Like the Fresh Prince of Bel Air is ever gonna have a movie career.
“The Internet is a communications tool used the world over where people can come together to bitch about movies”, erklärte Holden in Jay & Silent Bob Strike Back und prophezeite damit jenes Schicksal, das Kevin Smiths Jersey Girl später heimsuchen sollte. Smiths sechster Film entfernte sich aus seinem Askewniverse und ist bis heute sein einziger PG-13-Film. Im Nachhinein wurde Jersey Girl seine Besetzung zum Verhängnis oder anders gesagt: die Bennifer-Affäre brach dem Film das Genick. Einen Monat vor Filmstart zerbrach die Beziehung zwischen Hauptdarsteller Ben Affleck und Jennifer Lopez und bereits zuvor war ihr erster gemeinsamer Film, Gigli, grandios gefloppt. Als Affleck dann noch die Pressetour verpasste, da er an Bronchitis erkrankt war, hielten zahlreiche Medien dies für einen Fingerzeig, dass auch der Star nichts von seinem letzten Werk hielt. Angesäuert ließ sich anschließend Auteur Smith von den Hass-Tiraden mitreißen. Letztlich ist Jersey Girl wie ein Scheidungskind, das im Tumult der sich streitenden Parteien vernachlässigt wurde. Denn so schlecht, wie es oft gemacht wird, ist der Film bei weitem nicht.
Keine Schwanzwitze, kein “snooch“ und kein “booch“. Hier versucht sich Smith mal etwas erwachsener, an einer erwachsenen Story mit erwachsenen Figuren. Und doch ist dies nur die halbe Wahrheit, denn „Bennifer“ schadet dem Film durchaus. Die erste Viertelstunde ist nicht wirklich gelungen und inhaltlich ungenügend. Man erhält keinen Eindruck von Ollie (Ben Affleck) und Gertrud (Jennifer Lopez), geschweige denn, wie sie sich verlieben. In kurzen Montagen wird die Vorstellung beim Vater (George Carlin) gezeigt, der Heiratsantrag und die Verkündung der Schwangerschaft. Da Smith so wenig zeigt, wäre es vorteilhafter gewesen, Gertrud im Grunde gar nicht einzubauen und den Film mit der Geburt einzuläuten. Denn entgegen Smiths Überzeugung springt der Funke zwischen Bennifer keineswegs über, ohnehin nimmt J.Lo durch ihre Anwesenheit der Einführung in Jersey Girl auf gewisse Weise die Luft zum Atmen. Diese ersten negativen Einflüsse werden nur von Afflecks miesem Spiel unterboten, welches zum Glück mit jeder fortlaufenden Minute besser wird - gerade nachdem J.Lo von der Bildfläche verschwindet. Allerdings rechtfertigt sich J.Lo’s Engagement - wie Smith zu Recht hervorhebt - allein deshalb, da dadurch Raquel Castro den Zuschlag als Gertie erhielt. Denn Castro ist der Leim, der Jersey Girl zusammenhält.
Eigentlich beginnt der Film also erst wirklich, als Smith sieben Jahre in die Zukunft springt, die nette Fresh-Prince-Sequenz hin oder her. Hier wird Ollie als Mann etabliert, der alles verloren hat (Frau, Job, Zukunft) und im Grunde doch alles (Gertie) gewann. Natürlich spielt mit rein, dass Castros Gertie das perfektionierte Ideal einer Siebenjährigen darstellt. Hübsch, süß und dabei weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Und wie es sich für Kinder gehört, erachten sie ihre Väter als die Helden des Alltags. Selbst wenn Ollie sie mit seinem Planierwagen vor die Schule vorfährt und letztlich als öffentlicher Beamter nur eine kleine Nummer innerhalb seiner Vorstadt in New Jersey ist, Gertie himmelt ihn an. Smiths Bild ist vollkommen romantisiert, was er schon alleine dadurch verdeutlicht, dass Ollie seit Gertruds Tod keinen Sex mehr hatte. Die Vater-Tochter-Beziehung ist perfekt, unerschütterlich und freundschaftlich. Das obligatorische Genital-Vorführen von Gertie und einem Freund wird erst scherzhaft aufgenommen und leitet dann in das nächste Handlungsszenario. Der Ausflug in die Videothek bringt die wahrscheinlich einzige wirkliche Askewniverse-Figur ins Spiel: Maya (Liv Tyler).
Hier unterläuft Smith jedoch dasselbe Problem, wie bereits zu Beginn des Filmes. Die Beziehung zwischen Ollie und Maya wird nicht ausreichend erklärt. Lediglich in drei Sequenzen sieht man die beiden miteinander, ehe Smith den Wendepunkt des Filmes einläutet, als Ollie eine Rückkehr nach New York bevorsteht. Die Tränen auf Mayas Gesicht, als sich dieser sich im Grunde verabschiedet, wirken wenig glaubwürdig. An dieser Stelle wird die Handlung - -ohnehin relativ dünn - zu schnell abgespult. Immerhin ist es löblich, dass Smith bis zum Schluss darauf verzichtet, Tylers Rolle zum klassischen love interest verkommen zu lassen. Eine Beziehung zwischen beiden hängt zwar immer irgendwie im Raum, wird jedoch nicht voreilig verkauft, weshalb das Szenario an Authentizität gewinnt. Selbst wenn Mayas Mitleidssexangebot dies etwas konterkariert. Tyler wird zwar nicht sonderlich gefordert, weiß allerdings speziell während Gerties Ansprache nach der Duschszene mit ihrem Schauspiel zu gefallen. Dort ist es gerade ihre Natürlichkeit, die sie ausgesprochen überzeugend auftreten lässt.
Während all das Bennifer-Bashing sicherlich gerechtfertigt ist, hat Jersey Girl jedoch ganz klar seine starken Momente. Insbesondere natürlich die des smith’schen Humors (wie das Pudern von Gertie oder Ollies Reaktion, als er Sweeney Todd durchschaut). Auf liebenswerte Weise erzählt Smith die Geschichte eines allein erziehenden Vaters, der akzeptieren muss, wer er jetzt ist, anstatt dem hinterher zu trauern, was er mal war. Die Beziehung zwischen Gertie und Ollie ist durchweg hinreizend, Ollies Entwicklung sehr glaubwürdig und menschlich. Der inhaltliche Höhepunkt zeigt sich zu Beginn des letzten Drittels, wenn Gertie wütend auf Ollie ist und dieser sich enttäuscht zu einer Affektreaktion hinreißen lässt. Unbezahlbar ist Castros Gesicht, wenn Affleck ihr entgegenschmettert, dass sie und ihre Mutter sein Leben zerstört hätten. Hier sind die beiden Hauptdarsteller auf der Höhe ihres Spiels. Die Katharsis wird dann schließlich mit dem zweiten und ebenso emotionalen Höhepunkt während des dritten Akts abgerundet (erneut dank Castros Gesichtsausdruck). Wenn Smith den Film schlussendlich in einem ungemein stimmigen Ende ausklingen lässt, sind die Fehler der Exposition bereits vergessen.
Nett gemeint aber etwas in die Hose geht der Cameo von Will Smith als Anstoßgeber des kathartischen Moments. Auch die Gastauftritte von Jason Lee und Matt Damon stören etwas die Harmonie dieses sonst so un-askewniversen Films. Wundeschön ist dagegen die Kameraarbeit und exzellente Ausleuchung von Vilmos Zsigmond. Amüsant sind wie immer zudem die Audiokommentare von Kevin Smith. Während der erste (mit Jason Mewes und Scott Mosier) sich weniger um den Film als um Jason Mewes Drogenproblem und Sexleben dreht (obschon Mewes interessante Fragen stellt und den Film sehr aufmerksam verfolgt zu haben scheint), verkommt der zweite (mit Ben Affleck) von Smiths Seite aus eher zu einem wütenden verbalen Rachefeldzug gegen seine Kritiker - und begibt sich damit auf deren Niveau. Dennoch weiß Jersey Girl auch in seinen Extras wie bereits Chasing Amy ein sehr schönes, gegenseitiges Smith-Affleck-Bashing zu inszenieren. Resümierend kann festgehalten werden, dass Jersey Girl ein andersartiger Kevin-Smith-Film ist, warmherzig und emotional und daher letztlich besser als sein Ruf. Dieser wird auch weiterhin ein Opfer sein von “bitching about movies on the internet“.
6/10
“The Internet is a communications tool used the world over where people can come together to bitch about movies”, erklärte Holden in Jay & Silent Bob Strike Back und prophezeite damit jenes Schicksal, das Kevin Smiths Jersey Girl später heimsuchen sollte. Smiths sechster Film entfernte sich aus seinem Askewniverse und ist bis heute sein einziger PG-13-Film. Im Nachhinein wurde Jersey Girl seine Besetzung zum Verhängnis oder anders gesagt: die Bennifer-Affäre brach dem Film das Genick. Einen Monat vor Filmstart zerbrach die Beziehung zwischen Hauptdarsteller Ben Affleck und Jennifer Lopez und bereits zuvor war ihr erster gemeinsamer Film, Gigli, grandios gefloppt. Als Affleck dann noch die Pressetour verpasste, da er an Bronchitis erkrankt war, hielten zahlreiche Medien dies für einen Fingerzeig, dass auch der Star nichts von seinem letzten Werk hielt. Angesäuert ließ sich anschließend Auteur Smith von den Hass-Tiraden mitreißen. Letztlich ist Jersey Girl wie ein Scheidungskind, das im Tumult der sich streitenden Parteien vernachlässigt wurde. Denn so schlecht, wie es oft gemacht wird, ist der Film bei weitem nicht.
Keine Schwanzwitze, kein “snooch“ und kein “booch“. Hier versucht sich Smith mal etwas erwachsener, an einer erwachsenen Story mit erwachsenen Figuren. Und doch ist dies nur die halbe Wahrheit, denn „Bennifer“ schadet dem Film durchaus. Die erste Viertelstunde ist nicht wirklich gelungen und inhaltlich ungenügend. Man erhält keinen Eindruck von Ollie (Ben Affleck) und Gertrud (Jennifer Lopez), geschweige denn, wie sie sich verlieben. In kurzen Montagen wird die Vorstellung beim Vater (George Carlin) gezeigt, der Heiratsantrag und die Verkündung der Schwangerschaft. Da Smith so wenig zeigt, wäre es vorteilhafter gewesen, Gertrud im Grunde gar nicht einzubauen und den Film mit der Geburt einzuläuten. Denn entgegen Smiths Überzeugung springt der Funke zwischen Bennifer keineswegs über, ohnehin nimmt J.Lo durch ihre Anwesenheit der Einführung in Jersey Girl auf gewisse Weise die Luft zum Atmen. Diese ersten negativen Einflüsse werden nur von Afflecks miesem Spiel unterboten, welches zum Glück mit jeder fortlaufenden Minute besser wird - gerade nachdem J.Lo von der Bildfläche verschwindet. Allerdings rechtfertigt sich J.Lo’s Engagement - wie Smith zu Recht hervorhebt - allein deshalb, da dadurch Raquel Castro den Zuschlag als Gertie erhielt. Denn Castro ist der Leim, der Jersey Girl zusammenhält.
Eigentlich beginnt der Film also erst wirklich, als Smith sieben Jahre in die Zukunft springt, die nette Fresh-Prince-Sequenz hin oder her. Hier wird Ollie als Mann etabliert, der alles verloren hat (Frau, Job, Zukunft) und im Grunde doch alles (Gertie) gewann. Natürlich spielt mit rein, dass Castros Gertie das perfektionierte Ideal einer Siebenjährigen darstellt. Hübsch, süß und dabei weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Und wie es sich für Kinder gehört, erachten sie ihre Väter als die Helden des Alltags. Selbst wenn Ollie sie mit seinem Planierwagen vor die Schule vorfährt und letztlich als öffentlicher Beamter nur eine kleine Nummer innerhalb seiner Vorstadt in New Jersey ist, Gertie himmelt ihn an. Smiths Bild ist vollkommen romantisiert, was er schon alleine dadurch verdeutlicht, dass Ollie seit Gertruds Tod keinen Sex mehr hatte. Die Vater-Tochter-Beziehung ist perfekt, unerschütterlich und freundschaftlich. Das obligatorische Genital-Vorführen von Gertie und einem Freund wird erst scherzhaft aufgenommen und leitet dann in das nächste Handlungsszenario. Der Ausflug in die Videothek bringt die wahrscheinlich einzige wirkliche Askewniverse-Figur ins Spiel: Maya (Liv Tyler).
Hier unterläuft Smith jedoch dasselbe Problem, wie bereits zu Beginn des Filmes. Die Beziehung zwischen Ollie und Maya wird nicht ausreichend erklärt. Lediglich in drei Sequenzen sieht man die beiden miteinander, ehe Smith den Wendepunkt des Filmes einläutet, als Ollie eine Rückkehr nach New York bevorsteht. Die Tränen auf Mayas Gesicht, als sich dieser sich im Grunde verabschiedet, wirken wenig glaubwürdig. An dieser Stelle wird die Handlung - -ohnehin relativ dünn - zu schnell abgespult. Immerhin ist es löblich, dass Smith bis zum Schluss darauf verzichtet, Tylers Rolle zum klassischen love interest verkommen zu lassen. Eine Beziehung zwischen beiden hängt zwar immer irgendwie im Raum, wird jedoch nicht voreilig verkauft, weshalb das Szenario an Authentizität gewinnt. Selbst wenn Mayas Mitleidssexangebot dies etwas konterkariert. Tyler wird zwar nicht sonderlich gefordert, weiß allerdings speziell während Gerties Ansprache nach der Duschszene mit ihrem Schauspiel zu gefallen. Dort ist es gerade ihre Natürlichkeit, die sie ausgesprochen überzeugend auftreten lässt.
Während all das Bennifer-Bashing sicherlich gerechtfertigt ist, hat Jersey Girl jedoch ganz klar seine starken Momente. Insbesondere natürlich die des smith’schen Humors (wie das Pudern von Gertie oder Ollies Reaktion, als er Sweeney Todd durchschaut). Auf liebenswerte Weise erzählt Smith die Geschichte eines allein erziehenden Vaters, der akzeptieren muss, wer er jetzt ist, anstatt dem hinterher zu trauern, was er mal war. Die Beziehung zwischen Gertie und Ollie ist durchweg hinreizend, Ollies Entwicklung sehr glaubwürdig und menschlich. Der inhaltliche Höhepunkt zeigt sich zu Beginn des letzten Drittels, wenn Gertie wütend auf Ollie ist und dieser sich enttäuscht zu einer Affektreaktion hinreißen lässt. Unbezahlbar ist Castros Gesicht, wenn Affleck ihr entgegenschmettert, dass sie und ihre Mutter sein Leben zerstört hätten. Hier sind die beiden Hauptdarsteller auf der Höhe ihres Spiels. Die Katharsis wird dann schließlich mit dem zweiten und ebenso emotionalen Höhepunkt während des dritten Akts abgerundet (erneut dank Castros Gesichtsausdruck). Wenn Smith den Film schlussendlich in einem ungemein stimmigen Ende ausklingen lässt, sind die Fehler der Exposition bereits vergessen.
Nett gemeint aber etwas in die Hose geht der Cameo von Will Smith als Anstoßgeber des kathartischen Moments. Auch die Gastauftritte von Jason Lee und Matt Damon stören etwas die Harmonie dieses sonst so un-askewniversen Films. Wundeschön ist dagegen die Kameraarbeit und exzellente Ausleuchung von Vilmos Zsigmond. Amüsant sind wie immer zudem die Audiokommentare von Kevin Smith. Während der erste (mit Jason Mewes und Scott Mosier) sich weniger um den Film als um Jason Mewes Drogenproblem und Sexleben dreht (obschon Mewes interessante Fragen stellt und den Film sehr aufmerksam verfolgt zu haben scheint), verkommt der zweite (mit Ben Affleck) von Smiths Seite aus eher zu einem wütenden verbalen Rachefeldzug gegen seine Kritiker - und begibt sich damit auf deren Niveau. Dennoch weiß Jersey Girl auch in seinen Extras wie bereits Chasing Amy ein sehr schönes, gegenseitiges Smith-Affleck-Bashing zu inszenieren. Resümierend kann festgehalten werden, dass Jersey Girl ein andersartiger Kevin-Smith-Film ist, warmherzig und emotional und daher letztlich besser als sein Ruf. Dieser wird auch weiterhin ein Opfer sein von “bitching about movies on the internet“.
6/10