Wenig überraschend können sich Serien in drei Richtungen entwickeln. Sie können mit der Zeit, meist bereits nach der ersten Staffel wie Prison Break, schlechter werden, weitestgehend konstant ein hohes Niveau halten (zu sehen bei The Office) oder aber an sich arbeiten und immer besser werden. Dies passiert gerade dann, wenn jeder im Team weiß, was von ihm erwartet wird. Wenn Schauspieler sich mit Charakteren identifizieren, weil sie über die Jahre hinweg mehr geworden sind als nur Figuren. Und wenn am Set eine derart überragende Atmosphäre herrscht, dass sich auch Gastschauspieler sofort zurecht finden als wären sie seit der Pilot-Folge dabei. Eine derartige Serie ist Bill Lawrences Scrubs. Von 2001 bis 2004 lief die Serie überaus erfolgreich donnerstags um halb Neun. Als NBC sie jedoch im vierten Jahr auf halb Zehn am Dienstag verschob, taten sie sich keinen Gefallen. Im Gegenteil, die Quoten brachen ein.
Im Vergleich zur zweiten Staffel verlor Scrubs fast zwei Drittel seiner Zuschauer, gegenüber dem ersten Jahr immerhin noch die Hälfte. Nun lief die Serie unter anderem parallel zu House, dem neuen Aushängeschild von Fox. Von dem Platzierungswechsel konnte sich die Show in den folgenden fünf Jahren nicht mehr erholen und wurde schließlich in ihrer ursprünglichen Form nach acht Jahren eingestellt. Davon ahnte man jedoch 2004 noch nichts, als John ‘J.D.’ Dorian (Zach Braff) in seinem vierten Jahr am Sacred Heart vom Assistenzarzt zum Oberarzt avanciert. Was wenig daran ändert, dass er weiterhin aufs Äußerste verspielt seine freie Zeit neben den Visiten mit allerlei Schabernack zu füllen (besonders beliebt: der größte Arzt der Welt) versucht. Und eigentlich könnte das Leben so schön sein, wäre da nicht noch die aufgesprengte Freundschaft mit Elliot (Sarah Chalke), die von J.D. nach dem Ende ihrer Beziehung aus dem Vorjahresfinale auch weiterhin die Schnauze voll hat.
Für die Figuren heißt es nun, allmählich zu reifen. So müssen sich Turk (Donald Faison) und Carla (Judy Reyes) nach ihrer Hochzeit eingestehen, dass eine Ehe mehr erfordert als nur einen Trauschein. Auch die Beziehung von Dr. Cox (John C. McGinley) und Jordan (Christa Miller) wird auf die Probe gestellt, wenn es um Karriere- und Kindesfragen geht. Elliot hingegen hat inzwischen gelernt als Ärztin zu wachsen, was sie nicht zuletzt auch ihrer neuen Freundin und Kollegin Dr. Molly Clock (Heather Graham) verdankt. Während sich die jährliche sexuelle Zusammenführung von J.D. und Elliot verabschiedet, sind beiden romantische Gefühle für jeweils zwei Partner vorbehalten – interessanterweise jeweils einmal in kurz- wie in längerer Hinsicht. Im Gegensatz zu seinen Freunden sowie Kollegen bleibt J.D. jedoch auf der Strecke, wenn er in der finalen Szene der vierten Staffel allein in seiner neuen, leeren Wohnung sitzt.
Somit erzählt das vierte Jahr Scrubs also von Entwicklungen, die an ihrer Hauptfigur vorbei gehen. In Folgen wie My Last Chance, My Malpractical Decision oder My Best Laid Plans zeigt sich immer noch, dass J.D. vor allem Triebgesteuert ist. Dass letztlich er am meisten darunter zu leiden hat, will ihm nicht aufgehen. Seine Freunde wie Turk und Elliot sind ihm da schon weitaus voraus. So zieht Elliot in My Ocardial Infarction gar im Diagnostizieren, bisher die Paradedisziplin von J.D., an ihm vorbei. Auch seine eigentlich gut laufende Beziehung zur neuen und diese Staffel einzigen Freundin Kylie (Chrystee Pharris) terminiert er in My Best Laid Plans im Grunde selbst. Gerade der im Finale auch auftauchende direkte Vergleich zu Turk bringt die Stagnation von J.D. gut zu Tage. Während der eine „nerd“ inzwischen seit drei Jahren in einer Beziehung und seit einem Jahr verheiratet ist, versucht J.D. wiederum selbst dann an einfachen Sex zu kommen, wenn er sich in einer funktionierenden Beziehung befindet.
Immerhin verbessert sich das Verhältnis zwischen J.D. und Dr. Cox, angereichert jedoch durch den Verlust des Vaters von J.D. Aber auch die wachsende Verantwortung von J.D. gegenüber seinen Assistenzärzten und Patienten sorgt für mehr Verständnis und Respekt bei seinem Mentor (zu sehen in Her Story oder My Best Moment). Insofern wird im vierten Jahr am Sacred Heart die „Reife“ ziemlich groß geschrieben. Zwischen all den Vatertoden, Eheproblemen und zerbrechenden Beziehungen geht aber natürlich auch der Humor nicht verloren. Für viele der Gags sind dabei auch diese Staffel wieder die Helden aus der zweiten Reihe verantwortlich. Egal ob Teds (Sam Lloyd) hypernervöse Schusseligkeit, Dougs (Johnny Kastl) Fähigkeit, Patienten selbst in der Leichenhalle noch zu „töten“ oder natürlich der Todd (Robert Maschio), der mit tollen Momenten wie „The Miracle Five“ oder seiner klassischen „Todd-Thong-Sugar-Trap“ aufwartet. Für alle Nebenfiguren finden Lawrence und seine Autoren Zeit und Szenen.
Weitere geniale Einfälle, von denen Turks überambitioniertes Armdrücken (“Do you see what you get when you mess with the warrior?!”) nicht minder herausragend ist wie Elliots nervöses Nasenbluten oder die geographische Ahnungslosigkeit von J.D. bezüglich Neuseeland (“You can dance your way there from Old Zealand”) kommen hinzu. Auch Turks und Carlas gestellte Ohrfeige, Lonnys Ein-Tages-Schnurrbart und verschiedene Neurosen von J.D. zählen zu den humoristischen Höhepunkten. Zu diesen tragen auch die Gaststars bei, von denen Heather Grahams Molly Clock und Chrystee Pharris’ Kylie, die leider zu früh wieder die Scrubs-Welt verlässt, hervorstechen. Beide wissen sich jedoch traditionell ebenso in ihre neue Umwelt zu integrieren wie Julianna Margulies und Matthew Perry (lediglich Colin Farrell wirkt etwas fehl am Platz). Ein Wiedersehen gibt es zudem mit Tom Cavanagh, Tara Reid, Masi Oka und Richard Kind.
Abgerundet wird das Ganze von teils brillanten Dialogen, die sich meist auf Dr. Cox (“People are bastard-coated bastards with bastard filling”; “I love this moment so much, I wanna have sex with it”) und J.D. (“Company! Misery loves company!”) verteilen. Nicht vergessen werden sollen zudem Dr. Kelso (Ken Jenkins) und natürlich Janitor (Neil Flynn), die erneut für einige Lacher gut sind. Dass die vierte Staffel angesichts zahlreicher Sichtungen individuellen Schwankungen unterlegen ist, liegt in der Natur der Sache. Dennoch sind Wertungsabweichungen wenn überhaupt meist nur minimal. Dass Perfektion dennoch möglich ist, zeigen die Folgen My Changing Ways und My Quarantine, zu denen auch My New Game und My Old Friend’s New Friend fast aufschließen können. Auch in ihrem vierten Jahr ist Scrubs also ein riesiger Spaß, weniger Serie als ein Treffen von Freunden. Insofern lässt sich sagen: “Do I think you did great? Yes, I did”.
Im Vergleich zur zweiten Staffel verlor Scrubs fast zwei Drittel seiner Zuschauer, gegenüber dem ersten Jahr immerhin noch die Hälfte. Nun lief die Serie unter anderem parallel zu House, dem neuen Aushängeschild von Fox. Von dem Platzierungswechsel konnte sich die Show in den folgenden fünf Jahren nicht mehr erholen und wurde schließlich in ihrer ursprünglichen Form nach acht Jahren eingestellt. Davon ahnte man jedoch 2004 noch nichts, als John ‘J.D.’ Dorian (Zach Braff) in seinem vierten Jahr am Sacred Heart vom Assistenzarzt zum Oberarzt avanciert. Was wenig daran ändert, dass er weiterhin aufs Äußerste verspielt seine freie Zeit neben den Visiten mit allerlei Schabernack zu füllen (besonders beliebt: der größte Arzt der Welt) versucht. Und eigentlich könnte das Leben so schön sein, wäre da nicht noch die aufgesprengte Freundschaft mit Elliot (Sarah Chalke), die von J.D. nach dem Ende ihrer Beziehung aus dem Vorjahresfinale auch weiterhin die Schnauze voll hat.
Für die Figuren heißt es nun, allmählich zu reifen. So müssen sich Turk (Donald Faison) und Carla (Judy Reyes) nach ihrer Hochzeit eingestehen, dass eine Ehe mehr erfordert als nur einen Trauschein. Auch die Beziehung von Dr. Cox (John C. McGinley) und Jordan (Christa Miller) wird auf die Probe gestellt, wenn es um Karriere- und Kindesfragen geht. Elliot hingegen hat inzwischen gelernt als Ärztin zu wachsen, was sie nicht zuletzt auch ihrer neuen Freundin und Kollegin Dr. Molly Clock (Heather Graham) verdankt. Während sich die jährliche sexuelle Zusammenführung von J.D. und Elliot verabschiedet, sind beiden romantische Gefühle für jeweils zwei Partner vorbehalten – interessanterweise jeweils einmal in kurz- wie in längerer Hinsicht. Im Gegensatz zu seinen Freunden sowie Kollegen bleibt J.D. jedoch auf der Strecke, wenn er in der finalen Szene der vierten Staffel allein in seiner neuen, leeren Wohnung sitzt.
Somit erzählt das vierte Jahr Scrubs also von Entwicklungen, die an ihrer Hauptfigur vorbei gehen. In Folgen wie My Last Chance, My Malpractical Decision oder My Best Laid Plans zeigt sich immer noch, dass J.D. vor allem Triebgesteuert ist. Dass letztlich er am meisten darunter zu leiden hat, will ihm nicht aufgehen. Seine Freunde wie Turk und Elliot sind ihm da schon weitaus voraus. So zieht Elliot in My Ocardial Infarction gar im Diagnostizieren, bisher die Paradedisziplin von J.D., an ihm vorbei. Auch seine eigentlich gut laufende Beziehung zur neuen und diese Staffel einzigen Freundin Kylie (Chrystee Pharris) terminiert er in My Best Laid Plans im Grunde selbst. Gerade der im Finale auch auftauchende direkte Vergleich zu Turk bringt die Stagnation von J.D. gut zu Tage. Während der eine „nerd“ inzwischen seit drei Jahren in einer Beziehung und seit einem Jahr verheiratet ist, versucht J.D. wiederum selbst dann an einfachen Sex zu kommen, wenn er sich in einer funktionierenden Beziehung befindet.
Immerhin verbessert sich das Verhältnis zwischen J.D. und Dr. Cox, angereichert jedoch durch den Verlust des Vaters von J.D. Aber auch die wachsende Verantwortung von J.D. gegenüber seinen Assistenzärzten und Patienten sorgt für mehr Verständnis und Respekt bei seinem Mentor (zu sehen in Her Story oder My Best Moment). Insofern wird im vierten Jahr am Sacred Heart die „Reife“ ziemlich groß geschrieben. Zwischen all den Vatertoden, Eheproblemen und zerbrechenden Beziehungen geht aber natürlich auch der Humor nicht verloren. Für viele der Gags sind dabei auch diese Staffel wieder die Helden aus der zweiten Reihe verantwortlich. Egal ob Teds (Sam Lloyd) hypernervöse Schusseligkeit, Dougs (Johnny Kastl) Fähigkeit, Patienten selbst in der Leichenhalle noch zu „töten“ oder natürlich der Todd (Robert Maschio), der mit tollen Momenten wie „The Miracle Five“ oder seiner klassischen „Todd-Thong-Sugar-Trap“ aufwartet. Für alle Nebenfiguren finden Lawrence und seine Autoren Zeit und Szenen.
Weitere geniale Einfälle, von denen Turks überambitioniertes Armdrücken (“Do you see what you get when you mess with the warrior?!”) nicht minder herausragend ist wie Elliots nervöses Nasenbluten oder die geographische Ahnungslosigkeit von J.D. bezüglich Neuseeland (“You can dance your way there from Old Zealand”) kommen hinzu. Auch Turks und Carlas gestellte Ohrfeige, Lonnys Ein-Tages-Schnurrbart und verschiedene Neurosen von J.D. zählen zu den humoristischen Höhepunkten. Zu diesen tragen auch die Gaststars bei, von denen Heather Grahams Molly Clock und Chrystee Pharris’ Kylie, die leider zu früh wieder die Scrubs-Welt verlässt, hervorstechen. Beide wissen sich jedoch traditionell ebenso in ihre neue Umwelt zu integrieren wie Julianna Margulies und Matthew Perry (lediglich Colin Farrell wirkt etwas fehl am Platz). Ein Wiedersehen gibt es zudem mit Tom Cavanagh, Tara Reid, Masi Oka und Richard Kind.
Abgerundet wird das Ganze von teils brillanten Dialogen, die sich meist auf Dr. Cox (“People are bastard-coated bastards with bastard filling”; “I love this moment so much, I wanna have sex with it”) und J.D. (“Company! Misery loves company!”) verteilen. Nicht vergessen werden sollen zudem Dr. Kelso (Ken Jenkins) und natürlich Janitor (Neil Flynn), die erneut für einige Lacher gut sind. Dass die vierte Staffel angesichts zahlreicher Sichtungen individuellen Schwankungen unterlegen ist, liegt in der Natur der Sache. Dennoch sind Wertungsabweichungen wenn überhaupt meist nur minimal. Dass Perfektion dennoch möglich ist, zeigen die Folgen My Changing Ways und My Quarantine, zu denen auch My New Game und My Old Friend’s New Friend fast aufschließen können. Auch in ihrem vierten Jahr ist Scrubs also ein riesiger Spaß, weniger Serie als ein Treffen von Freunden. Insofern lässt sich sagen: “Do I think you did great? Yes, I did”.
8/10
Ich finde, das Scrubs zusammen mit Malcom Mittendrin eine Serie ist, wo es (für mich) kaum eine wirklich schlechte Folge gibt.
AntwortenLöschenIch mag Scrubs.
Ich mag Scrubs auch :)
AntwortenLöschenscrubs ist genial. bis zur 3. staffel. die vierte staffel baut meiner meinung nach schon ab. die serien 5 und 6 werden dann immer schlechter. mir selbst wird das ganze zu ernst und dramatisch, die frische und sorglosigkeit, sowie der witz und esperit nehmen zunehmend ab.
AntwortenLöschenund die simpson kann man sich nicht mehr anschauen??? hallo, vllt ist der autor ja schon zu alt? klar gibt es höhen und tiefen der staffeln, aber es sind doch immer wieder absurde kracher dabei. die simpsons sind für mich ne never-ending-story. das das niveau vllt absackt, könnte unter umständen an der deutschen synchro liegen...
so far & peace out
.habi
Endlich mal ein Tagsystem eingebaut. Der Mann geht wohl mit dem Fortschritt. ;)
AntwortenLöschenHey, was soll ich denn jetzt bewerten? Dein Review oder den/die Film/Serie?
AntwortenLöschen@tumulder: Frag mich das nicht, war heut Nacht auch ganz erstaunt, was das ist. Und nun isses wieder weg. Von mir war das jedenfalls nicht installiert :o
AntwortenLöschen@habi: Simpsons auf Deutsch geht ja mal gar nicht und auch auf Englisch bauen sie ab. Klar hat jede Folge mind. einen Lacher, aber ich sitz mich nicht (mehr) durch 22 Minuten nur wegen dem einen tollen Moment. Dass Scrubs in der 5. Staffel abbaut, da stimme ich dir zu, die 4. ist dennoch meine Lieblingsstaffel.
@kaiser: Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen (O-Ton Stromberg) ;)
Ich finde SCRUBS super unlustig. Lieber 100 Folgen Simpsons als einmal SCRUBS.
AntwortenLöschen;)
Ich finde SCRUBS super unlustig. Lieber 100 Folgen Simpsons als einmal SCRUBS.
AntwortenLöschenTja.
Früher gab es bei den Simpsons alle zwei Minuten einen großen Lacher. Jetzt kann man froh sein wenn in einer Folge mal einer dabei ist.
AntwortenLöschenScrubs bringt es als Comedy Serie fertig, eben auch mal "menschliche" (klingt nun platt) und realistische Komponenten zu zeigen ohne allzu gefühlsduselig zu wirken. super Serie
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