You break the rules...you die. You follow them…you live. Maybe.
Es ist sicher nicht weit hergeholt, wenn man vermuten würde, dass „Schweinegrippe” zum Unwort des Jahres 2009 gekürt wird. Die teilweise Panikmache um das im April das erste Mal aufgetretenen Influenzavirus H1N1 zeigt, dass Vorfälle wie die Pest immer noch im Bewusstsein der Menschen verankert sind. Dabei war – zumindest in Deutschland – das Virus H1N1 relativ harmlos, auch wenn es in den Vereinigten Staaten und Mexiko zahlreiche Todesopfer forderte. Doch auch die Angst vor Anthrax nach den Anschlägen des 11. September deutet daraufhin, dass Infektionen, seien sie gezielt oder unfreiwillig entstanden, für den Menschen eine weiterhin besorgniserregende Bedrohung darstellen. Da trifft es sich ganz gut, dass noch in diesem Jahr Carriers von den spanischen Brüdern Àlex und David Pastor anläuft. Auch hier wird die Bevölkerung – zumindest die amerikanische – von einem Virus heimgesucht. Dabei hält der Film nicht wirklich was der Trailer verspricht. Überraschender- und glücklicherweise schlägt er eine andere Richtung ein.
Was für ein Virus genau die Vereinigten Staaten befallen hat, spielt für die Handlung keine Rolle. Das Virus existiert und verläuft innerhalb einiger Tage letztlich tödlich. Im ersten Drittel wird ein Wagen durch die Nacht verfolgt, ehe der Fahrer sich stellen muss und von einer Meute gelyncht wird. Am nächsten Tag hängt er an der Straße, von asiatischer Herkunft. Ein Schild weist ihm unter anderem die Schuld für das Virus zu. Die „Schlitzaugen“ hätten es mit sich gebracht, erklärt es. Somit lässt sich auch vermuten, dass die Pastor-Brüder ihr Virus an der Vogelgrippe orientierten, die 2005 aus dem asiatischen Raum um sich schlug. Um dem Virus zu entgehen gibt es einfache Regeln. Zumindest wenn es nach Brian (Chris Pine) geht, der sich gemeinsam mit seiner Freundin Bobby (Piper Perapo), seinem jüngeren Bruder Danny (Lou Taylor Pucci) und dessen Studienkommilitonin Kate (Emily VanCamp) in einem gestohlenen Mercedes Benz mit passenden Motorhaubenaufschrift „Road Warrior“ durch die Landschaft kämpft. Mit Infizierten redet man nicht, man fasst sie nicht an und alles was sie berührt haben muss desinfiziert werden. Doch Regeln sind da, um gebrochen zu werden.
Als sie dem alleinerziehenden Vater Frank (Christopher Meloni) und seiner infizierten Tochter Benzin versagen, beginnt das Dilemma. Auf der Flucht beschädigen sie den Daimler und sind kurz darauf selbst auf Franks Wagen angewiesen. Dieser hat zwar von einem Anti-Serum gehört, doch der zynische Brian macht sich über die Hoffnungen des Vaters lediglich lustig. Während die Kleinfamilie im hermetisch abgeriegelten Kofferraum mitfahren darf, kommt es schließlich, wie es kommen muss. Das Gefährlichste an einem Virus ist neben dem Virus selbst natürlich der Träger. Und noch gefährlicher wird es, wenn einer dieser Träger sich in der eigenen Mitte bewegt. Das kennt man bereits aus Filmen wie John Carpenters The Thing oder George Romeros Zombiefilmen wie Dawn of the Dead. Es liegt also nahe, dass sich jemand aus Brians Clique mit dem Virus ansteckt und es liegt noch näher, dass dies nach seinem harschen Umgang mit anderen Infizierten jemanden treffen muss, der ihm selbst sehr nahe steht. Wie sein Bruder oder genauso gut, allerdings weniger dramatisch, seine Freundin.
Kann die Liebe ein tödliches Virus überstehen? Die beiden spanischen Auteur-Brüder inszenieren mit Carriers einen kleinen, das Genre zitierenden, Psycho-Horror, der sich weniger mit der Bedrohung des Virus’ bzw. der Infizierten selbst auseinandersetzt, sondern mit dem Drama, das sich zwischen einer Gruppe abspielt, die versuchen muss in dieser Umgebung zu überleben. Erfrischenderweise und entgegen ersten Andeutungen im Trailer ist der Film der Spanier dabei Mutanten- und Zombiefrei, sodass Carriers weniger durch Schock- und Spannungsmomente punkten muss, sondern eine natürliche (An-)Spannung allein durch Portraitierung dessen zeigt, was sich abspielt. Auch wenn das in manchen Fällen relativ wenig ist. Dass die Pastor-Brüder dabei einigen Referenzen einbauen, funktioniert mal mehr und mal weniger gut. Während der oben angesprochene Aspekt des „Feindes“ in der eigenen Mitte natürlich auch die Antriebskraft des Filmes ist, will eine potentielle Vergewaltigungsszene einiger bewaffneter Überlebender, die in ihrer Form sehr an Danny Boyles 28 Days Later erinnert, etwas weniger gefallen.
Dabei stellt der Film zugleich auch eine kleine Parabel auf, indem es Brians unchristliches Verhalten ist, dass die Ereignisse der Handlung loszutreten beginnt. Schließlich wäre es kein Beinbruch gewesen, wenn Brian kurz etwas von seinem Benzin für Frank an den Straßenrand gestellt hätte. Denn dass sie mehr als genug haben, spricht selbst Bobby extra noch mal an. In Krisenzeiten ist sich jedoch jeder selbst der Nächste und so tritt Murphys Gesetz in Kraft, dass schief geht, was schief gehen kann. Welche Auswirkungen das Virus auf die Menschen bzw. an deren Beispiel Brian hat, zeigen Àlex und David Pastor in der Mitte der zweiten Hälfte, wenn sie dem Vorfall zu Beginn des Filmes ein Déjà-vu-Erlebnis verleihen. Somit ist Carriers in der Tat vormerklich ein Horrorfilm, der sich in der Psyche der Beteiligten Personen abspielt und stets vor Gabelungen Halt macht, an denen sich die Protagonisten für einen Weg entscheiden müssen. Und wenn man, wie im Film, an jeder Gabelung dieselbe Richtung einschlägt, beginnt man sich irgendwann im Kreis zu drehen.
Bei ihrer Figurenzeichnung sind die Spanier jedoch etwas eindimensional vorgegangen. Brian und Danny sind die klischeehaften Abziehbilder des toughen Losers und des smarten Weicheis. Hinzu kommt dann noch das mitunter überbordende Spiel von Chris Pine, der hier immer noch gegen sein Rom-Com-Image von vor fünf Jahren anspielen muss. Sein overacting trägt teilweise lächerliche Züge, wenn er sich auf Manierismen eines John Travolta bezieht, die sogar bei diesem – man denke nur an The Taking of Pelham 1 2 3 - schon seit zehn Jahren aus der Mode geraten sind. Dafür weiß Meloni wie so oft zu überzeugen und es ist besonders schade, dass seine Figur nur eine untergeordnete Rolle spielen darf. Insgesamt betrachtet kann sich das Regiedebüt der beiden Spanier sehen lassen. Besonders interessant ist Carriers eben wegen seiner Veröffentlichung in 2009 und der diesjährigen „Schweinegrippe“- eine passendere Verortung kann sich ein Psycho-Horror wie dieser wohl nicht wünschen. Zwar erfinden die Pastor-Brüder das Rad nicht neu, lassen sich aber auch nicht auf denselben eintönigen Quatsch ein, wie es andere Genrevertreter tun.
7/10 – erschienen bei Wicked-Vision
Es ist sicher nicht weit hergeholt, wenn man vermuten würde, dass „Schweinegrippe” zum Unwort des Jahres 2009 gekürt wird. Die teilweise Panikmache um das im April das erste Mal aufgetretenen Influenzavirus H1N1 zeigt, dass Vorfälle wie die Pest immer noch im Bewusstsein der Menschen verankert sind. Dabei war – zumindest in Deutschland – das Virus H1N1 relativ harmlos, auch wenn es in den Vereinigten Staaten und Mexiko zahlreiche Todesopfer forderte. Doch auch die Angst vor Anthrax nach den Anschlägen des 11. September deutet daraufhin, dass Infektionen, seien sie gezielt oder unfreiwillig entstanden, für den Menschen eine weiterhin besorgniserregende Bedrohung darstellen. Da trifft es sich ganz gut, dass noch in diesem Jahr Carriers von den spanischen Brüdern Àlex und David Pastor anläuft. Auch hier wird die Bevölkerung – zumindest die amerikanische – von einem Virus heimgesucht. Dabei hält der Film nicht wirklich was der Trailer verspricht. Überraschender- und glücklicherweise schlägt er eine andere Richtung ein.
Was für ein Virus genau die Vereinigten Staaten befallen hat, spielt für die Handlung keine Rolle. Das Virus existiert und verläuft innerhalb einiger Tage letztlich tödlich. Im ersten Drittel wird ein Wagen durch die Nacht verfolgt, ehe der Fahrer sich stellen muss und von einer Meute gelyncht wird. Am nächsten Tag hängt er an der Straße, von asiatischer Herkunft. Ein Schild weist ihm unter anderem die Schuld für das Virus zu. Die „Schlitzaugen“ hätten es mit sich gebracht, erklärt es. Somit lässt sich auch vermuten, dass die Pastor-Brüder ihr Virus an der Vogelgrippe orientierten, die 2005 aus dem asiatischen Raum um sich schlug. Um dem Virus zu entgehen gibt es einfache Regeln. Zumindest wenn es nach Brian (Chris Pine) geht, der sich gemeinsam mit seiner Freundin Bobby (Piper Perapo), seinem jüngeren Bruder Danny (Lou Taylor Pucci) und dessen Studienkommilitonin Kate (Emily VanCamp) in einem gestohlenen Mercedes Benz mit passenden Motorhaubenaufschrift „Road Warrior“ durch die Landschaft kämpft. Mit Infizierten redet man nicht, man fasst sie nicht an und alles was sie berührt haben muss desinfiziert werden. Doch Regeln sind da, um gebrochen zu werden.
Als sie dem alleinerziehenden Vater Frank (Christopher Meloni) und seiner infizierten Tochter Benzin versagen, beginnt das Dilemma. Auf der Flucht beschädigen sie den Daimler und sind kurz darauf selbst auf Franks Wagen angewiesen. Dieser hat zwar von einem Anti-Serum gehört, doch der zynische Brian macht sich über die Hoffnungen des Vaters lediglich lustig. Während die Kleinfamilie im hermetisch abgeriegelten Kofferraum mitfahren darf, kommt es schließlich, wie es kommen muss. Das Gefährlichste an einem Virus ist neben dem Virus selbst natürlich der Träger. Und noch gefährlicher wird es, wenn einer dieser Träger sich in der eigenen Mitte bewegt. Das kennt man bereits aus Filmen wie John Carpenters The Thing oder George Romeros Zombiefilmen wie Dawn of the Dead. Es liegt also nahe, dass sich jemand aus Brians Clique mit dem Virus ansteckt und es liegt noch näher, dass dies nach seinem harschen Umgang mit anderen Infizierten jemanden treffen muss, der ihm selbst sehr nahe steht. Wie sein Bruder oder genauso gut, allerdings weniger dramatisch, seine Freundin.
Kann die Liebe ein tödliches Virus überstehen? Die beiden spanischen Auteur-Brüder inszenieren mit Carriers einen kleinen, das Genre zitierenden, Psycho-Horror, der sich weniger mit der Bedrohung des Virus’ bzw. der Infizierten selbst auseinandersetzt, sondern mit dem Drama, das sich zwischen einer Gruppe abspielt, die versuchen muss in dieser Umgebung zu überleben. Erfrischenderweise und entgegen ersten Andeutungen im Trailer ist der Film der Spanier dabei Mutanten- und Zombiefrei, sodass Carriers weniger durch Schock- und Spannungsmomente punkten muss, sondern eine natürliche (An-)Spannung allein durch Portraitierung dessen zeigt, was sich abspielt. Auch wenn das in manchen Fällen relativ wenig ist. Dass die Pastor-Brüder dabei einigen Referenzen einbauen, funktioniert mal mehr und mal weniger gut. Während der oben angesprochene Aspekt des „Feindes“ in der eigenen Mitte natürlich auch die Antriebskraft des Filmes ist, will eine potentielle Vergewaltigungsszene einiger bewaffneter Überlebender, die in ihrer Form sehr an Danny Boyles 28 Days Later erinnert, etwas weniger gefallen.
Dabei stellt der Film zugleich auch eine kleine Parabel auf, indem es Brians unchristliches Verhalten ist, dass die Ereignisse der Handlung loszutreten beginnt. Schließlich wäre es kein Beinbruch gewesen, wenn Brian kurz etwas von seinem Benzin für Frank an den Straßenrand gestellt hätte. Denn dass sie mehr als genug haben, spricht selbst Bobby extra noch mal an. In Krisenzeiten ist sich jedoch jeder selbst der Nächste und so tritt Murphys Gesetz in Kraft, dass schief geht, was schief gehen kann. Welche Auswirkungen das Virus auf die Menschen bzw. an deren Beispiel Brian hat, zeigen Àlex und David Pastor in der Mitte der zweiten Hälfte, wenn sie dem Vorfall zu Beginn des Filmes ein Déjà-vu-Erlebnis verleihen. Somit ist Carriers in der Tat vormerklich ein Horrorfilm, der sich in der Psyche der Beteiligten Personen abspielt und stets vor Gabelungen Halt macht, an denen sich die Protagonisten für einen Weg entscheiden müssen. Und wenn man, wie im Film, an jeder Gabelung dieselbe Richtung einschlägt, beginnt man sich irgendwann im Kreis zu drehen.
Bei ihrer Figurenzeichnung sind die Spanier jedoch etwas eindimensional vorgegangen. Brian und Danny sind die klischeehaften Abziehbilder des toughen Losers und des smarten Weicheis. Hinzu kommt dann noch das mitunter überbordende Spiel von Chris Pine, der hier immer noch gegen sein Rom-Com-Image von vor fünf Jahren anspielen muss. Sein overacting trägt teilweise lächerliche Züge, wenn er sich auf Manierismen eines John Travolta bezieht, die sogar bei diesem – man denke nur an The Taking of Pelham 1 2 3 - schon seit zehn Jahren aus der Mode geraten sind. Dafür weiß Meloni wie so oft zu überzeugen und es ist besonders schade, dass seine Figur nur eine untergeordnete Rolle spielen darf. Insgesamt betrachtet kann sich das Regiedebüt der beiden Spanier sehen lassen. Besonders interessant ist Carriers eben wegen seiner Veröffentlichung in 2009 und der diesjährigen „Schweinegrippe“- eine passendere Verortung kann sich ein Psycho-Horror wie dieser wohl nicht wünschen. Zwar erfinden die Pastor-Brüder das Rad nicht neu, lassen sich aber auch nicht auf denselben eintönigen Quatsch ein, wie es andere Genrevertreter tun.
7/10 – erschienen bei Wicked-Vision
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