30. April 2009

Heroes - Volume Four (Fugitives)

Do you ever get the feeling you were meant to do something extraordinary?

Außergewöhnliche Serien sind heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Wie ich hier schon öfters schrieb: der US-Serienmarkt floriert. Jedes Jahr werden neue Serienkonzepte erschaffen, manche von ihnen sind Durchschnitt, andere bemerkenswert. Doch diese Serien scheinen kein perpetuum mobile zu sein, sondern vielmehr ziemlich zartbesaitete Konstruktionen. Als Einzelteile funktionieren diese Serien, doch fügt man die Staffeln zu einem größeren Ganzen zusammen, ergeben sich Unstimmigkeiten. Beispielsweise bei Lost, dessen Konzept wahrscheinlich nächstes Jahr mit seinem Ausklang nicht zufriedenstellend ausgehen wird. Andere Serien wie Prison Break oder Heroes haben an ähnlichen Problemen wie Lost zu knabbern. Man will etwas erzählen, weiß aber nicht was. Stattdessen rettet man sich in Altbewährtes, hofft, dass das Publikum ein Auge zudrückt und liefert am Ende Durchschnittsware ab. Oder gelegentlich auch qualitativ Minderwertiges.

Zwar schien der zweite Band wegen des Autorenstreiks eine Ausnahme zu sein, doch die Qualität der Serie wollte auch im dritten Band nicht wirklich an das Niveau des überragenden ersten Bandes anknüpfen. Das Schema der Bösewichte ging nicht auf, schon allein deshalb, weil außer Arthur Petrelli kein richtiger Gegenspieler vorhanden war. Das Finale war, wie schon im Vorjahr, nur wenig überzeugend. Die beiden populärsten Figuren der Serie, Hiro Nakamura (Masi Oka) und Peter Petrelli (Milo Ventimiglia), die neben Sylar (Zachary Quinto) auch zu den mächtigsten Charakteren von Heroes zählten, wurden quasi kastriert. Ohne ihre Kräfte zurückgelassen, mussten sie nun ihr Dasein fristen. Hierbei zähle ich Peters Adaptionskraft absichtlich dazu. Was für ein Schicksal sollte den beiden Helden nun also beschert sein, wo sie doch ihre Plätze als Weltenretter nicht mehr in dem Maß vereinnahmen konnten, wie zuvor? Würden an ihrer Stelle nun andere Heroes-Charaktere in den Mittelpunkt rücken? Zum Beispiel Mohiner (Sendhil Ramamurthy)?

Der vierte Band präsentiert sich bereits altbacken. Nathan (Adrian Pasdar) gibt schon wieder den Fehlgeleiteten. Als Senator von New York arbeitet er mit dem Söldner Danko (Željko Ivanek) an einer Spezialeinheit, die jene Mutanten ausschalten soll. Singers X2 lässt grüßen. In einer zu Beginn zugegeben durchaus gelungenen Referenz an die amerikanischen Standard Operating Procedures werden die Mutanten einkassiert, unter Drogen gesetzt und in Konzentrationslagern eingesperrt. Sie sind, wie die Auftaktfolge es in ihrem Titel so schön umschreibt: A Clear and Present Danger. Doch Nathan hat die Rechung ohne den Wirt gemacht. Claire (Hayden Panettiere) gelingt es, Peter und die Anderen zu befreien. Doch dies bildet nur den Auftakt einer daraufhin andauernden Verfolgungsjagd, der sich Matt Parkman (Greg Grunberg) und Co. aussetzen müssen. Außer Sylar, der dreht mal wieder sein eigenes Ding. Nachdem er im vorherigen Band erfahren hat, dass die Petrellis nun doch nicht seine Familie sind, macht er sich auf die Suche nach seinem wirklichen Vater, nur um im Laufe des Bandes noch eine tragende Rolle zu spielen. So oder so ähnlich haben sich die Macher das wahrscheinlich jedenfalls gedacht.

Zu Beginn ist die Serie relativ überzeugend, gerade Folgen wie A Clear and Present Danger oder auch Building 26. Die neue Situation für die Mutanten ist etwas Neues und Frisches. Man sollte meinen, dass ein kollektives Flüchten dazu führt, dass sich einige – auch unerwartete – Bündnisse ergeben. Umso erstaunlicher, dass es die Serie nicht schafft, neue Charaktere in die Handlung einzugliedern. Außer Danko erhält die Heroes-Familie keinen Zuwachs, was hinsichtlich der Tatsache, dass Hiro und Peter im Grunde im Abseits stehen, ziemlich enttäuschend ist. Denn Figuren wie Mohinder oder Ando (James Kyson Lee) können diese Lücken nicht ausfüllen. Mit Exposed beginnt der vierte Band dann abzubauen. Leider kontinuierlich. Zwar kann Cold Snap nochmals überzeugen, doch dies ist einzig und allein dem Auftauchen von Micah (Noah Gray-Cabey) geschuldet. Die zweite Hälfte des vierten Bandes dringt dann in qualitative Untiefen ein, die man als Fan der Serie kaum für möglich gehalten hätte. Wirklich geflüchtet wird nämlich nicht. Stattdessen dreht man sich im Kreis und beschwört Handlungselemente, die man bereits zuvor verwendet hat. Und was schon im dritten Band redundant war, wird im Vierten nicht plötzlich besser.

In der zweiten Hälfte erlebt die Serie dann wie angesprochen ihren Tiefpunkt. Die Handlung stagniert und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es passiert nichts, man versucht sich in kleine Plottwists zu retten. Da darf Sylar dann auf einmal gemeinsame Sache mit Danko machen und Peter sich zum 220. Mal mit seiner Mutter versöhnen. Man merkt es Heroes hier an: den Autoren stand der Schweiß auf der Stirn. Was sollen wir erzählen? Wie viele Folgen müssen wir noch füllen? Die Ideen gehen aus, man besinnt sich auf das, was man schon mal erzählt hat. Nur ändert man es, jedoch so minimal, dass es keinen Ausschlag gibt. Perfektes Beispiel die Episode 1961, in welcher erklärt wird, dass Dr. Suresh einst dafür verantwortlich war, dass die Firma letztlich ins Leben gerufen und die Mutanten böse wurden.

Mit derart billigen Mitteln lockt man jedoch niemanden hinter dem Sofa hervor. Genauso reiht sich das Finale des Bandes an die schlechten Ausklänge der Vorjahre an. Zwar blitzt da kurz etwas Hoffnung auf, doch wird diese gleich wieder zunichte gemacht. Logische Inkonsequenz mit inbegriffen. Zumindest verspricht die Serie, demnächst wieder interessanter werden zu können, da Querverweise zum ersten Band auftreten. Es wäre Heroes folglich zu wünschen, dass man im fünften Band Redemption wieder etwas zu erzählen hat und die Charaktere gestärkt werden. Hoffentlich auch mit Zuwachs, denn die aktuellen Figuren versäumen es leider unentwegt, ihr vorhandenes Potential abzurufen. Sonst findet auch meine momentane Geduld mit der Serie langsam aber sicher ein Ende. Denn dieser vierte Band, ist einfach nur eine desolate Enttäuschung.

5.5/10

27. April 2009

Panel to Frame: X-Men Origins: Wolverine

I'm the best there is at what I do, but what I do isn't very nice.

Für die meisten Menschen steht Wolverine wohl sinnbildlich für die X-Men. Und wahrscheinlich ist er tatsächlich ihr zuverlässigstes Zugpferd. Im eigentlichen Sinne ist Wolverine jedoch kein X-Man, zählt er schließlich nicht zu den kreativen Kindern von Stan Lee und Jack Kirby, sondern ist eine Schöpfung von Len Wein und John Romita, Sr. Seine Geburt feierte er in der 181. Ausgabe von The Incredible Hulk im Herbst 1974, als er für die kanadische Regierung den grünen Riesen bekämpfen sollte. Erst ein halbes Jahr später sollte Wolverine, erneut unter Federführung von Wein, zu dem Superheldenteam von Charles E. Xavier stoßen. Über die vergangenen drei Jahrzehnte hinweg hat der mysteriöse Kanadier seine ganz eigene Fanbase entwickelt und unzählige Abenteuer auch abseits der X-Men erlebt. Mit X-Men Origins: Wolverine beschreitet Marvel nun neue Wege, indem sie einem ihrer X-Men Charaktere ein eigenes Spin-Off verleihen. Und wem würde diese Ehre eher gebühren, als dem ambivalenten Logan mit seiner vielschichtigen Vergangenheit.

Es verwundert nicht, dass bereits Regisseur Bryan Singer in seinen beiden X-Men-Ausflügen in einer Nebenhandlung auf Logans Vergangenheit einging. Wobei dies primär hinsichtlich des Weapon-X-Programms der Fall war. Für den Australier Hugh Jackman sollte seine Portraitierung der Kultfigur den Durchbruch im Filmgeschäft bedeuten. Ähnlich wie seine Kollegen (namentlich Tobey Maguire oder Daniel Radcliffe) ist Jackman inzwischen unzertrennlich mit seiner populären Figur verwoben. Dankenswerterweise weiß der Australier jene Figur aber nicht als eine Bürde zu empfinden, sondern als Geschenk. Dementsprechend stand es für Jackman nie in Frage, ein weiteres Mal in die Rolle von Wolverine zu schlüpfen. Das Ende der X-Men-Trilogie sollte noch lange nicht das Ende von Wolverines Geschichte darstellen. Gerade seine Vorgeschichte offenbarte ungeahnte Möglichkeiten. Seien es seine Ursprünge, die Paul Jenkins, Joe Quesada und Bill Jemas von 2001 bis 2002 in der Origin-Reihe aufdeckten oder jenes traumatische Erlebnis des Weapon-X-Programmes, welches brillant von Barry Windsor-Smith 1991 in Weapon X umgesetzt wurde.

In X-Men Origins: Wolverine versuchen Skip Woods und David Benioff nun aus vielen dieser Wolverine-Geschichten ein großes Potpourri zu kreieren. Mit Oscarpreisträger Gavin Hood hinter der Kamera und aufstrebenden Hollywood-Stars wie Ryan Reynolds in kleinen Nebenrollen, versucht der Film in die Phalanx der aktuellen Comic-Verfilmungen vorzustoßen. Da kann das Budget für den Ableger der X-Men schon mal höher ausfallen, als damals für die X-Men selbst. Neben über einem Dutzend Marvel-Figuren finden dann auch Fan-Lieblinge wie Remy LeBeau und Wade Wilson Einzug in den Film, der scheinbar – sollte das Einspiel stimmen – Auftakt einer eigenständigen Trilogie sein könnte. Doch zuvor muss sich Wolverine erst zwei Vergleichen stellen. Kann er mithalten, mit der aktuellen Kino-Superhelden-Riege rund um Iron Man, The Dark Knight und Co.? Und wird er dem Bild gerecht, welches Singer in seinen beiden formidablen Filmen von ihm gezeichnet hat? Schließlich ist von dem Erfolg des Filmes abhängig, ob demnächst auch eigene Spin-Offs für Nebenfiguren wie Gambit oder Deadpool ins Haus stehen. Eines dürfte sicher sein, der Film wird die Comic-Gemeinde sehr zwiespältig zurücklassen.

Der Film folgt zu Beginn dem Werk von Jenkins, Quesada und Jemas. Im britischen Nordamerika, jenem Gebiet, das zwei Jahrzehnte später Kanada sein würde, liegt ein von Krankheit gebeutelter James Howlett in seinem Bett. An seiner Seite sein Freund, der etwas ältere Victor Creed. Als ein Schrei durch die Villa fährt, sieht James’ Vater nach dem Rechten. Ein Gewehrschuss kurz darauf reißt den Jungen jedoch aus seinem Krankenlager. Im Foyer findet er seinen Vater sterbend auf dem Boden. Der Mörder ist Victors Vater. Es ist jenes Erlebnis, welches dafür sorgt, dass James’ X-Gen ausgelöst wird. Aus seinen Handgelenken wachsen Knochenkrallen und die Wut über den Verlust des Vaters bildet den Beginn für James’ eigene Tragödie. Benioff und Woods weichen hier bereits entscheidend von den Ursprüngen Wolverines ab. Kurzerhand wird aus Dog Logan Victor Creed und sein Vater ersetzt John Logan. Was in der Origins-Reihe wahrscheinlich impliziert wurde, wird im Film zur Realität: James und Victor sind Brüder. Doch durch den Mord muss James fliehen, gemeinsam mit seinem Bruder an seiner Seite.

Das generelle Problem ist nicht unbedingt die Abänderung der Origins-Storyline, sondern vielmehr, dass Benioff und Woods explizit James und Victor als Brüder herausstellen wollten. Dummerweise versäumt es der Film in seinen folgenden neunzig Minuten durchgehend auch nur annähernd auf diese Bruderbeziehung der beiden einzugehen. Woher resultiert Victors Abneigung gegen seinen Vater, woher seine Sympathie für James? Wie entwickelte sich die Beziehung der Brüder, nachdem sie von ihrer Verwandtschaft erfuhren? Es ist eine erzwungene Beziehung, welche die Grundlage für jenen Protagonist-Antagonist-Aufbau bilden soll, die X-Men Origins: Wolverine inne wohnt. Betrachtet man den Konflikt der Beiden miteinander, so wird jedoch überdeutlich, dass es die ganz „normale“ Beziehung aus der Comic-Serie genauso getan hätte. De facto ist es auch jene Beziehung, da der Film in der Tat jener Bruderschaft keine sonderliche Tiefe verleiht. Das Intro in den Film ist ohnehin mit Makeln behaftet, die letztlich signifikant für das hauptsächliche Problem der Adaption allgemein stehen. Wo sich Origins jenem Trauma über fünfzig Seiten widmet, opfert Hood kaum mehr als zwei Minuten. Der Nichtkenner des Comics wird die aufgeworfenen Fragen somit schwerlich von selbst beantworten können.

Ähnlich verhält es sich mit dem Vorspann, der wie Watchmen versucht in wenigen Einstellungen die der Geschichte vorangegangenen Epochen zusammenzufassen. Im Gegensatz zu Snyder vermag dies bei Hood jedoch weniger zu gelingen, was nicht nur an der Redundanz der Kriegseinstellungen liegt, sondern auch an dem sehr gewöhnungsbedürftigen Schnitt. Anschließend geht das Dilemma gleich weiter. Es schadet dem Film ungemein, dass er versucht viele Handlungsstränge um Wolverine in seine Geschichte einzugliedern. Dies hat zur Folge, dass jenen Handlungssträngen nur wenige Minuten Leinwandzeit geschenkt werden, die in keiner Weise offenzulegen vermögen, welche Bedeutung sie für die Figur haben. So wird so knapp wie möglich in der ersten Viertelstunde eine Spanne von 130 Jahren überwunden, wobei der Team-X-Episode nur wenig mehr Zeit geschenkt wird, als Wolverines Jugend. Erneut dient die Sequenz einzig der Etablierung eines Handlungselements, indem neben Major William Stryker (Danny Huston) auch die übrigen Mitglieder des Teams wie Wade Wilson (Ryan Reynolds), Fred Dukes (Kevin Durand), Agent Zero (Daniel Henney), Bolt (Dominic Monaghan) und Wraith (Will.i.am) eingeführt werden. Für einige der Mitglieder hat sich die Anwesendheit im Film mit jener kurzen Sequenz im Grunde auch fast schon wieder erledigt.

Auch im Verlaufe des Filmes wird immer wieder ein neues Kapitel im Leben von Wolverine (Hugh Jackman) aufgeschlagen, ohne dass jene Kapitel eine nähere Betrachtung erfahren. Beispielsweise beginnt Stryker in der Mitte des Filmes plötzlich James „Logan“ zu nennen, ohne das im Film – da ja die Namensgebung durch die Origins-Serie entfällt – darauf eingegangen wird, wieso Logan nun „Logan“ heißt. Solche inhaltlichen Fragen wirft der Film öfters auf, auch hinsichtlich der Kampfführungen von Gambit und Deadpool. Ohne Frage hapert es in X-Men Origins: Wolverine an der Quantität des Inhalts und dem geringfügigen zeitlichen Rahmen für diesen Inhalt. Die Aufnahme von Logans Ursprung, den Erfahrungen mit Team X, Weapon X und die Beziehung zu Silver Fox (Lynn Collins) führen dazu, dass all diesen Episoden kaum mehr Raum als wenige Minuten eingeräumt wird. Die Hektik mit der Wood und Benioff hier durch Logans Leben schreiten, stört dabei das Eintauchen in sein Universum ungemein. Wo der Fan leicht verschmerzt das Gesicht verzieht, wird der Comic-fremde Zuschauer sicher gelegentlich verwirrt die Stirn runzeln.

Dies betrifft nicht minder die Vielzahl an Charakteren, die im Film meist nicht über den Status des Stichwortgebers hinauskommen. Sei es Fred Dukes alias Blob, Wraith, Bolt oder Emma Frost. Sie alle sind im Grunde reine Staffage, denen es obliegt in einem Moment der Handlung diese durch eine kurze Handlung oder einen Satz etwas in die richtige Richtung zu stoßen. Das ist in manchen Fällen mal mehr (Emma Frost) und mal weniger (Bolt) ärgerlich. Mit Charaktertreue nehmen es Benioff und Woods ohnehin nicht so genau. Da werden Mutantenfähigkeiten mal eben ausgetauscht (was anschließend zu unnötigen Wendungen führt) und etwaige Figuren auf einmal zu Brüdern und andere zu Schwestern. Die Spitze des Eisberges bildet dann die Pervertierung von Deadpool, der kaum noch etwas mit seinem Comic-Pendant gemein hat. Zwar gestattet der Film Reynolds zu Beginn noch einige Charakteristika des „merc with a mouth“, doch wie sich die Figur anschließend entwickelt, ist enorm enttäuschend. Wenn schließlich Agent Zero mehr Präsenz zeigen darf, als die – extra eingefügten – Fanlieblinge Gambit und Deadpool, spricht das nur für die Probleme, die X-Men Origins: Wolverine aufwirft. Allerdings ist diese etwas respektlose Einbindung von Figuren bereits in den Vorgängern (Sabretooth/X-Men, Lady Deathstrike/X2, Angel/X-Men: The Last Stand) zutage getreten.

Am erwähnenswertesten wäre noch der Auftritt von Gambit anzuführen, dessen Darstellung durch Taylor Kitsch durchaus zu gefallen weiß. Nach fulminantem Auftritt wird ihm (auf wie oben angesprochen schwer nachvollziehbare Weise) die Luft aus den Segeln genommen, um ihm später in einer etwas unpassenden Han-Solo-Referenz ausklingen zu lassen. Aber auch Gambit kommt nicht umhin, das Schicksal der anderen Figuren, unter ihnen auch Scott Summers, zu teilen. Er ist letztlich nur Mittel zum Zweck für die eigentliche ménage à trois des Filmes. Dieser steht ganz unter dem Zeichen von Logans Rivalität mit Victor Creed (Liev Schreiber) und Stryker. Es ist der einzige Nebenplot, dem sich Hood wirklich ausgiebig widmet, selbst wenn er inhaltlich vormerklich Singers X2 folgt, denn den Motiven, die Windsor-Smith in Weapon X eingeführt hat. Zwar wird nicht unbedingt klar, welche Motivation Creed und Stryker antreibt (z.B. weshalb Team X sich aufgelöst hat), doch ist es zuvorderst die Rivalität zwischen Logan und Creed, die den Film zusammenhält. Bedauerlicherweise enttäuschen jedoch gerade (aber nicht nur) die Kampfszenen der beiden, die stets primär von einer Partei dominiert werden. Hier ist die Auseinandersetzung auf der Freiheitsstatue in X-Men sehr viel ausgeglichener und ansehnlicher choreographiert. Wobei Hoods Film nicht explizit deutlich macht, dass es sich bei Creed um dieselbe Person handelt, wie in Singers Sabretooth. Schließlich nimmt man es auch sonst bei den Charakterdarstellungen nicht immer sonderlich genau.

Doch X-Men Origins: Wolverine hat auch seine guten Momente, selbst wenn diese im Vergleich zu den Fehlern ehern geringfügiger auftreten. So ist die Besetzung generell als gelungen zu betrachten. Speziell Liev Schreiber geht in seiner Rolle des sadistischen Victor Creed vollends auf und auch Reynolds verleiht in seiner kurzen Zeit dem Charakter von Wade Wilson Leben. Ähnlich verhält es sich mit Durand, Will.i.am und Kitsch. Dagegen bleiben Jackman und Huston etwas blass und wissen wenig vom Innenleben ihrer Figuren preiszugeben. Besonders schade ist dies bei Logan, um dessen traumatische Erlebnisse sich schließlich der gesamte Film dreht. Collins hingegen agiert in ihrer Rolle als Silver Fox nicht mehr als nötig. Es ist zudem nicht unbedingt naheliegend, dass sie eine kanadische Blackfoot spielt, weshalb man auch hätte in Erwägung ziehen können, Q’Orianka Kilcher an ihrer Stelle zu besetzen. Das Ensemble selbst kann man jedoch kaum für das Versagen des Filmes verantwortlich machen, dafür ist vormerklich das schwach ausgearbeitete Drehbuch von Wood und Benioff verantwortlich.

Überraschenderweise sind es nicht die Actionszenen von Wolverine, die im Film beeindrucken. Vielmehr trumpfen hier die Sequenzen um Agent Zero, Wade Wilson und Gambit auf, während Logans Intermezzi eher eine Enttäuschung darstellen. Hierzu ist auch der Finalkampf zu zählen, dessen ganze Ausgangsbasis ohne sehr kritisch zu betrachten ist und nur das i-Tüpfelchen auf den Fehlern des Filmes darstellt. Viele der Choreographien wirken etwas einfallslos und ihre Inszenierung nicht immer ganz sauber. Die Effekte sind solide, schwanken jedoch in vereinzelten Fällen. Ist Durands Transformation zu Dukes bzw. dem Blob sehr nett geraten, so wirkt Emma Frosts Diamantüberzug doch etwas billig (selbst hinsichtlich Colossus’ schon nicht ganz sauberer Transformation in den beiden indirekten Vorgängern). Gavin Hood zeigt zudem, dass er nicht Bryan Singer ist, selbst wenn er dessen gelungene, liebevolle Gimmicks bisweilen versucht zu imitieren und in den Film einzubauen. Da darf natürlich auch Logans Adamantium-Mittelfinger nicht fehlen. Sehr schön – wobei wohl nur für Fans zu identifizieren – sind die Anspielungen an die Comics geraten. Da trägt Stryker einmal ein Kreuz an seinem Jacket und Logan darf seine Gegenüber „bub“ nennen. Für die Selbstironie der singerschen Filme reicht es dann aber doch nicht.

Was von X-Men Origins: Wolverine bleibt, ist ein Film, der sich trotz seines Prequel-Status’ konsequent an Brett Ratners misslungenen Abschluss der Trilogie anschließt. Es schadet dem Film eine mehr als ein Jahrhundert umspannende Geschichte erzählen zu wollen, da hier weder die Origins-Storyline, noch die Episoden um das Team X oder Weapon X entsprechend gewürdigt werden. Zudem verstört der Umgang mit den einzelnen Figuren, bei denen manche Abänderungen gar eklatant sind. Die Rahmenhandlung des Filmes wirkt ob ihrer Fülle oft ziemlich gehetzt, sodass man nicht wirklich in das Geschehen einzutauchen vermag. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen. Denn so ist der Wolverine-Ableger bedauerlicherweise nicht mehr als ein durchschnittlicher Abklatsch, der aus fantechnischen Gesichtspunkten sogar zu enttäuschen weiß. Damit gliedert sich Hoods Film in die aktuelle Welle misslungener Comicverfilmungen von The Spirit über Watchmen bis hin zu The Dark Knight ein. Es ist offensichtlich, dass für die Studios die Anpassung des Geschehens an die Sehgewohnheiten des angestrebten Mainstreampublikums Priorität besitzen. Dass dies den zu erzählenden Geschichten oft zuwider läuft, merkt man den Filmen wie in diesem Fall allerdings an. Wünschenswerter wäre eine getreuere Adaption mit stärkerem Fokus auf einen einzelnen Aspekt. Aber da Comic-Verfilmungen inzwischen das Genre finanziell zu dominieren scheinen, bleibt dies wohl auf nicht absehbare Zeit vorerst zumindest noch Wunschdenken.

4.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision

24. April 2009

Zack and Miri Make a Porno

Lester the Molester Cockenschtuff.

Was macht eigentlich Bob Weinstein? Gibt es Bob Weinstein überhaupt? Oder ist das so ein verkappter Donald Kaufman? Weil man immer nur von seinem diabolischen Bruder Harvey hört oder liest. Eben jener Harvey ist unter anderem ein Förderer von Quentin T. und Kevin S. aus New Jersey. Mit jenem Kevin S., dessen Name die Redaktion als Kevin Smith enthüllen möchte, traf sich der böse Harvey mal zu Mittag. Smith pitchte Harvey seine Idee eines Filmes Zack and Miri Make a Porno. Harvey erwiderte, dass der Film von ihm produziert würde, dabei hatte Smith ihm nichts über das Projekt mitgeteilt, außer dessen Titel. Im Nachhinein muss man sagen: das erklärt einiges. Sicherlich schreibt Smith nicht die intelligentesten Drehbücher in der Industrie, ohne Frage sind seine Charaktere redundante Abziehbilder von Klischees. Das mag man Smith alles vorhalten und nichtsdestotrotz bin ich ein sehr großer Fan dieses Mannes. Mir gefällt sogar Jersey Girl, den alle verdammen. Mich hatte die Idee von Zack and Miri Make a Porno nicht unbedingt umgehauen (obschon ich zum Trailer den Satz verfasste: „In meinen Augen kann Smith generell sehr wenig falsch machen“.). Manchmal irrt man sich eben.

Da sind sie nun, die beiden Slacker namens Miri (Elizabeth Banks) und Zack (Seth Rogen), die sich seit der ersten Klasse der Grundschule kennen – zwanzig Jahre um genau zu sein – und zusammen in einer WG leben. Oder treffender gesagt: überleben. Das Geld reicht hinten und vorne nicht, der Stapel mit den unbezahlten Rechnungen vegetiert vor sich hin. Es gibt bessere Voraussetzungen zu einem Klassentreffen zu fahren, auf welchem man offensichtlich deplatziert wirkt. Nicht nur ist der Schwarm vergangener Jahre (unglaublich schlecht: Brandon Routh) plötzlich schwul, sondern ein Handyvideo von Miris Unterwäsche kursiert auch bereits durchs Netz. Doch das ist erst die Spitze des Eisberges, denn – oh Wunder – zu Hause angekommen, wird Wasser und Strom abgeschaltet. Was machen, ja, das ist die große Frage. Und weil Brandon (Justin Long), der Freund von Miris Schwarm Bobby, im Pornogeschäft ist, kommt Zack die rettende Idee. Einfach selber einen Porno drehen, in welchem Miri und er gemeinsam Sex haben. Schließlich vögelt Miri eh alles was nicht bei Drei auf den Bäumen ist und für Männer ist Sex nun mal einfach nur Sex.

Was Smith hier dann als „Drehbuch“ vom Stapel lässt, ist gelinde gesagt recht enttäuschend. Erst wird minutenlang an einem möglichen Titel für den Porno rumgespielt (was bereits nach dem fünften Titel ausgelutscht wirkt), um dann in einer der folgenden Szenen das „Filmstudio“ einreißen zu lassen, gerade als man drehen wollte. „Oh, wie sollen Zack und Miri nun den Porno drehen?“, soll man sich wohl fragen, wohl wissend, dass sie ihn drehen werden. Als kleine Referenz an seine eigene Karriere verlegt Smith das Prozedere nun an den Arbeitsplatz von Zack. Schließlich musste er selbst damals für Clerks. auch an seinem Arbeitsplatz mit Freunden drehen. Man fragt sich dann aber doch, wann Zack und Miri eigentlich Schlafen, wenn sie bis Sonnenaufgang an ihrem Porno drehen, um anschließend zur Arbeit zu gehen. Hier wirkt alles viel zu sehr wie Mittel zum Zweck und der Übergang vom ersten zum zweiten Akt ist mehr als harsch. Die einzelnen Szenen des Pornos werden kurz gedreht, die emotionale Spannungsschraube natürlich hinsichtlich des sexuellen Aktes von Zack und Miri angedreht und zwischendurch bezahlen die Freunde alle überfälligen Rechnungen, damit es dem Pärchen auch nicht allzu schlecht geht.

Nun ist es schon alleine im Genre begründet, dass Zack und Miri zusammen kommen. Und wie immer, wenn man bestimmten Genrekonventionen folgt, geht es nicht darum was man sagt, sondern wie man es sagt. Da kennen sie sich seit zwanzig Jahren, der Zack und die Miri, haben sich des Öfteren nackt gesehen, aber nie sexuelles Interesse aneinander gezeigt. Bis sich ihre Lippen eben zum ersten Mal berühren. Und schon kribbelts im Bauch und die Schmetterlinge rasen wie Flugzeuge umher. Ja, nee, is klar – komm, hör mir doch auf. Das kauft niemand den Figuren ab und das ist schlampiges Schreiben von Smiths Seiten aus. Wo der Regisseur, Autor, Produzent und Cutter in Personalunion sich bei Chasing Amy bzw. Jersey Girl noch ausgiebig Zeit gelassen hat, um den Weg von Freundschaft zu Beziehung der Figuren Holden und Alyssa bzw. Ollie und Maya glaubhaft zu verkörpern, berühren sich hier zwei Lippen und sofort entbrennt eine nicht geahnte Leidenschaft. Dies wirkt gerade deswegen heuchlerisch, weil die Figuren vorab noch ausdiskutieren, dass sie sich mehrfach nackt gesehen haben und seit der Grundschule kennen. Hinsichtlich der Tatsache, dass Miri scheinbar eh niemanden von der Bettkante stößt, wirkt die plötzliche Eifersuch vor den geplanten Sexszenen doch mehr als befremdlich.

Wie dilettantisch Smith hier sein Drehbuch hingerotzt hat, merkt man dann besonders im Finale. Nach der kurzen Klimax folgt schließlich nochmals das große Tabula Rasa innerhalb von zehn Minuten. Da ist es bittere Ironie, wenn Delaney (Craig Robinson) zu Zack meint, dass ihr Film keine Handlung (oder ein Ende) habe. Hat Zack and Miri Make a Porno schließlich ebenfalls nicht bzw. gerade soviel, dass man sie in einem Bloodhound Gang Video hätte erzählen können. Das kennt man von Smith nicht nur eigentlich besser, das kann man von ihm auch besser erwarten. So verwundert es dann doch, wenn seine achte Regiearbeit das mit Abstand schlechteste Werk innerhalb seiner ansonsten recht ansehnlichen Filmographie ist. Der Film verfügt weder über den Charme eines Chasing Amy, noch über den Witz eines Jay & Silent Bob Strike Back, den versuchten Zynismus eines Dogma oder die Wärme eines Jersey Girl. Das ist über weite Strecken zu lieb- und leblos und zugleich größtenteils ohne Sinn und Verstand zusammengeschustert. Die Dialoge sind flach, die Charaktere extrem eindimensional und die Entwicklung der Handlung wie angesprochen nicht wirklich vorhanden.

Exemplarisch für das Versagen des Filmes steht seine Besetzung. Seth Rogen und Elizabeth Banks entwickeln keine rechte Chemie, wirken stets wie zwei Schauspieler, die bezahlt wurden, um sich als Freunde auszugeben. Vielleicht wäre dem Film mehr geholfen, hätte Smith die Hauptrollen mit Jason Lee und Joey Lauren Adams besetzt. Unterboten wird die Besetzung von Rogen und Banks nur noch von der Darstellung Longs und Rouths. Das ist speziell bei Letzterem mehr als peinlich anzusehen, wie der Superman-Schauspieler versucht eine Rolle zu verkörpern, für die er überhaupt kein Talent mitbringt (und das ist bei einer derart simplen Figur, mehr als erschreckend). Ein Gewinn stellen lediglich die Smith-Zöglinge Jeff Anderson und Jason Mewes dar, auch wenn gerade die letzten beiden bedauerlicherweise viel zu kurz kommen. Letztlich ist es zu empfehlen, über Zack and Miri Make a Porno den Deckmantel des Schweigens zu hüllen. Nun ist Smiths letzter Film bei Weitem nicht das Gelbe vom Ei, weiß aber doch bisweilen mit dem Witz des Regisseurs aufzuwarten (allein wie Zack allmählich herausfindet, welcher Arbeit Brandon nachgeht oder er den Streit des Schwulenpärchens bewertet). Dennoch beweist der Film einmal mehr, dass Smith kein wirkliches Händchen dafür zu besitzen scheint, Hollywood-Schauspieler an Stelle seiner Freunde zu inszenieren. Somit ist sein Film zwar noch Durchschnitt, lässt aber für Cop Out - seine erste Studioarbeit - nichts Gutes ahnen.

5/10

22. April 2009

Hot Rod

He died instantly…the next day.

Da stehen sie nun. Die fünfzehn Schulbusse, schön nebeneinander gereiht. Die Menge jubelt, sie lechzt nach ihm. Nach Rod (Andy Samberg). Sie hält ihn für einen Stuntman. Rod hält sich selbst für einen Stuntman, ist aber keiner. Und sein angekündigter Sprung mit einem Motorrad über fünfzehn Schulbusse ist ein kommerziell propagierter Suizid im ganz großen Stil. Das müssten die Zuschauer eigentlich wissen. Die vor der Kinoleinwand allemal. Man weiß, dass Rod den Sprung nicht schafft. Und man weiß auch, dass Rod den Sturz überlebt. Dies alles sind Nebensächlichkeiten, lediglich Genre-Elemente, deren Hülle sich Drehbuchautorin Pam Brady und Regisseur Akiva Schaffer bedienen. Ihre eigene Agenda ist aber die anarchistische Komödie der letzten Jahrzehnte zu erschaffen.

Denn eines macht Hot Rod ziemlich klar: Er nimmt sich in keiner einzigen Sekunde keine Spur ernst. Die Geschichte des Pseudo-Stuntman Rod, der seinem Vater, einem Roadie unter dem legendären Evil Kneevil, nacheifern möchte und dabei auf voller Strecke versagt. Das macht Schaffer bereits zu Beginn deutlich, wenn Rod versucht auf seinem Moped einen gewöhnlichen Van zu überspringen und dabei derbe auf die Fresse fliegt. Die Stunts des jungen Mannes, der aufgrund einer Hormonschwäche keinen eigenen Schnauzer trägt, sondern sich einen künstlichen anklebt („All great men have mustaches!), sind lächerlich und dilettantisch. Entweder ertrinkt Rod, wird in die Luft gesprengt oder fängt einfach nur Feuer. Erfolgreich verläuft keines seiner Kunststücke, doch für Rod ist der Weg das Ziel. Schließlich lautet sein Lebensmotto: „Life is short. Stunt it!“.

Dabei ist Hot Rod kein Konglomerat von missglückten Stunts. Oder doch. So irgendwie. Dafür spricht allein die brillante Stuntszene im Wald in bester Simpsons-Manier. Aber Rod hat durchaus ein Ziel, muss er sich doch seinem verhassten Stiefvater Frank (Ian McShane) als Mann beweisen. Die Kämpfe zwischen den beiden haben für Rods Mutter (Sissy Spacek) schon etwas Alltägliches. Als Frank jedoch mit einer unheilbaren Herzkrankheit diagnostiziert wird, steht Rod vor einem Problem. Er muss Frank ein neues Herz besorgen. Wie kann er ihn sonst eigenhändig töten? Ganze fünfzigtausend Dollar kostet die Operation und Frank glaubt als Letzter ernsthaft, dass Rod das Geld durch seine Stunts aufbringen kann. Was jedoch keinen Grund darstellt, dass dieser es nicht versuchen würde.


Gemeinsam mit seiner Crew (Jorma Taccone, Bill Hader, Danny R. McBride) und seiner scharfen Nachbarin Denise (Isla Fisher) macht sich Rod daran die „souls of the animal kingdom“ in sich zu vereinen, um dem Tod zu trotzen und Frank zu retten. Damit er ihn töten kann. Die Szenen zwischen McShane und SNL-Comedian Samberg gehört zu den besten des Filmes. Obwohl irgendwie jede Szene zu den besten des Filmes gehört. Nur sind einige davon dann doch für die Ewigkeit geboren worden. Allen voran die „You’re the voice“-Hommage an John Farnham, zu der mir spontan kein äquivalentes Pendant in der Filmgeschichte einfällt. Ohnehin ist der Soundtrack von Trevor Rabin eine der ganz großen Stärken des Filmes, kongenial ergänzt durch fabelhafte Synthesizer-Rock-Stücke von Europe und Co. Mitten drin der stets selbstgefällige Samberg, die zuckersüße Fisher und Ebonizer Scrooge in einem total schrägen Kurzauftritt.

Mehr soll an dieser Stelle nicht zu Hot Rod gesagt werden, der schlicht eine der besten Komödien der letzten Jahren ist. Wer hier nicht lacht, ist selber Schuld. Dem kann nicht mehr geholfen werden. Mir kamen auch bei der Zweitsichtung noch Tränen und der Hals wurde heiser vor Lachen. Die Ideen und Einfälle, zuvorderst die Einzeiler von Brady, sind stark, brauchen sich teilweise vor dem Wortwitz der Pythons nicht zu verstecken und machen ungemein Laune. Mitunter kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Nur eine schwache Sequenz (auch wenn diese der Entwicklung der Handlung dienlich ist) zwischen Samberg und Hader trübt etwas den Fluss des Filmes, der Rest ist jedoch top-notch US-Comedy. Vielleicht mag mancher einer mit dem teils anarchischen Humor der SNL-Comedians nichts anfangen können. Wer generell jedoch Gefallen an Andy Sambergs Komik und den anderen jungen Wilden von SNL nach der Will-Ferrell-Generation hat, der wird an Hot Rod einen Bären fressen.

9/10

20. April 2009

I Love You, Man [Trauzeuge gesucht!]

Slappa da bass mon!

Erste Schritte sind nicht immer die sichersten. Das ist nicht nur bei Babys der Fall, sondern auch bisweilen bei Regie-Anfängern – gerade wenn sie aus einem anderen Teil der Branche stammen. Zwar konnte Drehbuchautor John Hamburg mit Meet the Parents sowie dessen Fortsetzung Meet the Fockers zwei Filme mit relativ hoher Gagdichte hervorzaubern, doch sein Regie-Werk Along Came Polly erwies sich anschließend als eher trockenes Vergnügen. Mit I Love You, Man – in Deutschland unter dem Titel Trauzeuge gesucht! vertrieben – verbündet sich der Judd-Apatow-Zögling nun mit anderen Kollegen aus Apatows Stall. Was dabei herausgekommen ist, kann als halbe Strecke zwischen Hamburgs bisherigen Projekten erachtet werden.

Frauen sehnen sich nach einfühlsamen und ehrlichen Männern, die bereit sind, Verpflichtungen einzugehen und nach acht Monaten Beziehung bereits die Ehe anzustreben. Die das Unternehmen ihrer Verlobten weiterbringen wollen oder am Frauenabend der gesamten Runde ganz aufmerksam etwas zu Trinken zubereiten. Doch solche Männer können auch anhänglich werden, speziell dann, wenn sie keine eigenen Freunde haben. Zwar ist sich Zooey (Rashida Jones) gewiss, dass Peter (Paul Rudd) ihr nicht am Rockzipfel hängen wird, er selbst ist sich da aber nicht ganz so sicher. Ein bester Freund muss also her, der dann zugleich als Trauzeuge fungieren darf. Das einzige Problem: Peter kann nicht so wirklich gut mit Männern umgehen.

Das auffälligste Szenario, das I Love You, Man beschwört, ist die Umkehrung einiger gängiger Klischees der romantischen Komödie. Nach mehreren Verabredungen mit männlichen Kandidaten ist Peter stets unsicher, was er eigentlich am Telefon sagen soll – falls er überhaupt anruft. So verkommt es zum Running Gag, wenn er stets den Abschluss seines Satzes vermasselt und sich in kumpelhafte, umgangssprachliche Verabschiedungen zu flüchten. Was beim ersten Auftreten noch zu amüsieren weiß, wirkt jedoch bei weiteren Wiederholungen etwas redundant. Schon alleine da von Peter zu erwarten wäre, dass er fortschreitender Vertrautheit zwischen ihm und seinem Neu-Kumpel Sydney (Jason Segel) selbstsicherer auftreten würde.

Das generelle Problem von Hamburgs dritter Regearbeit ist jedoch seine Unfähigkeit, rechtzeitig auszublenden. Immer wieder lässt er Szenen länger laufen als es diesen gut tut. Sei es wenn Peter und Zooey im Auto über ihr Sexleben sprechen oder Peter seiner Verlobten seine Luftgitarren-Solos vorführt. Der Film überreizt es mit der Darstellung seiner – wenn auch oft guten – Komik, indem er sie richtiggehend zu Tode reitet. Bedauerlicherweise zieht sich jener Aspekt durch den ganzen Film hindurch bis zu seinem Finale. So muss unter dem Strich gesagt werden, dass I Love You, Man weitaus kompakter und harmonischer ausgefallen wäre, hätte man ihn durch knappere Einstellungen insgesamt um etwa zehn Minuten gekürzt.

Im Gegensatz zu Apatows Produktionen kommt Hamburgs Film zum Glück ziemlich ruhig daher. Die Gagdichte ist relativ gering, stattdessen versucht I Love You, Man sich etwas ernster anzubiedern. Wieso genau sowohl Peter als auch Sydney kaum Freunde, sowohl männliche wie weibliche, haben, versäumt der Film aber zu erläutern. Die Tatsache, dass Sydneys Clique inzwischen aus Ehemännern und Vätern besteht, lässt offen, wieso er in der Zwischenzeit nicht andere Freunde gefunden hat. Ebenso offen bleibt, weshalb Peter, selbst wenn er besser mit Frauen kann, dennoch keine wirklich intensive Freundschaft mit einer solchen hat.  So lebt der Film primär von pop-kulturellen Referenzen und seinem charmanten Ensemble.

Andy Samberg war sich nicht zu schade wie auch J.K. Simmons in einer Nebenrolle aufzutreten, während Rashida Jones durch ihre warme Art ein Gewinn für jeden Film ist. Am überzeugendsten ist I Love You, Man jedoch stets in den Szenen, die sich Paul Rudd und Jason Segel (hier in ihrer dritten Zusammenarbeit) teilen. Einen kleinen Höhepunkt stellt dann das Rush-Konzert dar, selbst wenn auch dieses wieder mehr Zeit bekommt, als für die Geschichte im Nachhinein verträglich ist. Insgesamt handelt es sich um eine solide Komödie, die zum einen aufzeigt, dass sowohl Hamburg als auch Segel zu Steigerungen fähig sind, aber auch die Tatsache offenlegt, dass Rudd (noch) nicht im Stande ist, einen Film als Hauptdarsteller alleine zu tragen.

6.5/10

19. April 2009

Defiance

Der Zweite Weltkrieg bzw. Holocaust scheint dieses Frühjahr en vogue zu sein, kommt mit Defiance ein weiterer Film zum Thema in die Kinos. Edward Zwick kehrt zurück und präsentiert eines seiner History-Action-Movies, in welchem Daniel Craig als jüdischer Weißrusse im Wald eine Privatfehde mit den Nazis ausficht. Eine sehr amüsante Besprechung findet sich bei EMPIRE, meine eigene Kritik kommt im Gegensatz nicht an den Wortwitz der Briten ran. Was ich zum Film zu sagen habe, kann man beim MANIFEST nachlesen.

5.5/10

17. April 2009

The Complete: Office

That’s what she said.

Jenseits von Großbritannien kennen nicht viele Menschen Ricky Gervais und schon gar nicht seine Sitcom The Office, die 2001 über zwei Staffeln lang ausgestrahlt wurde. Das Konzept der Serie zündete derart, dass das Format mehrfach ins Ausland verkauft wurde. So zum Beispiel nach Kanada, nach Frankreich oder in die USA. Dem Deutschen bekannt ist dagegen Stromberg, ein The Office-Plagiat, welches versuchte ohne Abschlag an die Briten zu existieren (Pro Sieben ist ein schlauer Sender). Selten kommt es vor, dass ein Remake eines Produktes besser funktioniert als das Original. Bei der amerikanischen Variante von The Office scheint dies der Fall zu sein. Die Besetzung des Ensembles ist grandios, die Figuren sympathisch und die Komik in vielen Fällen außergewöhnlich. Orientierten sich einige erste Folgen noch an dem englischen Pendant, begann The Office schon bald auf eigenen Füßen zu wandeln und einen unverwechselbaren Stil anzunehmen. Die Serie selbst zog im Laufe ihrer Jahre viele renommierte Regisseure an, die sich zu Gastarbeiten überzeugen ließen. So drehte Amy Heckerling bereits in der ersten Staffel eine Episode, während es sich auch Harold Ramis, Jason Reitman, Joss Whedon und J.J. Abrams ein Engagement nicht nehmen ließen.

Primär lebt das The Office Konzept von vier Figuren, welche sich wiederum in zwei Gruppen aufteilen. Auf der einen Seite existiert das potentielle Paar eines sympathischen Mitarbeiters (sei es John Krasinski oder Martin Freeman) und einer Sekretärin. Auf der anderen Seite warten zwei Nervensägen, wie sie im Buche stehen. Ein narzisstischer und überheblicher Chef, sowie dessen (oft ungewollte) rechte Hand. Letztlich ist The Office jedoch immer eine One-Man-Show, die von einer charakterlichen Größe wie Steve Carell, Ricky Gervais, Christoph Maria Herbst oder sonst jemandem dargestellt wird. Am meisten lebt The Office dabei fraglos von seinem exorbitanten Fremdschämfaktor, der sich manchmal mehr und manchmal weniger etwa im 50:50 Bereich zwischen Chef und rechter Hand aufteilt. Im US-Pendant sind über die Jahre jedoch auch einige der Nebendarsteller ans Herz gewachsen, seien es Toby, Oscar, Darryl oder Creed. Im Laufe der bisher veröffentlichen vier Staffeln hat sich die Serie zu einer meiner Lieblingssitcoms entwickelt. Allein wegen ich das Serientheme höre steigt der Endorphinspiegel und macht auch das ein oder andere Ärgernis des (Vor)Tags vergessen. Nachdem die vierte und fünfte Staffel eine Einzelbesprechung erhielten, sollen die drei Vorläufer eine kurze, kompakte Zusammenfassung erfahren.

The Office - Season One

Retrospektiv gesehen wirken die ersten sechs Folgen der Erfolgsserie recht zahm. Dies kann natürlich auch daran liegen, dass man nach fünf Jahren die Figuren in und auswendig kennt und daher etwas überrascht ob ihrer Zurückhaltung ist. Und Michaels (Steve Carells) geschleimte Haare gehen im Nachhinein auch mal gar nicht, während Jims (John Krasinski) Frisur sehr viel netter wirkt, als aktuell (fünfte Staffel) der Fall. Zu Beginn der Serie gibt es sie noch en masse, die verstohlenen Blicke von Jim zu Pam (Jenna Fischer), was immer dann unvorteilhaft ist, wenn ihr Verlobter Roy gerade durch die Tür spaziert. Herrlich auch die hier noch verstärkt vertretenen Anspielungen von Dwight (Rainn Wilson) auf seinen fiktiven Status als assistierender Regionalmanager bzw. Assistent des Regionalmanagers. Einige Aspekte wie Jims Streich des Tackers in der Götterspeise sind direkte Übernahmen aus dem Original und deuten an, dass die Serie hier noch unter der Fuchtel der großen Schwester stehen. Dies wird sich glücklicherweise in den kommenden Staffel ändern.

Nichtsdestotrotz kochen im Grunde alle Figuren noch auf Sparflamme, die Jim-Pam-Szenen nehmen ein Mindestmaß ein, Dwight ist bei Weitem nicht so schrullig, wie er in Wirklichkeit ist und auch Michael hält sich relativ zurück. Abgesehen von seinem indischen Akzent in Diversity Day und seinen Bemerkungen speziell gegen Phyllis in Basketball bewegt sich seine political incorrectness noch in Grenzen. Herrlich jedoch, wenn er sich in seinem Büro einschließt, um nicht den neuen Gesundheitsplan auswählen zu müssen oder eine Überraschung für seine Angestellten plant, da demnächst Entlassungen vorgenommen werden müssen (auch wenn er dies vehement bestreitet). Für die Nebenfiguren heißt es in den ersten sechs Folgen noch zurückzustecken, lediglich Ryan (B.J. Novak) erhält etwas mehr Aufmerksamkeit. Dass ist teilweise (Kelly) erfreulich, andererseits (Creed) bedauerlich. Grundsätzlich braucht die erste Staffel etwas, um warm zu werden und findet in der großartigen fünften Folge Basketball ihren Höhepunkt. Im Übrigen kann man in Hot Girl bereits Amy Adams bewundern, die inzwischen aus der amerikanischen Comedy-Szene kaum noch wegzudenken ist. Die erste Staffel lässt noch Luft nach oben, lässt sich jedoch recht gut an einem langen Abend wegschauen.

The Office – Season Two

Mit der zweiten Staffel konnte The Office nun ein ausgeweitetes Konzept annehmen. Auf das Publikum warteten nun fast viermal so viele Folgen, wie noch in der ersten Staffel. Endlich konnte man sich auch den zahlreichen Nebenfiguren widmen, insbesondere Creed und Kelly. Bemerkenswert übrigens, dass die Serie auch in ihrer zweiten Instanz weiterhin relativ handzahm ist. Kellys pausenloses Mundwerk bekommt speziell Jim (John Krasinski) zu spüren, als er aufgrund eines Fluchs von Pam (Jenna Fischer) nicht sprechen darf. Creed hingegen entfaltet sich gerade in den letzten Folgen zu dem schrulligen „alten Mann“, der er zu sein scheint. Gekrönt wird dies im Staffelfinale Casino Night, wo Creed unumwunden zugibt, dass er es liebt zu stehlen. Aber auch all die anderen Figuren, von Oscar über Kevin, Angela, Meredith, Phyllis bis hin zu Jan, erhalten ihre gebührende Zeit, um sich und ihre Schrulligkeiten präsentieren zu können. Somit ist die zweite Staffel sehr viel flächendeckender was die Charaktere anbetrifft, wohingegen sich ihr Vorgänger primär auf das prominente Quartett fokussiert hat. Durch diese Erweiterung der Scranton-Familie gewinnt die Serie ungemein, nicht so sehr qualitativ als eher quantitativ. Sahnehäubchen auf dem illustren Ensemble sind dann zwei Gastauftritte von Amy Adams als Jims quasi-Freundin Katy.

Wie auch in späteren Staffeln, namentlich der Vierten, dreht sich thematisch nun alles weniger um eine allgemeine Vorstellung der Figuren als vielmehr um deren Privat- bzw. Liebesleben. War Jim in den originalen sechs Folgen noch recht zurückhaltend was seine Gefühle für Pam anbelangt, so lässt er nun gegenüber der Kamera praktisch von Beginn an die Katze aus dem Sack. Gegen Mitte der Staffel plaudert dann zudem Michael (Steve Carell) sein Geheimnis gegenüber allen Büroangestellten aus. Für Pam wiederum spitzt sich die Lage so etwas zu. Zwar steht die Hochzeit mit Roy nun nach der berüchtigten Booze Cruise, aber inzwischen merkt die Telefonistin immer mehr, dass sie ihr Glück eher bei bzw. mit Jim findet, denn mit Roy. Außerdem finden auch zwei weitere Dunder Mifflin Angestellte zueinander. Dwight (Rainn Wilson) und Angela beginnen eine heimliche Affäre, von der bisher nur Pam etwas weiß. Bedauerlicherweise wird nicht näher beleuchtet, wie diese Beiden schließlich zueinander gefunden haben. Ihre pedantische Zugeknöpftheit war hier wohl ausschlaggebend. Beide Beziehungen werden auch in der kommenden, dritten Staffel noch ausgiebig thematisiert werden.

Michael hingegen hat begonnen sich mit seiner Vorgesetzten Jan einzulassen. Dies führt gerade bei ihm natürlich zu einigen peinlichen Momenten, insbesondere dann, wenn er auch hier – wie schon bei Jims Geheimnis – seinen Mund nicht halten kann. Im Vergleich zur zweiten Staffel nimmt Michaels ethnische Diskriminierung etwas ab, auch wenn er sich einige knappe Anspielungen speziell gegenüber Stanley und Darryl nicht sparen kann. Viel amüsanter sind jedoch seine unzähligen Auseinandersetzungen mit Toby, den er sogar an dessen Arbeitsplatz belästigt und im Staffelfinale ungeniert seine Animosität entgegenschleudert. An dieser Stelle soll stellvertretend für alle bisherigen fünf Staffeln eine kleine Lanze für Paul Lieberstein für seine phänomenale Portraitierung von Toby gebrochen werden. Bei ihm reichen schon bloße Blicke, um mehr über seine Figur zu sagen, als man in hundert Seiten schreiben könnte. Das große Liebesthema der zweiten Staffel wird dann letztlich noch von Kelly (Mindy Kaling) und Ryan (B.J. Novak) komplettiert. Kaling und Novak zählen beide zu den Autoren der Serie, wobei ich selbst jedoch froh bin, dass man von ihnen nicht allzu oft etwas sieht. Das letzte Glied in der Kette ist dann Darryl, der weiterhin zeigen darf, dass er sich von Michael – im Gegensatz zu seinen Angestellten – nicht herumschubsen lässt.

Zu meiner eigenen Überraschung ist auch die zweite Staffel nicht so lustig, wie ich mich erinnerte sie einst gefunden zu haben. Die Folgen sind allesamt gut, daran besteht kein Zweifel, doch bei einigen Episoden bleibt es eben bei dem Attribut „gut“. Hierzu zählen beispielsweise The Carpet oder Dwight’s Speech, die eher wenig zu bieten haben, außer den für die Serie obligatorischen Lachern. Manche Folgen fühlen sich zu sehr nach Füllmaterial an, so dass es begrüßenswert gewesen wäre, hätte man die gelungenen Szenen dieser Folgen lieber in andere Folgen dazugepackt. Zu den Höhepunkten der Staffel zählen jedoch weiterhin Michaels ethnische Anspielungen, sein (einseitiger) Kleinkrieg mit Toby sowie Jims Streiche an Dwight (mein Favorit: die Einspeisung von Dwights Schreibtischutensilien in den Snackautomat). Als beste Episoden der zweiten Staffel dürften wohl Christmas Party und Casino Night angesehen werden, wobei auch Booze Cruise und The Secret sehr gelungen sind. Positiv anzusehen ist jedenfalls, dass auch bei Vervierfachung der Episoden das Niveau der vorherigen Staffel gehalten werden konnte. Wie bereits beim Vorgänger geschrieben, besteht jedoch noch Luft nach oben, wie an der vierten Staffel zu sehen ist (während sich die Fünfte wieder eher an den ersten beiden Staffeln orientiert).

The Office - Season Three

Nach dem gelungenen Saisonfinale der letzten Staffel macht die Serie nun einen kleinen Sprung. Pams (Jenna Fischer) und Roys Hochzeit wurde abgesagt, was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass diese nun mit Jim (John Krasinski) zusammen ist. Im Gegenteil. Nachdem sie ihn abgeblockt hat, nahm Jim die von Dunder Mifflin ausgeschriebene Stelle in Stamford an. Dies hat zur Folge, dass das erste Drittel der dritten Staffel in zwei Handlungsstränge geteilt ist. Während größtenteils den Umtrieben von Michael (Steve Carell) und Dwight (Rainn Wilson) in Scranton gefolgt wird, finden sich auch kurze Ausflüge in Jims neue Arbeitsumgebung in Stamford wieder. Hierbei beginnt die dritte Staffel außerordentlich stark. Speziell Staffelauftakt Gay Witch Hunt ist eine der gelungensten Folgen in der Seriengeschichte. Es mag etwas irrational klingen, aber The Office gewinnt durch Jims Abwesenheit sogar etwas an Humor. Dies liegt weniger an Jim selbst, als vielmehr an den neuen Arbeitsumgebungen (sowohl hinsichtlich Scranton als auch Stamford).

In dieser Staffel hat Dunder Mifflin mit einigen Problemchen zu kämpfen. Dies beginnt bereits damit, dass Michael in der Auftaktfolge Oscar (Oscar Nunez) als Homosexuellen outet. Um eine Klage abzuwenden, wird Oscar kompensiert. Später wird aus finanziellen Gründen eine der Filialen eingestampft und durch ein obszönes Wasserzeichen zudem Schaden für die Firma verursacht. Man mag es der Serie vorhalten, dass sie gerade den Aspekt der Filialschließung nicht dramatischer ausgearbeitet hat, aber The Office ist nun mal primär eine humoristische Sitcom. Die positive Folge aus dem Schlamassel ist in The Merger schließlich die Tatsache, dass Jim nach Scranton zurückkehrt – allerdings mit neuer Freundin im Gepäck. Es sind jene Szene zwischen Jim und Karen (Rashida Jones), die das Stamford-Szenario so unterhaltsam gestaltet haben. Zudem ist Jones ein richtiger Gewinn für die Serie, da sie ganz besonders gut mit Krasinski harmoniert. Da nimmt man es auch in Kauf, dass man noch eine weitere Staffel auf das „Jam“-Pärchen warten muss. Bedauerlich ist lediglich, wie unsauber sich die Serie in The Job hier aus der Affäre zieht (ähnlich wie auch schon im Vorjahr). Dies wirkt auch deswegen irritierend, da die Kamera sonst im Grunde alles und jeden aufnimmt.

Apropos Kamera. Was mir erst in dieser Staffel aufgefallen ist, war der Punkt, dass nie klar gemacht wurde, wofür die Kameraaufnahmen eigentlich gedacht sind. Immerhin begleitet das Kamerateam nun seit fünf Jahren Michael Scott und Co., doch der Zweck des Filmens wird nie namentlich genannt oder sonst wie erläutert. Hier hat der deutsche Ableger Stromberg in der Tat die Nase vorn, wenn ebenjener Stromberg durch die Dokumentation seiner Arbeit letztlich seinen Job retten und der Firma einen Imagegewinn einbringen konnte. Wie dem auch sei. Nach dem herausragenden ersten Drittel fällt die Show in den folgenden sieben Folgen bis zur Mitte der Staffel hin in ein kleines Loch. Die Folgen sind durchschnittlich (Anm.: „durchschnittlich“ bedeutet in meinem Serienverständnis (lediglich) „gut“). Episoden wie The Convict oder The Return überzeugen nicht so recht und wirken wie bereits The Carpet aus der Vorjahresstaffel eher als Füllmaterial. Mit den beiden Gastbeiträgen von Joss Whedon (Business School) und J.J. Abrams (Cocktails) nimmt die Serie zwar nochmals kurzzeitig an Fahrt auf, versackt dann jedoch wieder bis zum erneut gelungenen Staffelfinale. Im Gegensatz zu Whedon und Abrams wollen Harold Ramis Regiearbeiten nicht so Recht überzeugen. The Office hat weder während der zweiten noch in der dritten Staffel die offerierte „Luft nach oben“ als Anreiz genommen.

Wie immer sind es die Beziehungen, welche die Serie auszeichnen. Im Zentrum steht dabei fraglos die Dreiecksbeziehung zwischen Jim, Karen und Pam. Dies führt gerade für Karen zu der einen oder anderen unangenehmen Situation. Für einiges Drama zeichnen sich aber auch Michael und Jan verantwortlich, während Dwight und Angela sich weiterhin im Hintergrund abspielen. Von den Nebenfiguren rückt zu meiner eigenen Freude vor allem Creed (Creed Bratton) oft in den Fokus der Kamera. Weshalb der Charakter zu einen meiner Lieblingsfiguren zählt, lässt sich besonders gut in dieser dritten Staffel beobachten (herrlich, wie Creed in Branch Closing sein gesamtes Büromaterial verscherbelt). Außerdem geht auch Michaels Vendetta gegen Toby (Paul Lieberstein) in eine neue Runde. Selbst wenn auch die dritte Staffel nicht den entscheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, sind alle Folgen ziemlich unterhaltsam. Manche von ihnen natürlich mehr als andere. Die beiden besten Episoden werden durch Gay Witch Hunt und Business School dargestellt, dicht gefolgt von einigen anderen Episoden aus dem exzellenten ersten Drittel. The Office ist eine überaus gelungene Serie (insbesondere aufgrund ihrer Konstanz) und zählt ohne Probleme zu meinen absoluten Lieblingsserien.


The Office - Season One: 8/10
The Office - Season Two: 8/10
The Office - Season Three: 8/10
The Office - Season Four: 8/10
The Office - Season Five: 8/10

15. April 2009

Dawson’s Creek - Season Five

It’s gonna be okay. For all of us.

Nun sind sie flügge geworden, die Kiddies aus Capeside. Wie immer, wenn sich eine Serie um Protagonisten in der (schulischen) Ausbildung dreht, kommt irgendwann der Punkt, an dem diese Ausbildung vorbei ist – und damit auch die Serie? So geschehen zum Beispiel bei der amerikanischen Sitcom Malcolm in the Middle, die damit schloss, dass die Hauptfigur Malcolm schließlich aufs College ging und damit die Irrungen und Wirrungen des High School Daseins – sowie das eigene Elternhaus – hinter sich gelassen hat. Die High School ging nun auch in der Welt von Dawson’s Creek zu Ende und bildete den Abschluss für die vierte Staffel. Während es Dawson (James Van Der Beek) nach Los Angeles an die UCLA verschlug, machte sich Pacey (Joshua Jackson) auf zu einem Segeltörn und Joey (Katie Holmes) gemeinsam mit Jack (Kerr Smith) und Jen (Michelle Williams) auf den Weg nach Boston. Wie sind die Macher nun vorgegangen? Haben sie eine Parallelhandlung initiiert? Dawsons Geschichte einerseits und die von Joey andererseits erzählt? Gewürzt mit kleinen karibischen Abenteuern von Pacey? Die Antwort ist wie so oft im Fernsehgeschäft simpel.

Bereits in der Auftaktepisode The Bostonians wird Tabula Rasa gemacht. Irgendwie. Eigentlich nicht, da keine vorausgehende Handlung über den Tisch geworfen wird. Dawson merkt während eines Setpraktikums, dass Hollywood irgendwie doch ziemlich scheiße ist. Als er dann gefeuert wird, kümmert es ihn auch nicht. Schon ist die räumliche Distanz futsch und er besteigt den nächsten Flieger nach Boston. Dort ist inzwischen auch schon Pacey eingetrudelt, der sein Dasein auf einem Segelboot fristet. So schnell geht das in der Serienlandschaft und bevor der Zuschauer „Zwiebelkuchen“ sagen kann, sind wieder alle Freunde vereint in ein und derselben Stadt. Da hat man sich kreativ echt gefordert, dass muss man den Autoren schon lassen. Das ganze klingt jetzt auch weitaus schlimmer, als es letztendlich ist. Denn im Grunde zählen die ersten vier Folgen zu den besten der fünften Staffel. Lediglich in der Mitte, wenn ein großer Backtwist entsteht, wird ein ähnlich hohes Niveau erreicht. Nichtsdestotrotz hätte man sich das große Deplatzieren irgendwie auch sparen können, unabhängig davon, dass Dawsons Entscheidung die Basis für The Long Goodbye ist – der gelungensten Folge der Staffel.

Die Wandlungen, welche die Jugendlichen dieses Mal durchmachen, wirken zum Teil unglaubwürdig und dann auch wieder redundant. Jack vernachlässigt im Laufe der Staffel die Uni, weil er lieber mit seinen Verbindungskumpels abhängt. Diese akzeptieren ihn endlich mal so wie er ist. Abgesehen davon, dass sie ihn nur aufgenommen haben, um eine Schwulenquote zu erfüllen. Hier verkommt Jack bisweilen zu einer Karikatur seiner selbst, was nicht allzu sehr ins Auge fällt, da er ohnehin nicht in solchem Maße präsent ist, wie die anderen Charaktere. Pacey wiederum macht durch die Verlagerung der Geschichte eine eigene Wandlung durch. Einst das hässliche Entlein von Capeside, können ihm jetzt sogar die Töchter von Großindustriellen nicht mehr widerstehen. Zudem hat der Mann ein ungeahntes Talent fürs Kochen, in der nächsten Staffel schlägt er sich dann wacker als Telefonverkäufer durch. Quasi nach dem Motto: die Letzten werden die Ersten sein. Da ist Papa Witter so beeindruckt, dass er Sohnemann sogar ein Auto schenkt. Da kann man mal Sehen.

Das große Thema bleiben jedoch Dawson und Joey, nunmehr fast schon gravierender als zuvor. Zu Beginn klappt es jedoch nicht mit den beiden, in der Mitte auch nicht und zum Schluss erst Recht nicht. Hier werden hauptsächlich die Shipper etwas befriedigt, was andere Verläufe umso verwirrender macht. Denn Joey interessiert sich gleich mehrfach für andere Männer. Sei es ihr Studienkollege Elliot, ihr Dozent oder der Musiker Charlie (Chad Michael Murray). Gerade letzterer wird sehr schön in die Serie eingebaut (man beachte die Ironie). Nachdem er sich zuvor mit Jen vergnügt hatte – diese zugleich mit einer anderen Studentin betrügend -, gelingt ihm das ganze (inklusive Läuterung) dann auch noch bei Joey. Diese lässt ihn jedoch genauso abblitzen, wie alle anderen Männer in ihrem Leben. Speziell in ihren Entscheidungen zum Finale hin (erst blockt sie Dawson ab, dann ändert sie doch noch spontan ihre Meinung) wirken geradezu lächerlich.

Die Stärken der fünften Staffel liegen wie gesagt in ihrem Auftakt. Dawsons Kampf um Joeys Gefühle und gegen die Autorität seines Vaters Mitch (John Wesley Shipp) sind in bester Dawson’s Creek Manier gehalten und dabei zugleich packend und unterhaltsam. Hier bricht dann Mitchs Tod in The Long Goodbye herein wie ein Orkan. Die Umstände seines Todes (im fällt während dem Fahren sein Eis runter und beim klassischen Grapschen verliert er den Verkehr aus den Augen) haben zwar durchaus einen bitteren Nachgeschmack, aber was der Akt dafür in jener vierten Folge auslöst, schafft keine andere Episode der Staffel annäherungsweise zu erzeugen. Mit jenem Tod des Vaters hat Dawson anschließend mal glaubwürdig und mal lächerlich zu kämpfen. Letztlich ist aber auch der Tod von Mitch wieder nur ein Auslöser für ein anderes Ereignis innerhalb der Serie. Der Beziehung von Dawson und Jen. Erneut. Nach der ersten Staffel.

In Hotel New Hampshire kommen sie bei einem Filmfestival, das Dawson gewinnt, wieder zusammen. Bedauerlicherweise wird mit der gänzlich bescheuerten Halloween-Folge Four Scary Stories ungeschickt angeknüpft, ehe es in Appetite for Destruction weitergeht. Die neuerliche Beziehung der beiden wird sehr charmant und liebenswürdig verkauft, auch wenn hier ebenfalls die Umstände etwas fragwürdig sind. Grandios zelebrieren die Macher hier ein Essen zwischen den Freunden, bei dem diese überraschenderweise mit Dawson und Jen konfrontiert werden. Köstlich wie Audrey (Busy Phillips) Joey den Wein umstößt, um mit ihr im Raum nebenan abzuklären, ob das alles auch in Ordnung ist für sie. Dass die Dawson-Jen-Beziehung keine Zukunft hat, war dabei natürlich absehbar. Letztlich war der Zweck des Geschehens wohl lediglich einige unangenehme Momente für Joey zu erschaffen und Dawson endlich seiner Jungfräulichkeit zu berauben. Das feiert der Gute dann auch gebührend, wenn er nach fünf Jahren ohne Sex nun innerhalb kürzester Zeit auf ältere Frauen ins Bett kriegt.

Im Vergleich zur vierten Staffel baut die fünfte und erste außerhalb von Capeside stark ab. Ähnlich wie in der dritten Staffel bereits scheinen die Dawson und Joey vormerklich sexuell gereift zu sein. Ihre Entscheidungen während der 23 Folgen wirken dabei nicht so, als hätten sie viel aus ihrem bisherigen Leben gelernt. Episoden wie Highway to Hell bilden daher die starken Ausnahmen, aus einer durchschnittlichen Regel. Hinzu kommen dann noch unsägliche Auswüchse wie die angesprochene Halloween-Folge oder Downtown Crossing. Letztere Episode bildet den Tiefpunkt der bisherigen Seriengeschichte. Der Wechsel von Capeside nach Boston hat der Serie keineswegs gut getan – im Gegenteil. Für viele Figuren verlaufen die Ideen inzwischen im Sande, man weiß nicht, was man noch groß schreiben soll und besinnt sich auf Elemente und Themen, die man in erfolgreicheren Zeiten bereits schon mal angesprochen hat. Da kommt es gerade recht, dass es sich hierbei um die vorletzte Staffel der einstmals brillanten Serie handelt. Denn dass das Konzept nicht ewig weitergeht, merkt man in der fünften Staffel überdeutlich.

7.5/10

11. April 2009

The Complete: Terminator

Look at it this way. In one hundred years, who’s gonna care?

Er hat seinen Namen in den Annalen der Filmgeschichte verewigt, zuvorderst wegen seines mit elf Oscars ausgezeichneten Werks Titanic. Aber in den Köpfen der Cineasten eher dank seiner Terminator-Reihe. Für viele gilt James Cameron als der Meister des Actionkinos. Einen Ruf, den er sich besonders durch Terminator 2: Judgment Day und Aliens erarbeitet hat. Ironischerweise beides auch noch Fortsetzungen, die gegenüber ihren Vorgängerfilmen als ebenbürtig gelten. Nach dem zweiten Teil seiner SkyNet-Dystopie sollte Cameron lediglich zwei weitere Kinofilme drehen, ehe er sich 1997 in den Vorruhestand verabschiedete und sich auf Dokumentationen beschränkte. Ende des Jahres kommt Cameron nun in die Kinos zurück und die Szene munkelt bereits, dass er mit seinem technologisierten Avatar erneut Geschichte schreiben wird. Ohnehin wird „cineastischer Fortschritt“ quasi nicht mehr ohne den Namen „Cameron“ in den Mund genommen. Zufall oder Schicksal also, dass gut ein halbes Jahr vor der Rückkehr Camerons sein „Kind“ in die nächste Lebensphase schreitet. Mit Terminator: Salvation geht die Saga um John Connor in eine neue Runde. Doch mit der Filmreihe hat Cameron schon seit 13 Jahren nichts mehr am Hut.

Was 1984 mit The Terminator begann, startete die Karriere von drei Männern, von denen sich zumindest zwei in der Stratosphäre Hollywoods festsetzen konnten. Mit einem Budget von 6,4 Millionen Dollar gelang es dem ersten Teil der Serie zum “sleeper hit of fall 1984” (Virgin, S. 808) zu werden und letztlich mit einem Einspielergebnis von beinahe 80 Millionen Dollar das Zwölffache seiner Kosten einzuspielen (Dyer, S. 97). Nun hatte sich Cameron einen Namen gemacht (er sollte schließlich Ridley Scott als Regisseur der Alien-Serie beerben) und zugleich seinen Star, Arnold Schwarzenegger, die Karriere geebnet, die inzwischen im Gouverneursposten von Kalifornien geendet ist. In The Terminator berief sich der Roger-Corman-Schüler Cameron auf das, was er beim B-Movie-Guru gelernt hatte. „Mit einfachen Mitteln ein Maximum an Wirkung“ zu erzielen (vgl. Rauscher, S. 428). Wollte Cameron ursprünglich direkt im Anschluss eine Fortsetzung in Angriff nehmen, musste diese sieben Jahre auf sich warten lassen. Erst Anfang der neunziger Jahre sollte sich Cameron wieder dem Weltuntergang durch die Maschinen widmen dürfen. Das Warten würde sich lohnen, revolutionierte Judgment Day schließlich gemeinsam mit Steven Spielbergs Jurassic Park die Hollywood-Landschaft mit ihren authentischen Spezialeffekten. Die Rückkehr des Terminators erhielt 1991 das Attribut des “most expensive movie ever made” (Dyer, S. 101) und verschlang mit 100 Millionen Dollar Produktionskosten die 15-fache Summe seines Vorgängers (ders, S. 98).

Zwar spielte Judgment Day über eine halbe Milliarde Dollar ein (das Fünffache seiner Kosten), konnte damit jedoch hinsichtlich seines prozentualen Gewinns nicht an den Erfolg des ersten Teiles anknüpfen (Hewitt, S. 87). Doch dies war ein kaum berücksichtigter Tropfen auf den heißen Stein, waren doch Schwarzenegger und Cameron nun im Olymp Hollywoods angelangt. Für den Autor und Regisseur war nun das letzte Kapitel der Geschichte erzählt, hatte er doch sogar ein futuristisch-harmonisches Ende gedreht, dieses im Nachhinein jedoch wieder verworfen. Allerdings gestand Cameron ein, Ideen für eine Fortsetzung gehabt zu haben. Doch die Reihe lag erstmal auf Eis, ehe nach einigen Rechtsquerelen 2003 die Trilogie mit Terminator 3: Rise of the Machines ihren vorläufigen Abschluss fand. Sechs Jahre nach Titanic und seinem darauf gefolgten Rückzug ins Dokumentarfilmfach war Cameron im Gegensatz zu Schwarzenegger jedoch nicht mehr zu einer neuerlichen Rückkehr zu bewegen. Stattdessen übernahm Jonathan Mostow das Ruder und produzierte erwartungsgemäß einen Flop. Mit doppeltem Budget gelang ihm lediglich ein doppeltes Einspielergebnis. Der allgemeine Tenor verabschiedete sich von dem Franchise, ehe letztes Jahre mit The Sarah Connor Chronicles die Reihe eine nicht-kanonische Fortführung erhielt.

Zu diesem Zeitpunkt war durch das erfolgreiche Batman-Reboot Batman Begins von Christopher Nolan bereits ein vierter Teil der Roboter-Saga abgesegnet. Bezeichnenderweise konnte man sogar Christian Bale als John Connor gewinnen. Im Gegensatz zu der Trilogie wird sich die Handlung nun statt in der Gegenwart in der Zukunft bewegen. Mit demselben Budget wie sein Vorgänger ausgestattet soll Terminator: Salvation der Auftakt einer neuerlichen Trilogie sein, die von McG inszeniert wird. Für Aufsehen sorgten bisher hauptsächlich Bales Ausraster am Set, sowie ein potentieller Spoiler bezüglich der finalen Auflösung (selbst wenn dies mit einem abgeänderten Ende versucht wurde zu relativieren). Ob es McG gelingt den missratenen Vorgänger vergessen zu machen und wieder an die cameronschen Filme anzuknüpfen bleibt abzuwarten. Während der Regisseur bei Cameron selbst hinsichtlich dessen Segen auf Granit biss, sollen sich Schwarzenegger und Linda Hamilton für Kurzauftritte (in unterschiedlicher medialer Form) bereit erklärt haben. Obschon es nicht unwahrscheinlich ist, dass Salvation an den kommerziellen Erfolg von Judgment Day anknüpfen kann, bleibt zu diesem Zeitpunkt noch abzuwarten, ob der Neustart der Reihe so vielversprechend verläuft, wie einige Fans nach den ersten beiden Trailern hoffnungsvoll erwarten. Vielleicht gelingt es dem vierten Teil zumindest, sich vom Erbe des Originalfilmes zu lösen, anstatt wie eine stumpfe Kopie daherzukommen, wie bei seinen Vorgängern geschehen.

The Terminator

Come with me if you want to live.

Wir schreiben das Jahr 2029 und die Menschen leben interniert in kleinen Lagern im Untergrund. Von ihren Unterdrückern wurden sie wie Vieh mit einem Barcode gebrandmarkt, angesehen als eine Rasse, die aufgrund ihrer Minderwertigkeit ausgelöscht werden muss. Erinnerungen an den Holocaust werden hier im technologischen Gewand evoziert und es sind zu Beginn Camerons B-Movie Effekte, die einem The Terminator auch nach zwei Jahrzehnten noch ans Herz wachsen lassen. Speziell der Hunter-Killer kommt hier besonders charmant herüber, doch am Eindringlichsten bleiben wohl die menschlichen Schädel in Erinnerung, die von den Tankern SkyNets zerquetscht werden. Ein Motiv, das sich auch in den Fortsetzungen der Reihe wiederfinden wird. Man merkt es Camerons Durchbruchsfilm oft an, dass ihm ein geringes Budget zu Grunde lag. Nicht nur wegen dem Zukunftsszenario, sondern auch in den Szenen mit den Polizeiwagen. Deren Fahrertüren wurden lediglich mit ihren Mottos beklebt, was durch Continuity-Fehler dazu führt, dass gelegentlich “to care and to protect” und dann wieder “dedicated to serve” auf ihnen zu lesen ist. Doch wie gesagt, dass Ganze kommt so charmant rüber, dass man es dem Film nicht wirklich übel nehmen kann oder möchte. Speziell dann nicht, wenn man die Augenoperation des T-800 sieht. Dies sind die wichtigen Effektszenen, die Rauscher „zu den Höhepunkten im Science-Fiction-Kino der 80er-Jahre“ zählt (Rauscher, S. 428).

Die Geschichte des Films ist dabei recht simpel. Im Jahr 2029 hat der menschliche Widerstand SkyNet besiegt. Dieses schickt mit dem T-800 (Arnold Schwarzenegger) ein Terminator-Modell ins Jahr 1984, um hier Sarah Connor (Linda Hamilton) zu töten, jene Frau, die mit John Connor den späteren Anführer des Widerstands gebären wird. Um diesen Mord vorzubeugen, schickt Connor mit Kyle Reese (Michael Biehn) seine rechte Hand in der Zeit zurück. Was der Virgin Film Guide als “intelligent” und “smoothly crafted” (Virgin, S. 808) ansieht und wo Rauscher „in keiner Szene die Stringenz und Logik der Handlung“ vernachlässigt sieht (Rauscher, S. 430), bewegt sich auf gewagtem astrophysikalischen Terrain. Zieht man Judgment Day in die Analyse mit ein, lässt sich generell verwerfen, dass SkyNet tatsächlich Sarah Connor töten wollte oder ernsthaft mit ihrer Ermordung gerechnet hat. Die Tatsache, dass John Connor in der Zukunft existiert, müsste für SkyNet Beweis genug dafür sein, dass sich Sarah Connor nicht töten lässt. Demzufolge ist der eigentliche Zweck des Films eher der, dass der T-800 in seiner Mission scheitert, damit seine Überreste – wie in Judgment Day zu sehen, den Anfang von SkyNet bilden können.

So gesehen ist The Terminator durchaus in sich logisch aufgebaut, wenn am Ende des Films die Zukunft sich ihre eigene Vergangenheit in unserer Gegenwart erst erschafft. Der Film verfügt somit über ein interessantes Grundgerüst, welches sich peu a peu während der zahlreichen Fluchtsequenzen entfaltet. Die exploitativen Elemente vom Originalteil der Reihe führten schließlich dazu, dass Tookey das Werk als “over-violent” wahrnahm (Tookey, S. 843). In der Tat ist hier der Body Count viermal höher als später in Judgment Day. Speziell in der Polizeistationsszene, die Pierce als “one of cinema’s most spectacular shoot-outs” bezeichnet (Pierce, S. 113), kennt der Terminator wahrlich kein Pardon und eliminiert alles was sich ihm in den Weg stellt. In die Filmgeschichte eingegangen ist natürlich auch Schwarzeneggers berühmtester Einzeiler: “I’ll be back”. Auf dem Gewaltlevel kennt Cameron hier wirklich noch keine Gnade, wenn zu Beginn des Films – in welchem alle drei Protagonisten ganz klassisch der Reihe nach vorgestellt werden – der T-800 einem Punker bereits das Herz aus der Brust heraus reißt. Die Gewalt hält sich jedoch in Grenzen, weshalb es in der Tat unverständlich ist, weshalb der Film bis heute auf dem deutschen Markt indiziert ist und sich keine ungeschnittene Fassung in den Läden kaufen lässt.

Was im Film selbst plakativ als “Tech Noir” bezeichnet wird, funktioniert im Grunde über die gesamte Laufzeit exzellent. Die Handlung beschränkt sich auf ein Minimum und verstrickt sich nicht in Nebenhandlungen, die Spannung selbst wird durchgehend aufrecht erhalten. Etwas runder wäre der Film allerdings gewesen, wenn der fertige Schnitt Kyles Einordnungsprobleme und Cyberdynes Entdeckung des CPU-Chips (beides in den geschnittenen Szenen zu sehen) beinhaltet hätte. Dennoch ist The Terminator sicherlich zu Recht ein Klassiker und Kultfilm seines Genres, angereichert mit schönen Klischeefiguren (großartig allein die “Your mama!”-Szene zwischen Winfield und Henriksen) und einer äußerst interessanten Geschichte als Basis für einen packenden und unterhaltsamen Actionfilm. Bei der Rezeption des Filmes scheiden sich die Geister. Während Virgin “this film (..) far superior to its mega-grossing mega-budgeted sequel” sieht (Virgin, S. 808), befindet Tookey den ersten Teil “far surpassed (…) by Terminator 2” (Tookey, S. 843). Welcher der beiden Filme beim Zuschauer letztlich als der Bessere angesehen wird, muss – wie immer – jeder für sich entscheiden. Dass The Terminator einen starken Beitrag von Cameron zum Genre darstellt, da dürften sich jedoch die meisten einig sein. Der Film selbst zeichnet sich durch seine gute Besetzung und seine charmant-billigen, jedoch überzeugenden Effekte aus. Zudem verfügt er über eines der coolsten Finishing-Zitate der Geschichte: “You’re terminated, fucker!”

Terminator 2: Judgment Day

Why do you cry?

Die Fortsetzung zum Überraschungshit unterlief einiger vorgreifender Propaganda. Um das Publikum nicht zu verstören, wurde bereits vorweg genommen (unter anderem auf dem Kinoplakat), dass der T-800 (Arnold Schwarzenegger) dieses Mal “back for good” sein würde. Daher wird der Eröffnung des Films etwas der Wind aus den Segeln genommen. Die prägnanteste Veränderung von Judgment Day ist selbstverständlich die Katharsis des Terminators aus dem Vorgängerfilm. Die Filmliteratur weiß hier mit einigen netten Kosenamen aufzuwarten. Während Ebert Schwarzenegger als “pet Terminator” titulierte (Ebert, Internet), verkommt das Ganze bei Virgin zu einem “user-friendly Schwarzenegger” (Virgin, S. 808f.) und Dyer wartet mit “house-trained T-800” und “cyber-nanny” sogar mit zwei Bezeichnungen auf (Dyer, S. 101). Im Vergleich zu The Terminator ist Judgment Day weitaus massenkompatibler, ein “more commercial film” und in Dyers Augen “an attempt to draw in the Twins and Kindergarten Cop crowd” (Dyer, S. 97). Der harte Terminator aus dem ersten Teil muss hier gleich zu Beginn schwören, dass er niemanden umbringt (sehr amüsant übrigens seine Verlustskala, die Menschen rational berechnet).

Entäuschenderweise ist Judgment Day die meiste Zeit nur eine Wiederholung seines erfolgreichen Vorgängers. Sowohl die Verfolgungsjagden (Sarah steuert, T-800/Kyle lehnt sich aus Fenster um den Terminator zu beschießen, dieser wiederum bedient sich im Finale eines Tanklasters) als auch einige Zitate (Kyle/T-800: “Come with me if you want to live”, “I’ll be back”) finden Einzug ins Geschehen, das seine Grundstruktur auch aus The Terminator bezieht. Virgin erkennt hier sehr treffend “a plot that lacks imagination”, und dass der Film “on a dramatic level (…) is less satisfactory” (Virgin, S. 808f.). Auch Roth führt an, dass der Plot „dem technischen Spektakel untergeordnet [ist]“ (S. 624f.). Erneut also die chronologische Einführung aller Figuren, die Hetzjagd zwischen den beiden Parteien, T-800 und T-1000 (Robert Patrick), um das Objekt der Begierde. Das einzige neue Element in der Geschichte ist also die mutmaßliche Zerstörung von Cyberdyne Systems, ehe im Finale wieder sowohl Beschützer als auch Bösewicht das Zeitliche segnen müssen. Während Tookey hier das Drehbuch als “surprisingly intelligent” erachtet (Tookey, S. 843), ist der zweite Teil der Reihe im Kern nur ein massentaugliches Aufkochen des ersten Filmes. Ein Action-Spektakel, mit ausgereiften Effekten, sich derselben Handlung wie der Vorgänger bedienend, nur mit weniger Gewalt und dafür kinderfreundlicheren Szenen (bevorzugt in Form von Komik).

Auch mit der Logik wird es in T2 schon etwas schwerer. Im selben Jahr wie im Vorgänger (2029, d. Red.) schickt SkyNet den T-1000 in die Vergangenheit, um 1995 John Connor (Edward Furlong) auszulöschen. Connor wiederum programmiert ein T-800 Modell um und schickt dieses als Beschützer seines jugendlichen Ichs durch die Zeit. Als Beide Sarah Connor (Linda Hamilton) aus der psychiatrischen Anstalt befreien, rüsten sie sich schließlich gemeinsam mit SkyNet-Entwickler Miles Dyson (Joe Morton), um Cyberdyne zu zerstören. Die Besetzung des Ensembles ist wie im ersten Teil gelungen, selbst wenn man dem 13-jährigen Furlong die Rolle des 10-jährigen John speziell zu Beginn nicht abkauft. Etwas störender ist dagegen die humoristische Komponente des Filmes, die den T-800 zur wandelnden Einzeiler-Maschine werden lässt. Was in The Terminator als harter Actionfilm daherkam, ist nunmehr ein Familienfilm mit stark religiöser Komponente. Die Tatsache, dass der T-1000 ebenfalls aus dem Jahr 2029 stammt, unterstützt die These, dass der T-800 im ersten Film allein wegen seiner unvermeidlichen Zerstörung in die Vergangenheit geschickt wurde. Man kann somit davon ausgehen, dass die 800er-Reihe die letzte Serie SkyNets ist, die mit einem CPU-Prozessor ausgestattet wurde. Dies würde wiederum das relativ frühe Auftauchen der 800er in Terminator: Salvation (zeitlich ins Jahr 2018 verlegt) erklären, sodass innerhalb dieser elf Jahre noch eine T-900er Reihe entwickelt wurde (welche bereits aus Flüssigmetall konstruiert sein müsste).

Der religiöse Aspekt des Filmes wurde vor allem von Sloterdijk hervorgehoben, der Judgment Day als „wahrhaft evangelisches Projekt“ ansieht (Sloterdijk, S. 30) und Schwarzenegger als „modernen Christopherus, der den Menschheitsretter durch die Welt wie durch ein Schlachtfeld hindurchträgt“ (ders., S. 29). Oberender hingegen sieht den T-800 „in seinem Willen nicht frei“ und „dem Willen Gottes“ dienend, während der T-1000 als „böser Archont (..) in seinem Willen frei“ ist (Oberender, S. 9). Dem wäre schon allein deswegen zu widersprechen, da auch der T-1000 in seinem Willen nicht frei ist, folgt schließlich auch er einer übergeordneten Kraft. Was also beim T-800 John Connor ist, wird beim T-1000 durch SkyNet verkörpert. Nur weil SkyNet nicht in der Gegenwart präsent ist, um ihm Kommandos zu geben, ist der T-1000 noch lange nicht „frei“. Die christliche Metaphorik passt ansonsten jedoch recht gut, sieht man den T-800 als Schutzengel des zukünftigen Messias der Menschen, der schließlich am Ende des Films durch sein Selbstopfer für ebenjenen Menschen (Connor, d. Red.) selbst zu einer Art Messias wird, indem er als letztes Bindeglied zu SkyNet für die Sünden der Menschen büßt. Kein Wunder also, dass der Film mit derartigem kinderfreundlichem religiösen Hokuspokus gerade bei den Amerikanern sehr gut ankam (erfolgreichster US-Film des Jahres 1991).

Gerne wird auch, wie von Rauscher, hervorgehoben, dass Cameron „als einer der Initiatoren des veränderten Frauenbildes im Genre“ gilt, wie auch durch Ripley in Aliens zu sehen ist (Rauscher, S. 430). Anhand des Wandels von Sarah Connor hebt jedoch Oberender sehr gut hervor, dass hier „die schutzlose Frau (…) sukzessiv die Attribute des Mannes übernimmt“ (Oberender, S. 22). Die schutzbedürftige Sarah Connor aus dem ersten Teil sieht man in Judgment Day als erstes bei Klimmzügen ihre Muskeln stählen, während sie auch sonst als sehr tough und waffenaffin dargestellt wird. Sloterdijk sieht dann auch eine „wundersame Männerlosigkeit – im Zentrum belebt von einer amazonischen Matrone mit ihrem vaterlosen Knaben, in der Peripherie bevölkert von Cyborgs und abknallbaren männlichen Statisten“ (Sloterdijk, S. 30). Sarah Connor ist also nunmehr die harte Figur, während der T-800 als Vaterfigur fungieren darf. Im unnötigen Director’s Cut wird dies noch ergänzt durch Lächelanweisungen durch John Connor, nachdem schon zuvor der Fokus von Cameron auf eine Humanisierung der Maschine (inklusive rührseligem Finale) gelegt wurde. Auch die Traumsequenz von Kyle Reese mit seiner prophetischen Funktion unterstützt nochmals die religiöse Komponente des Filmes. Ungeachtet der Tatsache, dass die Spezialeffekte in der Tat beeindruckend und die Actionszenen (insbesondere die Regenkanalsequenz) mitreißend sind, ist Judgment Day im Grunde nicht als eine überladene, familiengerechte Version des Vorgängers.

Terminator 3: Rise of the Machines

Talk to the hand.

Ihr unrühmliches Ende fand die Terminator-Reihe schließlich mit Rise of the Machines. Dass der Film nicht versteht, mit seinem Erbe entsprechend umzugehen, zeigt er schon relativ zu Beginn. Hier reflektiert ein 19-jähriger John Connor (Nick Stahl) über die bisherigen beiden Teile, indem er sein eigenes Alter in Judgment Day mit 13 beziffert, obschon er damals 10 Jahre alt war (“When I was 13 they tried again.”). Hier hat man sich amüsanterweise auf Edward Furlongs Alter bezogen, anstatt auf das von John Connor selbst. Jonathan Mostows Film versucht dann ganz der cameronschen Tradition zu folgen. Wieder werden die vier Protagonisten nacheinander vorgestellt, erneut darf sich der T-800 (Arnold Schwarzenegger) seine Bekleidung Biker-mäßig anpassen. Nachdem bereits Cameron in Judgment Day versuchte, mit “Bad to the Bone” von George Thorogood & The Destroyers lustig zu sein, treibt Mostow dies noch eine Ecke weiter, wenn er Schwarzenegger zuerst mit der Hand sprechen lässt (“Talk to the hand!”), um ihn anschließend mit einer peinlichen Sonnenbrille zu versehen. Ohnehin war das Sonnenbrillen-Gimmick bereits im Vorgänger ausgelutscht und wirkt hier nur noch lächerlich, wenn sich der T-800 nachts die verspiegelten Gläser aufsetzt. Noch grandioser ist der Eintritt des T-X (Kristanna Loken). Dieser manifestiert sich im Körper einer Frau nicht nur in einer Damen-Boutique (!), sondern macht sich dann die Mühe anstatt sich dort zu bekleiden, eine Passantin auf der anderen Straßenseite zu ermorden.

Hier wird schon früh der Ton des Films gesetzt, der gar nicht erst versucht, eine Handlung aufzubauen, sondern sich primär auf die erfolgreichen Eigenschaften der Vorgänger stützt. Die Passantin wird also ermordet, damit jemand ermordet wird, so wie wenig später der T-X einen Kranwagen (!) kapert, um mit diesem die Verfolgungsjagd aufzunehmen. Sinn und Zweck der Szene ist dann auch lediglich mit ebenjenem Kranwagen möglichst viel in möglichst wenig Zeit kaputt zu machen. Ohnehin ist der T-X eine bemitleidenswerte Konstruktion von SkyNet, erneut mit einem Endoskelett versehen, jedoch überzogen von Flüssigmetall. Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Loken die Bedrohlichkeit eines Robert Patrick zu erschaffen. Ihr Terminator ist im Grunde nur Mittel zum Zweck, ein sich bewegendes Ding, das als Antrieb für Schwarzenegger und Co. herhalten muss. Genauso Mittel zum Zweck ist der Abstecher zu Sarah Connors Sarg, eine Sequenz die keinem höheren Zweck dient, als Schwarzenegger sich anschließend den Weg freischießen zu lassen. Der Film ist angereichert mit solchen sinnlosen Szenen, die so lange wie möglich das Finale hinauszögern sollen. Dass der Film dabei lediglich unentwegt Judgment Day wiederholt (nachdem dieser bereits The Terminator wiederholte), ist bezeichnend für die Ideenlosigkeit des gesamten Projekts. Besonders bedauerlich ist Rise of the Machines hinsichtlich seiner Charaktere. Nach dem Dahinscheiden von Sarah Connor ist es nunmehr John Connor, der die Erzählung der Handlung übernimmt. Dummerweise wurde die Figur jedoch kein bisschen ausgebaut.

“Connor is (..) useless in the film”, bemäkelte schon Hewitt (Hewitt, S. 92). Stahl gibt hier eine Taugenichts-Version des Widerstandsführers, die, gäbe es die Möglichkeit, von ihrem 10-jährigen Pendant problemlos in den Arsch getreten bekäme. Herausragend die Begegnung zwischen Connor und T-800, als Ersterer die Maschine stammelnd fragt, ob sie gekommen sei, um ihn zu töten. Letztlich kann er gottfroh sein, dass dem nicht so ist, so dümmlich wie er sich hier preisgibt. Bedenkt man, dass sich Connor seit sieben Jahren alleine durchgeschlagen hat, ist es unverständlich, wie er sich mit Tierschmerzmitteln auf dem Fußboden einer Tierpraxis zudröhnen lassen kann. Wie armselig die Figur ausgearbeitet wurde, merkt man auch daran, dass selbst Claire Danes als Kate Brewster mehr Eier in der Hose hat. Folglich bleibt alles wieder am T-800 hängen, der hinsichtlich seiner Minderwertigkeit ein doch erstaunlich hartnäckiger Gegner für den überlegenen T-X darstellt. Da versteht es sich von selbst, dass Mostow auch die Selbstopferung der Maschine von seinem Vorgänger im Finale übernimmt. Ebenjenes Finale ist im Grunde auch das Einzige, was an Rise of the Machines gefallen kann. “Apart from that ending there’s little to love about”, resümiert Hewitt wieder zurecht (vgl. Hewitt, S. 91).

Was den Abschluss der Trilogie so ärgerlich macht, ist seine fehlende Handlung. Aus dem Jahr 2032 schickt Brewster den T-800 zurück, um sich selbst und John Connor zu retten. Connor wiederum wurde 2032 von ebenjenem T-800 ermordet. Nun mag man sich einerseits fragen, wieso SkyNet im Jahr 2032 ein T-800 Modell auf Connor ansetzt (wo man doch sowohl über die überlegen T-1000 als auch T-X Serie verfügt), und andererseits, wieso Connor von einem T-800 Modell ermordet werden kann, nachdem er sich nicht nur ebenjenen Modells, sondern auch dem T-1000 Modell seit Jahren erwehrt (unabhängig davon, dass Connor nun weiß, dass er 2032 ermordet wird/werden soll). Noch besser wird es dann, wenn Mostow SkyNet plötzlich in die Hände von Kates Vater legt und zum Internetvirus verkommen lässt. Nicht nur fehlen die Zusammenhänge zu Cyberdyne Systems, sondern auch die gesamte Vorgeschichte von SkyNet für die neuerdachte Vergangenheit wird unterschlagen. Mostow macht deutlich, dass sein Film wenig mit der Geschichte von Camerons Filmen zu tun haben möchte. Sein Beitrag zur Reihe ist ausschließlich actionlastiger Natur, will viel in die Luft sprengen und kaputt machen. Rise of the Machines ist des Titelzusatzes Terminator unwürdig, ein katastrophaler und schwer erträglicher Abschluss unter die Reihe und im Grunde die beste Voraussetzung für McG’s Salvation. Denn schlechter als der hier kann sein Film sicher nicht werden.


The Terminator: 8.5/10
Terminator 2: Judgment Day: 8/10
Terminator 3: Rise of the Machines: 1.5/10
Terminator: Salvation: 5.5/10


Verwendete Literatur:

• Dyer, James: Judgment Day, in: Empire 4/2009, S. 96-103.
• Ebert, Roger: Terminator 2: Judgment Day, in: Rogerebert.com, 1991, http://rogerebert.suntimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/19910703/REVIEWS/107030301/1023.
• Hewitt, Chris: Rise of the Machines, in: Empire 4/2009, S. 87-92.
• Oberender, Thomas: Zwischen Mensch und Maschine. Reflexionen über James Camerons Film „Terminator 2“ im Lichte der Philosophie von J.-F. Lyotard und über die Beziehung zwischen Narzissmus und Video vor dem Hintergrund der Studentenrevolte, Siegen 1993.
• Pierce, Nev: The Terminator, in: Empire 4/2009, S. 108-115.
• Rauscher, Andreas: „Terminator“ und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, in: Koebner Thomas (Hrg.): Filmgenres. Science Fiction, Stuttgart, 2003, S. 425-432.
• Roth, Jürgen: Artikel „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, in: Töteberg, Michael (Hrg.): Metzler Film Lexikon, Stuttgart/Weimar ²2005, S. 624f.
• Sloterdijk, Peter: Sendboten der Gewalt. Zur Metaphysik des Actionkinos am Beispiel von James Camerons „Terminator 2“, in: Rost, Andreas (Hrg.): Bilder der Gewalt, München 1994, S. 13-32.
• The Eighth Virgin Film Guide, London 1999.
• Tookey, Christopher: The Critic’s Film Guide, London 1994.