That is all an angel is: an idea of God.
(Meister Eckhart)
Mit sechzehn Jahren bewarb sich Bill Plympton bei Disney als Animateur, wurde jedoch aufgrund seines Alters abgelehnt. Über die Jahre hinweg hat sich der heute 63 Jahre alte Amerikaner zu einem der bekanntesten Indie-Zeichner gemausert, dessen Werke unter anderem in der New York Times, aber auch Magazinen wie dem Rolling Stone, der Vogue oder der Vanity Fair landeten. Bisher brachte es der Amerikaner auf 26 Kurz- und fünf Langfilme, wobei sein letztes Werk, Idiots and Angels, bereits mitgezählt wurde. Mit Heard ‘em Say lieferte Plympton für den US-Rapper Kanye West sogar ein Musikvideo ab. Der Stil des Zeichners ist dabei unvergleichlich und gerade in den USA bekannt. Doch Plymptons jüngster Film stellt eine kleine Herausforderung dar, ist er doch besonders düster und surreal, während er auf jegliches gesprochene Wort verzichtet.
Der Film erzählt die Geschichte eines übel gelaunten Mannes, der seine Tage damit verbringt, in Bart’s Bar Kette zu rauchen und Alkohol in sich hineinzuschütten. Sein Leben beginnt sich schließlich zu verändern, als ihm Flügel auf dem Rücken wachsen. Entfernt er das lästige Beiwerk zuerst noch mit dem Rasierer, so muss er bald damit zum Arzt gehen. Dieser riecht in seinem geflügelten Patienten Ruhm und Reichtum, doch ehe es zur wissenschaftlichen Sensation kommt, flüchtet der Mann. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass die Flügel durchaus auch ein Eigenleben haben, wenn sie den Mann stets davon abhalten sich selbst auf Kosten Anderer zu bereichern. Jener neu entdeckte Heldenmut kostet ihn schließlich das Leben, sorgt aber später auch für seine Wiedergeburt. Denn Idiots and Angels ist in seinem Kern nichts anderes als eine Parabel über die Menschlichkeit.
Plymptons neuer Film lässt sich nicht so einfach kategorisieren, ähnlich verhält es sich mit seinem Protagonisten. Dieser wird vom Zeichner selbst Angel genannt, sodass die Vermutung naheliegt, dass es sich bei diesem generell um einen Engel handelt, der einfach seine Flügel vergessen hat bzw. kein Engel sein möchte. Eine andere Deutungsweise wäre, dass Engel nicht geboren sondern gemacht werden. Und die allgemeine Moral, dass man ein erfüllteres Leben hat, wenn man freundlich und zuvorkommend zu seinen Mitmenschen ist. Insofern erlebt auch Protagonist Angel eine Katharsis, egal ob er nun ein Engel oder ein Mensch ist. Als Gegenbeispiel und wenn man so will auch Antagonist fungiert hierbei Bart der Barkeeper. Zusätzlich lässt sich in Idiots and Angels auch ein kleiner Thriller sehen, wenn man dem Kampf von Angel mit seinen Flügeln und dem Komplott gegen ihn einen gewichtigeren Charakter zuordnen möchte.
Dabei ist Idiots and Angels die meiste Zeit sicherlich interessant und faszinierend, zugleich jedoch auch mitunter diffus und verstörend. Der einzigartige, einfarbige Zeichenstil des Amerikaners hebt den Film dabei aus der Masse an Zeichentrickfilmen hervor, wenn er dies nicht schon allein durch seine sehr erwachsene Geschichte getan hat. Allerdings hängt es sicherlich von der eigenen Persönlichkeit ab, ob - und wenn ja, inwieweit - man etwas mit Plymptons jüngstem Film anzufangen weiß. Denn einfache Kost ist seine Menschlichkeits-Parabel ganz gewiss nicht, auch wenn das Ganze keine anderthalb Stunden geht. Einen Blick für Fans des Künstlers und des Genres allgemein ist Idiots and Angels dann aber sicherlich alle mal wert.
5.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision
(Meister Eckhart)
Mit sechzehn Jahren bewarb sich Bill Plympton bei Disney als Animateur, wurde jedoch aufgrund seines Alters abgelehnt. Über die Jahre hinweg hat sich der heute 63 Jahre alte Amerikaner zu einem der bekanntesten Indie-Zeichner gemausert, dessen Werke unter anderem in der New York Times, aber auch Magazinen wie dem Rolling Stone, der Vogue oder der Vanity Fair landeten. Bisher brachte es der Amerikaner auf 26 Kurz- und fünf Langfilme, wobei sein letztes Werk, Idiots and Angels, bereits mitgezählt wurde. Mit Heard ‘em Say lieferte Plympton für den US-Rapper Kanye West sogar ein Musikvideo ab. Der Stil des Zeichners ist dabei unvergleichlich und gerade in den USA bekannt. Doch Plymptons jüngster Film stellt eine kleine Herausforderung dar, ist er doch besonders düster und surreal, während er auf jegliches gesprochene Wort verzichtet.
Der Film erzählt die Geschichte eines übel gelaunten Mannes, der seine Tage damit verbringt, in Bart’s Bar Kette zu rauchen und Alkohol in sich hineinzuschütten. Sein Leben beginnt sich schließlich zu verändern, als ihm Flügel auf dem Rücken wachsen. Entfernt er das lästige Beiwerk zuerst noch mit dem Rasierer, so muss er bald damit zum Arzt gehen. Dieser riecht in seinem geflügelten Patienten Ruhm und Reichtum, doch ehe es zur wissenschaftlichen Sensation kommt, flüchtet der Mann. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass die Flügel durchaus auch ein Eigenleben haben, wenn sie den Mann stets davon abhalten sich selbst auf Kosten Anderer zu bereichern. Jener neu entdeckte Heldenmut kostet ihn schließlich das Leben, sorgt aber später auch für seine Wiedergeburt. Denn Idiots and Angels ist in seinem Kern nichts anderes als eine Parabel über die Menschlichkeit.
Plymptons neuer Film lässt sich nicht so einfach kategorisieren, ähnlich verhält es sich mit seinem Protagonisten. Dieser wird vom Zeichner selbst Angel genannt, sodass die Vermutung naheliegt, dass es sich bei diesem generell um einen Engel handelt, der einfach seine Flügel vergessen hat bzw. kein Engel sein möchte. Eine andere Deutungsweise wäre, dass Engel nicht geboren sondern gemacht werden. Und die allgemeine Moral, dass man ein erfüllteres Leben hat, wenn man freundlich und zuvorkommend zu seinen Mitmenschen ist. Insofern erlebt auch Protagonist Angel eine Katharsis, egal ob er nun ein Engel oder ein Mensch ist. Als Gegenbeispiel und wenn man so will auch Antagonist fungiert hierbei Bart der Barkeeper. Zusätzlich lässt sich in Idiots and Angels auch ein kleiner Thriller sehen, wenn man dem Kampf von Angel mit seinen Flügeln und dem Komplott gegen ihn einen gewichtigeren Charakter zuordnen möchte.
Dabei ist Idiots and Angels die meiste Zeit sicherlich interessant und faszinierend, zugleich jedoch auch mitunter diffus und verstörend. Der einzigartige, einfarbige Zeichenstil des Amerikaners hebt den Film dabei aus der Masse an Zeichentrickfilmen hervor, wenn er dies nicht schon allein durch seine sehr erwachsene Geschichte getan hat. Allerdings hängt es sicherlich von der eigenen Persönlichkeit ab, ob - und wenn ja, inwieweit - man etwas mit Plymptons jüngstem Film anzufangen weiß. Denn einfache Kost ist seine Menschlichkeits-Parabel ganz gewiss nicht, auch wenn das Ganze keine anderthalb Stunden geht. Einen Blick für Fans des Künstlers und des Genres allgemein ist Idiots and Angels dann aber sicherlich alle mal wert.
5.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision
Schon vorgemerkt.
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