Man könnte meinen, wenn eine Schauspielerin eine gute Rolle haben will, muss sie sich diese selber schreiben. So handhabten es zuvor bereits Brit Marling (Another Earth) und Greta Gerwig (Frances Ha), Lena Dunham (Tiny Furniture, Girls) übernimmt in ihren Werken sogar gleich noch die Regie. Ein Höchstmaß an Einfluss sicherte sich auch Desiree Akhavan in ihrem Debüt Appropriate Behavior (Deutschlandstart: 14. Mai), in dem sie die bisexuelle Shirin spielt, eine amerikanische Endzwanzigerin mit iranischen Wurzeln, die nach ihrem Beziehungsende mit Freundin Maxine (Rebecca Henderson) in ein Loch fällt. Während in Rückblenden ihre Liaison mit Maxine reflektiert wird, versucht Shirin in der Gegenwart wieder auf die Beine zu kommen.
Inhaltlich eint Akhavans Debüt dabei viel mit Noah Baumbachs Frances Ha – nur mit lesbischem Einschlag. In beiden Fällen muss die bislang ziellos durch New York wandelnde Hauptfigur sich nach einer neuen WG-Bleibe umsehen, nachdem ihr Wohnverhältnis mit einer Frau zu Ende ging. Den Fokus legt Akhavan jedoch durchaus stärker auf die Beziehung der beiden zentralen Frauen in der Geschichte, wie diese zueinander fanden, woran die Partnerschaft letztlich scheiterte und wie Shirin versucht, nach der Trennung mit dieser umzugehen. “I’m dead inside”, klagt sie da ihrer besten Freundin Crystal (Halley Feiffer), nachdem Shirin nach der Trennung von Maxine noch den alten gemeinsamen Strap-on-Dildo aus dem Müll geklaubt hat.
Die eingeschobenen Rückblenden zeigen uns, wie beide Frauen in einer Silvesternacht zueinander fanden. “I find your anger incredibly sexy”, sagt Shirin zu Maxine als diese sich über eine alte Liebschaft aufregt. “I hate so many things too.” Bald schon ziehen beide zusammen, was wiederum erste Konflikte birgt, da Shirin sich immer noch nicht vor ihren Eltern (Anh Duong, Hooman Majd) als bisexuell geoutet hat. “They know I know they know”, behauptet die Tochter zwar, fürchtet sich aber dennoch vor einer möglichen Stigmatisierung ihrer persischen Familie. “She’s not easy”, urteilt die Mutter in einer Szene, als Shirins erfolgreicher Urologen-Bruder Sorgen um die Schwester äußert. Shirins Bisexualität ist aber nur ein Teil des Ganzen.
Im Grunde könnte die bisexuelle Figur auch eine heterosexuelle sein, beispielsweise eine junge Frau mit persischen Wurzeln, die entgegen der Erwartung der Eltern einen nicht-persischen Mann anschleppt. Aus dem Konflikt, ihrer Familie ihre Sexualität verheimlichen zu müssen, macht Akhavan wenig in Appropriate Behavior. Vielmehr ist die Bisexualität ein Detail, beispielsweise wenn sich Shirin in einer einsamen Nacht einer Ménage-à-trois mit einem Pärchen hingibt oder Maxine auf einer Party mit einem apathischen Hipster eifersüchtig machen will. Grundsätzlich dreht sich die Handlung aber darum, dass die Hauptfigur mit einer alten Beziehung abschließt und ihr Leben wieder aufnimmt. Mund abwischen, weitermachen.
Keine neue Geschichte, wie generell der Filme wenig originell daherkommt, sondern sich verschiedener Elemente und Motive der Indie- und Mumblecore-Szene der jüngeren Vergangenheit bedient. Was für ein Debüt sicher nicht verwerflich ist. So entschuldigt sich, dass Akhavan in manchen Szenen etwas steif in ihrem Spiel wirkt. Hier wirken ihre Zeilen weniger glaubwürdig, eher vorgetragen. Nutzt sie zu Beginn zudem oft Schuss-Gegenschuss-Verfahren, um Dialogszenen zu drehen, rückt sie davon im Verlauf dankenswerter Weise mehr in die Halbtotale ab. “Really, all you have to do is show them how to hold a camera”, lautet da ironischerweise ein Rat an Shirin, als sie später die Leitung einer Film-AG für Fünfjährige übernimmt.
Zugleich gelingt es Appropriate Behavior aber durchaus, bisweilen Akzente zu setzen. Wie in einer Rückblende, wenn sich Shirin und Maxine eines Rollenspiels bedienen, um ihr stagnierendes Sexleben wieder anzukurbeln und Maxine als allzu umgängliche Finanzbeamte jegliches Flair zerstört. Unterschwellig schiebt Akhavan auch bisweilen leichte Sozialkritik in ihren Film unter, wenn ein Sexualstraftäter seine Vorstrafe dadurch erklärt, dass sein Freund damals eben etwas jünger war als er oder eine Dessous-Verkäuferin versucht, Shirin sich ob ihrer geringen Brustweite besser fühlen zu lassen. Erfrischend ist Appropriate Behavior also durchaus, selbst wenn Desiree Akhavans Debüt in seiner Summe nicht allzu originell ausfällt.
Inhaltlich eint Akhavans Debüt dabei viel mit Noah Baumbachs Frances Ha – nur mit lesbischem Einschlag. In beiden Fällen muss die bislang ziellos durch New York wandelnde Hauptfigur sich nach einer neuen WG-Bleibe umsehen, nachdem ihr Wohnverhältnis mit einer Frau zu Ende ging. Den Fokus legt Akhavan jedoch durchaus stärker auf die Beziehung der beiden zentralen Frauen in der Geschichte, wie diese zueinander fanden, woran die Partnerschaft letztlich scheiterte und wie Shirin versucht, nach der Trennung mit dieser umzugehen. “I’m dead inside”, klagt sie da ihrer besten Freundin Crystal (Halley Feiffer), nachdem Shirin nach der Trennung von Maxine noch den alten gemeinsamen Strap-on-Dildo aus dem Müll geklaubt hat.
Die eingeschobenen Rückblenden zeigen uns, wie beide Frauen in einer Silvesternacht zueinander fanden. “I find your anger incredibly sexy”, sagt Shirin zu Maxine als diese sich über eine alte Liebschaft aufregt. “I hate so many things too.” Bald schon ziehen beide zusammen, was wiederum erste Konflikte birgt, da Shirin sich immer noch nicht vor ihren Eltern (Anh Duong, Hooman Majd) als bisexuell geoutet hat. “They know I know they know”, behauptet die Tochter zwar, fürchtet sich aber dennoch vor einer möglichen Stigmatisierung ihrer persischen Familie. “She’s not easy”, urteilt die Mutter in einer Szene, als Shirins erfolgreicher Urologen-Bruder Sorgen um die Schwester äußert. Shirins Bisexualität ist aber nur ein Teil des Ganzen.
Im Grunde könnte die bisexuelle Figur auch eine heterosexuelle sein, beispielsweise eine junge Frau mit persischen Wurzeln, die entgegen der Erwartung der Eltern einen nicht-persischen Mann anschleppt. Aus dem Konflikt, ihrer Familie ihre Sexualität verheimlichen zu müssen, macht Akhavan wenig in Appropriate Behavior. Vielmehr ist die Bisexualität ein Detail, beispielsweise wenn sich Shirin in einer einsamen Nacht einer Ménage-à-trois mit einem Pärchen hingibt oder Maxine auf einer Party mit einem apathischen Hipster eifersüchtig machen will. Grundsätzlich dreht sich die Handlung aber darum, dass die Hauptfigur mit einer alten Beziehung abschließt und ihr Leben wieder aufnimmt. Mund abwischen, weitermachen.
Keine neue Geschichte, wie generell der Filme wenig originell daherkommt, sondern sich verschiedener Elemente und Motive der Indie- und Mumblecore-Szene der jüngeren Vergangenheit bedient. Was für ein Debüt sicher nicht verwerflich ist. So entschuldigt sich, dass Akhavan in manchen Szenen etwas steif in ihrem Spiel wirkt. Hier wirken ihre Zeilen weniger glaubwürdig, eher vorgetragen. Nutzt sie zu Beginn zudem oft Schuss-Gegenschuss-Verfahren, um Dialogszenen zu drehen, rückt sie davon im Verlauf dankenswerter Weise mehr in die Halbtotale ab. “Really, all you have to do is show them how to hold a camera”, lautet da ironischerweise ein Rat an Shirin, als sie später die Leitung einer Film-AG für Fünfjährige übernimmt.
Zugleich gelingt es Appropriate Behavior aber durchaus, bisweilen Akzente zu setzen. Wie in einer Rückblende, wenn sich Shirin und Maxine eines Rollenspiels bedienen, um ihr stagnierendes Sexleben wieder anzukurbeln und Maxine als allzu umgängliche Finanzbeamte jegliches Flair zerstört. Unterschwellig schiebt Akhavan auch bisweilen leichte Sozialkritik in ihren Film unter, wenn ein Sexualstraftäter seine Vorstrafe dadurch erklärt, dass sein Freund damals eben etwas jünger war als er oder eine Dessous-Verkäuferin versucht, Shirin sich ob ihrer geringen Brustweite besser fühlen zu lassen. Erfrischend ist Appropriate Behavior also durchaus, selbst wenn Desiree Akhavans Debüt in seiner Summe nicht allzu originell ausfällt.
6.5/10
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