17. September 2016

Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2

If you have to ask, you’ll never know. If you know, you need only ask.

Mit diesem Film fing alles an: der Hang dazu, gerade YA-Romanabschlüsse für ein letztes finanzielles Hurra in zwei Teile aufzuteilen. Was Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1 vor sechs Jahren und Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2 im Jahr darauf lostraten, sollten auch das Finale von Twilight (Breaking Dawn) und The Hunger Games (Mockingjay) in den Folgejahren fortführen. Peter Jackson entschloss sich gar, seinen The Hobbit als Trilogie zu vermarkten – selbst wenn die Buchvorlage nur halb so dick ist wie The Deathly Hallows. Für Warner Bros. hatte sich der Entschluss zum Splitting ohne Zweifel gelohnt, holte man aus dem Zweiteiler – im Finale auch durch konvertiertes 3D – doch über zwei Milliarden Dollar raus.

Dabei war in Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1 schon ein Großteil, genauer: zwei Drittel, der Geschichte erzählt. Insofern ist der achte Film nahezu buchstäblich ein Schlusskapitel unter das Potter-Franchise. Nach der Flucht von dem Malfoy-Anwesen brechen Harry (Daniel Radcliffe), Hermione (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) in die Zaubererbank Gringotts ein, um aus dem Tresor von Bellatrix Lestrange (Helena Bonham Carter) eines von Voldemorts (Ralph Fiennes) Horkruxe zu stehlen. Mit diesem zerstört machen sie sich auf nach Hogwarts, um dort die letzten Exemplare zu finden, als Voldemort und seine Death Eater auftauchen. Eine Schlacht zwischen den Parteien entsteht und Harry muss sich seinem Schicksal stellen.

Für die Potter-Filme galt schon immer, viel Inhalt aus den Büchern bei den Adaptionen außen vor zu lassen. Problematisch wurde es erst hinten raus, als Autorin J.K. Rowling für ihr Finale mehrere narrative Rückgriffe auf die Vorgänger tätigte. Etwas, was die Filme von Regisseur David Yates ebenso versuchen, nur mit teils fehlender Exposition. Kurzum: Es wäre den Deathly Hallows-Filmen besser zu Gesicht gestanden, sich mehr von der Vorlage zu trennen. Etwaige Referenzen verwirren eher, da ihnen das Fundament fehlt, als dass ihr Ansprechen selbst für Kenner der Vorlage zu rechtfertigen wäre. Zum Beispiel die Erwähnung des Sohnes von Lupin (David Thewlis) und Tonks (Natalia Tena), der – wie auch schon ihre Ehe – nie eingeführt wurde.

Ein Aspekt, der in den Final-Filmen sporadisch auftaucht, ist das komplizierte Bild von Albus Dumbledore (Michael Gambon). Die Zweifel an der Figur, zu Beginn des Vorgängers angerissen und dann vernachlässigt, tauchen hier im zweiten Aktr wieder auf, wenn Dumbledores Bruder Aberforth (Ciarán Hinds) ihnen kurzzeitig sein Wort leiht. Was genau es damit auf sich hat, dürfte Nicht-Kennern der Bücher fremd bleiben. Der Sinn dieser Anspielungen wird in den Filmen nicht deutlich, denn die Zweifel, die sich in Harry ob Dumbledores Charakter und seiner ihm auferlegten Mission stellen sollen, bleiben in den Filmen aus. Ähnlich verhält es sich mit den Deathly Hallows selbst und Dumbledore-Freund Gellert Grindelwald (Jamie Campbell Bower).

Nun heißt die Serie “Harry Potter” und nicht “Albus Dumbledore” oder “Severus Snape” (Alan Rickman), insofern darf nicht erwartet werden, dass gerade der Schlussfilm sich die Mühe macht, das Innenleben und die Zwiespalte der prägendsten Figuren in Harrys Leben darzulegen. Nur: Dann soll man es, so möglich, bleiben lassen. Snapes Rückblenden zu seiner Liebe für Harrys Mutter sind unumgänglich, um der Figur im lange hingearbeiteten Twist Profil zu geben. Nur funktionieren sie im Kontext der Vorlage besser, wo die Animositäten zwischen Snape und Harrys Vater schon früher Thema waren. Besonders schade ist da, dass die Filme – sowie die Bücher – nie die Parallelen zwischen Harry, Snape und Tom Riddle bemerkten oder nutzten.

The Deathly Hallows: Part 2 will wenig mehr als Bühne für die Schlacht um Hogwarts sein. Und kann dies auch, da der Großteil der Geschichte bereits in Part 1 erzählt wurde. In kurzen Kamerafahrten präsentiert uns Yates da nahezu all die bekannten Gesichter aus acht Jahren Harry Potter, selbst der verloren gegangene Weasley-Sohn Percy aus den ersten Filmen darf da plötzlich irgendwo im Hintergrund rumstehen. Es wird gestorben (Lupin, Tonks, Fred Weasley, Bellatrix, Snape) und romantische Zuneigung bekundet (Ron, Hermione, Harry, Ginny, Snape), doch thematisch wirklich interessant wird der Film erst mit Offenbarung seines Twists, dass Harry selbst ein Horkrux ist. Und den Märtyrertod sterben muss – zumindest vermeintlich.

Dessen ungeachtet liefert der Film mit seinem Gringotts-Heist ebenso vergnügliche Momente wie auch die zweite Hälfte der Hogwarts-Schlacht nach Harry Wiederauferstehen durch das ihr innewohnende Tempo gefallen kann. Bemerkenswert ist dabei auch der Fokus, den Yates immer wieder auf Neville Longbottom (Matthew Lewis) legt, bedauerlich dagegen, wie der Film bis zum Twist-Moment Rickmans Snape außen vor lässt. Überzeugend geraten wieder mal die kurzen, ruhigen Szenen voller Emotion, so wenn Harry und Hermione quasi stillschweigend realisieren, was Harry erwartet und Abschied nehmen. Hier ergreift der Film einen, wo Kameraschwenks über die Leichen von Lupin, Tonks und Fred wenig Gefühle wecken wollen.

Nach zehn Jahren und acht Filmen – sowie einem Einspielergebnis von 7,7 Milliarden Dollar – fand Harry Potter vor fünf Jahren schließlich seine Ruhe. Letztlich war es eine durchwachsene Filmserie, die nur in Harry Potter and the Prisoner of Azkaban sowie Harry Potter and the Order of the Phoenix wirklich überzeugen wollte. Mag Chris Columbus mit den narrativ mageren Erstlingen gehadert haben, scheiterte David Yates zum Schluss an der Masse des einzupflegenden Hintergrunds, der berücksichtig werden musste. Zumindest, wenn man sich nicht zu sehr von der Vorlage entfernen wollte. Und hier liegt dann vielleicht die Chance für ein Reboot respektive Neuverfilmungen, sollte es in zehn oder mehr Jahren zu solchen kommen.

5/10

5 Kommentare:

  1. Tolle Kritik, die es auf den Punkt bringt. Eine der wenigen Buchverfilmungen, wo ich mir eine Serie gewünscht hätte, um dem Inhalt Rechnung zu tragen. Der ist zwar nicht hochkomplex, aber es ging doch einiges verloren. Was hätte man noch aus den Hauselfen machen können!

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    1. Für eine Serie wäre dann glaube ich das Budget zu groß geworden. Die Hauselfen sind grundsätzlich ein interessantes Thema, das aber zu Recht aus den Filmen ausgespart wurde, auch wenn dadurch im Nachhinein die Rolle von Dobby und Kreacher nicht vollends gewürdigt wurde.

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  2. Ich mag den Film, wen wundert es, deutlich mehr, sehe aber auch seine Fehler. Meine Sichtung der ganzen Reihe liegt zudem schon lange zurück, so dass ich sie um mir eine endgültige bzw. aktuelle Meinung zu bilden, erst noch einmal sehen müsste.

    Eine Neuverfilmung. Spannend. Habe ich tatsächlich noch gar nicht dran gedacht, so sehr stehen für mich diese Filme samt Style und Score für diese Zauberwelt.

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    1. Der Film ist als solcher sicher schwer zu beurteilen, da er eigenständig nicht funktioniert, sondern der zweite Teile einer größeren Geschichte ist.

      Eine Neuverfilmung sehe ich durchaus als Chance, sich auf die Dinge zu fokussieren, die für die Geschichte essentiell sind. Dürfte aber nicht sehr wahrscheinlich sein vor 2025 denk ich. Kommen wird sie aber irgendwann sicher. Vielleicht wenn Zappelinchen und Zwergofant selbst Kinder haben :D

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    2. Super, dann kann ich mit meinen Enkeln ins Kino. Und vorher kann ich meine zwei noch an die Originale heranführen. Darauf bin ich tatsächlich schon sehr gespannt... :)

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