Die Schulzeit ist eine harte Zeit, vor allem in den USA. Cliquenwirtschaft existiert während der Pubertät, man versucht sich selbst zu finden und versammelt sich mit Leuten, die gleich oder ähnlich denken wie man selbst. Wer seit vierzig Jahren Kinofilme kennt, der weiß, dass dies in den amerikanischen High Schools noch etwas versierter ist, als hier in Deutschland. Dort hat es die Football-Spieler, die quasi die Könige der Schule sind und ihre Königinnen bestehen aus den Cheerleaderinnen. Prestige ist alles, Aufmerksamkeit auch und diese holt man sich wenn nötig auch auf die rabiate Weise. Und wenn es Könige gibt, existieren auch Narren, die Nerds, Freaks, Streber der Schule. Die Dicken, die Bebrillten, die Schmächtigen, sie werden von den Sportlern und Attraktiven als „Tunten“, „Schwuchteln“ und „Loser“ bezeichnet. Dieses Klischee einer High School lebt in den meisten Teenager-Filmen fort und wurde auch durch TV-Serien wie The O.C. bestärkt und getragen. Eine dieser gemobbten Charaktere ist Emmet (Michael Welch) und die Tatsache, dass er auf der Pool-Party von Schulschönling Dylan ist, verdankt er lediglich seiner Jugendfreundin Mandy Lane (Amber Heard). Mandy wird von ihren männlichen Mitschülern zum heißesten Mädchen der Schule verklärt, doch hierbei spielt nicht ausschließlich ihr Aussehen mit rein, sondern auch, dass sie scheinbar noch jungfräulich ist. Folglich ist sie für Dylan und seine Freunde Bird (Edwin Hodge), Red (Aaron Himmelstein) und Jake (Luke Grimes) eine Art Trophäe, die es zu ergattern gilt. Auf Dylans Poolparty kommt es schließlich zu einem Unfall, der auch Emmet und Mandy auseinander treiben wird. Fortan versucht sich Mandy im neuen Freundeskreis um die eingebildete Chloe (Whitney Able). Gemeinsam soll zum Ferienhaus von Red gefahren werden, doch bereits in der ersten Nacht eskaliert die Situation. Ein Mörder sucht das Anwesen heim und beginnt sich der Teenager zu entledigen.
Hinter All the Boys Love Mandy Lane verbirgt sich eine Gruppe von Filmhochschulabsolventen, von denen im Grunde alle einen Master of Fine Arts in ihrem jeweiligen Metier erlangt haben und rund die Hälfte beim American Film Institute studiert hat. Hierzu zählt auch Regisseur Jonathan Levine, der mit Mandy Lane sein Regiedebüt feiert. „Wenn das Publikum ‚All the Boys Love Mandy Lane’ sieht, soll es sich daran erinnern, wie schrecklich es doch war, ein Teenager zu sein“, beschreibt Levine seinen Film. Mandy Lane somit ein großes Ganzes über das Leben in der High School? Die seltensten Schülerinnen und Schüler dürften während eines Ferienausflugs von einem wahnsinnigen Mörder gejagt worden sein, somit dürfte dies sehr viel weniger mit Levines eigener Schulerfahrung zu tun haben, die er mit seinem Film in Verbindung bringt. Dafür dass die Macher mit Mandy Lane eher eine „Highschool-Geschichte“ denn einen Horrorfilm erzählen wollten, überraschen sie mit extrem naiver Einfallslosigkeit. Das Schulleben, das man hier sieht, konnte man bereits in den American Pie-Filmen oder Robert Rodriguez’ The Faculty sehen, sowie in zwei Dutzend anderer Teenie-Filme aus dem Land hinter dem Ozean. Sexgeile Schönlinge, die jedem Rock hinterher jagen und Mädchen, die Wert auf ihr Aussehen und die Gunst der Jungen legen. Dazu Sex, Petting, Fellatio, Drogen, Alkohol und laute Musik. Neue Sichtweisen kann Levines Film folglich nicht bieten, sondern bedient sich freizügig beim allseits bekannten Klischeepool des Genres, nicht nur in dieser Hinsicht. Auch die Idee eines Serienmörders, der Kinder in ihrer Freizeit heimsucht – am meisten drängt sich Friday the 13th auf – ist so altbacken, dass es für den Zuschauer vollständig vorhersehbar ist. Wer der Täter ist und was seine Motivation, das weiß man bereits nach fünf Minuten, daher ist die Luft aus Levines Film bereits heraus, ehe dieser richtig begonnen hat.
Eine „raffinierte Story“ wird dem Publikum versprochen, der Film soll „den Touch eines spätsommerlichen Feel-Good-Werbespots“ erzeugen. Ein Horrorfilm über die schlechten Erfahrungen in der Schule. Ein Widerspruch in sich. Auch die Aussage des Regisseurs, während der Drehzeit mit 2 Stunden Schlaf pro Nacht ausgekommen zu sein. Viel Lärm und nichts dahinter. Der Film weiß zwar mit einem netten Plottwist aufzuwarten – welcher jedoch ebenfalls vorhersehbar ist –, doch rettet dies das Gesamtbild des Filmes nicht. Dennoch ist der Plottwist sicherlich der Höhepunkt und weiß zu retten, was zu retten ist, einfach da er durch seine Inkonsequenz zu gefallen weiß. Was dem Film jedoch davor bewahrt in sich zusammen zu brechen, ist der Soundtrack, der gerade das gewollte Feel-Good-Gefühl wecken kann. Ironischerweise ist er nicht im Handel erhältlich, aus welchen Gründen auch immer, denn der US-Independent-Film, der jetzt erst in Deutschland startet, ist nicht aktuell, war letztes Jahr bereits auf dem Fantasy Film Fest zu bewundern. Man muss es den Filmhochschulabsolventen allerdings zu Gute halten, dass sie – so einfallslos wie ihr Film ist – diesen optisch und technisch zumindest überzeugend transferieren konnten. Auch das Casting für die eindimensionalen Figuren ist als gelungen zu bezeichnen, stellt allerdings auch keine zu großen Anforderungen an die jungen Darsteller, von denen manche (z.B. Edwin Hodge) bereits seit dem Kindesalter als Schauspieler arbeiten.
Woher die Affinität zu diesen 08/15-Teenie-Slasher-Filmchen stammt, bleibt wohl ein Geheimnis, vor allem da sie alle identisch miteinander sind. Sei es Halloween H20, I Still Know What You Did Last Summer und dergleichen, sie alle konzentrieren sich auf eine Gruppe Teenager, die von einem Mörder heimgesucht werden. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um die Schönen und Doofen der Schule, die Sportler, Cheerleaderinnen und Mobber. Dies lässt darauf schließen, dass die Macher dieser Filme früher einst Nerds und Freaks waren, Leute die gehänselt wurden und sich nun an ihren ehemaligen Peinigern „rächen“ möchten. Wann wurde schon einmal eine Gruppe Jugendlicher auf einer LAN-Party abgestochen? Nein, es sind die oberflächlichen und selbstverliebten Teenies, die sich dem Tod gegenübersehen müssen. Überleben dürfen immer diejenigen, die doch nicht so böse und gemein sind, wie man eigentlich dachte. Diejenigen, die früher mal selbst Nerd waren, oder mit einem eine Freundschaft eingegangen sind. Diese macht man ebenfalls zu Beginn der jeweiligen Filme aus, somit weiß man, wer in All the Boys Love Mandy Lane überleben, wer sterben und wer der Mörder sein wird. Außerdem weiß man, aus welchen Beweggründen heraus der Mörder mordet. All das ist einem nach 10 Minuten bekannt, die restlichen achtzig Minuten verlaufen dann so, wie man sich das denken kann, wenn man in seinem Leben bereits einen Horrorfilm gesehen hat. Dafür, dass der Film das erste Werk einiger Absolventen ist, kann man diesen ihr Ergebnis noch einmal verzeihen, schlimmer wäre es, wenn ein alteingessesener Regisseur diese Geschichte verzapft hätte. Wer seinen Spaß an Slashern wie Friday the 13th oder seinen Genrevertretern hatte, der kommt auch bei All the Boys Love Mandy Lane auf seine Kosten. Für alle anderen dürfte der Film kaum bis wenig Neues bieten, nicht überraschen und kaum erschrecken – der Soundtrack aber, der ist wirklich gut. Hoffentlich kommt der noch auf den Markt.
4.5/10
Woher die Affinität zu diesen 08/15-Teenie-Slasher-Filmchen stammt, bleibt wohl ein Geheimnis, vor allem da sie alle identisch miteinander sind.
AntwortenLöschenWahrscheinlich aus dem gleichem Loch, wie die Affinität der Menschen, die sich jede noch so langweilige amerikanische TV Serie bis zur letzten Staffel reinziehen;)
LOL
AntwortenLöschenThumbs Up, Jochen!
Jetzt bin ich den Horror-Fanboys auf den Schlips getreten - aber ihr fandet ja auch alle "The Descent" und "Haute Tension" extrem toll und meisterlich *gähn*
AntwortenLöschenGlaubst Du wirklich?:D
AntwortenLöschenSo posaunt ihr es jedenfalls immer an verschiedenen Orten :P
AntwortenLöschenSo ist das halt auch. The Descent ist nun mal das beste Horrorstreifen der letztens ca. 15 Jahre.
AntwortenLöschenDa kann doch keiner was für, wenn das so ist.
Da kann doch keiner was für, wenn das so ist.
AntwortenLöschenNoch jemandem auf den Schlips getreten *g*
Und "Fantastic Four" ist die beste Comicverfilmung seit Donner's "Superman"!
@rudi
AntwortenLöschenIch meinte ob Du wirklich glaubst irgendjemanden auf den Schlips treten zu können indem Du uns Dein Unverständnis für den Horrorfilm immer wieder vorführst;)
Kein Film für mich. Nicht, weil ich Slasherfilme nicht mag, sondern, weil sich das hier sehr ausgelutscht anhört.
AntwortenLöschenUpps, das war ja gar nicht Jochen, das war tumulder. Na ja, Daumen hoch bleibt. ;)
AntwortenLöschenRudi, es ist einfach so, dass man Horrorfilm-Besprechungen von dir gar nicht erst zu lesen braucht, weil deine unbegründete und willkürliche Abneigung gegen das Genre von vornherein immer nur einen begrenzten Bewertungsradius zulässt.
Was dir da entgeht, haben Tumulder und ich ja schön öfter gesagt, aber nun gut.
Deshalb die Frage, die du mir kürzlich stelltest: Warum guckst du dir sowas überhaupt noch an?
Die letzte Frage ziehe ich zurück, Mr. Kino.de.
AntwortenLöschen@MVV: Soviel zum Thema "Schmarotzer" ;)
AntwortenLöschen@tumulder & MVV: Gibt durchaus auch Horror-Filme, die mir gefallen. Aber ihr wollt mir doch wohl nicht beide erzählen, dass an MANDY irgendetwas innovatives dran ist? Das ist alles streng nach Klischee gebürstet und selbst der Twist ist quasi vorgegeben und absehbar.
Ich habe die Mandy noch gar nicht gesehen. Aber darum ging es mir auch nicht;)
AntwortenLöschenDito. Ich werde den Film auf jeden Fall noch sehen, weil nach allem, was ich gehört habe, ich da eine sehr clevere Slasher-Umkehrung vermute, mindestens aber ein Spiel mit Genre-Versatzstücken - und das finde ich als alter Horrorfan spannend.
AntwortenLöschenPS: THE DESCENT ist ein Meisterwerk. ;)
@tumulder & MVV: Hauptsache mal gestänkert, ihr zwei Nasen. Tankt ihr mal Super :P
AntwortenLöschendie zwei sind doch eher Waldorf and Stadler :-)
AntwortenLöschenweil nach allem, was ich gehört habe, ich da eine sehr clevere Slasher-Umkehrung vermute, mindestens aber ein Spiel mit Genre-Versatzstücken - und das finde ich als alter Horrorfan spannend.
AntwortenLöschenExakt das ist er auch bzw. tut er (weshalb er auch so gut ist - und Timo und mir kannst ja vertrauen ;-)).
@rudi
AntwortenLöschenHauptsache mal gestänkert,
Ja, eigentlich ist das ja Dein Part;)
@jmk
die zwei sind doch eher Waldorf and Stadler :-)
Ja und die waren ja bekanntlich verdammt gut:D