Eigentlich sollte es in heutigen Zeiten kein Problem sein, mit mehrmonatigen Pausen in Unterhaltungsmedien klarzukommen. Da liegen zwischen den Finals und Starts von Serienstaffelfn vier bis fünf Monate und zwischen Teil X und Y von Hunger Games bis Hobbitses in der Regel gar ein Jahr. Irgendwo dazwischen lag mit neun Monaten die Wartezeit für Volume Four von Brian K. Vaughans und Fiona Staples Geniestreich Saga. Klar, einzelne Ausgaben gab es dazwischen, aber das macht das Warten auch nicht leichter. Und die neuesten Entwicklungen im Leben von Vaughans und Staples Figuren in einem Rutsch zu verfolgen, ist doch gleich viel intensiver und befriedigender. Erneut halten die Macher für die Leser einige Überraschungen bereit.
Wie der erste Band beginnt auch der vierte mit einer Geburt – in diesem Fall der des Sohns von Prince Robot IV. Der wird immer noch von der königlichen Familie vermisst, verlustiert sich derweil unter einer Amnesie leidend auf Sextillion. Alana, Marko und Hazel haben nun wiederum Unterschlupf auf Gardenia gefunden, einem entfernt ihre Heimatplaneten Landfall und Wreath umkreisenden Trabanten. Während Marko sich um die Erziehung seiner inzwischen sehr vitalen Tochter kümmert, schlägt sich Alana mehr schlecht als recht als Soap-Darstellerin im Piratensender Open Circuit durch. Und versucht die Monotonie ihres Schaffens bald mit Drogen zu betäuben. Ein Umstand, der zu Spannungen zwischen ihr und ihrem Ehemann führt.
Bereits zum Ende des 19. Kapitels – also des ersten des vierten Bands – hält Vaughan einen der für Saga nicht ungewöhnlichen unerwarteten Schläge in die Magengrube bereit. Wenn auch einer, der sich vier Kapitel später als etwas anders darstellt wie erwartet. Aber auch später beweist Vaughan, dass er seine kompromisslose Linie, die schon im ersten Band für überraschende Wendungen sorgte, durchaus gewillt ist, beizubehalten. Von einer heilen Welt ist in Saga keine Spur und auch wenn die Situation für unsere Familie auf Gardenia alltäglich erscheint, ist sie dies – spätestens zum Ende des Bandes – alles andere als das. Vielmehr werden die Karten neu gemischt, nachdem ein weiterer, unberechenbarer Spieler zum Deck gestoßen ist.
Dieses Mal verbringen die Leser weniger Zeit mit Gwendolyn, Sophie und Lying Cat und auch das homosexuelle Reporter-Duo Upsher und Doff bleibt meist außen vor, dafür gibt es einen tieferen Einblick in das Königreich der Roboter. War in den vorherigen Bänden nicht ganz klar, wieso die TV-Hybridwesen sich an dem Konflikt zwischen Landfall und Wreath beteiligen, erhalten wir nun das Motiv – wenn auch aus dritter Hand –, dass Landfall dem Königreich Schutz vor Wreath versprach. Was etwas seltsam anmutet, wenn man die tragende Rolle der königlichen Mitglieder im Krieg betrachtet. Zumindest wissen wir nun, dass auch im Roboterreich der Schein trügen kann. Und die schlimmsten Feinde in den eigenen Reihen sitzen können.
Eine Umkehr der bisherigen Ereignisse droht dort, ähnlich wie sie Hazels Existenz für Landfall und Wreath darstellen könnte. Gleichzeitig verknüpft Saga aber auch hier das unterschwellige Thema einer sich anbahnenden Revolution mit dem über-Thema Elternschaft und Erziehung. Genauer gesagt, mit Vätern. So ist die Beziehung zwischen Prince Robot IV zu seinem Sohn ähnlich vorbelastet wie die zu seinem eigenen Vater, dem König. Und auch der neueste Antagonist kommt aus zerrütteten Familienumständen. Für Marko wiederum ist weniger sein Elterndasein ein Problem, als die verstärkte Entfremdung zu seiner Frau. Kündigte er zuvor noch an, sich nicht daran zu stören, für Hazel daheim zu bleiben, scheint sich das gewandelt zu haben.
Nun ist Marko froh, wenn das Töchterchen sich tagsüber so verausgabt, dass sie nachts hoffentlich mal durchschläft. Und hofft, mehr von seiner Frau zu sehen als zuletzt. “She’s been putting in crazy hours all month“, klagt er da einer Einheimischen, die sich als Tanzlehrerin für Hazel anbietet. Und in den wenigen Momenten, wo sich Alana und Marko im vierten Band sehen, kommt es oft zum Streit. “We’re going to be okay, right?“, äußert Alana da zwar. Doch letztlich wird die Realität etwas anders aussehen. Izabel und Klara rücken ebenso in den Hintergrund wie die übrigen Figuren, Letztere sich der übrigen Werke des verstorbenen Autors D. Oswald Heist hingebend. Dafür lernen wir neue Charaktere kennen – darunter Heists zweite Ex-Frau Yuma.
Die arbeitet als Set-Designerin im Open Circuit und weiß als einzige Person um Alanas und Markos Hintergrund. Was sie nicht nur zu einer Verbündeten, sondern zugleich zu einer Gefahr macht. Während das Familiendrama in Volume Four überwiegt, nutzt Vaughan den Open Circuit aber auch subtil als Medienkritik. Ironischerweise spiegelt eine der Szenen von Alanas Figur in ihrem kitschigen Melodrama da sogar einen späteren in der Realität stattfindenden Moment wider. Beziehungsdramen dominieren die Produktion des Senders, von Product Placement abgesehen. Da macht es gleichzeitig Sinn und Unsinn als der aktuelle Antagonist zum Schluss dann das Netzwerk für seine Botschaft der Revolution an die Massen missbrauchen will.
“Once you start ranting about politics, ninety percent of your audience is just going to change the channel“, macht ihm Yuma klar. “If you want people to pay attention to you, you have to talk about sex.“ Eine Botschaft, die in der heutigen Medienwelt keine Unbekannte ist. Sex sells – passender Weise auch in Saga, selbst wenn Vaughan und Staples das Obszöne dieses Mal etwas zurückfahren im Vergleich zu den bisherigen Bänden. Die wirkten wiederum in ihrer Summe runder als Volume IV. Dem merkt man an, dass es eher eine Verschnaufpause darstellt, zwischen der Ereignisse auf Quietus zum Schluss des dritten Bandes und dem, was nun folgt. Zudem vermochten die neuen Figuren wie Yuma und Ginny nicht an die bisherigen heranzureichen.
Da verwundert es nicht, dass Vaughan Platz findet, um auch The Stalk und The Will kurz zu integrieren. Vielleicht tat er sich keinen Gefallen, beide früh aus dem Geschehen zu nehmen. Unerwartet – und umso erfreulicher – gibt es auch ein Wiedersehen mit Ghüs und einen neuerlichen amüsanten Dialog zwischen ihm und einem fremden Besucher. In diesem Fall The Brand. Auch sie muss noch zeigen, dass sie sich im Dienste von Saga entwickeln kann. Gefällig ist der vierte Band des Weltraumepos’ aber allemal geraten, wenn auch nicht ganz so stark wie die bisherigen Bände. Die konnte ich damals in einem Rutsch lesen, was seine ganz eigenen Vorteile hat. Jetzt heißt es dagegen auf Volume Five zu warten. Es handelt sich ja nur um Monate.
Wie der erste Band beginnt auch der vierte mit einer Geburt – in diesem Fall der des Sohns von Prince Robot IV. Der wird immer noch von der königlichen Familie vermisst, verlustiert sich derweil unter einer Amnesie leidend auf Sextillion. Alana, Marko und Hazel haben nun wiederum Unterschlupf auf Gardenia gefunden, einem entfernt ihre Heimatplaneten Landfall und Wreath umkreisenden Trabanten. Während Marko sich um die Erziehung seiner inzwischen sehr vitalen Tochter kümmert, schlägt sich Alana mehr schlecht als recht als Soap-Darstellerin im Piratensender Open Circuit durch. Und versucht die Monotonie ihres Schaffens bald mit Drogen zu betäuben. Ein Umstand, der zu Spannungen zwischen ihr und ihrem Ehemann führt.
Bereits zum Ende des 19. Kapitels – also des ersten des vierten Bands – hält Vaughan einen der für Saga nicht ungewöhnlichen unerwarteten Schläge in die Magengrube bereit. Wenn auch einer, der sich vier Kapitel später als etwas anders darstellt wie erwartet. Aber auch später beweist Vaughan, dass er seine kompromisslose Linie, die schon im ersten Band für überraschende Wendungen sorgte, durchaus gewillt ist, beizubehalten. Von einer heilen Welt ist in Saga keine Spur und auch wenn die Situation für unsere Familie auf Gardenia alltäglich erscheint, ist sie dies – spätestens zum Ende des Bandes – alles andere als das. Vielmehr werden die Karten neu gemischt, nachdem ein weiterer, unberechenbarer Spieler zum Deck gestoßen ist.
Dieses Mal verbringen die Leser weniger Zeit mit Gwendolyn, Sophie und Lying Cat und auch das homosexuelle Reporter-Duo Upsher und Doff bleibt meist außen vor, dafür gibt es einen tieferen Einblick in das Königreich der Roboter. War in den vorherigen Bänden nicht ganz klar, wieso die TV-Hybridwesen sich an dem Konflikt zwischen Landfall und Wreath beteiligen, erhalten wir nun das Motiv – wenn auch aus dritter Hand –, dass Landfall dem Königreich Schutz vor Wreath versprach. Was etwas seltsam anmutet, wenn man die tragende Rolle der königlichen Mitglieder im Krieg betrachtet. Zumindest wissen wir nun, dass auch im Roboterreich der Schein trügen kann. Und die schlimmsten Feinde in den eigenen Reihen sitzen können.
Eine Umkehr der bisherigen Ereignisse droht dort, ähnlich wie sie Hazels Existenz für Landfall und Wreath darstellen könnte. Gleichzeitig verknüpft Saga aber auch hier das unterschwellige Thema einer sich anbahnenden Revolution mit dem über-Thema Elternschaft und Erziehung. Genauer gesagt, mit Vätern. So ist die Beziehung zwischen Prince Robot IV zu seinem Sohn ähnlich vorbelastet wie die zu seinem eigenen Vater, dem König. Und auch der neueste Antagonist kommt aus zerrütteten Familienumständen. Für Marko wiederum ist weniger sein Elterndasein ein Problem, als die verstärkte Entfremdung zu seiner Frau. Kündigte er zuvor noch an, sich nicht daran zu stören, für Hazel daheim zu bleiben, scheint sich das gewandelt zu haben.
Nun ist Marko froh, wenn das Töchterchen sich tagsüber so verausgabt, dass sie nachts hoffentlich mal durchschläft. Und hofft, mehr von seiner Frau zu sehen als zuletzt. “She’s been putting in crazy hours all month“, klagt er da einer Einheimischen, die sich als Tanzlehrerin für Hazel anbietet. Und in den wenigen Momenten, wo sich Alana und Marko im vierten Band sehen, kommt es oft zum Streit. “We’re going to be okay, right?“, äußert Alana da zwar. Doch letztlich wird die Realität etwas anders aussehen. Izabel und Klara rücken ebenso in den Hintergrund wie die übrigen Figuren, Letztere sich der übrigen Werke des verstorbenen Autors D. Oswald Heist hingebend. Dafür lernen wir neue Charaktere kennen – darunter Heists zweite Ex-Frau Yuma.
Die arbeitet als Set-Designerin im Open Circuit und weiß als einzige Person um Alanas und Markos Hintergrund. Was sie nicht nur zu einer Verbündeten, sondern zugleich zu einer Gefahr macht. Während das Familiendrama in Volume Four überwiegt, nutzt Vaughan den Open Circuit aber auch subtil als Medienkritik. Ironischerweise spiegelt eine der Szenen von Alanas Figur in ihrem kitschigen Melodrama da sogar einen späteren in der Realität stattfindenden Moment wider. Beziehungsdramen dominieren die Produktion des Senders, von Product Placement abgesehen. Da macht es gleichzeitig Sinn und Unsinn als der aktuelle Antagonist zum Schluss dann das Netzwerk für seine Botschaft der Revolution an die Massen missbrauchen will.
“Once you start ranting about politics, ninety percent of your audience is just going to change the channel“, macht ihm Yuma klar. “If you want people to pay attention to you, you have to talk about sex.“ Eine Botschaft, die in der heutigen Medienwelt keine Unbekannte ist. Sex sells – passender Weise auch in Saga, selbst wenn Vaughan und Staples das Obszöne dieses Mal etwas zurückfahren im Vergleich zu den bisherigen Bänden. Die wirkten wiederum in ihrer Summe runder als Volume IV. Dem merkt man an, dass es eher eine Verschnaufpause darstellt, zwischen der Ereignisse auf Quietus zum Schluss des dritten Bandes und dem, was nun folgt. Zudem vermochten die neuen Figuren wie Yuma und Ginny nicht an die bisherigen heranzureichen.
Da verwundert es nicht, dass Vaughan Platz findet, um auch The Stalk und The Will kurz zu integrieren. Vielleicht tat er sich keinen Gefallen, beide früh aus dem Geschehen zu nehmen. Unerwartet – und umso erfreulicher – gibt es auch ein Wiedersehen mit Ghüs und einen neuerlichen amüsanten Dialog zwischen ihm und einem fremden Besucher. In diesem Fall The Brand. Auch sie muss noch zeigen, dass sie sich im Dienste von Saga entwickeln kann. Gefällig ist der vierte Band des Weltraumepos’ aber allemal geraten, wenn auch nicht ganz so stark wie die bisherigen Bände. Die konnte ich damals in einem Rutsch lesen, was seine ganz eigenen Vorteile hat. Jetzt heißt es dagegen auf Volume Five zu warten. Es handelt sich ja nur um Monate.
8/10
Klingt spannend, aber ich kann unmöglich jetzt auch noch anfangen Comics zu lesen. Neben Videospielen das Medium, bei dem ich aus Zeitmangel einfach aussteigen musste. Zu. Viel. Input.
AntwortenLöschenSchade, weil das gerade für dich vom Thema glaube ich super geeignet wäre. Space-Fantasy in der ein junges Ehepaar im Mittelpunkt steht, das mit der Geburt seiner Tochter und deren Erziehung zurecht kommt.
LöschenVielleicht wäre ja zumindest der erste Band mal einen Blick für dich wert, du musst ja nicht gleich ein DC- und Marvel-Jahresabo abschließen ;-)