27. Februar 2016

The X Files – Season Ten

Yeah, this is how I like my Mulder.

Es ist immer schön, alte liebgewonnene Gesichter nach einer gewissen Zeit mal wieder zu sehen. So wie im Falle von Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson), zwei FBI-Agenten, die paranormale Fälle ermittelten. Neun Jahre lang hielt sich The X Files im Fernsehen, in über 200 Episoden ermittelten Mulder und Scully kuriose, mysteriöse und absurde Fälle sowie eine Alien-Verschwörung, die bis in die höchsten Reihen reichte. Vor 14 Jahren war dann Schluss – zumindest im TV. Sechs Jahre später sollte mit I Want to Believe ein zweiter Ausflug ins Kino folgen, ehe die X-Akten für eine zehnte Staffel und Mini-Revival dieses Jahr erneut geöffnet wurden.

Zu verdanken ist dies auch dem Online-Streamingdienst Netflix, wo scheinbar eine rege Nachfrage nach den alten Staffeln der Serie herrschte und sich eine potentielle Mini-Staffel gut vermarkten ließe. Für sechs Folgen kehrten Duchovny und Anderson also zurück, als Verschwörungsfanatiker und TV-Moderator Tad O’Malley (Joel McHale) den Kontakt zu Mulder und Scully sucht. Ein junges Mädchen namens Sveta (Annet Mahendru) verfüge über Alien-DNS – mit dem alten Mythologieköder der Serie werden deren Titelfiguren zurück ins Geschehen gelockt. Allerdings mit einem Twist, der wohl die Figuren um Mulder mehr erschüttert, als den Zuschauer.

Ein Drittel des Show-Revivals – die Auftaktfolge und das Staffelfinale My Struggle – befassen sich mit der Alien-Mythologie der Serie. Die übrigen vier Folgen sind wiederum tonalisch unterschiedliche Varianten der Monster-of-the-Week-Episoden. Insofern ist die zehnte Mini-Staffel quasi eine Art Best of von dem, was The X Files neun Jahre lang ausgemacht hat. Die Idee von Serienschöpfer Chris Carter scheint gewesen zu sein, von allem etwas bieten zu wollen. Dabei stehen die beiden My Struggle-Episoden für sich und werden quasi nicht in den übrigen Folgen thematisiert. Die wiederum funktionieren ebenfalls in sich geschlossen, ohne aufeinander aufzubauen.

Relativ nüchtern-sachlich gibt sich Founder’s Mutation über zwei Geschwister mit übersinnlichen Kräften, seriös-verspielt kommt wiederum Home Again daher. Hier jagt Mulder ein Müllmonster und Kunstprodukt, während Scullys Mutter im Koma liegt. Home Again greift zusätzlich zu den Mythologiefolgen das Thema von William auf, jenem Sohn der beiden Agenten, den diese zur Adoption freigaben. Anfangs einen ernsten Hintergrund (islamischer Terroranschlag in den USA) hat zwar die Episode Babylon, dennoch gerät sie im Verlauf immer absurder, wenn Mulder sich auf einen Drogentrip begibt, um mit einem komatösen Attentäter auf der Astralebene zu kommunizieren.

Humorvoll ist Babylon auch, da mit den Agenten Miller (Robbie Amell) und Einstein (Lauren Ambrose) zwei junge Doppelgänger von Mulder und Scully diesen hier sowie in My Struggle II an die Seite gestellt werden. Es ist jener Funke von Lächerlichkeit, der Babylon zu einem der Highlights der zehnten Staffel macht. Selbiges, nur noch etwas absurder und ironischer, trifft auch auf Mulder und Scully Meet the Were-Monster zu, eine von Darin Morgan geschriebene Folge in bester Tradition seiner früher geschriebenen Beiträge wie Small Potatoes oder der Kultepisode Bad Blood. Hier untersuchen Mulder und Scully tödliche Angriffe einer scheinbaren Werwolf-Echse (Rhys Darby).

Im Schnitt 9,5 Millionen Zuschauer verfolgten die neuen Fälle dabei auf dem Sender Fox – und damit mehr als aktuell dessen Formate Gotham, Bones oder The Simpsons. Die Ministaffel von The X Files macht viel richtig (so die Rückkehr zum klassischen Intro und weg vom hässlichen des neunten Jahres) – aber nicht alles. Zumindest mich überzeugten die Mythologiefolgen wie auch in vergangenen Staffeln nur leidlich. Die Luft ist raus, entsprechend nötig war der eingeführte Twist. Nur gerät auch dieser relativ egal. Umso bedauerlicher, dass My Struggle II mit sich überstürzenden Ereignissen und abstrusen Verläufen viel Klasse des bisherigen Revivals kaputt macht.

Unterhaltsamer geraten dagegen speziell die mit Humor injizierten Monster-of-the-Week-Folgen, die – I Want to Believe nicht berücksichtigt – Mulder letztmals in der achten Staffel bearbeitete. Ans Absurde glauben wollen ist zum Beispiel sein Problem in der herausragenden Were-Monster-Episode, die zugleich neben Spaß auch einen fast schon Trainspotting-artigen Blick auf unser Leben wirft. “I'm just looking for some kind of internal logic”, klagt Mulder da bezeichnend sein Leid. Leicht Meta wird es auch, wenn Ambroses Agent Einstein ihren Partner fragt: “You think anyone takes the X Files seriously? That's why they got them stuck down in that basement office.”

Die Zusammenstellung der Staffel bringt es naturgemäß mit sich, dass nicht jeder vollends glücklich mit ihr werden könnte. Wem humorvolle Folgen stets missfielen, wird sich an Mulder and Scully Meet the Were-Monster ebenso stören wie an Babylon. Grundsätzlich stimmt jedoch die Chemie zwischen Duchovny und Scully, auch wenn unklar ist, wieso sie nach den Ereignissen von I Want to Believe nun scheinbar erneut getrennt sind. Dass das Finale in einem Cliffhanger endet, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, sich die Tür für eine weitere Mini-Staffel offenzuhalten. Manchmal ist es aber auch tatsächlich besser, alte Bekanntschaften alte Bekanntschaften sein zu lassen.

7/10

2 Kommentare:

  1. Das klingt doch, speziell von dir ;), gar nicht mal so schlecht – zumal ich gerade die humorvollen Episoden liebe. Ich freue mich darauf und werde bestimmt noch irgendwann dieses Jahr reinschauen, bin aber erst gerade mit der sechsten Staffel durch...

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  2. Dass die finale Episode so missraten ist, ist wahrlich bedauerlich. Ansonsten ist der Rest zumindest für wahre X-Files-Fans aber sehr gelungen.

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