6. August 2014

Dawn of the Planet of the Apes

Ape always seeks strongest branch.

Filmtitel werfen bisweilen so manche Frage auf. Zum Beispiel die von Christopher Nolans Batman-Trilogie oder warum Dawn of the Planet of the Apes auf Rise of the Planet of the Apes folgt. Da macht es der deutsche Verleih mit dem Wortspiel von „Prevolution“ und „Revolution“ auch nur bedingt besser. Wie dem auch sei, so ähnlich die Bedeutung der Titel für das neue Apes-Franchise auch sind, so ähnlich ist sich ihr Thema. Der jüngste Teil der Reihe bietet wahrlich so wenig Neues, dass er statt als Sequel getrost als Remake laufen könnte. Immerhin die Verantwortlichen sind frisch, wurde doch vom Regisseur über den Komponisten bis zum Kameramann und den Cuttern das Personal ausgetauscht. Gegenüber dem Vorgänger hat Dawn of the Planet of the Apes dennoch das Nachsehen. 

Auch vor der Kamera gibt es frische Gesichter. Grinsebacke James Franco wird ersetzt durch den hierzulande weithin unbekannten Jason Clarke. Der gibt Malcolm, einen Überlebenden jener Affengrippe, die am Ende von Rise of the Planet of the Apes fast die gesamte Menschheit ausgerottet hat. Mit anderen Menschen rund um Ex-Militär Dreyfus (Gary Oldman) hat sich Malcolm in den Überresten von San Francisco eingerichtet. Allerdings bedarf es Strom zum Überleben und den soll ein im Wald gelegener Damm besorgen. Blöd nur, dass sich in dessen Umgebung der intelligente Affenclan rund um Caesar (Andy Serkis) eingenistet hat. Mensch und Menschenaffe geraten in Konflikt miteinander und während Malcolm und Caesar um einen friedlichen Dialog bemüht sind, haben andere Parteien in beiden Lagern ihre ganz eigenen Interessen. 

So weit, so neu. Regisseur Matt Reeves (Cloverfield) inszeniert das Misstrauen zwischen beiden Rassen dabei gerade in seinem zweiten Akt relativ gekonnt. Wenn Malcolm mit Sohnemann (Kodi Smit-McPhee) und neuer Flamme (Keri Russell) „unter Affen“ leben darf, grenzt das Ganze zwar nicht an Culture Clash, doch es bahnen sich zwischenaffliche" Beziehungen an. Jugendliteratur verbindet eben Mensch und Affe und wenn man die Gattin des gegnerischen Führers heilt, bringt dies auch Bonuspunkte. Natürlich weiß jeder außer die direkt Beteiligten, dass dieser harmonische Friede nur von kurzer Dauer ist, da Caesars misstrauische rechte Hand Koba (Toby Kebbell) mitbekommt, wie Dreyfus und Co. Waffen zu horten beginnen. Hier zelebriert Reeves eine Spiegelung, wenn sowohl Clarke als auch Caesar in ihren eigenen Reihen mit Charakteren zu tun haben, die das Miteinander zwischen Mensch und Affe unterminieren. 

Die über allem stehende Botschaft ist: so verschieden sind wir gar nicht. Wie Caesar feststellt, schließt das auch die negativen Züge mit ein. Das Mantra „Affe nicht tötet Affe“ muss dann ab einem bestimmten Zeitpunkt das Zeitliche segnen – und mit ihm auch die ruhigen Momente. Der gibt sich im Finale schließlich ganz seinem Action-Wahnsinn hin, wenn auf Pferden reitende Schimpansen im Akimbo-Stil ihre MG-Magazine leeren. Und so zieht und zieht sich der Schlussakt, bis man als Zuschauer gar nicht mehr weiß, warum die Affen jetzt eigentlich alle den 55. Stock einer Baustelle vereinnahmen und die Menschen sinnlos irgendwo C4 anbringen. All des Krawalls und Remmidemmis hätte es eigentlich nicht bedurft, aber Blockbuster scheinen heutzutage nicht mehr ohne pompöses Finale auszukommen. Dagegen war die Klimax des 1968er Originals fast schon kammerspielartig ruhig. 

Wirklich tiefgründig ist Dawn of the Planet of the Apes dabei nicht. Malcolms Offenheit könnte auch als Zugeständnis an die Situation gesehen werden, die von Caesar wiederum durch seine ehemalige Obhut in einem menschlichen Zuhause. Ungeachtet dessen funktioniert ihre Annäherung dennoch am besten, in einem schlichtweg viel zu lang geratenen Film. Ob es da der Eröffnungsszene auf Videospielgrafik-Niveau  bedurft hätte, sei dahingestellt. Grundsätzlich sehen die Affen im zweiten Teil (dessen Budget fast verdoppelt wurde) etwas besser aus als vor drei Jahren der Fall – es bleiben jedoch Pixel-Affen. Wer mag, kann Andy Serkis für sein Mo-Captioning loben, prinzipiell läuft sein Schimpanse aber auch nur weitestgehend mit ein und derselben Schnute durch die Gegend. Für einen Film, der sich primär durch seine Effekte auszeichnen will, ist das in Ordnung, aber nicht sonderlich bahnbrechend. 

Gegenüber dem ersten Teil baut die Fortsetzung somit leicht ab, wer jedoch bereits am Vorgänger Gefallen fand und wen die Vorstellung von MG-schwingenden Schimpansen in Ekstase versetzt, ist hier sicherlich an der richtigen Adresse. Dawn of the Planet of the Apes bietet Action und Drama - allerdings getrennt voneinander. Nur: Von der im Titel proklamierten Revolution zeigt sich im Film nicht viel (weshalb der Titel besser auf den Vorgänger gepasst hätte). Sei's drum, die Titel der Apes-Filme machten ja noch nie wirklich Sinn. Schließlich ist die Erde so wie so ein „Planet der Affen“ – selbst wenn sich der Mensch nicht gerne an seine biologische Familie erinnert.

6/10

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