Andere Länder, andere Sitten. Ein bekanntest Sprichwort, das sich zugleich genauso oft bewahrheitet wie es sich vermutlich ins Gegenteil verkehrt. Dennoch lässt sich festhalten, dass japanische Zeichentrickfilme durchaus anders sind, als ihre – insbesondere – US-Kollegen. Das Phantastische wird bereitwilliger in den Alltag integriert, dazu gehören speziell Geister oder Fabelwesen. Sie sind oft unabdingbarer Teil der Werke von Miyazaki Hayao und seinem Studio Ghibli, von Tonari no Totoro bis hin zu Sen to Chihiro no kamikakushi. Mystisch-magisch schickt sich auch Okiura Hiroyukis Momo e no Tegami (bei uns als Ein Brief an Momo vertrieben) an, in dem ein kleines Mädchen über den plötzlichen Verlust ihres Vaters hinwegkommen muss.
Als Folge des Ablebens des Vaters ziehen die elfjährige Momo (Karen Miyama) und ihre Mutter (Yuka) von Tokio auf die Insel Shio zu Verwandten. Eher widerwillig fügt sich Momo in ihre neue Umgebung, während ihre Mutter sie tagsüber alleine lässt, um zur Arbeit zu gehen. Dann nimmt die Elfjährige obendrein noch Geräuschen wahr, die sich nach und nach als drei Yōkai zeigen. „Meine Mama ist nicht Zuhause und Geister erscheinen. Das Leben ist echt nicht einfach“, stöhnt Momo angesichts der Umstände auf. Nachdem sie sich zuerst sträubt, arrangiert sie sich bald mit den drei Yōkai in ihrem Haus. Und fragt sich vielmehr, was ihr Vater ihr in jenem Brief sagen wollte, den er vor seinem Tod bis auf die Anredezeile nicht fertigstellen konnte.
Okiura bedient sich in Momo e no Tegami eingestreuter Rückblenden, um die Beziehung zwischen Momo und ihrem Vater zu beleuchten. Im Streit gingen die beiden auseinander, weil Momo die Familie mit Konzertkarten überraschen wollte, der Vater jedoch bereits Pläne für den Abend gemacht hatte. Nun, da der Vater tot ist, macht sich Momo Vorwürfe, fehlt ihr doch ein emotionaler Abschluss. Und wie sich zeigt, sind die Yōkai nicht von ungefähr auf der Bildfläche erschienen, sondern es besteht zwischen ihrem Auftauchen und dem Tod von Momos Vater ein Zusammenhang. Ein Problem des Film ist allerdings, dass sich das alles weitaus ergreifender lesen lassen mag, als es dann letztlich in Momo e no Tegami tatsächlich rüberkommt.
Der Streit mit dem Vater allein wegen Konzertkarten wirkt selbst aus Sicht einer Elfjährigen enorm aufgebauscht, um wirklich als Basis für das emotionale Fundament zu funktionieren. Letztlich hätte er auch einfach von der Arbeit eingespannt und dadurch selten daheim sein können, um ebenso wirksam eine Sehnsucht zwischen Tochter und Vater zu rechtfertigen. Dass für diesen Abschluss-Prozess von Momo fast zwei Stunden aufgewendet werden, ist dann mehr als großzügig bemessen. Infolgedessen kommt Momo e no Tegami nicht um Längen herum, eher der Film nach einem vor sich hin plätschernden zweiten Akt in einem Finale endet, das die Elemente der Geschichte nur bedingt sinnig mit sich ins Reine zu bringen vermag.
Die Folgen auf eine Familie nach dem Tod des Vaters hat man nicht zuletzt im vergangenen Jahr mit Hosoda Mamorus Ōkami Kodomo no Ame to Yuki besser gesehen, auch Miyazakis Tonari no Totoro überzeugte mehr mit der gefühlsmäßigen Darstellung, welche Schatten ein kränkliches Elternteil auf seine Kinder wirft. Durch die Integration der Yōkai wirkt Momo e no Tegami teils wie eine Mischung aus verschiedenen Miyazaki-Werken, nur erreicht Okiuras Film (zu) selten die Klasse und Emotion des Kollegen oder eines Hosoda-san. Stattdessen tauchen immer wieder mal unpassende Szenen auf, sei es ein Yōkai, der Momos Bein ableckt oder ein anderer, der während einer ausufernden Fluchtsequenz versucht, sich durch Gefurze zu behelfen.
Momo e no Tegami deswegen als zweitklassigen Animationsfilm abzukanzeln, wäre sicher zu viel des Guten. Okiuras Film hat seine humorvollen wie auch berührenden Momente, aber nicht genug davon sowie ein konsequenteres Drehbuch. Wenn sich da der Postbote als ehemaliger Schulkamerad von Momos Mutter herausstellt, ahnt man schnell, in welche Richtung der Hase laufen wird. Und trotz der Länge des Films räumt Okiura seiner Protagonistin keine Zeit ein, um mit irgendeiner der Figuren wirklich eine tiefere Beziehung einzugehen. Insofern gibt es viel verschenktes Material, welches sich Momo e no Tegami zu nutzen machen könnte. Vielleicht lernt Okiura jedoch daraus, denn wie lautet ein anderes Sprichwort? Übung macht den Meister.
Als Folge des Ablebens des Vaters ziehen die elfjährige Momo (Karen Miyama) und ihre Mutter (Yuka) von Tokio auf die Insel Shio zu Verwandten. Eher widerwillig fügt sich Momo in ihre neue Umgebung, während ihre Mutter sie tagsüber alleine lässt, um zur Arbeit zu gehen. Dann nimmt die Elfjährige obendrein noch Geräuschen wahr, die sich nach und nach als drei Yōkai zeigen. „Meine Mama ist nicht Zuhause und Geister erscheinen. Das Leben ist echt nicht einfach“, stöhnt Momo angesichts der Umstände auf. Nachdem sie sich zuerst sträubt, arrangiert sie sich bald mit den drei Yōkai in ihrem Haus. Und fragt sich vielmehr, was ihr Vater ihr in jenem Brief sagen wollte, den er vor seinem Tod bis auf die Anredezeile nicht fertigstellen konnte.
Okiura bedient sich in Momo e no Tegami eingestreuter Rückblenden, um die Beziehung zwischen Momo und ihrem Vater zu beleuchten. Im Streit gingen die beiden auseinander, weil Momo die Familie mit Konzertkarten überraschen wollte, der Vater jedoch bereits Pläne für den Abend gemacht hatte. Nun, da der Vater tot ist, macht sich Momo Vorwürfe, fehlt ihr doch ein emotionaler Abschluss. Und wie sich zeigt, sind die Yōkai nicht von ungefähr auf der Bildfläche erschienen, sondern es besteht zwischen ihrem Auftauchen und dem Tod von Momos Vater ein Zusammenhang. Ein Problem des Film ist allerdings, dass sich das alles weitaus ergreifender lesen lassen mag, als es dann letztlich in Momo e no Tegami tatsächlich rüberkommt.
Der Streit mit dem Vater allein wegen Konzertkarten wirkt selbst aus Sicht einer Elfjährigen enorm aufgebauscht, um wirklich als Basis für das emotionale Fundament zu funktionieren. Letztlich hätte er auch einfach von der Arbeit eingespannt und dadurch selten daheim sein können, um ebenso wirksam eine Sehnsucht zwischen Tochter und Vater zu rechtfertigen. Dass für diesen Abschluss-Prozess von Momo fast zwei Stunden aufgewendet werden, ist dann mehr als großzügig bemessen. Infolgedessen kommt Momo e no Tegami nicht um Längen herum, eher der Film nach einem vor sich hin plätschernden zweiten Akt in einem Finale endet, das die Elemente der Geschichte nur bedingt sinnig mit sich ins Reine zu bringen vermag.
Die Folgen auf eine Familie nach dem Tod des Vaters hat man nicht zuletzt im vergangenen Jahr mit Hosoda Mamorus Ōkami Kodomo no Ame to Yuki besser gesehen, auch Miyazakis Tonari no Totoro überzeugte mehr mit der gefühlsmäßigen Darstellung, welche Schatten ein kränkliches Elternteil auf seine Kinder wirft. Durch die Integration der Yōkai wirkt Momo e no Tegami teils wie eine Mischung aus verschiedenen Miyazaki-Werken, nur erreicht Okiuras Film (zu) selten die Klasse und Emotion des Kollegen oder eines Hosoda-san. Stattdessen tauchen immer wieder mal unpassende Szenen auf, sei es ein Yōkai, der Momos Bein ableckt oder ein anderer, der während einer ausufernden Fluchtsequenz versucht, sich durch Gefurze zu behelfen.
Momo e no Tegami deswegen als zweitklassigen Animationsfilm abzukanzeln, wäre sicher zu viel des Guten. Okiuras Film hat seine humorvollen wie auch berührenden Momente, aber nicht genug davon sowie ein konsequenteres Drehbuch. Wenn sich da der Postbote als ehemaliger Schulkamerad von Momos Mutter herausstellt, ahnt man schnell, in welche Richtung der Hase laufen wird. Und trotz der Länge des Films räumt Okiura seiner Protagonistin keine Zeit ein, um mit irgendeiner der Figuren wirklich eine tiefere Beziehung einzugehen. Insofern gibt es viel verschenktes Material, welches sich Momo e no Tegami zu nutzen machen könnte. Vielleicht lernt Okiura jedoch daraus, denn wie lautet ein anderes Sprichwort? Übung macht den Meister.
6/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen