Es gibt sie immer. Diese Besserwisser. Diese Wissenschaftler, die einem weiß machen wollen, eine Katastrophe steht unmittelbar bevor. Egal ob es Pierce Brosnan in Dante’s Peak oder Dennis Quaid in The Day After Tomorrow ist. Zu diesen Herren gesellt sich auch Kristoffer Joner als 40 Jahre alter Geologe Kristian in Roar Uthaugs norwegischem Katastrophenfilm Bølgen (bei uns als The Wave erschienen). Darin warnt er vor einem möglichen Tsunami in einem Fjord, wird jedoch erst für voll genommen, als es beinahe zu spät ist. Der über fünf Millionen Euro teure Bølgen avancierte im vergangenen Jahr in Norwegen zum Kassenschlager und erfolgreichsten Film von 2015. Dabei funktioniert er prinzipiell nicht anders als jeder andere Beitrag des Genres.
Die Handlung spielt in dem mit 300 Menschen spärlich bewohnten Ort Geiranger, der im Sommer als Touristenattraktion im Geirangerfjord jedoch auf 2000 Menschen anwächst. Unweit vom Berg Åkerneset gelegen, stellt dieser für Geiranger eine kontinuierliche Bedrohung dar. Denn sollte es durch ihn zu einem Bergrutsch kommen, könnte die ins Wasser fallende Landmasse eine 80 Meter hohe Tsunamiwelle im Geirangerfjord auslösen. Zehn Minuten Warnzeit würde dann für die Menschen in Geiranger existieren, ehe die Welle den Ort erreicht. Und ganz getreu Murphys Gesetz tritt der Ernstfall natürlich in Bølgen ein – ungeachtet einer durch Kristian ausgesprochenen Warnung gegenüber seinen Kollegen eines lokalen Frühwarnzentrums zuvor.
Roar Uthaug leitet seinen Film mit Archivaufnahmen ähnlicher Vorfälle ein, darunter einen Bergrutsch vom 7. April 1934 in Tafjord, aber auch in Loen. Das Themengebende Tsunamiszenario ist keine Fiktion in Bølgen, sondern eine tatsächliche Bedrohung für das echte Geiranger. Nach der Einleitung lässt uns Uthaug jedoch erst am Leben von Kristians Familie teilhaben. Der zweifache Vater hat seinen Job in Geiranger gerade gekündigt, wechselt zu einem Ölunternehmen nach Stavanger. “Maybe I’ll finally get more attention than that mountain”, hofft Gattin Idun (Ane Dahl Torp). Denn der Åkerneset ist quasi eine stille Nebenfigur. “These mountains (..), once they grab hold of you, they never let go”, weiß Kristians Kollege Arvid (Fridtjov Såheim).
Der Film begleitet nun die letzten Umzugsbemühungen von Kristians Familie, die ins Stocken geraten, als der Geologe durch Vorkommnisse am Berg ins Zweifeln gerät. “That furrow… I thought it would be gone by now”, bemerkt Idun über Kristians Stirnfalte, die nichts Gutes verheißt. Während Idun ihrem Job in einem Hotel nachgeht, überprüft Kristian mit ihren Kindern Sondre (Jonas Hoff Oftebro) und Julia (Edith Haagenrud-Sande) im Schlepptau Daten. Bølgen menschelt, weitaus mehr als andere Genrebeiträge wie The Impossible. Die Figuren fühlen sich authentisch an, auch weil Uthaug das Publikum in der ersten Hälfte des Films viel Zeit mit ihnen verbringen lässt. Das alles opfert er dann jedoch, als die unausweichliche Katastrophe eintritt.
Kaum bahnt sich die besagte Welle ihren Weg, gleiten Uthaus Finger über die 0815-Klischee-Klaviatur. Welche Figuren nun sterben und welche vermeintlichen Spannungsmomente aufgebaut werden, lässt sich bereits Minuten vor besagten Szenen ablesen, insofern man in seinem Leben mehr als einen Katastrophenfilm gesehen hat. Genau genommen reicht es schon, wenn man einen gesehen hat. Gerade das Finale, wo zumindest die Option bestünde, trotz aller Vorhersehbarkeit dennoch etwas Chuzpe an den Tag zu legen, äfft dann doch nur identische Momente (darunter Lost) nach. In der Folge gerät die finale halbe Stunde von Bølgen leider sehr egal, was gar nicht so sehr der Fall hätte sein müssen, wäre man nicht derart generisch.
Das macht den Film keineswegs schlecht, raubt ihm allerdings hinten raus viel von der zuvor generierten Stärke. Das Ergebnis ist somit durchwachsen, überzeugt die erste Hälfte doch mit sympathischen Charakteren und gelungenen Landschaftsaufnahmen sowie gefälligen Einstellungen. Auch die visuellen Effekte in der zweiten Hälfte geraten angesichts des Budgets überzeugend, die Schwächen liegen im finalen Verlauf fraglos in der Dramaturgie. Für Fans von Katastrophenfilmen weiß Bølgen damit zwar nichts – oder wenig – Neues bereitzuhalten, ist aber allemal einen Blick wert. Im schlimmsten Fall ist man hinterher schlauer und kann sich einreihen in die Riege um Kristian und Co. – Besserwisser, die vor Katastrophen warnen.
Die Handlung spielt in dem mit 300 Menschen spärlich bewohnten Ort Geiranger, der im Sommer als Touristenattraktion im Geirangerfjord jedoch auf 2000 Menschen anwächst. Unweit vom Berg Åkerneset gelegen, stellt dieser für Geiranger eine kontinuierliche Bedrohung dar. Denn sollte es durch ihn zu einem Bergrutsch kommen, könnte die ins Wasser fallende Landmasse eine 80 Meter hohe Tsunamiwelle im Geirangerfjord auslösen. Zehn Minuten Warnzeit würde dann für die Menschen in Geiranger existieren, ehe die Welle den Ort erreicht. Und ganz getreu Murphys Gesetz tritt der Ernstfall natürlich in Bølgen ein – ungeachtet einer durch Kristian ausgesprochenen Warnung gegenüber seinen Kollegen eines lokalen Frühwarnzentrums zuvor.
Roar Uthaug leitet seinen Film mit Archivaufnahmen ähnlicher Vorfälle ein, darunter einen Bergrutsch vom 7. April 1934 in Tafjord, aber auch in Loen. Das Themengebende Tsunamiszenario ist keine Fiktion in Bølgen, sondern eine tatsächliche Bedrohung für das echte Geiranger. Nach der Einleitung lässt uns Uthaug jedoch erst am Leben von Kristians Familie teilhaben. Der zweifache Vater hat seinen Job in Geiranger gerade gekündigt, wechselt zu einem Ölunternehmen nach Stavanger. “Maybe I’ll finally get more attention than that mountain”, hofft Gattin Idun (Ane Dahl Torp). Denn der Åkerneset ist quasi eine stille Nebenfigur. “These mountains (..), once they grab hold of you, they never let go”, weiß Kristians Kollege Arvid (Fridtjov Såheim).
Der Film begleitet nun die letzten Umzugsbemühungen von Kristians Familie, die ins Stocken geraten, als der Geologe durch Vorkommnisse am Berg ins Zweifeln gerät. “That furrow… I thought it would be gone by now”, bemerkt Idun über Kristians Stirnfalte, die nichts Gutes verheißt. Während Idun ihrem Job in einem Hotel nachgeht, überprüft Kristian mit ihren Kindern Sondre (Jonas Hoff Oftebro) und Julia (Edith Haagenrud-Sande) im Schlepptau Daten. Bølgen menschelt, weitaus mehr als andere Genrebeiträge wie The Impossible. Die Figuren fühlen sich authentisch an, auch weil Uthaug das Publikum in der ersten Hälfte des Films viel Zeit mit ihnen verbringen lässt. Das alles opfert er dann jedoch, als die unausweichliche Katastrophe eintritt.
Kaum bahnt sich die besagte Welle ihren Weg, gleiten Uthaus Finger über die 0815-Klischee-Klaviatur. Welche Figuren nun sterben und welche vermeintlichen Spannungsmomente aufgebaut werden, lässt sich bereits Minuten vor besagten Szenen ablesen, insofern man in seinem Leben mehr als einen Katastrophenfilm gesehen hat. Genau genommen reicht es schon, wenn man einen gesehen hat. Gerade das Finale, wo zumindest die Option bestünde, trotz aller Vorhersehbarkeit dennoch etwas Chuzpe an den Tag zu legen, äfft dann doch nur identische Momente (darunter Lost) nach. In der Folge gerät die finale halbe Stunde von Bølgen leider sehr egal, was gar nicht so sehr der Fall hätte sein müssen, wäre man nicht derart generisch.
Das macht den Film keineswegs schlecht, raubt ihm allerdings hinten raus viel von der zuvor generierten Stärke. Das Ergebnis ist somit durchwachsen, überzeugt die erste Hälfte doch mit sympathischen Charakteren und gelungenen Landschaftsaufnahmen sowie gefälligen Einstellungen. Auch die visuellen Effekte in der zweiten Hälfte geraten angesichts des Budgets überzeugend, die Schwächen liegen im finalen Verlauf fraglos in der Dramaturgie. Für Fans von Katastrophenfilmen weiß Bølgen damit zwar nichts – oder wenig – Neues bereitzuhalten, ist aber allemal einen Blick wert. Im schlimmsten Fall ist man hinterher schlauer und kann sich einreihen in die Riege um Kristian und Co. – Besserwisser, die vor Katastrophen warnen.
6.5/10
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