Ohne Fleiß, kein Preis, denn von nichts kommt nichts und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Allesamt Redensarten, die Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) in Dan Gilroys Debütfilm Nightcrawler wohl problemlos abnicken würde. “If you wanna win the lottery you have to make the money to buy a ticket”, formuliert Lou es selbst. Oder auch: “Good things come to those who work their asses off.” Lou selbst ist ein Ruheloser, der seine Bestimmung noch nicht gefunden hat. Zu Beginn des Films sehen wir ihn als Kupferdieb, der eine Anstellung auf dem Bau sucht, was jedoch abgelehnt wird. Auf seinem Heimweg beobachtet Lou einen Autounfall und ein Unfallreporter-Team um Joe Loder (Bill Paxton). Eine neue Passion scheint geweckt.
Mit einer veralteten Videokamera und einem Polizeifunkgerät harrt Lou fortan nachts der Dinge, muss jedoch, wie sich zeigen wird, noch einiges lernen, um ein effektiver Unfallreporter zu werden. Seine penetrante Art bringt ihm eines Abends einen kleinen Vorteil und hilft ihm, sein erstes Video an die Nachrichtenchefin Nina (Rene Russo) eines kleinen Lokalsenders zu verkaufen. Mit dieser Bestätigung im Gepäck steigt Lous Motivation und Ambition. Was sich unweigerlich auf seine Arbeit auswirkt. Um sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen, manipuliert Lou bald darauf Requisiten und auch schon mal Unfallopfer für eine bessere Einstellung. Sein Ansehen wächst, während für Lou die Grenzen verwischen.
Thematisch steht Gilroys Nightcrawler dabei in der Tradition von Genrevertretern wie Billy Wilders Ace in the Hole oder auch der fünften Staffel von HBO’s The Wire, wenn Journalisten ihre Storys zum persönlichen Profit manipulieren. Auch eine Prise – obschon etwas offensichtlicher – Medienkritik fehlt nicht, wenn Nina und Lou an verschiedenen Stellen einander respektive dem Zuschauer erklären, wie Fernsehnachrichten funktionieren. Außenpolitik wird in wenigen Sekunden abgefertigt, Unfälle und Kriminalität bilden die Aufmacher: “If it bleeds, it leads.” Alles wegen der Quote, versteht sich, die wiederum auch den beruflichen Stand von Nina und Lou sowie infolgedessen die Arbeitsbeziehung der beiden bestimmt.
Angesichts von Lous Charakter – er wird zu Beginn mit leicht soziopathischen Zügen gezeichnet – ist natürlich absehbar, in welche Richtung sich der Film entwickelt. Genauso wie die Dynamik zwischen Gyllenhaals Figur und dem restlichen Ensemble. Zu diesem erhalten wir nur wenig Einblick, einschließlich Rick (Riz Ahmed), den Lou nach wenigen Monaten als seinen Assistenten mit ins Boot holt. Und auch wenn es für Lou ganz gut läuft, fehlt ihm immer noch die letzte große Story, die ihn tatsächlich hoch auf die Bergspitze katapultiert, wo er sich selbst sieht. Gyllenhaals Figur hält dabei unentwegt das Interesse des Publikums an ihr aufrecht, insbesondere wenn sie selbstbewusst wie ein Wasserfall verbale Überzeugungsarbeit leistet.
Nach Enemy liefert Jake Gyllenhaal somit seine zweite – im Grunde: dritte – starke Leistung in diesem Jahr ab. Und mausert sich somit vom vermeintlichen neuen Poster Boy Hollywoods zum ernstzunehmenden Charakterdarsteller. Dass der Schauspieler für seine Rolle zehn Kilo abnahm, sieht man ihm an und trägt seinen Teil zur Kreation Lous bei. Nightcrawler selbst ist dabei trotz leichter Längen zum Ende des zweiten Akts ein mitreißender Urban-Medien-Thriller, der speziell im Finale trotz dessen Vorhersehbarkeit – wenn man will, liegt gerade hier die Klasse des Films – die Spannungsschraube andreht. Da mag man es Gilroy verzeihen, dass sich sein Debüt bloß an der Oberfläche bewegt, ohne je tiefgründig zu werden.
An einer Kritik am Fernsehnachrichtenwesen ist die Geschichte nicht interessiert. Genauso wenig am Innenleben ihrer Figuren. Vielmehr kombiniert es beide und labt sich an der Integration der Charaktere in die Szenerie. In seinem Hauptdarsteller hat der Film dabei nicht seine einzige Qualität, die Kameraarbeit von Robert Elswit – insbesondere während der Verfolgungsjagd im Finale – darf ebenfalls gelobt werden. Genauso wie das Drehbuch und die Regie von Dan Gilroy selbst. Es gibt wahrlich schlechtere Filme als Nightcrawler, mit denen man sein Debüt feiern kann. Und auch, wenn noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, kann man (hoffentlich) auf Gilroy die Redensart münzen: Früh übt sich, wer ein Meister werden will.
Mit einer veralteten Videokamera und einem Polizeifunkgerät harrt Lou fortan nachts der Dinge, muss jedoch, wie sich zeigen wird, noch einiges lernen, um ein effektiver Unfallreporter zu werden. Seine penetrante Art bringt ihm eines Abends einen kleinen Vorteil und hilft ihm, sein erstes Video an die Nachrichtenchefin Nina (Rene Russo) eines kleinen Lokalsenders zu verkaufen. Mit dieser Bestätigung im Gepäck steigt Lous Motivation und Ambition. Was sich unweigerlich auf seine Arbeit auswirkt. Um sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen, manipuliert Lou bald darauf Requisiten und auch schon mal Unfallopfer für eine bessere Einstellung. Sein Ansehen wächst, während für Lou die Grenzen verwischen.
Thematisch steht Gilroys Nightcrawler dabei in der Tradition von Genrevertretern wie Billy Wilders Ace in the Hole oder auch der fünften Staffel von HBO’s The Wire, wenn Journalisten ihre Storys zum persönlichen Profit manipulieren. Auch eine Prise – obschon etwas offensichtlicher – Medienkritik fehlt nicht, wenn Nina und Lou an verschiedenen Stellen einander respektive dem Zuschauer erklären, wie Fernsehnachrichten funktionieren. Außenpolitik wird in wenigen Sekunden abgefertigt, Unfälle und Kriminalität bilden die Aufmacher: “If it bleeds, it leads.” Alles wegen der Quote, versteht sich, die wiederum auch den beruflichen Stand von Nina und Lou sowie infolgedessen die Arbeitsbeziehung der beiden bestimmt.
Angesichts von Lous Charakter – er wird zu Beginn mit leicht soziopathischen Zügen gezeichnet – ist natürlich absehbar, in welche Richtung sich der Film entwickelt. Genauso wie die Dynamik zwischen Gyllenhaals Figur und dem restlichen Ensemble. Zu diesem erhalten wir nur wenig Einblick, einschließlich Rick (Riz Ahmed), den Lou nach wenigen Monaten als seinen Assistenten mit ins Boot holt. Und auch wenn es für Lou ganz gut läuft, fehlt ihm immer noch die letzte große Story, die ihn tatsächlich hoch auf die Bergspitze katapultiert, wo er sich selbst sieht. Gyllenhaals Figur hält dabei unentwegt das Interesse des Publikums an ihr aufrecht, insbesondere wenn sie selbstbewusst wie ein Wasserfall verbale Überzeugungsarbeit leistet.
Nach Enemy liefert Jake Gyllenhaal somit seine zweite – im Grunde: dritte – starke Leistung in diesem Jahr ab. Und mausert sich somit vom vermeintlichen neuen Poster Boy Hollywoods zum ernstzunehmenden Charakterdarsteller. Dass der Schauspieler für seine Rolle zehn Kilo abnahm, sieht man ihm an und trägt seinen Teil zur Kreation Lous bei. Nightcrawler selbst ist dabei trotz leichter Längen zum Ende des zweiten Akts ein mitreißender Urban-Medien-Thriller, der speziell im Finale trotz dessen Vorhersehbarkeit – wenn man will, liegt gerade hier die Klasse des Films – die Spannungsschraube andreht. Da mag man es Gilroy verzeihen, dass sich sein Debüt bloß an der Oberfläche bewegt, ohne je tiefgründig zu werden.
An einer Kritik am Fernsehnachrichtenwesen ist die Geschichte nicht interessiert. Genauso wenig am Innenleben ihrer Figuren. Vielmehr kombiniert es beide und labt sich an der Integration der Charaktere in die Szenerie. In seinem Hauptdarsteller hat der Film dabei nicht seine einzige Qualität, die Kameraarbeit von Robert Elswit – insbesondere während der Verfolgungsjagd im Finale – darf ebenfalls gelobt werden. Genauso wie das Drehbuch und die Regie von Dan Gilroy selbst. Es gibt wahrlich schlechtere Filme als Nightcrawler, mit denen man sein Debüt feiern kann. Und auch, wenn noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, kann man (hoffentlich) auf Gilroy die Redensart münzen: Früh übt sich, wer ein Meister werden will.
8.5/10