Beim diesjährigen Round Table der Regisseure des Hollywood Reporter sprach Mel Gibson in Bezug auf seinen Kriegsfilm Hacksaw Ridge darüber, wie sich die Produktionsumstände über die Jahre in der Filmbranche ändern. Nur 59 Tage hatte der Australier Zeit, seine Szenen in den Kasten zu kriegen – bei Braveheart hatte er Mitte der 1990er Jahre noch doppelt so viel Zeit und ein größeres Budget gehabt. Von solchen Problemen konnte Mark Borchardt seiner Zeit nur träumen. Der damals 30-Jährige war bereits froh, wenn er einen Aufschub bis Wochenende für seine Telefonrechnung bekam, während er versuchte, sein Filmprojekt “Northwestern” nach drei Jahren langwieriger Produktionszeit endlich zu einem Abschluss zu bringen.
“This time I’m not gonna fail”, verspricht er zu Beginn von American Movie, jener Dokumentation von Chris Smith über Borchardts Filmprojekt und seine Filmleidenschaft. Ein Jahr lang begleitete Smith 1997 die Wiederaufnahme der Dreharbeiten zu “Northwestern” und Borchardts private sowie produktionstechnische Umstände. Seien es Küchentüren, die für Action-Szenen nicht präpariert wurden oder Selbstaufnahmen, für welche die eigene Mutter plötzlich zur Kamerafrau avancieren muss. Während Borchardt bemüht ist, seine Schulden im Griff zu haben, verdingt er sich mit Minijobs und erzieht seine vier Kinder. Und dann ist da ja auch noch das Drehbuch, das auf den finalen Feinschliff wartet. Probleme wohin man blickt.
Chris Smith gelang mit American Movie nicht nur ein intimer Einblick in das Leben von Borchardts Familie und der Kultur des Mittleren Westens der USA, sondern auch ein herrlich amüsanter Film über das Filmemachen. “There’s some corny dialogue in here that’d make the Pope weep”, gesteht Borchardt, während er in seinem Auto sitzt und den dritten Entwurf seines Drehbuchs überarbeitet. Zuvor war bereits ein Casting nicht ganz zufriedenstellend verlaufen. “They’re making a mockery out of my words, man”, echauffiert sind Borchardt. “This whole thing has turned into a theatrical mockery. You understand that, Mike?” Mike in dem Fall ist Mike Schank, ein Jugendfreund von Borchardt, der ihm wie seine Familie bei den Dreharbeiten unterstützt.
Und das ist sicher einer der bewundernswertesten Aspekte des Films: die Hilfe, die Borchardt erhält. Wenn die eigene Mutter die Kameraführung übernimmt und der Vater einem $10,000 bereitstellt, genauso wie dessen älterer Bruder, kann man sich nicht beschweren. Auch wenn Borchardt dennoch über Schulden in Höhe von $16,000 klagt. Umso größer die Freude, als er eine Master Card erhält – und damit etwas Luft, wenn auch neuerliche Schulden (man fühlt sich an Kevin Smiths Produktionsgeschichten zu Clerks. erinnert). Doch Borchardt und seine Familie spüren, dass er sein Filmprojekt zu einem Ende bringen muss. Allein aus kathartischen Gründen – selbst wenn seine Mutter nicht an die große Filmkarriere des Sohnes glaubt.
Zum einen gefällt American Movie also aufgrund des Making-of-Elements zu “Northwestern”, sehr viel besser jedoch durch die Vielzahl der famosen Charaktere und ihrer Verbindung zueinander. So sind Mark und Mike Trottel im bestmöglichen Sinne und Borchardts Mutter Monica besitzt als gebürtige Schwedin einen so herrlichen Akzent, dass sie glatt der Feder der Coens entstammen oder eine Nebenfigur aus deren Fargo-Universum sein könnte. In seinen gelungensten und schrägsten Momenten wirkt American Movie so, als hätte Harmony Korine sich an ein in die Filmbranche verlagertes Remake von This is Spinal Tap gewagt, während Borchardt wie eine moderne Version des liebenswerten Regie-Schussels Edward D. Wood Jr. rüberkommt.
American Movie ist gerade in der ersten Hälfte ein spaßiger Blick hinter die Kulissen des Independent-Films, auch wenn sich nach hinten raus Längen einstellen. Verzeihlich ist dafür, dass unklar ist, worum es in “Northwestern” oder “Coven” geht – Letzteres ist ein Kurzfilm-Projekt, dem sich Borchardt im Verlauf stattdessen widmet. Auch die Gründe seiner Filmpassion werden nicht vollends ausgearbeitet, Den Ausschnitten aus “Coven” zufolge, die Smith und seine Produktionspartnerin Sarah Price am Ende zeigen, scheint Borchardt aber nicht völlig talentfrei zu sein. Heute verdingt er sich meist als Schauspieler, plant aber mit “Scare Me” ein neues Regie-Projekt – das aber auch schon seit 2004. Früher war Filmemachen wohl wirklich einfacher.
“This time I’m not gonna fail”, verspricht er zu Beginn von American Movie, jener Dokumentation von Chris Smith über Borchardts Filmprojekt und seine Filmleidenschaft. Ein Jahr lang begleitete Smith 1997 die Wiederaufnahme der Dreharbeiten zu “Northwestern” und Borchardts private sowie produktionstechnische Umstände. Seien es Küchentüren, die für Action-Szenen nicht präpariert wurden oder Selbstaufnahmen, für welche die eigene Mutter plötzlich zur Kamerafrau avancieren muss. Während Borchardt bemüht ist, seine Schulden im Griff zu haben, verdingt er sich mit Minijobs und erzieht seine vier Kinder. Und dann ist da ja auch noch das Drehbuch, das auf den finalen Feinschliff wartet. Probleme wohin man blickt.
Chris Smith gelang mit American Movie nicht nur ein intimer Einblick in das Leben von Borchardts Familie und der Kultur des Mittleren Westens der USA, sondern auch ein herrlich amüsanter Film über das Filmemachen. “There’s some corny dialogue in here that’d make the Pope weep”, gesteht Borchardt, während er in seinem Auto sitzt und den dritten Entwurf seines Drehbuchs überarbeitet. Zuvor war bereits ein Casting nicht ganz zufriedenstellend verlaufen. “They’re making a mockery out of my words, man”, echauffiert sind Borchardt. “This whole thing has turned into a theatrical mockery. You understand that, Mike?” Mike in dem Fall ist Mike Schank, ein Jugendfreund von Borchardt, der ihm wie seine Familie bei den Dreharbeiten unterstützt.
Und das ist sicher einer der bewundernswertesten Aspekte des Films: die Hilfe, die Borchardt erhält. Wenn die eigene Mutter die Kameraführung übernimmt und der Vater einem $10,000 bereitstellt, genauso wie dessen älterer Bruder, kann man sich nicht beschweren. Auch wenn Borchardt dennoch über Schulden in Höhe von $16,000 klagt. Umso größer die Freude, als er eine Master Card erhält – und damit etwas Luft, wenn auch neuerliche Schulden (man fühlt sich an Kevin Smiths Produktionsgeschichten zu Clerks. erinnert). Doch Borchardt und seine Familie spüren, dass er sein Filmprojekt zu einem Ende bringen muss. Allein aus kathartischen Gründen – selbst wenn seine Mutter nicht an die große Filmkarriere des Sohnes glaubt.
Zum einen gefällt American Movie also aufgrund des Making-of-Elements zu “Northwestern”, sehr viel besser jedoch durch die Vielzahl der famosen Charaktere und ihrer Verbindung zueinander. So sind Mark und Mike Trottel im bestmöglichen Sinne und Borchardts Mutter Monica besitzt als gebürtige Schwedin einen so herrlichen Akzent, dass sie glatt der Feder der Coens entstammen oder eine Nebenfigur aus deren Fargo-Universum sein könnte. In seinen gelungensten und schrägsten Momenten wirkt American Movie so, als hätte Harmony Korine sich an ein in die Filmbranche verlagertes Remake von This is Spinal Tap gewagt, während Borchardt wie eine moderne Version des liebenswerten Regie-Schussels Edward D. Wood Jr. rüberkommt.
American Movie ist gerade in der ersten Hälfte ein spaßiger Blick hinter die Kulissen des Independent-Films, auch wenn sich nach hinten raus Längen einstellen. Verzeihlich ist dafür, dass unklar ist, worum es in “Northwestern” oder “Coven” geht – Letzteres ist ein Kurzfilm-Projekt, dem sich Borchardt im Verlauf stattdessen widmet. Auch die Gründe seiner Filmpassion werden nicht vollends ausgearbeitet, Den Ausschnitten aus “Coven” zufolge, die Smith und seine Produktionspartnerin Sarah Price am Ende zeigen, scheint Borchardt aber nicht völlig talentfrei zu sein. Heute verdingt er sich meist als Schauspieler, plant aber mit “Scare Me” ein neues Regie-Projekt – das aber auch schon seit 2004. Früher war Filmemachen wohl wirklich einfacher.
8.5/10