11. Mai 2010

The Fantastic Mr. Fox

This story is too predictable.

Je erfolgreicher und beliebter ein Buch beziehungsweise die Werke eines Autoren sind, desto eindringlicher bleibt es in der kollektiven Erinnerung verhaftet. So wie die Herren J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis, die mit ihren Werken ganze Fangruppen geschaffen haben. Ähnlich wie J.K. Rowling mit ihren Abenteuern um Harry Potter. Auch Maurice Sendak hat sich mit Where the Wild Things Are unsterblich gemacht. Ein Aspekt, in dem ihm die Herren Theodor Seuss Geisel - besser bekannt als „Dr. Seuss“ - und Roald Dahl - einfach nur als „Roald Dahl“ bekannt - in nichts nachstehen. Ersterer ließ Horton ein Who hören und den Grinch Weihnachten stehlen, Letzterer zeichnet sich verantwortlich für Werke wie Charlie and the Chocolate Factory oder The Fantastic Mr. Fox. Während sich Tim Burton vor einigen Jahren an der Schokoladenfabrik vergriff, nahm sich Wes Anderson, ein Vertreter des gegenwärtigen New Hollywood, des phantastischen Fuchses an. Dabei leidet sein Film auch unter den Änderungen gegenüber Dahls ursprünglicher Vorlage.

Bedenkt man, dass dessen Buch lediglich den zweiten Akt von Andersons The Fantastic Mr. Fox ausmacht und dieser auch nur rund achtzig Minuten dauert, erhält man ein Bild davon, wie schnell sich die 96 Seiten von Dahls Geschichte eigentlich erzählen lassen. Im Film präsentiert Anderson nun eine Vorgeschichte, in der ebenjener Mr. Fox (George Clooney) und seine Frau (Meryl Streep) eine Vogelfarm plündern. Auf frischer Tat ertappt und im Angesicht einer baldigen Vaterschaft muss Mr. Fox der Gattin versprechen, fortan seinen Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen. Zwölf Fuchsjahre später kann sich dieser jedoch mit seiner Arbeit als Kolumnist immer noch nicht abfinden, strebt er doch nach Höherem. Er plant den ultimativen Coup gegen die drei größten Farmer (u.a. Michael Gambon) der Gegend. Einen Coup, der nicht nur das Leben seines eigenen Sohnes, Ash (Jason Schwartzman), sondern auch das der übrigen Waldtiere - darunter unter anderem auch sein eigener Anwalt, der Dachs (Bill Murray) - zu gefährden droht.

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Spike Jonze hatte Wes Anderson weit weniger Probleme mit seiner Kinderbuch-Adaption. Und doch irgendwie auch nicht. Sollte zuerst doch Cate Blanchett an der Seite von George Clooney ihre Stimme zur Verfügung stellen, ehe sie dann plötzlich aus dem Projekt schied (ein Vorfall, den Anderson allerdings in seiner Gänze auf Internet-Gerüchte zurückführt). Ähnlich wie Henry Selick, der sich schließlich gegen eine Zuarbeitung für Anderson und mit Coraline für seine eigene Stop-Motion-Literaturadaption entschied. Ärger gab es zudem wegen einer Äußerung von Kameramann Tristan Oliver, der in einem Interview kritisierte, dass Anderson es vorzog, die Dreharbeiten zum Film weniger vor Ort als vielmehr per Email aus seinem Pariser Apartment zu leiten. Möglich, dass nichts davon am Ende tatsächlich The Fantastic Mr. Fox beeinflusst hat. Auch wenn der fertige Film letztlich an verschiedenen Stellen den Eindruck erweckt, dass dies durchaus der Fall gewesen sein könnte. Gerade was den Verlust von Henry Selick angeht.

Ersetzt wurde Selick schließlich durch Mark Gustafson, wobei dessen Stop-Motion-Animationen nicht durchgängig überzeugen können. Sind einige Nahaufnahmen, speziell wenn Charaktere das Bewusstsein verlieren, durchaus amüsant umgesetzt, wirken andere redundante Einstellungen wie das nervöse, Zähne zeigende Grinsen von Mr. Fox doch eher störend. Ohnehin sind die menschlichen Farmer besser animiert als ihre tierischen Kollegen. Insgesamt weiß Gustafson einen Meister des Faches wie Selick es ist leider nicht entsprechend zu ersetzen. Auch mit der Starbesetzten Darstellerriege, die den Figuren die Stimmen leihen, hat man sich nicht wirklich einen Gefallen getan. Einige unter ihnen, wie Adrien Brody oder Owen Wilson, tauchen dabei lediglich in unwichtigen Gastrollen auf, Andere, wie Bill Murray oder Michael Gambon, dürfen ihr stimmliches Potential nicht zur Genüge ausschöpfen. Stattdessen fokussiert sich Anderson fast ausschließlich auf Mr. Fox und damit auf sein marketingtechnisches Zugpferd: George Clooney.

Um dem Status' seines Stars gerecht zu werden, schien Anderson einige Zugeständnisse machen zu wollen. Nur so will sich die vorangegangene Abstinenz von Mr. Fox erklären, ehe er es sich zum Ziel setzt, nicht nur eine, sondern gleich drei Farmen zu plündern. Steven Soderberghs Ocean’s Eleven lässt grüßen, in welchem sich Clooney als Frank Sinatra für Arme präsentieren durfte. Hinzu kommt dann, dass sein Mr. Fox die Inkarnation des eingebildeten Lackaffen darstellt, der andere Charakter wie den Dachs unterbricht, wenn diese in ihrem eigenen Haus (!) eine Rede halten oder ständig mit seinem nervigen Markenzeichen daherkommt. “If they aren’t completely knocked out and dazzled and kind of intimidated by me than I don’t feel good about myself“, lässt Anderson die Figur sich zumindest im Ansatz ihres eigenen arroganten Narzissmus’ bewusst werden. Was deren unsympathisches Auftreten allerdings kaum zu retten vermag, welches spätestens dann getoppt wird, wenn im dritten Akt Mr. Fox seinen Gegenspieler Rat (Willem Dafoe) umbringt!

Immerhin findet sich ein altbekanntes Thema, welches Andersons Œuvre durchzieht: Der Konflikt zwischen Vater und Sohn. War es in Rushmore noch ein Quasi-Verhältnis, finden sich die Probleme von Kindern mit ihren Vätern in all von Andersons späteren Filmen wieder. So auch hier, wenn Jason Schwartzmans Ash sich nach der Anerkennung seines Vaters sehnt, dieser aber stattdessen seinen Neffen Kristofferson (Eric Chase Anderson) bevorzugt. Letztlich ist jene Beziehung aber auch so belanglos für die Geschichte, wie die meisten anderen Figuren in dieser Clooney/Mr. Fox-One-Man-Show. Insofern überzeugt The Fantastic Mr. Fox nur bedingt, sowohl visuell als auch narrativ. Dass der Film - allerdings auch dank seiner Kurzweiligkeit - dennoch unterhält, verdankt er seinen gelegentlich gelungenen Ideen. Beispielsweise wenn sich beide Parteien bekannt sind und dennoch mit anonymen Briefen über die Situation austauschen. Leider viel zu rare Momente, um The Fantastic Mr. Fox wirklich zu einem guten Film zu machen.

6/10

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