What happens in Washington stays in Washington.
Mancher mag sich noch gut an den Beginn des letzten Jahrzehnts erinnern. An den 11. September und wie die USA und Großbritannien plötzlich ihre Mär von WMDs spinnten, während man unter Alibi-Vorwänden den Krieg nach Afghanistan und den Irak brachte. Da niemand bezweifelte, dass George W. Bush ein Stümper vor dem Herrn war, kanalisierte sich speziell das europäische Ressentiment gegen den britischen Premierminister Tony Blair. So bezeichnete George Michael diesen in seinem Song Shoot the Dog als „good puppy“, während in diesem Jahr die Thematik auf unterschiedliche Weise von Paul Greengrass und Roman Polanski aufgearbeitet wird. Ersterer lässt in Green Zone seinen US-Soldaten die Lüge erkennen, Letzterer präsentierte mit The Ghost Writer eine kleine Breitseite gegen Blair. Auf gewohnt sarkastische Art nahm sich dabei bereits im vergangenen Jahr Armando Iannucci mit In the Loop dem Thema an. Wobei er leider nicht ganz an alte Stärken anknüpfen konnte.
Im Jahr 2005 startete Iannucci für die BBC seine Polit-Satire The Thick of It. Zentraler Angelpunkt war das fiktive Ministerium für Sozialwesen und Bürgerschaft in Verbindung mit dem Kommunikationsdirektor Malcolm Tucker (Peter Capaldi) von Downing Street 10. In den ersten beiden - jeweils nur drei Folgen umfassenden - Staffeln fokussierte sich Iannucci auf Chris Langhams Minister Hugh Abbott, der nicht nur mit den Medien, sondern auch seinem Ministerium zu kämpfen hat. Speziell die beiden Staffelauftakte waren ausgesprochen gelungen, wie auch die beiden einstündigen Specials anlässlich des Rücktritts von Tony Blair. Langhams Rolle wurde in der dritten Staffel sehr wahrscheinlich wegen seiner Inhaftierung für das Herunterladen von Kinderpornographie aus der Serie gestrichen, sodass seine Position die neue Ministerin Nicola Murray (Rebecca Front) einnahm. Leider konnte The Thick of It in seiner dritten Staffel nicht mehr an die Stärke der früheren Episoden anknüpfen, erlebt nun aber in neuem Gewand - lediglich Malcolm Tucker und sein Stellvertreter, Jamie MacDonald (Paul Higgins), kehren zurück - mit In the Loop ein Comeback.
So verkommt Tom Hollanders „The Fucker“ aus dem Serienfinale in der Filmversion zum eingeschüchterten Simon Foster, Minister für Internationale Entwicklung, der unbedachter Weise einen von den USA und Großbritannien geplanten Krieg im Mittleren Westen als „unvorhersehbar“ bezeichnet und damit seinen Unmut ausdruckt. Etwas, das ein Malcolm Tucker natürlich nicht auf sich sitzen lassen kann und Foster fortan ganz genau im Auge behält. Die Äußerung wiederum hat auch bei Kriegsgegnern in den USA für Aufsehen gesorgt, weshalb sich die amerikanische Assistenzdirektorin für Diplomatie, Karen Clarke (Mimi Kennedy), und US-General George Miller (James Gandolfini) darum bemühen, Foster für ihre Zwecke zu missbrauchen. Mit hineingezogen in das transatlantische Außenpolitikdesaster werden dann auf amerikanischer Seite noch Clarkes Assistentin Liza Weld (Anna Chlumsky), die ein Memo gegen den Krieg verfasste, und Fosters neuer Berater Toby Wright (Chris Addison), der fehlgeleiteter Weise mehrere Informationen verbreitet.
Viele Gesichter aus The Thick of It finden nun ihren Weg in Iannuccis Film, wenn auch in neuen Figuren. Sei es Chris Addison in prominentester Form oder James Smith, Joanna Scanlan, Alex Macqueen, Olivia Poulet sowie Will Smith. Am gelungensten spielt jedoch Paul Higgins in seiner Paraderolle des Jamie auf, der weitaus mehr Freiraum gewährt bekommt, als auf der anderen Seite des Ozeans sein Chef Malcolm. Allein wie Jamie die Verbreitung von Lizas Memo mittels seiner Fax-Zerstörung präsentiert ist eine Sichtung des Filmes wert. Aber auch Malcolms zahlreiche popkulturelle Beleidigungen können sich Sehen beziehungsweise Hören lassen. Ohnehin vermag In the Loop speziell dann zu überzeugen, wenn die Figuren in ihre keifenden Beleidigungen entlassen werden. So sind die Höhepunkte - leider rar gesäte - Szenen wie die Dialoge zwischen Foster und Toby (“Thanks, you're a legend.“) im US State Department oder das Aufeinandertreffen von Malcolm und Miller (“Falling asleep on someone, that doesn't count!“) bei den Vereinten Nationen.
Mancher mag sich noch gut an den Beginn des letzten Jahrzehnts erinnern. An den 11. September und wie die USA und Großbritannien plötzlich ihre Mär von WMDs spinnten, während man unter Alibi-Vorwänden den Krieg nach Afghanistan und den Irak brachte. Da niemand bezweifelte, dass George W. Bush ein Stümper vor dem Herrn war, kanalisierte sich speziell das europäische Ressentiment gegen den britischen Premierminister Tony Blair. So bezeichnete George Michael diesen in seinem Song Shoot the Dog als „good puppy“, während in diesem Jahr die Thematik auf unterschiedliche Weise von Paul Greengrass und Roman Polanski aufgearbeitet wird. Ersterer lässt in Green Zone seinen US-Soldaten die Lüge erkennen, Letzterer präsentierte mit The Ghost Writer eine kleine Breitseite gegen Blair. Auf gewohnt sarkastische Art nahm sich dabei bereits im vergangenen Jahr Armando Iannucci mit In the Loop dem Thema an. Wobei er leider nicht ganz an alte Stärken anknüpfen konnte.
Im Jahr 2005 startete Iannucci für die BBC seine Polit-Satire The Thick of It. Zentraler Angelpunkt war das fiktive Ministerium für Sozialwesen und Bürgerschaft in Verbindung mit dem Kommunikationsdirektor Malcolm Tucker (Peter Capaldi) von Downing Street 10. In den ersten beiden - jeweils nur drei Folgen umfassenden - Staffeln fokussierte sich Iannucci auf Chris Langhams Minister Hugh Abbott, der nicht nur mit den Medien, sondern auch seinem Ministerium zu kämpfen hat. Speziell die beiden Staffelauftakte waren ausgesprochen gelungen, wie auch die beiden einstündigen Specials anlässlich des Rücktritts von Tony Blair. Langhams Rolle wurde in der dritten Staffel sehr wahrscheinlich wegen seiner Inhaftierung für das Herunterladen von Kinderpornographie aus der Serie gestrichen, sodass seine Position die neue Ministerin Nicola Murray (Rebecca Front) einnahm. Leider konnte The Thick of It in seiner dritten Staffel nicht mehr an die Stärke der früheren Episoden anknüpfen, erlebt nun aber in neuem Gewand - lediglich Malcolm Tucker und sein Stellvertreter, Jamie MacDonald (Paul Higgins), kehren zurück - mit In the Loop ein Comeback.
So verkommt Tom Hollanders „The Fucker“ aus dem Serienfinale in der Filmversion zum eingeschüchterten Simon Foster, Minister für Internationale Entwicklung, der unbedachter Weise einen von den USA und Großbritannien geplanten Krieg im Mittleren Westen als „unvorhersehbar“ bezeichnet und damit seinen Unmut ausdruckt. Etwas, das ein Malcolm Tucker natürlich nicht auf sich sitzen lassen kann und Foster fortan ganz genau im Auge behält. Die Äußerung wiederum hat auch bei Kriegsgegnern in den USA für Aufsehen gesorgt, weshalb sich die amerikanische Assistenzdirektorin für Diplomatie, Karen Clarke (Mimi Kennedy), und US-General George Miller (James Gandolfini) darum bemühen, Foster für ihre Zwecke zu missbrauchen. Mit hineingezogen in das transatlantische Außenpolitikdesaster werden dann auf amerikanischer Seite noch Clarkes Assistentin Liza Weld (Anna Chlumsky), die ein Memo gegen den Krieg verfasste, und Fosters neuer Berater Toby Wright (Chris Addison), der fehlgeleiteter Weise mehrere Informationen verbreitet.
Viele Gesichter aus The Thick of It finden nun ihren Weg in Iannuccis Film, wenn auch in neuen Figuren. Sei es Chris Addison in prominentester Form oder James Smith, Joanna Scanlan, Alex Macqueen, Olivia Poulet sowie Will Smith. Am gelungensten spielt jedoch Paul Higgins in seiner Paraderolle des Jamie auf, der weitaus mehr Freiraum gewährt bekommt, als auf der anderen Seite des Ozeans sein Chef Malcolm. Allein wie Jamie die Verbreitung von Lizas Memo mittels seiner Fax-Zerstörung präsentiert ist eine Sichtung des Filmes wert. Aber auch Malcolms zahlreiche popkulturelle Beleidigungen können sich Sehen beziehungsweise Hören lassen. Ohnehin vermag In the Loop speziell dann zu überzeugen, wenn die Figuren in ihre keifenden Beleidigungen entlassen werden. So sind die Höhepunkte - leider rar gesäte - Szenen wie die Dialoge zwischen Foster und Toby (“Thanks, you're a legend.“) im US State Department oder das Aufeinandertreffen von Malcolm und Miller (“Falling asleep on someone, that doesn't count!“) bei den Vereinten Nationen.
Vollends überzeugen kann der filmische Ausflug jedoch nicht. Zu billig ist die Nebenhandlung rund um einen Mauervorfall - mit Steve Coogan in einer Nebenrolle - in die Handlung und das Finale eingewoben, zu belanglos sind die Szenen der Amerikaner, wenn sie mit keiner der britischen Figuren interagieren. Auch das Finale wird relativ schnell heruntergespult und endet, ähnlich wie das Serienfinale, reichlich plötzlich. Vielleicht wäre es dem Film besser bekommen, wenn man sich an der Anhörung Tony Blairs bezüglich des Irakkrieges orientiert hätte, statt sich auf zwei Seiten des Atlantiks gleichzeitig politisch zu beteiligen. Denn wirklich bissig werden die Dialoge - und von ihnen leben Iannuccis Figuren - nur dann, wenn sich die Briten, insbesondere die beiden Schotten Capaldi und Higgins, beginnen gegenseitig verbal zu zerfleischen. Abgesehen also von seinen narrativen Schwächen in der politischen Einordnung ist In the Loop eine annehmbare filmische Fortsetzung, die jedoch selten die Brillanz der ersten Staffeln erreicht.
7/10
Ist eigentlich schon bekannt, ob der Film eine deutsche Syncro bekommen wird? Oder zumindest einen DVD-Start hier in Deutschland? Denn er würde mich doch extrem interessieren. :)
AntwortenLöschenDa in Deutschland soweit ich weiß nie THE THICK OF IT lief, wage ich aktuell zu bezweifeln, dass es zu einer dt. Synchro kommt. Aber die UK-DVD ist relativ günstig, weiß aber nicht mehr, ob sie über (englische) Untertitel verfügt.
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