27. Januar 2014

Pāfekuto Burū [Perfect Blue]

Excuse me... who are you?

Schon Albert Einstein wusste, dass die Realität nur eine Illusion ist – „allerdings eine sehr hartnäckige“. Das Spiel um Sein und Schein, das von René Descartes’ Erkenntnistheorie bis hin zu Philip K. Dick reicht, begleitet die Menschheit seit Jahrhunderten. Auch Kon Satoshi spielte mit erkenntnistheoretischen Ideen, darunter in Pāfekuto Burū, im Westen als Perfect Blue vertrieben. „Woher weißt du, dass du jetzt dieselbe Person bist wie vor einer Minute?“, lautet eine Frage, der sich Protagonistin Kirigoe Mima (Iwao Junko) darin stellen muss. Als sie ihre J-Pop-Gruppe Cham für eine Karriere als Fernsehdarstellerin verlässt, scheint sie sich mit der Zeit sprichwörtlich selbst zu verlieren. Mit tödlichen Konsequenzen.

Eigentlich sollte ihre Schauspielkarriere der nächste Schritt für die junge Frau sein, doch ihre Umwelt nimmt den beruflichen Wechsel nicht so gut auf wie ihr Agent Tadokoro (Tsuji Shinpachi). Während Cham wider Erwarten Charterfolge feiert, sieht sich Mima gezwungen, Kompromisse einzugehen, um in ihrer Miniserie mehr screen time zu erhalten. Auf eine Vergewaltigungsszene folgen Nacktbilder und die alte und neue Mima scheinen sich immer mehr voneinander zu entfernen. So sehr sogar, dass sie parallel zu existieren scheinen, wenn sich Mima im Internet auf einem Blog – scheinbar „ihre“ – Kritik an ihren Entscheidungen gefallen lassen muss. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Hinzu kommt, dass ein vermeintlicher Stalker in Person von Uchida (Ōkura Masaaki) jede Person zu eliminieren scheint, die an dem Image von Cham-Mima kratzt. Auch Mimas Managerin Rumi (Matsumoto Rica) ist von den Veränderungen ihrer Klientin wenig begeistert, sollte Mima doch jene Sängerkarriere anstreben, die Rumi selbst ihrer Zeit verwehrt blieb. Als sich die Taten der einen Mima jedoch verstärkt auf das Leben der anderen Mima auswirken, zweifelt diese an ihrem eigenen Verstand. War sie in jenem Geschäft einkaufen, wie sie auf „ihrem“ Blog geschrieben hat? „Eine Illusion kann sich nicht materialisieren“, sagt man ihr zwar, dennoch verabschiedet sich langsam aber sicher ihr Bezug zur Realität.

Hilfreich ist es da wenig, dass Kon Satoshi seinen Film auf eine Metaebene verlagert, wenn die Geschehnisse von Mimas TV-Serie Double Bind mehr und mehr sich mit denen ihres Lebens überschneiden. Es stellt sich ferner die Frage, um welche Form von Mimesis es sich hier handelt: life imitating art oder art imitating life? Dies wird dann im dritten Akt von Perfect Blue verstärkt, wenn Mima gesagt wird, sie müsse sich „ans Drehbuch halten“. Ist ihr Leben nur eine Episode von Double Bind? Eine Mise-en-abyme? „Ich bin ich“, sagt sie sich wie ein Mantra als ihr Cham-Mima wieder mal erscheint und erinnert damit wiederum an René Descartes’ ersten unbezweifelbaren Satz seiner Erkenntnistheorie (lat. ego sum, ego existo).

Dies alles kanalisiert sich jedoch erst gegen Ende des zweiten Akts, allzu philosophisch kommt Kons Psycho-Thriller – der ursprünglich als Realfilm umgesetzt werden sollte, ehe es an der Finanzierung mangelte – dabei nicht einmal daher. Die angesprochenen Punkte spielen sich eher auf einem subtilen Level ab und wirken wie eine Melange aus Alfred Hitchcock und Philip K. Dick. Speziell im dritten Akt überschlagen sich allerdings dann die Ereignisse und Perfect Blue nimmt ein ungeahntes Tempo an. Besonderen Eindruck hat Kon mit seinem Werk dabei bei seinem Kollegen Darren Aronofsky hinterlassen, der zwei Szenen des Films in Requiem for a Dream Hommage erwies sowie allerlei Elemente in Black Swan zitierte.

Wie so oft bei japanischen Produktionen ist die Animation hierbei tadellos und lässt keine Wünsche übrig, wie auch die musikalische Untermalung vom J-Pop Cham’s bis hin zum regulären Score atmosphärisch die Geschichte verdichtet. Kon Satoshi spielt in Pāfekuto Burū gekonnt mit verschiedenen geschickten Einstellungen und Ideen, auch wenn sich der angedeutete Identitätsverlust von Mami letztlich doch zu sehr auf sie selbst beschränkt und mancher Aspekt, wie Uchidas Rolle oder das relativ eindeutige Ende, noch hätten vertieft werden können. „Ich bin echt“, sagt Mami daher zum Schluss einer Geschichte, an der sie vielleicht weniger zu sich selbst gefunden als sich womöglich schlicht neu erfunden hat.

10/10

20. Januar 2014

Ao no roku gô [Blue Submarine No. 6]

This is the end of the world.

Jedes Teilchen hat sein Antiteilchen, jede Idee somit ihren Gegenentwurf – sei es Gott und Teufel oder Krieg und Frieden. Wo es eine Utopie gibt, muss es also auch ein Dystopie geben. Eine Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt hat. Eine einprägsame Dystopie schuf Ozawa Satoru 1967 in seinem dreibändigen Manga Ao no roku gô, der bei uns im Westen als Blue Submarine No. 6 vertrieben wurde. Erzählt wird von einem verrückten Wissenschaftler, von Mensch-Tier-Hybriden und von dem Kampf zweier Parteien um Sein oder Nichtsein. Rund 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung adaptierten Chigira Kôichi und Maeda Mahiro Ozawa-sans Manga für eine gleichnamige, vierteilige Original Video Animation (OVA).

In dieser hat der Wissenschaftler Zorndyke dafür gesorgt, dass die Polkappen der Erde zerstört wurden, was einen Anstieg der Meereslevel nach sich zog. Genauso wie eine Instabilität der Erdkruste, die sich nun bewegt und das Ende der Menschheit herbeiführen könnte. Zugleich schuf Zorndyke Hybriden aus Mensch und Tier, die ihn wie einen Gott verehren, während die Überreste der Menschheit ihn mit ihrer Blue Submarine Flotte zu bekämpfen versuchen. Der Kapitän von Blue Submarine No. 6, Iga Tokuhiro, schickt derweil Offizierin Kino Mayumi aus, um den desertierten Piloten Tetsu Hayami zurück an Bord zu bringen, während Zorndykes „Sohn“ und Admiral, Verg, den nächsten Angriff auf die Blues plant.

Passenderweise ist Blue Submarine No. 6 selbst ein Hybrid, eine Mischung aus 3D-Computereffekten sowie traditioneller Animation. Was die OVA zu einem Pionier auf diesen Gebiet macht – allerdings keinem, dessen es wirklich gebraucht hätte. Denn die 3D-Elemente sind reichlich schlecht gealtert – insofern sie je überzeugt haben – und allen voran überflüssig. Denn der Film zeichnet sich durch eine ausgesprochen gelungene Animation aus, die sich auch heutzutage noch im Genre behaupten könnte. Wären da nicht die bisweilen auftretenden Computereffekte, die einen eher aus dem Moment herausreißen. Abzuwarten bliebe, ob dies bei der im Januar erscheinenden (US-)Blu-ray weiterhin der Fall sein dürfte.

Einprägsamer als die Animation ist Ozawa-sans Geschichte, um die Bedrohung von Zorndyke und seinen Geschöpfen. „Die Menschen haben sich nicht zu ihrem Vorteil entwickelt“, erläutert der Wissenschaftler später seine Motive. Zerfressen von Neid, Wut und Zorn seien sie, dabei hätte die Wissenschaft dann auch noch der Natur den Rücken zugewandt. „Und jetzt muss die Menschheit die Konsequenzen tragen“, beschließt Zorndyke. Am „Sinnvollsten“ erschien es dem Soziopathen, sie zu dezimieren – und sie für seine neue, verbesserte Rasse der Mensch-Tier-Hybriden zu perfektionieren. Eine kaum überschaubare Masse an Geschöpfen, von denen nur Verg eine erkennbare Persönlichkeit zu besitzen scheint.

Die lässt den Admiral natürlich in ihren Charakterzügen weitaus mehr seinen Widersachern ähneln, ist Verg doch von Hass und Rachsucht getrieben. Der Gott-Charakter von Zorndyke wird da verstärkt, wenn er gegen Ende offenbart, dass ihm seine Geschöpfe entwachsen sind. „Alles, was ich noch tun kann“, sagt er, „ist zusehen“. Weitaus mehr am Idealbild orientiert sich da eine Myutio, ein Exemplar einer Art Meerjungfrau, der Hayami während eines Gefechts das Leben rettet. Seine im Verlaufe der Geschichte vertiefte Beziehung zur Myutio wird es sein, die ihn in Kontakt mit einem Musuka – einem Pottwal-Pendant der Submarines – bringt und ihm veranschaulicht, was Zorndyke ursprünglich vorgehabt haben mag.

Mit Verstand und Gefühlen habe er sie ausgestattet – zwei Merkmale, die bis auf Hayami allen übrigen Figuren abzugehen scheinen. Insofern zeigt sich, dass in Blue Submarine No. 6 der Kampf für das Bestehen der Menschheit von deren Menschlichkeit abhängig ist. Trotz etwaiger Kampfszenen wird das finale Gefecht nicht offen miteinander, sondern vielmehr von den Figuren mit sich selbst ausgefochten. Dies wiederum rückt den Film speziell in seiner zweiten Hälfte verstärkt in das Genre des Antikriegsfilms, ist doch gerade die vierte Episode ausschließlich auf die Aufklärung der gewaltsamen Auseinandersetzung fokussiert. Oder wie Zorndyke zu Hayami und Kino sagt: „Ihr könnt voneinander lernen“.

Kritisiert wird der Film oftmals für seine nur geringfügig ausgearbeiteten Charaktere, allen voran Hayami als Hauptprotagonist. Sicherlich nicht ungerechtfertigt, bleiben doch die meisten Figuren, darunter auch Kino, ausgesprochen blass. Motive und Emotionen von Hayami selbst werden dabei nur grob angedeutet oder in einer Rückblende zu Beginn von Episode 3 angerissen. Grundsätzlich dürfte der fünfbändige Manga, eine Neuauflage zu seiner ursprünglichen Serie von Ozawa-san selbst Ende der 1990er Jahre verfasst, nochmals eine Vertiefung darstellen. Viel Interpretationsspielraum wird folglich dem Zuschauer überlassen, da Blue Submarine No. 6 ohnehin zuvorderst über seine Atmosphäre funktioniert.

Fans von Animationsfilmen, insbesondere von Manga, oder dystopischer Szenarien dürften dennoch ziemlich angetan von Blue Submarine No. 6 sein. Gerade hinten raus gewinnt der Film viel an Emotionalität und Tiefgang, gefällt durch seine faszinierende Geschichte und seine, gerade für eine OVA, einprägsame visuelle Gestaltung. Wenn T.S. Eliot in The Hollow Men schrieb, dies sei, wie die Welt zugrunde ginge, “not with a bang but with a whimper”, stellt Ao no roku gô zumindest im Ansatz das Antiteilchen zu dieser Aussage dar. Zwar endet dessen Welt nicht, sondern verändert sich nur. Jedoch ebenfalls nicht mit einem Knall, sondern einem Anflug von Menschlichkeit. Es besteht also Hoffnung, auch in der Dystopie.

8/10

13. Januar 2014

Hachi: A Dog’s Tale

If it’s all right, could I wait with you for the next train?

Er gilt als der beste Freund des Menschen – der Hund. Speziell in Europa wird er als treuer Begleiter gesehen und damit als Sinnbild von Loyalität. Mancher Besucher aus dem arabischen oder chinesischen Raum mag ob der Fürsorge und „Vermenschlichung“ der Caniden in der westlichen Zivilisation die Stirn runzeln, kümmern sich viele Menschen um ihre Hunde doch weitaus mehr als um ihre Mitmenschen und Artgenossen. Vielleicht jedoch nicht zu Unrecht, wie das Beispiel mancher wahrhaft loyaler Hundebegleiter zeigt, die ihren Herrchen auch Jahre nach deren Ableben noch treu blieben. Einer ihrer berühmtesten Vertreter ist Hachikō, dem zuletzt 2009 in Hachi: A Dog’s Tale Ehrerbietung erwiesen wurde.

Hierbei wurde die Originalgeschichte vom Tokio der 1920er Jahre in die modernen USA versetzt, wenn Richard Geres Musikprofessor Parker Wilson eines Abends am Bahnhof seines Vorortes über einen Akita-Welpen stolpert. Kurzerhand nimmt er diesen mit nach Hause, dem Widerwillen seiner Gattin Cate (Joan Allen) zum Trotz. Bald schon sind Parker und Hachi ein Herz und eine Seele, sodass der Hund ihn morgends zum Bahnhof begleitet und von diesem Schlag 17 Uhr auch wieder abholt. Bis zu jenem Tag, an dem er vergebens wartet, da Parker während einer Vorlesung an Herzversagen stirbt. Nichtsdestotrotz erscheint Hachi aber auch die kommenden neun Jahre Tag für Tag pünktlich am Bahnhof.

Entsprechend drückt Lasse Hallström mit seinem Film natürlich auf die Tränendrüse – insofern man denn eine besitzt. Schließlich handelt es sich bei Hachi: A Dog’s Tale um eine berührende Geschichte eines treuen Begleiters, dessen Loyalität die Grenzen des Lebens zu überbrücken scheint. Basierend auf jenem Akita, der Anfang der 1920er Jahre im Besitz des Tokioter Professor Ueno Hidesaburō war, der täglich von der Bahnstation Shibuya ins Zentrum von Tokio fuhr. Bis er 18 Monate später im Mai 1925 an einer Hirnblutung verstarb. Dennoch tauchte Hachikō auch die folgenden neun Jahre täglich in Shibuya auf, ehe er selbst dem Krebs erlag. Dabei ist die Geschichte von Hachikō keineswegs ein Einzelfall.

Ähnlich verlief das Erlebnis um den Hütehund Shep, der sechs Jahre lang täglich an eine Bahnstation im US-amerikanischen Fort Benton kam, wo er die Rückkehr seines verstorbenen Herrchens erwartete, dessen Leichnam von hier den Bahnhof verließ, ehe Shep selbst 1942 von einem Zug erfasst wurde. Stolze 14 Jahre wartete der italienische Straßenhund Fido im toskanischen Borgo San Lorenzo auf seinen Herrn Carlo Soriani, nachdem dieser während eines Bombardements der Stadt am 30. Dezember 1943 ums Leben kam. Die Liste ließe sich noch fortführen, insofern ist Hachi: A Dog’s Tale keine originäre Erzählung, sondern eine von vielen. Was ihr aber dank Hallströms Inszenierung nichts von ihrer Stärke raubt.

Bemerkenswert ist, dass der Film die Geschichte einer bloßen Freundschaft erzählt, frei vom Versuch, Geres Figur durch den Hund charakterlich wachsen oder in neue Bahnen lenken zu lassen. Ohnehin beruht der einzige Konflikt des Films auf dem Ableben der zweiten Hauptfigur zum Ende des zweiten Akts, während zuvor lediglich die Beziehung zwischen Mensch und Hund im Mittelpunkt stand. Der missglückte Versuch, dem japanischen Spitz das Apportieren beizubringen, die freudige Erwartung, den Gefährten am Bahnhof zu sehen. Die übrigen Figuren wie Parkers Tochter Andy (Sarah Roemer), Bahnvorster Carl (Jason Alexander) oder Hot Dog Verkäufer Jasjeet (Erick Avari) sind da nur Staffage.

Daran kann man sich natürlich stören, an dieser konfliktfreien Idylle, die nicht in die Welt mancher Zuschauer passen will. Vergessen werden sollte jedoch nicht, dass der Film selbst lediglich eine Binnenerzählung ist, die Parkers Enkelsohn zu Beginn seiner Klasse berichtet. Die Geschichte wird folglich dem Zuschauer durch die Augen eines Kindes übermittelt und wenn Figuren wie Parker und dessen Familie zu sehr wie „heile Welt“ wirken, mag dies daran liegen, dass sie dem Enkelsohn als solche vermittelt wurde. Es geht Hallström trotz der wahren Geschichte als Vorlage nicht um ein authentisches oder unperfektes Bild der Realität, sondern darum, das Gefühl der Hingabe (engl. devotion) zu transportieren.

Getragen wird Hachi: A Dog’s Tale dabei weniger von seinem überzeugend aufspielenden (menschlichen) Ensemble als von der nuancierten Darstellung der drei Akitas, die Hachi in den drei entscheidenden Stadien seines Lebens mimen. Speziell die alte Version nach dem Ableben von Parker spielt die übrige Besetzung mühelos an die Wand, wenn mit hängender Rute und hoffnungslos-hingebungsvollem Blick bei eisiger Kälte die Rückkehr des Freundes erwartet wird. Zugleich wohnt der finalen Präsentation von Hachi natürlich eine gewisse Tragik inne, ist sie doch Ausdruck dessen, dass der Akita am Verlust seiner Bezugsperson zu Grunde ging. Entsprechend ergreifend gerät daraufhin das Schlussbild.

Diskutabel ist sicherlich, ob es der Form der Binnenerzählung und damit der etwas leblosen Figur des Neffen bedurfte, auch an der finalen Szene von Hachi dürften sich die Geister streiten, attestiert Hallström doch darin, dass der Akita mehr als nur ein Tier ist. Vielmehr wird ihm hier endgültig eine Seele zugeschrieben, der Hund und seine Emotionswelt somit auf eine Stufe mit seinen menschlichen Begleitern gestellt. Sicher keine leichte Kost für all jene, denen jeglicher Respekt gegenüber Tieren abgeht. Dennoch ist Hachi: A Dog’s Tale nicht nur ein Film für Hundehalter oder –liebhaber, sondern ein bewegendes Manifest von Hingabe und Treue. Glücklich darf sich somit jede/r schätzen, die über jemand wie Hachi im Leben verfügt.

8/10

7. Januar 2014

Filmtagebuch: Dezember 2013

5 BROKEN CAMERAS
(PSE/IL/F/NL 2011, Emad Burnat/Guy Davidi)
7/10

ALADDIN
(USA 1989, Ron Clements/John Musker)
8/10

ALAN PARTRIDGE: ALPHA PAPA
(UK/F 2013, Declan Lowney)
8.5/10

LOS AMANTES PASAJEROS [FLIEGENDE LIEBENDE]
(E 2013, Pedro Almodóvar)

7/10

BASKET CASE
(USA 1982, Frank Henenlotter)
2.5/10

BLICK IN DEN ABGRUND
(A/D 2013, Barbara Eder)
4.5/10

THE CENTRAL PARK FIVE
(USA 2012, Ken Burns/Sarah Burns/David McMahon)
7.5/10

THE COMPANY YOU KEEP
(USA 2012, Robert Redford)
5/10

THE COUNSELOR
(USA/UK 2013, Ridley Scott)
7/10

DIRTY WARS
(USA/AFG/EAK/YAR/IRQ/SP 2013, Rick Rowley)
6/10

DRINKING BUDDIES
(USA 2013, Joe Swanberg)
6.5/10

DUPĂ DEALURI [JENSEITS DER HÜGEL]
(RO/F/B 2012, Cristian Mungiu)

3.5/10

ELYSIUM
(USA 2013, Neill Blomkamp)
5.5/10

EXIT MARRAKECH
(D 2013, Caroline Link)
6/10

LA GRANDE BELLEZZA [LA GRANDE BELLEZZA - DIE GROSSE SCHÖNHEIT]
(I/F 2013, Paolo Sorrentino)

8/10

THE GREAT GATSBY (3D)
(USA 2013, Baz Luhrmann)

8/10

GROWN UPS 2 [KINDSKÖPFE 2]
(USA 2013, Dennis Dugan)

6/10

HOME ALONE
(USA 1990, Chris Columbus)
10/10

HOME ALONE 2: LOST IN NEW YORK
(USA 1992, Chris Columbus)
8.5/10

HORS SATAN
(F 2011, Bruno Dumont)
3.5/10

L’INCONNU DU LAC [DER FREMDE AM SEE]
(F 2013, Alain Guiraudie)
6.5/10

INSIDE LLEWYN DAVIS
(USA/F 2013, Ethan Coen/Joel Coen)
6/10

THE KINGS OF SUMMER
(USA 2013, Jordan Vogt-Roberts)
1.5/10

KISEKI [I WISH]
(J 2011, Koreeda Hirokazu)

6/10

LEMALE ET HA’HALAL [AN IHRER STELLE]
(IL 2012, Rama Burshtein)

6/10

LIKE SOMEONE IN LOVE
(F/J 2012, Abbas Kiarostami)
5.5/10

LINCOLN
(USA 2012, Steven Spielberg)
5.5/10

THE LION KING [DER KÖNIG DER LÖWEN]
(USA 1994, Roger Allers/Rob Minkoff)

10/10

THE LITTLE MERMAID [ARIELLE, DIE MEERJUNGFRAU]
(USA 1989, Ron Clements/John Musker)

10/10

THE LONE RANGER
(USA 2013, Gore Verbinski)
8/10

MANQANA, ROMELIC KVELAFERS GAAQROBS
[THE MACHINE WHICH MAKES EVERYTHING DISAPPEAR]
(GE 2013, Tinatin Gurchiani)

6/10

McCULLIN
(UK 2012, David Morris/Jacqui Morris)
7/10

MINASAN, SAYONARA [SEE YOU TOMORROW, EVERYONE]
(J 2013, Nakamura Yoshihiro)

6.5/10

MUD
(USA 2012, Jeff Nichols)
8/10

MUSEUM HOURS
(A/USA 2012, Jem Cohen)
6/10

LA NOCHE DE ENFRENTE [NIGHT ACROSS THE STREET]
(RCH/F 2012, Raúl Ruiz)

4/10

ŌKAMI KODOMO NO AME TO YUKI [AME UND YUKI. DIE WOLFSKINDER]
(J 2012, Hosoda Mamoru)

7/10

O SOM AO REDOR [NEIGHBORING SOUNDS]
(BR 2012, Kleber Mendonça Filho)

6/10

À PERDRE LA RAISON [OUR CHILDREN]
(B/L/F/CH 2012, Joachim Lafosse)

6/10

A PLACE AT THE TABLE
(USA 2012, Kristi Jacobson/Lori Silverbush)
5/10

POZITIA COPILULUI [MUTTER & SOHN]
(RO 2013, Calin Peter Netzer)

5/10

PROMISED LAND
(USA/UAE 2012, Gus Van Sant)
6/10

REWIND THIS!
(USA 2013, Josh Johnson)
5.5/10

LES SALAUDS [LES SALAUDS - DRECKSKERLE]
(F/D 2013, Claire Denis)

6/10

THE SELFISH GIANT
(UK 2013, Clio Barnard)
7.5/10

SPRING BREAKERS
(USA 2012, Harmony Korine)
10/10

STOKER
(USA/UK 2013, Park Chan-wook)
9/10

SONS OF ANARCHY - SEASON 6
(USA 2013, Paris Barclay u.a.)
7/10

SOUTH PARK - SEASON 17
(USA 2013, Trey Parker)
7/10

THE SPECTACULAR NOW
(USA 2013, James Ponsoldt)
7/10

TCHOUPITOULAS
(USA 2012, Bill Ross IV/Turner Ross)
8/10

TO THE WONDER
(USA 2012, Terrence Malick)
6.5/10

THE UNSPEAKABLE ACT
(USA 2012, Dan Sallitt)
5.5/10

UPSTREAM COLOR
(USA 2013, Shane Carruth)
7/10

WHITE HOUSE DOWN
(USA 2013, Roland Emmerich)
5.5/10

LA VIE D’ADÈLE - CHAPITRES 1 & 2 [BLAU IST EINE WARME FARBE]
(F/B/E 2013, Abdellatif Kechiche)

7.5/10

VILLAGE AT THE END OF THE WORLD
(DK/UK/KN 2012, Sarah Gavron/David Katznelson)
6.5/10

THE WAY, WAY BACK [GANZ WEIT HINTEN]
(USA 2013, Nat Faxon/Jim Rash)

5.5/10

WHAT RICHARD DID
(IRL 2012, Lenny Abrahamson)
6.5/10

YI DAI ZONG SHI [THE GRANDMASTER]
(HK/CN 2013, Wong Kar-wei )

6/10

1. Januar 2014

Filmjahresrückblick 2013: Die Top Ten

It’s a beautiful, beautiful thing, this thing of cinema.
(David Lynch)

Zwar etwas später als sonst üblich soll der obligatorische Rückblick auf das zurückliegende Jahr aber auch auf diesem (Film-)Blog nicht ausbleiben. Die Veteranen unter meinen LeserInnen wissen, das nun viel Blabla über private wie internationale Sehgewohnheiten folgt, nebst Favoritenkür in verschiedenen Rubriken und ein Fazit über die Trends der vergangenen zwölf Monate. Ungeduldige – oder Desinteressierte – dürfen wie gewohnt direkt ans Ende des Beitrags zu meiner Top Ten scrollen, die Übrigen nehme ich wieder mit auf eine kleine Reise, deren Anfang sich bei meiner erneut verstärkten Verschiebung ins Heimkino finden lässt. Hier habe ich nämlich erstaunliche 139 Filme konsumiert, im Kino derweil nur 40.

Wer stark im Kopfrechnen ist, kommt somit auf 179 Filmen insgesamt, was gegenüber 2012 (161) nochmals eine Steigerung darstellt – eben auch dank Heimkinosichtungen. Als Folge ging es also weniger ins Kino (statt 46 nur 40 Mal) und dafür wurden mehr internationale Indie-Produktionen per Video-on-demand und auf Disc begutachtet. Immerhin 25 dieser 40 Kinobesuche gingen dabei auf Pressevorführungen zurück, die gerade zum Ende des Jahres hin allerdings abgenommen haben. Und somit auch der Anteil meiner „gratis“ Kinobesuche gegenüber den sonst regulären Ticketlösungen der Vorjahre. Zwei Mal lockte mich unterdessen lediglich Alfonso Cuaróns Sci-Fi-Film und Überraschungserfolg Gravity ins Kino.

Dieser wurde nicht nur bei Kritikern durch die Bank gelobt und von Kollegen wie James Cameron gar zum Meisterstück verklärt, sondern selbst die Zuschauer sprangen auf das Orbit-Abenteuer an. So schaffte es Gravity in die Top Ten der erfolgreichsten Filme des Jahres und wurde in der Internet Movie Database (IMDb) mit einer Wertung von 8.3/10 der zweitpopulärste Film des Jahres (Stand: 31.12.2013). Damit setzte er sich gegenüber Thomas Vinterbergs Pädophilie-Drama Jagten (8.2/10) durch, der auf Platz 3 einlief, allerdings hatte Gravity zugleich gegenüber Quentin Tarantinos jüngstem Erfolg Django Unchained (8.4/10) das Nachsehen. Zu den drei erfolgreichsten Filmen des Jahres zählte dennoch keiner davon.

Im Gegensatz zum Vorjahr vermochte mit Iron Man 3 nur ein Film die Grenze von einer Milliarde Dollar Einspiel zu überwinden und wurde insofern relativ ungefährdet der klare Sieger des Kinojahres 2013. Ähnlich wie Thor: The Dark World profitierte Shane Blacks Marvel-Sequel dabei wohl vom Avengers-Erfolg des Vorjahres. Wenig verwunderlich ist, dass auch Platz 3 mit einer Fortsetzung besetzt ist. Despicable Me 2 hievte sich zur Bronze und steigerte sich gegenüber seinem ersten Teil zugleich um starke 69 Prozent. Über den Jahreswechsel hinweg erklomm derweil Disneys Frozen noch den zweiten Platz und zog mit dem längeren Atem am Animationskollegen sowie The Hunger Games: Catching Fire vorbei.

Im bulgarischen Kino waren – alles Stand: 31.12.2013 – Vin Diesel und Co. die unangefochtenen Könige, nahm Fast & Furious 6 dort die Pole Position ein. Ähnliches vollbrachte auch Jennifer Lawrences Catching Fire – wenn auch nur in den schwedischen Kinos. Mehr vorzuweisen hat da schon Despicable Me 2, der nicht nur in Südafrika, sondern auch in der Schweiz, den Niederlanden sowie Frankreich und Großbritannien zum Jahressieger wurde. Im Vereinigten Königreich konnte Gru dabei Les Misérables in die Schranken weisen – die Briten hatten schon vor einigen Jahren mit Mamma Mia! ihre Affinität für Musicals zum Ausdruck gebracht. In Spanien amüsierten sich die Iberer derweil am Überraschungserfolg The Croods.

Dass die Belgier gut auf The Smurfs 2 zu sprechen waren, dürfte nicht so überraschend sein, dass die Schlümpfe jedoch auch in Balkanstaaten wie Kroatien, Serbien, Slowenien und der Slowakei die Nummer Eins wurden, schon eher. Der vierte Animationsfilm im Bunde, Pixars Monsters University, zog wiederum Argentinier, Kolumbianer und Uruguayer in seinen Bann – und machte sie zu amerikanischen Außenseitern. Denn in Brasilien, Bolivien, Venezuela, Ecuador, Mexiko und den USA schoss Iron Man 3 an die Spitze, genauso wie in Ungarn. Lachender Dritter war da Peru, das mit Asu mare unterdessen eine einheimische Produktion begünstigte. Und damit waren sie 2013 wieder einmal nicht alleine.

Fast schon Tradition ist, dass Italiener eine einheimische Komödie bevorzugen – in diesem Fall Sole a catinelle. Auch Polen (Drogówka), Tschechen (Babovřesky) und Türken (CM101MMXI Fundamentals) zeigten sich wieder mal patriotisch, wie auch die Asiaten. So erklomm in China Stephen Chows Xi you xiang mo pian die Spitze, in Südkorea 7-beon-bang-ui seon-mul, in Japan Miyazaki-sans finaler Film Kaze tachinu sowie in Thailand Pee Mak Prakanong und in Indien Yeh jawaani hai deewani. Nationale Produktionen waren auch bei den Skandinaviern der Hit. Die Dänen sahen Kvinden i buret, die Norweger Solan og Ludvig – Jul i flåklypa und die Finnen 21 tapaa pilata avioliitto. Und was war in Deutschland?

Auch hierzulande verdrängte kurz vor Jahresschluss noch ein deutscher Film Django Unchained von Platz 1. Und immerhin handelte es sich diesmal dabei nicht um ein Werk des Triumvirats des Schreckens (Schweiger, Schweighöfer, Herbig), sondern um Bora Dagtekins Pauker-Zote Fack Ju Göhte!, über die sich mehr als 4,6 Millionen Deutsche scheckig lachten. Allerdings schafften es auch die üblichen Verdächtigen in die Jahrescharts, landeten Kokowääh 2 und der Schlussmacher doch auf den Plätzen 7 und 8. Weitaus größere Exoten waren da schon Gravity, The Wolverine und Last Vegas, die sich jeweils an die Spitze der Kinocharts in den Ländern Griechenland, Nigeria und Ägypten setzten. Wer hätt’s gedacht?

Ein echter Gewinner des Jahres war allerdings auch Ben Affleck. Vor zehn Jahren bereits abgeschrieben, hielt er im Frühjahr für Argo seinen zweiten Oscar in den Händen. So groß ist wieder das Vertrauen in den Bostoner Burschen, dass man ihm das Batman-Erbe anvertraute, für Zack Snyders Fortsetzung zur Zerstörungsorgie Man of Steel. Auch Jennifer Lawrence war dank Oscargewinn und Hunger-Franchise eine Gewinnerin und zudem everybody’s darling. Ganz so ist es bei Melissa McCarthy nicht, doch mit The Heat und Identity Thief lieferte sie zwei veritable Comedy-Hits ab. Ebenso wie Regisseur James Wan, der mit seinem 20-Millionen-Grusel-Best-of The Conjuring immerhin fast 300 Millionen Dollar Gewinn einfuhr.

Zahlen, an die im Gaming-Bereich allenfalls Grand Theft Auto V, Call of Dury: Ghosts und Co. heranreichen dürften. Das unterhaltsamste Spiel war jedoch keines davon, auch nicht Batman: Arkham Origins oder The Last of Us. Allesamt keine schlechten Spiele, nur bisweilen wenig originell. Vielmehr legte Crystal Dynamics mit dem Lara Croft-Reboot Tomb Raider den klaren Sieger des Jahres vor. Und wo wir schon bei „Serien“ sind: Fand Showtimes Dexter ein unsägliches Ende, zeigte Vince Gilligan mit dem zweiten Teil der fünften Staffel von Breaking Bad nicht nur, wie ein Serienfinale auszusehen hat, sondern wie eine Serie sich Jahr für Jahr von Durchschnitt zum internationalen Klassenprimus wandeln konnte.

Internationale Klasse lieferten 2013 auch wieder zuvorderst die weiblichen Darstellerinnen ab, von denen Cate Blanchett in Woody Allens Blue Jasmine als alkoholgeschwängerte Witwe, die sich der (finanziellen) Realität stellen muss, am meisten Eindruck hinterließ. So wie der junge Conner Chapman als bester Newcomer in Clio Barnards Sozialdrama The Selfish Giant als Problemkind mit Aufmerksamkeitsdefizit und/oder Verhaltensstörung. Effektiv mit seiner Rolle verschmolz Michael Douglas als homosexueller Las Vegas-Entertainer Liberace in Steven Soderberghs HBO-Biopic Behind the Candelabra, was ihm verdientermaßen einen Emmy und vermutlich in Kürze auch einen Golden Globe einbringen wird.

Was bleibt vom Filmjahr 2013? Klar, 3D-Konvertierungen, die jedoch immer noch nirgends überzeugen. Dass Filme auch erfolgreich ohne den Aufpreis laufen können, haben Fast & Furious 6 sowie Catching Fire gezeigt. Ansonsten regieren natürlich die Sequels, auf die nun sogar Pixar augesprungen ist. Wobei auch originäre Filme wie Gravity und The Croods noch Platz in der Top Ten der einträglichsten Filme fanden. Es war letztlich kein großes, aber auch kein allzu schlechtes Jahr. Im Folgenden sollen meine zehn Jahresfavoriten vorgestellt werden, eine vollständige Liste aller von mir gesehenen Filme lässt sich auf Letterboxd einsehen, die Runner Ups und Flop Ten findet sich wie gehabt als erster Kommentar:


10. The Great Gatsby (Baz Luhrmann, USA/AUS 2013): Bildgewaltig und glamourös – willkommen in der Welt von Baz Luhrmann, Hollywoods Mann fürs extravagant Tragische. Was eignet sich also mehr für den Australier als eine Adaption von F. Scott Fitzgeralds Weltroman The Great Gatsby, einer tragischen Liebesgeschichte und zugleich kritischer Sozialkommentar zur Pervertierung des American Dream? Luhrmann gelingt erneut ein Fest für die Sinne, wenn er eine perfekte Welt für unperfekte Menschen schafft.

9. The Central Park Five (Ken Burns et al. USA 2012): Eine Aprilnacht im New York City von 1989 sollte das Leben von sechs Personen verändern als eine 28-jährige Joggerin vergewaltigt sowie fast getötet und fünf Jugendliche für das Verbrechens zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurden. Nur dass sie unschuldig waren. Dokumentarfilmer Ken Burns, seine Tochter Sarah Burns und ihr Mann David McMahon geben in The Central Park Five Einblicke in den Fall und die damalige Lage der Stadt.

8. Jeune & jolie (François Ozon, F 2013): Ähnlich wie in Luis Buñuels Belle de Jour erzählt François Ozon von der Selbstprostitution einer schönen wohlsituierten Frau, in diesem Fall einer 17-Jährigen, die ihre Sexualität entdeckt hat. Jeune & jolie wird dabei getragen vom unverbrauchten Spiel des 23-jährigen Models Marine Vacth und ist kein bloßes Pubertätsdrama. Vielmehr erzählt Ozon mittels subtilem Humor und nicht zu knapper Erotik gekonnt einen – zugegeben: ungewöhnlichen – Coming-of-Age-Film.

7. Poslednata lineika na Sofia (Ilian Metev, HR/BG/D 2012): Ist auf den Straßen eine Notarztambulanz unterwegs, kann jede Minute über Leben und Tod entscheiden. Ilian Metev begleitete in seinem Dokumentarfilm Poslednata lineika na Sofia für zwei Jahre das einzige Reanimationsteam der bulgarischen Hauptstadt, welches mit widrigen Mitteln in Ausstattung wie städtischer Peripherie zu kämpfen hat. Dennoch lassen sich Notarzt Krassi, Krankenschwester Mila und Fahrer Plamen nicht unterkriegen.

6. Frances Ha (Noah Baumbach, USA 2012): Wer von uns kennt sie nicht, die Generation Praktikum, die unsicher durchs Leben wandelt und an sich nur an der joie de vivre partizipieren will? Noah Baumbach präsentiert uns eine solche orientierungslose Figur in Person der bezaubernden Greta Gerwig, die vom Leben abgehängt worden zu sein scheint. Frances Ha ist dabei ein filmischer Pilgerschritt, als hätte Woody Allen eine Doppelfolge von Lena Dunhams Girls inszeniert. Der Feel-Good-Film des Jahres.

5. Alan Partridge: Alpha Papa (Declan Lowney, UK/F 2013): Rund 22 Jahre nach seiner Erschaffung lässt Steve Coogan sein inkompetentes Alter Ego, den Radio-Moderator Alan Partridge, auf die Kinozuschauer los. In Alan Partridge: Alpha Papa wird die Kunstfigur in ein Geiselszenario geworfen – und missbraucht dieses sogleich als “siege face” zur Reanimation ihres verlorenen Ruhmes. Herzlicher wird man 2013 nirgends lachen als bei dieser absurd-komischen Komödie von Regisseur Declan Lowney.

4. Tchoupitoulas (Bill Ross IV/Turner Ross, USA 2012): Selten hat man einen Film gesehen, der so harmonisch in seine Umgebung eintaucht und zugleich als Türöffner für das Publikum funktioniert wie Tchoupitoulas. Die Brüder Bill Ross IV und Turner Ross entlassen in ihrem Kunstprodukt drei jugendliche Brüder in einen nächtlichen Ausflug ins French Quarter von New Orleans – das Ergebnis ist ein wahrer Erlebnisfilm, bei dem die Grenzen zwischen Fiktion und Realität miteinander verschwimmen.

3. La grande bellezza (Paolo Sorrentino, I/F 2013): Kaum jemand blickte derart gekonnt auf die High Society wie Federico Fellini. Diesem und seinem Meisterwerk La dolce vita setzte Landsmann Paolo Sorrentino mit La grande bellezza ein Denkmal. Ein audiovisueller Bilderrausch durch die Hautevolee Roms, der Fellini mit Terrence Malick vereint und einer verblichenen Zeit nachtrauert, während sich seine Figuren von Party zu Party hangeln und dabei selbst verlieren. Una omaggia alla bellissima.

2. Stoker (Park Chan-wook, USA/UK 2013): In seinem Debütskript ließ sich Wentworth Miller zwar von Alfred Hitchcock inspirieren, dennoch ist Stoker, zugleich das US-Regiedebüt von Park Chan-wook, sein ganz eigener Herr. Die Coming-of-Age-Geschichte der Halbwaise India, angetrieben von ihrem mysteriösen Onkel, gefällt aufgrund ihrer lebhaften Figuren, allen voran jedoch durch Parks Mise-en-scène und Bildkomposition. Als Resultat wartet ein audiovisueller Hochgenuss – Alfred Hitchcock trifft Dexter.

1. Spring Breakers (Harmony Korine, USA 2012): Mit Spring Breakers legt Harmony Korine seinen unpersönlichsten und doch reifsten Film vor. Das Ergebnis sind avantgardistische Ideen, kombiniert mit Elementen des Arthouse-Kinos im Mainstream-Gewand. Der Film selbst kann dabei als Spiegelbild des Rezipienten gelesen werden, ist je nachdem „nur“ Sex, Drogen und Dubstep für die Facebook-Generation, unter der Oberfläche aber werden malicksche Themen behandelt. Spring Break forever, y’all!