We’ll both probably go to hell.
Der Südkoreaner Park Chan-wook ist einer der letzten großen asiatischen Regisseure, die sich bisher geweigert haben, ihr Talent Hollywood zur Verfügung zu stellen. Hat der Chinese Wong Kar-wai mit My Blueberry Nights den Schritt über den Pazifik getan, dreht Park auch seinen sechsten Langspielfilm weiterhin in seinem Heimatland. Nach seiner vielfach gerühmten Rache-Trilogie rund um das centerpiece Oldeuboi wagte sich der 46-jährige Regisseur mit Saibogujiman kwenchana mit einer romantischen Komödie an ein vollkommen neues und weitaus helleres Genre. Nun, drei Jahre später, wendet sich Park jedoch wieder einer etwas düsteren Geschichte zu. Auch wenn er sich selbst in ihr nicht vollends der humoristischen Elemente versagen möchte. Dabei hat seine Vampir-Horror-Komödie allerdings ironischerweise auch ihre Schattenseiten. Gerade die finale halbe Stunde ist weniger für die Figuren als vielmehr für den Zuschauer ob ihrer Länge eine kleine tour de force.
Der junge katholische Priester Sang-hyun (Song Kang-ho) will sich am Kampf gegen das tödliche Emmanuel-Virus beteiligen. Freiwillig stellt er sich als Testobjekt zur Verfügung, verstirbt jedoch kurz darauf – nur um wenige Sekunden später auf wundersame Weise wieder zum Leben zu erwachen. Ein halbes Jahr später bemerkt Sang-hyun einige Veränderungen in seinem Verhalten. Ihn ereilt ein plötzlicher Durst nach Blut, weshalb ihm ein Komapatient als sprichwörtlicher Durstlöscher gerade recht kommt. Als erster und einziger Überlebender des Virus’ ist der Pater inzwischen zur wandelnden Heilstätte verkommen. Zu den von ihm Geheilten zählt auch sein ehemaliger Schulkamerad Kang-woo (Shin Ha-kyun). Mit dessen eher unfreiwilliger Ehefrau Tae-ju (Kim Ok-bin) beginnt Sang-hyun schließlich eine blutige Affäre, die jedoch nur im Geheimen stattfinden kann. Nachdem Tae-ju beginnt ihren Geliebten gegen ihren Ehemann und für ihre eigenen Interessen auszuspielen, begibt sich Sang-hyun in eine Spirale, aus der er droht nicht mehr ausbrechen zu können.
Wer in Bakjwi Hintergrundinformationen erwartet, ist an der falschen Adresse. Weder zum Virus selbst, noch zu Sang-hyuns überraschender „Heilung“ gibt es Erklärungen. Genauso wenig wie der Pater zum Vampir und ob es noch weitere gibt. Ohnehin ist Parks neuer Film nicht so sehr Vampir-Horror als vielmehr eine bizarre Liebesgeschichte, in deren Zentrum mit jeder Minute weniger Song zu stehen beginnt, sondern die Stück für Stück die junge Kim an sich zu reißen versteht. Zwar übertreibt sie es gerade im letzten Drittel gerne etwas mit ihrer Darstellung, dennoch stellt ihre Leistung den Höhepunkt des Filmes dar. Ihr Charakter der introvertierten Tae-ju ist fraglos die vielschichtigste Figur, deren Handlungen eher in den seltensten Fällen durchschaubar sind. Scheint sie zu Beginn nicht wirklich von Sang-hyun angetan zu sein, gesteht sie später, dass sie ihn seit Jahren anziehend fand. Zwar zeigt sie sich einerseits von ihrer Ehe zu Kang-woo angewidert, zeigt aber dennoch in der Mitte des Filmes eine unerwartete Loyalität zu diesem. Im Gegensatz zu Sang-hyun, der versucht ein letztes bisschen seiner Menschlichkeit zu bewahren, ist Tae-jus Agenda sehr viel undurchsichtiger.
Womit der Film am meisten hadert, ist seine teils unstimmige Komposition. Viele Aspekte wie die Pilger, das Virus oder das Vampir-Dasein wirken wie bloße Staffage. Auch die Liebesgeschichte ist auf leicht sandigem Fundament gebaut und ebenso läuft die Einbindung unterschiedlichster Elemente meist etwas verstörend. Nach dem Mord an Kang-woo werden sowohl Tae-ju als auch Sang-hyun von diesem in Halluzinationen heimgesucht. Bis diese sich so schnell wie sie gekommen sind wieder verflüchtigen. Auch die langatmigen Sexszenen, an denen sich Park mehrere Minuten ergötzt, hadern mit dem allgemeinen Problem des Filmes. Denn mit etwas mehr als zwei Stunden geht Bakjwi sicherlich gefühlte drei Stunden. Gerade das letzte Drittel, welches schließlich im Klischee-Ende eines jeden Vampir-Films mündet, hat im Grunde keine Daseinsberechtigung, da die Geschichte zu diesem Zeitpunkt eigentlich erzählt ist. Dagegen lassen sich die humoristischen Noten weitaus gelungener in das Gesamtgefüge integrieren und zeichnen sich durch den typischen Witz des Südkoreaners aus.
Von ihrer Mentalität selbst her sind sich Sang-hyun und Anne Rices Vampir Louis recht ähnlich. Der katholische Priester entzieht sich der nächtlichen Menschenjagd und speist sich stattdessen jede Nacht von Komapatienten. Seinen Durst stillt er dabei zum einen um dessen Selbstwillen, andererseits aber auch um seine Viruserkrankung aufgrund der vampirischen regenerativen Kräfte unter Kontrolle zu halten. Ganz anders verhält es sich dann später mit Tae-ju, die nach ihrer Konvertierung das exakte Gegenstück zu ihm darstellt. Aus der zu Beginn ruhigen und leicht verschlossenen jungen Frau wird im Verlauf von Bakjwi wahrhaftig eine blutrünstige Bestie. Unabhängig von seiner extremen Überlänge erschafft Park jedoch durchgehend hübsche Bilder, die grundsätzlich von einem überzeugenden Darstellerensemble getragen werden. Nichtsdestotrotz kann Bakjwi nicht an die zuletzt starken Filme des Südkoreaners Park Chan-wook anknüpfen und stellt neben seinen beiden ersten Werken wohl seinen bisher schwächsten Filmbeitrag dar. Hier wäre weniger ganz klar mehr gewesen.
6/10
Der Südkoreaner Park Chan-wook ist einer der letzten großen asiatischen Regisseure, die sich bisher geweigert haben, ihr Talent Hollywood zur Verfügung zu stellen. Hat der Chinese Wong Kar-wai mit My Blueberry Nights den Schritt über den Pazifik getan, dreht Park auch seinen sechsten Langspielfilm weiterhin in seinem Heimatland. Nach seiner vielfach gerühmten Rache-Trilogie rund um das centerpiece Oldeuboi wagte sich der 46-jährige Regisseur mit Saibogujiman kwenchana mit einer romantischen Komödie an ein vollkommen neues und weitaus helleres Genre. Nun, drei Jahre später, wendet sich Park jedoch wieder einer etwas düsteren Geschichte zu. Auch wenn er sich selbst in ihr nicht vollends der humoristischen Elemente versagen möchte. Dabei hat seine Vampir-Horror-Komödie allerdings ironischerweise auch ihre Schattenseiten. Gerade die finale halbe Stunde ist weniger für die Figuren als vielmehr für den Zuschauer ob ihrer Länge eine kleine tour de force.
Der junge katholische Priester Sang-hyun (Song Kang-ho) will sich am Kampf gegen das tödliche Emmanuel-Virus beteiligen. Freiwillig stellt er sich als Testobjekt zur Verfügung, verstirbt jedoch kurz darauf – nur um wenige Sekunden später auf wundersame Weise wieder zum Leben zu erwachen. Ein halbes Jahr später bemerkt Sang-hyun einige Veränderungen in seinem Verhalten. Ihn ereilt ein plötzlicher Durst nach Blut, weshalb ihm ein Komapatient als sprichwörtlicher Durstlöscher gerade recht kommt. Als erster und einziger Überlebender des Virus’ ist der Pater inzwischen zur wandelnden Heilstätte verkommen. Zu den von ihm Geheilten zählt auch sein ehemaliger Schulkamerad Kang-woo (Shin Ha-kyun). Mit dessen eher unfreiwilliger Ehefrau Tae-ju (Kim Ok-bin) beginnt Sang-hyun schließlich eine blutige Affäre, die jedoch nur im Geheimen stattfinden kann. Nachdem Tae-ju beginnt ihren Geliebten gegen ihren Ehemann und für ihre eigenen Interessen auszuspielen, begibt sich Sang-hyun in eine Spirale, aus der er droht nicht mehr ausbrechen zu können.
Wer in Bakjwi Hintergrundinformationen erwartet, ist an der falschen Adresse. Weder zum Virus selbst, noch zu Sang-hyuns überraschender „Heilung“ gibt es Erklärungen. Genauso wenig wie der Pater zum Vampir und ob es noch weitere gibt. Ohnehin ist Parks neuer Film nicht so sehr Vampir-Horror als vielmehr eine bizarre Liebesgeschichte, in deren Zentrum mit jeder Minute weniger Song zu stehen beginnt, sondern die Stück für Stück die junge Kim an sich zu reißen versteht. Zwar übertreibt sie es gerade im letzten Drittel gerne etwas mit ihrer Darstellung, dennoch stellt ihre Leistung den Höhepunkt des Filmes dar. Ihr Charakter der introvertierten Tae-ju ist fraglos die vielschichtigste Figur, deren Handlungen eher in den seltensten Fällen durchschaubar sind. Scheint sie zu Beginn nicht wirklich von Sang-hyun angetan zu sein, gesteht sie später, dass sie ihn seit Jahren anziehend fand. Zwar zeigt sie sich einerseits von ihrer Ehe zu Kang-woo angewidert, zeigt aber dennoch in der Mitte des Filmes eine unerwartete Loyalität zu diesem. Im Gegensatz zu Sang-hyun, der versucht ein letztes bisschen seiner Menschlichkeit zu bewahren, ist Tae-jus Agenda sehr viel undurchsichtiger.
Womit der Film am meisten hadert, ist seine teils unstimmige Komposition. Viele Aspekte wie die Pilger, das Virus oder das Vampir-Dasein wirken wie bloße Staffage. Auch die Liebesgeschichte ist auf leicht sandigem Fundament gebaut und ebenso läuft die Einbindung unterschiedlichster Elemente meist etwas verstörend. Nach dem Mord an Kang-woo werden sowohl Tae-ju als auch Sang-hyun von diesem in Halluzinationen heimgesucht. Bis diese sich so schnell wie sie gekommen sind wieder verflüchtigen. Auch die langatmigen Sexszenen, an denen sich Park mehrere Minuten ergötzt, hadern mit dem allgemeinen Problem des Filmes. Denn mit etwas mehr als zwei Stunden geht Bakjwi sicherlich gefühlte drei Stunden. Gerade das letzte Drittel, welches schließlich im Klischee-Ende eines jeden Vampir-Films mündet, hat im Grunde keine Daseinsberechtigung, da die Geschichte zu diesem Zeitpunkt eigentlich erzählt ist. Dagegen lassen sich die humoristischen Noten weitaus gelungener in das Gesamtgefüge integrieren und zeichnen sich durch den typischen Witz des Südkoreaners aus.
Von ihrer Mentalität selbst her sind sich Sang-hyun und Anne Rices Vampir Louis recht ähnlich. Der katholische Priester entzieht sich der nächtlichen Menschenjagd und speist sich stattdessen jede Nacht von Komapatienten. Seinen Durst stillt er dabei zum einen um dessen Selbstwillen, andererseits aber auch um seine Viruserkrankung aufgrund der vampirischen regenerativen Kräfte unter Kontrolle zu halten. Ganz anders verhält es sich dann später mit Tae-ju, die nach ihrer Konvertierung das exakte Gegenstück zu ihm darstellt. Aus der zu Beginn ruhigen und leicht verschlossenen jungen Frau wird im Verlauf von Bakjwi wahrhaftig eine blutrünstige Bestie. Unabhängig von seiner extremen Überlänge erschafft Park jedoch durchgehend hübsche Bilder, die grundsätzlich von einem überzeugenden Darstellerensemble getragen werden. Nichtsdestotrotz kann Bakjwi nicht an die zuletzt starken Filme des Südkoreaners Park Chan-wook anknüpfen und stellt neben seinen beiden ersten Werken wohl seinen bisher schwächsten Filmbeitrag dar. Hier wäre weniger ganz klar mehr gewesen.
6/10
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