I'm part of the machine. But if I'm part of it, then so are you.
Dieses Jahr hat Ryan Gosling in seiner Karriere einen enormen Sprung getan. Der ehemalige Hauptdarsteller der Fernseh-Spinoff-Serie Young Hercules, der in den letzten Jahren als Nebendarsteller der Krimis Murder by Numbers und Fracture war, gewann dieses Jahr die Presse für sich. Sowohl in Lars and the Real Girl als auch in Half Nelson überzeugte Gosling in Charakterrollen. Für seine Portraitierung des High School Geschichtslehrers Daniel Dunne erhielt Gosling letztes Jahr schließlich eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller. Wahrscheinlich nicht die letzte für den gebürtigen Kanadier, der Brad Pitt in dem AIDS-Drama The Dallas Buyer’s Club ersetzt hat. Half Nelson ist sein Film und sein Film durch und durch. Als drogenabhängiger Geschichts- und Sportlehrer versucht er seinen hauptsächlich afroamerikanischen Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Wechselwirkungen näher zu bringen. Ein Wechsel findet immer dann statt, erklärt Dunne in einer Szene, wenn zwei gegensätzliche Kräfte aufeinandertreffen. Als gelernter Historiker sei gesagt, dass dies sicherlich eine Begriffsdefinition in ihrer Kurzfassung ist. Mit seiner individuellen Art eckt Dunne jedoch an. Mehrfach weist ihn die Schulleiterin darauf hin, gefälligst dem Lehrplan zu folgen und den Kindern die Bürgerrechte anhand der Schulbücher beizubringen. Dabei ist Dunnes Art zu unterrichten die offensichtlich aufnehmbarere für die Jugendlichen. Dadurch ist Dunne selbst eine oppositionelle Kraft innerhalb der Maschinerie, der er selbst angehört.
Regisseur Ryan Fleck inszeniert seinen Dan Dunne als durchaus pflichtbewussten Junkie und opfert für dieses Porträt ein großes Maß an Glaubwürdigkeit. Denn vor oder während der Schule nimmt Dunne keine Drogen zu sich. Zwar leidet er unter seinem Drogenkonsum und versucht diesen durch Augentropfen und Kaffee zu verschleiern, dennoch würde ich ihm nicht im Traum einfallen, während der Unterrichtszeit high zu sein. Dafür wartet er nach dem Basketballspiel seiner Mannschaft ab, bis alle Mädchen aus der Umkleide verschwunden sind, um dort eine Crackpfeife zu rauchen. Hier beginnt nun der Wandel, den der Film selbst beschreitet. Drey (Shareeka Epps), eine von Dunnes Schülerinnen, erwischt den völlig breiten Lehrer auf der Toilette. Nachdem er von seinem Trip runtergekommen ist, fährt der Lehrer die Schülerin nach Hause. Zuerst gehen sich beide die nächsten Tage aus dem Weg, dann beginnt jedoch zögerlich eine Freundschaft zwischen ihnen zu entstehen. Durch Drey versucht sich Dunne selbst etwas zu beweisen. Das Mädchen ist sozial stark vernachlässigt, der Vater ist abwesend und vernachlässigt seine Pflichten, die Mutter übernimmt Extraschichten, um ihrer Tochter aus dem Weg zu gehen. Da ihr älterer Bruder Mike im Gefängnis sitzt weil er für den Nachbarschaftsdealer Frank (Anthony Mackie) Drogen verkauft hat, fühlt sich dieser verantwortlich nach der Jugendlichen zu sehen.
Drey und Dunne sind nun zwei gegensätzliche Kräfte, die aufeinander prallen und einen Wandel vollziehen. Beide alleine wissen sich nicht aus ihrem Dilemma zu helfen. An einem Abend ordert Dunne gemeinsam mit wildfremden Leuten Kokain in ein Motelzimmer. Es ist schließlich Drey, die ihm auf Geheiß von Frank die Drogen ausliefert. Für beide ihr augenblicklicher Tiefpunkt. Dank der Aufmerksamkeit, die Drey von ihrem Lehrer entgegengebracht wird, fühlt diese sich lebendiger und Dunne wiederum glaubt durch seine Beziehung zu dem Problemkind eine Seele aus dem Fegefeuer der Straße retten zu können. Fleck erklärt seinem Publikum nicht, was Dunne dazu bewog mit den Drogen anzufangen, die dessen ganzes Leben ausmachen. Er lebt in einer spartanischen Wohnung, die nur das nötigste beinhaltet. Wenn er nicht in der Schule ist, ist er high. Als er eines Tages seinen Kater füttern will, merkt er, dass dieser bereits verhungert ist. Diese beiden Welten wollen nicht wirklich zusammen passen und hier scheitert Half Nelson am meisten. Ein Mann, der verpeilt seine Katze zu füttern, aber jeden Tag nüchtern zur Arbeit erscheint. Es wäre hier in der Tat hilfreicher gewesen zu erfahren, was Dunne eigentlich zu seinem Drogenkonsum gebracht hat. Als eine Ex-Freundin auftaucht geht er dieser ebenso aus dem Weg, wie er allen anderen Menschen in seinem Leben aus dem Weg geht. Abgesehen von Drey, für die er bald extreme Beschützerinstinkte entwickelt.
Somit spricht es für sich, wenn jeder anderweitige soziale Kontakt, seien es Bekanntschaften in der Bar, ein Besuch bei den Eltern oder eine sexuelle Affäre mit einer Kollegin stets nur im Drogenrausch für Dunne möglich sind. Einzig mit Drey kommt er ohne Drogen aus und es sind zu einem Großteil die Szenen mit Dunne, die Drey lächeln lassen. Man muss Fleck loben, dass er die Beziehung zwischen Dunne und Drey nie pädophile Züge annehmen lässt. Letztlich sind es zwei Menschen, die aufgrund ihres sozialen Umfeldes einander bedürfen. Abgesehen von einer Szene filmte Fleck Half Nelson dabei ausschließlich mit einer Steadycam, deren Bilder bisweilen einen semidokumentarischen Stil erzeugen. Aufgrund seiner Thematik des makelbehafteten Lehrers hebt sich der Film von Genrevertretern wie Dangerous Minds oder 187 gelungen ab, ohne vollends glaubwürdig zu sein. Die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern Gosling, Epps und Mackie stimmt, sowohl untereinander, als auch in der Gruppe. Speziell Gosling und Epps heben sich hierbei hervor und wissen den Film auf ihren Schultern zu tragen.
8/10
Dieses Jahr hat Ryan Gosling in seiner Karriere einen enormen Sprung getan. Der ehemalige Hauptdarsteller der Fernseh-Spinoff-Serie Young Hercules, der in den letzten Jahren als Nebendarsteller der Krimis Murder by Numbers und Fracture war, gewann dieses Jahr die Presse für sich. Sowohl in Lars and the Real Girl als auch in Half Nelson überzeugte Gosling in Charakterrollen. Für seine Portraitierung des High School Geschichtslehrers Daniel Dunne erhielt Gosling letztes Jahr schließlich eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller. Wahrscheinlich nicht die letzte für den gebürtigen Kanadier, der Brad Pitt in dem AIDS-Drama The Dallas Buyer’s Club ersetzt hat. Half Nelson ist sein Film und sein Film durch und durch. Als drogenabhängiger Geschichts- und Sportlehrer versucht er seinen hauptsächlich afroamerikanischen Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Wechselwirkungen näher zu bringen. Ein Wechsel findet immer dann statt, erklärt Dunne in einer Szene, wenn zwei gegensätzliche Kräfte aufeinandertreffen. Als gelernter Historiker sei gesagt, dass dies sicherlich eine Begriffsdefinition in ihrer Kurzfassung ist. Mit seiner individuellen Art eckt Dunne jedoch an. Mehrfach weist ihn die Schulleiterin darauf hin, gefälligst dem Lehrplan zu folgen und den Kindern die Bürgerrechte anhand der Schulbücher beizubringen. Dabei ist Dunnes Art zu unterrichten die offensichtlich aufnehmbarere für die Jugendlichen. Dadurch ist Dunne selbst eine oppositionelle Kraft innerhalb der Maschinerie, der er selbst angehört.
Regisseur Ryan Fleck inszeniert seinen Dan Dunne als durchaus pflichtbewussten Junkie und opfert für dieses Porträt ein großes Maß an Glaubwürdigkeit. Denn vor oder während der Schule nimmt Dunne keine Drogen zu sich. Zwar leidet er unter seinem Drogenkonsum und versucht diesen durch Augentropfen und Kaffee zu verschleiern, dennoch würde ich ihm nicht im Traum einfallen, während der Unterrichtszeit high zu sein. Dafür wartet er nach dem Basketballspiel seiner Mannschaft ab, bis alle Mädchen aus der Umkleide verschwunden sind, um dort eine Crackpfeife zu rauchen. Hier beginnt nun der Wandel, den der Film selbst beschreitet. Drey (Shareeka Epps), eine von Dunnes Schülerinnen, erwischt den völlig breiten Lehrer auf der Toilette. Nachdem er von seinem Trip runtergekommen ist, fährt der Lehrer die Schülerin nach Hause. Zuerst gehen sich beide die nächsten Tage aus dem Weg, dann beginnt jedoch zögerlich eine Freundschaft zwischen ihnen zu entstehen. Durch Drey versucht sich Dunne selbst etwas zu beweisen. Das Mädchen ist sozial stark vernachlässigt, der Vater ist abwesend und vernachlässigt seine Pflichten, die Mutter übernimmt Extraschichten, um ihrer Tochter aus dem Weg zu gehen. Da ihr älterer Bruder Mike im Gefängnis sitzt weil er für den Nachbarschaftsdealer Frank (Anthony Mackie) Drogen verkauft hat, fühlt sich dieser verantwortlich nach der Jugendlichen zu sehen.
Drey und Dunne sind nun zwei gegensätzliche Kräfte, die aufeinander prallen und einen Wandel vollziehen. Beide alleine wissen sich nicht aus ihrem Dilemma zu helfen. An einem Abend ordert Dunne gemeinsam mit wildfremden Leuten Kokain in ein Motelzimmer. Es ist schließlich Drey, die ihm auf Geheiß von Frank die Drogen ausliefert. Für beide ihr augenblicklicher Tiefpunkt. Dank der Aufmerksamkeit, die Drey von ihrem Lehrer entgegengebracht wird, fühlt diese sich lebendiger und Dunne wiederum glaubt durch seine Beziehung zu dem Problemkind eine Seele aus dem Fegefeuer der Straße retten zu können. Fleck erklärt seinem Publikum nicht, was Dunne dazu bewog mit den Drogen anzufangen, die dessen ganzes Leben ausmachen. Er lebt in einer spartanischen Wohnung, die nur das nötigste beinhaltet. Wenn er nicht in der Schule ist, ist er high. Als er eines Tages seinen Kater füttern will, merkt er, dass dieser bereits verhungert ist. Diese beiden Welten wollen nicht wirklich zusammen passen und hier scheitert Half Nelson am meisten. Ein Mann, der verpeilt seine Katze zu füttern, aber jeden Tag nüchtern zur Arbeit erscheint. Es wäre hier in der Tat hilfreicher gewesen zu erfahren, was Dunne eigentlich zu seinem Drogenkonsum gebracht hat. Als eine Ex-Freundin auftaucht geht er dieser ebenso aus dem Weg, wie er allen anderen Menschen in seinem Leben aus dem Weg geht. Abgesehen von Drey, für die er bald extreme Beschützerinstinkte entwickelt.
Somit spricht es für sich, wenn jeder anderweitige soziale Kontakt, seien es Bekanntschaften in der Bar, ein Besuch bei den Eltern oder eine sexuelle Affäre mit einer Kollegin stets nur im Drogenrausch für Dunne möglich sind. Einzig mit Drey kommt er ohne Drogen aus und es sind zu einem Großteil die Szenen mit Dunne, die Drey lächeln lassen. Man muss Fleck loben, dass er die Beziehung zwischen Dunne und Drey nie pädophile Züge annehmen lässt. Letztlich sind es zwei Menschen, die aufgrund ihres sozialen Umfeldes einander bedürfen. Abgesehen von einer Szene filmte Fleck Half Nelson dabei ausschließlich mit einer Steadycam, deren Bilder bisweilen einen semidokumentarischen Stil erzeugen. Aufgrund seiner Thematik des makelbehafteten Lehrers hebt sich der Film von Genrevertretern wie Dangerous Minds oder 187 gelungen ab, ohne vollends glaubwürdig zu sein. Die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern Gosling, Epps und Mackie stimmt, sowohl untereinander, als auch in der Gruppe. Speziell Gosling und Epps heben sich hierbei hervor und wissen den Film auf ihren Schultern zu tragen.
8/10
Der 8/10-Autopilot geht in die nächste Runde. ;)
AntwortenLöschenEinen hab ich noch in Peto ;)
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