Schon Theodor Fontane sagte: „Zufall ist der gebräuchlichste Deckname des Schicksals“. Da verwundert es nicht, dass vor sieben Jahren der damalige Immobilienmakler John Maloof bei einer Auktion eine Kiste erstand, dessen Inhalt es ihm angetan hatte. “This insane amount of negatives” lockte ihn, plante er doch ein Buch über Chicago zu illustrieren. Hierzu dienten die hunderttausende Negative zwar nicht, dafür begann Maloof zu recherchieren, um wen es sich bei deren Fotografin – Vivian Maier – handelte. Nur fand er keine Informationen im Internet. Und intensivierte seine Bemühungen. Diese führten ihn letztlich bis nach Frankreich, wie Maloof und Co-Regisseur Charlie Siskel in ihrer Dokumentation Finding Vivian Maier rekapitulieren.
Es stellt sich heraus, dass Vivian Maier ein ehemaliges Kindermädchen aus New York war, dass sich seine Freizeit damit vertrieb, auf Chicagos Straßen Menschen zu fotografieren. Wovon aber niemand wusste, hortete sie doch wie eine “pack rat” ihre Bilder und andere Besitztümer. Ehe sie von Maloof gefunden wurden. Einige ihrer bemerkenswerten Fotografien schaffen es natürlich auch in Finding Vivian Maier und selbst wer – wie ich – wenig für die Kunst der Fotografie übrig hat, dürfte die Schönheit von Maiers Bildern anerkennen sowie ihren Blick für das Alltägliche. “Who is behind the work?”, fragte sich John Maloof – und nahm schließlich Kontakt mit einigen Familien auf, für die Maier in der Mitte des 20. Jahrhunderts gearbeitet hat.
Musste der Beobachter zuvor Rückschlüsse auf Maier mittels ihrer Fotografien ziehen, zeichnen ihre ehemaligen Arbeitgeber und die von ihr betreuten Kinder ein genaueres Bild. “She came across as unusual”, formuliert die eine Person höflich. Und eine andere erinnert sich an das klassische Erscheinungsbild von Maier: “always the camera around her neck”. Stets hatte das Kindermädchen seine Rolleiflex griffbereit und knipste neben dem Straßenalltag auch Selbstporträts oder drehte Videos von ihren Gastfamilien. Über Maier selbst wussten diese wenig – nicht ungewollt. Brachte das Kindermädchen ihre Filme zum Entwickeln, gab sie regelmäßig einen anderen Namen an. Und war quasi ein identitätsloses Wesen.
Amüsant wird es, wenn zwei gegeneinander geschnittene Talking Heads darüber debattieren, ob Maiers französischer Akzent falsch war oder nicht. Während Maloof selbst nach Frankreich in eine Kleinstadt nahe der Alpen reist, von wo Maiers Mutter herstammte. Vivian Maiers Bilder sind zu diesem Zeitpunkt bereits in den Hintergrund gerückt. “I find the mystery of it more interesting than her work itself”, sagte zuvor schon eine Frau, die für Maier ihre Bilder entwickelt hat. Fragt sich Finding Vivian Maier an einer Stelle noch, wieso das Kindermädchen Bilder machte, die es nie jemandem zeigte, verraten Talking Heads bald darauf Maloof und Siskel eine andere Seite jener zurückgezogenen Frau, die 2009 im Alter von 83 Jahren verstarb.
“There was a dark side to her”, beschreibt eines der von Maier betreuten Kinder. Manche von ihnen wurden gewaltsam gefüttert, andere in Stadtteilen zurückgelassen – stets um ihnen eine Lektion zu erteilen. Während die einen sie aber als eher kaltherzige Frau bezeichnen, war sie für einige andere wiederum ein Mutterersatz. Wer und wie genau Vivian Maier tatsächlich war, kann auch die Dokumentation nicht klären. Ähnlich wie sich manche Gesprächspartner um ihren Akzent streiten, heißt es sowohl, sie habe in den Straßen die Menschen darum gebeten, zu posieren, als auch, dies sei nicht der Fall gewesen. Der Person Vivian Maier ist der Zuschauer somit nur begrenzt näher gekommen – sie bleibt ein menschliches Mysterium.
Für die Künstlerin hat man dagegen ein besseres Gespür bekommen. Ihre Bilder sprechen von einer künstlerischen Qualität, die auch Finding Vivian Maier innewohnt. Streckenweise erinnert der Film an den thematisch nicht unähnlichen Bill Cunningham New York, mit einer Prise Personenrecherche wie man sie zuletzt in Searching for Sugar Man sah. “She would have been a famous photographer”, lobt die Fotografin Mary Ellen Mark zu Beginn die Arbeiten Maiers. Und auch wenn sie es vermutlich selbst nicht gewollt hätte, ist Vivian Maier nach ihrem Tod nun tatsächlich zu einer solchen geworden – mit weltweiten Ausstellungen. Aber schon Plinius der Jüngere schrieb in seinen Epistulae, Ruhm müsse folgen und darf nicht erstrebt werden.
Es stellt sich heraus, dass Vivian Maier ein ehemaliges Kindermädchen aus New York war, dass sich seine Freizeit damit vertrieb, auf Chicagos Straßen Menschen zu fotografieren. Wovon aber niemand wusste, hortete sie doch wie eine “pack rat” ihre Bilder und andere Besitztümer. Ehe sie von Maloof gefunden wurden. Einige ihrer bemerkenswerten Fotografien schaffen es natürlich auch in Finding Vivian Maier und selbst wer – wie ich – wenig für die Kunst der Fotografie übrig hat, dürfte die Schönheit von Maiers Bildern anerkennen sowie ihren Blick für das Alltägliche. “Who is behind the work?”, fragte sich John Maloof – und nahm schließlich Kontakt mit einigen Familien auf, für die Maier in der Mitte des 20. Jahrhunderts gearbeitet hat.
Musste der Beobachter zuvor Rückschlüsse auf Maier mittels ihrer Fotografien ziehen, zeichnen ihre ehemaligen Arbeitgeber und die von ihr betreuten Kinder ein genaueres Bild. “She came across as unusual”, formuliert die eine Person höflich. Und eine andere erinnert sich an das klassische Erscheinungsbild von Maier: “always the camera around her neck”. Stets hatte das Kindermädchen seine Rolleiflex griffbereit und knipste neben dem Straßenalltag auch Selbstporträts oder drehte Videos von ihren Gastfamilien. Über Maier selbst wussten diese wenig – nicht ungewollt. Brachte das Kindermädchen ihre Filme zum Entwickeln, gab sie regelmäßig einen anderen Namen an. Und war quasi ein identitätsloses Wesen.
Amüsant wird es, wenn zwei gegeneinander geschnittene Talking Heads darüber debattieren, ob Maiers französischer Akzent falsch war oder nicht. Während Maloof selbst nach Frankreich in eine Kleinstadt nahe der Alpen reist, von wo Maiers Mutter herstammte. Vivian Maiers Bilder sind zu diesem Zeitpunkt bereits in den Hintergrund gerückt. “I find the mystery of it more interesting than her work itself”, sagte zuvor schon eine Frau, die für Maier ihre Bilder entwickelt hat. Fragt sich Finding Vivian Maier an einer Stelle noch, wieso das Kindermädchen Bilder machte, die es nie jemandem zeigte, verraten Talking Heads bald darauf Maloof und Siskel eine andere Seite jener zurückgezogenen Frau, die 2009 im Alter von 83 Jahren verstarb.
“There was a dark side to her”, beschreibt eines der von Maier betreuten Kinder. Manche von ihnen wurden gewaltsam gefüttert, andere in Stadtteilen zurückgelassen – stets um ihnen eine Lektion zu erteilen. Während die einen sie aber als eher kaltherzige Frau bezeichnen, war sie für einige andere wiederum ein Mutterersatz. Wer und wie genau Vivian Maier tatsächlich war, kann auch die Dokumentation nicht klären. Ähnlich wie sich manche Gesprächspartner um ihren Akzent streiten, heißt es sowohl, sie habe in den Straßen die Menschen darum gebeten, zu posieren, als auch, dies sei nicht der Fall gewesen. Der Person Vivian Maier ist der Zuschauer somit nur begrenzt näher gekommen – sie bleibt ein menschliches Mysterium.
Für die Künstlerin hat man dagegen ein besseres Gespür bekommen. Ihre Bilder sprechen von einer künstlerischen Qualität, die auch Finding Vivian Maier innewohnt. Streckenweise erinnert der Film an den thematisch nicht unähnlichen Bill Cunningham New York, mit einer Prise Personenrecherche wie man sie zuletzt in Searching for Sugar Man sah. “She would have been a famous photographer”, lobt die Fotografin Mary Ellen Mark zu Beginn die Arbeiten Maiers. Und auch wenn sie es vermutlich selbst nicht gewollt hätte, ist Vivian Maier nach ihrem Tod nun tatsächlich zu einer solchen geworden – mit weltweiten Ausstellungen. Aber schon Plinius der Jüngere schrieb in seinen Epistulae, Ruhm müsse folgen und darf nicht erstrebt werden.
8/10
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