Die High-School-Komödie ist ein inzwischen traditionelles Genre im hollywoodschen Gefilde. Doch High-School-Komödie ist nicht gleich High-School-Komödie und in den neunziger Jahren setzt zudem bereits eine Abgrenzung zu den Vertretern aus den 80ern ein, die durch die gegenwärtige Apatowisierung ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint. Ende der neunziger Jahre, 1999 um präzise zu sein, prügelten sich dann zwei Schulkomödien um den Thron, die im Grunde unter denselben Voraussetzungen gestartet waren und auf die sich die Kritik und Muster des Genres vis-à-vis anwenden ließ. Dass es American Pie (11 Millionen Dollar Kosten) letztlich gelang mehr als doppelt so viel einzuspielen als She’s All That (10 Millionen Dollar Kosten), dürfte wahrscheinlich daran liegen, dass Ersterer sich eher darauf beschränkte, Jungenhumor zu erzeugen. Denn die moderne Adaption von George Bernard Shaws Pygmalion tendierte dann doch eher in Richtung einer Katharsis der Figuren als Paul Weitz’ Sex-Klamotte.
Dabei bedienen sich wie gesagt beide Filme freizügig des Klischeepools. „All the students seem to be in their 20s“ merkte Roger Ebert hinsichtlich des Alters von Freddie Prinze Jr. (damals 23) und Rachel Leigh Cook (damals 20) an. James Berardinelli sah in der Story des hässlichen Entleins als potentielle Ballkönigin “the foundation for nearly every teen romantic comedy“, wohingegen Mick LaSalle feststellte, dass She’s All That “runs out of plot”. Godfrey Cheshire schloss sogar die sehr nette Analogie, dass Robert Iscoves Film “makes (…) 'Varsity Blues' look like 'Citizen Kane'“. Sicherlich keine unberechtigte Kritik, aber nun auch keine, die in irgendeinem Genrebeitrag der damaligen Zeit - insbesondere American Pie - eine Ausnahme gefunden hätte. Da die Schablone seit gut dreißig Jahren angewendet wird, ist es folglich, wie auch im Horrorfach, stets eine Frage der kreativen Umsetzung einer altbekannten Geschichte bzw. eines vorgegebenen Musters. Und für das, was die jeweiligen Filme darstellen wollen, muss man eingestehen, dass American Pie weitaus harmonischer funktioniert, als in diesem Fall She’s All That.
Der kanadische Regisseur Robert Iscove, jahrelang Fernsehregisseur, dessen Vita Ende der Achtziger mit Gastarbeiten für Miami Vice, Star Trek: TNG oder 21 Jump Street am eindrucksvollsten erscheint, steht letztlich zwischen den Stühlen eine moralische Komödie zu drehen oder sich auf ein Klischeefeuerwerk zu beschränken. Der Pygmalion-Ansatz ist in seinem Grundsatz nicht verfehlt. Nachdem Zack (Freddie Prinze Jr.), der populärste Junge der Schule, von seiner Freundin Taylor (Jodi Lyn O’Keefe), dem populärsten Mädchen der Schule, sitzen gelassen wurde, fühlt er sich natürlich in seinem Stolz gekränkt. Später im Film bringt es Zacks vermeintlicher Freund Dean (Paul Walker) einmal auf den Punkt, wenn er rekapituliert, welchen Status Zack während der letzten Jahre inne hatte („For four years I watched you fool people into thinking you’re some sort of god in this place“). Und so führt sich Zack - zumindest zu Beginn - auch auf. Egal ob er ein Mädchen mit falschem Namen anspricht oder Simon (Kieran Culkin) lediglich „Spasti“ ruft („He knows my name!“), die Reaktionen der Personen sind sympathischer Natur.
Seine Oberflächlichkeit kommt auch in seiner Reaktion auf Taylors Abservierung zum Ausdruck. „You strip away all that attitude and makeup...and basically all you have is a C-minus G.P.A. with a wonder bra”, urteilt er über die Frau, mit der er zuvor glücklich zusammen war und die ihn verlassen hat. Nun ist High School weniger eine Sache von emotionaler Verbundenheit als eher ein Sehen und Gesehen werden unter den bestmöglichen Voraussetzungen. Das pygmalion'sche Element greift nun, als Zack behauptet, an seiner Seite würde jedes Mädchen zur Ballkönigin. Hier sieht Dean seine Chance („This is one contest you’re gonna lose“), den Unfehlbaren versagen zu lassen. Die Wahl fällt auf die verschlossene und verschrobene Laney (Rachel Leigh Cook), die in ihrer Kunstklasse schon mal den Hinweis erhält, sich doch umzubringen, weil die meisten Maler erst nach ihrem Tod entsprechend gewürdigt wurden. Im Folgenden kommt es folglich wie es kommen muss: Zack verliert seine Oberflächlichkeit und beginnt sich in Laney zu verlieben - und vice versa.
In der Choreographie dieser Romanze verhebt sich Iscove ein ums andere Mal. Viele Ausflüge zu unwichtigen und total belanglosen Charakteren in den Personen von The Real World-Star Brock Hudson (Matthew Lillard), der Zack Taylor ausgespannt hat, oder speziell dem Campus-DJ (Usher) führen der Handlung weder Inhalt noch Humor zu. Dies wird nur noch dadurch überboten, dass einerseits eine zwar nett inszenierte, aber unerhebliche Tanzsequenz integriert wurde (um die Laufzeit aufzublähen) und andererseits durch eine krude Schamhaar-Pizza-Rache-Szene, die zum einen den romantischen Helden zum Beschützer des Nerds erklärt (Lucas lässt grüßen), dann jedoch aber auch in die humoristischen Gefilde eines American Pie vordringt, die der Film zuvor allerdings weitestgehend vermieden hat. Stattdessen widmet sich She’s All That zu wenig der Annäherung von Zack und Laney, die von Iscove meisten dann abgebrochen wird, wenn sie gerade erst beginnt, sich in eine interessante Richtung zu bewegen. Sei es die unglücklich verlaufene Party von Preston („Sometimes when you open up to people, you let the bad in with the good”) oder das sich öffnende Gespräch zwischen den beiden in Laneys Keller über ihre Verschlossenheit und seine Zukunftsängste.
Dabei weist der Film viele positive Eigenschaften auf: sei es die interaktive Rückblende zu Taylors Spring-Break-Erlebnissen oder Zacks Bühnenauftritt im Jesters. Wie viele High-School-Komödien finden sich nach einigen Jahren Abstand auch bekannte Gesichter wieder, wie in Nebenrollen: Milo Ventimiglia, Anna Paquin, Gabrielle Union oder Jodi Lyn O’Keefe. Von den drei größeren Rollen konnte sich lediglich - wenn man so will - Paul Walker durchsetzen, während sich ein gut aufgelegter Kevin Pollock auch für einen Nebenpart als schrulliger Vater nicht zu schade war. Was den Film ansonsten auszeichnet, ist sein stimmiger Soundtrack, der speziell durch „Kiss Me“ von Sixpence Non The Richer besticht, aber auch durch Goldies „Believe“ herausragt. Hätte sich She’s All That mehr an seinen emotionalen Momenten versucht, die ehrlichen Augenblicke zwischen Zack und Laney stärker fokussiert und andere Elemente wie Brocks Eskapaden weitestgehend beschnitten, hätte Iscoves High-School-Komödie sicher zu mehr getaugt. So ist der Film bisweilen recht nett, aber schlussendlich einfach nur durchschnittlich.
6/10
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