Spaßeshalber rutscht der Vizepräsidentin der USA das Wort “retard“ in einer Rede heraus, genauso wie der Kommentar, ein Governeur und potentieller Polit-Konkurrent könne gar nicht Präsident werden, weil er kein geborener Amerikaner sei, noch auf dem Mikro eines Interviews landet. Wahrlich, US-Vizepräsidentin Selina Meyer (Julia Louis-Dreyfus), meist in der umgangssprachlichen Berufsabkürzung “veep“ adressiert, tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste. Ihr schusseliger Stab rund um Leiterin Amy (Anna Chlumsky), sowie Kommunikationsdirektor Mike (Matt Walsh) und seinen Stellvertreter Dan (Reid Scott) ist ihr ebenfalls keine Hilfe. Ihr Büro, so Selina, sei daher “completely non-fucking-functioning“.
Und gerade deswegen ist Veep, die aktuelle Serie von Armando Iannucci, so vorzüglich vergnüglich. Nach Jahren des Pitchens und Produzierens hat es die US-Version von Iannuccis Paradestück The Thick of It nun endlich zu einem Sender geschafft. Und glücklicherweise ist dies HBO. Dass das Konzept von Iannuccis politischer Satire beim ursprünglichen ABC nicht aufgehen konnte, war eigentlich absehbar. Und dennoch versucht worden. Wer aber den Skripten des Briten ihre Flüche austreibt, beraubt sie zugleich ihrer Stärke. Und so wird nun auf HBO geflucht, geschimpft und beleidigt was das Zeug hält. Und das Zeug hält jede Menge. Wo Iannuccis Quasi-Kino-Spin-off In the Loop noch strauchelte, reüssiert Veep wieder.
In seiner halbstündigen Show legt er den Fokus nun wieder darauf, was The Thick of It vor sieben Jahren ausgezeichnet hat: Politische Shitstorms. Einst als Präsidentschaftskandidatin gestartet, stürzte Meyer ab und musste sich letztlich mit dem Posten als “veep“ begnügen. Fernab des Weißen Hauses bemüht sie sich nun um Senatorenunterstützung für eigene Anträge und den Hindernissen, die sich ihr dabei in den Weg stellen. Sei es die Öl-Lobby oder der Präsident. Er tritt ähnlich wie der Premierminister in The Thick of It nicht on screen auf, sondern fungiert über seinen von Meyer und ihrem Stab gehassten Liaison Jonah (Timothy Simons). Und der wiederum ist - leider - alles andere als ein zweiter Malcolm Tucker.
Gefilmt wird das wie zuvor schon Iannuccis britischer Vorgänger mit einer Single Camera im Cinéma-vérité-Stil in Büros und Bürogängen, stets mit einer zynischen Bemerkung auf den Lippen. Zwar mag man sich nicht wirklich vorstellen, dass das Büro eines US-Veeps so inkompetent ist, allerdings bedurfte es für das US-Publikum wohl eines spektakuläreren Settings als ein fiktives Nebenministerium wie in The Thick of It. Gut möglich, dass obschon die politische Ausrichtung der Regierung ungenannt bleibt, Meyer ein Abziehbild der Palins und Bachmanns darstellt. Ohnehin erinnert Louis-Dreyfus nicht nur ein Mal an Tiny Fey, während Themen wie der Geburtsort eines Polit-Konkurrenten ebenfalls bekannt vorkommen.
Die große Stärke von Veep sind dann die Dialoge von Iannucci. Im Stakkato-Stil bellt sie das Ensemble durch die Räume, dabei genüsslich den Wortwitz der Zeilen goutierend. Besonders schöne Phrasen drischt dabei der karrieregeile Dan, wenn er einem Journalisten “major scoops“ verspricht und hinzufügt: “I major in major“. Oder er erklärt “You got to network to get work“ und setzt dies in der Folge „Baseball“ sogleich mit einem 8-Jährigen in die Tat um. Zum amüsanten running gag verkommt Mikes fiktiver Hund Simon, der ihn bei Selina vor Überstunden bewahren soll und den der restliche Stab daher als “bullshitzu“ tituliert. Auch Selina erhält einige Spitznamen, darunter “creepy veepy“ von der First Lady.
Dient die Pilotfolge noch zur Orientierung und Gewöhnung an Julia Louis-Dreyfus als unbeholfene “veep”, steigert sich die Serie im Anschluss. Highlight und Sinnbild für ihre Qualitäten ist dabei die Folge „Catherine“, in der Meyer unter anderem die Namensgebung eines Hurrikans „Selina“ verhindern will, damit sie selbst später nicht durch Assoziationen darunter leidet (“I’ve met some people, okay? Real people, and I gotta tell you, a lot of them are fucking idiots”). Das Ensemble schlägt sich überzeugend, mit Tony Hale im Arrested Developtment-Modus als Meyers Personal Assistant als dem Aushängeschild. Und da Veep von HBO für eine zweite Staffel verlängert wurde, darf man sich auf weitere Fettnäpfchen freuen.
Und gerade deswegen ist Veep, die aktuelle Serie von Armando Iannucci, so vorzüglich vergnüglich. Nach Jahren des Pitchens und Produzierens hat es die US-Version von Iannuccis Paradestück The Thick of It nun endlich zu einem Sender geschafft. Und glücklicherweise ist dies HBO. Dass das Konzept von Iannuccis politischer Satire beim ursprünglichen ABC nicht aufgehen konnte, war eigentlich absehbar. Und dennoch versucht worden. Wer aber den Skripten des Briten ihre Flüche austreibt, beraubt sie zugleich ihrer Stärke. Und so wird nun auf HBO geflucht, geschimpft und beleidigt was das Zeug hält. Und das Zeug hält jede Menge. Wo Iannuccis Quasi-Kino-Spin-off In the Loop noch strauchelte, reüssiert Veep wieder.
In seiner halbstündigen Show legt er den Fokus nun wieder darauf, was The Thick of It vor sieben Jahren ausgezeichnet hat: Politische Shitstorms. Einst als Präsidentschaftskandidatin gestartet, stürzte Meyer ab und musste sich letztlich mit dem Posten als “veep“ begnügen. Fernab des Weißen Hauses bemüht sie sich nun um Senatorenunterstützung für eigene Anträge und den Hindernissen, die sich ihr dabei in den Weg stellen. Sei es die Öl-Lobby oder der Präsident. Er tritt ähnlich wie der Premierminister in The Thick of It nicht on screen auf, sondern fungiert über seinen von Meyer und ihrem Stab gehassten Liaison Jonah (Timothy Simons). Und der wiederum ist - leider - alles andere als ein zweiter Malcolm Tucker.
Gefilmt wird das wie zuvor schon Iannuccis britischer Vorgänger mit einer Single Camera im Cinéma-vérité-Stil in Büros und Bürogängen, stets mit einer zynischen Bemerkung auf den Lippen. Zwar mag man sich nicht wirklich vorstellen, dass das Büro eines US-Veeps so inkompetent ist, allerdings bedurfte es für das US-Publikum wohl eines spektakuläreren Settings als ein fiktives Nebenministerium wie in The Thick of It. Gut möglich, dass obschon die politische Ausrichtung der Regierung ungenannt bleibt, Meyer ein Abziehbild der Palins und Bachmanns darstellt. Ohnehin erinnert Louis-Dreyfus nicht nur ein Mal an Tiny Fey, während Themen wie der Geburtsort eines Polit-Konkurrenten ebenfalls bekannt vorkommen.
Die große Stärke von Veep sind dann die Dialoge von Iannucci. Im Stakkato-Stil bellt sie das Ensemble durch die Räume, dabei genüsslich den Wortwitz der Zeilen goutierend. Besonders schöne Phrasen drischt dabei der karrieregeile Dan, wenn er einem Journalisten “major scoops“ verspricht und hinzufügt: “I major in major“. Oder er erklärt “You got to network to get work“ und setzt dies in der Folge „Baseball“ sogleich mit einem 8-Jährigen in die Tat um. Zum amüsanten running gag verkommt Mikes fiktiver Hund Simon, der ihn bei Selina vor Überstunden bewahren soll und den der restliche Stab daher als “bullshitzu“ tituliert. Auch Selina erhält einige Spitznamen, darunter “creepy veepy“ von der First Lady.
Dient die Pilotfolge noch zur Orientierung und Gewöhnung an Julia Louis-Dreyfus als unbeholfene “veep”, steigert sich die Serie im Anschluss. Highlight und Sinnbild für ihre Qualitäten ist dabei die Folge „Catherine“, in der Meyer unter anderem die Namensgebung eines Hurrikans „Selina“ verhindern will, damit sie selbst später nicht durch Assoziationen darunter leidet (“I’ve met some people, okay? Real people, and I gotta tell you, a lot of them are fucking idiots”). Das Ensemble schlägt sich überzeugend, mit Tony Hale im Arrested Developtment-Modus als Meyers Personal Assistant als dem Aushängeschild. Und da Veep von HBO für eine zweite Staffel verlängert wurde, darf man sich auf weitere Fettnäpfchen freuen.
7.5/10
Habe ich noch vor mir, freue mich aber schon sehr darauf. Dürfte - so wie sich das liest - genau mein Ding sein! :-)
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