung stellt neben Bana im Grunde nur Pegg dar, der bis auf wenige Ausnahmen die von James Doohan vererbte Rolle des Scotty nie auszufüllen weiß. Ohnehin wirkt seine Einbindung in die Geschichte äußert gezwungen und wenig harmonisch.

Prinzipiell überzeugen die Darsteller aber, gerade Urban adaptiert genüsslich den Sprachjargon von DeForest Kelley. Auch Nimoys Anwesenheit wirkt gelungener als Shatners in Generations und fällt letztlich umfangreicher aus als gedacht. Insgesamt ist Star Trek ein annehmbarer und erfolgreicher Neustart, der vielversprechende Schauspieler einführt und speziell mit Action nicht geizt. Zwar bleibt sich Abrams in seinem Stil treu und verfolgt damit die Linie, die er mit Mission: Impossible III begonnen hat, doch lässt sich hoffen, dass in zukünftigen Abenteuern auch die Handlung stärker in den Fokus rückt. Selbiges gilt für die Nebenfiguren um McCoy und Chekov, die hinsichtlich der Aufmerksamkeit doch etwas zu kurz gekommen sind.

7/10

5. Mai 2009

The Boy in the Striped Pyjamas

Think of it as an adventure. Like in one of your books.

Zu Beginn seines Filmes macht Regisseur Mark Herman eigentlich all das, was man von einem Film über das Dritte Reich nicht sehen möchte. Der Blick der Kamera richtet sich auf die wehende Swastika-Flagge, die nicht einsam und alleine, sondern in einem kleinen Meer von Gleichgesinnten flackert. Doch die anschließende Exposition der Einführung verrät Hermans Intention. Zum einen natürlich die historische Verortung in das deutsche Reich um 1940 herum. Zum anderen aber auch in eine Welt, die nicht von jedem bewusst, sondern vielleicht nur aus Rahmen wahrgenommen wird. Und dessen Bild sich eher auf andere Dinge fokussiert. Denn der Held von The Boy in the Striped Pyjamas ist der 8-jährige Bruno (Asa Butterfield). Bruno lebt in Berlin, wo rote Flaggen mit einem Kreuz drauf wehen und wo Menschen in Jacken mit einem gelben Stern drauf am helllichten Tag von Soldaten auf Laster verfrachtet werden. Und bei sich zu Hause heben alle die rechte Hand, als Brunos Vater Ralf (David Thewlis) nach einer Beförderung die Treppen hinunterläuft.

Man kann nicht wirklich sagen, dass The Boy in the Striped Pyjamas eine Geschichte über den Holocaust ist. Oder über den Nationalsozialismus. Dies alles spielt sich eher im Hintergrund ab als Rahmenhandlung. Als Verortung. Am ehesten ist Hermans Adaption von John Boynes gleichnamigem Roman noch ein Film über Antisemitismus. Erzählt wird die Geschichte von Bruno, einem naiven Sohn des designierten Gauleiters des Konzentrationslagers, das heute sinnbildlich für die Shoa steht. „Think of it as an adventure“, macht Vater Ralf den Wegzug von den Freunden ein wenig schmackhaft. Doch das neue Haus ist ganz und gar nicht freundlich. Vielmehr wirkt es wie ein Krematorium, ist dunkel und düster und damit sinnbildlich für Kälte und Tod. Wegen der Nähe zum Konzentrationslager, welches teilweise von Brunos Zimmer aus sichtbar ist, verbietet ihm seine Mutter Elsa (Vera Farmiga) außerhalb des Hofes zu spielen. Verständlich, dass sich der Junge langweilt und schließlich irgendwann geschickt durch ein Fenster in der Gartenlaube ausbüxt. An der Peripherie des KZ Auschwitz trifft Bruno dann auf den internierten Shmuel (Jack Scanlon), mit dem er sich schon kurz darauf anfreundet.

Der New Yorker Rabbi Benjamin Blech hat sich über Boynes Buch echauffiert, weil es falsifizierend über den Holocaust berichte. In Auschwitz hätte es keine internierten Kinder gegeben. Diese wären gleich bei ihrer Ankunft vergast worden. Andere Quellen aus Auschwitz selbst berichten jedoch von Kindern, die dort für kleinere Arbeiten eingesetzt wurden. Nun ist der Disput über die historische Genauigkeit von Boynes Geschichte – zumindest für den Film – unerheblich, wird doch im Gegensatz zu anderen Werken über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte zu keinem Zeitpunkt ein solch historischer Bezug hergestellt. Herman erspart sich ein „beruht auf wahren Begebenheiten“, da sein Film nicht die Realität wiedergeben möchte, sondern eine Geschichte über eine Freundschaft darstellt. Die Vorwürfe von Blech, dass es 1941 keine deutschen Kinder im Alter von neun Jahren gegeben habe, die nicht wussten, was ein Jude sei, wirken ebenfalls fehl am Platz. Denn Herman und Boyne konstruieren Bruno sehr sorgfältig als einen überaus naiven Charakter, der auf gewisse Art und Weise in seiner eigenen kleinen Welt lebt.

Dies wird schon zu Beginn deutlich, wenn Herman über Swastikas und Judendeportierung die verspielte und phantasievolle Musik von James Horner legt. Ohnehin stellt Horners Musik, die gerade in den „Flucht“-Sequenzen eine große Ähnlichkeit zu seiner Komposition zu A Beautiful Mind besitzt (sowohl Nash als auch Bruno flüchten aus dem Alltag in ihr „Abenteuer“), ein Sammelsurium von Noten dar, die Brunos Naivität nochmals unterstreichen. Erst zum Schluss, wenn sich der Film in seine dramatische Klimax begibt, wandelt sich Horners Musik zu einem dramatischen Stück, welches in einem schrillen singulären Ton kulminiert. Auch Brunos Ablehnung gegenüber Geschichte als solcher – er liest keine Zeitung und verschmäht den Almanach, den ihm sein Tutor gibt – und seine Bevorzugung von Belletristik untermauern erneut seine naive Einstellung zur Realität. Für ihn ist sein Vater ein Soldat und „der Jud“ zuallererst ein Singularitätsbegriff und keine Sammelbezeichnung.

Stattdessen sieht Bruno die Menschen als Menschen. Sein Kindermädchen Maria (Cara Horgan) wird von SS-Offizier Kotler (Rupert Friend) bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit einem angewiderten Blick wahrgenommen. Nun soll nicht gesagt werden, dass Bruno nicht weiß, dass Maria eine Jüdin ist – der Film macht weder ein Wissen noch ein Unwissen deutlich -, aber unabhängig davon behandelt er sie nicht von oben herab, sondern wie jeden anderen Menschen in seiner Umgebung auch. Ähnlich bei seinem ersten Treffen mit Shmuel, wo sich Bruno lustig über dessen Namen macht. Er hat noch nie von jemand mit einem solchen Namen gehört. Wie auch, es ist ein jüdischer Name. Erst als Bruno von seinem Hauslehrer und seiner Schwester Gretel (Amber Beattie) einige klischeebesetzte Lügen über Juden hört, ist er kurzzeitig etwas vorsichtig im Umgang mit Shmuel. Auch in seiner Beziehung zu Pavel (David Hayman) wird nicht deutlich, dass Bruno irgendwelche Ressentiments gegenüber Juden oder Angestellten des Hauses allgemein hat (gleich welcher Religion sie angehören sollten oder könnten).

Ohnehin hält The Boy in the Striped Pyjamas eine Vielzahl an Figuren mit unterschiedlicher Haltung bzw. Motivation gegenüber den Juden bereit. Angefangen mit Brunos Mutter Elsa, die in ihren Szenen stets eher um ihretwillen beschämt ist, wenn sich Pavel beispielsweise in der Küche aufhält oder Bruno nach einem Sturz verarztet. Der Umstand der Judeninternierung scheint ihr peinlich zu sein und als sie zufällig dank Kotler erfährt, dass die internierten Juden vergast werden, stellt sie ihren Mann entrüstet zur Rede. Es ist der Anfang vom Ende ihrer Beziehung, das wird hier deutlich. Fortan sieht man Elsa stets vergrämt oder mit verheultem Gesicht. Ihre Tochter wiederum ist von einer jugendlichen Begeisterungsfähigkeit erfüllt, wie man sie auch aus Filmen wie Im Westen Nichts Neues kennt. Spätestens als ihr Schwarm Kotler jedoch aufgrund seiner Abstammung an die Front versetzt wird, hat sich auch ihre Unterstützung in verschüchterte Abwendung gewandelt. Auch Kotler selbst, dessen Vater wenn schon nicht von jüdischer Herkunft dann immerhin von einer anti-nationalen Einstellung war, ist eine ambivalente Figur. Sein Wutausbruch am Esstisch und die Ermordung von Pavel dient ausschließlich der Rettung der eigenen Person.

Vieles hängt hier mit Angst und Einschüchterung zusammen. Kotler agiert meist übertrieben, um sich selbst nicht zu verraten. Als er gemeinsam mit Brunos Vater und einigen anderen Nazi-Offizieren einen Propagandafilm a la Theresienstadt ansieht, wendet er sich als einziger von der Projektion ab. Auch Brunos Großvater agiert eher wie jemand, der es sich mit der NSDAP nicht verscherzen möchte. Im Gegensatz zu seiner Frau, die nichts als Hohn und Abscheu für ihren Sohn bereit hält. „Does it still make you feel spezial? The uniform and what it stands for?“, fragt sie ihren Sohn nach dessen Beförderung zum Gauleiter. Ralf habe sich schon als Kind gerne verkleidet. Nach Meinung seiner Mutter versteckt er sich hinter dieser und ihrer ausstrahlenden Uniformität. Ralfs Antwort wiederum hält im englischen Original eine interessante Doppeldeutigkeit bereit: „It’s a party. Let’s not spoil things“. Ähnlich wie Kotler lässt sich aus Ralf zu überzogenen Aktionen hinreißen. Denn genauso wie der Offizier hat auch er eine elterliche Leiche in seinem Keller. Wo Rabbi Blech eine Entschuldigung der Täter sieht – Dienstzwang als Ausrede für Genozid -, lässt sich aber im Umkehrschluss auch nicht einfach eine kollektive Soziopathie diagnostizieren.

Aus diesem antisemitischen Verhalten der übrigen Figuren sticht Brunos naive Freundschaft zu Shmuel hervor. Sicherlich auch dadurch bedingt, dass er niemanden zum Spielen hat und auch sonst keine Ablenkung findet. Nichtsdestotrotz ist die Freundschaft der beiden Jungen, die auch durch eine eingeschüchterte Verleugnung von Seitens Bruno bedingt durch Kotlers Mord an Pavel nicht an Intensität verliert. Es gäbe keinen guten Juden, erklärt Brunos Tutor ihm. Doch da sitzt er, jeden Tag mit Shmuel. Und Shmuel ist nicht böse, weswegen er gut sein muss. Es ist der direkte menschliche Kontakt, der naturgemäß die Vorurteile zum Einsturz bringt. Insofern bleibt die Freundschaft und mit ihr Brunos Naivität auch bis zum Schluss des Filmes bestehen, was sowohl für Buch wie dessen Adaption ein unerwartetes und kompromissloses Ereignis bereithält. Dass Hermans Film auch sonst durch seine Abweichungen runder als Boynes Buch – in dem Hitler und Eva Braun noch einen Auftritt erhalten – daherkommt, verdient ob seiner Seltenheit besonderes Lob.

Obschon der Film in Auschwitz spielt – gewissermaßen – hält sich Herman jedoch mit der direkten Abbildung des Grauens dieses Ortes zurück. Stattdessen beschränkt er sich auf Rauchwolken am Himmel, wenn die Verbrennungen im Gange sind. Auf eine symbolische „Euthanasierung“ von Gretels Puppen, die Bruno zu einem nackten Haufen gestapelt im Keller findet. Oder auf eine den Boden wischende Maria, die Pavels Blut bereinigt, welches von Kotler am Abend zuvor hier abseits des Bildschirms vergossen wurde. Das Grauen muss man nicht sehen, um es zu spüren. Insofern ist The Boy in the Striped Pyjamas ein außerordentlicher Film, der in allen Belangen zu überzeugen vermag. Auch das Ensemble, von den Jungdarstellern wie Butterfield und Scanlon, bis hin zu Friend, Farmiga und Thewlis, gefällt im Grunde durchweg und auch durch die Bank. In der Tat lässt sich dem Film nichts vorwerfen, außer dass er keine historische Wahrheit wiedergibt. Da er dies jedoch auch zu keinem Zeitpunkt angekündigt hat oder versucht, verpuffen Einwände wie die von Rabbi Blech letztlich. Im Vergleich zu zahlreichen anderen Filmen des Genres weiß Hermans Film wenn schon keine originelle, dann zumindest eine weitaus weniger verbrauchte Geschichte zu erzählen. Allen voran ist The Boy in the Striped Pyjamas aber kein Film über die Shoa, sondern ein Drama über eine Freundschaft zweier Kinder. Und ein verdammt gutes gleich noch obendrauf.

9/10 - in anderer Form beim MANIFEST erschienen