The truth is that everybody leaves the cinema feeling a better person.
(Pedro Almodóvar)
Das Kalenderjahr 2009 neigt sich dem Ende entgegen. Zeit, zurück zu blicken, welche Filme dem Publikum dieses Jahr serviert wurden. Oder besser: die ich goutiert habe. Dieses Jahr will ich keine große Rücksicht darauf nehmen, welche Filme ich bereits 2008 gesehen habe, die dann erst dieses Jahr liefen oder die ich 2009 gesehen habe, obschon ihnen selbst für 2010 noch kein definitiver Kinostart zugesprochen wurde. Insofern waren es 134 Filme, in deren Genuss (mal mehr, mal weniger) ich dieses Jahr kam. Davon entfielen 83 auf Kinosichtungen und von diesen wiederum 36 auf Pressevorführungen. Hinzu kamen dann noch Festivalbesuche des Fantasy Filmfestes in Stuttgart sowie von Filmz in Mainz. Die restlichen 44 Filme wurden schließlich per DVD oder Blu-Ray gesichtet, womit sich alle Zahlen auf ebenjene 134 Sichtungen addieren sollten. Den Ungeduldigen unter meiner Leserschaft sei wie letztes Jahr geraten, direkt zur Top Ten zu scrollen. Die Übrigen dürfen sich ebenfalls wie letztes Jahr an einem ausführlicheren Rückblick erfreuen.
Die drei ertragsreichsten Filme des Jahres (wie im Filmstreifen zu erkennen) waren Avatar, sowie die beiden Fortsetzungen Harry Potter and the Half-Blood Prince und Ice Age: Dawn of the Dinosaurs. Damit hat sich gut eine Woche nach Verfassen des Posts bewahrheitet, dass Avatar mehr als ein entscheidendes Wort mitsprechen werden würde. Ähnlich wie Ice Age 3 ist es hier das Box Office außerhalb der USA, das entscheidenden Anteil am Erfolg dieser Filme hat. Das sechste Abenteuer von J.K. Rowlings Zauberlehrling kann man hierbei als größten gemeinsamen Nenner der Kinogänger ansehen. Denn während die Fortsetzung zu Transformers den amerikanischen Markt dominierte (und, Inflation außen vor gelassen, den neunten Film darstellt, der in den USA die 400-Millionen-Dollar-Marke durchbrechen konnte), einigten sich die Europäer weitestgehend darauf, sich vom dritten Ice Age-Abenteuer verzaubern zu lassen. Außerhalb der Vereinigten Staaten liefen sogar bisher nur Titanic und The Lord of the Rings: The Return of the King und eben Avatar erfolgreicher.
Wusste Ice Age 3 ganz Europa zu begeistern? Nein. Ein kleines südeuropäisches Land (Spanien) zählte gemeinsam mit den USA zu den wenigen Nationen, die Pixars Up vorzogen. Eine Besonderheit stellt zudem Polen dar, das wiederum Madagascar: Escape 2 Africa den Vorzug gab. Deutsche, Franzosen und Italiener einigten sich dagegen einvernehmlich darauf, Ice Age 3 zum meistbesuchten Film des Jahres zu machen. Die Briten zogen ganz patriotisch Harry Potter vor. Während in Deutschland und Frankreich auf Diego, Manny und Sid erst Harry Potter und dann ein nationaler Film (bei uns Michael Herbigs Wickie und die starken Männer) folgten, begeisterten sich die Italiener eher für den englischsprachigen Film. Die ersten sechs Plätze nimmt bei ihnen das Ausland ein. Wobei berücksichtigt werden sollte, dass Angels & Demons – der in Rom spielt und gedreht wurde – nach Ice Age 3 die meisten Italiener in die Lichtspielhäuser trieb. Und damit genug über den Tellerrand geblickt.
Erfolg und Beliebtheit gehen jedoch nicht immer unbedingt miteinander einher. Zwar liefen die drei bestbewerteten Filme des Jahres in der Internet Movie Database (IMDb) äußerst erfolgreich, spielten jedoch im Wettbewerb der Großen keine gewichtige Rolle. Bis auf James Camerons Avatar, der bereits nach drei Wochen zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt. Mit einer IMDb-Wertung von gegenwärtig (Stand: 29.12.2009) 8.8/10 war Avatar zugleich der beliebteste Film des Jahres. Gefolgt von Inglourious Basterds und Up mit jeweils 8.5/10. Im Vergleich zum Vorjahr finden sich 2009 unterschiedliche Gewinner. Einer von ihnen ist sicher Schauspieler Sam Worthington, der sich gerade im Action-Genre besonderer Beliebtheit erfreut. Aber auch Regisseur Todd Phillips kann als Gewinner angesehen werden, gelang es dem Regisseur von Werken wie Road Trip mit The Hangover allein in den USA das Achtfache seiner Kosten einzuspielen und damit die erfolgreichste Komödie 2009 abzuliefern.
Den Titel des vielversprechendsten Nachwuchstalentes verdient dieses Jahr am ehesten noch Catinca Untaru aus Tarsem Singhs The Fall. Bei ihren älteren Kollegen beeindruckte zum einen Sam Rockwell in seiner Doppelrolle in Moon. Viele Schauspieler sind daran gescheitert, mehrere Rollen zugleich zu übernehmen. Und wenn außer diesen Rollen niemand anderes im Film auftaucht, ist ein solches Unterfangen umso schwerer. Desto beachtlicher, wie gelungen Rockwell die Aufgabe meistert. Zum anderen spielte sich Evan Rachel Wood eindrucksvoll in den Vordergrund. War ihr in Darren Aronofskys The Wrestler nur eine Nebenrolle gewährt, so meisterte Wood diese jedoch bestens. Dem setzte sie mit ihrer Leistung in Woody Allens Whatever Works diesen Dezember jedoch noch die Krone auf. Bei den Animationsfilmen gefiel mir dieses Jahr Bolt am besten, während ich die zweite Staffel von The Big Bang Theory, die noch eine Schippe zum Vorgänger drauflegte, zur Serie des Jahres küre.
Was zeichnete das Filmjahr 2009 aus? Bestimmte im letzten Jahr das Thema High Definition und die Festlegung auf Blu-Ray das Business, so wurde spätestens mit diesem Jahr der Aufbruch der Branche in die dritte Dimension beschlossen. „I rather think the cinema will die“, soll die Legende Orson Welles einst gesagt haben. Doch entgegen dem obigen Bild aus The Final Destination dürfte 3-D wohl kaum den Todim Kino des Kinos darstellen. Konnten Filme wie Coraline, ebenjener The Final Destination oder Up 3-D-technisch nicht sonderlich überzeugen, zeigte Avatar auf, wie man die Technik effektiv(er) nutzt. Dessen konnte ich mich zwei Mal im Kino überzeugen, mit einer dritten Sichtung in 2D als Vergleich. Genauso oft sah ich The Wrestler, wobei hier eine Sichtung auf die DVD entfiel. Ingesamt betrachtet war 2009 ein relativ enttäuschendes Jahr, auch wenn die Wertungen der Top 10-Filme ein anderes Bild sprechen. Kein Film, der für die Ewigkeit geschaffen scheint. Die nun folgende Liste (Flop Ten in den Kommentaren) präsentiert die für mich zehn besten Filme des Jahres:
10. Avatar (James Cameron, USA/UK 2009): Der unterhaltsamste Film des Jahres, der mit überwältigenden Spezialeffekten und einem bewegenden Soundtrack von James Horner aufwartet. Die Geschichte ist nicht neu, aber mitreißend erzählt. Hinzu kommt, dass ich wohl noch nie mit so niedrigen Erwartungen an einen Film herangegangen bin, um dann festzustellen, dass ich diesem von Anfang an Unrecht getan habe. Er wird vielleicht nicht allen Vorschußlorbeeren gerecht, aber Vielen von ihnen.
9. Bright Star (Jane Campion, AUS/UK/F 2009): Auch von Jane Campion habe ich mir seit The Piano nicht mehr viel versprochen. Umso erfreulicher, dass es der Neuseeländerin hier gelingt, nicht nur einen faszinierendes period piece abzuliefern, sondern auch den wohl ergreifendsten und authentischsten Liebesfilm des Jahres. Für wenig Geld gedreht, mit vielen liebevollen Details ausgestattet und neben der eigentlichen Geschichte noch John Keats huldigend. Totgesagte leben scheinbar in der Tat länger.
8. Moon (Duncan Jones, UK 2009): Man merkte es Jones’ Debütfilm nicht an, dass es sich um einen solchen handelt. Der Sohn von David Bowie bescherte uns dieses Jahr ein so simples wie atmosphärisches Science-Fiction-Drama, das angesichts seines Budgets wirklich beeindruckend ausgefallen ist. Zudem zeichnet das geschickt konstruierte Kammerspiel aus, dass es nie vorgibt, mehr zu sein als es ist. Abgerundet wird das Ganze von dem wie gewohnt stimmigen Soundtrack Clint Mansells.
7. Okuribito (Takita Yôjirô, J 2008): Wenn die Nominierten für den fremdsprachigen Film gelungener sind als ihre englischsprachigen Vertreter in der prestigeträchtigeren Kategorie, sagt dies so manches über Hollywood aus. Takitas besonnener und verdienter Preisträger gefällt durch seinen subtilen Humor, wie auch seine musikalische Untermalung und respektvolle Behandlung der Bestattungs-Thematik. Das Ende ist vielleicht etwas zu viel des Guten, der Film berührt dennoch ungemein.
6. (500) Days of Summer (Marc Webb, USA 2009): Auch Webb deutet nicht an, dass dies sein Debüt darstellt. Nicht unbedingt eine Revolution der romantischen Komödie, aber dank seiner kreativen Frische eine lang ersehnte und willkommene Abwechslung. Ähnlich wie Jones gaukelt Webb seinem Publikum nichts vor, wenn es um Beziehungen geht. Der formidable Soundtrack (der Beste des Jahres) um Hall & Oates’ You Make My Dreams (sowie sein Platzierung im Film) runden das Bild vollends ab.
5. The Limits of Control (Jim Jarmusch, USA/J 2009): Jarmuschs kryptischer Film ist sicherlich wenig zugänglich für den uninteressierten beziehungsweise gewöhnlichen Kinozuschauer. Gibt man sich jedoch vollends der Suggestion seiner Bilder hin, entführt einen das filmische Enfant terrible in eine Welt, deren Interpretation einem jeden Beobachter selbst überlassen ist. Selten wurde man von einem Werk eindeutiger eingeladen, in seiner Undeutlichkeit Mehrdeutigkeit auszumachen.
4. Ai no mukidashi (Sono Sion, J 2008): Sonos Mammutwerk vereint zugleich mehrere Genres in einem Film, dabei mühelos von einem ins andere wechselnd. Auch hier zeichnet sich die musikalische Untermalung besonders aus, steht jedoch hinter den humoristischen und mitunter bildgewaltigen Szenen zurück. Würde sich Sono speziell in der letzten Stunde nicht zu sehr in einem seiner eher unausgegorenen Handlungsstränge verlieren, wäre sein Film noch weitaus beeindruckender.
3. The Cove (Louie Psihoyos, USA 2009): Zwar geht Psihoyos nicht allen Fragen gebührend nach, dennoch verdient sich sein Film den Titel der besten Dokumentation des Jahres. Je mehr der Filmemacher die Heuchelei der japanischen Behörden und insbesondere des Dorfes Taiji aufdeckt, desto emotionaler und ergreifender gerät das Delfinschlachten in Japan. Ein Film, der geschaffen wurde, um Gräuel aufzudecken und ihnen Einhalt zu gebieten. Wohl wissend, dass ein Film allein dafür nicht ausreicht.
2. The Boy in the Striped Pyjamas (Mark Herman, UK/USA 2008): Mit seiner Romanadaption gelingt es Herman dem Holocaust ein Gesicht zu verleihen, ohne verklärend in dieses zu blicken. Vielmehr ist sein Film eine Geschichte über die (reine) Freundschaft zweier Kinder, die letztlich über den kalten Faschismus obsiegt. Ein warmherziger und zugleich bisweilen auch abstoßender Film, der nicht nur stets die richtige Stimmung trifft, sondern auch vom gesamten Ensemble exzellent präsentiert wird.
1. Synecdoche, New York (Charlie Kaufman, USA 2008): Kaufman erschafft mit seinem Regiedebüt weniger einen Film als Kunstwerk. Mit Dutzenden von Details und Symbolen ausgestattet, präsentiert Hollywoods talentiertester Autor etliche Ideen, Anekdoten, Interpretationen, Metaphern und Synekdochen. Eine cineastische Matrjoschkafigur. Ein Film, der je nach Blickwinkel und Betrachtung sein Aussehen verändern kann. Und der sich das Etikett des Kunst- und Meisterwerkes redlich verdient.
(Pedro Almodóvar)
Das Kalenderjahr 2009 neigt sich dem Ende entgegen. Zeit, zurück zu blicken, welche Filme dem Publikum dieses Jahr serviert wurden. Oder besser: die ich goutiert habe. Dieses Jahr will ich keine große Rücksicht darauf nehmen, welche Filme ich bereits 2008 gesehen habe, die dann erst dieses Jahr liefen oder die ich 2009 gesehen habe, obschon ihnen selbst für 2010 noch kein definitiver Kinostart zugesprochen wurde. Insofern waren es 134 Filme, in deren Genuss (mal mehr, mal weniger) ich dieses Jahr kam. Davon entfielen 83 auf Kinosichtungen und von diesen wiederum 36 auf Pressevorführungen. Hinzu kamen dann noch Festivalbesuche des Fantasy Filmfestes in Stuttgart sowie von Filmz in Mainz. Die restlichen 44 Filme wurden schließlich per DVD oder Blu-Ray gesichtet, womit sich alle Zahlen auf ebenjene 134 Sichtungen addieren sollten. Den Ungeduldigen unter meiner Leserschaft sei wie letztes Jahr geraten, direkt zur Top Ten zu scrollen. Die Übrigen dürfen sich ebenfalls wie letztes Jahr an einem ausführlicheren Rückblick erfreuen.
Die drei ertragsreichsten Filme des Jahres (wie im Filmstreifen zu erkennen) waren Avatar, sowie die beiden Fortsetzungen Harry Potter and the Half-Blood Prince und Ice Age: Dawn of the Dinosaurs. Damit hat sich gut eine Woche nach Verfassen des Posts bewahrheitet, dass Avatar mehr als ein entscheidendes Wort mitsprechen werden würde. Ähnlich wie Ice Age 3 ist es hier das Box Office außerhalb der USA, das entscheidenden Anteil am Erfolg dieser Filme hat. Das sechste Abenteuer von J.K. Rowlings Zauberlehrling kann man hierbei als größten gemeinsamen Nenner der Kinogänger ansehen. Denn während die Fortsetzung zu Transformers den amerikanischen Markt dominierte (und, Inflation außen vor gelassen, den neunten Film darstellt, der in den USA die 400-Millionen-Dollar-Marke durchbrechen konnte), einigten sich die Europäer weitestgehend darauf, sich vom dritten Ice Age-Abenteuer verzaubern zu lassen. Außerhalb der Vereinigten Staaten liefen sogar bisher nur Titanic und The Lord of the Rings: The Return of the King und eben Avatar erfolgreicher.
Erfolg und Beliebtheit gehen jedoch nicht immer unbedingt miteinander einher. Zwar liefen die drei bestbewerteten Filme des Jahres in der Internet Movie Database (IMDb) äußerst erfolgreich, spielten jedoch im Wettbewerb der Großen keine gewichtige Rolle. Bis auf James Camerons Avatar, der bereits nach drei Wochen zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt. Mit einer IMDb-Wertung von gegenwärtig (Stand: 29.12.2009) 8.8/10 war Avatar zugleich der beliebteste Film des Jahres. Gefolgt von Inglourious Basterds und Up mit jeweils 8.5/10. Im Vergleich zum Vorjahr finden sich 2009 unterschiedliche Gewinner. Einer von ihnen ist sicher Schauspieler Sam Worthington, der sich gerade im Action-Genre besonderer Beliebtheit erfreut. Aber auch Regisseur Todd Phillips kann als Gewinner angesehen werden, gelang es dem Regisseur von Werken wie Road Trip mit The Hangover allein in den USA das Achtfache seiner Kosten einzuspielen und damit die erfolgreichste Komödie 2009 abzuliefern.
Was zeichnete das Filmjahr 2009 aus? Bestimmte im letzten Jahr das Thema High Definition und die Festlegung auf Blu-Ray das Business, so wurde spätestens mit diesem Jahr der Aufbruch der Branche in die dritte Dimension beschlossen. „I rather think the cinema will die“, soll die Legende Orson Welles einst gesagt haben. Doch entgegen dem obigen Bild aus The Final Destination dürfte 3-D wohl kaum den Tod
10. Avatar (James Cameron, USA/UK 2009): Der unterhaltsamste Film des Jahres, der mit überwältigenden Spezialeffekten und einem bewegenden Soundtrack von James Horner aufwartet. Die Geschichte ist nicht neu, aber mitreißend erzählt. Hinzu kommt, dass ich wohl noch nie mit so niedrigen Erwartungen an einen Film herangegangen bin, um dann festzustellen, dass ich diesem von Anfang an Unrecht getan habe. Er wird vielleicht nicht allen Vorschußlorbeeren gerecht, aber Vielen von ihnen.
9. Bright Star (Jane Campion, AUS/UK/F 2009): Auch von Jane Campion habe ich mir seit The Piano nicht mehr viel versprochen. Umso erfreulicher, dass es der Neuseeländerin hier gelingt, nicht nur einen faszinierendes period piece abzuliefern, sondern auch den wohl ergreifendsten und authentischsten Liebesfilm des Jahres. Für wenig Geld gedreht, mit vielen liebevollen Details ausgestattet und neben der eigentlichen Geschichte noch John Keats huldigend. Totgesagte leben scheinbar in der Tat länger.
8. Moon (Duncan Jones, UK 2009): Man merkte es Jones’ Debütfilm nicht an, dass es sich um einen solchen handelt. Der Sohn von David Bowie bescherte uns dieses Jahr ein so simples wie atmosphärisches Science-Fiction-Drama, das angesichts seines Budgets wirklich beeindruckend ausgefallen ist. Zudem zeichnet das geschickt konstruierte Kammerspiel aus, dass es nie vorgibt, mehr zu sein als es ist. Abgerundet wird das Ganze von dem wie gewohnt stimmigen Soundtrack Clint Mansells.
7. Okuribito (Takita Yôjirô, J 2008): Wenn die Nominierten für den fremdsprachigen Film gelungener sind als ihre englischsprachigen Vertreter in der prestigeträchtigeren Kategorie, sagt dies so manches über Hollywood aus. Takitas besonnener und verdienter Preisträger gefällt durch seinen subtilen Humor, wie auch seine musikalische Untermalung und respektvolle Behandlung der Bestattungs-Thematik. Das Ende ist vielleicht etwas zu viel des Guten, der Film berührt dennoch ungemein.
6. (500) Days of Summer (Marc Webb, USA 2009): Auch Webb deutet nicht an, dass dies sein Debüt darstellt. Nicht unbedingt eine Revolution der romantischen Komödie, aber dank seiner kreativen Frische eine lang ersehnte und willkommene Abwechslung. Ähnlich wie Jones gaukelt Webb seinem Publikum nichts vor, wenn es um Beziehungen geht. Der formidable Soundtrack (der Beste des Jahres) um Hall & Oates’ You Make My Dreams (sowie sein Platzierung im Film) runden das Bild vollends ab.
5. The Limits of Control (Jim Jarmusch, USA/J 2009): Jarmuschs kryptischer Film ist sicherlich wenig zugänglich für den uninteressierten beziehungsweise gewöhnlichen Kinozuschauer. Gibt man sich jedoch vollends der Suggestion seiner Bilder hin, entführt einen das filmische Enfant terrible in eine Welt, deren Interpretation einem jeden Beobachter selbst überlassen ist. Selten wurde man von einem Werk eindeutiger eingeladen, in seiner Undeutlichkeit Mehrdeutigkeit auszumachen.
4. Ai no mukidashi (Sono Sion, J 2008): Sonos Mammutwerk vereint zugleich mehrere Genres in einem Film, dabei mühelos von einem ins andere wechselnd. Auch hier zeichnet sich die musikalische Untermalung besonders aus, steht jedoch hinter den humoristischen und mitunter bildgewaltigen Szenen zurück. Würde sich Sono speziell in der letzten Stunde nicht zu sehr in einem seiner eher unausgegorenen Handlungsstränge verlieren, wäre sein Film noch weitaus beeindruckender.
3. The Cove (Louie Psihoyos, USA 2009): Zwar geht Psihoyos nicht allen Fragen gebührend nach, dennoch verdient sich sein Film den Titel der besten Dokumentation des Jahres. Je mehr der Filmemacher die Heuchelei der japanischen Behörden und insbesondere des Dorfes Taiji aufdeckt, desto emotionaler und ergreifender gerät das Delfinschlachten in Japan. Ein Film, der geschaffen wurde, um Gräuel aufzudecken und ihnen Einhalt zu gebieten. Wohl wissend, dass ein Film allein dafür nicht ausreicht.
2. The Boy in the Striped Pyjamas (Mark Herman, UK/USA 2008): Mit seiner Romanadaption gelingt es Herman dem Holocaust ein Gesicht zu verleihen, ohne verklärend in dieses zu blicken. Vielmehr ist sein Film eine Geschichte über die (reine) Freundschaft zweier Kinder, die letztlich über den kalten Faschismus obsiegt. Ein warmherziger und zugleich bisweilen auch abstoßender Film, der nicht nur stets die richtige Stimmung trifft, sondern auch vom gesamten Ensemble exzellent präsentiert wird.
1. Synecdoche, New York (Charlie Kaufman, USA 2008): Kaufman erschafft mit seinem Regiedebüt weniger einen Film als Kunstwerk. Mit Dutzenden von Details und Symbolen ausgestattet, präsentiert Hollywoods talentiertester Autor etliche Ideen, Anekdoten, Interpretationen, Metaphern und Synekdochen. Eine cineastische Matrjoschkafigur. Ein Film, der je nach Blickwinkel und Betrachtung sein Aussehen verändern kann. Und der sich das Etikett des Kunst- und Meisterwerkes redlich verdient.
An dieser Stelle nun die Flop 10 des Filmjahres 2009:
AntwortenLöschen10. Into the Wild Green Yonder: Ein enttäuschender Abschluss unter die inoffizielle fünfte Staffel. Matt Groenigs Wahl seiner Autoren macht sich hier wie auch bei The Simpsons nicht mehr wirklich bezahlt. Beide Serien treffen kaum noch den Nerv der Zeit und büßen Lacher ein. Nichtsdestotrotz erfährt die Serie 2010 eine sechste Staffel. Ob die an alte Zeiten anknüpft, bleibt abzuwarten; das 20-Minuten-Format dürfte Futurama jedoch besser zu Gesicht stehen. .
9. Taken: Ein anstrengender Action-Film, versucht man der Handlung zu folgen. Die Wendungen und Übergänge sind so abstrus, dass auch die Action selbst ins Lächerliche gezogen wird. Da rettet auch Liam Neeson nicht mehr viel, dem der Status einer Allzweckwaffe überraschend gut zu Gesicht steht (was wohl primär seiner Statur, s. Rob Roy, zu verdanken ist).
8. Watchmen: Der Ultimate Cut wird Moores Vorlage ein wenig gerechter, aber grundsätzlich bleibt Snyders Adaption missraten, da sie sich jeglichem Zugang zur Materie verwehrt. Stattdessen setzt er den Fokus auf Style, während der Rest mit Gewaltorgien aufgefüllt wird. Die ganze Wahl seiner Inszenierung (Besetzung, Kostüme, Musik) ist dabei nicht minder problematisch. Überraschenderweise ist immerhin die Titel-Sequenz stimmig, voller liebevoller Details und somit das Beste an diesem Film.
7. Giallo: Absolut langweiliger, teils erschreckend dümmlicher und zudem noch furchtbar gespielter Krimi. Ich will dem Film mal aufgrund anderer Meinungen zu Gute halten, dass obschon Argento als Meister des Genres angesehen wird, dieser Giallo nicht repräsentativ für Gialli ist. Wenn man es aber nicht mehr kann, dann sollte man es auch besser lassen. Brody beweist hier mal wieder die Unsinnigkeit der Academy Awards. Denn nur weil man einen Oscar als Schauspieler gewinnt, heißt das nicht, dass man auch tatsächlich ein solcher ist.
6. The Duchess: Langatmige Version von Marie Antoinette, nur ohne den hippen Soundtrack, der einem in Coppolas Film vor dem Einschlafen bewahrte. Die dürre Knightley ist hier grandios an der Figur vorbei besetzt worden. Die Geschichte selbst scheint so belanglos wie altbacken. Immerhin spielt Fiennes herrlich böse und die Kostüme sahen schön aus (wofür es verdientermaßen den Oscar gab).
5. Big Stan: Rob Schneider untermauert, dass er über kein Leading-Man-Potential verfügt. Diese kleine Komödie – die es unverständlicherweise nicht in den USA, aber dafür hier in Deutschland zu einem Kinostart geschafft hat – bietet zu Beginn ein paar gute Gags. Den restlichen Film über flüchtet sich Schneider jedoch in Variationen jener Gags und tritt dabei auf der Stelle. Zum Glück wird man sich nicht dieses Filmes wegen an David Carradine erinnern (und auch nicht wegen Crank 2: High Voltage).
AntwortenLöschen4. Knowing: Zu dieser Filmkritik habe ich am meisten Feedback erhalten. Allerdings ausschließlich Negatives. Der Film kam scheinbar bei der Masse, wie auch bei Roger Ebert, sehr viel besser weg. Das Einspiel und die Reaktion auf Foren wie Rotten Tomatoes hält sich jedoch ebenfalls in Grenzen. Wie dem auch sei, die Handlung wirkt reichlich abstrus und unüberlegt abgespult. Mystery-Thriller und Weltuntergangsfilm in einem zu sein, gereicht Proyas’ Werk nicht zum Vorteil.
3. Righteous Kill: Die Jüngeren dürften mit den Namen Robert De Niro und Al Pacino wohl nicht mehr allzu viel anfangen können. Was auch dieser Film trotz der Mitwirkung von 50 Cent nicht geändert haben dürfte. Ich will den Beiden nicht unterstellen, dass sie hier ein zweiten Heat aus dem Hut zaubern wollten, aber nach zusammen genommen siebzig Jahren Kinoerfahrung sollte man meinen, dass sie ein gutes Drehbuch von einem schlechten unterscheiden können. Vielleicht wäre es für die Herren an der Zeit, sich ein Beispiel an Gene Hackman zu nehmen. Rente ist doch auch was Feines.
2. Transformers: Revenge of the Fallen: Mit seiner Fortsetzung unterbietet Michael Bay sogar noch den ersten Teil. Der Humor wird nochmals eine ganze Ecke infantiler: mit heulenden Autobots, bekifften Campus-Müttern und Megan-Fox-rammelnden Decepticons. Abgesehen davon will auch die Action dieses Mal nicht sonderlich beeindrucken. Zum dritterfolgreichsten Film des Jahres hat es dennoch gereicht, weshalb für 2011 bereits der dritte Teil in den Startlöchern steht. Den ich mir dann allerdings ersparen werde.
1. Unter Strom: Drei Mal suchte ich dieses Jahr meine regionale Sneak Preview auf. Zwei der Filme finden sich in dieser Auflistung, der Dritte (I Love You, Man) war wissentlich ausgesucht. Damit setzt sich die Tradition fort, dass man – in diesem Fall: ich – die schlechtesten Filme des Jahres in der Sneak zu sehen kriegt. Selbst wenn man nur zwei bzw. drei Mal hingeht. Dass der betreffende schlechteste Film des Jahres aus Deutschland kommt, verwundert dabei eher weniger. Den Film sollte man – wenn möglich – meiden.
Aus deiner Top10 habe ich erschreckenderweise noch keinen einzigen Film gesehen; sieben davon stehen allerdings schon (längst) auf meiner Liste.
AntwortenLöschenZu den Flop10: "Watchmen" hat mir als das gefallen, was er sein wollte: eine durchgestylte Gewalt-Orgie. Die Vorlage kenne ich nicht. Auch "Taken" hat mir gefallen, wegen Liam Neeson und wegen der doch hoffentlich ganz bewussten Sinnlosigkeit der ganzen Angelegenheit.
Zwei sehr interessante Listen.
Kenne nur zwei Filme aus den Top Ten. Und dein Platz 2 würde es nicht in meine Bestenliste des Jahres schaffen. Auf den Jarmusch freue ich mich.
AntwortenLöschenBezüglich der Flops kann ich mich meinem Vorredner, René, anschließen: WATCHMEN ist großartig und der dumme TAKEN macht richtig Spaß.
Ich werde dieses Jahr keinen Rückblick mehr zustande bringen. Vielleicht Anfang 2010...
Schon jetzt: Guten Rutsch, Rudi!
Interessante Top10, von der ich das meiste nicht gesehen habe und auch nicht mehr sehen werde.
AntwortenLöschenNur aufgrund deiner Platzierung auf 1 werde ich mit den SYNECDOCHE allerdings noch ansehen.
Bis auf Avatar keinen deiner Top10 gesehen. Schwer also, etwas zu kommentieren^^
AntwortenLöschenBei den Filmen, die ich gesehen habe und die in deiner Top 10 stehen, kann ich d'accord gehen. Ein wenig überrascht bin ich aber schon, dass es der Pyjama-Boy auf den zweiten Platz geschafft hat. Und deine Nummer 1 ist, wie gesagt, definitv vorgemerkt.
AntwortenLöschenFür deine Nummer Eins kann ich Verständnis aufbringen, aber was Limits of Control über die erste Hälfte hinweg tragen soll, das bleibt mir unergründlich. Auch dass du ihn die deine Top 10 genommen hast, obwohl du doch hier eigentlich immer der Drehbuchfetischist bist.;)
AntwortenLöschen@Carsten: Das ist doch müßig zu diskutieren, was welchen Film wie und warum über welche Hälften hinweg getragen hat. Was ich im Jarmusch gesehen habe und weshalb er mir gefiel, kann man ja in der Besprechung nachlesen. Natürlich ist es ein Film, der den Meisten missfallen wird, aber das tun so viele Filme. Was zeichnet schon Mulholland Drive aus? Oder Southland Tales? Wie geschrieben, ich mag den Jarmusch, weil jeder raus lesen kann, was er will. Er lässt Mehrdeutigkeit zu. Wie dass ich ihn gut finde und du nicht so gut.
AntwortenLöschenUnd Drehbuchfetischist, was will das schon heißen? Ich hab Avatar in meiner Top-Ten-Liste und in jeder Kritik die ich lese, heucheln mir die Leute vor, dass der Film gar keine Geschichte hat, dass das Drehbuch ein Witz sei. Während sie gleichermaßen Filme abfeiern, die man (wenn man denn wollte) ebenfalls in ein oder zwei Sätzen auseinander nehmen könnte. Wir sind hier doch alles Pharisäer, ein jeder von uns. Was ich oder jemand anderes dem einen Film vorwirft, das ignoriert man bei einem anderen, solange er auf andere Art und Weise sympathisch ist.
P.S.: Die oben geschriebenen Worte [wie alles was ich schreibe], würde weitaus ironischer und unernster klingen, wenn es gesprochen und nicht geschrieben wäre [was die Blogger wissen, die mich in persona kennen]. Nicht, dass das jetzt falsch rüberkommt. Von wegen eingeschnappt oder so. Ich wollte nur darauf hinaus, dass man der Wahrheit mal ins Gesicht sehen muss. Um den Jarmusch zu ziteren: Everything is subjective. ;-)
P.P.S.: Aber freut mich, dass du gut reingerutscht bist, und dass es deiner Systemplatte wieder besser geht (?) [OT]
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenNa ich hatte mich nur gewundert, da du Schwächen in der Story als erstes ankreidest (Coppola etc.). Aber ich freue mich ja, daß du dich mal einfach von der Atmosphäre und den Bildern eines Filmen beeindrucken lassen hast.;)
AntwortenLöschenNur aufgrund deiner Platzierung auf 1 werde ich mit den SYNECDOCHE allerdings noch ansehen.
AntwortenLöschenUnd bedanke mich dafür. Der Film hat mir nahezu das Kinojahr gerettet. :)
@Rajko: Das ist schön. :)
AntwortenLöschenAuch ich habe nur wenige Filme aus deiner Top Ten gesehen - gerade mal 3. Von daher kann ich die Klasse der restlichen 7 auch nicht beurteilen, aber schön, dass "500 Days of Summer" darin zu finden ist. Den fand ich auch frisch, frech und irgendwie ziemlich sympathisch.
AntwortenLöschenAuch aus deiner Flop Ten hab ich nur wenig gesehen. Dass "Watchmen" dort auftaucht, kann ich nicht nachvollziehen (liegt evtl. aber auch daran, dass ich die Comic-Vorlage nicht kenne), aber "Righteous Kill" und "Knowing" tauchen da vollkommen zu Recht auf.