4. Dezember 2008

Entourage - Season Five

The Jew has arrived and he doesn’t like Germans.

Normalerweise läuft Doug Ellins Entourage stets im Sommer an. Daher hätte man meinen können, dass die fünfte Staffel der Serie nicht wirklich vom letztjährigen Autorenstreik beeinflusst worden ist. Einen Effekt hatte sie jedoch trotzdem auf das fünfte Jahr der Produktionsphase. Die aktuelle Staffel startete später und findet mit zwölf Episoden - wie bereits im letzten Jahr - ein frühes Ende. Zudem lässt sich sagen, dass sich die Serie eine angenehme Konstanz zugelegt hat. Man erinnere sich noch an die erste Staffel, in der es keinen roten Faden gab und primär das entspannte Leben eines aufstrebenden Schauspielstars gezeigt wurde. Jener Entwicklung wurde mit jeder folgenden Staffel zielstrebig entgegengewirkt. In den Staffeln Zwei und Drei drehte sich die Rahmenhandlung um das Blockbuster-Projekt Aquaman.

Ging es zuerst darum, dass Vincent Chase (Adrian Grenier) kein Interesse am Projekt hatte, fokussierte sich die darauf folgende Staffel um ebenjenes Endprodukt. Nachdem Vincent bereits Queens Boulevard mit Regisseur und enfant terrible Billy Walsh gedreht hatte, beschäftigte sich die vierte Staffel ausgiebig mit deren gemeinsamen Nachfolgewerk Medellin und insbesondere die Produktionsumstände. Jahr für Jahr gewann die Serie somit einen seriöseren Touch, wurde glaubwürdiger und dadurch auch akzeptierter - jedenfalls für meine eigene Person. Im letzten Jahr kam es dann zu einem Stillstand, indem Medellin bei seiner Premiere in Cannes floppte und die Karriere von Walsh und Vincent ungewiss zu sein scheint. Allerdings keimte auch Hoffnung auf.

Die fünfte Staffel schiebt jener Hoffnung nun einen Riegel vor. Zwar wurde im Staffelfinale angedeutet, dass Produzent Maury Chaykin (eine Anlehnung an Harvey Weinstein) Medellin noch umschneiden und dadurch retten könne, doch wurde dieses Bestreben wohl zu den Akten gelegt. Der Film lief nie in den Kinos an, was aus Billy Walsh wurde wird nicht weiter thematisiert (das Projekt Silo scheint damit gestorben zu sein) und in Fantasy Island biedert sich Vinnies Karriere als bloße Erinnerung an. Gemeinsam mit Turtle (Jerry Ferrara) vertreibt er sich die Zeit an einem träumerischen Strand in Mexiko. Hier regiert Haschisch und Sex. Währenddessen arbeitet Drama (Kevin Dillon) in L.A. an seiner erfolgreichen Fernsehserie und führt glücklich eine Fernbeziehung mit seinem französischen Groupie. Für Ari (Jeremy Piven) und E (Kevin Connolly) geht es nun darum, ein neues Filmprojekt für Vincent zu finden.

Ein zugeschicktes Drehbuch zweier Brüder und Schießstandbesitzer (Giovanni Ribisi & Lukas Haas) weckt E’s Interesse. Vincent kann davon überzeugt werden, zurück in die Zivilisation zu kehren und um seine Karriere zu kämpfen. Doch das gewünschte Smoke Jumpers-Projekt entgleitet der Truppe aus den Händen. Für die Hauptrolle wird Edward Norton besetzt und das Studio will aus persönlicher Abneigung Vincents Karriere nicht retten. Als Notlösung bietet sich nur der Kinderfilm Benji an, in welchem Vincent mit ebenjenem Hund in ein Abenteuer verwickelt würde. Aus finanziellen Gründen - steht er doch vor dem Bankrott - sagt Vincent schon fast zu, entschließt sich dann jedoch um Smoke Jumpers zu kämpfen. Einige Studioentwicklungen später und mit reichlich Vitamin B hat er eine Nebenrolle im Film sicher. Doch die Probleme fangen erst an.

Zwar hatte Vincent bereits in der zweiten Staffel erhebliche finanzielle Probleme, doch ist das Ausmaß seines Kontostandes nunmehr akut. So kommt es, dass sich selbst Turtle einen Job sucht, um seinen Kumpel nicht mehr zu belasten. Drama und E versorgen sich bereits seit der vergangenen Staffel selbst. Der Ton von Entourage nimmt somit ernstere Züge an und spitzt sich immer weiter zu. Die Regisseure haben kein Interesse mehr mit Vincent zu arbeiten, die Studiobosse sind schlecht auf ihn zu sprechen. Der Jungstar zerrt am Ruhm vergangener Tage, doch auch seine Aquaman-Historie will ihm nicht so wirklich weiterhelfen. Dass er sich selbst nicht aufgeben will, bestärkt er nochmals in der Folge Tree Trippers, in ironischerweise Eric Roberts eine Nebenrolle (als er selbst) spielt. Allerdings führt das Engagement in Smoke Jumpers nicht zur gewünschten Kehrtwendung.

Die Platzierung von Vincent durch das Studio sorgt für Animositäten mit dem deutschen Regisseur des Projektes, Verner (Stellan Skarsgård). Die Folgen dieser Staffel haben auch ihre Auswirkungen auf die Freundschaft zwischen Vincent und E, während Turtle endlich eine etwas eigene Entwicklung erfährt. Nicht nur dass er sich einen Job sucht, auch verliert er Teile seiner Slacker-haften Persönlichkeit. Zu verdanken ist dies seiner Affäre mit Jamie-Lynn Sigler (The Sopranos). Für die anderen Drei ist beziehungstechnisch dagegen Ebbe angesagt, obschon Vincent in Unlike a Virgin endlich mit Justine (Leighton Meester) zusammen kommt. Allerdings taucht sie in den folgenden Episoden nicht mehr auf, sodass ihre Platzierung etwas verstört.

Der rote Faden der fünften Staffel ist eindeutig Smoke Jumpers und damit die Zukunft von Vincents Karriere. Wie schlecht es um diese bestellt ist zeigen verschiedene Meetings mit anderen Regisseuren wie Frank Darabont oder Gus van Sant, die zwar von Vincents Talent überzeugt sind, ihn jedoch nicht in ihren Filmen haben wollen. Neben den beiden Regisseuren geben jedoch noch andere große Namen des Business der Show eine Steppvisite. Als sie selbst übernehmen Whoopie Goldberg, der oben erwähnte Eric Roberts, Peter Berg, Martin Scorsese und Jamie-Lynn Sigler Nebenrollen. Zudem treten Jason Isaacs, Stellan Skarsgård, Martin Landau und Giovanni Ribisi als fiktive Figuren auf. Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem unglücklichen Charakter von Schulfreund Dom (Domenick Lombardozzi), der eine Läuterung erfahren darf. Der erneut seriöser werdende Ton steht der Serie wie gesagt gut zu Gesicht, auch wenn man sich durchaus noch etwas mehr Kritik am Business wünschen würde.

Die Tatsache, dass Schauspieler nach einem Flop wieder schwer neue Projekte finden, hätte man sicherlich eine Spur bissiger vorführen können. Andere weggelassene Aspekte wie die Entwicklung von Medellin oder Justine Chapman verwirren etwas oder hätten zumindest eine kurze Erklärung verdient. Nach einem soliden Start von vier Episoden fällt die Staffel in ein kleines Loch (Tree Trippers, ReDOMption, Gotta Look Up to Get Down), bevor sie wieder an Fahrt gewinnt und in der neunten Folge (Pie) ihren Höhepunkt findet. Auch die folgenden Episoden knüpfen hier sehr gut an, enden dann allerdings in einem nicht nur überraschend versöhnlichen Finale, sondern dieses „Versöhnung“ selbst ist auch mehr als überraschend. Ingesamt jedoch eine weiterhin unterhaltsame und ordentliche Serie, die im nächsten Jahr ihre Fortsetzung findet. Welche Wendungen Ellin hierfür parat ist, dürfte interessant werden.

8/10

1 Kommentar:

  1. Ja, nach wie vor beste Unterhaltung. Man muss ja nicht immer das Hirn einschalten müssen und die netten Hollywood-Referenzen trösten uns Movie buffs ja über so manche Schwäche hinweg...

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