Sorry, he Jason Bourned me.
„Mensch, bist du groß geworden“, hört man als Kind oft bei Familienfesten. Weil man noch in einer Entwicklungsphase steckt, in den sprichwörtlichen Kinderschuhen, aus denen es herauszuwachsen gilt. Und irgendwann kommt dann die Tante oder Großmutter nicht mehr auf einen zu, um festzustellen wie groß man doch geworden sei. Und mit dem Reifeprozess verabschiedet sich auch der Spielraum, den man zuvor noch gewährt bekam. Stattdessen hat sich eine Erwartungshaltung eingestellt, der es gilt gerecht zu werden. Dies trifft im übertragenen Sinne auch auf Fernsehserien zu. Sind diese in ihrer ersten Staffel oft noch etwas unbeholfen – wie z.B. Scrubs oder Entourage -, kommen sie nach zwei, drei Jahren so richtig in Schwung. Oder werden jedes Jahr größer, um auf die anfängliche Metapher zurück zu kommen. Nach einigen Staffeln stellt sich dann aber eine Erwartungshaltung ein und wenn eine Serie dieser nicht gerecht werden will, weil sie gerne weiterwachsen möchte, aber dazu nicht mehr im Stande ist, dann gibt es ein Problem.
Was hatte Vincent Chase (Adrian Grenier) über die Jahre hinweg nicht für Probleme. Zuerst flog er aus der Fortsetzung zu Aquaman, seinem größten Hit, dann kamen finanzielle Probleme hinzu, bevor die Karriere wieder Aufschwung nahm. Ehe in Staffel Vier mit dem missratenen Projekt Medellin ein clusterfuck erster Güte eintrat. Vinces Karriere schien vorbei, ausgebuht in Cannes flüchtete der Jungstar in Staffel Fünf zu einer endlosen Sexorgie am Strand. Ehe er sich langsam als second lead wieder nach Hollywood tastete. Am Ende war alles wieder gut, Vincent drehte fleißig mit Martin Scorsese, sein großer Bruder Johnny „Drama“ (Kevin Dillon) befindet sich selber in der fünften Staffel seiner Fernsehserie Five Towns und sogar Turtle (Jerry Ferrara) ist glücklich mit der Schauspielerin Jamie-Lynn Sigler liiert. So kann es dann weitergehen, wenn zu Beginn der neuen Staffel Eric (Kevin Connolly) nicht nur einen neuen Job, sondern auch eine neue Freundin kriegt. Und es könnte so harmonisch für alle Beteiligten sein, wenn Ari (Jeremy Piven) sich nicht mit dem Privatleben eines seiner Angestellten rumschlagen müsste.
Das große Problem der sechsten Staffel von Entourage ist, dass sich die Serie dieses Jahr wie ein eingeschlafener Fuß anfühlt. Leb- und lieblos wurde hier vieles vorgetragen, wobei „vieles“ bereits übertrieben ist. Was Doug Ellins Serie fehlte, war eine Handlung. Turtle ist glücklich in einer Beziehung, emanzipiert sich zudem ein wenig von Vince, indem er einen Wirtschaftskurs an der Uni belegt. Wow. Drama legt sich ein ums andere Mal mit seinem Produzenten an, weil dieser sich scheinbar an Jamie-Lynn ranmacht. Mhm. Und Vinnie, was macht eigentlich Vinnie, der in früheren Staffeln wenn nicht beim Drogenkonsum, dann beim Vögeln gefilmt wurde? Der Drogenkonsum hat sich eingestellt (außer bei Turtle, und auch bei ihm nur selten, spielen Drogen überraschenderweise kaum eine Rolle), dafür wurde das Vögeln wieder etwas angeheizt. Vincent Chase, einstiger Hauptdarsteller von Entourage, wurde dieses Jahr zur blassesten aller Nebenfiguren degradiert. Zwar versucht sich die Serie daran, ihm einige Folgen einen vermeintlichen Stalker anzuhängen – der Ansatz eines roten Fadens -, ansonsten hat Vinnie jedoch keinerlei Zweck innerhalb der Serie, als wahllos irgendwelche Frauen zu bumsen.
Damit schafft es der Schauspieler zur profillosesten Figur der Serie aufzusteigen, der in Episoden wie Running on E einfach aus Langeweile, weil keiner seiner Freunde mit ihm spielen will, eine Kellnerin mit nach Hause nimmt, um sie durchzuvögeln. Dieses Spiel wird dann quasi mit jedem weiblichen Kontakt, den Vincent hat, fortgesetzt. Dass die Autoren aus dieser Figur nicht mehr herausholen können ist bedauerlich. So nehmen Erics Liebesdreieck mit Sloan (Emmanuelle Chriqui) und Ashley (Alexis Dziena), sowie Aris Probleme mit seinem Agenten Andrew Klein (Gary Cole) bzw. seinem Sekretär Llyod (Rex Lee) den Hauptraum der sechsten Staffel ein. Dies ist gerade im Fall von Eric eher ein leidliches Unterfangen, da er von allen vier Jungs immer noch der Unsympathischste ist, was auch an Connolly selbst liegt. Auch der Subplot um Andrew Klein und seine innerbetriebliche Affäre (Autumn Reeser) wirkt nach einigen Folgen reichlich ausgelutscht. Der Stalker-Plot hatte dagegen Potential, doch wurde dieses eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich ausgeschöpft.
Es gibt also keine stringente Handlung, sondern vormerklich einzelne (Handlungs-)Episoden, die jedoch meist nicht wirklich etwas zu erzählen wissen. Dafür setzt die Serie dieses Jahr auf Gastauftritte, zu denen Chriqui und Sigler ob ihrer Präsenz schon gar nicht mehr zu zählen sind. Ansonsten geben sich von Matt Damon über Frank Darabont, 50 Cent, Marky Mark, Kate Mara und Bono bis hin zu Peter Stormare, William Fichtner und Malcolm McDowell – um wirklich nur Einige zu nennen – die Stars die Klinke in die Hand. Das ist zwar ganz nett, tröstet jedoch nicht über die (momentane) Perspektivlosigkeit der Serie hinweg. Denn die meisten Episoden waren schlichtweg enttäuschend – zumindest gemessen an den vergangenen drei Jahren. Dass die Serie dennoch über eine gewisse Qualität per se verfügt, soll dabei nicht abgestritten werden, die Worte klingen insgesamt wohl auch härter als das finale Urteil letztlich ist. Doch abgesehen von No More Drama wollte keine Folge wirklich herausragen, sodass Entourage nach guter Entwicklung wieder zwei Schritte zurück macht. Bleibt zu hoffen, dass den Autoren für nächsten Sommer Besseres einfällt.
7.5/10
„Mensch, bist du groß geworden“, hört man als Kind oft bei Familienfesten. Weil man noch in einer Entwicklungsphase steckt, in den sprichwörtlichen Kinderschuhen, aus denen es herauszuwachsen gilt. Und irgendwann kommt dann die Tante oder Großmutter nicht mehr auf einen zu, um festzustellen wie groß man doch geworden sei. Und mit dem Reifeprozess verabschiedet sich auch der Spielraum, den man zuvor noch gewährt bekam. Stattdessen hat sich eine Erwartungshaltung eingestellt, der es gilt gerecht zu werden. Dies trifft im übertragenen Sinne auch auf Fernsehserien zu. Sind diese in ihrer ersten Staffel oft noch etwas unbeholfen – wie z.B. Scrubs oder Entourage -, kommen sie nach zwei, drei Jahren so richtig in Schwung. Oder werden jedes Jahr größer, um auf die anfängliche Metapher zurück zu kommen. Nach einigen Staffeln stellt sich dann aber eine Erwartungshaltung ein und wenn eine Serie dieser nicht gerecht werden will, weil sie gerne weiterwachsen möchte, aber dazu nicht mehr im Stande ist, dann gibt es ein Problem.
Was hatte Vincent Chase (Adrian Grenier) über die Jahre hinweg nicht für Probleme. Zuerst flog er aus der Fortsetzung zu Aquaman, seinem größten Hit, dann kamen finanzielle Probleme hinzu, bevor die Karriere wieder Aufschwung nahm. Ehe in Staffel Vier mit dem missratenen Projekt Medellin ein clusterfuck erster Güte eintrat. Vinces Karriere schien vorbei, ausgebuht in Cannes flüchtete der Jungstar in Staffel Fünf zu einer endlosen Sexorgie am Strand. Ehe er sich langsam als second lead wieder nach Hollywood tastete. Am Ende war alles wieder gut, Vincent drehte fleißig mit Martin Scorsese, sein großer Bruder Johnny „Drama“ (Kevin Dillon) befindet sich selber in der fünften Staffel seiner Fernsehserie Five Towns und sogar Turtle (Jerry Ferrara) ist glücklich mit der Schauspielerin Jamie-Lynn Sigler liiert. So kann es dann weitergehen, wenn zu Beginn der neuen Staffel Eric (Kevin Connolly) nicht nur einen neuen Job, sondern auch eine neue Freundin kriegt. Und es könnte so harmonisch für alle Beteiligten sein, wenn Ari (Jeremy Piven) sich nicht mit dem Privatleben eines seiner Angestellten rumschlagen müsste.
Das große Problem der sechsten Staffel von Entourage ist, dass sich die Serie dieses Jahr wie ein eingeschlafener Fuß anfühlt. Leb- und lieblos wurde hier vieles vorgetragen, wobei „vieles“ bereits übertrieben ist. Was Doug Ellins Serie fehlte, war eine Handlung. Turtle ist glücklich in einer Beziehung, emanzipiert sich zudem ein wenig von Vince, indem er einen Wirtschaftskurs an der Uni belegt. Wow. Drama legt sich ein ums andere Mal mit seinem Produzenten an, weil dieser sich scheinbar an Jamie-Lynn ranmacht. Mhm. Und Vinnie, was macht eigentlich Vinnie, der in früheren Staffeln wenn nicht beim Drogenkonsum, dann beim Vögeln gefilmt wurde? Der Drogenkonsum hat sich eingestellt (außer bei Turtle, und auch bei ihm nur selten, spielen Drogen überraschenderweise kaum eine Rolle), dafür wurde das Vögeln wieder etwas angeheizt. Vincent Chase, einstiger Hauptdarsteller von Entourage, wurde dieses Jahr zur blassesten aller Nebenfiguren degradiert. Zwar versucht sich die Serie daran, ihm einige Folgen einen vermeintlichen Stalker anzuhängen – der Ansatz eines roten Fadens -, ansonsten hat Vinnie jedoch keinerlei Zweck innerhalb der Serie, als wahllos irgendwelche Frauen zu bumsen.
Damit schafft es der Schauspieler zur profillosesten Figur der Serie aufzusteigen, der in Episoden wie Running on E einfach aus Langeweile, weil keiner seiner Freunde mit ihm spielen will, eine Kellnerin mit nach Hause nimmt, um sie durchzuvögeln. Dieses Spiel wird dann quasi mit jedem weiblichen Kontakt, den Vincent hat, fortgesetzt. Dass die Autoren aus dieser Figur nicht mehr herausholen können ist bedauerlich. So nehmen Erics Liebesdreieck mit Sloan (Emmanuelle Chriqui) und Ashley (Alexis Dziena), sowie Aris Probleme mit seinem Agenten Andrew Klein (Gary Cole) bzw. seinem Sekretär Llyod (Rex Lee) den Hauptraum der sechsten Staffel ein. Dies ist gerade im Fall von Eric eher ein leidliches Unterfangen, da er von allen vier Jungs immer noch der Unsympathischste ist, was auch an Connolly selbst liegt. Auch der Subplot um Andrew Klein und seine innerbetriebliche Affäre (Autumn Reeser) wirkt nach einigen Folgen reichlich ausgelutscht. Der Stalker-Plot hatte dagegen Potential, doch wurde dieses eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich ausgeschöpft.
Es gibt also keine stringente Handlung, sondern vormerklich einzelne (Handlungs-)Episoden, die jedoch meist nicht wirklich etwas zu erzählen wissen. Dafür setzt die Serie dieses Jahr auf Gastauftritte, zu denen Chriqui und Sigler ob ihrer Präsenz schon gar nicht mehr zu zählen sind. Ansonsten geben sich von Matt Damon über Frank Darabont, 50 Cent, Marky Mark, Kate Mara und Bono bis hin zu Peter Stormare, William Fichtner und Malcolm McDowell – um wirklich nur Einige zu nennen – die Stars die Klinke in die Hand. Das ist zwar ganz nett, tröstet jedoch nicht über die (momentane) Perspektivlosigkeit der Serie hinweg. Denn die meisten Episoden waren schlichtweg enttäuschend – zumindest gemessen an den vergangenen drei Jahren. Dass die Serie dennoch über eine gewisse Qualität per se verfügt, soll dabei nicht abgestritten werden, die Worte klingen insgesamt wohl auch härter als das finale Urteil letztlich ist. Doch abgesehen von No More Drama wollte keine Folge wirklich herausragen, sodass Entourage nach guter Entwicklung wieder zwei Schritte zurück macht. Bleibt zu hoffen, dass den Autoren für nächsten Sommer Besseres einfällt.
7.5/10
Ich stimme zwar mit Dir überein, dass die Serie in der 6. Staffel einige eher schwache Handungsstränge hatte, allerdings hat es mir auf der Story-Ebene sehr gut gefallen, dass nun einmal keine großen Krisen mehr für Vince zu bestehen sind und die Vierergruppe immer mehr desintegriert - die Figuren sich, wie Du schreibst, von der Gruppe und Vince emanzipieren. Das ist sehr konsequent durchgehalten, was dazu führt, dass die Ausgangsprämisse der Serie (der aufstrebende Jungstar kämpft für den Erfolg und muss sich zusammen mit seiner Clique erst im Hollywood-System einfinden) nicht mehr greifen. Das ist insofern interessant, weil das unter Verzicht auf die über-dramatischen Story-Arcs einen größeren Spielraum für den Alltag lässt.
AntwortenLöschenJa, da kann ich nur zustimmen. Würde evtl. 8 Punkte geben, aber das ist Haarspalterei. Ich denke auch, dass der Serie ca. 20 Episoden pro Staffel gut tun würden (siehe Season 3).
AntwortenLöschenAbsolute Zustimmung! Wirklich schade dass sie keine 20 Episoden zu Stande bringen.
AntwortenLöschenIt's Ed Wood's birthday
AntwortenLöschenHAPPY WOODMAS !