They're filming midgets!
Brügge (engl./frz. Bruges) – eine Stadt voller Geschichte, im Grunde sogar eine Stadt der Geschichte. Seine wichtigste Bedeutung hatte die Stadt im Mittelalter um das 13. und 14. Jahrhundert herum, als eines der bedeutendsten Hansekontore darstellte. Hierbei gehörte sie zu den vier wichtigsten Niederlassungen des Hansegewerbes neben Bergen (Norwegen), London (England) und Novgorod (Russland). Zum Ausgang des 15. Jahrhunderts verlor der Markt von Brügge dann an Bedeutung, mitunter weil man wegen der eigenen Tuchproduktion die englische bekämpfte, die Vermarktung jedoch nach Antwerpen verlagert hatte, welches Brügge daraufhin ablöste und zum Wirtschaftszentrum aufstieg. Bewundernswerterweise hat sich Brügge durch die Jahrhunderte hindurch seinen mittelalterlichen Stadtbild erhalten, weswegen es im Jahr 2000 auch zu recht von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Besonders der Marktplatz mit seiner angrenzenden Sint-Salvatorkathedrale, aber auch das Groeningemuseum mit seinen Hieronymus Bosch Bildern, sowie die Kanäle Groenerei und Rozenhoedkaai heben sich hierbei hervor und dienen gemeinsam mit dem einen oder anderen Fleckchen als Vorlage, Schauplatz und in gewisser Hinsicht auch Nebendarsteller in dieser schwarzen Komödie vom Briten Martin McDonagh. Brügges Bürgermeister Patrick Moenaert sagte dem Filmteam nicht nur seine und die Unterstützung der Stadt zu, er erschien auch selbst am Set. Fraglich ob er gewusst hat, worum es genau in McDonaghs Film geht, schließlich ist sein Film subversiv nichts anderes als ein einziger großer Belgien- bzw. Brüggewitz.
Erzählt wird die Geschichte der beiden irischen Auftragsmörder Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson), die unterschiedlicher nicht sein könnten und dabei doch so viel gemeinsam haben. Das erste Drittel des Filmes lebt vom Zusammenspiel dieser beiden Männer und von ihrer unterschiedlichen Weltanschauung. Der reife Ken möchte sich alle touristischen Attraktionen ansehen und ist mit voller Begeisterung Fan von Brügges märchenhaftem Äußeren. Ray hingegen ist ein junger Taugenichts, dem diese ganze Geschichte und Kultur auf die Nerven geht und somit im Grunde die gesamte Stadt, von der fortweg nur als „fucking Bruges“ spricht. Er nölt herum, spielt in der Kirche mit den Altarbänken und lässt seine Füße schleifen – kurzum: er macht überdeutlich dass er überall auf der Welt lieber wäre als in Brügge. Grund für den Aufenthalt der beiden ist ein missglücktes Attentat in London, besser gesagt handelt es sich hierbei um Rays ersten Auftragsmord und gerade der Grund weshalb dieser schief gegangen ist, bildet die Thematik von McDonaghs Film. Ray ist emotional vorbelastet und auch wenn sich Farrell redlich bemüht, kauft man ihm seine innere Zerrissenheit nicht so recht ab, er ist einfach kein Charakterdarsteller, zumindest noch nicht. In Bruges ist aber auch kein Film der von seinen Schauspielern getragen werden muss, denn er lebt von seinem Witz. Gerade Ray und Ken als missglücktes Touristenpaar, aber auch der restliche Film lebt von der Beziehung der beiden.
Jungspund wie Ray einer ist wird für ihn die Stadt auch erst dann attraktiv, als er die charmante Chloё (Clémence Poésy) kennen lernt, doch auch sie wird noch ihren Beitrag zur Verschachtelung und Ausgang der Geschichte liefern, während McDonagh sein Publikum weiterhin auf eine Reise durch Brügge nimmt. Oberflächlich betrachtet ist der Film wie oben erwähnt ein einziger Witz auf die Stadt, ausgelöst durch Rays süffisante Kommentare, für ihn persönlich ist die Stadt die Hölle, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch der Witz geht nur oberflächlich auf Kosten der Stadt, bei genauerer Betrachtung ist es fast eine kleine Liebeserklärung, denn McDonagh, der 2004 selbst Gast in Brügge war und damals vor Ort anfing am Drehbuch zu schreiben, übermittelt mit seiner Figur des Ken, aber auch mit dessen und Rays Chef Harry (Ralph Fiennes) den Charme der belgischen Stadt. Die malerischen Gassen, die Kanäle und insbesondere die Schwäne erzeugen das träumerische und märchenhafte Flair der Stadt – ein Venedig des Nordens. Kein Wunder also, das sowohl Ray wie auch Ken sich hier verlieben, der eine in eine Einwohnerin, der andere in die Stadt selbst.
Brügge (engl./frz. Bruges) – eine Stadt voller Geschichte, im Grunde sogar eine Stadt der Geschichte. Seine wichtigste Bedeutung hatte die Stadt im Mittelalter um das 13. und 14. Jahrhundert herum, als eines der bedeutendsten Hansekontore darstellte. Hierbei gehörte sie zu den vier wichtigsten Niederlassungen des Hansegewerbes neben Bergen (Norwegen), London (England) und Novgorod (Russland). Zum Ausgang des 15. Jahrhunderts verlor der Markt von Brügge dann an Bedeutung, mitunter weil man wegen der eigenen Tuchproduktion die englische bekämpfte, die Vermarktung jedoch nach Antwerpen verlagert hatte, welches Brügge daraufhin ablöste und zum Wirtschaftszentrum aufstieg. Bewundernswerterweise hat sich Brügge durch die Jahrhunderte hindurch seinen mittelalterlichen Stadtbild erhalten, weswegen es im Jahr 2000 auch zu recht von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Besonders der Marktplatz mit seiner angrenzenden Sint-Salvatorkathedrale, aber auch das Groeningemuseum mit seinen Hieronymus Bosch Bildern, sowie die Kanäle Groenerei und Rozenhoedkaai heben sich hierbei hervor und dienen gemeinsam mit dem einen oder anderen Fleckchen als Vorlage, Schauplatz und in gewisser Hinsicht auch Nebendarsteller in dieser schwarzen Komödie vom Briten Martin McDonagh. Brügges Bürgermeister Patrick Moenaert sagte dem Filmteam nicht nur seine und die Unterstützung der Stadt zu, er erschien auch selbst am Set. Fraglich ob er gewusst hat, worum es genau in McDonaghs Film geht, schließlich ist sein Film subversiv nichts anderes als ein einziger großer Belgien- bzw. Brüggewitz.
Erzählt wird die Geschichte der beiden irischen Auftragsmörder Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson), die unterschiedlicher nicht sein könnten und dabei doch so viel gemeinsam haben. Das erste Drittel des Filmes lebt vom Zusammenspiel dieser beiden Männer und von ihrer unterschiedlichen Weltanschauung. Der reife Ken möchte sich alle touristischen Attraktionen ansehen und ist mit voller Begeisterung Fan von Brügges märchenhaftem Äußeren. Ray hingegen ist ein junger Taugenichts, dem diese ganze Geschichte und Kultur auf die Nerven geht und somit im Grunde die gesamte Stadt, von der fortweg nur als „fucking Bruges“ spricht. Er nölt herum, spielt in der Kirche mit den Altarbänken und lässt seine Füße schleifen – kurzum: er macht überdeutlich dass er überall auf der Welt lieber wäre als in Brügge. Grund für den Aufenthalt der beiden ist ein missglücktes Attentat in London, besser gesagt handelt es sich hierbei um Rays ersten Auftragsmord und gerade der Grund weshalb dieser schief gegangen ist, bildet die Thematik von McDonaghs Film. Ray ist emotional vorbelastet und auch wenn sich Farrell redlich bemüht, kauft man ihm seine innere Zerrissenheit nicht so recht ab, er ist einfach kein Charakterdarsteller, zumindest noch nicht. In Bruges ist aber auch kein Film der von seinen Schauspielern getragen werden muss, denn er lebt von seinem Witz. Gerade Ray und Ken als missglücktes Touristenpaar, aber auch der restliche Film lebt von der Beziehung der beiden.
Jungspund wie Ray einer ist wird für ihn die Stadt auch erst dann attraktiv, als er die charmante Chloё (Clémence Poésy) kennen lernt, doch auch sie wird noch ihren Beitrag zur Verschachtelung und Ausgang der Geschichte liefern, während McDonagh sein Publikum weiterhin auf eine Reise durch Brügge nimmt. Oberflächlich betrachtet ist der Film wie oben erwähnt ein einziger Witz auf die Stadt, ausgelöst durch Rays süffisante Kommentare, für ihn persönlich ist die Stadt die Hölle, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch der Witz geht nur oberflächlich auf Kosten der Stadt, bei genauerer Betrachtung ist es fast eine kleine Liebeserklärung, denn McDonagh, der 2004 selbst Gast in Brügge war und damals vor Ort anfing am Drehbuch zu schreiben, übermittelt mit seiner Figur des Ken, aber auch mit dessen und Rays Chef Harry (Ralph Fiennes) den Charme der belgischen Stadt. Die malerischen Gassen, die Kanäle und insbesondere die Schwäne erzeugen das träumerische und märchenhafte Flair der Stadt – ein Venedig des Nordens. Kein Wunder also, das sowohl Ray wie auch Ken sich hier verlieben, der eine in eine Einwohnerin, der andere in die Stadt selbst.
Schwarze Komödien, die eigentlich schon ins Schräge abdrifteten, lieferte in den letzten Jahren aus dem britischen Raum Guy Ritchie, der dann bekanntlich Madonna heiratete und seit Snatch kaum noch etwas Gescheites zustande gebracht hat (Finger kreuzen für RocknRolla). McDonaghs Film braucht sich hinter Ritchies beiden Meisterwerken nicht verstecken, doch seine Komödie ist über weite Strecken überaus ruhig und schlägt Ausflüge ins Drama ein, eine melancholische Gangsterballade, wenn man so will. Gerade Rays Auseinandersetzungen mit Amerikanern jedoch, welche regelmäßig stattfinden, rudern dann wieder zurück ins Komödienfach, ebenso wie die Momente mit Jimmy, einem kleinwüchsigen Schauspieler der mit Pferdeberuhigungsmitteln vollgedröhnt ist. An skurrilen Figuren fehlt es In Bruges ganz gewiss nicht und alle könnten problemlos hinüber in eine Erzählung von Guy Ritchie oder Quentin Tarantino wandern, ohne dort aufzufallen. Hier hat Regisseur und Autor Martin McDonagh ein großartiges Gespür gefunden und dass er ein überaus talentierter Mann ist, mit der schwarzen Komödie als Fachgebiet, verrät ein Blick in seine Vita, die nicht nur einen Oscar (Bester Kurzfilm), sondern auch einen Tony und Laurence Olivier Award aufweist. Seine Dialoge sind witzig, richtig pointiert und verdoppeln ihren Charme nochmals durch Farrells irischen Akzent, wie ohnehin der gesamte Film eigentlich nur in der Originalsprache zu funktionieren scheint, die deutsche Synchronisation wird es zumindest schwer haben diesen Charme zu transferieren und der Vorlage gerecht zu werden, ein „verdammt“ ist eben immer noch keine ausreichende Alternative zu „fuck“, und ebenjenes „fuck“ wird als Adjektiv dann doch unentwegt gebraucht.
Dem Film gelingt es in seinen nicht ganz zwei Stunden ein schöner Reiseführer durch Brügge zu sein, wobei sich jeder im Publikum als Ken oder Ray fühlen darf, dem das gefällt oder eher lästig ist. Brügge zeigt sich hier von seiner besten Seite und macht richtig Lust auf einen eigenen Besuch. Die zynische Geschichte, die McDonagh dazu erzählt, wird vor allem von ihren Dialogen getragen, von Rays Widerwillen in der flämischen Stadt, vom Clash der Kulturen gegenüber den Amerikanern und zum Ende hin vom Gespräch über Loyalität und Charakter durch Ken und Harry. Hinzu kommt dann noch ein stimmungsvoller Soundtrack der die sympathischen Bilder Brügges gelungen einfängt, Colin Farrell für die Damen (oder Herren) und Clémence Poésy für die Herren geben was fürs Auge, wenn auch begrenzt darf man zudem auch Goreszenen bewundern. In Bruges schafft es eine nette kleine schwarze Komödie zu sein, in dieser Hinsicht sogar ein kleines Juwel dieses Filmjahres, dabei natürlich kein Meisterwerk hat der Film fraglos seine Schwächen. Mancher Dialog wirkt etwas konstruiert, Farrells Schauspiel ist mitunter steif und die Handlung in der Mitte nicht immer auf der Höhe, auch wenn sie somit praktisch das Ende vorbereitet. Bei diesen Schwachpunkten handelt es sich allerdings um die Ausnahme und sie trüben auch nur geringfügig einen wunderbar unterhaltsamen Film, der mal wieder ein Hoch in Farrells Filmographie darstellt und richtiggehend Lust auf weitere Arbeiten von McDonagh macht, die nach diesem Film sicherlich kommen dürften und auf die man sich freuen kann.
9/10
Dem Film gelingt es in seinen nicht ganz zwei Stunden ein schöner Reiseführer durch Brügge zu sein, wobei sich jeder im Publikum als Ken oder Ray fühlen darf, dem das gefällt oder eher lästig ist. Brügge zeigt sich hier von seiner besten Seite und macht richtig Lust auf einen eigenen Besuch. Die zynische Geschichte, die McDonagh dazu erzählt, wird vor allem von ihren Dialogen getragen, von Rays Widerwillen in der flämischen Stadt, vom Clash der Kulturen gegenüber den Amerikanern und zum Ende hin vom Gespräch über Loyalität und Charakter durch Ken und Harry. Hinzu kommt dann noch ein stimmungsvoller Soundtrack der die sympathischen Bilder Brügges gelungen einfängt, Colin Farrell für die Damen (oder Herren) und Clémence Poésy für die Herren geben was fürs Auge, wenn auch begrenzt darf man zudem auch Goreszenen bewundern. In Bruges schafft es eine nette kleine schwarze Komödie zu sein, in dieser Hinsicht sogar ein kleines Juwel dieses Filmjahres, dabei natürlich kein Meisterwerk hat der Film fraglos seine Schwächen. Mancher Dialog wirkt etwas konstruiert, Farrells Schauspiel ist mitunter steif und die Handlung in der Mitte nicht immer auf der Höhe, auch wenn sie somit praktisch das Ende vorbereitet. Bei diesen Schwachpunkten handelt es sich allerdings um die Ausnahme und sie trüben auch nur geringfügig einen wunderbar unterhaltsamen Film, der mal wieder ein Hoch in Farrells Filmographie darstellt und richtiggehend Lust auf weitere Arbeiten von McDonagh macht, die nach diesem Film sicherlich kommen dürften und auf die man sich freuen kann.
9/10
Je mehr ich über diesen Film lese, desto mehr Appetit bekomme ich auf ihn. Schauen wir einmal. Nach [REC] brauche ich mal wieder etwas Dialoglastigeres. Witzige Dialoge sind da umso besser. Vielleicht finde ich ja sogar eine OmU Vorstellung in meiner Nähe. Wenn man den deutschen Trailer mit dem englischen direkt vergleicht geht Farrells schnodderiges Nölen völlig unter. Da hatte man sich bei Pitts Auftritt in Snatch wirklich mehr Mühe gegeben. Aber der deutsche Titel ist ja schon irgendwie daneben und nimmt schon ein wenig vom Witz;)
AntwortenLöschenJa, OV ist hier eigentlich Pflicht!
AntwortenLöschenNur leider hat nicht jeder die Möglichkeit für eine OV-Vorstellung :(.
AntwortenLöschenÜbrigens: sehr schönes Review, macht mich heiß auf den Film, ich erwarte einiges.
@kaltduscher:
AntwortenLöschenAlliteration: Rudi's Reviews Rulen! (hehe)
Übrigens: wenn der Kleriker UND du den selben Film gut finden, kanns ja nicht schlecht sein :D
AntwortenLöschenÜbrigens: wenn der Kleriker UND du den selben Film gut finden, kanns ja nicht schlecht sein
AntwortenLöschenDann muss man sich noch das Abnicken von Vincent Vega holen und schließlich ist ein Meisterwerk geboren (MVV fand den Film meines Wissens auch recht unterhaltsam). ;)