Andere Länder, andere Sitten – ein Sprichwort, das auch auf die Kulinarik passt. Denn was in Deutschland gerne als ausländische Küche à la Pizza oder Döner Kebab goutiert wird, kommt in der ursprünglichen Heimat oft ganz anders auf den Teller. Oder teils auch gar nicht. So sucht man Glückskekse, die es in jedem westlichen China-Restaurant gibt, in der Volksrepublik beispielsweise vergeblich. Im Westen sind die Nachtisch-Snacks dafür umso populärer – und nicht nur sie. Auch das Gericht General Tso’s Chicken erfreut sich größter Beliebtheit in US-amerikanischen China-Restaurants. Derart großer sogar, dass Regisseur Ian Cheney in seiner Dokumentation The Search for General Tso den Ursprung des Gerichts ausfindig machen will.
Ein erstes Indiz gibt natürlich der Name von General Tso, auch wenn natürlich keiner weiß, wer oder woher dieser ist. Selbst in Shanghai sind die Leute wenig schlauer. “I haven’t seen it directly on a menu in China”, gesteht die Food-Redakteurin Crystyl Mo von Time Out Shanghai. Auf der Straße erkennt auch keiner das Gericht wieder, das Brokkoli mit frittierten Hühnerschenkeln in einer süß-scharfen Sojasoße reicht. “It doesn’t look like chicken”, meint gar ein Chinese. “It looks like frog.” Also weiter gesucht, mit dem Namenspaten als Indiz. Er stammt aus der Provinz Hunan und war ein General in der Qing Dynastie. “Extremely famous and respected in Hunan”, weiß Qing-Experte Liang Xiao Jin – und liefert in Hunan sogleich den Beweis.
Von der Tso Schule bis hin zum Tso Platz führt er Cheneys Crew – sogar in ein General Tso Hotel wo stilecht General Tso Schnaps gereicht wird. Auch wenn diesen der General seinerzeit – die Qing Dynastie reichte von 1644 bis 1911 – selbst nicht trank. Auch jenes Hühnergericht, das seinen Namen trägt, kannte der General nicht, obschon Hunan für die im Rezept verwendeten Chilis berühmt sei. “He did not invent this chicken”, stellt Liang klar. Also doch eine US-Erfindung? An dieser Stelle stoppt The Search for General Tso die Suche und liefert einen Rückschau auf die Geschichte der Chinesen in den USA, deren erste Vertreter gegen Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Goldrausch nach Kalifornien gelockt wurden.
Wer die HBO-Serie Deadwood kennt, weiß jedoch, dass es die Neunankömmlinge aus dem fernen Osten – oder in dem Fall eher: Westen – nicht leicht hatten. Sie wurden diskriminiert, informieren Amerikaner chinesischen Ursprungs in Cheneys Film, und fanden letztlich eine Nische in der Gastronomie und Wäscherei. Heute, so Historikerin Sue Lee, machen Chinesen ein Prozent der US-Bevölkerung aus, “yet probably most Americans have eaten Chinese food”. Seinen ersten Aufstieg nahm die Asia-Küche zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Gericht Chop Suey, aber im Laufe der Jahre wurde auch deutlich: mit Original chinesischer Cuisine hatten die Speisen in den US-amerikanischen China-Restaurants immer weniger zu tun.
Die Restaurants merkten schnell, dass auch wenn ihre exotischen Gerichte Interesse erweckten, sie diese der US-Kultur anpassen mussten. “This awareness of having to make yourself acceptable to a wider world”, nennt es Buchautorin Bonnie Tsui. Und spricht von “Chinese food” als “invitation into the world” für die Amerikaner – selbst wenn die Küche “as American as anything else” war. Richtig boomte das Geschäft der Restaurants, so die Dokumentation, nachdem Präsident Nixon 1972 dem kommunistischen China einen Besuch abstattete und so mögliche ideologische Kulinarik-Brücken auch in der Heimat wieder einriss. Spätestens jetzt begann der Siegeszug von Frühlingsrollen, Glückskeksen, Chop Suey und General Tso’s Chicken.
Der Ursprung von Letzterem wird zum Ende von The Search for General Tso auch noch aufgeklärt – zumindest teils. Wieso das Rezept so aussieht, wie es aussieht und nach dem General benannt wurde, bleibt ebenso unklar wie der Grund für seine landesweite Popularität. Als Aufhänger für seine kurzweilige Dokumentation funktioniert das Hühnergericht aber dennoch ganz gut, speziell wenn Ian Cheney dies dazu nutzt, wenn auch etwas oberflächlich, die Geschichte der chinesischen Einwanderer in den USA zu skizzieren – und welche Rolle ihr kulinarisches Erbe für die einheimische Gesellschaft spielt. Am Ende wird General Tso’s Chicken dann sogar auch in Hunan serviert – hoffentlich mit mehr Erfolg als die deutsche Döner-Version in der Türkei.
Ein erstes Indiz gibt natürlich der Name von General Tso, auch wenn natürlich keiner weiß, wer oder woher dieser ist. Selbst in Shanghai sind die Leute wenig schlauer. “I haven’t seen it directly on a menu in China”, gesteht die Food-Redakteurin Crystyl Mo von Time Out Shanghai. Auf der Straße erkennt auch keiner das Gericht wieder, das Brokkoli mit frittierten Hühnerschenkeln in einer süß-scharfen Sojasoße reicht. “It doesn’t look like chicken”, meint gar ein Chinese. “It looks like frog.” Also weiter gesucht, mit dem Namenspaten als Indiz. Er stammt aus der Provinz Hunan und war ein General in der Qing Dynastie. “Extremely famous and respected in Hunan”, weiß Qing-Experte Liang Xiao Jin – und liefert in Hunan sogleich den Beweis.
Von der Tso Schule bis hin zum Tso Platz führt er Cheneys Crew – sogar in ein General Tso Hotel wo stilecht General Tso Schnaps gereicht wird. Auch wenn diesen der General seinerzeit – die Qing Dynastie reichte von 1644 bis 1911 – selbst nicht trank. Auch jenes Hühnergericht, das seinen Namen trägt, kannte der General nicht, obschon Hunan für die im Rezept verwendeten Chilis berühmt sei. “He did not invent this chicken”, stellt Liang klar. Also doch eine US-Erfindung? An dieser Stelle stoppt The Search for General Tso die Suche und liefert einen Rückschau auf die Geschichte der Chinesen in den USA, deren erste Vertreter gegen Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Goldrausch nach Kalifornien gelockt wurden.
Wer die HBO-Serie Deadwood kennt, weiß jedoch, dass es die Neunankömmlinge aus dem fernen Osten – oder in dem Fall eher: Westen – nicht leicht hatten. Sie wurden diskriminiert, informieren Amerikaner chinesischen Ursprungs in Cheneys Film, und fanden letztlich eine Nische in der Gastronomie und Wäscherei. Heute, so Historikerin Sue Lee, machen Chinesen ein Prozent der US-Bevölkerung aus, “yet probably most Americans have eaten Chinese food”. Seinen ersten Aufstieg nahm die Asia-Küche zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Gericht Chop Suey, aber im Laufe der Jahre wurde auch deutlich: mit Original chinesischer Cuisine hatten die Speisen in den US-amerikanischen China-Restaurants immer weniger zu tun.
Die Restaurants merkten schnell, dass auch wenn ihre exotischen Gerichte Interesse erweckten, sie diese der US-Kultur anpassen mussten. “This awareness of having to make yourself acceptable to a wider world”, nennt es Buchautorin Bonnie Tsui. Und spricht von “Chinese food” als “invitation into the world” für die Amerikaner – selbst wenn die Küche “as American as anything else” war. Richtig boomte das Geschäft der Restaurants, so die Dokumentation, nachdem Präsident Nixon 1972 dem kommunistischen China einen Besuch abstattete und so mögliche ideologische Kulinarik-Brücken auch in der Heimat wieder einriss. Spätestens jetzt begann der Siegeszug von Frühlingsrollen, Glückskeksen, Chop Suey und General Tso’s Chicken.
Der Ursprung von Letzterem wird zum Ende von The Search for General Tso auch noch aufgeklärt – zumindest teils. Wieso das Rezept so aussieht, wie es aussieht und nach dem General benannt wurde, bleibt ebenso unklar wie der Grund für seine landesweite Popularität. Als Aufhänger für seine kurzweilige Dokumentation funktioniert das Hühnergericht aber dennoch ganz gut, speziell wenn Ian Cheney dies dazu nutzt, wenn auch etwas oberflächlich, die Geschichte der chinesischen Einwanderer in den USA zu skizzieren – und welche Rolle ihr kulinarisches Erbe für die einheimische Gesellschaft spielt. Am Ende wird General Tso’s Chicken dann sogar auch in Hunan serviert – hoffentlich mit mehr Erfolg als die deutsche Döner-Version in der Türkei.
6/10
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