Langlebige Serien sind in der heutigen Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Denn in der Medienwelt sind Quoten die neue Währung und wer kein „Geld“ hat, der darf nicht mitspielen. Schließlich sind es die Unterhaltungssendungen, die den Sendern ihre Existenzberechtigung verleihen. So kommt es, dass Serien wie Joss Whedons Dollhouse wohl allein wegen ihrer geringen Zuschauerzahl keine Verlängerung erfahren, während andere Serien im Herbst zurückkehren werden. Unter ihnen wird sich auch Shonda Rhimes’ Grey’s Anatomy mit ihrer sechsten Staffel. Und das, obschon die Quoten für Grey’s erneut gefallen sind, nachdem die Serie mit ihrer vierten Staffel im Vorjahr ihren bisherigen Tiefpunkt erlitten hatte. Bedenkt man die Entwicklungen im diesjährigen Staffelfinale, lässt sich davon ausgehen, dass die Quoten auch nächstes Jahr nochmals einbrechen werden. Dies könnte das Ende für das Ärzte-Drama darstellen. Aber soweit soll an dieser Stelle noch nicht gedacht werden.
In der Auftaktepisode Dream a Little Dream of Me – Part I weiß Rhimes gekonnt mit den Zuschauererwartungen zu spielen. Die ersten Sekunden befriedigen nämlich das, was das Finale des letzten Jahres suggeriert hatte. Doch natürlich hatte Derek (Patrick Dempsey) keinen Unfall, der ihn dem Tode nahe ins Seattle Grace Hospital einlieferte. Die große Überraschung der fünften Staffel ist sicherlich die Tatsache, dass Rhimes das Drama aus der Beziehung zwischen dem Neurochirurgen und Meredith Grey (Ellen Pompeo) herausnimmt. Im Gegenteil, die Liaison der beiden Ärzte festigt sich paradoxerweise sogar – sieht man von einem kurzzeitigen Lapsus Dereks ab. Am Ende steht dann die Verlobung der Beiden – und damit etwas, von dem Meredith selbst, gerade in der vierten Staffel, nicht zu Denken gewagt hätte. Ähnlich wie bei der Jim-Pam-Verlobung in The Office lässt die erwartete Hochzeit jedoch noch auf sich warten und wird für größere Effekthascherei aufgeschoben. Denn andere Ereignisse wissen sich stets in den Vordergrund zu drängen.
Für Meredith ergibt sich die Gelegenheit, ihre Mutter besser kennen zu lernen. Als sie deren Tagebücher findet, scheint sie in ihrem Charakter zu festigen und insgesamt zu reifen. Dies merkt man vor allem daran, dass sie sich endlich ihrer kleinen Halbschwester Lexie (Chyler Leigh) öffnet und diese als Familienmitglied akzeptiert. Erfreulicherweise hält sich Pompeos Figur ansonsten – im Gegensatz zur dritten Staffel – etwas im Hintergrund bzw. lässt den anderen Charakteren Luft zum Atmen. Für Dempseys Figur hat sich Rhimes eine Katharsis bei dem großen Vorbild Scrubs abgeschaut. In I Will Follow You Into the Dark kopiert die Serie My Fallen Hero, als Derek sich isoliert und dem Alkohol zuwendet, nachdem er einen Patienten verloren hat. Wie in vielen Belangen (z.B. Pompeos Voice-over) vermag Rhimes jedoch nicht an die Klasse von Lawrence Sitcom heranzureichen. Dass Shepherd sich letztlich wieder zusammenreißt, versteht sich natürlich von selbst.
Aber immerhin habe ich, was die anderen Ärzte angeht, weitestgehend Recht behalten. Cristina (Sandra Oh) darf erneut mit einem Vorgesetzten anbandeln, der aber überraschenderweise nicht der Kardiologie entstammt. Doch Owen Hunt (Kevin McKidd) hat als Veteran des Irakkriegs mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, die kurz darauf auch Cristina heimsuchen werden. Die Beziehung ist aber sehr nett und vorsichtig ausgearbeitet und findet im Staffelfinale eine nette Konklusion – auch wenn diese natürlich im Schatten des überwältigenden Dramas steht. Wo Meredith jedoch besonnener werden darf, erhält Cristina menschlichere Züge. Beides sehr löbliche Entwicklungen innerhalb der Serie. Weniger löblich ist da die Platzierung von Alex Karev (Justin Chambers), der wie jedes Jahr kaum Aufmerksamkeit erhält und ähnlich wie T.R. Knight als George O’Malley bis zu den finalen Folgen eher ins Hintertreffen gerät. Mit der Figur scheint Rhimes an ihre Grenzen geraten zu sein, wirklich neuartige Wendungen lassen sich kaum noch mit Karev vollziehen.
Dasselbe Schicksal offenbart sich Mark Sloan (Eric Dane), dem man zwar nach hinten raus eine viel versprechende Beziehung mit Lexie angedichtet hat (wobei nicht wirklich klar wird, wieso diese Beziehung viel versprechend ist), der allerdings ansonsten wie Dr. Bailey (Chandra Wilson) eher nur Mittel zum Zweck ist. Im Falle der Sloan-Lexie-Affäre ist der ganze Umstand für sich schon ungewöhnlich, da Rhimes Lexie sich erst wenige Folgen zuvor in George verlieben ließ. Diese Nebenhandlung wurde anschließend komischerweise ganz fallen gelassen. Etwas sauer stößt auch der plötzliche Abschied von Erika Hahn (Brooke Smith) auf, die im Stile eines Isaiah Washington das Seattle Grace verlassen hat. Scheinbar wollte Rhime die Show heterosexueller gestalten, nachdem mit Smith und Melissa Georges Gastfigur Sadie neben Callie Torres (Sara Ramirez) scheinbar zu viele „lesbische“ Figuren in Grey’s aufgetreten waren. Das hätte man besser lösen können, vor allem da mit Jessica Capshaw kurz darauf eine neue lesbische Ärztin die Bühne betritt.
Etwas schlecht gelöst hat Rhimes dann die Storyline um Izzie Stevens (Katherine Heigl). Nachdem Heigl bereits im Vorjahr mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, ist sie zudem die einzige Person des Grey’s-Ensembles, die den Sprung ins Kino geschafft zu haben scheint. Da war die Gehirntumor-Geschichte in Verbindung mit den Halluzinationen um Denny (Jeffrey Dean Morgan) ein willkommenes Mittel, um Heigl aus der Serie zu schreiben. Problematisch ist hier lediglich der nicht vorhandene Spannungsbogen, der auch schon Dominic Monaghans Ausstieg aus Lost zu absehbar machte. Es ist somit keine Frage, ob die Person stirbt, sondern wie. Dass James Pickens, Jr. den Ausstiegt von Heigl und Knight bereits in der Mitte der Staffel ausplauderte, machte die Sache natürlich nicht besser. Dahingehend weiß das Staffelfinale Now or Never zumindest in einer Weise wirklich zu überraschen. Und zwar auf eine Art und Weise, wie ich selbst sie im Fernsehen schon lange nicht mehr gesehen habe. An dem Ausstiegt der beiden Schauspieler dürfte dies jedoch nichts ändern, auch wenn der Cliffhanger hier mehrdeutig ist.
Wie bereits in den Staffeln zuvor wartet Grey’s Anatomy auch dieses Jahr wieder mit einigen Gaststars auf. Kevin McKidd verkommt mit seiner Präsenz praktisch schon zum Hauptcast, während Mary McDonell, Eric Stoltz und Melissa George in mehreren und August Schellenberg, Faye Dunaway und Hector Elizondo in Einzelfolgen auftauchen. Die fünfte Staffel ist erstaunlich homogen und weiß dank der oben genannten Vorzüge im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor wieder zuzulegen. Die gelungenste Episode stellt Stairway to Heaven dar, in welcher Stevens’ Zustand offenbart wird und Stoltz seinen Auftritt hat. Des Weiteren wissen auch eine Handvoll anderer Folgen zu überzeugen, der Rest bewegt sich im durchschnittlichen Bereich. Gelegentlich schimmert der gute alte Grey’s-Humor durch und auch mit splatter-artigen Szenen auf dem OP-Tisch hält die Show nicht zurück. Zwar weiß die Krebs-Handlung um Izzie nicht so recht zu unterhalten, aber grundsätzlich stellte die fünfte Staffel eine Verbesserung dar. Inwieweit die sechste Staffel hieran anknüpfen kann, ohne Heigl und Knight, wird man im Herbst sehen.
7.5/10
In der Auftaktepisode Dream a Little Dream of Me – Part I weiß Rhimes gekonnt mit den Zuschauererwartungen zu spielen. Die ersten Sekunden befriedigen nämlich das, was das Finale des letzten Jahres suggeriert hatte. Doch natürlich hatte Derek (Patrick Dempsey) keinen Unfall, der ihn dem Tode nahe ins Seattle Grace Hospital einlieferte. Die große Überraschung der fünften Staffel ist sicherlich die Tatsache, dass Rhimes das Drama aus der Beziehung zwischen dem Neurochirurgen und Meredith Grey (Ellen Pompeo) herausnimmt. Im Gegenteil, die Liaison der beiden Ärzte festigt sich paradoxerweise sogar – sieht man von einem kurzzeitigen Lapsus Dereks ab. Am Ende steht dann die Verlobung der Beiden – und damit etwas, von dem Meredith selbst, gerade in der vierten Staffel, nicht zu Denken gewagt hätte. Ähnlich wie bei der Jim-Pam-Verlobung in The Office lässt die erwartete Hochzeit jedoch noch auf sich warten und wird für größere Effekthascherei aufgeschoben. Denn andere Ereignisse wissen sich stets in den Vordergrund zu drängen.
Für Meredith ergibt sich die Gelegenheit, ihre Mutter besser kennen zu lernen. Als sie deren Tagebücher findet, scheint sie in ihrem Charakter zu festigen und insgesamt zu reifen. Dies merkt man vor allem daran, dass sie sich endlich ihrer kleinen Halbschwester Lexie (Chyler Leigh) öffnet und diese als Familienmitglied akzeptiert. Erfreulicherweise hält sich Pompeos Figur ansonsten – im Gegensatz zur dritten Staffel – etwas im Hintergrund bzw. lässt den anderen Charakteren Luft zum Atmen. Für Dempseys Figur hat sich Rhimes eine Katharsis bei dem großen Vorbild Scrubs abgeschaut. In I Will Follow You Into the Dark kopiert die Serie My Fallen Hero, als Derek sich isoliert und dem Alkohol zuwendet, nachdem er einen Patienten verloren hat. Wie in vielen Belangen (z.B. Pompeos Voice-over) vermag Rhimes jedoch nicht an die Klasse von Lawrence Sitcom heranzureichen. Dass Shepherd sich letztlich wieder zusammenreißt, versteht sich natürlich von selbst.
Aber immerhin habe ich, was die anderen Ärzte angeht, weitestgehend Recht behalten. Cristina (Sandra Oh) darf erneut mit einem Vorgesetzten anbandeln, der aber überraschenderweise nicht der Kardiologie entstammt. Doch Owen Hunt (Kevin McKidd) hat als Veteran des Irakkriegs mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, die kurz darauf auch Cristina heimsuchen werden. Die Beziehung ist aber sehr nett und vorsichtig ausgearbeitet und findet im Staffelfinale eine nette Konklusion – auch wenn diese natürlich im Schatten des überwältigenden Dramas steht. Wo Meredith jedoch besonnener werden darf, erhält Cristina menschlichere Züge. Beides sehr löbliche Entwicklungen innerhalb der Serie. Weniger löblich ist da die Platzierung von Alex Karev (Justin Chambers), der wie jedes Jahr kaum Aufmerksamkeit erhält und ähnlich wie T.R. Knight als George O’Malley bis zu den finalen Folgen eher ins Hintertreffen gerät. Mit der Figur scheint Rhimes an ihre Grenzen geraten zu sein, wirklich neuartige Wendungen lassen sich kaum noch mit Karev vollziehen.
Dasselbe Schicksal offenbart sich Mark Sloan (Eric Dane), dem man zwar nach hinten raus eine viel versprechende Beziehung mit Lexie angedichtet hat (wobei nicht wirklich klar wird, wieso diese Beziehung viel versprechend ist), der allerdings ansonsten wie Dr. Bailey (Chandra Wilson) eher nur Mittel zum Zweck ist. Im Falle der Sloan-Lexie-Affäre ist der ganze Umstand für sich schon ungewöhnlich, da Rhimes Lexie sich erst wenige Folgen zuvor in George verlieben ließ. Diese Nebenhandlung wurde anschließend komischerweise ganz fallen gelassen. Etwas sauer stößt auch der plötzliche Abschied von Erika Hahn (Brooke Smith) auf, die im Stile eines Isaiah Washington das Seattle Grace verlassen hat. Scheinbar wollte Rhime die Show heterosexueller gestalten, nachdem mit Smith und Melissa Georges Gastfigur Sadie neben Callie Torres (Sara Ramirez) scheinbar zu viele „lesbische“ Figuren in Grey’s aufgetreten waren. Das hätte man besser lösen können, vor allem da mit Jessica Capshaw kurz darauf eine neue lesbische Ärztin die Bühne betritt.
Etwas schlecht gelöst hat Rhimes dann die Storyline um Izzie Stevens (Katherine Heigl). Nachdem Heigl bereits im Vorjahr mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, ist sie zudem die einzige Person des Grey’s-Ensembles, die den Sprung ins Kino geschafft zu haben scheint. Da war die Gehirntumor-Geschichte in Verbindung mit den Halluzinationen um Denny (Jeffrey Dean Morgan) ein willkommenes Mittel, um Heigl aus der Serie zu schreiben. Problematisch ist hier lediglich der nicht vorhandene Spannungsbogen, der auch schon Dominic Monaghans Ausstieg aus Lost zu absehbar machte. Es ist somit keine Frage, ob die Person stirbt, sondern wie. Dass James Pickens, Jr. den Ausstiegt von Heigl und Knight bereits in der Mitte der Staffel ausplauderte, machte die Sache natürlich nicht besser. Dahingehend weiß das Staffelfinale Now or Never zumindest in einer Weise wirklich zu überraschen. Und zwar auf eine Art und Weise, wie ich selbst sie im Fernsehen schon lange nicht mehr gesehen habe. An dem Ausstiegt der beiden Schauspieler dürfte dies jedoch nichts ändern, auch wenn der Cliffhanger hier mehrdeutig ist.
Wie bereits in den Staffeln zuvor wartet Grey’s Anatomy auch dieses Jahr wieder mit einigen Gaststars auf. Kevin McKidd verkommt mit seiner Präsenz praktisch schon zum Hauptcast, während Mary McDonell, Eric Stoltz und Melissa George in mehreren und August Schellenberg, Faye Dunaway und Hector Elizondo in Einzelfolgen auftauchen. Die fünfte Staffel ist erstaunlich homogen und weiß dank der oben genannten Vorzüge im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor wieder zuzulegen. Die gelungenste Episode stellt Stairway to Heaven dar, in welcher Stevens’ Zustand offenbart wird und Stoltz seinen Auftritt hat. Des Weiteren wissen auch eine Handvoll anderer Folgen zu überzeugen, der Rest bewegt sich im durchschnittlichen Bereich. Gelegentlich schimmert der gute alte Grey’s-Humor durch und auch mit splatter-artigen Szenen auf dem OP-Tisch hält die Show nicht zurück. Zwar weiß die Krebs-Handlung um Izzie nicht so recht zu unterhalten, aber grundsätzlich stellte die fünfte Staffel eine Verbesserung dar. Inwieweit die sechste Staffel hieran anknüpfen kann, ohne Heigl und Knight, wird man im Herbst sehen.
7.5/10
Heigl und Knight haben afair Verträge für die nächste Staffel - wenn ich das bei Serienjunkies richtig gelesen hatte. Die Staffel hat mir sehr gut gefallen,. gerade zum Ende hin.
AntwortenLöschenich vermisse Katherine Heigl =(
AntwortenLöschensie war dort meine Lieblingsschauspielerin zusammen mit Justin Chambers (dr.alex karev) <33