Zehn Jahre vor dem Civil Rights Act war Rassismus auch das Thema in Stanley Kramers The Defiant Ones – hierzulande als Flucht in Ketten erschienen. Der Film verlieh Sidney Poitiers Karriere kräftigt Schwung und bescherte ihm als ersten Afroamerikaner eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller, genauso wie zuvor den Silbernen Bären auf der Berlinale. Gemeinsam mit Tony Curtis spielte Poitier das, was in der Realität noch ein Jahrzehnt entfernt war: dass sich Schwarze und Weiße einander die Hand reichen. Selbst wenn dies in The Defiant Ones zumindest in seinem Beginn eher der Prämisse der Handlung geschuldet war, die einen weißen und einen schwarzen Häftling aneinander gekettet gemeinsam auf die Flucht schickte.
Die Chance hierzu ergibt sich, da eingangs ein Gefangenentransport einen Autounfall baut. An den Händen zusammengekettet treten die beiden Häftlinge Noah Cullen (Sidney Poitier) und John Jackson (Tony Curtis) die Flucht an, während am nächsten Tag der zuständige Sheriff Max Muller (Theodore Bikel) einen Suchtrupp inklusive einiger Bluthunde organisiert. Obschon seine Männer dafür plädieren, die Bluthunde ihre Arbeit machen zu lassen, erinnert Muller an die Menschlichkeit der zwei Häftlinge. Auch wenn deren Flucht dem Gesetzeshüter bald gehörig auf den Zeiger geht. Cullen und Jackson wiederum müssen lernen, zusammenzuarbeiten und ihre Vorurteile und Ressentiments zu überwinden, wenn sie überleben wollen.
Stanley Kramer inszeniert diese Geschichte, die auf einer Vorlage von Nedrick Young basiert, mit relativ simplen Mitteln. Es gibt nur wenige Sets, wenige Charaktere und im Grunde keine Musik. Dies fällt speziell in einer Szene auf, in der Poitier und Curtis einen Bachstrom überqueren. Zugleich nutzt Kramer die Musik, die im Film vorhanden ist, als einen Running Gag, wenn Carl “Alfalfa” Switzer ein Suchtrupp-Mitglied spielt, dass unablässig sein Transistor-Radio laufen lässt. Und trotz seiner zurückgenommen Art weiß The Defiant Ones zu faszinieren – schlicht indem der Film seine Figuren miteinander interagieren lässt. Hier ist es vor allem Jackson, der seine Vorbehalte – gegenüber Cullen als auch der Welt – überwinden muss.
“You gotta take things as they are”, sagt Jackson, der es leid ist, sich für niedere Jobs herzugeben. Er will ein Stück vom Kuchen abhaben, während Cullen zum Opfer seines aufbrausenden Temperaments wurde. Eine Ironie des Schicksals führt dazu, dass beide Männer aneinander gekettet werden – was im Süden der USA auch bei Gefangen nicht üblich war und seinerzeit Robert Mitchum, selbst einst ein Chain-Gang-Häftling, dazu bewog, den Part von Jackson abzulehnen. Als die zwei Männer nachts in einem Dorf von einem Lynchmob gefasst werden, verdanken sie auch hier einem ehemaligen Chain-Gang-Häftling (Lon Chaney) ihr Leben. Während ihnen im Hause einer alleinerziehenden Mutter (Cara Williams) wieder Rassismus begegnet.
Letztere Episode gerät dabei etwas ausufernd, wie auch die Motivation und Entscheidung von Williams’ Figur leicht konstruiert wirkt, nur um bei Jackson eine Katharsis zu bewirken. Diese wird ebenfalls nur minimal unterfüttert, ohne dass Kramer in seinem Film wirklich die vermeintliche Wand des Rassismus einzureißen vermag. Grundsätzlich spricht sicher nichts dagegen, dass sich Cullen und Jackson, auch aufgrund ihrer Persönlichkeiten, anfreunden. Allerdings wirkt die Besetzung von Jackson mit „Schönling“ Curtis – auch wenn dieser sich schauspielerisch nichts zu Schulden kommen lässt – nicht vollends ausgereizt. Mit dem ursprünglich vorgesehenen Marlon Brando als Gegenpart zu Poitier wäre dem Film wohl mehr geholfen.
Sidney Poitier ist es auch, der The Defiant Ones mit seinem starken Spiel die meiste Zeit schultert und seinen Stempel aufdrückt. Leider etwas unter geht Theodore Bikels grundsätzlich interessanter, humaner Sheriff, während eine Anti-Lynch-Rede von Lon Chaney im Mittelteil irgendwie etwas im luftleeren Raum stehen bleibt. Nichtsdestotrotz ist Stanley Kramer ein kurzweiliger und über weite Strecken packender Film gelungen, der zwar nur unterschwellig das Thema Rassismus aufgreift, aber dafür in seiner Besetzung und seinem Umgang mit Poitier – was die Reklame des Films und die finanzielle Gegenleistung angeht – eine Botschaft sendete. In The Defiant Ones sind schwarz und weiß gleich – wenn auch nur auf der Flucht vor dem Gesetz.
Die Chance hierzu ergibt sich, da eingangs ein Gefangenentransport einen Autounfall baut. An den Händen zusammengekettet treten die beiden Häftlinge Noah Cullen (Sidney Poitier) und John Jackson (Tony Curtis) die Flucht an, während am nächsten Tag der zuständige Sheriff Max Muller (Theodore Bikel) einen Suchtrupp inklusive einiger Bluthunde organisiert. Obschon seine Männer dafür plädieren, die Bluthunde ihre Arbeit machen zu lassen, erinnert Muller an die Menschlichkeit der zwei Häftlinge. Auch wenn deren Flucht dem Gesetzeshüter bald gehörig auf den Zeiger geht. Cullen und Jackson wiederum müssen lernen, zusammenzuarbeiten und ihre Vorurteile und Ressentiments zu überwinden, wenn sie überleben wollen.
Stanley Kramer inszeniert diese Geschichte, die auf einer Vorlage von Nedrick Young basiert, mit relativ simplen Mitteln. Es gibt nur wenige Sets, wenige Charaktere und im Grunde keine Musik. Dies fällt speziell in einer Szene auf, in der Poitier und Curtis einen Bachstrom überqueren. Zugleich nutzt Kramer die Musik, die im Film vorhanden ist, als einen Running Gag, wenn Carl “Alfalfa” Switzer ein Suchtrupp-Mitglied spielt, dass unablässig sein Transistor-Radio laufen lässt. Und trotz seiner zurückgenommen Art weiß The Defiant Ones zu faszinieren – schlicht indem der Film seine Figuren miteinander interagieren lässt. Hier ist es vor allem Jackson, der seine Vorbehalte – gegenüber Cullen als auch der Welt – überwinden muss.
“You gotta take things as they are”, sagt Jackson, der es leid ist, sich für niedere Jobs herzugeben. Er will ein Stück vom Kuchen abhaben, während Cullen zum Opfer seines aufbrausenden Temperaments wurde. Eine Ironie des Schicksals führt dazu, dass beide Männer aneinander gekettet werden – was im Süden der USA auch bei Gefangen nicht üblich war und seinerzeit Robert Mitchum, selbst einst ein Chain-Gang-Häftling, dazu bewog, den Part von Jackson abzulehnen. Als die zwei Männer nachts in einem Dorf von einem Lynchmob gefasst werden, verdanken sie auch hier einem ehemaligen Chain-Gang-Häftling (Lon Chaney) ihr Leben. Während ihnen im Hause einer alleinerziehenden Mutter (Cara Williams) wieder Rassismus begegnet.
Letztere Episode gerät dabei etwas ausufernd, wie auch die Motivation und Entscheidung von Williams’ Figur leicht konstruiert wirkt, nur um bei Jackson eine Katharsis zu bewirken. Diese wird ebenfalls nur minimal unterfüttert, ohne dass Kramer in seinem Film wirklich die vermeintliche Wand des Rassismus einzureißen vermag. Grundsätzlich spricht sicher nichts dagegen, dass sich Cullen und Jackson, auch aufgrund ihrer Persönlichkeiten, anfreunden. Allerdings wirkt die Besetzung von Jackson mit „Schönling“ Curtis – auch wenn dieser sich schauspielerisch nichts zu Schulden kommen lässt – nicht vollends ausgereizt. Mit dem ursprünglich vorgesehenen Marlon Brando als Gegenpart zu Poitier wäre dem Film wohl mehr geholfen.
Sidney Poitier ist es auch, der The Defiant Ones mit seinem starken Spiel die meiste Zeit schultert und seinen Stempel aufdrückt. Leider etwas unter geht Theodore Bikels grundsätzlich interessanter, humaner Sheriff, während eine Anti-Lynch-Rede von Lon Chaney im Mittelteil irgendwie etwas im luftleeren Raum stehen bleibt. Nichtsdestotrotz ist Stanley Kramer ein kurzweiliger und über weite Strecken packender Film gelungen, der zwar nur unterschwellig das Thema Rassismus aufgreift, aber dafür in seiner Besetzung und seinem Umgang mit Poitier – was die Reklame des Films und die finanzielle Gegenleistung angeht – eine Botschaft sendete. In The Defiant Ones sind schwarz und weiß gleich – wenn auch nur auf der Flucht vor dem Gesetz.
7.5/10
Auch so ein Film, der eine große filmische Lücke darstellt. Dafür mochte ich "Chicken Run" sehr! ;)
AntwortenLöschenDu hast ja auch schon genug zu tun, die aktuellen Filme nachzuholen ;)
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