2. Mai 2009

Chuck - Season Two

Can you be awesome?

In den meisten Fällen verfügen Serien in ihrer ersten Staffel über den stärksten Rückenwind. Hier wirkt noch alles frisch und neu - einfach unverbraucht. In anderen Fällen haben manche Serien ihre Eigenheiten, an die man sich erst gewöhnen muss. Dies ist hauptsächlich in den ersten Episoden der Fall, wie zum Beispiel bei Gossip Girl. An das Neue muss man sich erst gewöhnen, es in seinem Kontext verstehen und in den eigenen Kontext einordnen können. Chuck gehört in die letztere Kategorie. Aber auch irgendwie nicht. Mein grundsätzliches Problem mit der Sitcom war in ihrer ersten Staffel die Vermischung aus Comedy und Action. Für mich hatte dies nicht wirklich funktioniert, gerade Yvonne Strahovski wirkte in ihren Actionszenen eher lächerlich als amüsant. Vielleicht war es auch einfach nicht meine Art Humor, finden die Blogger-Kollegen doch die Serie „hervorragend“, „brillant“ und „ausgezeichnet“. Eine Meinung, die ich nach der ersten durchschnittlichen Staffel nicht teilen konnte. Doch die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und was Serien angeht, gebe ich gerne eine zweite Chance. Denn manchmal, da lohnt sich das auch.

Was ich dann bei Chuck erlebt habe, war überraschend. In den beiden Auftaktfolgen der zweiten Staffel, Chuck Versus the First Date und Chuck Versus the Seduction, wird ein enormes Tempo vorgegeben. Das ist nicht mehr dieselbe Sitcom wie 2007/2008. Das merkt man bereits am Auftakt. Die Action wird weniger inszeniert, als das sie knapp bemessenes Beiwerk ist. Eher Mittel zum Zweck, jedoch außerhalb des Fokus. Der Witz steht im Vordergrund, gerade in diesen beiden Folgen, die sich so von ihren Vorgängern unterscheiden. Zudem geben diese Episoden bereits das Motto der zweiten Staffel vor: Gastauftritte. Im Gegensatz zur ersten Staffel tummeln sich nun eine Vielzahl von Film- und Serienschauspielern. Nur in einem Drittel der Folgen taucht kein/e bekannte/r Schauspieler/in auf. Selbst wenn die Großteile der Auftritte durch Jordana Brewster, Scott Bakula, Chevy Chase und Arnold Vosloo vertreten werden. Von Tony Hale, der eigentlich mehr fester Bestandteil ist, gar nicht zu sprechen. Ein Konzept das aufgeht. Ähnlich wie anderswo (z.B. Will & Grace) würzen die Gastrollen die einzelnen Folgen auf und verleihen ihr Pep - zusätzlichen oder ausschließlichen.

Denn das hohe Niveau vom Start weiß Chuck nicht durchgehend zu halten. Vielmehr verflacht die Serie kurz darauf schon fast auf ihr ursprüngliches Level, weiß sich jedoch in der Mitte wieder zu fangen. Was folgt ist eine Art Achterbahnfahrt, wo über Strecken gute, sehr gute und durchschnittliche Folgen sich die Klinke in die Hand geben. Generell funktioniert Josh Schwartz’ Sitcom für mich nun jedenfalls besser. Am ehesten weiß neben den beiden Auftaktfolgen noch Chuck Versus the Dream Job zu überzeugen, wobei auch Chuck Versus Santa Clause sowie ein paar andere Folgen nahe dran sind. Der Rest pendelt sich ordentlich ein, abgesehen von Chuck Versus the Lethal Weapon und Chuck Versus the Broken Heart, die beide zu den Reinfällen der Staffel zu rechnen sind. Alles unter dem Banner von drei alles überschattenden Themen. Auf der einen Seite gibt es die Actionkomponente im Kampf von Team Chuck gegen die Agenten Fulcrums (u.a. Arnold Vosloo, Michael Rooker, Jordana Brewster) um das Intersect. Die beiden anderen Themen beschäftigen sich mit den Randfiguren. Einerseits spielt hier die Beziehung von Ellie und Devon/Awesome, sowie deren Hochzeit, eine Rolle, andererseits erhält auch die Buy More-Belegschaft rund um Morgan (Joshua Gomez) ihre verdiente Aufmerksamkeit.

Wie angesprochen wird Chuck enorm von seinen Gastauftritten belebt. Sei es ein Michael Clarke Duncan gleich zu Beginn als widerstrebender Agent oder John Laroquette als 007-Verschnitt. Besonders nett ist der Einbau von Jordana Brewster als Chucks College-Ex Jill, die sich in vier Folgen die Ehre gibt. Sehr amüsant auch Reginald VelJohnsons Die Hard-Persiflage in Chuck Versus Santa Clause. Für die Klimax der Staffel haben sich die Macher zudem nicht lumpen lassen mit Arnold Vosloo als Fulcrum-Agent, sowie Chevy Chase als Antagonist und Scott Bakula als verschollenen Vater von Chuck einige „Hochkaliber“ aufzuwarten. Dies birgt zwar die eine oder andere etwas bitter aufstoßende Wendung, die sich jedoch angesichts der sympathischen Charaktere verschmerzen lässt. Schließlich gehört zu Chuck auch, dass man mal ein Auge zudrücken kann, um dem Vergnügen keinen Abbruch zu bereiten.

Oberstes Ziel für Chuck (Zachary Levi) ist es verständlicherweise das Intersect aus seinem Gehirn zu kriegen. Nicht nur weil ihn die Schein-Beziehung zu Sarah (Yvonne Strahovski) belastet, sondern auch weil sich die grundehrliche Haut nicht mehr den Lügen an Ellie und Morgan stellen möchte. Hoffnung verheißt hier ab einem gewissen Zeitpunkt der potentielle Verbündete Orion, wobei es auch hier gilt Fulcrum nicht in die Karten zu spielen. Der Einbau der Konkurrenzorganisation (der Vergleich zu SPECTRE liegt nahe) ist gelungen und über weite Strecken auch glaubwürdig aufgebaut. Sieht man von den zahlreichen logischen Schönheitsfehlern der Sitcom einmal ab. Über die Inszenierung des Geheimagenten-Castings an Chucks alter Universität (Bryce und er waren Kandidaten für die CIA, Jill landete schließlich bei Fulcrum) mag beispielsweise etwas die Nase rümpfen, aber von Chuck sollte man auch keine Wunder erwarten. Ebenso wenig davon, dass das ewige Pingpong-Spiel mit dem Intersect die ganzen 22 Folgen lang durchgezogen wird. Besonders ärgerlich fällt hier bisweilen auf, dass Chuck nie zu realisieren scheint, dass er im Grunde die Konditionen vorgeben kann, anstatt sich wie ein Schoßhund von General Beckman halten zu lassen. Soviel scheinen sie in Stanford dann doch nicht beizubringen.

Neben einigen Auflockerungen durch „Gäste“ ist es erneut Adam Baldwins zynischer Militärfetischist Casey, der das Herz von Team Chuck bildet. Seine Kommentare („Nerdcode!“) und seine Art finden sogar in der Sitcom selbst bereits Referenz („Unleash the Casey!“). Im zweiten Themenkomplex dürfen Ellie und Awesome mal wieder das perfekte Paar bilden. Den Beiden wird relativ wenig Raum zur Entfaltung geboten, sie dienen immer noch hauptsächlich als emotionale Geisel für Chucks Motivation und Aktivität. Dagegen darf sich die Angestelltenriege des Buy More rund um Morgan, Big Mike, Jeff und Chester mal so richtig austoben. Das ist mal mehr und mal weniger unterhaltsam, hat jedoch seinen Charme und gefällt alleine deshalb, da man in der Tat Nebenfiguren etwas mehr Entfaltungsmöglichkeiten gibt. Dies erklärt sich aber auch daraus, dass die Serie mit über vierzig Minuten auch mehr als genügend Platz bietet. Umso bedauerlicher, dass Ellie und Devon etwas zu kurz kommen. Was ich mich jedoch immer schon frage, ist wie überhaupt jemand Chuck und Sarah, die in der Öffentlichkeit generell kaum bzw. gar keine sexuellen Kontakte austauschen, ihre inzwischen fast zweijährige Beziehung abkaufen kann. Dies ist umso unverständlicher, da schließlich auch von Sarahs Seite aus Emotionen da sind. Professionalität hin oder her (bei Bryce hatte es sie schließlich auch nicht gestört).

Um zum Ende zu kommen: Chuck steigert sich in seiner zweiten Staffel sichtlich. Gerade die auf das Staffelfinale hinauslaufenden Episoden sind auf einem konstant guten Niveau. Der Serie wäre noch eine bessere Bewertung offen gestanden, hätte man sich nicht mit seinem redundanten Finale selbst in die Nesseln gesetzt. Das hat leider einen Abzug in der B-Note als Folge, denn dies war vollkommen unnötig. Im Gegenteil bestärkt es meinen allgemein geäußerten Verdacht (s. Heroes - Volume Four), dass sich Autoren lieber als Altbekanntes besinnen, als innovativ neue Wege zu beschreiten. Im eigentlichen Sinne widersprüchlich, bedenkt man die Blütezeit der zahlreichen neu entwickelten Serien mit teilweise wirklich kreativer und unverbrauchter Ausgangsbasis. Scheinbar verpuffen viele Ideen jedoch in der Mitte der Strecke, anders lässt sich die Entwicklung im amerikanischen Serienwesen nicht erklären. Doch ohne jetzt zu negativ klingen zu wollen, ist Chuck eine willkommene Steigerung, die bisweilen enormen Jux macht. Das Ende impliziert, dass eine dritte Staffel folgen wird, welcher ich wahrscheinlich treu bleibe. Zum einen, weil mir die Figuren immer noch am Herz hängen. Zum anderen, weil mich nicht zuletzt diese zweite Staffel davon überzeugt hat, dass bei Chuck speziell, als auch bei Serien allgemein, eine Steigerung möglich ist.

7.5/10

6 Kommentare:

  1. Ah, habe jetzt gerade die erste Staffel hier liegen auf englisch. Die Serie scheint ja drüben recht erfolgreich zu sein, werde mir dann mal in den nächsten Tage Staffel 1 zu Gemüte führen.

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  2. Soso, immer noch recht zurückhaltend. =)

    Ich habe leider das "Problem", der ersten Staffel schon 10 gegeben zu haben - dabei finde ich, wie Du, die zweite Season noch stärker... Nuja.

    Jedenfalls freut es mich sehr, dass Du der Serie weiterhin die Stange gehalten hast und ich denke mit 7.5/10 kann es so schlecht ja auch nicht gewesen sein. =)

    Allerdings, dass Du bei den Episodennennungen die grandiose Epsiode "Chuck Versus Tom Sawyer" nicht berücksichtigst, ist ein schwerer Lapsus. War meines Erachtens mit die beste Folge überhaupt.

    Auch bleibe ich dabei, dass CHUCK die (für mich) beste Serie ist, die es derzeit im TV gibt (und die ich auch kenne). Alleine schon für Szenen, wie im Finale zu "Domo Arigato, Mr. Roboto" von Jeffster. A-tem-be-rau-bend!

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  3. Die "Ton Sawyer"-Folge fand ich nur durchschnittlich, hat mich nicht umgehauen. Das "Domo Arigato, Mr. Roboto", war aber wirklich cool. Generell wäre die Staffel auch auf 8/10 gekommen, wenn sie das Finale nicht vermurkst hätte.

    Aber schön zu sehen, dass die Serie so treue Anhänger und Fans hat, wie dich, Mediensucht und all die anderen. Thematisch steht einer 3. Staffel ja nichts mehr im Wege, schließlich ist CHUCK (wie fast jede Serie nach 1, 2 Staffeln), wieder am Anfang angelangt.

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  4. Ja, die abschließende Sequenz habe ich selbst auch zwiespältig aufgenommen und bin nun gespannt, wie es weitergeht - also in Form von "Wie gelingt es Schwartz & Co die Serie *interessant* weiterzuentwickeln, ohne nun allzu redundant zu werden.

    Ich fand es schon erfrischend, dass man -vermutlich auch bedingt durch den Autorenstreik- die ganze Vater-Geschichte so lange hinausgezögert hat. Jetzt haben aber eigentlich alle Handlungsfäden einen Abschluss gefunden - wenn man böse wäre, dann könnte man sogar fast sagen, dass die Serie ja jetzt im Grunde zu Ende ist. Vermutlich haben die Macher dies bewusst so gemacht, in der Annahme, dass es nun durchaus zu Ende sein könnte.

    Schauen wir mal, ob und wie es weitergeht. Die Charaktere sind mir, wie Dir, jedenfalls allesamt derart ans Herz gewachsen, dass ich nur zu gerne sehen will, wie es weitergeht.

    CHUCK wäre jedenfalls die einzige Serie in dieser Saison, bei der mir eine Absetzung wirklich "weh" tun würde. Vielleicht noch bei HIMYM.

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  5. Also ich kann zur Zeit nicht ohne THE BIG BANG THEORY leben. Die wird glücklicherweise auch nicht redundant, hängt allerdings auch nicht von einem bestimmten roten Faden wie die meisten anderen Serien ab.

    Zu CHUCK, da hätte ich die Serie eher am Ende gesehen, wenn man nicht erneut die Intersect-Story losgelassen hätte. Weil wie gesagt, jetzt hat die Serie wieder das Level von Staffel 1, Episode 1 erreicht. Fulcrum abgelöst durch was auch immer. Chuck und Sarah haben keine Möglichkeit ein Paar zu sein. Und Casey muss sich mit Chuck rumschlagen. Ich seh's schon kommen. In der dritten Staffel arbeitet Chuck wieder im Buy More und Morgan kommt angekrochen, weil er's in Hawaii nicht gepackt hat. Redundanz, ick hör dir trapsen!

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  6. Kenne Chuck erst seit März/ Aprill von SF2 und hat mich sofort mitgerissen wie noch keine Serie zuvor.
    Meiner ansicht nach gibts nichts besseres als Chuck. Das mit dem neustart ist nicht wahr, hab die 3.staffel schon gesehen und das ist meine absolute lieblingsstaffel!

    einfach hammermässig hoffe die serie wird wie die simpsons, endlos :D

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