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8. September 2017

Twin Peaks: The Return

When you get there, you will already be there.

Der Duden beschreibt Nostalgie als Rückwendung zu einer vergangenen, in der Vorstellung verklärten Zeit. Sie ist zur Zeit wieder in Mode, die Nostalgie – speziell die 1980er Jahre, die als Schablone für filmische Produkte wie Stranger Things, das It-Remake oder Steven Spielbergs kommenden Ready Player One dienen. Auch die Erinnerung an 80er-TV-Shows wie 21 Jump Street und Baywatch wurde zuletzt im Kino gepflegt und die sind dabei keinesfalls die Ausnahme von der Regel. Revival ist das magische Wort der Fernsehlandschaft im Moment, so gab es nach acht Jahren die Rückkehr von Prison Break, 14 Jahre hatten The X Files geruht und auf Netflix herrscht nach 21 Jahren plötzlich wieder Leben in der Bude des Fuller House.

Ebenfalls ein Revival, wenn auch eines der etwas ungewollt stringenteren Form, ist Twin Peaks: The Return. Anfang der 1990er Jahre veränderte die Serie von David Lynch und Mark Frost mit der Aufklärung des mysteriösen Todesfalls um Teenager Laura Palmer das Fernsehen. Vor den Insel-Rätseln von Lost und den ungelösten X-Akten des FBI war es Twin Peaks, das auf sehr ungewöhnlich-gewöhnliche Art mit verschiedenen Genre-Konventionen spielte und seine Grenzen auslotete. Kulminierend in einem wahnwitzigen Serienfinale und dem atmosphärisch ähnlichen Prequel-Film Twin Peaks: Fire Walk With Me. Zu dem Zeitpunkt als Twin Peaks endete, war zwar aufgelöst, wer Laura Palmer getötet hatte. Doch viele andere Fragen blieben zugleich.

“I’ll see you again in 25 years”, hatte sich Laura (Sheryl Lee) damals in Episode Twenty-Nine von FBI-Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) im Red Room der Black Lodge verabschiedet. Und nun, quasi exakt jene 25 Jahre später, knüpfen David Lynch und Mark Frost in Part 1 von Twin Peaks: The Return an jenen Abschied an. Konzipiert als beinahe 18-stündiger Film, der in 18 Teilen erzählt wird, hat das Revival allenfalls oberflächlich und in Facetten etwas mit Twin Peaks gemein. Zwar nimmt es direkt Bezug auf das Serienfinale und Fire Walk With Me, zuvorderst ordnet sich The Return aber eher in Lynchs jüngere Filmografie ein: Quasi als experimentelles serielles Erzählen im Stile seiner Werke wie Mulholland Drive oder Lost Highway.

Twin Peaks: The Return ist eine Verquickung dieser beiden Lynch-Welten. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen der Figuren aus der Serie und dem Film – nicht alle von ihnen verlaufen glücklich. Genauso wie nicht jede Figur zwingend einen Platz im Revival hat, egal ob sie neu zum Ensemble dazu stößt oder von Anfang an dabei war. So leitet Norma (Peggy Lipton) weiter ihr Double-R-Diner, wo Shelly (Mädchen Amick) ebenfalls weiter den Kaffee ausschenkt und Kuchen serviert. Während Erstere sporadisch ihre Romanze mit Big Ed (Everett McGill) weiterspinnen darf, verliert sich Letztere primär in einem weitestgehend unbedeutenden Nebenplot um ihre Tochter Becky (Amanda Seyfried), die dieselben Fehler macht, wie ihre Mutter einst.

Viele der früheren Twin Peaks-Figuren tauchen hierbei in derartigen Handlungssträngen auf, so auch James (James Marshall) als schmachtend Verliebter oder Dr. Jacoby (Russ Tamblyn), der sich in einer amüsanten Alex-Jones-Persiflage im Internet als “Dr. Amp” über die Regierung und den Ist-Zustand generell aufregt. “We all live in the mud”, erklärt Jacoby in einem Werbeclip, der dazu dient, von ihm mit Goldfarbe besprühte Schaufeln zu verkaufen. “Shovel your way out of the shit!”, ermuntert er seine Zuschauer. Und spricht unwissentlich durchaus in gewisser Weise über die Thematik, die Twin Peaks: The Return über weite Strecken innewohnt. Zumindest für Agent Cooper gilt diese Aufforderung, sich aus einem Ärgernis befreien zu müssen.

Dale Cooper steckt weiter in der Black Lodge fest – zumindest bis MIKE (Al Strobel) ihm einen Weg aufzeigt, den Red Room zu verlassen. “Is it future? Or is it past?”, wird Cooper von dem Einarmigen in Part 2 gefragt. Die Zeit steht still in der Black Lodge, auch wenn dies nicht ohne Folgen bleibt. Zwar gelingt Cooper bereits in Part 2 die Flucht aus dem verfluchten Ort, doch seine Rückkehr – nicht nur nach Twin Peaks, sondern zu seiner eigenen, alten Identität – wird beinahe die gesamte Laufzeit des Revivals in Anspruch nehmen. Eine Odyssee der absurd-redundanten Irrelevanz gewissermaßen, als Agent Cooper schließlich den Platz und das Leben eines weiteren von BOB fabrizierten Doppelgängers von sich in Las Vegas beansprucht.

Die Passagen rund um Dougie Jones (Kyle MacLachlan) entsprechen dem ins Extreme verschobenen komödiantischen Stilmittel der Repetition wie sie sich in Family Guy oder auch den Komödien von Will Ferrell oft findet. Als Versicherungsvertreter befindet sich Cooper fortan den Großteil der Serie im Dauerzustand einer katatonischen Apathie. In dieser ist er weder zu motorischen Bewegungen noch verbalem Austausch fähig – seine Liebe zum Kaffee behält er jedoch. Der Humor liegt dabei einerseits in MacLachlans perfekter Darbietung, unter anderem als Spielautomaten-Rain Man Mr. Jackpots (“Hello-oooooo”), aber auch in der unglaublichen Akzeptanz seiner sozialen Umwelt wie Gattin Janey-E (Naomi Watts) ob seines Zustands.

Immer wieder beobachten wir Ereignisse oder treffen Figuren, von denen zuerst unklar ist, ob sie von irgendeiner Relevanz sind – oder es noch sein werden. Sei es Ashley Judd als neue Assistentin Beverly von Ben Horne (Richard Beymer) in dessen Great Northern Hotel und ihr pflegebedürftiger Ehemann, Balthazar Getty als Drogendealer Red mit Hang zu Zaubertricks oder Charlyne Yi als junge Frau, die eines Abends im Roadhouse plötzlich von Panik befallen wird. Wiederholt wird von einer Figur namens Billy gesprochen, ohne dass wir diese jemals sehen oder erklärt bekommen, welche Bedeutung ihr zukommt. “I feel like I’m somewhere else”, entfährt es da Audrey Horne (Sherilyn Fenn) in Part 13. Und so geht es wohl vielen.

In vereinzelten, verstörten Äußerungen teilten Zuschauer online mit, dies sei nicht ihr Twin Peaks aus den 1990er Jahren. Die Rückwendung in die verklärte Zeit misslingt – natürlich weil Lynch und Frost sie auch nicht bemühen. Stellenweise versuchen sie sich am Entmystifizieren des Mythos’ der Serie, verfolgen dies aber in der Regel nicht weiter. So widmet sich nahezu der ganze Part 8 in einer kongenialen Inszenierung der Entstehung von BOB (Frank Silva) und der Rolle von Laura. Eingestreut in Atomwaffen-Tests im New Mexico von 1945, überwechselnd ins Jahr 1956, wenn am selben Ort Froschkäfer aus Wüsteneiern schlüpfen und ölige Holzfäller aus der anderen Dimension mordend eine lokale Radiostation aufsuchen.

Ähnlich skurril war zuvor schon Coopers Flucht in die Wirklichkeit in Part 3 inszeniert worden. In Schwarzweiß gehaltener Optik, oft visuell und auditiv verzerrt, lebt Lynch hier seinen Avantgardismus aus. Evoziert Frühwerke wie Eraserhead und schert sich sichtlich keinen Deut darum, Antworten zu liefern oder selbst da, wo er sie beginnt, auch abzuschließen. “This is the water, and this is the well”, verkündet der Holzfäller in der Radiostation in Part 8 kryptisch. “Drink full, and descend.” – Trinkt dich voll und steig hinab in die Untiefen des Twin Peaks-Universums, könnte er genauso gut zum Zuschauer sprechen. So wie Sarah Palmer (Grace Zabriskie) später in Part 14, als sie einen aufdringlichen Bar-Gast fragt: “Do you really wanna fuck with this?”

Eine Frage, die sich auch viele Figuren in Twin Peaks stellen könnten, sei es Audreys soziopathischer Sohn Richard Horne (Eamon Farren), der wie sein Großvater im lokalen Drogengeschäft involviert ist, oder auch das FBI-Duo um Gordon Cole (David Lynch) und Albert (Miguel Ferrer). Aufgerüttelt durch mysteriöse Mordfälle in New York und dem scheinbaren Auftauchen der kopflosen Leiche von Major Briggs sowie von Coopers bösem Doppelgänger (Kyle MacLachlan) in South Dakota beginnen sie mit der jungen Agentin Tammy (Chrysta Bell) die Ermittlungen in einem neuen “Blue Rose”-Fall. Zu diesem stößt wenig später auch Diane dazu, die nach zahlreichen Cooper-Referenzen dank Lynch-Muse Laura Dern nach 25 Jahren ein Gesicht erhält.

Ihre eigenen Ermittlungen verfolgen die Beamten in Twin Peaks um Hawk (Michael Horse), Andy (Harry Goaz) und Lucy (Kimmy Robertson). Mit Sheriff Frank Truman (Robert Forster), Bruder des an Krebs erkrankten Harry, rollen sie den Fall um Laura Palmer und Dale Cooper wieder auf. Unterstützt von Bobby Briggs (Dana Ashbrook), der, wie es der Zufall so will, inzwischen selbst für das Sheriff’s Department arbeitet. Twin Peaks: The Return jongliert weitestgehend überaus geschickt all diese Handlungsstränge, die nur peripher im Zusammenhang zueinander stehen. Sei es, wenn Tim Roth und Jennifer Jason Leigh ein Tarantino-eskes Auftragskiller-Duo mimen oder Robert Knepper und Jim Belushi gutmütige Casino-Gangster-Brüder.

Über allem schwebt natürlich dennoch die Frage nach dem Warum und Wieso dieser Welt. “Our world is a magical smoke screen”, hatte die Log Lady (Catherine E. Coulson) in Episode Twenty-Seven gesagt. Aufgrund des Ablebens der Darstellerin in 2015 – nicht der einzige Verlust im Ensemble, so verstarb Miguel Ferrer Anfang des Jahres – kommuniziert diese im Revival ausschließlich mit Hawk per Telefon. Ist aber kryptisch wie eh und je. “Now the circle is almost complete”, teilt sie Hawk in Part 10 mit. Die zeitliche Einordnung der Ereignisse ist von Bedeutung, nun, 25 Jahre später. Weshalb auch immer. “If we’re not at the right place at exactly the right time, we won’t find our way in”, wusste schon Cooper in Episode Twenty-Eight.

Twin Peaks: The Return gebiert sich hier stellenweise als vorherbestimmtes Schicksal in Lost-Manier. Wo Ereignisse der Gegenwart lange in der Vergangenheit bereits vorausgedeutet und Figuren wie Wachmann Freddie (Jake Wardle) in Position gebracht wurden. Wenn wir dann erleben, wie Phillip Jeffries über Judy spricht, erscheint es so, als würden Lynch und Frost uns Antworten geben, stattdessen werfen sie aber eher neue Fragen auf. Im Kern geht es in den beiden finalen Part 17 und Part 18 dann erneut darum, dass Agent Cooper irgendwie – und: irgendwann – doch noch Laura Palmer retten kann. Denn wie die Log Lady in Part 15 in einer Selbstreferenz gegenüber Hawk deutlich macht: der Tod sei “just a change, not an end”.

Was die Zuschauer mit dem Revival tatsächlich sehen, bleibt offen. Lynch macht hier wie schon in Fire Walk With Me Andeutungen, es könnte sich nur um einen (Fieber-)Traum handeln. “We live inside a dream!”, hatte Phillip Jeffries (David Bowie) im Prequel-Film behauptet. Eine Vermutung, die Gordon Cole in einem Traum von Monica Bellucci bestätigt zu werden scheint. “We are like the dreamer who dreams and then lives inside the dream”, teilt die italienische Schauspielerin dem FBI-Direktor darin mit. Und stellt die entscheidende Frage: “But who is the dreamer?” Ob Traum oder Realität, die Welt von Twin Peaks meint es so oder so mit vielen ihrer Figuren nicht allzu gut. Wenn auch stets mit einer gewissen Prise schwarzem Humor.

“Things can happen!”, erregt sich da Sarah Palmer in Part 12 im Supermarkt. “Something happened to me!” Damit steht sie natürlich nicht allein, auch mit Dale Cooper und Audrey Horne geschah etwas, das sie veränderte. Genauso wie mit Diane. Echtes Glück blieb nur wenigen Charakteren vorbehalten, allen voran Andy und Lucy mit ihrem Sohn Wally “Brando” (Michael Cera) oder – wenn auch spät – Norma und Big Ed. Für viele andere wartet dagegen nur der Tod oder der Weg hin zu diesem, deutlich am Krebstod vieler der Darsteller wie Catherine E. Coulson und Miguel Ferrer vor der Ausstrahlung. Es bleibt nur die Hoffnung, dass diese Traurigkeit nicht von zu langer Dauer ist. “One day the sadness will end”, sagte die Log Lady in Episode Three.

Wie bereits in den ersten beiden Staffeln haben David Lynch und Mark Frost mit diesem ungewöhnlichen Revival erneut die Grenzen des Fernsehens ausgelotet. Voller abstrakt-genialer Momente wie in Part 3 oder Part 8, kulminierend in einem starken kryptisch-mystischen Finale rund um Part 15, Part 16 sowie dem brillanten Ausklang in Part 18. Wer sich von Twin Peaks: The Return eine nostalgische Rückbesinnung zu den Anfängen der Serie erhoffte, muss jedoch genauso enttäuscht werden wie diejenigen, die nach ultimativen Antworten auf offene Fragen lechzten.“Is there an answer? Of course there is”, verriet allerdings schon in Episode Thirteen die Log Lady. “As a wise person said with a smile: ‘The answer is within the question.’”

9/10

26. Mai 2009

Gossip Girl - Season Two

Ain’t karma a bitch? We know Blair Waldorf is.

Letztes Jahr war die erste Staffel von Josh Schwartz’ neuer Serie, Gossip Girl, von mir zur Serie des Jahres gekürt worden. Hatte ich zuerst etwas Anlaufschwierigkeiten, nahm mich der Drama-Faktor der Show kurz darauf richtig an. Hier legt wahrlich jede/r jede/n aufs Kreuz – gerne auch mehrfach. Zwar war die Auflösung des großen Geheimnis’ von Serena van der Woodsen (Blake Lively) letztlich nicht wirklich spektakulär (sie glaubte einen Menschen auf dem Gewissen zu haben), aber im Grunde wurde die Startstaffel ohnehin von Blair Waldorf (Leighton Meester) getragen. Mit ihren Kabalen reihte sie sich ganz weit oben ein, in der Liste der intriganten Schlampen (vis a vis mit Heather Locklears Amanda aus Melrose Place). Ihre kleinen und großen Machenschaften – mal mit, mal ohne Chuck Bass (Ed Westwick) – ließen bisweilen die Kinnladen zu Boden knallen. Aber man weiß ja, die unschuldigsten Gesichter bergen die größten Teufel. Inhaltlich folgte Gossip Girl zuvorderst den Erlebnissen des mittelständischen Dan Humphrey (Penn Badgley), sowie seiner Schwester Jenny (Taylor Momsen) und dem gemeinsamen Vater (Matthew Settle).

Am Ende der ersten Staffel gab es nun jede Menge Drama. Serena ehemalige Freundin Georgina (Michelle Trachtenberg) trieb sich wie ein Keil zwischen das Paar, während auch Chuck und Blair ihr Glück nicht gegönnt sein wollte. Die zweite Staffel setzt nun in den letzten Wochen der Sommerferien an, wenn Serena und Nate (Chace Crawford) vorgeben, wieder zusammen zu sein, während Nate eigentlich eine Affäre mit einer verheirateten Frau (Mädchen Amick) unterhält. Währenddessen trumpft Jenny in der Modefirma von Blairs Mutter auf, Blair lernt einen charmanten britischen Adeligen kennen und Dan genießt sein Praktikum bei einer renommierten Zeitung. Doch wer Gossip Girl kennt, der weiß, dass sich die Charaktere nur dann wohl fühlen, wenn sie im gegenseitigen Elend baden können. Inhaltlich versucht die zweite Staffel dabei mehrere Erzählstränge zu stemmen. Sei es Blairs Affäre mit Marcus, Dans Recherchen hinsichtlich Chucks Kindheit oder der unerwartete Tod von Chucks Vater, sowie die On-Off-Beziehung zwischen Rufus und Lily (Kelly Rutherford). Ganz besonders delikat wird das Ganze dann, als Dan eine Liaison mit Serenas Lehrerin Ms Carr (Laura Breckenridge) beginnt, während Blairs Zukunft den Bach runter zu gehen scheint.

Während der ersten fünfzehn Episoden weiß die Drama-Serie gut zu unterhalten, baut jedoch im Vergleich zum Vorgänger bereits eine Spur ab. Mit Pret-a-Poor-J und Gone With the Will wollen auch lediglich zwei Folgen so richtig überzeugen, wobei es – traurigerweise – gerade die Storyline um Mädchen Amicks Figur ist, die der Serie zu Beginn großen Schaden zufügt. Das Intrigenmuster - welches frei von jeglicher Motivation ist - will nicht wirklich unterhalten, sondern langweilt mit der Zeit eher. Derartige Nebenhandlungen baute Gossip Girl in den vergangenen Monaten öfters auf. Hatte Dans Affäre mit Ms Carr noch ansatzweise einen Zweck, so waren Serenas Anbandlungen mit Aaron, Gabriel und Co. nur leidliches Balsam auf die Drama-Haut der Serie. Ohnehin verkommt Schwartz’ Schöpfung inzwischen zu einer kleinen Melrose Place-Kopie, von im wörtlichen Sinne praktisch jeder einmal mit jedem ins Bett steigen darf. Besonders für Chace Crawford hatte man dieses Jahr einiges im Peto, durfte sich sein Charakter im Laufe der 25 Folgen neben Mädchen Amicks Figur auch noch mit Jenny, Blair und Vanessa (Jessica Szohr) vergnügen. Die Liebesschwüre ändern sich hierbei schneller, als für gewöhnlich das Wetter im April. Dass dabei die ungewöhnlichsten Durchmischungen zu Stande kommen, macht die Sache nur noch abstruser.

Mit den finalen zehn Episoden bricht die Show dann grandios ein, wobei hier die Schüler-Lehrerin-Affäre noch das Beste ist. Teilweise nehmen die Handlungsbögen wie in You’ve Got Yale! desaströse Formen an, wenn sich Chucks Cousin während einer Opernpause auf die Damentoilette mit Lily van der Woodsen einsperrt, um diese dort zu vergewaltigen. Fast genauso schlecht, weil total überflüssig, ist die vorletzte Folge Valley Girls, die, wie schon in Grey’s Anatomy vor zwei Jahren gepflegt, das im Herbst startende Spin-Off der Serie rund um die Jugendjahre von Lily einführen sollte. Eigentlich sind die letzten zehn Folgen bis auf das Staffelfinale The Goodbye Gossip Girl eine Beleidigung für die Ereignisse der ersten Staffel, hatte diese doch ein außerordentliches Niveau an den Tag gelegt. Es sollte somit nicht verwundern, dass die Serie - selbst wenn die Zuschauerzahlen in den USA im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind - im zweiten Jahr stark nachlässt. Oder drastischer gesagt, kaum wieder zu erkennen ist.

Sinnbildlich für die Inhaltsfreiheit der letzten Staffel kann man Lilys und Rufus’ Beziehung nehmen. Stets führt die kleinste Auseinandersetzung dazu, dass sich Rufus von Lily abwendet, um ein, zwei Folgen später doch wieder von Hochzeit und Zusammenziehen zu sprechen. Das wiederholt sich dann selbstverständlich mehrfach, fast genauso oft, wie Chuck und Blair versuchen anzubandeln, aber scheinbar aufgrund ihrer inneren Verrottung nicht dazu fähig sind, zu ihren Gefühlen zu stehen. Da brauchen sich die Charaktere nicht wundern, wenn sie im Finale Gossip Girl (Kirsten Bell) in aller Öffentlichkeit ob ihrer Geheimnisse und Fehltritte bloßstellt. Im Nachhinein sind die einzigen besonderen Vorzüge der zweiten Staffel - allerdings ausschließlich in optischer Hinsicht - die Gastrollen von der umwerfenden Mädchen Amick und der ihr kaum nachstehenden Tamara Feldman. Über die Nachfolgerstaffel, die kaum ein Kandidat für den Titel der Serie des Jahres ist, hüllt man besser den Deckmantel des Schweigens. Immerhin suggeriert das Staffelfinale, dass einige der Figuren in ihrem Charakter gewachsen sind. Ob sich diese Charaktere festigen werden, wird man im Herbst sehen. Inwieweit sich die Serie hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Locations fortführen lässt - die fünfte Staffel von Dawson’s Creek lässt grüßen -, bleibt abzuwarten.

7/10

18. Dezember 2008

My Own Worst Enemy

Yesterday I did blow up two guys in the middle of the desert. You would probably call that just a Tuesday.

Sie sind en vogue, die Agentenfilme rund um xXx, Jason Bourne und James Bond. Unbesiegbare menschliche Waffen, mit brillanter technischer Klasse versehen und dabei ebenso präzise wie effektiv. Im Kino kann sich dieser Schlag Mann schon länger austoben, im Fernsehen ist das eher die Seltenheit. Das scheint sich auch Jason Smilovic gedacht zu haben. Der Autor, der sich sowohl für den Fernsehmehrteiler Kidnapped als auch den schwarzhumorigen Actioner Lucky Number Slevin verantwortlich zeichnet, erschuf für das diesjährige Fernsehjahr eine neue Serie, die allerlei Referenzen beherbergt. In My Own Worst Enemy zelebrierte Smilovic ein solches Agentenmuster – nur fand es beim Publikum keinen Anklang. Um fast fünfzig Prozent fielen die Quoten des Staffelfinales im Vergleich zum Piloten. Das dies das Aus der Serie bedeutet, ist nachvollziehbar. Und obschon die Autoren die Serie, die lediglich neun Folgen umfasst, gebührend zu Ende bringen wollten, erhielt My Own Worst Enemy nun doch sein ursprüngliches, offenes Ende. Man erfährt nicht was mit den Figuren wird und wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Bedenkt man, dass die Serie aber gar keine richtige Geschichte zu erzählen weiß, fällt das Finale weit weniger schwer ins Gewicht, als man vermuten könnte. Die offenen Handlungsstränge lassen sich durch naheliegende Mutmaßungen zu Ende führen.

Mit einem Sniper-Gewehr sitzt er in einem verlassenen Fabrikgebäude irgendwo an der europäisch-asiatischen Grenze. Edward Albright (Christian Slater) ist einer der Top-Agenten einer geheimen amerikanischen Organisation. Als sein Attentatsziel eintrifft, wird Edward schwummrig vor den Augen, nachdem er seine Sicht wieder gewonnen hat, ist er eine andere Person. Seine Deckung fliegt auf und in letzter Sekunde kann die Person, die sich als Henry Spivey zu erkennen gibt, von Edwards Partner Raymond (Mike O’Malley) gerettet werden. Was folgt bringt Henrys Welt ins Wanken. Die Geheimdienstleiterin Mavis Heller (Alfre Woodward) eröffnet Henry, dass er selbst nur ein Alter Ego von Edward sei. Eine Tarnung quasi. Immer wenn Edward für einen Auftrag gebraucht wird, bootet Techniker Toni (Omid Abtahi) ihn hoch. Oder fährt Henry herunter. Wie man es eben sehen will. Doch beim letzten Auftrag ging etwas schief, Henry wurde ungewollt aktiviert und seither besteht keine Kontrolle mehr, wann Henry zu Edward wird und umgekehrt. Zwar hatte Henry gegenüber seiner Firmenpsychologin Dr. Skinner (Saffron Burrows) schon länger Vermutungen geäußert, doch das Ausmaß plättet ihn. Die Wechsel zwischen den Persönlichkeiten beeinflussen fortan Henrys Familienleben mit seiner Frau Angie (Mädchen Amick), sowie Edwards Agentenleben. Sollte sein Chef (James Cromwell) herausfinden, dass Edward zu einem Risikofaktor geworden ist, dürfte sich dieser seines Lebens nicht mehr sicher sein. Jenes Leben bringt dann auch Henry regelmäßig in Gefahr, während er im Grunde nichts anderes möchte, als sein altes Leben wieder zurück zu erhalten.

Der Hauptkritikpunkt der Serie liegt von vorneherein offen: wozu einen Geheimagenten mit gespaltener Persönlichkeit? Der Sinn und Zweck von Henry wird weder im Piloten noch innerhalb der Serie deutlich. Was hätte der MI6 davon, wenn man 007 die Hälfte des Tages auf Eis legen würde und ihm mit einer falschen Identität eine Familie großziehen lässt? Keinen. Eine augenscheinliche Frage, die My Own Worst Enemy nicht zu beantworten weiß und eigentlich nicht mal zu beantworten versucht. Das hilft der Serie nicht sonderlich weiter. Da die Anleihen von Robert Louis Stevensons Dr. Jekyll and Mr. Hyde enorm sind – die Namen der Protagonisten Edward und Henry wurden Jekyll und Hyde entnommen – hätte Smilovic durchaus einfach auf eine von Natur aus gespaltene Persönlichkeit zurückgreifen können. Dann hätte man Mavis einfach nicht eingeweiht und es wäre eine weitaus persönlichere und subjektivere Geschichte geworden. Auch die wäre hart zu schlucken gewesen, aber immerhin plausibler als die Prämisse der Serie. Unglaubwürdig ist zudem die Tatsache, dass man den Agenten einen Chip ins Gehirn einsetzt, bei Fehlfunktion jedoch keinen Schimmer hat, wie man diesen Chip reparieren soll. Es ist dieser Aspekt, der Smilovics Serie die größten Probleme bereitet und mitunter das Serienvergnügen trübt, wenn man denn überhaupt von einem solchen sprechen will.

Denn selbstverständlich wird Henry immer während Edwards Mission wach, naheliegend um die Spannung aufrecht zu erhalten beziehungsweise zu erzeugen. Bisweilen macht dies auch durchaus Spaß, wenn Henry mit einer Waffe in der Hand aufwacht und um sein Leben fürchten muss oder Edward sich mit seinen Kindern auseinander setzen soll, die eigentlich nicht seine Kinder sind. Über ihr Mobiltelefon oder ihre Webcam kommunizieren Edward und Henry miteinander, wobei hier „drohen“ besser passt als kommunizieren. Gelegentlich kommt es dann vor, dass beide voneinander sogar profitieren, wenn zum Beispiel Henrys und Angies Sexleben angekurbelt wird, weil Edward am Zuge ist. Hauptsächlich ist es jedoch Edward, der Henry aushilft. Bedenkt man, dass Henry die erschaffene Persönlichkeit ist, verwundert es zum einen, dass er den Vornamen von Jekyll und nicht von Hyde bekommen hat und zum anderen, dass auf ihm der Fokus der Serie liegt. Christian Slater schlägt sich tapfer mit der Doppelrolle, auch wenn er für beide Figuren jeweils nur einen Gesichtsausdruck parat hat. Auch die übrigen Darsteller spielen ihre Charaktere problemlos runter, wobei man sich wünschen würde, etwas mehr von Mädchen Amick zu sehen. Ihre Figur, wie allgemein Henrys Familie, kommt weitestgehend zu kurz. Das würde nicht so sehr irritieren, wenn man nicht tiefere Einblicke in Raymonds Privatleben bekommen würde, beziehungsweise dem Privatleben seines eigenen Alter Egos. Die Agentenszenen selbst orientieren sich hier zu einem Großteil an den Bourne-Filmen sowie auch Computerspielen wie Splinter Cell und Konsorten. Zu den gelungensten Folgen der Staffel/Serie zählt vor allem The Night Train to Moscow, aber auch die beiden finalen Folgen sind recht ansehnlich geworden. Alles in allem ist My Own Worst Enemy jedoch eine Serie, die weit hinter den Erwartungen zurückbleibt und letztlich wohl zu recht eingestellt wurde. Da stört auch der Cliffhanger im Finale nicht sonderlich.

6.5/10

16. Dezember 2008

Californication - Season Two

Declaring Jihad on your pussy.

So viele gut gemachte und stark besetzte amerikanische Unterhaltungsserien, sowohl im Drama als auch im Comedy Bereich. Und wo landen diese zu einem Großteil? Auf RTL 2, eine wahre Schande ist das. Sei es die zerstückelte Dead Like Me oder aber Heroes, Dexter und ebenjene Californication. Die Serienschöpfung von Tom Kapinos hat sich nicht zuletzt dadurch einen Namen gemacht, dass ihr Hauptdarsteller David Duchovny dieses Jahr mit einem Emmy für seine Rolle als notorischer Weiberheld Hank Moody ausgezeichnet wurde. Kurz vor Start der zweiten Staffel holte die Realität dann die Fiktion ein. Duchovny wies sich selbst wegen Sexsucht ein, kurz darauf verließ ihn seine langjährige Ehefrau Teá Leoni. Auswirkungen auf die Staffel selbst scheint dies kaum gehabt zu haben und auch die dritte Staffel ist zumindest planungstechnisch in trockenen Tüchern. Die zweite Staffel zeichnet sich dadurch aus, dass sie zu drei Serien zählt, die in diesem Jahr die fantastische Mädchen Amick als Darstellerin gewinnen konnte. Außerdem gab sich auch die nicht weniger fantastische Meredith Monroe die Ehre, sowie ihr Dawson’s Creek-Kollege (obschon beide nie gemeinsam gespielt haben) Hal Ozsan. In ganzen fünf Folgen lässt sich Amick bewundern und ist somit fast in der Hälfte der Staffel zu sehen. Damit kann Monroe nicht aufwarten, die lediglich in Vaginatown auftritt, was jedoch nur einer der Gründe ist, die jene fünfte Folge zur gelungensten und amüsantesten der ganzen Staffel verkommen lassen.

Es war ja äußerst verstörend, das Finale der ersten Staffel. Da hat Karen (Natasha McElhone) geheiratet und Mia (Madeline Zima) Hanks neuen Roman geklaut. Und aus heiterem Himmel brennt Karen dann mit Hank und Becca (Madeleine Martin) durch. Kapinos hat jenen Schachzug nun nicht wirklich vorbereitet, aber gut, die Welt ging auch nicht unter. Nun sind sie also wieder zusammen, der Hank und die Karen. Eitel Sonnenschein ist deswegen noch lange nicht. Denn der gute Hank soll sich einer Vasektomie unterziehen und ist über die Schmerzen nur merklich begeistert. Während einer Hausparty kommt es dann zu einem kleinen Missverständnis, als Hank im Dunkeln aus Versehen die falsche Frau oral befriedigt (was jedoch die wunderbare Bezeichnung „mouth rapist“ nach sich zieht). Nach einem Zwist mit der Liebsten landet Hank die Nacht über im Knast. Ein wegweisendes Erlebnis. Hier lernt er den Musikproduzenten Lew Ashby (Callum Keith Rennie) kennen. Und Ashby macht seiner Branche alle Ehre, kokst, raucht, säuft und vögelt was das Zeug hält und im Fall der Fälle wird dann auch die Shotgun raus geholt. Da sagt man nicht Nein, wenn einen diese Person darum bittet seine Biographie zu schreiben. Eitel Sonnenschein ist deswegen immer noch lange nicht. Nachdem eine (S)Ex-Beziehung von Hank ihre Schwangerschaft anmeldet ist mit Karen erstmal nicht mehr gut Kirschen essen. Stattdessen nähert diese sich leicht an Ashby heran, während Hank versucht an Ashbys große Liebe (Mädchen Amick) heran zu kommen, um Stoff für die Biographie zu erhalten. Nicht zu vergessen Charlie Runkle (Evan Handler), „coke smurf“ Marcie (Pamela Adlon) und eine ominöse Pornodarstellerin (Carla Gallo), der die Hauptrolle im Porno-Oscarfavoriten Vaginatown zufiel.

Ohne einen bestimmten Grund nennen zu können, ist die zweite Instanz von „Californication“ besser als die erste. Wobei das auch nur an der Eingewöhnungszeit liegen könnte, sprich ich habe der ersten damals Unrecht getan. Müsste ich noch Mal anschauen. Mach ich aber vorerst nicht. Die guten und schlechten Folgen halten sich diesmal die Waage, dabei sind manche Folgen wie The Raw & the Cooked oder In Utero überflüssig bis zum Anschlag (deswegen aber nicht grundsätzlich mies). Die oben erwähnte Episode Vaginatown ist nahezu perfekt, dicht gefolgt von drei anderen Folgen. Allgemein ist die Mitte der Staffel am überzeugendsten und konstantesten. Die Thematik ist etwas seriöser und wenn man so viel geprägt durch ein neu gewonnenes monogamere Bild. Hank muss sich der Verantwortung einer möglichen Schwangerschaft stellen, zugleich um seine Karriere kämpfen und seine Tochter erziehen. Diese wiederum rückt etwas mehr in den Fokus, bekommt eine eigene Beziehung. Beccas philosophische Ausschweifungen sind dann auch deswegen erträglich(er), da sie gestreuter daherkommen. Nervig sind lediglich die Szenen mit Boheme Julian (Angus Macfayden). Zuträglich ebenso die häufige Abwesenheit von Mia, deren Einbeziehung ich ohnehin nicht nachvollziehen kann beziehungsweise die relative Abgekühltheit in der Hank mit ihr umgeht. Das ganze Plagiatsthema hätte man mehr in den Mittelpunkt rücken können/sollen. Auch das ewige Hin und Her zwischen Hank und Karen – speziell nach dem Staffelfinale – wirkt extrem redundant und auf die Dauer eintönig (Grey’s Anatomy lässt grüßen). Unterm Strich gesehen ist Californication aber eine durchaus ansehnliche Serie per se sowie auch hinsichtlich ihrer zweiten Staffel. Höhepunkt hierbei der wohl politisch unkorrekteste Dirty Talk während eines sexuellen Interkurses. Herrlich!

8/10