24. März 2015

Die Top 5: Friends

When it hasn’t been your day, your week, your month, or even your year…
I’ll be there for you. (The Rembrandts, “I’ll Be There for You”)


Wenn von den großen Sitcoms der Fernsehgeschichte die Rede ist, geht es um Shows wie Cheers, Seinfeld, aber auch Friends. Die 1994 von David Crane und Martha Kauffman ins Leben gerufene Sitcom sollte das popkulturelle Leben seiner Zuschauer bestimmen. Zur “water-cooler” Show werden, über die man am nächsten Tag im Büro sprach. Martha Kauffmans Rabbi fragte sie damals, ob Rachel und Ross je zusammenkommen würden und Matt LeBlanc wird noch heute auf eine Reunion angesprochen, wie zum Beispiel von den britischen Thronfolgern. Über zehn Jahre und 236 Episoden fanden diese sechs Figuren Einzug in das Herz der Zuschauer – und in das von einander. Denn die Friends wurden auch im echten Leben zu Freunden.

Dabei startete die Serie nicht vom Start weg durch, erst im zweiten Jahr, als Wiederholungen der ersten Staffel ausgestrahlt wurden. Und selbst wenn Friends selten die Quoten von Cheers oder Seinfeld erreichte, gehörte die Show doch stets zu den Top-5-Programmen und erreichte über 20 Millionen Menschen. Über zehn Jahre begleitete sie das Coming of Age ihrer sechs Figuren, die von mit dem (Berufs-)Leben hadernden Twens zu im Leben stehenden Erwachsenen Anfang 30 avancierten. Manche mehr als andere. Außer ihrer Freundschaft stand dabei selten etwas im Mittelpunkt. “What emerged was a wonderful set of characters that loved each other, touched each others lives”, sagt der damalige NBC-Präsident Warren Littlefield.

Egal ob Paläontologe Ross (David Schwimmer) von seiner Frau verlassen wird, weil sie homosexuell ist, Schauspieler Joey (Matt LeBlanc) mal wieder eine Rolle nicht bekam oder die verzogene Rachel (Jennifer Aniston) vor ihrer Hochzeit nach New York flieht, immer war jemand von ihren Freunden für sie da. Versorgte sie Köchin Monica (Courtney Cox) mit Essen, Masseuse Phoebe (Lisa Kudrow) mit einem selbstgeschriebenem Gitarrensong oder der… Transponster Chandler (Matthew Perry) mit einem sarkastischen Kommentar. Über die Jahre begleiteten sie einander bei der Geburt ihrer Kinder, bei ihren Hochzeiten, Ross’ Scheidungen und ihren Umzügen und Berufswechseln. Einander waren sie dabei viel mehr als nur Freunde – sondern eine Familie.

“You put those six people together and there was magic”, sagt Regisseur James Burrows über seine Darsteller. Und so wurden die Friends auch für eine Generation von Zuschauern zu Freunden und einer Art Familie – wenn auch nur einmal in der Woche für 22 Minuten. Entsprechend kam es nicht so sehr darauf an, was genau in einer Folge passierte, sondern dass man sie mit diesen sechs Figuren verbringen konnte. “It always seemed to me that the best episodes were ones with them in a room, at each other (…) because the six of them are what you want to see”, beschreibt es Martha Kauffman korrekt. Auch wiederkehrende Nebenfiguren wie Maggie Wheelers Janice (“Oh…my…God!”) oder Gunther (James Michael Tylor) wuchsen ans Herz.

Über allem schwebte stets die Frage, ob Rachel und Ross zusammenkommen würden, schlicht da die Macher mehr Potential in diesem Konflikt sahen, als wenn beide Figuren in einer gemeinsamen Beziehung wären. Wobei wohl jedem Zuschauer klar war, dass dies letzten Endes der Fall sein würde (schließlich wusste bereits Phoebe: “He’s her lobster”). Der Gegensatz ihrer Beziehung fand sich ab der fünften Staffel dann in der Romanze zwischen Chandler und Monica, deren Beziehungsentwicklung die kommenden drei Jahre bestimmen würde, vom Zusammenzug über ihre Verlobung bis hin zu ihrer Hochzeit – ehe der Fokus in der achten Staffel mehr auf Rachels Schwangerschaft und ihr Liebesleben zwischen Ross und Joey gelegt wurde.

Grundsätzlich war Friends jedoch eine Show über Konstanz. Egal ob es Joeys Naivität war (“I have two words for you: threesome”), Ross’ Hang zu übereilten romantischen Entscheidungen (“Oh my God, you did it already! You married her, didn’t you?”), Phoebes schrullig-kauzige Art, Rachels Unbeholfenheit, Chandlers Flucht in sarkastische Kommentare oder Monicas Kontrollwahn. Als Folge war über zehn Jahre hinweg überdurchschnittliche Unterhaltung gesichert, selbst wenn sich immer wieder verzichtenswerte Clip-Show-Folgen einschlichen. Die Episoden, die herausstachen, verdankten dies oft der betonten Darstellung von Charakteristika der Figuren oder auch dem prägnanten Spiel eines besonders auftrumpfenden Episoden-Gastes.

Wie Jon Lovitz’ Auftritt als hoffnungslose Verabredung von Rachel in The One with the Blind Dates (S9E14) oder dem von Brad Pitt in The One with the Rumor (S8E9) als Rachel-Hasser, der an Thanksgiving bei den Freunden vorbeischaut. Generell waren speziell die Folgen zu Thanksgiving qualitativ eine Nummer für sich, sei es das von der restlichen Gruppe erst geforderte, dann aber vernachlässigte Essen in The One with the Late Thanksgiving (S10E8), die in die Kochvorbereitung eingeschobene Football-Partie, die Ross’ und Monicas Wettkampfstreben im Zentrum hatte in The One with the Football (S3E9) oder der Klassiker, als Rachel in The One Where Ross Got High (S6E9) versehentlich ihr Rezept eines English Trifle misslingt.

In ihrer Summe ist Friends eine Serie, die auch nach einem Jahrzehnt nichts von ihrem Humor und ihrer Qualität eingebüßt hat, deren meiste Folgen unwahrscheinlichen Wiederholungswert haben. Eine Serie, die einen stets zum Lachen brachte und zugleich in wohl dosierten Abständen auch zum Rühren verführte. Und trotz 236 Folgen fiel es nicht schwer, die fünf gelungensten davon zu suchen, selbst wenn der Abstand zu den nächsten fünf Episoden nicht allzu groß ist. YouTube sei Dank kann sich jeder ob der beschriebenen Szenen mittels Titeleingabe selbst ein Bild machen, wieso die Wahl für mich auf diese Folgen fiel. Ansonsten bleibt mir im Zusammenhang mit Friends nur zu sagen: I’ll be there for you, ’cuz you’re there for me too.


5. The One with Joey’s Fridge (Season 6, Episode 19, Ben Weiss): Weder Ross’ Sorge, dass seine College-Freundin Elizabeth (Alexandra Holden) sich beim Spring Break verlustiert, noch das Konkurrenzgebaren zwischen Phoebe und Monica & Chandler über einen Date-Kandidaten für Rachel zeichnen diese Folge aus, sondern Joeys unermüdliches und vergebliches Bestreben, nacheinander von jedem seiner Freunde – außer Monica – eine finanzielle Beteiligung für einen neuen Kühlschrank zu fordern. Zum Beispiel von Chandler: “Suppose we were a divorced couple and I got custody of the kid, right? Now suppose the kid dies and I gotta buy a new kid… give me $400!”

4. The One Where Everybody Finds Out (Season 5, Episode 14, Michael Lembeck): Während Ross der Nachmieter von Ugly Naked Guy werden will, erfährt Phoebe von Monica und Chandlers Beziehung. Was sie und Rachel dazu nutzen, um beide in Verlegenheit zu bringen. Sehr zum Missfallen von Joey, der all die Geheimniskrämerei satt hat und dennoch von beiden Parteien involviert wird. Bis das Spiel, in dem Phoebe Chandler Avancen macht, ausartet (“They don’t know that we know they know we know”). Am Ende steht eine berührende Liebesgeste von Chandler an Monica – und Ross kriegt zwar eine neue Wohnung, verliert aber endgültig seinen alten Job.

3. The One Where No One’s Ready (Season 3, Episode 2, Gail Mancuso): Um Kosten zu sparen, begannen Crane und Kauffman damit, Bottle Episodes zu produzieren, in denen die sechs Freunde die gesamte Folge über in einem Raum verhaftet bleiben. Meisterhaft veranschaulicht in diesem ersten Vertreter, wenn Ross alle seine Freunde in Echtzeit für eine Veranstaltung in ihre Kleider kriegen will. Während Monica durch eine alte Nachricht von Richard auf ihrem AB durcheinander gerät und Rachel nach einer Anfuhr von Ross zu schmollen beginnt, fechten Joey und Chandler eine Privatfehde aus, die – wie so oft – eskaliert. Oder: “Could I BE wearing any more clothes?”

2. The One with the Embryos (Season 4, Episode 12, Kevin S. Bright): Gilt gemeinhin als der Höhepunkt der Seriengeschichte, was zuvorderst an dem wohl besten Sketch der Show liegt. Eine harmlose Wette zwischen Joey, Chandler, Monica und Rachel schaukelt sich zu einem von Ross organisierten Identitätsquiz hoch, in dessen Verlauf das Apartment der Mädchen auf dem Spiel steht. Unterdessen wird Phoebe mit Embryos befruchtet, um für ihren Bruder und seine Frau als Leihmutter zu fungieren. Was zwar berührt, aber hinter dem brillant-komischen Spiel des Ensembles beim Quiz zurücksteht. Highlight ist fraglos Chandlers angeblicher Job: “He’s a… transponster!”

1. The One with the Jellyfish (Season 4, Episode 1, Shelley Jensen): Den Spitzenplatz nimmt jedoch – wenn auch nur hauchdünn – der Auftakt zur vierten Staffel ein, als Ross und Rachel wieder zusammengekommen. Nur um sich am Ende erneut zu trennen, weil Ross die Schuld am Scheitern ihrer ersten Beziehung auf sich nehmen soll. Phoebe lernt derweil ihre biologische Mutter kennen, Höhepunkt ist jedoch das Strandtrauma, das Chandler, Joey und Monica ereilt, als Letztere von einer Qualle gestochen wird. “If I had to, I’d pee on anyone of you!”, versichert Joey seinen Freunden, doch Chandler ist es, der zur Schmerzbehandlung von Monicas Fuß auf diesen uriniert.

2 Kommentare:

  1. Wie kannst du nur? Jetzt habe ich unglaublich viel Lust, die Serie selbst noch einmal zu sehen. Ich glaube wenn ich mit "Veep" und "3rd Rock from the Sun" durch bin, lege ich tatsächlich einen "Friends"- und "Seinfeld"-Rerun ein. Hach, good times... :)

    Auch mit deiner Wahl der Top 5 kann ich einhergehen, obwohl es bestimmt noch viel mehr tolle Episoden gibt, Küken & Ente, die Stromausfall-Episode (auch sehr bottelig, obwohl Charaktere getrennt) usw.

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    1. Jop, "schee" war's – und wird in wenigen Jahren sicher wiederholt werden.

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