14. Mai 2009

The Big Bang Theory - Season Two

I’m not insane. My mother had me tested.

Es scheint ein kleines Phänomen zu sein, dass die meisten Sitcoms über eine unwiderstehliche Figur verfügen. Sei es ein Joey Tribiani aus Friends, Barney Stinson in How I Met Your Mother oder Dwight K. Schrute von The Office. All diese Figuren sind sehr eigen, aber wahrscheinlich ist keine von ihnen so speziell wie Sheldon Cooper. Neurotisch und egozentrisch stellt diese Kult-Figur das Herzstück in Chuck Lorre und Bill Pradys The Big Bang Theory dar. Es ist erfreulicherweise erstaunlich, wie wenig sich hier einige Gags abnutzen. Zum Beispiel Sheldons Zwang auf einem bestimmten Platz des Sofas zu sitzen. Allein die Folge The Cushion Saturation beschäftigt sich ausgiebig mit jener Neurose, die auch in anderen Episoden Erwähnung findet. Dabei ist Sheldon (Jim Parsons) eine Figur, die man eigentlich nur deswegen so liebt, weil sie so unglaublich anstrengend sein kann.

Auf der anderen Seite haben wir Leonard Hofstadter (Johnny Galecki), der im Vergleich zur ersten Staffel ob seiner oft übertriebenen Naivität etwas einbüßt. Speziell in seiner Beziehung zu Penny (Kaley Couco), die gut ausgebaut wurde, wirkt Leonard (gerade was seinen Intellekt angeht) zu leichtgläubig, bleibt jedoch die erste Identifikationsfigur des Publikums in diesem Sammelsurium von Nerdlore zwischen Comics und Battlestar Galactica. Ohnehin seien an dieser Stelle die Autoren der Serie gelobt, die nicht nur den Eindruck erwecken, dass all das, was in The Big Bang Theory von sich gegeben wird, auch Hand und Fuß hat, sondern denen es zudem gelingt, bisweilen sehr geglückte Titelbeschreibungen für die einzelnen Folgen zu erdenken. Ohnehin überrascht die Sitcom mit zahlreichen frischen Ideen, sodass sich nie wirklich Redundanz verzeichnen lassen.

Denn mit The Killer Robot Instability enttäuscht nur eine der 23 Folgen der zweiten Staffel. Ansonsten verbessert sich die Show im Vergleich zum ersten Jahr, indem sich allgemein eine Qualitätssteigerung bemerkbar macht. Gerade die finalen sechs Folgen sind von starkem Niveau. The Maternal Capacitance und The Vegas Renormalization stellen hierbei die überzeugendsten Episoden dar, wobei auch Folgen wie The Bath Item Gift Hypothesis oder The Panty Piñata Polarization sehr gelungen sind. So vermag die Show nicht nur die Konstanz der vorherigen Staffel zu halten, sondern sogar das Tempo nochmals zu Steigern. Dies ist bei einer Anhebung der Episodenzahl um fünf Folgen nicht selbstverständlich und beweist, dass Lorre und Prady mit The Big Bang Theory ein Glücksgriff gelungen ist. Kein Wunder gab es bereits grünes Licht für weitere Staffeln.

Dieser Erfolg zeigt sich auch in der Fernsehquote. Zweimal war die Show Marktführer zu ihrer Sendezeit und im Vergleich zum Vorjahr schalten bei durchschnittlich 10,1 Millionen Zuschauern nochmals über eine Million mehr Leute ein. Hinzu kamen dieses Jahr Gastauftritten von Charlie Sheen (dank Lorres Two and a Half Men), Jodi Lyn O’Keefe und Summer Glau. Letztere muss sich in The Terminator Decoupling auf einer 11-stündigen Zugfahrt sowohl der Avancen von Rajesh (Kunal Nayyar) als auch Howard (Simon Helberg) erwehren. Womit die Überleitung zu den anderen beiden Hauptfiguren gelungen ist. Und inzwischen haben sich Helberg und Nayyar in der Tat ihren Status als vollwertige Hauptcharaktere neben Sheldon und Leonard redlich verdient, stehen sie doch in Episoden wie The Griffin Equivalency oder The Vegas Renormalization verstärkt im Mittelpunkt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass The Big Bang Theory nicht in solchen Maßen Nerdcode verwendet, wie noch im ersten Jahr. Man lacht somit weniger, weil man das Gefühl hat, etwas ist amüsant, sondern man lacht, weil man nunmehr bis ins Detail folgen kann. Der Humor ist dabei so gelungen, da er im Gegensatz zu Hollywood-Komödien nicht auf ausgelutschte Klischees angewiesen ist. Somit hat sich The Big Bang Theory mit faszinierender Leichtigkeit an die Spitze der Sitcoms gesetzt. Ihre originellen Figuren, die unterhaltsamen Episoden und der überlegene Humor beeindrucken und begeistern. Wird das Niveau auch in der dritten Staffel halten, dürfte die Show ihren aktuellen Status zementieren. Die zweite Staffel jedenfalls war mehr als gelungen, teils überragender Humor mit sympathischen Figuren. Oder mit Sheldons Worten: Peace out!

8/10

3 Kommentare:

  1. Na, da sind wir ja gar nicht so weit auseinander. Wieder einmal sehr ausführlich geschrieben und mit viel Wahrheit. Besonders, dass Wolowitz und Koothrappali mehr in den Vordergrund rücken hat der Serie auch in meinen Augen gut getan.

    Übrigens finde ich, dass Sheldon hier schon beinahe solch eine Sonderstellung, wie Kramer in "Seinfeld" einnimmt. Absolut anders.

    Nun heißt es warten auf Season 3!

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  2. Über die Serie hört man auch nur Gutes. Ich sollte wirklich langsam mal damit anfangen ...

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  3. Meiner Meinung nach eine der besten Sitcoms der letzten Jahre!
    Leider wird wohl mal wieder die Deutsche Übersetzung (wie auch schon bei "How I met your mother") den Witz und Charme des Englischen Originals verfehlen...

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