Be the hero of your own life story.
Kinderbücher zu verfilmen war schon immer en vogue, das erfolgreichste Beispiel dürfte wohl die Verfilmung der Harry Potter-Reihe sein, deren sechster Band diesen Herbst im filmischen Gewand daherkommt. Aber auch die Chroniken von Narnia oder His Dark Materials schafften es ins Kino. In diesem speziellen Genre wird keine Müdigkeit vorgeschützt, The Hobbit ist soeben in Planung und bereits abgedreht sind die Kultbücher Inkheart von Cornelia Funke und Where The Wild Things Are von Maurice Sendak. Abgesehen von letzterem handelt es sich bei den verfilmten Kinderbüchern um Textgeschichten, die wenig bis gar keine Bilder aufweisen. Somit wird die Phantasie der Leser gefordert und spätestens in den jeweiligen Verfilmungen dann bildlich kontextualisiert. Dass es nicht immer eines Kultbuches bedarf, um eine Verfilmung zu erzwingen, beweist nun das neue Werk von Universal. Filmproduzentin Paula Mazer, die hinter Kinderfilmen wie Corinna, Corinna steht, entdeckte zufällig einen Roman in einer Bücherei in Santa Monica. Das Buch wurde gekauft und ihren eigenen Kindern vorgelesen. Mazer war so fasziniert von dem Buch, dass sie sich die Rechte daran sicherte und eine Verfilmung anstrebte. Bei dem angesprochenen Buch handelt es sich um Nim’s Island, das 2002 aus der Feder von Wendy Orr erschien. Als Regisseure und Autoren konnte Mazer das Ehepaar Mark Levin und Jennifer Flackett gewinnen. Beide haben in ihren Vitae dramaturgische Arbeiten an den Fernsehserien The Wonder Years und Earth 2 vorzuweisen, wie auch ihre Arbeit an dem Drehbuch zur britischen RomCom Wimbledon. Mit einem relativ bescheidenem Budget von 37 Millionen Dollar stellten beide dabei einen durchaus überzeugenden Kinderfilm vor äußerst gelungenem Setting zusammen, der durch sein namhaftes Hauptdarstellertrio abgerundet wird. Bedenkt man die Konkurrenz, läuft der Film mit dem bisherigen Einspiel des doppelten seiner Produktionskosten verhältnismäßig gut.
Wie der Titel bereits verrät dreht es sich in der Geschichte um die Insel von Nim. Nim (Abigail Breslin) lebt zusammen mit ihrem Vater Jack (Gerard Butler), einem Meeresbiologen, auf einer einsamen Insel im Südpazifik. Ihre freie Zeit vertreibt sie sich dabei mit den Lebewesen der Insel, darunter allen voran die Seelöwin Selkie. Aber auch ein Leguan, eine Seeschildkröte und ein Pelikan zählen zu ihrem Freundeskreis. Sollte Nim doch einmal langweilig werden, vertieft sie sich in die Abenteuerromane rund um Alex Rover (Gerard Butler), der selbstredend an Genrevater Indiana Jones angelehnt ist. Als Jack eines Tages auf eine Expedition geht, aufgrund eines Unwetters jedoch nicht zurückkehrt, beginnt sich Nim Sorgen zu machen. Vor allem da auch Piraten drohen die Insel zu okkupieren. Da trifft es sich gut, dass per Email Alex Rover mit ihr Kontakt aufnimmt, den sie prompt um Unterstützung bittet. Was Nim jedoch nicht weiß: bei Alex Rover handelt es sich um Alex(andra) Rover (Jodie Foster), die unter extremer Agoraphobie leidet. Mit Hilfe ihres Alter Egos Alex Rover gelingt es Alexandra jedoch das Abenteuer anzunehmen und sich auf die Suche nach Nim und ihrer Insel zu begeben. Das ganze ist im Endeffekt zwar weniger abenteuerlich, wie es die Produzenten einem weiß machen wollen, dafür ist das Paradies aber mehr als tropisch. Eigentlicher Hauptdarsteller ist im Grunde Hinchinbrook Island, eine Insel vor der Küste Australiens, die Pate für Nim’s Insel stand. Wunderschöne Sandstrände und glasklares Wasser machen das Kinopublikum sehnsüchtig nach einem eigenen Ausflug in den Pazifikraum. Mit der Oscarnominierten Abigail Breslin konnten die Macher einen der Top-3-Kinderstars für ihr Projekt gewinnen, wenn nicht sogar das derzeit talentierteste Kind der Filmbranche, da Freddie Highmore und Dakota Fanning für ihre Leistungen bisher nicht sonderlich honoriert wurden.
Komlettiert wird Breslin hierbei von Oscarpreisträgerin Jodie Foster, die sich selbst zum Affen machen darf und dabei keinerlei Scheu empfindet. Ihr Engagement am Film dürfte sicherlich auch mit ihren eigenen beiden Kindern zusammenhängen, denen sonst die Filme ihrer Mutter aufgrund der Altersfreigabe verwehrt bleiben dürfte. In einer Doppelrolle zu sehen ist Gerard Butler, der seit seinem Erfolg in 300 sich auch für weniger spektakuläre Rollen – wie diese hier – nicht zu schade ist. Die Tatsache, dass Butler auch als Abenteurer Rover zu sehen ist, fügt sich sehr schön in Nim’s blühende Phantasie ein, in der es nur selbstverständlich wäre, dass ihr Vater, den sie als Held ansieht, Pate steht für ihren anderen Helden. Allgemein sind die Szenen, welche Alex Rover einbeziehen, sehr gelungen geraten, obschon sie einer gewissen Lächerlichkeit ausgesetzt sind. Besonders die Szene, in der Nim das neueste Roversche Abenteuer liest, ist ausgesprochen gelungen und praktisch eine Liebesbezeugung an die Magie des Lesens. Die Phantasie spielt ohnehin eine gehobene Rolle in Nim’s Island, auch wenn die Tierfreunde von Nim mit anderen Personen interagieren. Diese finden sich außerhalb des Drehrahmens im Sea World Australia, erstaunlicherweise scheint vieles im Film – entgegen seinem Anschein – nicht von Animatronics zu stammen. Wer den Film in der deutschen Synchronisation sieht, darf sich zudem auf Dorette Hugo freuen, die einer Stewardess ihre Stimme leiht und einen „Kurzauftritt“ hat. Ich selbst bin der guten Frau seit Arielle – die Meerjungfrau stimmtechnisch sowieso verfallen, sodass die deutsche Fassung des Filmes allein ihretwegen schon wert war angesehen zu werden.
Man sollte sich aber nicht in die Irre führen lassen, denn die eigentliche Heldin von Orrs Geschichte ist weniger Nim als vielmehr Alexandra. Nim ist ohne Frage ein heldenhafter und mutiger Charakter, was allein durch ihren Status als Mädchen schon etwas Besonderes darstellt. Aber die eigentliche Handlung spielt nicht auf ihrer Insel, sondern auf dem Festland. Alexandra ist es, die ihre Ängste überwinden, sich auf ein Abenteuer einlassen muss. Ironischerweise ist sie das verklärte Gegenbild von all den Idealen, welche sie ihrem männlichen Alter Ego Alex zuschreibt. Alles muss desinfiziert sein und nicht mal die Post aus dem Briefkasten ist für Alexandra eine zumutbare Aufgabe. Die Not von Nim in Verbindung mit ihrer inneren Stimme (Alex Rover) hilft ihr jedoch bei der Überwindung und so nimmt sie die Reise in den Pazifik tatsächlich auf sich. Das ist die eigentliche Geschichte, welche Orr erzählt, denn dass der Film am Ende eigentlich überhaupt keine funktionierende Handlung hat, verwundert gar nicht mehr. Nim’s Not ist ein einfacher MacGuffin, der die vordergründige Geschichte auslöst. Alexandras Emanzipation. Wer hier eigentlich der Hilfe von wem bedarf, zeigt sich gegen Ende des Filmes. Für die Ansprüche eines Erwachsenen mag der Film nicht genügen, die Kinderherzen zwischen 8 und 12 lassen sich aber bestimmt einfacher gewinnen. Dafür sorgt wohl allein der Leguan Fred, der als comic relief funktioniert. Die Handlung ist kaum bis selten innovativ, das Ende bereits nach wenigen Minuten absehbar und die auferlegte Spannung in keinem Moment wahrlich spannend. All das brauchen Kinder allerdings auch nicht, denen wird Nim als emanzipiertes und akzeptiertes Kind auf Augenhöhe mit Erwachsenen zusagen, zusammen mit der Insel als Spielplatz und den sympathischen Tierfiguren als Freunde. In der Hinsicht funktioniert der Film also, bei dem es, wie so oft in Kinderfilmen, vormerklich um die Vermittlung einer Botschaft geht.
6/10
Kinderbücher zu verfilmen war schon immer en vogue, das erfolgreichste Beispiel dürfte wohl die Verfilmung der Harry Potter-Reihe sein, deren sechster Band diesen Herbst im filmischen Gewand daherkommt. Aber auch die Chroniken von Narnia oder His Dark Materials schafften es ins Kino. In diesem speziellen Genre wird keine Müdigkeit vorgeschützt, The Hobbit ist soeben in Planung und bereits abgedreht sind die Kultbücher Inkheart von Cornelia Funke und Where The Wild Things Are von Maurice Sendak. Abgesehen von letzterem handelt es sich bei den verfilmten Kinderbüchern um Textgeschichten, die wenig bis gar keine Bilder aufweisen. Somit wird die Phantasie der Leser gefordert und spätestens in den jeweiligen Verfilmungen dann bildlich kontextualisiert. Dass es nicht immer eines Kultbuches bedarf, um eine Verfilmung zu erzwingen, beweist nun das neue Werk von Universal. Filmproduzentin Paula Mazer, die hinter Kinderfilmen wie Corinna, Corinna steht, entdeckte zufällig einen Roman in einer Bücherei in Santa Monica. Das Buch wurde gekauft und ihren eigenen Kindern vorgelesen. Mazer war so fasziniert von dem Buch, dass sie sich die Rechte daran sicherte und eine Verfilmung anstrebte. Bei dem angesprochenen Buch handelt es sich um Nim’s Island, das 2002 aus der Feder von Wendy Orr erschien. Als Regisseure und Autoren konnte Mazer das Ehepaar Mark Levin und Jennifer Flackett gewinnen. Beide haben in ihren Vitae dramaturgische Arbeiten an den Fernsehserien The Wonder Years und Earth 2 vorzuweisen, wie auch ihre Arbeit an dem Drehbuch zur britischen RomCom Wimbledon. Mit einem relativ bescheidenem Budget von 37 Millionen Dollar stellten beide dabei einen durchaus überzeugenden Kinderfilm vor äußerst gelungenem Setting zusammen, der durch sein namhaftes Hauptdarstellertrio abgerundet wird. Bedenkt man die Konkurrenz, läuft der Film mit dem bisherigen Einspiel des doppelten seiner Produktionskosten verhältnismäßig gut.
Wie der Titel bereits verrät dreht es sich in der Geschichte um die Insel von Nim. Nim (Abigail Breslin) lebt zusammen mit ihrem Vater Jack (Gerard Butler), einem Meeresbiologen, auf einer einsamen Insel im Südpazifik. Ihre freie Zeit vertreibt sie sich dabei mit den Lebewesen der Insel, darunter allen voran die Seelöwin Selkie. Aber auch ein Leguan, eine Seeschildkröte und ein Pelikan zählen zu ihrem Freundeskreis. Sollte Nim doch einmal langweilig werden, vertieft sie sich in die Abenteuerromane rund um Alex Rover (Gerard Butler), der selbstredend an Genrevater Indiana Jones angelehnt ist. Als Jack eines Tages auf eine Expedition geht, aufgrund eines Unwetters jedoch nicht zurückkehrt, beginnt sich Nim Sorgen zu machen. Vor allem da auch Piraten drohen die Insel zu okkupieren. Da trifft es sich gut, dass per Email Alex Rover mit ihr Kontakt aufnimmt, den sie prompt um Unterstützung bittet. Was Nim jedoch nicht weiß: bei Alex Rover handelt es sich um Alex(andra) Rover (Jodie Foster), die unter extremer Agoraphobie leidet. Mit Hilfe ihres Alter Egos Alex Rover gelingt es Alexandra jedoch das Abenteuer anzunehmen und sich auf die Suche nach Nim und ihrer Insel zu begeben. Das ganze ist im Endeffekt zwar weniger abenteuerlich, wie es die Produzenten einem weiß machen wollen, dafür ist das Paradies aber mehr als tropisch. Eigentlicher Hauptdarsteller ist im Grunde Hinchinbrook Island, eine Insel vor der Küste Australiens, die Pate für Nim’s Insel stand. Wunderschöne Sandstrände und glasklares Wasser machen das Kinopublikum sehnsüchtig nach einem eigenen Ausflug in den Pazifikraum. Mit der Oscarnominierten Abigail Breslin konnten die Macher einen der Top-3-Kinderstars für ihr Projekt gewinnen, wenn nicht sogar das derzeit talentierteste Kind der Filmbranche, da Freddie Highmore und Dakota Fanning für ihre Leistungen bisher nicht sonderlich honoriert wurden.
Komlettiert wird Breslin hierbei von Oscarpreisträgerin Jodie Foster, die sich selbst zum Affen machen darf und dabei keinerlei Scheu empfindet. Ihr Engagement am Film dürfte sicherlich auch mit ihren eigenen beiden Kindern zusammenhängen, denen sonst die Filme ihrer Mutter aufgrund der Altersfreigabe verwehrt bleiben dürfte. In einer Doppelrolle zu sehen ist Gerard Butler, der seit seinem Erfolg in 300 sich auch für weniger spektakuläre Rollen – wie diese hier – nicht zu schade ist. Die Tatsache, dass Butler auch als Abenteurer Rover zu sehen ist, fügt sich sehr schön in Nim’s blühende Phantasie ein, in der es nur selbstverständlich wäre, dass ihr Vater, den sie als Held ansieht, Pate steht für ihren anderen Helden. Allgemein sind die Szenen, welche Alex Rover einbeziehen, sehr gelungen geraten, obschon sie einer gewissen Lächerlichkeit ausgesetzt sind. Besonders die Szene, in der Nim das neueste Roversche Abenteuer liest, ist ausgesprochen gelungen und praktisch eine Liebesbezeugung an die Magie des Lesens. Die Phantasie spielt ohnehin eine gehobene Rolle in Nim’s Island, auch wenn die Tierfreunde von Nim mit anderen Personen interagieren. Diese finden sich außerhalb des Drehrahmens im Sea World Australia, erstaunlicherweise scheint vieles im Film – entgegen seinem Anschein – nicht von Animatronics zu stammen. Wer den Film in der deutschen Synchronisation sieht, darf sich zudem auf Dorette Hugo freuen, die einer Stewardess ihre Stimme leiht und einen „Kurzauftritt“ hat. Ich selbst bin der guten Frau seit Arielle – die Meerjungfrau stimmtechnisch sowieso verfallen, sodass die deutsche Fassung des Filmes allein ihretwegen schon wert war angesehen zu werden.
Man sollte sich aber nicht in die Irre führen lassen, denn die eigentliche Heldin von Orrs Geschichte ist weniger Nim als vielmehr Alexandra. Nim ist ohne Frage ein heldenhafter und mutiger Charakter, was allein durch ihren Status als Mädchen schon etwas Besonderes darstellt. Aber die eigentliche Handlung spielt nicht auf ihrer Insel, sondern auf dem Festland. Alexandra ist es, die ihre Ängste überwinden, sich auf ein Abenteuer einlassen muss. Ironischerweise ist sie das verklärte Gegenbild von all den Idealen, welche sie ihrem männlichen Alter Ego Alex zuschreibt. Alles muss desinfiziert sein und nicht mal die Post aus dem Briefkasten ist für Alexandra eine zumutbare Aufgabe. Die Not von Nim in Verbindung mit ihrer inneren Stimme (Alex Rover) hilft ihr jedoch bei der Überwindung und so nimmt sie die Reise in den Pazifik tatsächlich auf sich. Das ist die eigentliche Geschichte, welche Orr erzählt, denn dass der Film am Ende eigentlich überhaupt keine funktionierende Handlung hat, verwundert gar nicht mehr. Nim’s Not ist ein einfacher MacGuffin, der die vordergründige Geschichte auslöst. Alexandras Emanzipation. Wer hier eigentlich der Hilfe von wem bedarf, zeigt sich gegen Ende des Filmes. Für die Ansprüche eines Erwachsenen mag der Film nicht genügen, die Kinderherzen zwischen 8 und 12 lassen sich aber bestimmt einfacher gewinnen. Dafür sorgt wohl allein der Leguan Fred, der als comic relief funktioniert. Die Handlung ist kaum bis selten innovativ, das Ende bereits nach wenigen Minuten absehbar und die auferlegte Spannung in keinem Moment wahrlich spannend. All das brauchen Kinder allerdings auch nicht, denen wird Nim als emanzipiertes und akzeptiertes Kind auf Augenhöhe mit Erwachsenen zusagen, zusammen mit der Insel als Spielplatz und den sympathischen Tierfiguren als Freunde. In der Hinsicht funktioniert der Film also, bei dem es, wie so oft in Kinderfilmen, vormerklich um die Vermittlung einer Botschaft geht.
6/10
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